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Innern befindliche Feuerwerkmaterial zur Auswirkung brachten und gleichzeitig die in ihnen befindlichen Zettel mit den Namen der Kandidaten oder Flugblätter unter bengalischer Beleuchtung herniederflattern liehen. In größtem Umfange wurde von der Leuchtschrift Gebrauch gemacht. Ferner wurden auf Balkons Scheinwerfer an gebracht, die auf die Bürgersteige die Wahlparole der Accion Populär projizierten. Wie man sieht, hat die Findigkeit der leitenden Männer immer wieder neue Möglichkeiten der suggestiven Einwirkung auf das Volk entdeckt, nachdem willkürliche Negierungsmasznahmen, die mit der pflichtgemäßen Unparteilichkeit der Regie rung nicht zu vereinbaren waren, die Benutzung des Flugzeuges und des Radios wesentlich erschwert hatten. Es bedarf keiner Frage, daß diese Art der Propaganda sehr kostspielig war. Das; die Accion Populär über so reichliche Mittel verfügte, verdankt sie dem unvergleich lichen Opfermut der Katholiken aller Kreise. Gerade von den Bedürftigsten sind unerhörte Proben von Opfersreudigkeit gegeben worden. Es entsprach durchaus dem tiefen Sinn dieser Wahl, wie ihn das gläubige katholische Volk verstand, daß nach einem Bericht des Sonderkorrespondenten des Daily Te legraph, also eines unverdächtigen Zeugen, am Morgen des Wahlsonutags „die Kirchen und Kapellen im ganzen Lande überfüllt waren von Männern und Frauen, von Arm und Reich, die glühend für die Wohlfahrt ihres Landes beteten." Zum besseren Verständnis des Wahlergebnisses und der Konstellation im katholischen Lager dürften einige Angaben willkommen sein. Da ist zunächst die größte und führende Gruppe zu nennen, die durch den Wahl kampf zu Weltberühmtheit gelangte: Accion Popu lär. Ihre Einstellung ist zur Genüge bekannt. Es ver dient nur noch in die Erinnerung zurückgerufsn zu wer den, daß sie in der Frage der Staatsform keine für ihre Anhänger bindende Stellung nimmt, obwohl ihre meisten Anhänger monarchistisch sein dürsten. Diese Zurückhal tung hat ihre guten Gründe. Sie entspricht auch der klugen Haltung, die das Zentralorgan der Accion Po pulär, El Debate, konsequent in den letzten zweieinhalb Jahren seit dem Umsturz vom April 1931 an eing'uom- men hat. In der Tat würde eine Aufrollung der Frage der Staatsform derzeit sehr unklug sein und die Wieder aufbauarbeit nur unnötig komplizieren. Die Accion Po pulär ist im ganzen Lande verbreitet, ebenso wie die bei den anderen größeren Gruppen im katholischen Lager: die Renovation Espanola (Spanische Erneuerung) und die Traditionalisten. Diese beiden Gruppen sind grundsätzlich monarchistisch eingestellt. Dazu kom men dann noch die katholisch orientierten regionalen po litischen Organisationen, die ihre Betätigung auf ein be stimmtes Heimataebiet beschränken. Als Beispiele seien die Unabhängige Regionale Gruppe in Santander und die Dalentiarnsche regionale Rechte genannt. AelerlicheS Requiem für die Toten des Weltkrieges Köln, 23. Nov. Der Vuß- und Bcttag sah in den Gotteshäusern Kölns auch diesmal erhebende gottesdienstliche Feiern. Unter ihnen nahm wie alljährlich die Feier im Dom durch die besondere Weihe des Ortes eine überragende Stelle ein. Die Spitzen der Behörden waren in großer Zahl erschienen und hatten aus schwarz verhangenen Bänken Platz genommen. Darunter Gauleiter Staatsrat Groh^, Regierungspräsident Dr. zurBonsen, Oberbürgermeister Tr. Riesen, Landessinanz- amtspräsident Ministerialdirektor z. D. Dr. v. Brandt an der Spitze der Vertreter der Rcichsbchördcn, der Landcslcitcr Toni W i n k c l n k ä m p e r des Ministeriums für Bolksausklärung und Propaganda, Polizeipräsident Lingens, der Präsident des Zenlraldombauvcrcins Reichsminister a. D. Frenke», Mitglieder des Konsularkorps u. w. a. Die beiden Wcihbischöfe Tr. Hammels und Dr. Stockums mit fast sämtlichen Mitgliedern des Metropolitan kapitels waren in den Chorstiihlen erschienen. An den Seilen des Hochchorcs standen Fahncnabordnungen Kölner Krieger vereine. Kardinal Schulte wohnte dem hl. Opfer, das Dompropst Prälat Dr. Paschen zelebrierte, vom Throne aus bei. Der Domchor trug unter Leitung seines Kapellmeisters Pros. Möl- ders mit prachtvoller Klangwirkung das vierstimmige Requiem von Elt vor. Nach Beendigung des hl. Opfers erteilte der Kardinal unter Assistenz der Domkapitulare Berrenrath und Engels die Gegen die Verfälschung des ShristentmnS Berlin, 23. Nov. In Verfolg seiner Abwehr des Einbruchs christus- feindlichen heidnischen Glaubens sind dem evangelischen Neichsbischof in den letzten Tagen weitere Treuckundge- bungen zugegangen. Darunter befindet sich auch eine Erklärung evangelischer Geistlicher aus Breslau, in der es heißt: „Wir erklären, daß das Evangelium von Jesus Christus, das mit der alttestamentlichen Verheißung an hebt, ohne die Verkündigung des Alten Testamentes nicht rein erhalten werden kann. Die Ablehnung des Alten Testamentes bedeutet deshalb ein Verlassen der Grund lage der Kirche Jesu Christi... Wer unter Preisgabe des unverfälschten Evangeliums eine völkische Kirche aus bauen will, verrät unsere Deutsche Evangelische Kirche an die „Deutsche Glaubensbewcgung" (die «christliche Bewe gung, die ins germanische Heidentum zurückkehrcn will und nicht mit der Glaubcnsbeweguna Deutsche Christen zu verwechseln ist. D. Red.) und ans Schwärmertum." Ain Sonntag haben etwa 3600 evangelische Pfarrer des Pfarrernotbundes auf ihren Kanzeln in ganz Deutschland eine Erklärung verlesen, in der zu den Aus führungen des Studienassessors Dr. Krause im Berliner Sportpalast gesagt wird, daß dieses Geschehen unter kei- Oie Gefahren des Deutschlands Vevöllenmg lm Zahre 2000 Berlin, 23. Nov. Wie das VDZ.-Büro meldet, äußert sich für die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenspitzenvcrbände Dr. Kurt Lüttich in außerordentlich beachtlicher Weise über die Gefahren des Geburtenrückganges für den deutschen Bevölkerungsbestand, die sich statistisch errechnen ließen, wobei er jedoch die bereits fühlbaren Auswirkungen der positiven Bevölkerungspolitik des Staates unberücksichtigt läßt. Auf dieser Grundlage geht er davon aus, daß die jährlichen Geburten auf dem Stande 850000 bis 900000 stehen bleiben, daß aber die Todesfälle nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung stark zu nehmen würden. Seine Errechnungen ergeben, daß der Bevölkerungsstand in Deutschland von 62,4 Millionen im Jahre 1925 eine zunehmende Tendenz zeigt bis 1950, wo Geburtenrückganges 67,5 Millionen Einwohner für Deutschland angegeben werden. Dann fallen die Ziffern ab bis auf 46,9 Millio nen im Jahre 2000. Für den Verfasser ist bei seiner Be trachtung vor allem die Entwickelung der So'ialbelastung von Interesse. In diesem Zusammenhang stellt er eine Verschlechterung des Aufbaues der Bevölkerung fest. Er errechnet, daß die Arbeitsunfähigen etwa um 1980 herum auf rund 10 Millionen nngelangt sein werden und daß zu dieser Zeit der Anteil der Arbeitsunfähigen genau so groß sein werde wie der Anteil der Jugendlichen. Der effektive Geburtenrückgang sei zwar erst um das Jahr 1950 zu erwarten, aber bis dahin habe sich die Struktur schon derartig geändert, daß wir mit stärkeren sozialen Schwierigkeiten rechnen müßten. Vor dem Kriege seien uns jährlich 450000 Arbeits kräfte zugewachsen. absolutio ad tumbam. Gleichzeitig erscholl die eherne, feierlich ernste Stimme der St.-Pcters-Glockc, um mit ihrem dumpfen Klange dem Gedächtnis der Opfer des Weltkrieges auch sinn fälligen Ausdruck zu leihen. Den stimmungsvollen Abschluß des Traucrgottcsdicnstcs bildete der vom Domorganistcn Professor Bachem vorgetragene Trauermarsch aus der 7. Symphonie von E. Bruckner. Beim Verlassen des Domes wurde Kardinal Schulte, der soeben aus der Ewigen Stadt heimgekehrt ist und zum ersten Male hier in der Mitte der Gläubigen erschien, freudig und ehr furchtsvoll begrüßt. Vor einem englisch-französischen Wirtschaftskrieg? London, 23. Nov. Daily Herald will wissen, daß der Präsident des Handels amtes in der Zolltariffrage gestern ein Ultimatum an Frank reich gestellt habe. Wenn nicht in sehr kurzer Zeit eine Ver ständigung erreicht werde, dann werde wahrscheinlich Anfang Dezember ein Wirtschaftskrieg ausbrechen. Großbritannien ver lange die Aushebung der ISprozentigcn Sonderabgabc und der liprozcntigen Landungsabgabe aus britische Waren. Wenn Frank reich sich unzulänglich zeige, werde die britische Regierung mit Vergeltungsmaßnahmen in Form einer 21prozentigen Abgabe aus französische Waren antworten. Keine Koalition der spanischen Radikalen mit Sozialisten und Monarchisten Madrid, 23. Nov. Der Nationalrat der radikalen Partei hat beschlossen, den radikalen Bezirksvcrbänden Koalitionsfreiheit für den zweiten Wahlgang zu lassen, unter der Bedingung, daß jegliche Koalition mit den Sozialisten und solchen Gruppen, die monar chistische Tendenzen vertreten, ausgeschlossen bleibe. Dr. Rloufang vor Gericht Berlin, 23. Nov. Vor der 16. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichtes begann der auf mehrere Tage berechnete Prozeß gegen den früheren Leiter der staatlichen Por zellanmanufaktur in Berlin, Dr. Nicolai Moufang. Der Angeklagte war von Januar 1925 bis Dezember 1928 Direktor der staatlichen Porzellanmanufaktur und bezog ein Einkommen, das selbst für die damaligen Verhältnisse als überaus reichlich zu bezeichnen ist. Zu seiner plötz lichen Entlassung führte die Aufdeckung weherer Un regelmäßigkeiten, die aber seinerzeit nicht strafrechtlich verfolgt wurden. Dr. Moufang hat sich in mehreren Fäl len strafbare Handlungen zuschulden kommen lassen, die jedoch bis auf eine inzwischen verjährt sind. In diesem Fall hat der Angeklagte nach den Ergebnissen der Er mittlungen einen Betrag von etwa 50000 Mark aus den Mitteln der Porzellanmanufaktur dazu verwendet, ein in eigenem Namen und auf eigene Rechnung im Februar 1927 herausgebrachtes Buch „Alt-Berlin in Porzellan" zu finanzieren. Der Betrug wird darin erblickt, daß Dr. Molifang die Geltendmachung eines staatlichen Ersatzan spruches durch Vorspiegelung falscher Tatsachen verhin dert habe. Donnerstagmlttag-Verhandlung lm Vrand- sttster-prozeß Leipzig, 23. Nov. Nach derPause läßt der Vo r s i ß e n d e den Ange klagten van der Lubbe vor den Richterlich treten und erklärt, daß er ihn jetzt nochmals gründlichst über die Vorgänge vor dem Reichstagsbrand vornehmen wolle. Der Vorsitzende hält dem Angeklagten in derselben Weise wie in den ersten Verhandlungstagen aus den ver schiedensten Protokollen die Aussagen Lübbes über seine Gespräche mit den Neuköllner Kommunisten lind die darauf folgenden Dinge vor. Der Angeklagte gibt nur zögernd und kurz bejahende Antworten auf die Fragen. Trotz der Aufforderung, sich zusammenhängend zu äußern, beschränkt er sich auf kurze Antworten auf die Vorhalte. Das ändert sich erst, als der Vorsitzende ihn fragt, ob die Neuköllner, mit denen er mehrere Tage verkehrte, Kommunisten gewesen seien. Lu bk" ßwt darauf erregt: Das kann ich doch nicht sagen, ob es Kommunisten waren. Vorsitzender: Haben Sie denn nicht mit den Leuten darüber gesprochen? Haben Sie nicht gefragt, ob sie Kommunisten sind? van der Lubbe: Man fragt so etwas nicht. Vorsitzender: Menn Sie jetzt sagen, Sie wüßten nicht, ob es Kommunisten waren, so glauben wir Ihnen nicht, van der Lubbe: Ich antworte auf die Fragen das, was ich weiß. Vorsitzender: Wann hoben Sie die Absicht gesoßt, den Reichstag anzusteckcn? van der Lubbe: In der Nacht vom Frei tag zum Sonnabend. Ich kann mich daran erinnern, daß ich am Sonnabend morgen den Entschluß gefaßt habe. Darüber hqbe ich aber mit keinem gesprochen. Vorsitzender: Warum nicht? van der Lubbe: Weil ich das als meine eigene Angelegenheit ansehe. Ich habe das doch alles schon angesiihrt. Wenn cs so wichtig erscheint, dann kann ich cs ja wiederholen. Aufführung des Dlasporafilms in Leipzig Leipzig, 23. Nov. Am Buß- und Beilage zeigte Kaplan Kochs den in jüngster Zeit bekannt gewordenen Diasporafilm: Seelen in Not. Der Besuch dieser Veran staltung ließ sehr zu wünschen übrig. Wir in der Dia spora wissen um die Not dieses Bezirkes, wissen aber auch um die Notwendigkeit, helfen zu müssen. Hiervon überzeugt uns die Handlung des Films, der in seinem Ausbau vorbildlich ist. Der Relchsjugendftthrer spricht in Dresden Dresden, 23. Nov. Am 25. und 26. November findet in Dresden die Arbeitstagung der sächsischen Hitler jugend- und Iungvolkführer sowie der Führerinnen des Bundes deutscher Mädels statt. Im Rahmen der Tagung sind u. a. Platzkonzerte, die Weihe des neuen Hauses der Gebietsführung Sachsen der Hitlerjugend auf der Leubnitzer Straße sowie zahlreiche Sondcrtagungen vor gesehen. Am Sonntagvormittag wird der Neichsjugend- sichrer Baldur von Schirach in Dresden eintresfen und in einer großen Hitlerjugend-Kundgebung im Zirkus Sarra- sani sprechen. nen Umständen als einmalige Entgleisung einiger Stür mer und Dränger gewertet werden dürfe. Heidentum sei in den Raum der Kirche eingedrungen. Die Erklä rung bedauert es, daß auf der genannten Versammlung keiner der anwesenden Inhaber hoher kirchlicher Aemter Einspruch erhoben habe. Die Erklärung verwahrt sich weiter gegen eine Behinderung von Pfarrern bei der Verkündigung des Evangeliums und sagt dann: „Wir Prediger des Evangeliums wollen nicht den Vorwurf des Propheten auf uns ziehen, stumme Hunde zu sein, son dern sind es unseren Gemeinden und unserem Volke schuldig, der Verfälschung der Wahrheit entgegenzntreten. Mir bekennen uns darum nachdrücklich zur Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes. Der hl. Klemens W. Hofbauer erhält an seinem Geburtsort Taßwitz in Südmähren eine Kirche und zwar an der Stelle seines Geburtshau ses. Die Mittel zu dem Bau sind durch die Redemptori sten in der ganzen katholischen Welt gesammelt worden. Das Gcburts,zimmer bleibt erlzalten, wird aber als Ka pelle eingerichtet. Der Bau ist so weit gediehen, daß in der nächsten Zeit die Konsekration der Kirche erfolgen kann. Dresdner Vörse vom 2Z. Rovember Uneinheitlich. Die Kursgestallung war heute an der Dresd ner Börse nach der eintägigen Unterbrechung etwas uneinheit lich. Zum Teil Kain Material heraus und drückte aus die Kurse. Der Rentcnmarkt dagegen konnte sich durchweg be festigen. Besonders Reichsbank, die 2,5 Proz. gewannen, tagen sehr fest, und nachbörslich weitere 5,25 Proz. höher vergeblich gesucht wurden. Berliner Kindl setzten ihre Aufwärtsbewegung um 8 Proz. fort, Dortmunder Ritter gewannen 4 Proz., Bank für Bauten 5 Proz., Kraftwerk Thüringen und Wanderer je 3 Proz., Polyphon 2,5 Proz. und Färberei Münchberg 3 Proz. Dagegen mußten einige Banken stark abgcbcn. Sächsische Bank verloren 3 Proz., Dresdner Bank 2 Proz., Sächsisclze Boden- crcdit-Anstalt 2,5 Proz. Je 1,5 Proz. niedriger verkehrten Ro senthal,-Somag und Erste Kulm. Dresdner Chramo büßten 2 Proz. ein. Unter Führung von Rcichsanleihe Altbcsitz splus 1.8N Proz.) ergaben sich für alle Anleihen Besserungen bis 1 Proz. Auch Pfandbriefe lagen freundlich. Kursnotierungen. Rcichsanleihe Altbcsitz vt,8; Reichsan- leihe Neubesitz 15,5; Rcichsbank 166; Sächsische Bodencredit- Anstalt 89,5: Chem. Fabr. v. Heyden 62,25-, Chem. Fabr. Helfen berg 77,5; Dresdner Gardinen 25; Elektra 114; Erste Kulm bacher 68; Felsenkeller 68; Kulmbacher Rizzi 97,5; Mimosa 195; Peniger Patentpapier 16,75; Polyphon 23; Radeberger Export bier 148,5; Reichelbräu 135; Schubert u. Salzer 184; Soe.« Brauerei Waldschlößchcn 88; Wanderer 89; Zeih-Ikon 63. Witterungsaussichten: Fortdauer des meist trüben Wetters. Zeitweise Regen, im Gebirge Neuschnee. Auf frischende westliche Winde. Niederungen frostfrei.