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Nr. 294. Sächsische Volkszeitung Seite 2 dem 6 Kardinale, darunter der Legat des Papstes teil nahmen. An Gedenktagen dee Kirche im ablaufenden Jahr sind zu nennen: die Hundertjahrfeier des Apostolischen Vikariats Ostozeanien, die 700. Iahrfeier der Kustodie des Hl. Landes, die 100. Iahrfeier der „Töchter vom Hl. Kreuz", die 300. Iahrfeier der Binzentinerinnen und die 100. Iahrfeier der Vinzenzvereine, die 75. Iahrfeier der Erscl)einungen von Lourdes, das 1100jährige Jubi läum der ersten christlichen Kirche in der Tschechoslowakei (zu Neutra), die 700. Iahrfeier des Servitenordens, die 100. Iahrfeier der „Armen Schul schwestern", die 100. Iahrfeier der Oxfovdbewegung. Der volksdeutsche Katholizismus. Das größte Ereignis hier ist wohl, daß in Deutsch land nach der legalen Machtergreifung des National sozialismus Reichskanzler Adolf Hitler den ersten Schritt zur Beseitigung der Kampfstellung zwischen katholischer Kirche und Nationalsozialismus im Reicl-e tat. In seiner Programmrede vom 23. März d. I. gab er feierlicl)e Zusicherungen, auf die seitens der Kirclze in Deutschland entscheidener Wert gelegt wurde. Die deut schen Bischöfe zogen daraufhin ihre gegen den National sozialismus vor seiner Machtergreifung ergangenen Kundgebungen zurück. Daraufhin leitete Vizekanzler v. Papen die Verhandlungen über ein Reickzskonkordat mit dem Vatikan ein, das am 20. Juli in Rom unter zeichnet und am 10. September ratifiziert wurde. Deutscl)- lands Bischöfe tagten Heuer zweimal in Fulda am Grabe des Heiligen Bonifatius. Entscheidende Schritte erfolg ten zum Aufbau der Katholischen Aktion. Das Zentralbüro wird in Düsseldorf errichtet, Kardinal Schulte von Köln wurde geistlicher Beirat der Zentral leitung. Der Volksverein für das lratholifck)e Deutsch land trat in Liquidation, die katholischen Lehrer und Lehrerinnen schlossen sich zu einer Gemeinschaft katho lischer deutscher Erzieher zusammen. Zum ersten Mal zog in Berlin Heuer die Fronleich namsprozession über die Straße „Unter den Linden". Man feierte den 120. Geburtstag des Gesellenvaters Adolf Kolping, nacl)dem der großangelegte erste allgemeine deutsche Tesellentag in München vorzeitig hatte abgebro chen werden müssen. Bedeutsam war die Dritte Christ Königs-Tagung zu Mainz, die Salzburger Hoch, fchulwoche, die Soziale Tagung des Katholischen Akade mikerverbandes zu Maria Laach auf der Vizekanzler v. Papen zuerst über das Reichskonkordat berichtete, die 47. Generalversammlung der Görresgefelkschast zu Frei- bürg usw. Durch den Tod verlor der volksdeutsche Katholizis mus im ablaufsnden Jahr u. a.: den Kardinal und Kanz ler der Hl. römischen Kirche Frühwirt, die Kirä-en- komponisten Gruber und Griesbacher, P. Ansgar Pöll- mann O. S. B., die Bischöfe Schreiber und Poggenburg. Kirche im Kampf. In schwerem Kampf steht die Kirche noch immer in Spanien, Ntexiko und Rußland. Die Sowjets lieferten 2 Bischöfe aus. Gegen die Greuel in Spanien wandte sich der Papst in einer Enzyklika. Die Ergebnisse der Neu wahlen in Spanien lassen einen allmählichen Umschwung erhoffen. In Albanien und Südslawien wird die Kiräze verfolgt. Zu kirchenpolitischer Orientierung sandte der Papst einen Vertrauensmann (Msgr. Testa) ins Saar gebiet. Das Elsaß kämpft um seine katholische Schule. In China ist die Gesetzgebung gegen das kirchliche Eigen tum ausgehoben worden. Immer aber fallen dort noch Missionskrüfte Räubern zum Opfer. Als Christen müssen wir die Hinmordung von 1000 chaldäischen Christen im Irak durch fanatische Mohammedaner tief bedauern. In feiner feierlichen Ansprache vom 13. März d. I. sagte Papst Pius XI.: „Wir wissen, daß die katholische Kirche bis zum heutigen Tage schon vieles erduldet hat und auch in Zukunft zu ertragen haben wird . . . Ihr Stifter rüstet sie aber auch für einen ewigen und glor reichen Kampf aus. . . Christus der Herr verhieß ihr, seiner Braut, allein, daß er alle Tage bei ihr sei und daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Neunzehn seit der Erlösung verflossene Jahrhunderte be- iveifen, daß das Versprechen erfüllt wurde. Feinde und Verfolger hat die Kirche Christi zu allen Zeiten gehabt. Ringsumher sind sie alle versclpvunden. Sie allein steht unversehrt und wohlerl-alten. Mit zuversichtlicher und unerschütterlicher Hoffnung schaut sie in die Zukunft, selbst wenn sie heute von größeren Schwierigkeiten heim gesucht wird . . ." Acujahrserlaß de- AelchsprDdenten Berlin, 81. Dez. An die Wehrmacht! Am Abschluß eines für das gesamte deutsche Volk bedeut same«, Jahres übermittle ich allen Angehörigen des Reichs heeres und der Reichsmarine mein« herzlichsten Neujahrs- wünsche. Mit meinem Dank und meiner Anerkennung sür die Lei. stungen des vergangenen Jahres verbinde ich die fest« Zuver- sicht, daß die Wehrmacht — die Hüterin des Staate» — in gehorsamer, toeuer Pflichterfüllung und unermüdlicher Arbeit weiterhin Ihr« Schuldigkeit tu». gez. von Hindenburg, Generalseldmarschall. In gleichem Sinne hat der Reichswehrminister einen Neu. jahrserlatz an di« Wehrmacht herau»gegeben. Neusahrsausrus des Reichsministero der Lustsahrt „Im Jahre 1933 hat der Sieg der nationalsozialistischen Revolution auch der deutschen Lustsahrt die ihr gebührend» Stellung im neuen Staat gegeben. Ich danke an der Jahreswende allen, die am Neuaufbau der nunmehr einheitlich zusammengefatzten deutschen Lustsahrt mitgcarbeitet haben und wünsche ihnen in kameradschaftlicher Verbundenheit ein erfolgreiches neues Jahr Wir geloben: Das Jahr 1934 wird die gesamte Deutsche Lustsahrt, wie bisher, in selbstloser Arbeit und treuer Gefolgschaft hinter unserem Führer Adolf Hitler finden. gez. Göring." Ferner haben Ncujahrskundgebungen veröffentlicht: der Chef des Stabes der SA., der SA.-Gruppensükrer sür Sachsen, Hayn, der Reichssportführer, der Führer der Deutschen Ar beitsfront Dr. Ley und viele andere führende Männer des neuen Deutschland. Bedeutsame japanische Konversionen. Löwen, 30. Dez. In der Nuntiaturkapelle zu Brüssel vollzogen im Dezember die beiden 19 bzw. 21 Jahre alten Töchter des japanischen Gesandten Sato der kürzlich von Brüssel nach Paris versetzt wurde, den letzten Schritt ihres Uebertritts zur katholischen Kirche. Sie wurden getauft, empfingen die erste hl. Kommunion und die hl. Firmung. Beide sind Schülerinnen der Sacre-Coeur- Schwestern in Brüssel gewesen. Die ältere von ihnen besuchte bereits in Tokio (Japan) das Institut desselben Ordens neun Jahre lang. Herr und Frau Cato ivaren mit diesem Schritt ihrer Töchter völlig einverstanden. Der Papst ließ den beiden Neuchristen durch den püpst« lichen Nuntius in Brüssel, Exzellenz Micara, seinen be» sonderen Segen zuteil rverden. P. Joses Breitscheid O. P. gestorben. Leipzig, 30. Dez. Im St. Iosefshaus der Grauen Schwe stern starb l-eute wahloersel)en mit den hl. Sakramenten P. Josef Breitscheid O. P. Der Verstorbene hat lange Jahr« als Missionar in China gewirkt. Mit Rücksicht auf sein« geschwächte Gesundheit mutzte er vor drei Jahren nach Europa zurückkehren. Er ivar seitdem als Kaplan in St. Laurentius, Leipzia-Ncudnitz tätig. Das Requiem findet Mittwoch 10 Uhr in der St. Laurentiuslrircl>e Leipzig-Reudnitz statt. Dao Be gräbnis ist auf dem St. Iohanneofriedhok. Roher Raubüberfall in der Dresdner Seide Dresden, 30. Dez. Ein roher Ueberfall wurde gestern nachmittag gegen 15 Uhr in der Dresdner Heide unweit der Eisenbahnüberführung im Industriegelände verübt. Auf einem Spaziergänge wurde ein über 50 Jahre alter Kriegsinvalide von 8 jungen Burschen überfallen, zu Boden gezwungen und seiner Barschaft in Höhe von RM. S,— be. raubt. Die Täter sind unerkannt entkommen und werden wie folgt beschrieben: Erster: Etwa 17 Jahre alt. 1,75 grotz, schmächtige Gestalt, bekleidet mit dunkler Hofe und grauer Sportmütze. Zweiter: Etwa 19 Jahre alt, 1,70 grotz. schmäch tig, bekleidet mit l>ellem Anzug und kurzer Hose Dritter: Etwa 30 Jahre alt, 1,68 grotz, schmächtig und trug ebenfalls Sportmütze. Sachdienliche Mitteilungen, die auf Wunsch vertraulich be handelt werden, erbittet das Kriminalamt. Zimmer 132, oder nächste Polizeidienststelle. Dresdner Vörse vom 30. Dezember Fester. Die Iahresfchlutzbörse verkehrte in ausgesprochen freundlicher Haltung. Es kam vereinzelt zu beachtlichen Stei gerungen. Vereinigte Zünder zogen um weitere 6 Proz., Elek tra um weitere 4,25 Proz. an. Von Banken konnten Kommerz bank 3,5 Proz. und Sächs. Bank 1,75 Proz. gewinnen. Ain Brauereimarkt lagen Erste Kulm 2,5 Proz., Kulmbacher Rizzi 4 Proz., Radeberger Exportbicr und Aschaffenburger Brauerei je 1,5 Proz. fester. Geraer Strickgarne gewannen 2 Proz., eine größere Anzahl von Papieren bis 1 Proz. Rückgängig waren nur Schubert u. Salzer um 3 Proz., Industrie Plauen und Lingner »m je 1,5 Proz. Kraftwerk Thüringen verloren gegenüber 28. 12. 4 Proz. Anleihen und Pfandbriefe verkehrten ebenfalls lebhaft und fester. Kursnotierungen. Reichsctnlcihc Atlbcsitz 89,3: Reichsan leihe Ncubesitz 17,2; Neichsbank 160; Sächsische Bodeneredit- anstalt 86; Cl>em. Fabr. v. Heyden 60; Lhem. Fabr. Helsen berg 78,5; Dresdner Gardinen 23,5; Elektra 97; Erste Kulm bacher 70,5; Felsenkcllcr 64; Kulmbacher Rizzi 105; Mimosa 185; Peniger Patentpapier 16,5; Polyphon 16,5; Radeberger Exportbier 149; Relchcibräu 131,5; Schubert u. Salzer 188; Soc.-Brauerei Waldschlötzchen 78; Wanderer 83; Zeitz-Ikon 60. Witterungsaussichlen der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichlen. Noch vorwiegend neblig trüb, aber schon zeitweilig aufheiternd. In tiefen Lagen stellenweise Nachtfrost, am Tage Temperaturen bet Null und vereinzelt leichter Sprühregen. Im Gebirge zum teil fönig aufheiternd, anhaltend leichter Frost und Höch« stens noch leichte Schneefälle. Katholisches Pfarramt' Degen Ersatz der verkältnismätzta geringen Fahrkosten werden Kinder — zunächst aus Mlssionsstationen — zur Erholung und Erstkommunion-Vorbereitung aus N Jahr in katholischen Familien unentgeltlich untergebracht. An meldungen sofort erbeten an Katholische» Pfarramt Leipzig-Gohtt«, varnlsonsk. 14. Vor dem VelagerurWzustand ln Rumänien? Proklamation des neuen Kabinetts » ukarest, 3V. Dez. Der erste Ministerrat des neuen Kabinetts Ange les«« hat eine Proklamation an das Volk erlassen, in der zur Ausrechterhaltung der Ordnung und Ruhe und natio nalen Einigkeit in Anbetracht des schweren Unglücks, das das rumänische Volk durch den Tod des Ministerpräsiden ten D u e a betroffen hat, aufgefordert wird. Bisher ist noch kein endgültiger Beschluß über eine Verhängung des Belagerungszustandes gefaßt worden; doch spricht vieles dafür, daß sich die Regierung noch zu diesem Schritt entschließen wird. Das Attentat aus Ministerpräsident Suea Ministerpräsident Duca siel am Freitagabend 10,20 Uhr (osteuropäischer Zeil) auf dem Bahnhof Sinaja einem Attentat zum Opfer. Als er nach einem längeren Empfang bei König Larol in den Zug steigen wollte, um nach Bukarest zurückzukehren, wurde er von einem Studenten durch vier Schüsse in den Kops niedergestreckt; er war auf der Stelle tot. Sein Begleiter, der Abgeordnete Dr. Loslinescu, wurde verletzt. Der Attentäter wurde sofort sestgenom- men. Der Tod de» Ministerpräsidenten dürfte von weittragen den politischen Folgen sein. Er erfolgte gerade in einem sür die innenpolitische Entwicklung Rumäniens sehr bedeutungs vollen Augenblick. Bei dem Attentäter handelt es sich um einen Schüler namens Nicolai Constantmescu. Er warf auch eine Hand granate, die explodierte und den Bürgermeister von Buka rest, Loslinescu, verletzte. Der Attentäter soll drei Helfer gehabt haben. Nach Mitteilung der Kanzlei des Minister präsidenten ist der Täter Mitglied der aufgelösten Eisernen Garde. Auf Wunsch des Königs von Rumänien wurde die Leiche des Ministerpräsidenten Duca in das königliche Schloß in Sinaja gebracht. Kultusminister Angelescu als ältestes Mit- glied des Kabinetts wurde telegraphisch nach Sinaja berufen. Es wird angenommen, daß er mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt werden wird. Staatsbegräbnis für Dura. Bukarest, 30. Dez. Die sterblici-en Ueberreste des ermor deten Mnislerpräsidenten Duca werden im Laufe des Tages nach Bukarest übersührl, wo die Beisetping im Rahmen eines feicrl':cl;en Staatsbegräbnisses vorgenommcn werden soll. Ter Mörder hat ein volles Geständnis abgelegt. Er er klärte, die Tat vorsätzlich begangen zu haben. Vereidigung des neuen Ministerpräsidenten Angeleseu. Ter fritiere Unlerrichtsminister Angelescu ist zum Mi nisterpräsidenten ernannt worden. Er legte noch um 4 Uhr morgens in Sinaja den Eid als Chef der Regierung in die Hände König Carols ab. In der spanischen Kolonie Rio de Oro hat ein Teil der Eingeborenentruppen gemeutert. Es gab zwei Tote und mehrere Verletzte. 14 Meuterer sind geflüchtet. Ter französische Sozialist Leon Vlum teilt im Populaire mit, datz die von Co t y geschaffene Zeitung Ami du Peuple demnächst verkauft wird. l Sin Rundschreiben an die Länder Berlin, 30. Dez. Wie das VDZ.-Büro meldet, hat der Neichsjüstizminister ein Rundschreiben an die Landes justizverwaltungen gerichtet, das sich mit dem Sterili sierungsgesetz beschäftigt. Er betont darin, daß die Maßregeln der Sicherung und Besserung, die wegen gefährlicher Gewohnheitsverbrecher eingesührt worden sind, dem Schutze der Allgemeinheit gegen den Rechts brecher dienen. Ein großer Teil der Personen, auf die diese Maßregeln angewandt werden, stelle aber alle Ge fahr für die Volksgemeinschaft auch durch die Belastung des Volkes mit minderwertiger Nachkommenschaft dar. Sofern Verbrecher erbkrank im Sinne des Sterilisierungsgesetzes sind, stelle dieses Gesetz die nöti gen Handhaben zur Verfügung. Die Justizbehör den würden bei Ausübung der Strafrechtspflege häufig mit Personen befaßt iverden, auf die das Gesetz zur Ver hütung erbkranken Nachwuchses Anwendung finde. Es müsse ihre Aufgabe sein, in solchen Fällen das Eingreifen der Stellen zu veranlassen, die die Unfruchtbarmachung beantragen und anordnen können. Der Rcichsjustiz- minister bittet die Landesjustizverwaltungen in diesem Sinne um Zusammenarbeit mit den Erbgesundl)eits- gerichten und übrigen Behörden. Pros. Sessauer aus der Schuhhall entlassen MUnchen-Sladbach, 29. Dezember. Professor Dr. Dessauer ist, wie das Polizeipräsidium auf Anfrage bestätigt, aus der Schutzhast entlassen worden und nach seinem Wohnsitz Frankfurt a. M. zurückgekehrt. Hanns Zohsk «m Veurlaubnng eingelammen Berlin, 29. Dezember. Wie wir erfahren, ist der Intendant des Staatlichen Schau spielhauses, Hanns Iohst, bis zur endgültigen Regelung der all gemein schwebenden Frage des Staatstheaters um seine einst weilige Beurlaubung eingekommen. Nach Meldungen aus Buenos Aires ist im Zusammenhang mit den gemeldeten Unruhen über ganz Argentinien der Belager ungszu st and verhängst worden. Der amerikctnische Arbelterverband berechnet die Zahl der Erwerbslosen im November aus rund 10,7 Millionen. Der französische Ministerpräsident Chautemps «m.^- fing den belgischen Autzennünister Hymans und den grle- chisck)en Autzenimnister Maxi mos. Beide wurden auch von Kriegsminister Daladier empfangen.