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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190805313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19080531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19080531
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-31
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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dul Azi», sein«, Bruder Muley Mohamed zur Uehermchme de» Oberbefehls über seine Truppen zur Wiederbesetzung von Marrakesch zu bewegen, scheiterten. ES heißt, Muley Mohamed sei seinem anderen Bruder Muley Hafid treu ergeben. Die Versuche Hadschi Omar Tazzia, die Stämme um Masagan für Abdul Aziz zu gewinnen, hatten bisher wenig Erfolg. Gerichtrsaal. Reichsgericht. Landesverrat. Vor dem Reichsgericht beginnt am Montag «in Landesverratsprozeß gegen den Schriftsteller Schiwara aus Solingen und sieben Genossen. Die Angeklagten, die sich seit längerer Zeit in Untersuchungshaft befinden, sind beschuldigt^ der fran zösischen Regierung das Anerbieten gemacht zu haben, militärische Ge heimnisse gegen Geld mitzuteilen, bzw. militärische Geheimnisse einer dritten Person zugänglich gemacht zu haben. Schiwara hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er war ursprünglich Schriftsetzer und brachte es zum Redakteur des „Solinger Kreis- und Jntelligenzblattes". Schon da mals, Anfang der neunziger Jahre, fiel es auf, daß er sich viel mit militärischen Dingen beschäftigte und unter anderem die großen Manö ver als Berichterstatter zu Roß mitmachte. Später wurde er Direktor einer Brauerei in Ohligs und weiter Panoramaunternehmer in Solingen. Schließlich wurde er Redakteur des „Tages-Anzeiger" in Solingen, mußte aber wegen Differenzen von diesem Posten zurück treten und korrespondierte seitdem für auswärtige Zeitungen. Irgend ein Verdacht lag bis dahin gegen ihn nicht vor. Er hatte seine Tochter in der Coblenzer Hilda-Schule untergebracht und rechtfertigte damit seinen öfteren Aufenthalt in der Rheinstadt. Im Hochsommer vorigen Jahres fiel dem Kriminalkommissar Zcnz in dem Grenzorte Herbesthal eine verdächtige Zivilperson auf, die er verhaftete. Bei der Leibes Untersuchung wurden bei dem Festgenommenen die Dienstvorschriften des Coblenzer Artillerieregiments gefunden, ferner trug der? Ver-n haftete eine Anzahl Adressen deutscher Unteroffiziere und Sergeanten verschiedener Regimenter bei sich. Es wurde sofort eine umfassende Untersuchung eingeleitet, die zu weiteren Verhaftungen führte. Eine Haussuchung in der Wohnung in Solingen ergab hinreichend belasten des Material, aus dem bervorging, daß Schiwara schon seit langer Zeit Landesverrat betrieben habe. Verein für die Geschichte Leipzigs. Der erste diesjährige StudieuauSflug, der gemäß altem Gebrauch« am Himmelfahrtsfeste ftattsaud, nahm als Ziel Rochlitz und Wechselburg. Auf dem Rochlitzer Berge wurde da- gemeinsame Mittagsmahl eingenommen. Herr Dr. Kroker gedachte in einer Ansprache zunächst deS jüngst verstorbenen lang jährigen Mitgliedes, des treuen Freundes und hohen Förderers unseres Vereins, Herrn Oberbürgermeisters Justizrat Dr. Tröndlin, und rief ihm den Tank der Mitglieder in die Ewigkeit nach. — Die Führung durch Schloß Rochlitz und die Sammlungen deS daselbst befindlichen GesckichtsvereinS von Rochlitz und Umgegend batte in liebenswürdiger Weise Herr Professor Pfau über nommen. Derselbe legte bei seinem Vorträge über da» erst 1892 von ihm gegründete Altertumsmuseum auf die wohlgeordnete, überaus reichhaltige prähistorische Sammlung, welche Gegenstände der Stein-, Bronze-, Eisenzeit und der slawischen Periode aus etwa 80 Dörfern der Rochlitzer Pflege enthält, das Hauptgewicht. Die Altwaffen- und Porzellan sammlung (interessante Pfeisenköpfe aus dem Ansange und der Mitte des vorigen Jahrhunderts, Gefäße, Geschirr u. a.), sowie ein Spind mit Gewändern, weiche die Bauerntracht bis 1866 veranschaulichen, zogen das volle Interesse der Be sucher auf sich. DaS alte Rochlitzer Schloß, zurzeit Sitz des König!. Amtsgerichts, war ehemals die Wohnstätte sächsischer Fürsten. Es befindet sich über der Oberstadt und der Mulde auf zwei gesonderten Anhöhen, die durch Brücken verbunden sind. Das Unterschlotz ist die älteste Anlage, erneuert im 11. und 12. Jahr hundert, hervorgegangen wahrscheinlich au» einer bei Gründung der Stadt im Jahre 981 entstandenen Burg, 1645 wurde eS zerstört, 1717 aber erst abge tragen. Von dieser Anlage ist nur noch ein Keines Haus vorhanden. Das Oberschloß ist im 14, 1b. und 16. Jahrhundert mehrfach verändert worden. Der älteste, noch gut erhaltene Teil sind die bekannten zwei Türme, Jupen genannt, 1390 von Nike! von Straßburg erbaut. Sie wurden al- Ge fängnisse benutzt für Adlige. 1490 entstand die noch gut erhaltene Kapelle deS Schlaffes mit im halben Achteck gebildeten Chore, worin sich heutzutage das oben beschriebene Altertumsmuseum befindet. Sie zeigt geripptes Netzgrwvlbe und entbehrt des Altars und der Kanzel. Einzelne Reste von Wandgemälden, sowie Bilder von Geistlichen sind noch vorhanden. Die Schloßkavelle war mit den fürstlichen Wobnräumen verbunden. Das Schloß ist im Hussitenkriege und während des 30jährigen Krieges belagert, aber nicht eingenommen worden. DaS westlich« Haupttor zeigt die Jahreszahl 1632, in welchem Jahre eine steinerne Brücke entstand, die über den davorliegenden Wallgraben führt. Die ganze Anlage liegt auf einer Bergzung^ die von 3 Grüben zerschnitten wird. Von hier aus wurde von der Gesellschaft der Weg nach dem naben Roch litzer Berge genommen. An den ältesten Porphyrbrüchen vorüber, die bereits im 12. Jahrhundert den bekannten Stein zu Häuserbauten lieferten, gelangte man zur Höhe, von wo aus sich ein herrliches Panorama entfaltet. Der Nach mittag galt dem eingehenden Besuche der Schloß kirche zu Wechselburg' Die Führung hatte Herr Dir. Dr. Kurzwellv übernommen. Jahrhunderie sind über diesen altehrwürdigen Bau der romanischen Epoche dahingegangen. Ursprünglich ist die Kirche Klosterkirche von Zschillen. Das Kloster wurde von Dedo, einem Sohne Konrads von Wettin, im Jahre 1168 gefristet und mit Augustinerchorherren besetzt. Der erste Propst hieß Dietrich von Lautenberg. Die Weihe dieser für unser Land einzig dastehenden reinromanischen Kirche wurde 1184 vollzogen. Sie dient heute ausschließlich dem katholischen Gottesdienste, und es mutet uns sonderbar an, wenn wir in das Halb dunkel treten, wie so ganz der Charakter der katholischen Kirchen Süd deutschlands durch die sichtbar werdenden Altäre in den Seitenschiffen, durch die Betstühle und den Beichtstuhl und — durch die weihrauchgejchwängerte Atmosphäre hervortritt. Ihr« Herstellung in neuerer Zett datiert au» den Jahren 1843 und 1869. AuS ihrer Geschichte wissen wir, daß sie 1537 durch Brand zerstört, 1637 durch kaiserliche Truppen geplündert wurde und erst 1683 eine Restaurierung erfuhr. Im 15. Jahrhundert war Zschillen an die Deutsch ritter zu Altenburg gekommen und 1539 hatte «S Herzog Heinrich, bezw. dessen Sühne Moritz und August, gegen Umtausch von Ländereien bei Naumburg er halten. 1543 endlich nahmen Zschillen die Herren von Schönburg gegen Aus- tausch von Wehlen, Hohnstein und Lohmen in Besitz und nannten den Ort „Wechselburg". Vom ehemaligen Kloster ist wenig mehr vorhanden; an seiner Stelle liegt das Schloß, seit 1746 in brütiger Gestalt. Die Schlohkirche ist mit dem Chore nach Osten gerichtet und zeigt viel Aehnlichkeit mit der Petersberger Kirche. Der Grundriß zeigt da- Würfelnetz der Kreuzbasiliken. Durch die im Norden gelegene Vorhalle, welche auS zwei mit Säulenpaarcn besetzten Rnndbogenpforten besteht und zwei Kreuzgewölbe ausweist, treten wir in- Innere. Mächtige Pfeiler, durch Bogen verbunden, stützen die Gewölbe. Zwei kreuzaangädnliche Seiten schiffe flankiren das nach dem Chore leitende Hauptschiff. Der Chor lag früher 2'/, m höher. Darunter befand sich die Krypta als Erbbegräbnis von Dedo und seiner Gemahlin MechthildiS. Beider Sternbilder befinden sich, alS aus gezeichnete Bildhauerwerke aus der Mitte de» 13. Jahrhundert» anerkannt, im westlichen Teile der Kirche. Eine Veränderung de- Chore», also Tieserlegung und Zurückstellen des Lettner-, ist um 1666 eingetreten. DaS Altar werk mit romanischem Altarttsch zerfällt in 3 Abteilungen. Herrliche Steinfignren bilden den Schmuck derselben. So zeigt der Mittel dogen die Halbfiguren von Kain und Abel, während die Seitennischen vier männliche Figuren (Daniel, David, Salomo, Nahum) füllen. Am untern Teile des Mittelbaues war vor der Renovierung die Kanzel, die sich jetzt am zweiten Mittelpfetler des ersten Schiffsjoches (nach Osten zu) befindet. Die daran im roten Sandstein gemeißelten Bildwerke find von hohem künstlerischen Werte, sowohl in der Ausführung al» in der Auffassung. An der Vorderseite ist mit prachtvollem Kopfe und unübertroffener Gewandgebung die Christussigu^ um geben von den Evangelistenzeichen und seitwärts Maria mit der Schlange unter den Füßen, sowie Johannes, unter sich eine sich windende Menschenfigur, da» Symbol der Sinnlichkeit darstellend; am westlichen Seitenreltes erblickt man die erhöhte Schlange, daaei zwei Israeliten, MoseS mit den Gesetztafeln und dem Wunderstabe. An der östlichen Kanzelseite ist die Opferung Isaak im Hochrelief dargestellt. Die Arbeit stammt au- dem 13. Jahrhundert. Das ganze Altarwerk schmückt ein mächtige- steinerne» Kruzifix mit den Brgleitfiaurrn der Maria und de» Johanne«. Die Darstellung ist äußerst tiefsinnig aufgefaßt und kaum übertroffen. Ueber dem Heiland in die Figur Gottvater al» Segenspender, unter den Füßen aber Adam mit dem Kelche, der das heilige Blut aufsaugt. Das gesamte Bildwerk will, die im Judentum verheißene, im Neuen Bunde durch Christi Kreuzestod vollführte Er lösung der Welt veranschaulichen. Merkwürdig muten uns an den Chorsriten die Steinfiguren von dem zum Kampfe gewappneten MoseS und von dem al» Priesler mit dem Kelch versehenen Melchisedek an; beide werden nach 1. Mos. 14,18 miteinander in Verbindung gebracht und sind als Borbild de« erlösenden Christentum« auszufaffrn. In der Nähe deS nördlichen Eingangs ist noch ein Taufstein vorhanden, der wegen seine« Alter« erwähnenswert ist. Er stammt aus der Kirche von Jerisau (seit 1853) und ist um 1200 grf«rtigt. Der Bilderschmuck über den Pseilrrbögen und im Chore ist au» der neuesten Z«it und stellt zumeist V«- gebenhetteu an- der Geschichte Christi «ud d«r Maria dar. Theater und Atonzevt. Neues Theater. (Herrn Brunows Abschied.) Im Neuen Theater verabschiedete sich Herr Brunow am Sonnabend in „Wallensteins Tod" vom Leipziger Publikum. Herr Brunow gab dem Friedländer nicht das wuchtige, hallende, finstere Pathos des vorn Schicksal umflammten Helden, des im Machtgedanken Verlorenen, er stattete seinen Generalissimus mit blonder, lichter Maske und Lyrismen aus, durch die der scheidende Künstler einen feinen, sympathischen Unterton in des rebellischen Herzogs düstere Gestuft brachte. Vorzüg lichen Akzent gewann er für die aufzuckende Herrschernatur des Wallen- stein vor den klirrenden Kürassieren. Sein schönes, klingendes Organ kam in solchen Augenblicken wirkungsvoll zur Geltung. Die Huschauer applaudierten lebhaft und spendeten Herrn Brunow Lorbeerkranze und Bukett». * Letzte Lokalnachrichten. «. Leipzig, 31. Mai. Ringkämpfe im Zirkus Sidoli. Gestern abend sind zwei neue Ringer in die Konkurrenz eingetreten, der Deutsch-Amerikaner Wilson und der Leipziger Leichtgewichtsringer Schmidt. Als erstes Paar betraten der Däne Jeß Bördel und Schmidt die Schran ken, welch letzterer sich sehr gut einsührte. Nach beiderseitig sehr leb haft geführten: Kampfe gelang es dem Leipziger, seinen Gegner in 11 Min. 37 Sek. durch Schullerdrehgriff ans dem Stande zu besiegen. Der Teutsch-Amerikaner Wilson wehrte sich tapfer gegen den Eng länder Cyklop, welcher, wie immer, so derb zufaßt«, daß das auf geregte Publikum am liod-sten sich an dem Kampf beteiligt hätte um Wilson zu befreien. Nach 7 Min. 13 Sek. fiel der Deutsch-Amerikaner durch Halbnelsen am Boden. Der Revanchekainpf Kara Mustapha gegen den Weltmeister Lurich gab dem letzteren wieder einmal Ge legenheit, nicht nur seine großartige Technik, sondern auch seine Kom binationsgabe in das glänzendste Licht zu stellen. Der Sultanringer leistete sein Bestes, nicht nur im Ringen, sondern auch in reglements widrigen Griffen, die den lebhaftesten Protest des Publikums hervor riesen. Doch nützte ihm sein Draufgängertum nichts und nach 27 Min. 13 Sek. lag er, durch einen vom Weltmeister schlau kombinierten Trick mit nachfolgendem Armzug aus dem Teppich. Tosender Beifall belohnte seinen Sieg. — Heute ringen der beliebteste deutsche Meisterringer Michael Hi hier, welcher zum ersten Mal« in Leipzig auftritt, mit dem Leichtsgewichtsringer Schmidt. Der Deutsch-Amerikaner Wilson mit dem Berliner Ehlert. Der Engländer Coyklop mit dem Türken Mustapha sEntscheidungskamps). Letzt« Depeschen und Fevn^pveehmeldnngen. Aus der Wahlrechtsdepntation. I>. Dresden, 30. Mai. (PrivailÄegramm.s In der gestrigen Sitzung äußerle sich Abg. Opitz zunächst über die geschäftliche Behänd- lung des Entwurfes. Vor der Vertagung könne eine Verhandlung im Plenum nicht mehr statifinden, aber es werde noch ein Vorbericht an das Plenum kommen. Offen seien noch drei Fragen: 1> Integral- oder Drittelerneuerung? 2> Ein- oder zweijähriger Wohnsitz? 3s Altersgrenze beim 50. oder 45. Lebensjahr? Die nächste Aibeit würde dann die Wahlkreiseinteilung sein. Er bat die Regierung, in der Zwischenzeit bis zum Herbst die Wahlkreiseinteilung auszuarbeiten und dann der Deputation vier Wochen vor der Wiedereinberufuna des Plenums zur Beratung zugehen zu lassen. Abg. Bär wünscht schon jetzt eine Stel lungnahme zu Wohnsitz und Alter. Abg. Pflug wünscht, daß über seinen Antrag, betr. die Wähllreiseinteilung, abgestimmt werde. Abg. Ulrich bedauert, daß nicht schon jetzt ein vollständiger Abschluß der Wahlrechtsreform herbeigeführt werde. Die Al'gg. v. Querfurth und Andrae erklären, an der Grundlage des Kompromisses dürfe keinesfalls gerüttelt werden, sonst wäre die Grundlage für weitere Ver handlungen entzogen. Geh. Regierungsrat Heink legt Verwahrung gegen die Annahme ein, daß die Negierung dem Kompromiß zustimme. Sie könne noch gar keine Stellung dazu nehmen, da die Frage der Wahl kreiseinteilung noch eine Lücke in dem Kompromiß der Parteien bilde. Auch könne die Regierung keine Wahlkreiseinteilung vornehmen, wenn man sich nicht über die drei streitigen Punkte geeinigt habe. Er gab aber zu, daß eine Wahlkreiseinteilung auch nicht ohne die Mitwirkung der Negierung zustande kommen werde. Präsident Dr. Mehnert meint, über die erwähnten drei Punkte könne gar leine Unklarheit mehr bestehen. Die Drittel- oder Jntegralerneuerung sei in das Ermessen der Negierung gestellt. Der zweijährige Wohnsitz liege im Kompromiß fest. Zu einer Abstimmung kam es nicht, im allgemeinen erklärte man sich aber mit diesen Acußerungen einverstanden. Geb. Negierunasrat Heink erklärte, wenn die Deputation an der Altersgrenze festhalte, sei die Regierung bereit, die Wahlkreiseinteilung zu machen. — Dann trat man in die zweite Lesung des Entwurfes ein. Die Mgg. Bär und Goldstein erklärten, das; sie generell gegen jeden Paragraphen stimmten. 8 3, betr. die Dauer des Mandates, wird gegen die Stimmen der Abgg. Pflug, Bär, Goldstein, Dr. Vogel und Hettncr angenommen. Falls die Regierung aber auf einer Drittelerneuerung besteht, soll das Kompromiß daran nicht scheitern. 8 16. der den zweijährigen Wohnsitz festlcgt, wird gegen die Ltimmcn der Äbgg. Pflug, Goldstein und Bär angenommen. Bei 8 18 schlägt Abg. Pflug vor, über seinen Antrag, betr. Kulnrinierimg der Zusatzstimmen abzustimmen. Dies wird ab gelehnt, und zwar gegen die Stimmen Pflug, Bär und Goldstein. In der Gesamtabstimmung wird der ganze Z 18 angenommen gegen die Stimmen Goldstein, Pflug, Bär und Ulrich. Dr Zöphel war verhin dert an der Sitzung teilzunehmen. Abg. Ulrich begründet sein Ver halten damit, daß der Antrag Pflug betr. die Knlunnierung der fünf Momente, die zur Erlangung einer Zusatzstimme berechtigen sollen, nicht der Negierung als Material überwiesen werde, - ettner beantragt, die Regierung zu ersuchen, bis zum Herbst die Grundsätze der Wahlkreiseinteilung auszuarbeiten, und zwar unter Berücksichtigung der sozialen und wirtschaftlichen Zusammengehörigkeit, sowie unter An- halt an die historische Entwicklung, und dann dies« Vorschläge der De putation zugänglich zu machen. Dieser Antrag wird angenommen. Äb- gelchnt wird der Antrag Pflug—Dr. Zöphel, wonach die BevölkerungS- zahl und geographische Geschloisenlieit der Kreise maßgebend sein sollen. Man wünscht dann eine Erklärung der Regierung zum Kompromiß und speziell auch zu der Frage der Wahlkreiseinteilung. Geh. RegierungS- rat Heink erklärt hieraus, er müsse immer wieder betonen, daß die Wahlkreiseinteilung ein wesentlicher Bestandteil des Kompromisses sei. Der Minister sei aber verhindert, zu erscheinen, und ohne ihn könne er keine Erklärung abgeben. Die Deputation bedauert das, hofft aber, daß eine solche Erklärung noch bis zur Abfassung und Herstellung des. Berichtes erfolgen wird. Nächste Woche sollen noch eine oder zwei Sitzungen der Deputation stattfimden. Versammlung sächsischer Industrieller. Chemnitz, 30. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Auf eine von sächsischen Mitgliedern des Zentralverbandes sächsischer Industrieller er- gangene Einladung fand heut« hier eine Versammlung von In dustriellen statt, die aus allen Teilen Sachsens zahlreich besucht war. Den Vorsitz führte Gell). Kommerzienrat V o a e l - Chemnitz. Der erste stellvertretende Vorsitzende des ZentralverbanoeS Landrat a. D. Rötger, Vorsitzender des Kruppschen Direktoriums, hielt einen Bor trag über die Aufgaben und Ziele des Zentralverbandes. Hieran schloß sich eine eingehende Debatte, an der sich insbesondere auch namhafte Mitglieder des Verbandes Sächsischer Industrieller beteiligten. Nach eingehender Kritik und Aufklärung über di« in der letzten Zeit innerhalb der Industrie zutage getretenen Meinungsverschiedenheiten wurde dringend der Wunsch geäußert, daß über allen sachlichen und persön lichen Differenzen das große Zi«l der Einigkeit der deutschen Industrie nicht vergessen werden dürfe. Der lebhafte Beifall, den die dlesbezüq- lichen Aeußerungen bei allen Anwesenden auSlöst«n, bewies unzwei deutig, daß das mit der Versammlung verfolgte Ziel, eine gedeihliche Verständigung innerhalb der beteiligten Kreise anzuhabnen, erreicht woroen ist. Zentralverein deutscher Zahnärzte. Köln, 30. Mai. (Eigene Drahtmeldung.s Der hier tagende Zentralverein deutscher Zahnärzte hielt heute nachmittag eine vorbereitende Sitzung ab. Der 1909 in Berlin stattflndende fünfte internationale zahnärztliche Kongreß soll mit der Feier des 25iahriaen Bestehens des Zentralvereins verbunden sein. Er wirb zwölf Sektionen umfassen. Die Tagung findet im Reichstagsg«bäude statt. Der Vorsitzende des OraanisationskomiteeS ist Professor Wolk- Hofs-Münchcn, Generalsekretär Dr. Schäffer-Stuckert (Franksnrt a. M.). Hauptversammlung de» Verband«» deutscher Beamtenvereine. * Miinchea, 30. Mai. (Eigene Drichtmelduna.) Heute vormittag w»rd« in» Alten Rathaussaale unter dem Vorsitz k« UntrrstaatSsekretSrtz Wermutk die Hauptversammlung des Verbandes deutscher Beamten vereine eröffnet. Anwesend waren über 200 Delegiert« auS allen Teilen Deutschlands, Vertreter der bayerischen Staatsregierung und der Stadt München. Der Minister des Innern, Brettreich, begrüßte die Versammlung namens der bayrischen Regierung und hob hervor, der Verband habe eine große Anzahl von Wohlfahrtseinrichtungen ge schaffen, er verfolg« aber auch ideale Zwecke, besonders die Hebung des Standesbewußtseins und die Pflege der Treue zu dem Landcssürsten, zu Kaiser und Reich. Alle Beamten umfasse ein unsichtbares Band der Zusammengehörigkeit. Möge sich dieses immer mehr festigen in der Treue zum Vaterland. Bürgermeister B r u n n e r - München hieß die Versammlung namens der Stadt München willkommen, betonend, mit einem solchen Zusammenschluß der deutschen Beamten verbinde sich von selbst der deutschnationale Gedanke. Untcrstaatssekretär Wermuth dankte für die Begrüßungsreden und den Empfang in München. Bayern habe den Grundstein für den modernen Staat legen Helsen, da sich hier im 13. Jahrhundert die erste Beamtenschaft gebildet hat, und im 16. Jahrhundert durch die Einrichtung der Hofkammer das erste Vorbild der heutigen Finanzministerien beschaffen worden ist. Alle deutschen Staaten folgten auf ähnlichem Wege nach. Ueberall hätten die Beamten für den deutschen Gedanken mitgcwirkl. So seien sie nun mehr eine feste Säule des Deutschen Reiches geworden. Darauf bc. gannen die eigentlichen Verhandlungen mit der Erstattung des Jahres berichtes über den Verband, welcher jetzt 235 Vereine mit 193 530 Mit gliedern umfaßt, sowie mit der Beratung über eine Reibe einzelner Standesfragen, Wohlfabrtseinricbtungen und sonstiger Anträge. — Die Versammlung nahm mit 485 gegen 477 Stimmen den Antrag des Vor sitzenden an, zur Erbauung eines Erbolungsbeimcs in Bad Li eben stein ein Grundstück erwerben zn dürfen. Als Ort der nächstjährigen Tagung wurde Eisenach bestimmt. Damit schloß die Hauptversammlung. Heute mittag werden der Vorstand des Verbandes, Unterstaatssekrctär Wermuth, die Geheimräte Klewitz, Raske und der Verbandssekretär Schnitze von dem Prinzrcgcnten in Audienz empfangen. Ein strammer Demokrat. — Pest, 30. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Im Abgeordne- t e n h a u s e. interpellierte Nagy die Reaieruna, ob sie cs mit dem ungarischen Staatsrecht für vereinbar halte, daß einzelne Mitglieder, speziell der Ministerpräsident, den anläßlich der Feier des 60jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers von Oesterreich veranstalteten Fest lichkeiten in Wien beiwohnte und dort von fremden Herrschern Orden annehme, sowie dulden wolle, daß «r in Zukunft noch an solchen absolutistischen Festen teilnehme. Neues aus Marokko. * Paris, 30. Mai. (Eigene Drähtmeldung.f Die Mahalla Bucht» ben Bagdadis lagert bei Mehdiva. Bagdadi wind dort 600 Mann zurücklassen und mit dem Rest der Truppen nach Rabat zurück kehren. Die Plünderungen in Fez machten auf den Machten starken Einfluß. König Eduards Fahrt nach Reval. London, 30. Mai. (Eigene Drähtmeldung.f Die königlichen Jachten erhielten Befehl, nächsten Mittwoch Portsmouth zu verlassen. Die Jacht „Victoria and Albert" ycht nach Sheerneß, wo sich der König und die Königin nach Rußland einschifien werden. Die Jacht „Alexandra" goht gleichzeitig nach Brunsbüttel ab, um in der Ostsee zur Verfügung des Königs und der Königin zu stehen. Beide Jachten passieren den Kaiser-Wilhelm-Kanal, aber nicht in Begleitung von Kriegsschiffen, die sich erst in der Ostsee mit den Jachten vereinigen werden. Der Ausstand ans Samos. — Athen, 30. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Täe Lage auf Samos ist noch immer beunruhigend. Die bewaffnete Bevölkerung hat die Berge in der Umgegend der Hauptstadt besetzt, weshalb man neue Zusammenstöße mit den Truppen befürchtet. Die türkische Regre- rung dal von den Mächten die Entsendung von Kriegsschiffen verlangt. Hali Pascka berichtet, er habe den Fürsten besreit und das Regierungs gebäude Meder eingenommen. Die Hauptstadt beginne sich zu beruhi gen. Die Läden seien wieder geöffnet. Konstantinopel. 30. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Die Bot schafter der Schntzmächte erklären, sich nicht eher für Samos verwenden zu können, bis die Ruhe wiederhergestellt sei. Eia Ehedrama. dk. Hamburg, 30. Mai. (Privattelegramm.l Ter 30jährige Schulf-' macher Löbermann hat sich heute in seiner Wohnung erhängt, nachdem gestern seine Frau mit ihren zwei Kindern sich ertränkt hatte. Löber- mann lag mit seiner Frau im Ehescheidungsprozeß. Heute sollte das Urteil gesprochen werden. Vom Blitz getroffen. kk. Hamburg, 30. Mai. (Privattelegramm.) In der Umgegend sind heute schwere Gewitter niedergegangen. Der Hagelschlag richtete großen Schaden an. Mehrere Bauernhöfe wurden vom Blitz in Brand gesteckt. Nahe Pinneberg schlug der Blitz in eine Schutzhütte, in der eine Anzahl Arbeiter sich aufhielten. Ein Arbeiter wurde erschlagen, drei sind verletzt. Prager Schachturnier. ckt- Prag, 30. Mai. (Privattelegramm.) In der zehnten Stunde des internationalen Meisterturniers gewannen im Anzug Mieses gegen DuS-Chotimirsky, DuraS gegen Leontiew, Vidmar gegen Spielmann und Schlechter gegen Nlapin; im Nachzug Leonhardt gegen Trehbal. Rem, s blieben die Partien Marshall—Salwc, Siichting—Proke» und Maroczy— Teichmann. Abgebrochen wurden die Partien Janowski—v. Barde leben und Rubinstein—Kvicala, beide in günstigerer Stellung für Schwarz. tetzte Han-elsnachrichten. * Lissabon, 30. Mai. Wechsel auf Paris 610. * Havre, 30. Mai, 12 Uhr. Wolle ruhig. Mai 132, Dezem ber 136. * Havre, 30. Mai, 12 Uhr. Baumwolle stetig. Mai 73A, Juni 72V«, Juli 71Hß, August 70V,, September 66H, Oktober 64V,, Januar 63^, März 63V». * New Hork, 30. Mai. Die Fondsbörse und die Prodnltendörse sind heute geschlossen geblieben. " MM diatürliek« bllneralvaszer v»«7« MT DLL IMIk'XlMirUA VON 1905 131 vll) DLR tzvLI-I-L IN VIL SÜLL OL3L1LT lldv OlNd SOLIOSLlX83IOL tzEXOUXI LK2ILOT. LiiefredaNeur: »dolf Schied«. LeranNoorMch« Ridakteur«: Für Politik v. Gchlttzr, di« Handel-zeitung L. »tctinann, lokal« und s-chstsch« Auaeiegkicheitrn IS. ». v»ttt«r, das Feuilleton ». A. Nowak, Musik U, Teonktz, Mubeltundrn und PermlschteS w. Vrhrrnd, Lport und cvrrichttiaal I. y»r den Inseratenteil «. vretschnelder. Sämtlich In Veipjia. Druck und verlaa von «. In Lcipzi». Zuschrift«, find ntcht persSnN«. sondern an den Verla«, dl« «edaktian oder dl« Dittrdtttoi» »u richten. Lio vorltege«»« Nnmmer nmtatzttz* Sette».
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