Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190805313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19080531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19080531
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-31
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug--Preis chr L«ip»tst und >8oror« durch unter« DrLger und Spediteur« in« Hau« gedrachl: «u«aaba L tour maraeu«) vierteljihrltch 8 M., monatlich 1 M.; Uu«-a»a » (moraan« und abeody »irrtal. jährlich 4.50 M.. monatlich 1.50 M. Lurch dl, »oft ,» dqieheu: (2 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der dautichen Kolonien vierteljährlich 5,25 M-, monatlich 1,75 M. aulschl. Poft, bestell,Ä, >ür Oesterreich 9 L Sü k, Ungarn 8 L vierteljährlich. Farn« in vel. -ie», Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande^ Norwegen, Nust- land Schweden, Schweiz und Spanien. In alle» übrigen Staaten nur direkt durch dl» Lxped. b. «l. erhältlich. «bonnement-Banabmer Auga-uüvlatz S, bei unseren Drägern, Wialen, Spediteur« und Annahmestellen, sowie Postämtern uad Briesträgern. Die einzelne Nummer kostet Ist chsg. «edakkivn und LrpedMon: Johannitgaste 8. Telephon Nr. I46SL Nr. 14«S3, Nr. 1469«. Morgen-Ausgabe 8. WWgtrTagMM Haudelszettung. Ämtsökaü des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 158. Sonntag 3l. Mai 1908. Anzeigeu-Pra» für Inserat« au« Leipzig und Umgebung die s gespaltene Petitzeil« 25 Bl-, stnänztetl« Anzeigen 30 Bi., Neklamen lüst.; von an «wärt« 80 Pf., Reklamen D2l)HUg vom Auiland 50Pf., stnanz. Anzeige» 75 Ml^ Reklamen D50 M. Inserat« v. lSebdrden im amüicheu DeAMW. veilagegebühr 5 M. p. Dausend epkl. Posd> gebühe. Seschästtanzeigen an bevordngter Stelle im Preis« erhäht. Rabatt nach Daris stesterleilte Austräge können nicht jurüä» gezogen werden. Für da« Erschein« « bestimmten Lagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-«nuahm», Auguftuüdlutz 8, bei sämtlichen Filtal« u. all« Aimonc«. «xpedittoaen de« Ja» uod Aublande«. Haupt-Filiale Lerklui Carl Duncker, Herzogl. Vahr. Hasbuch- handlang, Lützowtzrahe IlX lDelephon VI, Nr. 4S08). Haupt-SlNalr Lrrsdeur Seestrabe 4.1 lDelephon 4SA). 1Ü2. Jahrgang. Das wichtigste vom Sage. * Der Kaiser nahm gestern die Parade über diePots - damer Garnison ab. (S. Dischs. R.) * Die Finanzdeputation der Zweiten Kammer beantragt eine Erhöhung der Zivilliste und die Ablehnung des Umbaues des Dresdner Opernhauses. (S. d. Ber.s * Die Königin von Schweden ist gestern in B c r l i n ein- getroffen. Heute erfolgt der Empfang des Schwcdcnkönigs durch das Kaiserpaar. * Der Bundesrat versagte dem Gesetzentwurf über die Abänderung des § 63 des Handelsgesetzbuches seine Zu stimmung. iS. Dtschs. R.) * Nach den Beschlüssen des französischen Ministerrates wird Präsident Falliorcs die skandinavische Reise in der zweiten Hälfte des Juli antreten und in den ersten Tagen des August zurückkehren. — * Der russische Minister des Neußern, Iswolski, wird nächsten Monat nach Berlin reisen. sS. Ausl.) * Nach Meldungen englischer Blätter aus Petersburg wird die Zu- sammenkunft des Zaren mit König Eduard bei Reval drei Tage dauern. Die Begegnung des Zaren mit dem Präsidenten Fall io res findet am 27. und 28. Juli in Reval statt. * In S p a n i s ch-G u i n ca isi cs zwischen der Besatzung des spanischen Postens Rio Benito und Eingeborenen zu einem Kampf ge kommen. Dernbrrvgs Fahrt nach Kn-w-st. Staatssekretär Dernburg hat seiner Inspektionsreise nach Süd- westafrika einen Besuch in London vorangchen lassen. Bekanntlich will er, wie im letzten Jahre bei seiner ostafrikanischen Reise, sich zunächst das benachbarte englische Gebiet anseben, um Vergleiche zu ziehen und Anregungen zu sammeln. In London ist Dernburg mit den üblichen Ehren empfangen wor den und bat Gelegenheit gehabt, sich mit den maßgebenden Persönlich keiten zu unterhalten. Die offiziellen Reden, mit denen unier Kolonial- sekrxtär begrüßt wurde, lassen aber das deutliche Bestreben erkennen, ibn ein wenig einzuwickeln und ihm recht genau zu Gemüte zu führen, wie sehr uns daran liegen müsse, von den Engländern zu lernen und eine ^rt Interessengemeinschaft mit ihnen anzubahnen. Dernburg ging scheinbar lebhaft darauf ein, denn ein angesehenes englisches Blatt weiß zu erzählen, Dernburg habe gestanden, die englische Methode der Ver waltung der Kolonien sei besser als die deutsche. Der Engländer sei gewohnt, sich selbst zu helfen, während der Deutsche strande, sobald die Regierung ibm nicht helfe. Außerdem habe England den Vorzug, eine Klasse der befähig- ften Kolonialbeamten zu haben, die Sachverständige seien in der Behandlung der eingeborenen Rassen. Der preußische Vnreaukrat fühle sich trotz seiner hohen Bildung und seines ehrlichen Wollens aus seinem Elemente gerissen, wenn er in eine subtropische Wüste versetzt werde. — Etwas krauses Zeng, was da Dernburg in den Mund gelegt wird und wir zweifeln füglich daran, daß diese Aeußcrungeu authentisch sind. Immerhin ist es nach der von unserer Kolonialverwal- tung neuerdings eingeschlagenen Politik wahrscheinlich, daß Dernburg ungefähr so denkt und wir wollen daher untersuchen, welchen Praktischen Wert diese Anschauung hat. Zunächst: Was ist unter der englischen Methode der Verwaltung zu verstehen? Die englische Verwaltungs praxis ist so vielgestaltig, daß sich ans dieser allgemeinen Bemerkung kein Vers machen läßt. Wenn damit der Grundgedanke der britischen .Kolonialpolitik gemeint ist, den Kolonien durch Schaffung der Grund lagen für eine planmäßige wirtschaftliche Erschließung, durch Eisen bahnen n. dergl. energisch aus die Beine zu helfen und sie dann allein zappeln zu lassen, so erkennen wir die englische Nebcrlegenheit gern an. Eine Kolonie, die so unterstützt ist, kann sich freilich selbst helfen. Unter solchen Umständen hätten es aber die Deutschen ebensogut gekonnt, vielleicht noch besser, wie z. B. ein Vergleich der Plantagenwirtschaft in den deutschen nnd englischen Kolonien erkennen läßt. Unsere Landsleute in den Kolonien haben eine seltene Energie und Selbstständigkeit be wiesen und nach Hilfe durch die Regierung nur in bezug auf die Ver besserung der Verkehrsverhältnisse, die außerhalb ihrer Macht lag, ge rufen. Im übrigen haben sie sich wenig an die Rockschöße der Regierung gehängt, im Gegenteil über zuviel Einmischung durch diese geklagt. Die Schuld, daß es mit unseren Kolonien nicht recht vorwärts gehen wollte, lag einzig und allein an dem geringen Entgegenkommen und Verständ- uis des Mutterlandes. Man braucht übrigens nur eine sinngemäße, von rein sachlichen Rücksichten geleitete Auswahl zu treffen und dabei besonders den „preußischen Bnreaukraten" zu meiden, so werden sich unsere Kolonialbcamten in der „subtropischen Wüste" nicht „aus ihrem Element gerissen fühlen". Doch dies nur nebenbei. — Was wir von den Engländern lernen konnten, nämlich eine groß zügige Erschließungspolitik, haben wir uns jetzt endlich auch zu eigen gemacht. Im übrigen können wir uns mit unfern kolo nialen Resultaten neben den Engländern sehen lasten. Sie haben in der kurzen Zeit im Grunde auch nicht mehr erreicht und beginnen so gar, in vielen Punkten uns zum Muster zu nehmen. Aber sie um schwebt die Glorie des alten Kolonialvolkes, die unS vielfach bisher den Blick für die Einzelheiten ihrer Kolonialpolitik verdunkelt hat. Jetzt, wo wir selbst allmählich uns mehr in die koloniale Praxis eingelebt haben, geht uns manches Licht auf. Da ist besonders die „Behandlung eingeborener Rassen", die Eingeborenenpolitik, die wir um Gottes willen nicht den Engländern nachmochen wollen. Herrn Dernburg mag ja wohl die englische Eingeborenenpolitik, die auf eine Verhätschelung der noch durchaus unreifen Neger hinausläuft, sympathisch sein. Was nichtsdestoweniger alle alten Kenner des Negers, Beamte. Pflanzer, Kaufleute, Offiziere für verfehlt und gefährlich halten. Gerade di« eng lischen Erfahrungen müßten eigentlich »nserm Kolonialsekretär eines Besseren belehren. Mit einer Politik der Verhätschelung und Schwäche sing es an und mit einer Vernichtungspolitik mußte es vielfach hinter her aufhören. Mer gerade in Anerkennung der Wichtigkeit der Ein geborenen für die Erschließung der Kolonien müssen wir mit einer Politik der festen Hand beginnen, um ihnen später, wenn sie in ihrem eigenen Interesse zu einem geordneten wirtschaftlichen und politischen Leben erzogen sind, größere Freiheiten gewähren zu können. Heute sind sie noch nicht reif dazu. Erst mögen sie beweisen, daß sie nicht nur zer stören, sondern auch aufbauen können. Aus diesem Grunde muß die noch von Herrn von Lindequist eingeschlagene Politik, die eine scharfe Kontrolle der Eingeborenen bezweckt und diesen vorläufig jede wirtschaftliche Selbständigkeit nimmt, als durchaus gerecht und zweckentsprechend für Südwestafrika bezeichnet werden. Dernburg be trachtet sie, wie er offen sagt, nur als ein Uebergangsstadium. Mit Recht, aber dieses Uebergangsstadium muß, wenn cs eine nachhaltige Wirkung haben soll, zum mindesten eine Reihe von Jahren dauern'. Das Ziel gemeinsamer Verkchrspolitik ist die Verbindung des kapländischcn mit dem deutsch - südwcstafrikanischen Eisenbahn netz. Ten Engländern wenigstens muß recht viel an dieser Verbindung liegen, da hierdurch der Weg nach Rhodcsia und Transvaal erheblich verkürzt wird. Hoffentlich wird aber dieser Anschluß an das englische Bahnnetz nur unter scharf abgegrcnzten Bedingungen bewerkstelligt. Zunächst muß dafür gesorgt werden, daß das Deutschtum in den Grenzgebieten das Uebergewicht bekommt; bisher sieht cs damit verzweifelt aus, wie die amtliche Statistik erkennen läßt. Solange der Süden nicht vorwiegend mit Deutschen besiedelt ist, liegt in dem Anschluß der deutschen an die englischen Bahnen eine Gefahr! Wir hätten zwar sonst mannigfache Vorteile davon, aber wir haben keine Veranlassung, die Hauptvorteile den die Grenzgebiete bevölkernden Engländern zu überlassen, die zarte Rücksichten uns gegenüber nicht kennen. Ein Schulbeispiel dafür bietet sich gerade jetzt ebenfalls auf dem Gebiet des Verkehrs zwischen der englischen und der deutschen Kolonie. Bekanntlich hat unser Tele- graph von Windhuk neuerdings die südliche Grenze bei Ra man sdr ist erreicht. Der englische Telegraph geht bis Stein- kopf, 100 Kilometer davon. Bezeichnend ist, daß wir nun von den Engländern die Verbindung dieser beiden Tclcgraphenstationen und damit die Möglichkeit eines direkten telegraphischen Verkehrs zwischen Windhuk und den uns näherliegenden Teilen des englischen Gebiets nicht erreichen konnten. Unsere lieben Nachbarn zwingen uns dadurch, z. V. nach der Nachbar-Telcgraphenstation von Windhuk über das eng lische Kabel Swakopmund-Kapstadt usw-, also auf einem Riesenumwcg zu telegraphieren. So sicht dic Interessengemeinschaft in praxi aus. Da muß doch betont werden, daß eine Interessengemeinschaft nur auf Grund eines freien, aber anständigen Wettbewerbs auf wirtschaftlichem Gebiet möglich ist. Tic haben wir immer hochgehalten. Und Dern burg will sogar soweit gehen, daß er cs für falsch erklärt, in Ostafrika der nun einmal vorhandenen Ugandabahn durch eine aussichtsvolle Parallelbahn Konkurrenz zu machen. (An recht anfechtbarer Stand punkt, den.die Engländer kaum für sich anerkennen würden, höchstens in der Weise, daß sie sich beeilen, auch im Süden unserer afrikanischen Kolonie dieselbe Lage zu schaffen, in der Erwartung, daß wir ihnen auch dort „anständigerweise" keine Konkurrenz machen werden. Dic nächstliegende Sorge muß für uns und Dernburg zunächst dic Erschließung der eigenen Kolonie bieten. Namentlich die Verbindung des Südens der Kolonie, Warmbad - Kectmanshoop mit Windhuk, dic das Rückgrat des Eisenbahnnetzes der Kolonie bilden muß. Sodann müssen wir danach trachten, den verschiedenen in Bildung begriffenen Kommunen ihre Ausgabe zu erleichtern. Denn dic mit der Selbstverwaltung verbundenen Lasten dürften vielfach für dic Ansiedler unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch recht empfind lich sein. Es wird gut sein, wenn wir uns nach dem Muster der Engländer recht viel nationalen Egoismus zu eigen machen. Dernburg wird nur unserem Volksempfindcn Rechnung tragen, wenn er in diesem Gedanken in Punkto des Entgegenkommens zur Anbahnung einer deutsch-englischen Interessengemeinschaft in Südafrika den Eng ländern ausnahmsweise einmal den Vortritt läßt. Dic Zukunft der Dresdner Museen ist schon wiederholt an dieser Stelle erörtert worden. Man wird sich erinnern, daß hervorragende Fachleute, besonders der Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, Geh. Hofrat Pros. Tr. Wocrmann selbst, lebhafte Klagen über den Platzmangel in der Galerie haben laut werden lassen, und daß ähnliche Klagen auch aus anderen Ressorts erhoben wor den sind. Bei der Beratung des Dekrets über die Verwaltung der Königlichen Sammlungen 1001/05 im Landtage erklärte der Finanz- Minister, der im Nebenamt Generaldirektor der Sammlungen ist, er hoste im übernächsten Etat dic Mittel für einen Neubau der Gemälde galerie zum Teil bereitstellen zu können, und erwäge ferner, ob man nicht die natnrwissenschaftlich-cthnographischen Sammlungen, von denen jetzt ein großer Teil Raummangels wegen in Kisten verpackt auf dem Speicher steht, in dic alten Landtagsgebaudc überführen könne. Ebenso hatte Dr. v. Rüger eine Erweiterung der Skulpturensammlung, wo gleichfalls infolge des beschränkten Raumes unleidliche Zustände herr- ichen, in Aussicht gestellt. Genaueres hat man aber darüber bis jetzt nicht gehört: auch als am letzen Sonnabend das Etatkapitel 11a »„Kunst zwecke im allgemeinen" in der Zweiten Kammer zur Beratung kam, schwieg sich die Negierung über ihre Absichten aus, und auch aus der Kammer erfolgte keine Anfrage nach dem jetzigen Stande der Museums- sraac, obwohl sic an sich bei diesem Kapitel geschisttsordnungsmäßig zu lässig gewesen wäre- Man wollte, wie sich jetzt hcrausstellt, offenbar den Bericht der Finanzdepntation /V zum Kap. 24, Königliche Samm lungen, abwarten. Dieser Bericht, der vom Aba. Dr. Vogel-Dresden (Natl.) bearbeitet ist, lieat nunmehr vor. Er enthält u. a. folgenden interessanten Satz: „Die Deputation erbittet sich von der Königlichen Staatsregierung wenigstens für den nächsten Landtag ein klares Programm, wie im Lause der kommenden Jahre den vorhandenen Uebclständen lin den Museen, Red.) abaeholfen werden kann." Diese Aufforderung an dic Regierung ist nur mit Freuden zu begrüßen, denn, wie der Bericht weiter ergibt, lxst sich in der Auffassung der Regierung wieder eine Aenderung voll- zogen, die sich kurz dahin definieren läßt, daß die Regierung zurzeit sich lelost noch nicht klar ist, was geschehen soll. Es heißt darüber in dem Bericht: „In der kommissarischen Beratung teilte der Vertreter des Herrn Finanzministers mit, daß, da vor allem auch die anderweite Unter bringung der Porzellansammlung zur Minderung der Gefährdung durch Feuer, vielleicht in Pavillons des Zwingers, ins Auge gefaßt sei, Erwägungen ineoen Ueberführung der naturwissenschaftlichen Samm lungen in das ehemalige Landhaus stattgefundcn, die Veranschlagung der hierzu notwendigen baulichen Veränderungen im ehemaligen Land hause aber so hohe Beträge ergeben hätten, daß ernste Bedenken gegen diesen Plan vorlägen. Die Deputation teilte diese Anschauung und er kannte im allgemeinen an, daß ein Umbau älterer Häuser für Museums bedürfnisse in der Regel viel zu kostspielig nnd nicht zweckentsprechend sei; nnd daß, wenn neue Museumsräume überhaupt beschafft werden müßten, diesem Bedürfnisse rationell nur durch Neubauten, die der besonderen Bestimmung und Verwendung gemäß ge- plant worden seien, entsprochen werden könne." Wird hiernach auch die volle Ausnutzung der naturwissenschaftlich- ethnographischen Sammlungen noch aus längere ZcitchinauSgcschobcn und wird mancher Gegenstand durch das lange Lagern in Kisten nicht gerade besser werden, so wird man diesen Uebelstand als unvermeidlich noch eine Weile mit in den Kauf nehmen, wenn man nur die Gewißheit er langt, daß in einigen Jahren tatsächlich auf längere Zeit hinaus aus reichende Räume für die Sammlungen zur Verfügung stehen. Sollte der <;inanzminister, der nach seinen eigenen Worten im Landtage sich bei jeder neuen Forderung pslichtgmäß erst fragt: „Wo nehme ich die Gel der dazu her'?", Bedenken tragen, schon in den Etat 1910/11 dic Sum men für einen solchen Neubau einzustellen, so würde das doch nicht hin dern, Laß dic Regierung schon jetzt das von der Deputation verlangte klare Programm aufstellt. Aber nicht allein aus räumlichen Gründen ist eine Neugestaltung der Sammlungen notwendig. Auch auf personellem Gebiete ist eine Neu organisation unerläßlich und zum Teil bereits cingeleitet. Hier aber zeigen sich weit schwerere, grundsätzsiche Differenzen in den Anschau ungen der Oeffcntlichkcit und der Negierung, und diese Differenzen haben nicht allein in den Verhandlungen, sondern auch in dem Anträge der Jinanzdeputation zu Kapitel 24 des Etats ihren Ausdruck gesun den. Von der Negierung war nämlich vorgeschlrgcn worden, mit Rück sicht auf dic durch die Entwickelung Les Kunstgewerbes herbeigeführte Zunahme der Geschäfte in der Generaldirektion zwei Abteilungen zu er richten, eine für Kunst (Gemäldegalerie, Skulpturcnsammlung, Kupfer- stichkabinett usw.) und eine zweite für Kunstgewerbc (Historisches Museum, Porzellansammlung, Grünes Gewölbe, Münzkabinett usw.). Für den dadurch notwendig werdenden zweiten Vortragenden Rat, der auch die Stelle des Direktors wahrnehmen sollte, waren im Etat 7500 gefordert und dafür das Gebalt eines Museumsdirektors mit 5100 .4t gestrichen worden. Es geht sogar in Dresden das Gerücht, daß vom Finanzminister für den Posten des zweiten Vortragenden Rates bereits eine bestimmte Persönlichkeit in Aussicht genommen sei, nämlich der jetzt bei der Kreishauptmannschast Dresden beschäftigte Oberregie- rnngsrat Dr. Demiani. Diese Zerlegung der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen ist aber in der Oeffentlichkcit, und zwar speziell auch in Fachkreisen, ans den allerschärfsten Widerstand gestoßen, und zwar nicht etwa wegen der geringfügigen Mehrbelastung des Etats, sondern aus prinzipiellen Grün den. Man sagte sich zunächst, daß für die Museen nicht so sehr ein tüch tiger Verwaltungsbcamter bei der Generaldirektion, als vielmehr ein hervorragender Fachmann an der Spitze jedes einzelnen Museums selbst notwendig ist. Und es wäre doch, wie auch der Dcputationsbcricht her vorhebt, ein ganz seltener Zufall, wenn der von der Regierung ge- wünschte tüchtige Verwaltnngsbeamte auch zugleich ein hervorragender Fachmann auf künstlerischem Gebiete wäre, oder wenn umgekehrt em auf künstlerischem Gebiete vorgebildctcr bedeutender Fachmann, wie man ihn außerhalb der Regierung für notwendig hält, zugleich ein wissenschaftlich vorgebildeter erprobter Verwaltungsbeamter wäre. Auf Zufälle darf man sich aber hier nicht verlassen, sondern die Leitung der künstlerisch wie materiell so überaus wertvollen Muieen muß aus dauernde Zustände zugeschnitten werden. Weitere Bedenken erhoben sich überhaupt. Bedenken gegen eine derartige Zweiteilung in der Generaldirektion, wie sic von der Regie rung vorgefchlagen war. Allgemein geht in fachmännischen Kreisen d«r Wunsch und die Strömung dahin, die Verbindung von Kunst und .Kunst gewerbe immer inniger zu gestalten, es wäre also geradezu verfehlt ge wesen, wenn man hatte in entgegengesetzter Richtung Vorgehen und in der Generaldirektion der Sammlungen das Kunstgewerbc von der Kunst abtrennen wollen. Viel berechtigter würde cs erscheinen, wenn wegen geschäftlicher Neberbäufung in der Generaldirektion die Errichtung einer zweiten Abteilung als unvermeidlich angesehen werden sollte, die Muieen, die einen mehr wissenschaftlichen Charakter tragen (zoologisches, ethnographisches, mineralogisches Museum usw.) ar.sznscheiden und viel leicht mit der Technischen Hochschule in Dresden, deren Professoren zum Teil schon Leiter dieser Institute sind, in engere Beziehungen zu bringen. Obwohl nach den Beratungen in der Finanzdeputation der Minister Dr. v. Rüger sich schließlich damit einverstanden erklärte, daß die im Etat vorgesehene Ncucinftellung eines zweiten Vortragenden Rates zurückgezogen wird und die weitere Entschließung über diesen Posten und Len von der Deputation wiederhergestellten Direktorpoften durch den im Herbst zu erwartenden Ergänzungsetat erfolgt, dürfte es doch noch in der Kammer interessante Debatten geben. Auch die Art der Verwaltung deS Münzkabinetts, gegen die in der Deputation die ernstesten Bedenken geäußert wurden, wird !m Plenum jedenfalls gründlich erörtert werden müssen. Launen. Unlöslich am Begriff der Laune haftet die Idee der Beweglichkeit und Ueberraschung, des schillernd Unfaßbaren, das dem suchenden Ver stand, der hauchenden Hand entflieht wie ein rascher Schmetterling oder eine bunte Seifenblase. Untrennbar vom Wesen der Laune ist die Plötzlichkeit ihres Gehens und Kommens, ihr kurzes Bestehen und frühes Verlöschen ohne Spur, ohne Ankündigung und ohne Nach wirkung, und die Laune der Launenhaftesten ist vergänglich, wie ein huschender Sonnenstrahl oder ein Traum von Liebe und Könrzskronen. Vielleicht deshalb nimmt man Launen oft so gleichmütig hin, man tröstet sich lächelnd mit der Vergänglichkeit ihres körperlosen Daseins, und man hofft aus freundlichere Nachfolger, wenn sie als gar zu quäle- rische Tyrannen sich erweisen. Man hat eine mitleidig« und ein klein wenig verächtliche Nachsicht mit ihnen, besonders wenn sie in den liebenswürdigen Köpfen schöner Frauen ihren Ursprung hatten. Und die Frauen haben die schönste Gelegenheit, ihrer Laune volle Freiheit zu lassen, auf ihrem eigensten Gebiet: dem der Ntvde. ,Z5a wocks a cke« raisous guo In rnison ns oonnait pns", seufzt der Franzose, der unter tänigste Fraucnfrcund, resigniert, nnd schluckt gleichmütig den Staub ein, den jahrelang dic schweren Schleppen der Damen in den Straßen auf wirbelten. Und sah dann freundlicher und doch etwas mißtrauisch auf die kurzen Röckchen, die der Schleppe Ueberfluß ablösten, auch wenn kein allzu zierliches Fiißchen darunter hervorluate. Sie sind in Modedingen kaum zu verblüffen, die Pariser. Aber Heuer haben ein paar nicht allzu schamhafte Damen es doch zuwege ge bracht, daß diese blasierten Pariser selbst in staunender Verwunderung standen und besorgt dic Köpfe schüttelten. Sie dachten an Gattinnen und Schwestern, und cs wurde ihnen recht unbehaglich zumute, wenn sie dann wieder bedachten, wie leicht zugänglich die Frauen gerade extra vaganten Ddodeeinslüsterungcn sind. Spazierten da nämUch in Lang- ckmmvs beim „Grand Prix", dem Wettrennen, bei dem die laufenden Pferde keineswegs die Hauptsache sind, zwei Damen, die sich ganz neue Arten von verführerischen Roben ersonnen hatten. Ihre Gewänder, die den Stil des Direktoriums nachahmten, sind inzwischen schon re gistriert worden: Rodas oostuntos nnd rodas loiviuos sind bereits be gehrt in Paris und London. Allerdings bisher nur von reckst mutigen und — schlanken Frauen; denn es wird allzu viel enthüllt bei diesen Ge wändern, als daß man unvorsichtig forschende BUcke auf sich lenken dürfte, die nachher Enttäuschung den schnellen Weg zurnckriefe. Eigent- lich bleibt bei diesen Kleidern überhaupt nichts zu verbergen. Die Tendenz des Directoire, der Antike nachzugehen, zeigt sich in der Weich heit nnd Nachgiebigkeit der Stoffe und durch raffinierte Mitwirkung des modernen und unbeschäftigten Frauentums arbeitete man sie so fest an den Körper, daß auf den ersten Blick alle Formen der Trägerin wie bei einer unbekleideten Statue erkenntlich sind. Zwei Pariserinnen zeigten sich so beim Rennen den gaffenden Äugen, der dritten genügte auch diese Probe diskreter Zurückhaltung noch nickst, sie trug idr gleich falls im Direktoirestil gehaltenes blaßblaueS Seidenkleid bis über die Hälfte aeichlitzt und zwischen den anseinandeifallenden Rockteilen zeig- ten sich Bein und Hüfte ,n rosa Seidentrikots. Heute findet mau La-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite