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3. SomüVst, 81. «M 1-88. Leipzig« Tageblatt. Nr. 150. 1»s. Achr,,,,. Mutze stunden. w Seinetmrllen! Rarmm »»» TtüH G««tzer. tNachdrruk verboten.) GechsteD Kap-it«l. Drei Tage später kehrte Elisabeth <ms Berlin zurück. Sie kam im tollsten Schneegestöber «. Ans ihrem stahlblauen Winterkostüm und dem dunklen Felbelhnt lag «S ganz dick und weiß. Selbst den duftigen Schleier hatten sich ein paar vorwitzige Flocken zum Ruhepunkt erkoren. Hinter ihm lacht« em wintergerötetes, frisches Gesicht, als sie, von nie- mand erwartet, vom Bahnhofe -erkommend um die Straßenecke bog und dem Tore zuschritt. Es war gerade in der MittagsstruLe, und als sie über dem Fahr damm ging, trat Fred, der zu Tisch gehen wollte, aus dem Tor. Eine hell« Freude lief über sein Gesicht, als er sie erblickte. Er glaubt«, sie noch nie von solche» Liebreiz übergossen geseheu zu haben, wie heute in i^cem flockenbesäten Gewände. Und der sonnige Ausdruck in ihren Zügen vertiefte sich noch, wäh rend sie schneller zuschritt. „Ich bringe Schnee mit aus der entsetzlichen Reichshauptstadt", rief sie ihm lachend entgegen — »und eine große Sehnsucht nach Ihrem Bilde." Sie stand schon vor ihm, als sie daS letzte sagte. Es war kaum für ihn hörbar gewesen, so leise hatte sie gesprochen. Er Preßte ihre Hand und sah in ihre Hellen Augen, nach denen er sich so gesehnt hatte. Ganz verwirrt wurde sie von seinem Blick. Leise entzog sie ihm ihre Recht«. „Sie waren mir böse, daß ich «ine Ausreißerin wurde, nicht wahr? Aber es ging mit de« besten Willen nicht anders. Ich sträubte mich gegen die bösen Umstände, mußte mir das Mitschleppen aber schließlich doch gefallen lassen." „Nicht doch, Fräulein Elisabeth! Warum sollte ich Ihnen böse ge wesen sein? Nun habe ich mich um so länger auf Ihren lieben Besuch freuen dürfen." „Den ich auch nun sofort zur Ausführung bringen möchte. Ist es Ihnen recht? Vielleicht in einer Stunde. Vater und Günther schlafen gewöhnlich nach Tisch . . . Sollte ich nicht abkommen können, dann morgen zur alten Zeit bestimmt. Ja?" „Ich will Sie heute erwarten", gab er erregt zurück. Ganz merk würdig heiser klangen seine Worte. Dann wurde seine Stimme freier. „Aber Sie werden nach der Reise ermüdet sein. Wollen wir es in Ihrem Interesse nicht lieber bis morgen aufschieben?" „Nein, nein!" wehrte sie lebhaft ab und nickte ihm schon zu. „Ihr Bild wird mich ganz frisch machen. Auf Wiedersehen!" Er ging wie im Traum die Straße hinab. Alle Schneeflocken schienen ihm Glückskinder mit lachenden Gesichtern, die ihm Märchen znraunten aus einem Wunderlands — vor dessen Tür er stand und deren Schwelle er zu überschreiten hoffte und sich sehnte. Wieder, wie vor drei Tagen, saß er wartend in seinem Zimmer. Noch bei weitem ungeduldiger, als damals, denn nun gab ihm die Liebe die Sehnsucht seines Wartens. Schneckengleicher konnten die Minuten nicht hinabrinrren in den Strom der Zeit, wie in dieser Stunde! Sein Bild stand vor ihm. Er dachte kaum an dasselbe. Er sah nur die geschmeidige, schlanke Gestalt der Geliebten. Vor ihrem Bilde sank alles andere hinab und wurde zu Nebensächlichem. Er erwog nicht, welches Urteil sie über sein Werk fällen, sondern bedachte, wie sie das Bekenntnis seiner Liebe aufnehmen würde. — Sprach «r Herste schon? — Schob er noch auf, was a» besten sofort erledigt wurde? Ein zauderndes Abwarten lag nicht in seiner Art. Aber sein« Liebe schuf ein Stück Zaudern und ein gut Teil Unentschlossenheit in ihm. Noch ni« in seinem Leben hatten für ein weibliches Wesen Gefühle in seinem Herzen gebrannt, wie er sie jetzt zu Elisabeth hegte. Vielleicht so eine kleine Schwärmerei in den Jünglingsfahren, derart, wie sie ihm Fritz Claußen für seine Person offenbarte. Aber Liebe! Die Zeit des Ringens umd Kämpfens hatte Angelegenheiten des Herzens stets in den Hintergrund gedrängt. Immer nur die hastende Arbeit, das eiserne Streben nach Anerkennung. Kaum hatte sein Auge anders auf dem Gesicht eines Weibes geruht, als in dem Bestreben, interessante Züge zu studieren, um sie nachher im Bilde wiederzugeben. Und noch nie hatte ein Weib die Sehnsucht in ihm entflammt, es zu besitzen Nun stellte das Schicksal Elisabeth auf seinen Lebensweg. Und alles in ihr und an ihr, ihr Charakter, ihre Schönheit, der Liebreiz ihres ein fachen, ungekünstelten Wesens stellten den Menschen in ihm über den Künstler. Nun kam die Liebe. Keusch und zart blühte ihre Blume in seiner Seele. Zum ersten Male. Scheu und ängstliche Zurückhaltung waren ihre Genossen. — Und als er noch so im langsamen Auf- und Abschreiten erwog und überlegte, zurückdrängte, was trotz aller Zartheit so heiß in ihm auf- begehrte — und zu keinem Entschlüsse kam, pochte es. Leise und ängst lich. Man merkte es diesem Pochen an, daß es ein Mensch tat, der auf Wegen war, die ein Geheimnis bleiben sollten. — Vor aller Welt. — Und als Fred die Tür öffnete, huschte sie in das Gemach, scheu nach der Treppe zurückseheud. Fred schob den Riegel vor. Ein leises Krei schen wurde hörbar. Elisabeth atmete tief auf, als Fred sich danach ihr zuwandte. Nun schienen alle Scheu und Aengstlichkeit von ihr abzufallen. Sie trat mit festen Schritten vor sein Bild und betrachtete es lange, ohne zu sprechen. Fred stand hinter ihr. Er sah nicht auf sein Bild, sondern ließ sein Auge mit tiefer Zärtlichkeit auf ihrer Gestalt ruhen und sog den feinen Duft ein, der der blonden Fülle ihres Haares entwich . . . Nur die regelmäßigen Atemzüge der beiden Menschen unterbrachen die tiefe Stille, die wie ein Sonntagsmorgenglück, das über frohgrünen Saatgefilden seine segnenden Schwingen regt, durch den Raum schwebte. Endlich wandte sie sich um und sah ihn an. Sie suchte sein Auge voll und offen. Auch jetzt sprach sie noch nicht, aber ihr Blick redete. Und in ihm stand begeisterte Anerkennung und Helle Freude. Nichts Gemachtes. Sondern ehrliche Aufrichtigkeit und Natürlichkeit. Nun nahm sie Platz und legte die Hände in den Schoß, sah wieder auf das Bild und sprach. Fred stand noch an derselben Stelle, ihr nun schräg gegenüber. Sein Ohr sog den warmen Ton, der ihrer Stimme einen eigenen Reiz gab, mit stillem Glück auf. „Ich will nicht sagen: Ihr Bild ist sehr gut. Oder: Es ist wunder- bar schön. Oder: Ich finde es ausgezeichnet. Das sind Urteile, di« man übevall hört, und di« in ihrer banalen Abgedroschenheit oft am Platze sind. Denn man sieht so viel Baaales. Ich kann auch nicht zu Ihnen reden von Jarbeuunrkung und Technik, Kolorit und Komposition; — denn ich bin keine Malerin, und im Lexikon habe ich über „Oelmalerci" nicht nachgelesen, ehe ich zu Ihrem Bilde kam. Lassen Sie mich nur eins sagen: Das Bild hat mir ein Märchen erzählt. Meiner Seele. Ich bin in diesen Minuten durch einen Wald gewaudert, dessen Wipfel das wehe Sonnengold des Spätherbstes küßte. Welkes, totes Laub rauschte wie ein leises, klagendes Lied um den Saum meines Kleides. Und über mir zog ein Schwarm Wandervögel. Immer dem Süden zu. Dem Licht, dem neuen Frühling. Und dann kam fern, fern der graue Herbstabend und sog alles Sonnengold auf. Und mit ihm kam ein banges Fürchten. Aber auch ein gläubiges Vertrauen. Tas tötete seinen zagenden Begleiter. Und nun blieb nur das Vertrauen und das Hoffen . . . Das Hoffen auf die Wiederkehr des seligen Frühlings.... Das alles schuf Ihr Bild in mir. Es sprach zu mir, wie ein leben diges Wesen. Und dies zu erreichen, ist die Aufgabe eines Malers. Darin zeigt er sein Können, damit stellt er den Betrachtenden in das Wunderland Kunst. Sie vermögen es. Und deshalb sind Sie ein Künstler." Elisabeth schwieg und erhob sich. Sie trat noch einmal vor das Bild. Wie in stiller Verzückung ruhte ihr Auge auf seinem Werke. Ihn selbst schien sie ganz vergessen zu haben. Er hatte ihren Worten mit ^glänzenden Augen gelauscht. Was da mals schon im Walde seine Seele mit freudiger Genugtuung durchbebt batte, dos Bewußtsein, von einem Menschen verstanden zu werden, das kam heute voll und ganz zum Durchbruche. Ja, Elisabeth verstand ihn. Das, was sie gesehen und gesagt, das hatte er mit seinem Bilde beabsichtigt. Unendlich glücklich war er. Und aus diesem Glück heraus sprach er. Nun als der — Künstler. Noch stand sie im Schauen versunken, als er begann. Aber als die erster, Worte an ihr Ohr schlugen, wandte sie sich um. Der dankbare, glückliche Ton, der durch seine Stimme zitterte, rührte sie. Aus ihren Augen quoll ein freundliches, fast zärtliches Leuchten. „Ihre Worte, Fräulein Elisabeth, haben mir das gesagt, wonach ich seit Jahren lechzte. Sie empfinden, was ich wollte. Und wenn einem Schaffenden dieses Glück beschicken ist, darf er sich seines Werkes freuen. Heißen Dank, daß mir durch Sie diese Freude wurde. Nun glaube ich wieder an mich selber." Er streckte ihr in der überströmenden Aufwallung seines Gefühls beide Hände hin. Und sie ergriff sie. Fest und ohne Bedenken. Und dann sprach sie zu ihm, ihre Hände noch in den seinen ruhen lassend. „Das dürfen Sie auch. Sie muffen es sogar. Nur daun werden Sie siegen." Langsam zog sie ihre Hände zurück. „Darf ich Ihnen nun noch einen Rat geben?" Und ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Sie müssen das Bild sofort auf eine Kunstausstellung schicken." Er hatte für ihre Forderung nur eine abwehrende Handbewegung; denn bei dem Worte „Ausstellung" kam noch einmal das Alte über ihn. Er dachte an den „Stümper". (Fortsetzung folgt.) ch * * sAuf Wunsch wird der Anfang dieses RomanS neu hinzutreteuden Abonnenten kostenlos nachgeliefert.) «olL. u. slid. Sleänllie. 0Z171 krelslistv bostenkrvl. Istolrt, svltü, preiswert! lb»I»r1Ir ILokvr, Vsseko», kein« Latowobil- Vvrlvildlllls »uk Stunden, n. 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