Volltext Seite (XML)
I^OtlLSN vekennlni» Lum Miellen mit fi-snkneick Der Reichskanzler hat die Unterredung mit dem fran- zösischen Journalisten d« Brinon wahrgenommen, um noch einmal vor aller Welt zu bekunden, dast er auch nach dem 12. November nichts anderes will als Zeit und Ruhe für den Wiederaufbau des deutschen Verfasfungs- und Wirt schaftslebens. Und er konnte von sich sagen, das; in diesem Willen das ganze Volk hinter ihm steht. Denn das gewal tige und für die ganze Welt überraschende Ergebnis vom 12. November nimmt auch den übelwollenden Elementen im Ausland die letzte Möglichkeit zu sagen, dast der Kanzler „nur" seine Mitarbeiter und seine Partei hinter sich habe. Die Ausführungen Hitlers waren im besonderen noch eine deutliche Antwort an diejenige Auslandspresse, die in der vergangenen Woche die Gelegenheit ergriff, um noch einmal eine Liigenhetze gegen Deutschland in Szene zu setzen. Die „Dokumente", mit denen diese Störenfriede das eigene Volk in Unruhe und Furcht vor Deutschland halten wollen, sind ebenso erfunden und zurechtgemacht wie das berüchtigte Braunbuch, dessen Erzählungen in den Prozestverhand- lungen nacheinander als Erfindungen und haltlose Behaup tungen abgetan werden konnten. Der Widerhall, den die Unterredung in der ausländischen Presse bereits ge sunden hat, liiht ganz einwandfrei erkennen, das; die Aus führungen des Kanzlers über die deutsch-französischen Be ziehungen allenthalben als ein Bekenntnis zum Frieden mttFrankreich aufgefastt worden sind. Das ist auch der beherrschende Eindruck in Paris. Nicht einmal das „Echo de Paris" kann sich dieses Eindrucks erwehren. Es versucht nur ihn abzufchwächen, indem es allerlei Fra gen an den Kanzler richtete, um die Bedingungen zu er fahren, unter denen Deutschland zu Verhandlungen bereit sei. Wenn die Pariser Presse aber fast einstimmig, jetzt nach dem Hitler-Interview ebenso wie nach der letzten grostcn Rede am 10. November, immer wieder darauf drängt, die Reichsregierung müsse nun endlich ein klar formuliertes Angebot machen, damit Frankreich wisse, was es von den Bereitwilligkeitserklärungen des Kanzlers zu halten habe, so ist das der Taktik zuzuschreibe», die man in Paris seit vielen Wochen verfolgt. Diese Taktik zielt dahin, dast die Reichsregierung, nachdem sie zu wiederholten Malen unmistverständlich ihre Forderung nach Gleichberechtigung und Abrüstung formuliert hat, „neue" Angebote mache, um Frankreich eine eindeutige Aeusierung über seine Be- reitrvilligkeit zur Abrüstung zu ersparen. ttsnilel mit «teutscken Xriegerknocken In Amerika, und zwar in Newyork gibt es ein so genanntes Kriegscrinnerungsgeschäft, das seinen Kunden Spitzenleistungen der Herzensroheit zumutet. Der „New Uork Herald" veröffentlichte vor kurzem die Warenliste dieses sauberen Geschäftes, lauter Andenken, Souvenirs (wie man altmodisch sagt). Die Liste ist echt, denn sie ist einfach dem gedruckten Warenkatalog dieses eigenar tigen Kaufmannes entnommen. Hören wir: Nr. 891: Ein wirkliches Andenken aus dem Groszen Krieg. Ein Beinknochen, genommen von dem histo rischen Schlachtfeld auf dem „Toten Mann", nahe Ver dun. Die Echtheit des Knochens kann durch Photogra phien und Zeugnisse erwiesen werden. Preis 4 Dollar. Nr. 982: Fingerknochen, ebenfalls vom „Toten Mann". Eine aufzerordentlich effektvolle Reliquie für Dielen oder Ausstellungshallen. Preis pro Stück 0,50 Dollar oder 5 Dollar das Dutzend. Nr. 600: Schädel deutscher Sol daten. Genommen vom „Toten Mann". Mit dem Schä del geben wir gratis eine grosze Photographie, die den Schädel unter Tausenden anderer am „Toten Mann" zeigt. Preis 7 Dollar. Die Gebeine derer, die auf dem Felde der Ehre gefallen sind, die sterblichen Neste der Märtyrer des Va terlandes, die werden hier für lumpige Dollars ver schachert; ja sie haben, wie jenes angesehene Blatt be richtet, reihenden Absatz gefunden. Schlimm genug sind auch seine anderen Kriegsandenken: Nr. 922: Eiserne Fuszfesseln eines deutschen Maschi- nengewehrschüszen. Während des Rückzuges wurde der Schütze an das MG. angefesselt und ging so zugrunde. Preis pro Paar 8,75 Dollar. Nr. 1028: Deutsches Schanzwerkzeug, benützt im Handgemenge; aus der Hin- denburglinie. Preis 8,75 Dollar. Nr. 784: Diese äuszerst „attraktive" Granate ist eine der „Beauties" (Schön heiten) des Krieges. Ein wunderschönes Geschah, kann als Lampe umgearbeitet werden für Gas, Oel oder Elek trizität. Preis 8,50 Dollar. Nr. 785: Diese Granate, welche „die deutschen Horden" in Belgien aushielt, stammt aus Lüttich. Preis 4 Dollar. Jeder merkt die Greuelpropaganda, die hier neben bei gemacht wird: die Deutschen, das sind für diese an gelsächsische Krämerseele noch immer die Barbaren, die Genf, 24. Nov. Nach dem Austritt der Ncichsregierung aus oem Völker- bund war cs nicht schwer, vorherzufagen. das; die Abrüstungs- konfercuz weder leben noch sterben könne. Aber niemand bättc zunächst erwartet, das; sich dieser Zustand zwischen Leben und Tod in so merkwürdigen, zum Teil sogar dramatischen Formen äust«rn werde Sitzungen der Rumpskonserenz — neue Ver tagungen — plötzliche Initiativen zur ..Wiederbelebung" — Demissionsdrohungen —, alles dies wechselte miteinander ab, und aus dem ganzen Hin und Her von neuen Versuchen und neuen Enttäuschungen schält sich schlicszlich immer klarer die Er kenntnis „der anderen" hervor, dasz sie auf die Dauer ohne Deutschland nicht arbeiten können, dasz sie uns brauchen, und dasz sie ihrem eigenen Interesse zuwidcrhandelten, als sie uns von E>ens vertrieben. Selbst ein Mann von so sprichwörtlichem und robustem Optimismus wie Arthur Henderson muszte in der auf Deutsch lands Austritt folgenden Sitzung der Abrüstungskonferenz zu geben, das, die Situation schwieriger als je seit dem 2. Februar 1922 sei. Die Grofzmächte wollten unmittelbar nach dem 14. Ok tober die Konferenz überhaupt nicht mehr wcitersühren: die Italiener sagten es offen, die Engländer dachten es, und auch die Franzosen wollten zunächst in Eens eine Pause einschieben, bis der Quai d'Orsay nmschrvenkte und die Politik des Weiter- vcrhandelns in Genf ohne Deutschland, die Politik der Schein beratungen in Ausschüssen und Unterausschüssen, vertrat, um die Sympathien der .kleinen Mächte", die ebenfalls sür eine Weiter führung der Konferenz waren, nicht zu verlieren. Aber unter Frankreichs Einflug sorgte man zunächst dafür, dasi die Ver handlungen nur um technisch« Dinge, nur um die „Zusammen stellung eines Textes für die 2. Lesung des MacDonald-Planes", gingen, und dasz sich selbst diese belanglosen Redaktionsberarun- gen nicht in der Oefsentlichkcit, sondern im geschlossenen Rahmen des Büros der Konferenz oder der von diesem eingesetzten Unter ausschüsse abspicltcn. Eine wirkliche Debatte, eine Aussprache über Kanonen. Tanks, Flugzeuge und Grostkampsschisje, hätte sofort die Gegensätze zwischen den Nüstnngsmächten selbst ofs«n- Lart Niemandem lag jedoch daran, der Welt die vielleicht noch an die „Einheitsfront" zwischen Ange.'sachsen und Franzosen glaubte, das Schauspiel eines Streites zwischen den Hochgerüste- i tcn selber zu geben. Horden, die Hunnen, die Boches. Er handelt nur mit deutschen Schädeln, deutschen Knochen, deutschen Ge schossen. Er bietet Photos an: „Abschuh eines Boche- flugzeugs sür 25 cents". Und andere: „Die qrähl'cken Szenen und schrecklichen Verluste an Menschenleben sind in dieser Sammlung wundervoller Photographien getreu porträtiert (Preis 1,05 Dollar)." Kurz und schlecht, so lesen wir auf der ersten Seite des Katalogs: er sei „de nen gewidmet, die ein faszinierendes Vergnügen daran finden, noch einmal die Tage des grohen Krieges zu durchleben. Alle Preise verstehen sich netto. Die Erin nerungen können auch auf Abzahlung gekauft werden." Ja, der Knochenhändler gesteht friedlich ein: „Auf die sem Gebiet ist allerhand Geld zu verdienen und zudem ist das Feld noch nicht überlaufen. Auf Jahrmärkten, Konventionen, Picknicks und Vergnügungsressorts usw. heimsen die Aussteller (der Reliquien nämlich) eine ün- pige Ernte ein." Wie gesagt, der Mann macht gute Ge schäfte. Es gibt also Troglodyten genug, die diesem Tand ler ihre Dollars auf den Tisch legen, um nachher ihr trautes Heim mit attraktiven Granaten und phospho reszierenden Kriegerschädeln zu schmücken. Preisrätsel: Wo sind die Barbaren? Die Scheinwelt von Genf Selbst wenn man Im Sinne des MacDonald Planes die Scerüftungssragen auf die grofze Flottenkonierenz Ende 1925 verschöbe, würden doch in den Land- und LustrUstungssragen ge nügend unerledigte Punkte zwischen Angeljachfen, Franzosen und Italienern bleiben. Man braucht nur an die Internationali sierung der Zivilluftfahrt, Zahl der Militärflugzeuge. Ab schaffung des Luftbombardemcnts überhaupt oder nur „aüszerhalb des Kriegsschauplatzes", Einbeziehung der Kolonialtrupz'en in die Hecresstärke, Kaliber der Kanonen und Tonnage der Tanks zu denken, um cbensoviele Gegensätze zwischen den Auffassungen der Hauptrllstungsmächte sestzüstellen. 9tjemandem, weder den „Grosin" noch den „Kleinen" lag daran, dasz diese Gegensätze nunmehr offen vor der Welt ausgcbrcitet würden. Deshalb einigte man sich aus die Scheinarbeit, beauftragte das Büro der Kevicrenz. de n Text sür der 2. Lesung des MacDonald-Ent- wurfes auszuarbeiten, verteilte die einzelnen Abschnitte des MacDonald-Planes an Berichterstatter und Unterausschüsse, und glaubte, damit der Welt eine „Fortsetzung der Abrüstungskonfe renz" vortäufchen zu können. Aber die Ueberklugen wurden dies mal Lügen gestraft. Niemand drangen nahm die Scheinwelt von Genf mehr ernst, und in den maszgcbendenLändern vollzogen sich Entwicklungen, die man auch in Genf nicht einfach irgnörieren konnte. Die Groszmächte beriefen ihre Delegierten ab, und er setzten sie durch Fachbcamte, da zunächst in Gens keinerlei poli tische Verhandlungen zu erwarten waren. Lediglich Frankreich hielt durch di« Belassung seines Völkerbunddelegierten Maisigli in Gens die Fiktion aufrecht, das, „die Konferenz" wcitergche". Inzwischen nahm Deutschland durch die römische Mission des Ministerpräsidenten Göring die Fühlung mit Italien aus. und Nom und London erkannten, dasz anstatt der ltzenfer Scheinvcr- handlungen ohne uns. nur materielle Verhandlungen mit Deutschland zum Ziele führen könnten. In diese beginnende Aufklärung des internationalen politischen Horizontes platzte di« D e m i s s i on s c r k l ä r u n g Henverions hinein. Dieses nicht ungeschickte Manöver Hendersons, das seinen alten Gegner MacDonald sowohl vor der englischen öffentlichen Meinung, als auch vor der Meinung der Welt vorübergehend in die Enge trieb, hatte bald einen überraschenden Erfolg. Genf belebte sich wieder. Simon. Eden. Paul-Voncour. Soragna und Der letzte Akt in Genf Wie es zur Vertagung der Abrüstungskonferenz kam Vie ÄSM mit üem ötterpelr WsWsWssssWs!sss!Wsss!!!!isss!!ssW^ vis stereMis einer rstreliislteu Mer Von Laren 20. kortsekrunß blacnckruclc verboten Als Kling in Berlin ankam, war es bereits zu spät, an diesem Tage noch etwas zu unternehmen. Dazu kam noch, dasz ein dicker, rostfarbener Nebel den Straszcnverkehr hemmte. Alle Fahrzeuge waren gezwungen, im Schritt zu fahren. Und die Warnungssignale heulten gespenstisch aus der Dunkelheit. Kling nahm sich in einem Hotel am Schlesischen Vahnhos ein Zimmer für die Nacht und versenkte sich zunächst in ein tief schürfendes Studium des Berliner Tclephonbuchcs. Nach einer viertelstündigen Eeneralmusterung sämtlicher Fuchs hatte er festgestellt, das; der von ihm gesuchte Caspar Fuchs am Schöne berger User 11 wohnte und auch Telephon besäst. Er beschlich aufs Geratewohl einen Versuchsballon loszulasfen, und liest sich mit der betreffenden Nummer verbinden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich jemand meldete. Dann fragte eine schlashciscre Frauenstimme: „Wer ist dort? Was wünschen Sie?" „Ich möchte Herrn Fuchs sprechen. Ich bin ein alter Ge schäftsfreund von ihm und aus der Durchreise in Berlin", log Kling kühn drauslos. Die Stimme räusperte sich, und in tief erstauntem Ton kam die Antwort zurück: „Aber wissen Sie denn gar nicht, das; Herr Fuchs gestorben ist? Ja, denken Sie nur, am MontagabendI Morgen ist schon die Beerdigung." Kling lieg eine verstörte Pause cintretcn. „Was Sie sagen! Gestorben? Aber das ist ja schrecklich! Und so plötzlich! Woran denn nur?" „Ich weist nicht recht. An Blutvergiftung, glaube ich — oder so etwas ähnlichem. Schade, dasz Fräulein Hohmann nicht zu Hause ist. Die könnte es Ihnen genauer sagen." Kling spitzte die Ohren. „Ach so — Fräulein Hohmann! Seine Sekretärin meinen Sie wohl?" „O nein! Die Nichte von Herrn Fuchs. Sie Ist jetzt sehr viel unterwegs. Weil cs doch allerhand Lauscreien gibt wegen des Begräbnisses und so — verstehen Sic?" „Gewist — natürlich. Aber ich möchte doch nicht ver säumen, Fräulein Hohmann mein Beileid auszusprechen. Und ausserdem hätte ich auch gern über eine andere Sache mit ihr gesprochen. Eine Sache, dcrctwcgen ich eigentlich Herrn Fuchs aussuchen wollte. Aber ich must morgen schon wieder mU dem Mittagszeit nach KUstrin weiterfahren. Und so früh am Tag möchte ich doch nicht gern störenl" Das weibliche Wesen am Apparat schien zu überlegen. Dann meinte es zögernd: „Vielleicht, wenn Sie schon vor neun Uhr kommen würden. . .? Fräulein Hohmann ist immer sehr früh auf. Und ich glaube kaum, das; sie morgen vor zehn Uhr ausgeht, weil sie die Schneiderin bestellt hat. Kann ich ihr vielleicht etwas ausrichten?" Kommissar Kl-ng dachte einen Augenblick nach. Dann rief er ins Telephon: „Gut aljo — melden Sie Fräulein Hoh mann meinen Besuch sür morgen vormittag um neun Uhr. Mein Name ist — Müller, Heinrich Müller. Ja, — mit Doppel-l." Er hing schnell den Hörer an und verliest nachdenklich die Telephonzelle. Dieser Fuchs also hatte eine Nichte! Eine Nichte, die allem Anschein nach bei ihm im Hause lebte. Ein tüchtiges, gesunoes Pfädchen, das des Morgens srüh ausstand und auch im tiefsten Schmerz nicht vergast, die Schneiderin zu bestellen! Aber jener andere Fuchs, der Ermordete — oder wie Kling ihn bei sich zu nennen pflegte, „Fuchs, der Rotbart" — hatte der nicht auch eine „Nichte" bei sich gehabt? Oder doch eine Frau, die er als Nichte ausgab? Und von dieser Frau besäst Kling, dank der erfolgreichen Unterstützung von Dr. Moris, eine ziem lich genaue Personalbeschreibung, die cs ihm nicht schwer mack)«n würde, auf den ersten Blick sestzüstellen, ob zwischen der beschriebenen Person und diesem Fräulein Hohmann irgend eine Identität bestand. Kling vergast an diesem Al>«nd voll kommen das Abendessen. Eine Sache, die sich in seinem Leben zum ersten Male ereignete. Ruhelos und von widerstreiten den Gedanken zerrissen, rvandcrte er immer aufs neue die acht Quadratmeter seines kahlen Hotelzimmers ab. Aber wie sehr er auch sein Gedächtnis nach allen Einzelheiten dieses myste riösen Falles durchpflügte, und so aufrichtig er bemüht rvar, einen cinigcrmasten plausiblen Grund dafür zu finden, dasz er plötzlich von seiner Reise nach Ostpreusten abgeschwenkt war und einer Fährte folgte, für deren Nichtigkeit vorläufig auch nicht das allergeringste sprach — nichts, als dieses ruhelos tastende Gefühl in ihm selber, das ihn magisch dieser Spur nachzog. Es gelang ihm nicht, irgendeinen konkreten Anlast zu sinden, der seinen Entschlust gerechtfertigt hätte. Kling war kein Mensch, der sich mit Irrealen Dingen bc- zastte. Und wenn er auch zum erstenmal im Leben derartigen Dingen nachgab, so blieb er sich doch jeden Augenblick darüber klar, dast sein ganzes Unternehmen mit ncuundncunzig Prozent Wahrscheinlichkeit ein Lustschlost war. Denn ebenso, wie er diezcn sicherlich auf die normalste Weise verstorbenen Mann verfolgte, blost, weil er den Namen Fuchs trug und eine Nichte besäst, zwei Eigenschaften, die er ohne Zweifel mit einer ganzen Reihe von anderen Menschen teilte — ebensogut hätte er auch irgendeinen harmlosen Passanten auf der Straste anhalten könne», aus di« -lost« Tatsache hin, Last «r «inen roten Bart halt«. Kommissar Kling kam sich nach dieser Selbltanalyie ziem lich lächerlich vor. Und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er kurz entschlossen, mit dem nächsten Zug nach Stralsund zurück- gefahrcn und hätte sowohl Herrn Caspar Fuchs als auch seine Reise nach Marienburg glatt im Stich gelassen. Nur sein Eigen sinn und der ihm in Fleisch und Blut übergegangcne Grundsatz des Kriminalisten, niemals auf halbem Wege umzukchren, hielten ihn davon zurück. Am nächsten Morgen verliest er kurz nach acht das Hotel. Kaufte sich in der Nähe einen schwarzen Zylinder und begab sich nach dem Traucrhause. Es war ein altes, einstöckiges Haus mit Spicgclsenstern und altmodischem Klingelzug. Der Typ eines wohlhabenden Alt-Verlincr Bürgerhauses. Ein sauberes Dienstmädchen öffnete ihm und führte ihn durch das mit wertvollen Teppichen aus gelegte Vorzimmer in einen hohen und Hellen Raum, der dem verstorbenen Herrn offenbar als Arbeitszimmer gedient hatte. „Das Fräulein wird gleich kommen. Die Schneiderin ist gerade bei ihr", entschuldigte sich das Mädchen, in dessen etwas heiserem Organ Kling sofort die Stimme an Telefon wieder erkannte. „Kominr ich denn auch nicht ungelegen?" fragte er be scheiden und blieb mit dem Zylinder in der Hand vor dem ihm angebotenen Stuhl stehen. „Fräulein Hohmann ist gewist sehr beschäftigt heute und . . ." „Das macht nichts! Sie hat mich beauftragt, Eie zu «mp- fangen. Nehmen Eie doch Platz, bitte!" Sie ging und Kommissar Kling hatte fast eine Viertel stunde Zeit zu einer eingehenden Rekognoszierung des Terrains. Das Zimmer an sich hatte nichts Merkwürdiges. Ein sorg fältig aufgeräumtes Herrenzimmer mit eingelegtem Parkett- fustbodcn und schönen, alten Mahagonimöbeln. Der Schreib tisch machte einen kahlen und unbenutzten Eindruck. Man hatte anscheinend alle Papiere und Schriftstücke nach dem Ableben des Hausherrn weggcräumt. In einer indischen Schale waren noch Aschenreste, und daneben lag eine alte, angekaute Zigarren spitze, in der ein« halbgcrauchte Zigarre steckte. An einem hinter einem Schrank verborgenen Kleidergcstell hing ein einsamer, schwarzer Ulster von einer Schäbigkeit, die In der bürgerlichen Gepflegtheit des Raumes auffallend wirkte. Kling versucht« vergebens, sich in diesem bcttclhasten Kleidungsstück den Mann vorzustellen, der dieses Zimmer bewohnt hatte.^ks konnte nur ein Mensch gewesen sein, der auf seine äus^re Erscheinung nicht den geringsten S8«rt gelegt hatte. Entweder aus Geiz oder aus Irgendwelchen anderen Gründen, von denen der der Ar mut von vornherein ausschaltet«, - (Fortsetzung folgt.)