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Gedächtnisfeier für Bischof Schreiber Berlin, 24. Nov. Das katholische Berlin feierte am Buh- und Bet tag im Nahmen einer großen Sportpalastkundge bung gleichzeitig das Gedächtnis seines kürzlich ver storbenen Bischofs Dr. Schreiber und das hundertjährige Bestehen der Vinzenz- und Elisabeth-Vereine. Der erste Vorsitzende der Katholischen Aktion Berlin, Ministerial direktor Dr. Klausen er, sprach Worte des Gedenkens an den toten Bischof. Dr. Schreiber würde, wenn er heute, wie so oft, im Sportpalast unter uns weilen könnte, in Dankbarkeit den Männern die Hand schüt teln, die unser Volk von der Pest der öffentlichen Un sittlichkeit befreit und das Christentum als unerschütter liches Fundament des neuerstandenen Reiches prokla miert haben. Die Liebe des Toten zu dem deutschen Volke rufe den Katholiken zu „Packt mit an, helfet mit, es geht um Ehre, um Freiheit, um Friede, Arbeit und Brot, es geht um die Gemeinschaft, um die Einheit des Volkes!" Im einzelnen zeichnete Dr. Klausener den ver storbenen Bischof als den Seelsorger und Führer, der im Dienste Jesu Christi und der katholischen Kirche seine Lebenskraft und Arbeit für das Heil des ihm anvertrau ten Bistums erschöpfte. Kapitularvikar Dr. St ein mann sprach über die christliche Armonliebe, die ihre Quellen und ihr Ziel in der beispielhaften Opferliebe Christi besitze. Der schönste Beweis der Dankbarkeit, der dem verstorbenen Bischof gewidmet werden könne, sei ein edler Wettstreit aller Katholiken in den Werken christlicher Liebe und Caritas. Die Festrede hielt der Kölner Domprediger P. Dionysius Ortsiefer, O. F. M. Ausgehend von dem Satz „Wo die Liebe ist, da ist Christus, wo Christus ist, da ist die Liebe" pries Pater Ortsiefer Gott als den Quellgrund der ewigen Liebe. Der Mensch sei als Ge schöpf Gottes die geschaffene Liebe. Die Sünde habe die Menschheit aber in die Knechtschaft des harten, ge fühllosen Egoismus und Mammonismus gebracht. Hatz, Zwietracht, Klassenkampf seien allzu deutliche Beweise für die Liebesleere der Menschen. Nach einer packen den Schilderung des Lebensganges von Friedrich Oza- nam, des selbstlosen Apostels der Liebe und Gründers der Vinzenzvereine, wandte sich der Redner mit einem lebendigen Aufruf an die Anwesenden, dem Vorbild Ozanams gerade jetzt in einer opferbereiten großen Liebe nachzueifern. „Ja, keiner soll hungern und frieren". Das sei das Evangelium der Liebe, das nur mit und durch uns Christen lebendige Tat werden soll. Zu der wieder außerordentlich gut besuchten Kund gebung hatten sämtliche Berliner Katholischen Vereine und Verbände Fahnenabordnnngen entsandt. Unter den Ehrengästen bemerkte man u. a. Nuntiaturrat Colli als Vertreter des Nuntius, Frau von Popen und die Mit glieder des Domkapitels. Entsendung eines päpstlichen Berichterstatters nach dem Saargebiet Rom, 24. Nov. Wie mir erfahren, hat Papst Pius XI. den Hauptnuntiaturrat Prälat Testa nach dein Saargebiet entsandt, mit der Aufgabe, den kirchlichen Bereich betreffende Fragen des Saargebietes zu studie ren, und so dem Hl. Stuhl eine von politischen Sonder tendenzen unabhängige Beurteilung der Lage zu ermög lichen. Es handelt sich bei der in Aussicht genommenen Reise, wie betont wird, nicht um eine kanonische Visita tion der beiden in Frage kommenden Diözes-Anteile von Trier und Speyer. nehmungen haben eigene ArbeUsbeschasjungsprogramme ausge stellt. Auch im kommenden Frühjahr werden die Maßnahmen der Reichsregierung zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit der Privatmirtschast in erheblichem Umsange zugute kommen und sie weiter beleben. Zum Schluß äußerte sich der Minister noch über Arbeits- dien st fragen, wobei er u. a. sagte, daß bis aus weiteres eine Verdichtung des Netzes der Lager nicht in Frage komme. Es fänden aber jeweilig Verschiebungen statt, die je nach Ab schluß und Neubeginn von Vorhaben notwendig würden. Die große Masse der aus dem Arbeitsdienst nach Ableistung ihrer 52wöchigen Tätigkeit Entlassenen sinde Arbeit, da die Arbeit geber die aus dem Arbeitsdienst Ausscheidenden gerne auf nähmen. Eine Einrichtung, die die Entlassungssragen in groß zügiger Weise und sozial regele, sei im Aufzug. Die Bedeutung des freiwilligen Arbeitsdienstes für die Mädel liege in erster Linie darin, daß die Mädel aus den Städten zu Landsrauen umgeformt werden. Die Ausgestaltung des weiblichen Arbeits dienstes in Zukunft stehe noch nicht fest, da diese Frage viel schwieriger zu läsen sei al» di« des männlichen Arbeitsdienste«. „Petit parisien" seht seine Hetze sort Unverantwortliche Verdächtigungen gegen Deutschland seitens des französischen VlatteS Berlin, 24. November. In vollkommen klaren Worten hatte Reichskanzler Adolf Hitler erst vor wenigen Tagen einem Pariser Zeitungsver- treter seine Friedensbereitschaft gegenüber Frankreich betont, wie sie bisher von einem deutschen Staatsmann noch nicht zum Ausdruck gekommen war. In eindeutiger Weise hatte er erklärt, daß nach der Rückkehr des Saarge bietes es für Deutschland keine Frage geben könnte, über die man mit Frankreich in Auseinandersetzungen geraten könnte; die elsaß-lothringische Frage ist für uns erledigt, darüber be darf es keiner weiteren Feststellung. Trotz dieser wiederholten Arledensverficherungen unseres Führer», die auch von einem Teil der französischen Zeitun gen und einer Reihe französischer Politiker mit Anerken nung und Beifall ausgenommen worden waren, seht die Pariser Zeitung „Petit Parisien" ihre üble Hetze, die sick jetzt zu einer unverantwortlichen Kriegshetze auswächst, fort. Auch durch den formellen Einspruch der Reichsregierung bei der französischen Regierung ließ sich dieses Pariser Blatt nicht beeinflussen, seine friedenzerstörende Tätigkeit einzu stellen; im Gegenteil, es fetzt seine Hetze sort und behauptet seht, daß ihm zahlreiche Schriftstücke zur Verfügung ständen, die den Nachweis dafür erbrächten, daß Deutschland auszu- rüften versuche. Die Gründe, die diese» Blatt zu seinem Vor- geben veranlaßt, lind unerklärlich, ganz besonders jetzt, da endlich die Zeit gekommen zu sein scheint, zwischen Frankreich und Deutschland durch direkte Verhandlungen endlich Klar heit darüber zu schaffen, daß das deutsche Volk nur den Frie den, endlich außenpolitische Ruhe haben will, um im Innern sich voll und ganz seiner Aufbauarbeit zu widmen. Diese fortgesetzte Hetze des Pariser Blatte» läßt die An nahme zu, daß hinter diesem unverständlichen Treiben ein flußreiche, kapitalkräftige Kreise stehen können, die bewußt das französische Volk in einen Krieg hinelnlrelben wollen, um aus einem solchen gegenseitigen vollkommen sinnlosen Avschlachten der Jugend der beiden Völker Nutzen und Vorteile zu ziehen. Das französische Blatt treibt ein frevelhaftes Spiel, wie es bisher mit dem Frieden Europas nicht getrieben worden ist. wenn das Blatt behauptet, daß ihm Dokumente al» Unterlage für seine Hetze zur Verfügung ständen, dann ver langen wir, daß es diese Dokumente vor aller Oesfenttlchkelt ausbrellek, wenn es sich nicht der Gefahr aussehen will, als Geschäftemacher einer Gesellschaft von Fälschern und ver antwortungsloser Lumpen bezeichnet zu werden. So viel steht fest, daß das Blatt für seine Veröffentlichungen ungeheure Summen erhält. Bisher ist die französische Regierung gegen das Blatt noch nicht elngeschrilten, und sollte es ihr nicht gelingen, diese Hetze abzudrosseln, dann bleibt leider nichts anderes übrig, als anzunehmcn, daß es besonders einflußreiche französische kreise sind, die dieses Treiben geldlich unterstützen. Trotzdem glauben wir bestimmt, daß die jetzige französische Regierung, noch mehr aber das sranzösische Volk, nicht» mit diesen ge meinen Friedensstörern gemein haben will. Will sich die französische Regierung keinem unberechtigten Vorwurf aus- setzen, dann ist es an ihr, mit aller Schärfe durchzugreifen, denn Gefahr zieht auf, Gefahr für beide Völker, Gefahren, die millionenfachen Tod, Verelendung, Zerstörung und den Un- tergang zur Folge haben, und das mir durch die Geldgier gewissenloser Kriegsgewinnler, politischer Giftmischer und volkssremder Lumpen! 50 600 RM Belohnung für die herbelschasfung der „Dokumente" Sämtliche Berliner Zeitungen nehmen in sehr scharfer weise gegen die Fälschungen und Hetzereien des „Petit Pa risien" Stellung. Der „Berliner Lokal-Anzeiger" seh» für die Aufklärung der Fälschungen und herbesschassung der Be weise für die angeblichen Dokumente eine Belohnung von 50 000 RRl aus. Der Nachweis muß durch Vorlage der Dokumente und des Materials erfolgen. Die Nachprüfung des angeblichen Dokuments, des Materials und der Angaben soll durch eine neutrale Kommission erfolgen, deren Entscheidung rechtsver bindlich ist. Diese Kommission soll aus drei politischen Histo rikern bestehen, und zwar aus einem Mitglied des Syndikat national de journalitt srancaise, einem Mitglied des Reichs verbandes der deutschen Presse, während das dritte Mitglied, da» zugleich den Vorsitz führt, vom Berliner Scherl-Verlag ernannt wird. Oie kommende Eine Unterredung mit Seldle Oldenburg, 23. November. Au» Anlaß seines Besuches in Bremen gewährte Reichs arbeitsminister Seldte dem politischen Schriftleiter Dr. Dr. Konrad Bartsch von den Oldenburger „Nachrichten für Stadt und Land" eine Unterredung, die interessante Aufschlüsse Uber die eben beendete Arbeitsschlacht und die kommende Arbeits offensive 1934 gibt. Retchsmtntster Seldte wie» zunächst einleitend darauf bin, daß sich die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Höchststand des Winters 1932/33 bis Ende Oktober 1933 um rund 2)4 Millionen, d. h. um fast 38 v. H., vermindert habe. An der Abnahme war die Arbeiterschaft mit 2,15 Millionen, die Angestelltenschaft mit etwas über 109 009 beteiligt. Bon den 2,15 Millionen entfallen rund 239 999 auf die Land- und Forstwirtschaft, der Rest auf Industrie, Handwerk und handel. Außer den 239 999 Arbeits losen nahm aber die Landwirtschaft noch eine beträchtliche Zahl berufsfremder Arbeitskräfte auf, so zum Beispiel rund 1ß5 999 Landheiser. Am stärksten abgenommen hat die Arbeitslosigkeit tm Baugewerbe (—485 090) und in der Metallwirtschast (—335 999). Der Minister wies dann u. a. darauf hin, daß seit Frühjahr 1932 das Reich für die öffentliche Ar beitsbeschaffung Uber 3)4 Milliarden NM. zur Verfügung gestellt hat. wozu noch die Veschassungsmaß- Arbeitsossensive nahmen der Reichsbahn und Relchspost im Betrage von 659 Mil lionen RM. kommen. Auf die Frage, ob bereits Aufgabengebiete für die im Frühjahr 1934 vorgesehene zusätzliche Arbeitsbeschaf fung vorgesehen sind, erklärte Seldte u. a : Die Reichsregie rung wird die Bekämpsung der Arbeitslosigkeit mit aller Kraft fortsetzen. Die bekannnten Maßnahmen, die sie für den "bevor stehenden Winter getroffen hat, um einen Rückschlag auf dem Arbeitsmarkt zu verhüten, rechtfertigen die bestimmte Er wartung, daß die Reichsregierung bei dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu Beginn des nächsten Jahres von einer er heblich günstigeren Ausgangsstellung ausgehen wird als im Frühjahr 1933. Im Rahmen der Arbeitsbeschaffung wird auch die landwirtschaftliche Siedlung wie bisher mit allem Nachdruck gefördert werden. Die Reichsregie rung ist sich bewußt, daß für eine dauernde Gesundung des deut schen Arbettsmarktcs und der deutschen Wirtschaft eine starke Umstellung des deutschen Volkes von gewerblicher und in dustrieller Tätigkeit auf die Bewirtschaftung de« heimischen Bodens unerläßlich ist. Die Auswärtsbewegung der Konjunktur wird in Deutschland fast ausschließlich vom Binnenmarkt getragen, und zwar find es in erster Linie die Maßnahmen der össentlichen Arbcits- beschafsung, die die Belebung der Wirtschaft bewirken. Die öffentliche Arbeitsbeschaffung hat schon jetzt zu einer merklichen Belebung auch der Privatwirtschaft geführt. Zahlreiche Unter. Erklärungen der Deutschen Front Saarbrücken, 24. Nov. In der Sitzung des Landesrates wurde von der Deutschen Front eine Erklärung abgegeben, in der es heißt: Mit eiserner Entschlossenlzeit und unberührt von allen Ereignissen, verlangt das Volk an der Saar seine Rückkehr zum Vaterland. Unser Verlangen ist an keine Bedingungen geknüpft. Weder Personen noch Regis- ruugsformen i,n Reich werden für uns jemals ein Grund sein, unsere Gesinnung zu wechseln oder auch nur schwankend zu werden. Wir verurteilen deshalb auch auss schärfste das Gebühren einiger volkssremder Leute, die im Auslande Verwirrung stiften, als ob auch nur ein nennenswerter Teil der Bevölkerung der Saar für ih ren Separatismus Verständnis hätte! Auf Veranlassung dieser nicht einmal abstimmungsberechtigten Kreise wer den uns von der Negierung Gesetzentwürfe vorgelegt und aufoktroyiert, die aus Deutschen Neutrale und aus freien Menschen Knechte machen wollen. Im Bewußtsein unseres Rechtes und unserer fried fertigen Gesinnung weisen wir ihre Knebelung und Znchthausvorlagen als überflüssig, unwürdig und klein lich zurück). Ueberfall auf einen katholischen Geistlichen. Köln, 24. Nov. Mittwoch abend gegen 8.15 Uhr erschienen in dem Studierzimmer des katholischen Friedhofsgeistlichen Jansen drei maskierte Leute, die sich auf den Geistlichen stürzten und ihn unter Vorhal tung eines Revolvers ans die Erde warfen. Sie steckten dem Geistlichen einen Knebel in den Mund. Einer der drei Täter schlug dann mit einem scharfen Gegenstand auf den am Boden Liegenden ein und brachte ihm sechs klaffende Wunden am Kopf bei. Die Täter entfernten sich dann plötzlich, da sie wahrscheinlich durck Geräusche erschreckt wurden, ohne Mitnahme irgendwelcher Gegen stände. Der Ueberfallene verständigte sofort das Ueber- fallkommando. Sein Zustand ist nickt lebensgefährlich. Die Polizei fahndet nach den Verbrechern. » NIchtarlsche Aerzte in Großstädten bis aus weiteres nicht mehr zngelassen Berlin, 24. Non Eine soeben erlassene Verordnung des Reichsorbcitsministers über die Zulassung von Aerzteu. Zahn ärzten und Zahntechnikern zur Tätigkeit bei den Kranken kassen trisst neue für Krankenkassen und Aerzte bedeutsame Bestimmungen. Hiernach werden bis ans weiteres in Städten mit mehr als 199 009 Einwohnern Aerzte nichtarischer Abstam mung sowie Aerzte. deren Ehegatten nichtarischcr Abstammung sind, zur Tätigkeit bei den reichsgesetzlichen Krankenkassen nicht zugclassen. Ein Erlaß an dl« Unterrichtsminister der Länder Berlin, 24. Nov. Reichsministcr Dr. Frick hat in einem Erlaß an die Unterrichtsminister der Länder ersucht, daß den Schülern aller Schulen die Schicksalsbedeutung des 12. Novem ber klar vor Augen geführt und verständlich gemacht wird. G Franeois-Nlbert gestorben Paris, 24. Nov. Im Aller von 50 Jahren ist gestern abend der Arbeitsministcr des vorigen Kabinetts Daladier, der radi kale Abgeordnete Francois-Albert, an den Folgen eines Bla senleidens plötzlich gestorben. Francois-Albert, aus dein Lehrer stande hcrvorgegangen, gehörte als Journalist zu den Mitarbei tern Clemenccaus bei der Zeitung La Instice, die in der Drey» sus-Assüre eine große Rolle gespielt hat.