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M. 253 Sächsische Volkszeitung 7- Seite 7 UvipLig Leipzig im Zeichen der Volksabstimmung. Nur noch wenige Tage sind es bis zum 12. November. An diesem Tage soll es dem Ausland zur vollen Eewiß- heit werden, das; das deutsche Volk mit heißem -erzen den Frieden will, aber ebenso stark Ehre und Gleichberechti gung verlangt. Ganz Leipzig steht im Zeichen der Vorbe reitung für den 12. November. Alle öffentlichen Gebäude und Plätze tragen Flaggenschmuck, keine Straßen, in denen nicht aus den meisten Häusern Fahnen im Winde wehen. Vor allem sehr zahlreich sind Transparente an Häusern und in Straßen angebracht, die in kurzen, einprägsamen Sätzen unsere deutschen Forderungen ausdrücken. Auf dem Augustnsplatz und am Heimatmuseum am Fleischerplatz werden große Leuchtbänder quergezogcn, auf denen am Abend von vielen elektrischen Glühlampen gebildet die Mahnung spricht: „Stimme mit Ja!" Die Formationen von SA., SS. und Stahlhelm ziehen jeden Abend in lan gen Zügen durch die Straßen, Hitlerjugend und Jungvolk fährt auf Lastautos, ruft in Sprechchören, worum Deutsch land kämpft. Jeden Abend zahlreiche Massenversammlun gen, an einem Abend waren es 10, jedem Deutschen muß es klar sein, worum cs diesmal geht: Deutschland muß leben in der Zukunft, und weil wir leben müssen und wol len, darum müssen wir frei und gleichberechtigt sein. —mc— denten von Hindenburg an das deutsche Volk wiedergc- geben. ) Einbrecher auf frischer Tat festgenommen. Am Sonnabendabend bemerkte ein Angestellter eines hiesigen Ueberwachungsinstituts auf seinem Kontrollgange in einem Warcnhause des Ostens einen Einbrecher. Durch herbei gerufene Polizeibeamte wurde der Mann gestellt und fest genommen. Der Leipziger Arbeitsmarkt Anfang November. Der gemeinsame Kamps der Kreisleitung der NSDAP., des Arbeitsamtes und der verschiedenen örtlich gebildeten Arbeitsgemeinschaften vermochte auch im Monat Oktober die Arbcitslofenzahlen nochmals um 5500 h e r a b z u d r U ck e n. Seit Antritt der natio nalen Negierung Adolf Hitlers sind im Leipziger Arbeits amtsbezirke nunmehr über 28 000 Volksgenossen der Arbeit wieder zugeführt worden. Die Arbeitslosenhilfe der Neichsaustalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenver sicherung ist innerhalb dieser Zeit um 7500 Hauptunter- stützungsempfiinger, die gemeindliche Arbeitslosenhilfe um 16 000 anerkannte Wohlsahrtserwerbslose entlastet wor den. Im Laufe des Oktober vermittelte das Arbeitsamt bzw. wurden von ihm auf namentliche Anforderung hin in Dauer- und kurzfristige Stellung des freien Arbeitsmark tes insgesamt rund 0200 Bewerber (-innen) untergebracht. An Mehrverbandsangehörigen. Krieasteilnehmern und Kriegsbeschädigten wurden allein 1200 bevorzugt vermit telt. In zusätzliche Arbeit wie Notstandsarbeit und frei willigen Arbeitsdienst wurden 1800 Personen eingcwiesen. ) Anläßlich der Nebertragung der Rede des Herrn Reichskanzlers am Freitag, den 10. November, wird die Vcrkehrszcit in den städtischen Dienststellen seinschließlich der Kasscnstellcn der Sparkasse) bereits 12,30 Uhr be endet. ) Aufruf an Leipzigs Einwohnerschaft. Am Abend vor der Volksabstimmung, am Sonnabend, den 11. Nov. 1033, findet in Leipzig eine gewaltige Friedenskundgebung auf folgenden Plätzen statt: Auguftusplatz, Noßplatz, Kö nigsplatz und Markt. Die NSDAP., Kreis Leipzig, for dert die gesamte Einwohnerschaft Leipzigs, Männer und Frauen, auf, geschlossen an diesem Tage für einen Frie den der Ehre und der Gleichberechtigung zu marschieren. Um 20 Uhr wird auf allen Plätzen eine Rede des Landtagsabgeordneten Werner Etudentkowski über tragen. Außerdem witzd die Ansprache des Ncichspräsi- Tanzabend Niddy Impekoven. An diesem beglückend schö nen Abend, den uns Niddy Impekoven im stattlich ge stillten großen Festsaal des Zentral-Theatcrs schenkte, ward wieder einmal offenbar, was Anmut, Grazie bedeutet: kör perliche Beredsamkeit, von der Seele inspiriert. Mit der Aria lagrimosa (Tartini) und den drei Engclshymnen sI. S. Bachs erreichte der erste Teil des völlig neuen Programms seine Höhepunkte. — Die Folge von fünf altdeutschen Tänzen aus dem 16. Jahrhundert: „D as F e st" war eine halb zärtliche, halb groteske tänzerische Symphonietta, die die Künstlerin vielfältig instrumentiert aufspielte — in der zweiten Halste des Abends. — Bei all dem wurden die drei schönsten menschlichen Lebens gesten: Lächeln, Atmen, Schreiten in der sie zusammcnfasscnden und erhöhenden Einheit des Tanzes zu vollgeeintem Dreiklaug gestaltet. Wolfgang Fcrnon war am Flügel ein fein ab gestimmter, anschmiegsamer Begleiter, der mit den eigenen pia- nistischen Beitrügen, mit denen er das Programm vervollständigte. Proben beachtlichen Könnens abgab. Sehr hübsch dargebracht: Schumanns „Bogel als Prophet". Dr. A. K. S. 5ücjivest-5c>csissn Albertus Mgnus, eine frühmittelalterliche Aührergestalt Vortrag im Verein Chemnitzer katholischer Akademiker. Nach Erledigung einiger notivendiger geschüftliä-ec Formalitäten (Jahresbericht des Vorsitzenden, Wahlen, Werbung für das nationale Winterhilfswerk) sprach in der ordentlichen Hauptversammlung des Ver eins kath. Akademiker von Chemnitz und Umgebung der geistl. Beirat Dr. Spiilbeck, über den Patron des ge samten Akademikerverbandes, über den heiligen Alber tus Magnus. Albert der Große, der auch Albertus Teu- tonicus, also der Deutsche, genannt wird, gehört zu jenen ganz Großen im Reiche der Kirche, die ihrer Zeit das Gepräge ihres persönlichen Wesens gaben und so ihre Zeit ebenfalls zu einer großen iverden ließen! Geboren zu Lauingen (etwa um 1200), studierte er in Bologna, trat 1223 in den Dominikanerorden und nahm dann bald darauf an der Pariser Universität eine Stellung von europäischem Rufe ein, ging später in glei cher Eigenschaft als Lehrer nach Köln, wurde Provinzial seines Ordens, 1260 Bischof zu Regensburg und starb am 15. November 1280. Bereits zu seinen Lebzeiten hieß es von ihm: „Er ist das Erstaunen unserer Tage" und nach seinem Tode gab man ihm den Ehrentitel Dr. Universa- lis. Und tatsächlich steht man bewundernd vor diesem Lebenswerk einzigartiger Größe! Hincingestellt in eine schwierige und verworrene Zeit (in die Zeit Friedrichs II. und in die schrecklichen Tage des Interregnums), entwickelte Albert der Große auf allen Gebieten nicht nur der rein wissenschaftlichen Disziplinen eine äußerst rege und wertvolle Tätigkeit — so kommentierte er in Paris inmitten hochgehender Wo gen geistiger Kämpfe Aristoteles und schuf eine christliche Philosophie in ihrer Gültigkeit bis auf den heutigen Tag »nd war dazu Naturforscher und Theologe, der an 80 Werke hochwissenschaftlichen Formates schuf — sondern auch auf politisch-diplomatischem Boden entfaltete er ein besonders glückliches Geschick. Es dürfte wenig be kannt sein, daß er auf dem Konzil zu Lyon durch eine große und machtvolle Rede ent scheidend die Wahl Rudolfs v. Habsburg durchsetzte und so dazu beitrug, daß nach den trostlosen Tagen des Interregnums wieder glücklichere Zeiten für Deutsch land anbrachen. Am Schluß seiner Ausführungen stellte der Vor tragende zusammenfassend Albertus Magnus als treffli ches Vorbild für den geistigen Arbeiter hin, indem er besonders hinwies auf den aufgeschlossenen und weltwei ten Sinn Alberts in allen Fragen, die die damalige Zelt bewegten und die Volksverbundenheit dieses gewaltigen Menschen, der trotz aller wissenschaftlichen Leistungen im Grunde seines Herzens einfach und schlicht geblieben war, hochverehrt von allen Schichten der Bevölkerung. X Von der katholischen Gemeinde Zwickau. tz. Zwickau. Innerhalb der kath. Gemeinde finden in den Mntermonaten Vortragsabende statt, die weiter bilden und erziehen sollen. Die letzten Abende waren dem Thema: „Die Lehre von der Gesellschaft" gewidmet. Herr Pfarrer Dr. Spettinann behandelte das Thema nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Am vergangenen Dienstag ist nun eine weitere Reihe von Vorträgen be gonnen worden, die sich mit dem Staat, seinem Ursprung, Wesen und Recht befassen soll. Der Vortragende, Herr Verw.-Jnspekior Eck, bot einen Ueberblick über die S t a a t s a u s f a s s u n g e n der vorchristlichen Zeit und der großen christlichen Gcistesmänncr, wie eines hl. Augu stin und hl. Thomas v. Aquin. Redner führte seine Hörer und Hörerinnen ferner in die marxistische und liberali- stische Staatslehre ein und kam daun auf die Zeit des Volkskanzlers Hitler zu sprechen, die eine bewußte Abkehr von Marxismus und Liberalismus sein will. Jbr Grund gedanke, Gemeinnutz geht vor Eigennutz, ist ein Gedanken gut der christlichen Staatslehre. Redner wies am Ende seiner einstündigcn praktischen Ausführungen auf die be vorstehende Wahl hin, an der sich jeder Wahlberechtigte beteiligen und sein Ja für den Volkskanzler abgcben soll. Die 50 Anwesenden, zumeist die jüngere Generation, wer den sicherlich die Worte des Vortragenden beherzigen. h. Chemnitz. Voreiner Primiz. Am 28. Okto ber empfing im Hol)en Dom zu Bautzen Herr cand. theol. Rothe, Sohn des Rechtsanwalts und Notars Rotlze aus Chemnitz die Subdiakonats- und am 5. 11. die Dia konatsweihe. Wir iverden also im nächsten Frühjahr hier in Chemnitz die Freude erleben, wieder einmal nach lan ger Zeit einer hochfeierlichen Primiz beiwohnen zu kön- Wel-t du: daß der Mltschöpfer des Versailler Vertrags, Lloyd George, am 18. September 1932 schrieb: „Zwei von den vier Männern, die dieses feierliche Unternehmen (die allgemeine Abrüstung) entworfen haben, sind nicht mehr unter den Lebenden, Herr Clemenceau und Präsident Wilson. Herr Orlando und ich sind iibrigge- blieben. Als einer der beiden Ueberlebenden nehme ich keinen Anstoß, mir die deutsche Auffassung zu ei gen zu macizen, die dahin geht, daß die Siegerinächte schamlos die Treue in der RUstungsfrage gebrochen haben. Der Haager Schiedsgerichtshof hat stets den selbstverständlichen Standpunkt eingenommen: „Alle Verträge müssen so ausgelegt werden, daß jede Unge rechtigkeit ausgeschlossen wird und die Ergebnisse der Auslegung mit Treue und Glaube vereinbar sind." Saum am Sonntag „Za!" Kirchweihfest in Reichenau Reichenau. Am 5. und 6. November konnten mir In Reichenau bei schönem herbstlichem Wetter unser Kirch weihfest feiern. Von jeher hatte die Neichenauer Kir mes eine besondere Anziehungskraft auf die benachbarten Ortschaften und die Stadt Zittau. Es hatte sich darum auch eine große Anzahl fremder Kirchenbesuchcr zu unserem Festgottesdienst früh um 0 Uhr eingefunden. Unter der Leitung von Kantor Kliemt wurde das feierliche Hoch amt durch eine Festmesse von Wöß verschönt. Noch eine seltene Feier schloß sich an das Hochamt an. Unter Glocken geläut betrat ein Jubelpaar die schön geschmückte Kirche, um noch einmal den Segen Gottes zu erflehen zu ihrem goldenem Hochzeitstag. Waren cs doch 50 Jahre her, daß der jetzige Jnvalidcnrentner und Hausbesitzer August Ebermann mit seiner lieben Ehegattin in der Pfarrkirche in Seitendorf sich die Hand reichten zu ihrem ehelichen Bunde. Hochw. Herr Pfarrer Dr. Schwarzbach übernahm die Einsegnung des Jubelpaares, zu der sich auch außer den Familienmitgliedern eine Deputation des kath. Männerverelns mit der Fahne eingefunden hatte. Auch sehr viele Gcmeindemitglieder wohnten dieser selte nen Feier bei. Am Nachmittag begab sich eine Abordnung des obengenannten Vereins in die Wohnung des Jubel paares und überreichte hier noch ein nützliches Geschenk. Ist doch der Jubilar bereits seit Jahrzehnten ein treues Mitglied des kath. Männcrvcrcins. P. k. Bautzen. Zwei jugendliche Selbstmör derinnen. In der Nacht zum Mittwoch hat ein bei den Eltern in der Ostvorstadt wohnendes 17 Jahre altes Mädchen sich mit Leuchtgas vergiftet. Ferner bat in einem Grundstück auf der Löhrstraßc ein 20jäbriges Hausmäd chen ebenfalls durch Gasvergiftung den Tod gesucht. In beiden Fällen sind die Gründe, die zu dem Verzweiflungs schritt geführt haben, nicht bekannt. oller Welk Bischof Kaller zum 12. November. , . Königsberg, 6. November. Von zuständiger Seite wird mitgetcilt: Anläßlich seiner Wahlreisc durch das Ermland stattete der Obcrpräsidcnt von Ostpreußen, Gauleiter Koch, dem Viichos von Ermland, Dr. Kaller, einen Besuch ab, dem insosern eine besondere Be deutung zukommt, als bei dieser Gelegenheit eine erjrculiche Uedereinstimmung in den großen Schicksalsfragen scstgestellt wurde, die jetzt Deutschland bewegen. Bischof Dr. Kaller ver sicherte bei dieser Unterredung, er erachte cs als ganz selbst verständlich, daß da» katholische Ermland sich am 12. November geschlossen zur Friedenspolitik des Kanzlers und zum Wicder- anfbau des Baterlandro im Sinne der neuen Staatsordnung be kennt. Wahlobzeichen der Reichspropagandalcitung der NSDAP. Die Neichspropagandaleitung teilt laut NSK. mit: Die Neichspropagandaleitung gibt für alle Volksgenossen, die am Sonntag, dem 12. November, ihrer Wahlpflicht genügen, für das gesamte Reichsgebiet Wahlabzcichcn heraus. Der Ver kauf oder die Verbreitung irgendwelcher anderer Plaketten oder Abzeichen, die aus die Wahl Bezug nehmen, ist aus diesem Grunde für den Wahltag verboten. (gez.) Dr. Goebbels, Reichspropagandaleiter. * Peter Klöckner 70, Fritz Thyssen 60 Jahre. Am S. November feiern zwei der bekanntesten westdeutschen Industricsührer ihren Geburtstag. Geh Kommerzienrat Dr.-Jng e. h. Peter Klöckner kann aus ein Lebensalter von 70 Jahren und der Preußische Staatsrat Dr. h. c. Fritz Thyssen qus 69 Lebensjahre zurückblicken. Der Reichspräsident an Geheimrat Klöckner Berlin, 9. Nov. Der Herr Reichspräsident hat dem Groß industriellen Geheimrat Dr. h. c. Klöckner zum 76. Ge burtstag in einem herzlichen Handschreiben seine Glückwünsche ausgesprochen. Der König von Afghanistan ermordet. Der Londoner Gesandte von Afghanistan erhielt die Nachricht, daß der König von Afghanistan ermordet worden ist. Der Sohn des ermordeten Königs ist zum König ausge. rufen worden. Bombay, 0. Nov. Das Telegramm, in dem die Er mordung des Königs von Afghanistan mitgetcilt wird, besagt: Se. Majestät Nadir Schah Ghasi hat heute nach mittag 15 Uhr durch die Hand eines Verräters den Mär tyrertod erlitten. Die ganze Nation ist von Trauer um ihren geliebten König erfüllt und erklärt dem Sohne, Sei ner Majestät Mohamed Zahir Schah, einmütig ihre Er gebenheit. Im Lande herrscht Ruhe. Tausend mit Blut geschriebene Blttbrlcse Tokio, 9. Nov. Die Erregung, in die Japan durch den Prozeß gegen die Mörder des Ministerpräsidenten Innkai schon seit Wochen versetzt ist, kommt In den eigenartigsten Formen zum Ausdruck. Das Gericht, das nach langen Bera tungen zur Urteilsverkündung schreitet, wurde mit Billbriesen überschüttet. Mehr als 1 Millionen Japaner hat sich schrist- sich für eine Freisprechung der Angeklagten eingesetzt. Als ein Nest aller Sitten im Land der ausgehenden Sonne mutet der Umstand an, daß über 1600 Briese mit Menschenblul ge schrieben worden sind. » London. Nach einer Reutermeldung aus Newyork will Herald-Tribune aus Washington erfahren haben, daß die offizielle Anerkennung der Sowjetunion durch di« Bereinigte« Stnaten bereit» morgen ver bandet «erden soll.