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men, um vcn Reichstag anzustecken. (Vernehmliche Bravorufe im Zuhörerraum.) Auch hier hat Dimitross wieder etwas zu entgegnen; er meint, der Minister mache ja nationalsozialistische Propa» ganda. Er erklärt dann weiter: Diese bolschewistische Welt anschauung regiert nun die Sowjetunion, das größte und beste Land der WeltI (Heiterkeit.) Ist das bekannt? Göring (scharf): Bekannt ist im deutschen Volt, daß Sie sich hier unverschämt benehmen und hierher gelaufen kommen, den Reichstag anstecken und sich dann noch hier mit dem deutschen Volke solche Frechheiten leisten. Ich bin aber nicht dazu da, mich von Ihnen aussragen zu lassen. Sie sind auch einer von den Gaunern, der an den Galgen gehört (Lebhafte Bravorufe im Zuhörerraum.) Als nun Dimitross wieder zu sragen ansetzt und in seiner frechen, zynischen Art dazu einleitend erklärt, er sei sehr zu- srieden mit der Aussage, entzieht ihm Senatspräsident Dr. BÜn- ger das Wort. Da er trotzdem weiter redet, sieht man sich ver- anlatzt, ihn abzusühren. Die dramatische Szene schließt damit, daß Ministerpräsident Göring Dimitross noch mit lauter Stimme zuruft: „Sie werden noch Angst Haven, daß ich Sie erwisch«, wenn Sir aus dem Gefängnis heraus sind, Sie Gauner Siel Dimitross wird unverzüglich aus dem Saal hinausbesordert. politische Fragen Dr. Sacks Rechtsanwalt Dr. Sack: Herr Ministerpräsident, die Nn- tersuchungskommission, die von sich aus den Reichstagsbrand nachgcvrüft hat, hat ihre Ergebniße in einem Bericht zusam» mengesaßt, an dem der schwedische Rechtsanwalt Vranting und ein Pariser Advokat mltgearbeitet haben. Ich halte es für meine Pflicht, Herr Ministerpräsident, Ihnen aus diesem soge nannten Ergebnis drei politische Fragen vorzulegen. Bestand nach dem 30. Januar für die natlonalsoialistischen Mitglieder des Kabinetts das Gefühl, daß sie von den anderen Mitglie dern inklusive der Reichswehr umklammert wurden? Bestand aus diesem Gefühl heraus überhaupt ein Konflikt? Zeuge: Wenn auch zunächst vielleicht mit Herrn Mi nister Hugenberg — weniger als Minister als als deutschnatio naler Parteiführer — gewisse Differenzen in der sachlichen Auffassung bestanden, so möchte ich aber seststellen, daß von sämtlichen anderen Mitgliedern ausnahmslos und in allen Viesen Fragen auch mit Herrn Minister Hugenberg eine ein zige Auffassung herrschte. Ich muß betonen, daß von Anfang an die überragende Führeroersönlichkeit Adolf Hitlers sich im Kabinett so durchgesctzt hatte, daß man jedem einzelnen Mi nister die Freude ansah, mitzuarbeiten. Eine Umklammerung bestand nicht, im Gegenteil, es bildete sich ein Bund von Män nern, der mehr und mehr in sich gesestigt wurde, ein enges Seite an Seite stehen sämtlicher Minister unter ihrem Führer. Dr. Sack: Ich mutz noch einmal auf die sogenannten Er gebnisse eingehen. Es heißt dort wörtlich: „Zum Schluß nahm die Kommission die Aussage des bereits erwähnten Korrespon denten einer ausländischen Zeitungsagentur entgegen. Dieser Zeuge führte aus, daß am Mittwoch vor dem Brande zwei seiner Freunde, die der Deutschnationalen Partei angehörten und wich tige Funktionen hatten, ihm sagten, daß die Wahlkampagne so schlecht vorwärtsginge, daß Göring einen Akt der Provokation vorhabe" Herr Ministerpräsident, wenn ich mich entschloßen habe, diese Frage an Sie zu stellen, so nur deshalb, weil hier die Behauptung aufgestellt wird, daß ernsthafte deutsche Männer, die wichtige Funktionen haben, diesen Vorwurf erhoben haben sollen, was mir nicht faßbar ist. Zeuge: Entweder existieren die beiden — dann haben sie kolossales Glück, daß ich sie nicht kenne, oder aber sie existieren nicht —, dann hat der Journalist Glück, daß ich nicht weiß, wer es ist. Das gehört zu jenen infamen Ärunnenvergiftungcn, die wir alle erlebt haben. Was würden die Engländer, Amerikaner und Franzosen sagen, wenn sie irgendeinen politischen Prozeß führen und wir uns plötzlich in solcher Form hineinmischens Ich glaube, daß die Völker das mit Recht ablehnen würden. Rechtsanwalt Dr. Sack: Herr Ministerpräsident, Sie ken nen Torgler aus dessen parlamentarischer Tätigkeit. Hat er, so lang« Sie ihn kennen, sich ordnungsmäßig dem parlamentarischen Rahmen eingesllgt oder nicht? j Zeuge: Wenn Sie mich fragen, wer von der kommu nistischen Partei im Reichstag der konzilianteste gervesen ist, so sage ich: Torgler. Angeklagter Torgler: Meine Reden auch in den Volksver sammlungen, Herr Ministerpräsident, haben sich in Form, Ton art und Sachlichkeit in nichts von dem unterschieden, was ich im Reichstag gesagt habe. Popoff: Der Zeuge sagte, das Ausland hätte Kommu nisten zum Terror nach Deutschland geschickt. Ministerpräsident Göring (eingreifend): Ich habe nicht gesagt, das Ausland habe nach Deutschland Kommunisten ge sandt, um Terror auszuüben. Würde diese Auffassung bestehen bleiben, so wüßte ich, u>as morgen in der Auslandspresse darüber zu lesen ist. Ich habe gesagt: Ich weiß, daß auch heute noch aus dem Ausland Kommunisten, und zwar deutsche und auch ausländisch« Kommunisten, nach Deutschland herein kommen, um ihre Arbeit der Aufwiegelung und der Hetze weiter fortzusetz-en. Popoff: beteuert, daß er in Deutschland nur für die bulgarische kommunistische Partei tätig gewesen wäre. Auch Taneff meldet sich zum Wort und bemerkt, daß er zwei Tage vor dem Brand nach Deutschland gekommen sei. Auf seine Frage, ob der Zeuge d--s wßfe, erklärt Ministerpräsident Göring: Mit den einzelnen Angeklagten zu befaßen, ist nicht meine Sache und hat auch kein Interesse für mich. Nach der Pause teilte der Vorsitzende mit. daß die Ausfüh rungen des Zeugen Ministerpräsidenten Göring den nur bulga risch sprechenden beiden Angeklagten übersetzt werden. Die Ver handlung wird dann auf Montag vertagt, da der Senat heute noch einig« wichtige Beschlüsse zu faßen hat- Wichtige Rundfulikdarblelungen Am Dienstag hören wir nm 10,10 im Schul funk: „Wilhelm Teil". Abends um 20,10 sendet Leipzig »unter GMD. Weisbachs Leitung: „Carmen". Das be rühmte Opernwerk Bizets wurde 1875 in Paris erst mals aufgefiihrt und trat dann einen in der Opernge schichte seltenen, aber durchaus begründeten Siegeszug über alle Bühnen an. Auch heute erfreut sich diese Oper einer immer noch gleichbleibenden Wirkung beim großen Pub likum wegen der außerordentlich geschickten Mischling von ernster Oper mit dem ausgesprochen lyrischen Stil, wegen der im Ilebermaß vorhandenen teils wirklich herrlichen, teils aber auch operettenhaft-burlesken Melodien und we gen des gut getroffenen spanischen Nationalkolorits. Auch die Handlung selbst in ihrem stark dramatischen Ablauf hat zum Welterfolg der „Carmen" beigetragen. Die Sen dung erhält eine besondere Bedeutung durch die Ueber- nahme der Titelrolle durch Dusolina Giannini. Sie wird die Partie in deutscher Sprache singen, so daß allen Hö rern bei der auch sonst hervorragend guten Besetzung ein erlesener Genuß sicher sein wird. Zudem aber wird für den großen Hörerkreis hier die Gelegenheit gegeben, Ge neralmusikdirektor Weisbach einmal als Operndirigenien großen Stils kennenzulernen. Am Mittwoch registrieren wir um 16 Uhr den Jugendnachmittag. — Das Donnerstagprogramm bringt eine Reihe Darbietungen zum großen Erinnerungstage (9. November) der nationalsozialistischen Bewegung. Am Samstag um 15,10 bringt der mitteldeutsche Sender die Hörfolge: „14 Tage roter Schrecken im Vogt land". B. S. Wirtschaft und 12. November Unterredung mit Ministerpräsident von Kittinger In einer Unterredung, die Ministerpräsident von Kittin ger einem Zeitungsvertreter gewährte machte der Minister- Präsident bedeutsame Ausführungen über die Wichtigkeit der deutschen Ausfuhr. Er führte etwa folgendes aus: heute, wenn es in der deutschen Außenpolitik hart auf hart geht, sind alle Volksgenossen an dem politischen Massen- gang um die deutsche Weltgeltung aufs tiefste beteiligt. Denn ohne eine starke Außenpolitik hat es niemals und nirgend» eine gesunde Wirtschaft gegeben. Politik und Wirtschaft ver- halten sich zueinander wie ein Schiss zu seiner Fracht- An Lord ist der Kapitän die erste Person, nicht der Kaufmann, dem die Ladung gekört. Daher wiederhole ich: Eine ziel- bewußte Außenpolitik ist die grundsätzliche Vorbedingung für das Gedeihen der Wirtschaft. Da» ist der Sinn dieser Tage, wenn das neue Deutschland durch die Politik seines Führers die Gleichberechtigung mit den Großmächten erzwin- gen will. Der Weltkrieg gegen Deutschland war mit dem Versailler Diktat nicht beendet. Er ist fortgesetzt worden mit wirschaft- lichen Mitteln; und mit Recht bezeichnet man diese Periode, in der wir leben, als den zweiten Weltkrieg. Er hat unseren Export bereits zur Hälfte vernichtet. Die Lage ist so ernst, daß jede Phrasendrescherei in diesem Zusammenhang ein ver ächtlicher Unsinn wäre. Wir hier in Sachsen Haven kalt« Schornsteine, lote Maschinen, schiefe Bilanzen und die tief- ernsten Gesichter unserer erwerbslosen Volksgenossen tagtäg lich vor Augen. Wir können uns keinen Illusionen mehr hin- geben. Die Befriedung des deutschen Volkes nach innen und die Gleichberechtigung nach außen: diele beiden Ziele werden mit eiserner Konsequenz von der nalionalsozlalislischen Re- gierung des neuen Deutschland durchgeführt. Wenn sie erreicht sind — und dieser Zeitpunkt ist, Gott sei Dank, durch die alles vor sich herlreibende Energie unsere, Führers nahegerückt — wird, hoffe ich, die Auswärtsent- Wicklung de» deutschen Außenhandels wieder einsetzen. Darum kann es auch sllr die rein wirtschaftlich denken- den Volksgenossen keinen Zweifel über die Bedeutung de» Volksentscheids am 12. November geben: Ls handelt sich um das einige Bekenntnis zu der Staatsführung, die einzig und allein imstande ist, die Bedingungen für freie Arbellsentfal- «ung zu schaffen. Uanrlslsnotirsn Leipziger Börse vom ft. November. Zum Wochenschluß war die Umsatztätigkeit sehr gering und die Kursentwicklung unein heitlich. Neichsbank zogen um Ich Prozent an, während Commerz bank 1,8 Prozent einvllßte. Am Anlagemarkt ergaben sich nur geringfügige Kursschwankungen. Leipziger Produktenbörse vom ft. November. Amtlich festge- tellte Preise, die Großhandelspreis 15 Tonnen (300 Zentner) irompt Parität frachtfrei Leipzig darstellen. Welzen int. Durch- chntttsqualität 76-77 kg 181-182; do. Preisgebtet W 3 18l: Roggen htes. Durchschn. 72-73 kg 152-153: do. Preisgebiet Rft 148; Sommergerste inl. Brauware 180—186; Futter- und In dustriegerste und Wintergerste zweizeilig 172—177; Wintergerste vierzeillg 160-166; Hafer inl. gelber 140—146; do. weißer 136 bis 140; Mais La Plata 190-195; do. Donau 190-193: do. cinquantin 203-208; Erbsen inl. Viktoria 420-470. — Nicht- amtliche Notierungen: Weizenkleie 9,5—10 5: Roagenklete 9,25 bi» 9,75; Weizenmehl 30—31; Roggenmehl 20—22,25. Verantwortlich sllr den pollttschen und Nachrlchlenletl: <b. Wink«», (ür Lokales und Feuilleton Dr. <S. Desezyk; (ilr den geschäftlichen Dell: Th. Winkel, Dresden, Polierftr. 17. — Druck u. Verlag: Termania. Dresden Nach kurzem, schilleren Leiden verschied heute vormittag, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten unser her zensguter, uns unvergeßlicher Vater. Schwieger-, Groß- und Urgroßvater, Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Herr Eduard Hartmann im 79. Lebensjahre. Im tiefsten Schmerze Die trauernden Hinterbliebenen. Chemnitz (Viktoriastr. 6), Bautzen, Lübeck, Köln ck Nh., Freiberg i. Sa., den 4. Nov. 1933. Die Beerdigung unseres lieben Entschlafenen erfolgt am Dienstag den 7. November, nachm. 2)4 Uhr von der Halle des Neuen Friedhofs ans. Requiem Dienstag früh 7)4 Uhr. R. i. p. Der göttliche Meister berief in sein himmlisches Reich unser Gründlings- und Ehrenmitglied Herrn Kaufmann Eduard Hartmann Schmerzerfüllt steht der Stammvcrein und Jung K. K. V. an der Bahre dieses lieben immer opferbereiten und aktiven Gründers unseres K. K. V. Chemnitz. Seine Pflichttreue und sein K. K. V.-Geist waren in seiner 46jährigen Mitgliedschaft für Jung und Alt ein Vorbild. Golt der Herr möge ihm ein reicher Vergelter sein. Sein Andenken soll uns unvergessen sein. Die Beerdigung unseres lieben Verbandsbruders und Freundes findet am Dienstag, den 7. November, nachm. 143 Uhr, von der Hatte des Neuen Friedhofes statt. Die hl. Seelenmesse wird am nächsten Sonntag, den 12. November, früh l-48 Uhr, in der St. Ioseskirche, Alexander- straße gelesen. Wir bitten alle Mitglieder um zahlreiche Betei ligung. Kalh. Kaufm. Verein „Columbus", Chemnitz Der Gesamtvorstand. Msliiikl Heuler Opernhaus Montag Arabella (7.30) Dienstag Die Schmiede (7.30) Schauspielhaus Montag Am Himmel Europas (8) Dienstag Tod in Genf (8) Albert-Theater Montag Krach — um Jolanthe (Die Wurschtbriihe) (8) Dienstag Die große Chance (8) Komödienhaus Montag Krieg im Frieden (8.15) Dienstag Krieg im Frieden (8.15) Residenz-Theater Montag Marietta (8) Dienstag Marietta (8) Tentral-Theater Montag Viktoria und ihr Husar '(8) Dienstag Viktoria und ihr Husar (8) St. Benno - Kalender K934 Tas Jahrbuch der Diözese Meißen. Geleitworte von Kardinalstaatssekretär Pacelli und Bischof Petrus Lcgge, Anno santo 1933/34, Schematismus des Bistums Meißen, Jahreschronik des Bistums Meißen, Die Ernte des Todes 1932/33, Reicher Unterhaltungsteil mit Beiträgen von Heinrich Zerkauten, Franz Josef Weiszt, Rudolf Utsch u. a., Zahlreiche Bilder. Für 90 Pfennig bei allen Pfarrämtern und Presse-Vertraueno leuten sowie kath. Buchhandlungen zu haben. sils Qssotzüft»- uncl privstclrudcssvtzvn in ßssLiimLvkvollsr ^ussützrung ru nlockrig- stsn l^rsissn bsi kvlinsllstsi' i-Isksrung Vuekäruvicoroi u. Verlag » '» KG I WM vrssäon, llolierstraftoi? Oes Reichskanzlers Parole für Volksentscheid und Reichstagswahl: „Wir können den Kampf nur führen, wenn wir eine einige Mannschaft sind!"