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Keine Herabsetzung der Löhne Berlin, 11. Nov. Nach den Richtlinien, die die Treu händer der Arbeit erhalten haben, sollen Lohnherab- schunden in neuen Tarifverträgen in der Regel nicht mehr erfolgen. Darüber hinaus sind aber neuer dings alte, zu niedrige Grundlöhne in neuen Tarifverträ gen bereits beseitigt und durch ausreichende Lohnsätze er setzt worden. tische» Entdeckungsgeschichte. Auf drei Polarfahrten in den Jahren 1591 bis 1596 suchte er die nordwestliche Durchfahrt und entdeckte 1596 Spitzbergen und die Bären insel. Nach ihm sind die Barcnts-Jnscl östlich von Spitz bergen und die Barcnts-Sec, ein Teil des Nördlichen Eis meers benannt. Gefunden wurde eine acht Meter lange und fünf Me ter breite Hütte. Daneben lagen Eisenreifcn und Dauben eines Fasses, das Barcnts und seine Gefährten wohl als Waschgclegcnheit benutzten. Ferner fand man die Ge schirrscherben und Neste von ledernen Ausrüstungsstücken sowie eiserne und^hölzcrne Gcbrauchsgegenstände. Unmit telbar an der Küste entdeckte man die Uebcrrestc eines Bootes, ein zerbrochenes Ruder und eine Eiscnharpunc. Sämtliche Fundstücke wurden nach Leningrad ver frachtet, um sie dem dortigen arktischen Museum zu über weisen. Nach Ansicht des Polarforschers Pinegin mutz sich in der Nähe der entdeckten Hütte auch das Grab des verun glückten holländischen Seefahrers befinden. Oer Papst und die russischen Katholiken s Oft genug hat der jetzt regierende Heilige Vater Pius XI. seine persönliche Liebe für die russische Kirche bewiesen. Es würde hier zu weit führen, alle Einzel heiten aufzuzählen. In diesen Tagen ist dem Heiligen Vater wieder ein zwar kleines, aber doch recht bedeu tungsvolles Werk gelungen. Unter der Oberleitung der vom Heiligen Vater im Jahre 1925 gegründeten und im Jahre 1930 mit allen Rechten vollkommener Selbständig keit ausgestatteten „Commissio pro Russia" leben unter den russischen Emigranten in aller Welt russische katholische Priester des orientalischen Ritus. Ihre Zahl ist nicht gross. Meist sind es Konvertiten. Sie leben weit von einander entfernt. Umso notwendiger ist es für sie, datz sie von Zeit zu Zeit die gerade für ihre schwere Lage so wichtige geistige Anregung und seelische Stützung in ge eigneter Weise erhalten. Zu diesem Zwecke hat der Hei lige Vater diese Priester, soweit sie abkommen konnten, im Jahre 1930 zu gemeinsamen Exerzitien nach Nom be rufen. Im Jahre 1931 fanden ähnliche Exerzitien in So- lemnes statt. In der letzten Oktoberwoche des heurigen Jahres hat nun der Heilige Vater wieder alle diese Prie ster zu gemeinsamen Exerzitien nach Nom berufen. Da diese Priester meist sehr arm sind, ist es klar, datz der Heilige Vater selbst für das ganze Unternehmen nicht un bedeutende materielle Opfer bringen mntzte. 11 russische Priester und 2 Laien, Professor Maklakoff (Paris) und Graf Bennikson (London) folgten dem Rufe des Papstes. Alle sind Konvertiten. Exerzitienmeister war der frühere Apostolische Administrator der Erzdiözese Mobilem, Msgr. Boleslans Sloskan. Bischof von Eillio, der sechs Jahre in den Gefängnissen Sowjetrutzlands geschmachtet hatte. Die Ererzitien fanden in dem Exerzitienhanse der Jesuiten zu Nom, unweit des Jesuitengeneralates statt. Nutzer den genannten 16 Konvertiten nahm der Apostolische Visitator der russisch-orientalischen Kirche in Polen, Dischof Msgr. Nikola Tzarneckif. an den Exerzitien teil. Die Exerzitan- tcn waren aus Varis, Lnon, Marseille, Berlin, Brüssel, Löwen, Namur, London, Wien und Nom zusammengekom men. Aus der nahen, persönlichen Kenntnis der Verhält nisse konnte der bischöfliche Ererzitienmeister seinen Exer- zitanten ihre Pflichten und Aufgaben sehr nüchtern und praktisch darleqen. Ein Lieblingsgedanke Bischof Sloskans ist, datz man bei der Seelsorge des russischen Volkes nicht, wie es bisher in bester Absicht mancherseits geschah, das Hauptgewicht nur auf Linderung materieller Not legen dürfe: man müsse im Gegenteil stets das Hauptgewicht auf das Seelische, auf das Uebernatürliche legen, durch Aussprache über religiöse Fragen und dergleichen wirken, und nur auch nebenbei, soweit möglich, sich um leiblich« Hilfeleistung kümmern. Ein ganz autzergewöhnlich festliches Ereignis war der Schlutz dieses vom Heiligen Vater selbst angeordneten Exer- zilienkiirsus. Am Feste Christus des Königs feierte der Mitererzitant Bischof Nicola Czarnecki! (sprich Tscharnctzki) in russischem Ritus ein Pontifikalamt, bei dem 12 prie sterliche Exerzitanten konzelebrierten. Die abendländische Kirche kennt das Konzclebrieren, die gemeinsame Metz- feier mebrerer Priester, nur in ganz seltenen Fällen: bei der Priesterwcibe und bei der Konsekration eines Bischofs. Die morgenländische Kirche erhöbt die Feierlichkeit ibres Gottesdienstes dadurch, datz sie möglichst viele Bischöfe oder Priester zusammen das beiliae Opfer darbringen lätzt. So war es ein prachtvolles Bild morgenländischer Liturgie feier, als die zwölf Priester, um den Bischof geschart, unter Assistenz vieler Diakonen und niederer Kleriker in der Kirche des Collegium Nussicum gemeinsam das heilige Opfer darbrachten. Ein erlesenes Publikum lauschte den ergreifenden liturgischen Gesängen. Das Mitleben der Ge meinde mit der Liturgie fand seinen sinnfälligen Ausdruck, als am Schlutz der Lituraie Bischof Nicola allen Anwesen den nacheinander das beilige Kreuz zum Küste reichte und die Eulogien verteilen lieh. Ein Bild echt christlicher Ee- meindezusammengehörigkeit und Demut war es, als mitten unter dem einfachen Volke, in schlichtem Gewände, der Be- kennerbischof Sloskan zu seinem pontifiziercndcn Amtsbru der hintrat, und wie jeder einfache Laie das Kreuz ktttzte und das Eulogion in Empfang nahm. Am darauffolgenden Mittwoch wurden die Exerzitien- teilnehmer vom Papst in Audienz empfangen: jetzt sind sie wieder hinausgezogen in alle Welt, da ja heute in aller Welt russische Flüchtlinge weilen, die sich zurücksindcn sollen ins Vaterhaus des Nachfolgers Petri, in die heilige ka tholische Kirche. Gebe Gott, datz die Hoffnungen des Hei ligen Vaters sich erfüllen, und datz diese Exerzitien ihren Teilnehmern neue Apostelkraft gegeben haben. Heimliche VischosSwelhe in Sowjettußland Kowno. Durch einen Gefangenenaustausch, der kürz lich zwischen Sowjetrutzland und Litauen durchgesührt wurde, wurde die heimliche Weihe eines Bischofs in Sow jetrutzland entdeckt. Msgr. Matulionis, der drei Jahre in russischen Gefängnissen zugebracht hat, war im Jahre 1929 zum Bischof geweiht worden, ohne datz er sich als Prie ster oder gar als Bischof hätte betätigen können. Selbst seine vertrautesten Freunde wussten nichts davon, datz der Gefangene, der in den russischen Wäldern als Holzfäller arbeitete, ein Bischof war. Vor dem Kriege war Msgr. Matulionis Pfarrer in Petersburg, wo er eine Kirche zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu baute. Im Jahre 1923 wurde er mit einigen anderen Priestern zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Obwohl ihm die Gelegenheit gege ben wurde, nach Litauen zuriickzukcbren, verzichtete er darauf und zog es vor, in aller Heimlichkeit sein aposto lisches Werk in der Gefangenschaft auszuüben. Jetzt wurde er durch Vermittlung des Vatikans mit 10 Priestern und drei Laien gegen 21 Kommunisten ausgetanscht. Seine Ankunft in Kowno glich einem wahren Triumvhzuge. Zehntausende von Manschen begrüssten diesen Märtyrer seines Glaubens und überschütteten ihn mit Blumen. Prag. In letzter Zeit mehren sich in tschechoslowa kischen politischen Kreisen die negativen Kritiken an dem im Jahre 1827 abgeschlossenen, aber bis heute noch nicht vollständig vollzogenen „modus vivendi", dem Vertrag der tschechoslowakischen Negierung mit dem Vatikan. Vor eini gen Wochen konnte man aus den Kreisen der Agrarpartei, also der zur Zeit stärksten Negierungsvartci, Stimmen hö ren, die den modus vivendi für ungenügend erklärten und an seiner Stelle ein Konkordat verlangten. Es ist in teressant, datz nun auch aus den Kreisen der tschechischen katholischen Volkspartei der Nus ertönt, der modus vi vendi sei ungenügend und müsse durch ein umfassenderes Vertragswerk ersetzt werden. So äutzerte sich Abgeordneter Msgr. Svetlik in einer Debatte über das Expose des Au- tzenministers Dr. Benesch folgendcrmatzcn: „Unser modus vivendi beschränkt sich nur auf das Allernotwendigste, was in den Beziehungen zwischen Staat und Kirche fcstgelcgt werden mutz. Er ist ein Merk, hervorgegangcn ans der Geisteshaltung unserer politischen Parteien unmittelbar nach dem Umsturz. Uebrigens wird der modus vivendi in Wirklichkeit viel weiter ausgedehnt, als er auf dem Papier steht. Der Staat hat einen grötzercn Einfluß auf die kirchlichen Angelegenheiten, als dies im modus vivendi bestimmt ist. Mir hoffen daher, datz es in der Zukunft zu einer ausgedehnteren Regelung auch in weiteren kir- chenpolitischcn Fragen kommt, denn das neue Geschlecht hat zu den sittlich-religiösen Fragen eine andere Einstellung Ser MffenfflllflandSlag ln London Die grohe Feier am Cenotdph, dem Grabmal des Unbekannten englischen Soldaten. — In Gegenwart des Prinzen von Wales ehrten die Abordnungen des Heeres am 11. November traditions gemäss die Toten des vierjährigen Völkerringens. als jene alte Generation, die bis jetzt noch immer in dem Nationalismus. Positivismus und Materialismus des 19. Jahrhunderts wurzelt." Aus diesen typischen Auslastungen ist freilich ersicht lich, datz die hiesige katholische Partei aus anderen Grün den nach einer Erweiterung der Vertragsbeziehungen zum Vatikan ruft, als es die Agrarier tun, denen vor allem an mehr tschechoslowakischen Kardinälen und einem stärkeren staatlichen Einslutz auf die Besetzung der Kirchcnstcllen, vor allem der Bischöfsstühle, gelegen wäre. Entscheidend wird dabei sein, ob sie aus dem Gebiete der Schule, auf dem die Kirche in der Tschechoslowakei noch mancherlei begründete Wünsche über den modus vivendi hinaus hätte, zu einem vernünftigen Entgegenkommen bereit sind. Aufklärung eines Sntdeüerschiüsals nach 336 Zähren Moskau, 11. Nov. Wie die Telcgraphenagentur der Sowjetunion drahtet, wurden in der Nähe vom Eishasen an der Nordostspitze von Nowaja Semlja Ileberreste des Winterlagers gefunden, das im Jahre 1597 der holländische Seefahrer Willem Barcnts nach der ersten arktischen Ile- berwinterung aufgeschlagen hatte. Die Forschungsfahrten von Barents gehören zu den ersten Grotzfahrten der ark- Konkordat mit der Tschechoslowakei? Einladung zu Abrüstungsbesprechungen Debatte über -le AbrüstungSsrage im englischen Unterhaus Im englischen Unterhaus erklärte Premierminister Mac- Donald zu der Abrüstungsfrage, datz die britische Regierung auf ein internationales Abkommen hinarbeite. Im Grundsatz lei die Gleichberechtigung bereits gewährt; praktisch solle sie, nachdem auch aus diesem Gebiet eine Einigung er zielt worden sei, in Etappen durch geführt werden. Die hochgerüsteten Staaten sollten abrüsten und die unbe waffneten Mächte eine größere Sicherheitsgarantie überneh men. Die Erhöhung der Sicherbeil solle darin bestehen, datz die in Frage kommenden Mächte eine Erklärung abgeben, während mehrerer Jahre aus das Mittel der Gewalt zur Durchsetzung ihrer Beschwerden zu verzichten. Man müsse aber abwarten, wie sich das Wahlergebnis in Deutschland auswirken werde. Im gegenwärtigen Augenblick werde das Unterhaus wohl keine Erklärung über die Absichten der britischen Regierung erlangen. Großbritannien stehe mit Frankreich und Italien in enger Fühlung, und die Verei nigten Staaten würden ständig auf dem laufenden gehalten. Aber auch mit anderen Nationen, insbesondere kleineren europäischen, stehe Großbritannien in Verbindung. Da auch diese Staaten in Genf vertreten seien, so werde eine Be sprechung der schwebenden Fragen sehr leicht lein. „Wir ersuchen Deutschland", fuhr der Ministerpräsident fort, „sich an diesen Beratungen zu beteiligen, und zwar jetzt und nicht erst zum Schluß. Wir wollen, datz Deutschland sein eigener Wortsührer ist. Man verfolge mit ihnen den Iweck, dem Frieden zu dienen und ziele nicht etwa aus Bestrafung ab." Großbritannien stelle sich der Anschauung entgegen, daß man den Völkerbund beseitigen müsse, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu beheben. Großbritannien sei dagegen, daß die Abrüstungsarbeiten aus dem Grunde unterbrochen würden, weil Deutschland die Abrüstungskonferenz verlassen habe. Der britische Konventionsentwurf bleibe auch weiter hin die Grundlage für die Genfer Beratungen. Der Liberale Sir Herbert Samuel erklärte: Um in der Abrllstungsfrage weiterzukommen, »niste man einen Vorschlag ausarbeiten, den Deutschland annehmen könne, den aber auch die einsichtsvolle Oeffentlichkeit sowohl in Großbritannien als auch in der ganzen Welt billigen könne. Zwei Dinge müßten den neuen Beratungen zu Grunde gelegt werden, nämlich, daß „eine Aktion gegen Deutschland" nur unternommen werden dürfe, wenn sie moralisch sehr stark fundiert sei, zum anderen aber sei es im höchsten Matze wünschenswert, daß man eine Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund ins Auge fasse. Der Konservative Lord Dinterton erklärte, er kehre soeben aus Deutschland zurück. Bei objektiver Betrachtung der Sach lage sei fcstzustellen, datz in Deutschland jedermann, gleich gültig ob Mann, Frau oder Kind, gegen jede Aufrüstung sei. wie au» Genf gemeldet wird, verlaute dort, daß Hen derson die Absicht habe, sich von seinem Bosten al« Vorsit zender der Abrüstungskonferenz zurückzuziehen. Der Grund für diesen Schritt sei darin zu suchen, daß Henderson mit der Entwicklung der AbrüstungSsrage nicht einverstanden sei.