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SüKWWVZ« Kunst unct wissensetiatt Vie Todesstrafe in alter Zeit. Ministerialdirektor a. D. Wirk!. Geh. Rat Dr. Lucas veröffentlicht im nächsten Hefte des „Greif" einen gehaltvollen Aufsatz „Aus der Geschichte der Todesstrafe". Durch käs Entgegenkommen des Cottaschen Verlages sind wir in der Lage, schon jetzt die anziehendsten Stellen aus den Aushängebogen mitzuteilen. An Rom war zur Zeit der Könige die Todesstrafe die inzige öffentliche Kriminalstrafe. Sie war gesetzt auf das Verbrechen wider den Staat, das einen höchst dehnbaren Begriff darstellte. So ließ z. B. der Konsul L. Manlius Torquatus im Jahre 340 v. Ehr. seinen eigenen Sohn hinrichten, weil er im Latinerkriege mit einem feindlichen An führer ein verbotenes Einzelgefecht — wenn auch siegreich — bestanden batte. Und im Kriege gegen Pyrrhus wurden in Präneste einige Senatoren wogen „bedenklicher Gesinnung" mit dem Tode be straft. Von anderen Delikten waren mit dem Tode bedroht: der Diebstahl, bei dem ein Sklave auf der Tat ertappt worden war, die Brandstiftung, die An nahme einer Bestechung durch den Richter und auch eigentümlicherweise die heimliche Entwendung von Feldfrüchten, eine Tat, die wir heute als blotze „Feldentwendung" nur leicht bestrafen. Auch das Spottlied, das etwa unseren heutigen Witzblättern entsprechen würde, zog für seinen Verfasser die Todesstrafe nach sich. Eine furchtbare Ausdehnung gewann die Anwendung, der Todesstrafe zur Zeit der Christenverfolgungcn, besonders unter Caligula, Nero und Caracalla. Der Vollzug der Todesstrafe war in Rom von jeher sehr verschieden. Die Hinrichtung erfolgte teils als Enthauptung durch das Beil oder durch das Schwert, teils durch Kreuzigung, durch Säcken, Feuer, Stürz vom tarpejischen Felsen, endlich, namentlich in der späteren Zeit, durch Preisgabe an wilde Tiere. Frauen wurden meist im geheimen hin gerichtet, und zwar durch Lebendigbrgraben. Dabei war der Feuertod für Brandstifter, der Felssturz für Diebe und falsche Zeugen bestimmt; die Kreuzigung erfolgte bei freien Bürgern in der Weise, Latz sie mit verhülltem Haupte einfach mit Häirden und . Fühen an das Kreuz gebunden wurden, wobei der * -Tod durch Verschmachten eintrat. Wenn jemand ge- säckt werden sollte, so wurde er mit einem Hunde oder einem Hahn, einer Schlange oder einem Affen zusammen in einen rindsledernen Sack gesteckt und in den Tiber geworfen. Eine Art der Hinrichtung, die im Altertum besonders bei den Griechen häufig war, war das Reichen des Schierlingbechers, den bekannt lich auch Sokrates getrunken hat. Die alten Deutschen hatten ursprünglich, wie Tacitus berichtet, die Todesstrafe für Verräter und Ueberläufer, die an Bäumen aufgehängt wurden, und für Feiglinge und körperlich Entehrte, die in Schlamm und Moor lebendig begraben wurden. Daneben gab es noch die Blutrache, bei der die Tötung des Täters den Verwandten des Verletzten überlassen war. Später wurde, besonders unter der Einwirkung der Kirche, die Ausführung der Blutrache durch die Einrichtung des sogenannten „Wergeldes" oft verhindert. Der Täter mutzte den Verwandten des Verletzten eine bestimmte Geldsumme zahlen und ging dafür frei aus. Die Kirche und das römische Recht haben über haupt auf das mittelalterliche deutsche Strafrecht einen grotzen Einflutz, teils im mildernden, teils im verschärfenden Sinne, ausgeübt. Das deutsche Straf recht des Mittelalters findet sich zusammenhängend dargestellt in der peinlichen Gerichtsordnung Karls V., die im Jahre 1532 auf dem Reichstage zu Regensburg Gesetzeskraft erlangte. Sie drohte die Todesstrafe für ein? grotze Zahl von Verbrechen an. Auf schweren Diebstahl und RUckfallsdiebstahl, sowie auf den Diebstahl heiliger oder geweihter Gegen stände stand der Tod, aber auch auf Gotteslästerung, Zauberei, unnatürliches Fleischesverbrechen usw. Die Arten der Vollstreckung waren teils bestimmt, z. B. sollte der Dieb mit dem Strange, der Räuber und der, der Notzucht verübt, mit dem Schwerte, der Brandstifter, Zauberer, Münzfälscher mit dem Feuer gerichtet werden, teils waren sie unbestimmt ge lassen; dann trat der Landesbrauch ein. Vielfach wurde die Todesstrafe noch durch Martern, wie Rädern, Pfählen, Vierteilen, Verstümmelung der Glieder, Zwicken mit glühenden Zangen geschärft. * Amtliche Nachrichten der Universität Leipzig. Die Direktion der Universitäts-Bibliothek fordert die Studierenden auf, die entliehenen Bücher am 3., 5. und 7. August zurückzugeben, und zwar diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben an fangen, am 3. August, die, deren Namen mit einem der Buchstaben l—U beginnen, am 5. August und die übrigen am 7. August (vormittags 10—1 Uhr). Alle anderen Entleiher werden aufgefordert, am 10., 11. und 12. August abzuliefern. Während der Revi- sionszeit (3. bis 15 August einschl.) können Bücher an Benutzer, die nicht Dozenten der Universität sind, nur ausnahmsweise nach Hause verlieben werden. Der Lesesaal ist während derselben Zeit nur vor mittag» geöffnet. * Theaterchronik. „Ein Tag", ein dreiaktiges Lustspiel von Sil-Vara, wurde aus dem Manu skript vom Deutschen Schauspielhause in Hamburg, Schauspielhaus- in Bremen und den Münchner Kammetspielen erworben. — Max Halbe, der Dichter der ,,Jugend", ist Vater einer jetzt 18jährigen Tochter, die sich der Bühne widmen will. Sie wird demnächst unter der neuen Direktion des Hofrats Beck im Münchner Volkstheater ihr erstes Debüt absolvieren. * Albert Langen und Wedekind. Dr. Joachim Friedenthal, der Herausgeber des kürzlich an gezeigten Wedekind-Buches, bittet das „B. T." um Auf nahme folgender Mitteilung^,,Jn dem biographischen Kapitel meiner Wedekind-Monographie (S. 17 des Buches) kommt im Zusammenhang mit der Maje- stätsbeleidigungsaffüre Wedekinds und dem „Simpli- zissimus" laus dem Jahre 1897> folgender Satz vor: „Es steht nun historisch fest, dah der, der die Verant wortung zu tragen hatte, der Herausgeber Albert Langen, sich vor der Strafe durch die Flucht drückte und Wedekind als Schuldigen geschickt blotzstellte." — Der letzte Teil des Satzes, batz Herr Langen „Wedekind als Schuldigen geschickt blotzstellte", steht aber nicht historisch fest, soll vielmehr den Tatsachen widersprechen. Es liegt mir um so mehr daran, diesen auf falscher Information beruhenden Irrtum öffentlich, also auch in den nächsten Auflagen, richtig zustellen, als er leicht, selbst ohne böse Absicht, ver letzend wirken könnte.", * Alte Studentenmufik. Aus Halle berichtet unser Korrespondent: Die hiesige Studentenver bindung Fridericiana, eine der ältesten Sänger schaften Deutschlands, veranstaltete, um einen Ueber- blick über die Entstehung des deutschen Studenten liedes zu geben, ein ungemein interessantes Konzert mit dem Thema „Alte S t ud en te n m u s i k". Die Fridericiana, deren Chöre von Otto Volkmann geleitet werden, verfügt nicht nur über ausgezeichnete Sänger, sondern auch über einige tüchtige Musik historiker, so dah es ihr gelang, den Abend höchst reizvoll zu gestalten. Man beschwor zuerst die Zeit herauf, da der Student mit Laute und Degen be waffnet durch das Land zog, hier studierte, dort focht und sich an einer dritten Stelle in politische Wirren reihen lieh. Einen Teil der Lieder, die vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden, hat Otto Volkmann modernisiert, so datz man auch aus altmodischen Gesängen die Erundstim- mung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung, heraushörte. „Einstmals sah ich ein Jungfräulein" und „Holla, gut Gesell" von Johann Hermann Schein (1586—1630) in der Bearbeitung Otto Volkmanns eröffneten den Abend. In bunter Reihe folgten die Dichter und Komponisten des 17., 18. und 19. Jahr hunderts, die sich mit Studentenliedern besaht hatten. Zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634-1666) sind prachtvolle und schlichte Volkslieder, die heute noch genau so wirksam sind wie zu jener Zeit. Etwas sonderlich dagegen mutet uns der „Festgrutz an Martin Opitz" von Heinrich Albert (1604—1651) an; schwülstig und pathetisch klingt die Musik; anlätzlich des Einzuges Martin Opitz' in Königsberg Anno 1638 soll der Festgrutz grotzes Auf sehen erregt haben. Ein Orchestertrio von Stamitz, temperamentvoll, rhythmisch und voll eigener Ge danken. „Von der edlen Musik", das „Mailied" von Christian August Eebler, die Studentenserenade von Mozart in D-Dur, deren Textdichter nicht mehr be kannt ist. die Looata <la osmera und manches andere Lied sind durch dieses Konzert hoffentlich der Ver gessenheit dauernd entrissen. Um das Konzert mach ten sich die SängerschaftFridericiana, ihr Kapellmeister Volkmann, das Hallesche Stadttheater-Orchester und vor allem der Berliner Konzertsänger Robert Spörry verdient, der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und mit seinen Liedern starke Wirkungen erzielte. Llartiv b'ouodtivavx-or. * Ein meteorologisches Observatorium in Oberhof. Das Projekt eines physikalisch-meteoro logischen Observatoriums in Oberhof geht seiner Verwirklichung entgege r. Die Zentral stelle, die zur Errichtung des Instituts gebildet ist, hat jetzt einen Aufruf erlassen. Das Observatorium soll danach eine Mitte bilden zwischen den Observa torien im Ostseebad Kolberg und in dem 1600 Meter hoch gelegenen Orte Davos Zur Erforschung der Heilfaktoren eines Ortes in der Höhenlage von 800 Metern sollen vor allem Untersuchungen der Sonnenstrahlen angestellt werden, einmal hinsichtlich ihrer Wärme-, Licht- und chemischen Intensität und zum anderen hinsichtlich der Polarisation und Durch lässigkeit der Strahlen, der Farbenzusammensetzung des Gesamt- und des diffusen Lichtes, Les Einflusses der Bewölkung auf die Strahlung und anderes mehr. Des weiteren sollen Untersuchungen vorgenommen werden über das Potentialgefälle und die Leitfähig keit der Luft sowie über ihren Staub-, O'.on- und Kohlensäuregehalt. Radioaktive Messungen von Luft, Wasser und Erde sollen sich daran anschlietzen. End lich soll sich das Observatorium auch in den Dienst der physikalisch - meteorologischen Wissenschaften stellen, soweit die moderne Luftschiffahrt davon be rührt wird. * Hochschulnachrichten. Dr. phil. Treadwell, ständiger Assistent am technisch-chemischen Institut, hat sich mit Schlutz des Lehrhalbjahrs als Privatdozent für das Lehrfach „Technische Prüfungsmethoden" bei der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde an der Technischen Hochschule Berlin-Char lottenburg niedergelassen. — Den österreichischen mit dem Titel eines a. o. Professors bekleideten Privatdozenten Dr. iur. Walter Schiff (National ökonomie und Statistik), Ministerialrat im Handels ministerium, Dr. jur. Ernst Seid ler tVerwal- tungslehre und österr. Verwaltungsrecht), Sektions chef im Ackerbauministerium, und Dr. Richard Reisch (österr. Finanzrecht), Direktor der Boden kreditanstalt, wurde der Titel eines ordentlichen Professors verliehen. — Der Privatdozent für allg. und österr. Staatsrecht, Verwaltungslehre und österr. Verwaltungsrecht an der Wiener Universität, Ministerial - Vizesekretär am Handelsministerium, Dr. jur. Hans Nawi as k y erhielt den Titel eines autzcrordentlichen Professors. — In der medizinischen Fakultät der Universität München haben sich Dr. H. Straub und Dr. K. Lexer als Privatdozenten niedergelassen. — Das preußische Kultusmini sterium hat bestimmt, datz das Ordinariat der Staatswissenschaften an der Universi tät Halle, welches Professor Wiede nfeld als Nachfolger Geheimrat Conrads übertragen wurde, von der philosophischen Fakultät abgetrennt und der juristischen Fakultät zugeteilt wird, und datz die juristische Fakultät vom kommenden Wintersemester ab die Bezeichnung „Rechts- und Staats wissenschaftliche Fakultät" erhält. Vas stillr Leuchten. 6j Roman von Paul Grabein. (Cop^rigtir eiredNiom L Co. 0. w. r. ti., Coiprix.) „Natürlich nicht/' lachte Holten. „Aber Sie haben so etwas —" Sein Blick streifte ihr fei nes Gesicht und ihre zarte Gestalt im lichten Soinmertleide; sie sah trotz ihrer fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre wirtlich noch ganz jugendlich aus. — „Ich kann mir gar nicht vor stellen, daß Ihre prüfte den schweren Anfor derungen eines so aufreibenden Amtes ge wachsen wären." „Ich habe sogar eine Jungensklasse." „Na, da — Pardon, aber von dem Schreck muß ich mich erst erholen." Holten schlug mit den Händen vor Staunen aus die Bank. „Gelt? Das sieht man unserem Ruth'l gar nimmer an?" scherzte Fränzl. „Sie schaut aus, als konnte sie nicht bis drei zählen. Aber, Sie sollten sie nur so recht inwendig kennen lernen, Herr Doktor! Ui jeh! Stille Wasser sind tief!" „Aber, Fränzl!" mahnte lachend die Mut ter, da in Ruths Antlitz eine leise Röte aufzog. Doch schon war der Uebermut mit zwei Sprün gen bei der Freundin und preßte deren Kopf an ihre Brust. „Gelt? Bist doch nit bös, Ruth'lmaus? Ist ja doch alles nur Spaß! Und der Herr Doktor weiß schon, wie's gemeint ist. Nicht wahr, Herr Doktor?" Schmeichelnd bittend sah sie Holten an. Man konnte ihr wirklich nicht bös sein, dem losen Schelm. Nun trug die Kellnerin auch Holten einen /Maßkrug herzu. „G'sundheit!" Der Ingenieur stieß gemüt lich mit dem neuen Bekannten an; auch diese Bewegung und nun das Trinken besorgte er mit einer großen, behäbigen Ruhe, die ihn offenbar nie verließ; das Sprechen dagegen schätzte er an scheinend nicht sehr. Sonderbar, dachte Holten, wie wenig hatte das quecksilberne Töchterchen doch von fernem Vater! Sie war entschieden ganz nach der Akutter geartet. Die mochte wohl vor zwanzig Jahren auch solch Schalk gewesen sein. Dabei mußte er unwillkürlich werter denken, wie sei nerseits wohl das Fränzl nach zwanzig Jahren aussehen möchte. Auch so rundlich und behäbig, wie ihre Mama? Und vielleicht auch ein halb Dutzend Kinder uikr sich? Fast mitleidig streifte sein Blick ihre zierlich-schlanke Mädchenfigurr Frauenlos! Aber da traf ihn ihr lachender Blick, und fort waren solche Gedanken! „Zum Wohl allerseits!" Und Holten nickte zu seinen beiden jungen Freundinnen hin, um dann einen herzhaften Schluck zu tun. „Prosit, Herr Doktor! Zieh gleich mit." Uebernrütrg führte auch Fränzl den schweren Literkrug ihres Vaters mit beiden Händen zum Munde. „Nanun? So kommentmäßig?" lächelte Holten. „Wozu hat man denn einen Bruder Studio aus der Universität?" „Mein ältester Bub studiert in München auf den Doktor," erklärte nicht ohne Stolz Frau Stadler. „Und aktiv ist er auch — bei den Schwaben," ergänzte noch stolzer Fränzl. „Sie kennen doch die Schwaben?" Es erschien ihr bei einem studierten Mann einfach selbstverständlich. „Natürlich," beeilte sich Holten ernsthaft zu versichern. „Es ist das ja wohl ein Korps?" Fränzl nickte. „Sie waren doch gewiß auch aktiv, Herr Doktor?" Holten schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein?" Es klang sehr gedehnt und ent täuscht. „Warum denn nicht?" Sie sah ihn forschend an. Ein so großer, starker Mann! Furcht konnte der doch eigentlich nicht wohl gehabt haben vor dem vollen Hum pen und dem blanken Schläger. Ihre naive Verwunderung belustigte Hol ten. „Warum? — Können Sic sich nicht vor stellen, daß es auch Leute gibt, denen es nun einmal nicht Spaß macht, die bunte Mütze zu tragen, und all den Zwang, den sie mit sich bringt?" „Ach — die find' ich fad'," platzte Fränzl ehrlich heraus. „Das heißt — ach Pardon, lie ber Herr Doktor, seien Sie mir nur nicht gar zu bös. Ich bin schrecklich ungezogen, gelt? Aber ich mein' das ja nicht so, ich meine ja bloß die anderen —" „Na, lassen Sie nur gut sein!" Er lachte gutmütig: „Ich bin nicht übelnehmerisch. Im übrigen muß ich aber doch zu meiner Ehren rettung konstatieren: Gebechert habe ich trotzdem recht wacker — ich glaub', ich nahm's mit jedem Herrn in der Mütze auf — und vor'm blanken Messer bin ich auch nicht davongelaufen." „Sie haben sich auch geschlagen?" Strah- lend blickte Fränzl ihn an. Gottlob, er war also doch ein akademischer Vollmensch! Holten nickte. „Siebenmal, darunter auch ein paarmal Säbel. Da hier, noch ein kleines Andenken ans letzte Mal!" Und er lüftete den Hut, auf eine lange, tiefe Narbe auf der Schläfe bis weit in die Haare hinein deutend. „Es war eine regel rechte Abfuhr — allerdings meine einzige." „O, da müssen Sie's ja großartig gekonnt haben. Rudi" — sie meinte ihren Bruder — „ist erst viermal los gewesen." Voll Bewnnoc- rung sah sie auf Holten und wollte sich in noch interessantere Details vertiefen, aber da nahm sie ein Herr in Anspruch, der eben die Eltern begrüßt hatte und sich nun den jungen Damen zuwandte. „Küß die Hand, gnä' Fräulein! Hab' lang nicht mehr die Ehr' g'habt. Der schlanke, junge Mann in der Forstmannsuniform verneigte sich hackcnklappend vor ihr, von Holten keine Notiz nehmend. „Tadelloser Betrieb heut hier drau ßen. Haben gnä' Fräulein auch schon tüchtig Tanzbein geschwungen? Nein — darf ich nm die Ehre bitten? Grade ein Walzer!" Er ver neigte sich abermals offiziersmäßig; in der Tat setzte oben die Musik zu den „Donauwcllen" ein. Fränzl blickte mit schlecht verborgenem Ver druß zur Mutter hinüber; aber die nickte noch obenein. „Ja, gewiß, Madl! Dreh' dich doch auch mal rum mit den anderen." Leise seufzend stand das junge Mädchen auf. „Pardon, einen Augenblick, Herr Doktor! — Darf ich übrigens die Herren bekannt machen?" Sie stellte den Forstpraktikanten Rcchberger vor, dann ging sie mit diesem in das Wirtshaus hinein. Holten schaute ihnen nach. Der elastische hochgewachsene Mensch und das liebreizende Mädel in all ihrer zierlichen Anmut — für die Augen ein prächtiges Paar. Jugend zu Jugend! Hottens Züge wurden mit einem Male wieder ernst. „Du, Onkel Doktor!" tönte da plötzlich ein Stimmchen neben ihm, und ein warmes Kin- dcrhündchcn legte sich zutraulich auf sein Knie. „Ja, was denn, mein Kleiner?" Freundlich beugte sich Holten zu ihm nieder, den Arm um das Bübchen legend. „Schneidest du auch so mit der großen Schere, wenn einer sich weh getan hat?" Holten sah den Kleinen einen Augenblick überrascht an. „Ach, er hält Sie für einen Arzt, weil wir Sie Doktor nennen," lachte Frau Stadler be lustigt vor sich hin. „Unser Doktor hat ihm nämlich vor ein paar Wochen mal eine kleine Kopfwunde geflickt." „Ja hier — schau mal!" bestätigte der Kleine wichtig und legte das Fingerchcn auf eine kleine Narbe unter dem weißblonden Haar. sFortsehung in der Abendausgabe.) nur »rstklas». klrwe» I» Usst»oät«U« kipmlinuMrliille kr. rranks kllsevdsknslr. 4d. r», I ibaln: AllsLdetdstr. 1.