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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140729023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914072902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914072902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-29
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Mittwoch, LS. 2«U ISl<^ . Zeppelinschifs erzielt wurde. Während die früheren Zeppelinkreuzer sich schon auf große Entfernungen voraus durch den Lärm der Motoren und das Surren der Schrauben ankllndigten, fällt jetzt durch eine sinnreiche Einrichtung dieser Nachteil fort. Die neuesten Zeppeline fliegen tatsächlich geräuschlos. Was dies für die Brauchbarkeit im Felde bedeutet, braucht wohl nicht erst auseinandergesetzt zu werden. Wenn früher die Zeppelinschiffe ihr Herannahen durch gewaltigen Lärm ankündigten, so lag das daran, daß die Auspuffgase der Motoren ungehindert entweichen konnten. Der Gedanke lag also sehr nahe, diese ruhestörenden Auspuffgase aufzufangen. Man erreichte dieses Ziel durch Len Einbau sogen. „Auspufftöpfe" in die Maschinen, die man oberhalb der Motoren anbrachte. Der Einwand, den man früher gegen den Einbau der „Auspufftöpfe" erhob, das, sie nämlich einen, wenn auch nur geringen Teil der Motorkraft absorbieren, hat sich als nicht stich haltig erwiesen. Wohl aber brachten die Auspuff topfe neben der Geräuschlosigkeit der Arbeit noch einen anderen, nicht weniger schätzbaren Vorteil. Sie bilden nämlich eine gute Slcherheitsoorrichtung gegen Feuers- und Explosionsgefahr, insofern als sie die zuweilen auftretenden Funken aus den Rohr leitungen mit Sicherheit auffangen. Ausland. Zronkrelch, * Die militärische Kommission, die beauftragt wurde, in den ö st l i ch e n G e bi e t e n, insbesondere in den befestigten Plätzen die Vorräte zu unter such e n , inspizierte vom 17. bis 27. Juli die großen festen Lager im Osten. Die „Agence H?vas" ist in der Lage, versichern zu können, Latz der Bericht der Kommission, obwohl er in einigen unwesentlichen Punkten die Unvollkommenheiten bestätigt, die kürz lich auf der Kammertribüne eingehend besprochen wurden, die aber von einer auf dem Wege eines un aufhörlichen Fortschritts befindlichen Organisation untrennbar und auf die Gesamtheit der Militärmacht des Landes ohne entscheidenden Einflutz sind, im übrigen fcststellt, datz die untersuchten Plä tze mitVorräten, Waffenundden notwen digen Verteidigungsmitteln ge nügend versehen sind, um vollkommen die Auf gabe erfüllen zu tonnen, deren Lösung von ihnen er wartet wird. Srlglen. * Das für die Schlichtung des Streites zwischen dem Herzog und der Herzogin von Orleans eingesetzte Schiedsgericht hat bestimmt, datz der Herzog seiner Frau eine Jahresrente von 55000 Kronen zu zahlen und die Mitgift zurückzuerstatten hat. Marokko. * Verlustreiche Kämpfe der Franzosen mit Marok kanern. Aus Rabat wird gemeldet: Die Ko^ lonne Gouraud hatte am 28. Juli, als sie ihre am 25. Juli begonnene Bewegung im Jnaquentale sortsetztc, mit Marokkanern einen schweren Kampf zu bestehen, in dem die Franzosen 50 Tote, darunter einen Hauptmann, verloren. 88 Franzosen wurden verwundet. Einzel heiten kehlen noch. — Hier find noch weitere Nach richten von Zusammenstößen mit Marokkanern ein getroffen. Bei Gelinones griff der Feind eine Transportabteilung an. Auf französischer Seite wurden ein Leutnant und sechs Mann getötet, fünf verwundet. Bei dem Ausmarsch der Kolonne Claudel machte der Feind am Umerebia einen Angriff, wurde aber nach heftigem Hand gemenge zurückgeworfen. Auf französischer Seite wurden ein Offizier und fünf Mann getötet, ein Unteroffizier und neun Mann verwundet. Der Kampf, den die Kolonne Eouraud am 26. Juli zu bestehen hatte, war erbittert und mutzte in einem schwierigen Gelände geführt werden. Die Aufständischen gehörten zum Stamme der Riata. Die Truppen gingen mehrfach mit dem Bajonett vor. Abends machten die Riata einen neuen Angriff. In dein Kampfe, der sich entspann, hatten die Fran zosen 56 Tote und neunzig Verwundete. Es fielen zwanzig Europäer, darunter drei Offiziere; 37 Europäer wurden verwundet. Mit Lei oste Ein der Bl deuti bemer gäbe amtl liä L8 ha Di de sie eiri Hl un (Eiger D r meinen heute e r letzten 2 erklärun der Kal Bemühu mehr nr datz sie c dauern, sich allm wie lanl dauer k offiziell no mittel glaub Deutsch! Frankrei zu bcfür Telegr Ber Kaise Kaisei uns mi Telegrar Wilhe Berli ist heute Seite 2. Nr. 3S1. Nvenü-Llrrsssve. Lrtp-l-er Lageblatt. deutschlandbund hat« er wiederholt hören müssen: „Um Sötte» willen nur nicht kriegerisch, Exzelleuz.- - Der nichtswürdige Mord von Ser«, je wo sei das Signal für den Begtnn de. Wieder, ausbaues des Reiches Stephan Duschan, gewesen. Südslawifcher Selbstüberschätzung liege derartige» gar nicht fern. Das erkläre die Schürfe in Oester, reichs Borgehen und rechtfertige sie. Wir Deutschen seien wahrlich friedlich genug gewesen, und nun stän den auch wir ganz unmittelbar vor der Möglichkeit eines grotzen und schweren Krieges. Wien, 29. Juli. Das „Fremdenblati" schreibt: Der Krieg ist erklärt. Für die Bevölkerung Oesterreich-Ungarns gab es schon seit Tagen keinen Zweifel mehr, datz er unabwendbar sei. Die Volks stimmung, die mit Wucht hcroorbrach, gab dem Ent schlüsse der Regierenden die Weihe. Das Volk fühlte weder ein Schwanken noch Zagen. Für das Volk war der Krieg schon da. Nun ist er Tatsache auch für Europa. Europa sieht jetzt noch etwas anderes: es sieht, datz Oesterreich Ungarn nicht nur eine politische und staatsrechtliche, sondern auch eine volkstümliche Realität ist. Unsere Mon archie ist diesmal gefühlsmätzig eine Einheit. Die Legende von der Ohnmacht nach autzen ist zerstört. Die Propaganda, die die Los- reitzung unserer südslawischen Länder und ihre Ver einigung mit dem Königreiche der Karageorgewitsch anstrebt, setzt in der schablonenhaften Auffassung der Umgestaltungen der vorigen Jahrhunderte eine un gemessene Expansionsfähigkeit des grotzserbischen Ge dankens voraus, der durch die Niederwerfung und Vernichtung Oesterreich Ungarns verwirklicht werden soll. Aber dieser Gedanke mutz scheitern an der ge samten Kraft unserer Monarchie, die, wie die Welt jetzt erkennt, von den aus der Tiefe sprudelnden Quellen des Volksgefühls genährt wird. Wir hätten uns selbst aufgcgeben, wenn wir noch gezögert hätten, oder wenn wir verhandelt hätten, anstatt zu handeln. Das „Fremdenblatt" schlitzt. Die Völker Oesterreich- Ungarns bleiben dem Obersten Kriegsherrn Dank dafür schuldig, datz er den gretzen Entschlutz gefasst hat, von dessen Durchführung uns jetzt nichts mehr zurücthalten kann. Jetzt darf es nur einen Gedanken geben: Vorwärts! Der Kaiser erwartet, die ganze Monarchie erwartet, datz jeder, der ins Feld zieht, das seinige tut, datz unsere Truppen die Fahnen mit Ruhm wieder in die Heimat bringen. Der Kaiser schickt seine Soldaten zum Siege, sie wer den siegreich zurückkehren. Die „Wiener Zeitung" schreibt: In einer guten und gerechten Sache ergreift Oesterreich- Ungarn das Schwert. Die Verantwortung für die Folgen trifft allein das Haupt der Schuldigen. In bewundernswerter Einmütigkeit scharen sich die Völker der Monarchie um den hcitz- geliebten Herrscher, um das ruhmvolle alte Panier. Doch auch von jenseits d«er Grenzen des Reiches tref fen Nachrichten von herzerfreuenden Kund, gedungen verständnisvoller Snmpa, 1Hie ein. Zahllose begeisterte Zustimmungen, die dem ursprünglichsten Volksempfinden entstammen, kommen insbesondere aus dem verbündeten Deutschen Reiche; sic bezeugen in Verbindung mit der wert vollen feierlichen Zusage der italienischen Regierung, datz unsere Freunde und Verbündeten die lautere Gerechtigkeit unseres Kampfes vollauf würdigen. Das Blatt schliefst: Das Ziel des uns ausgezwungenen Kampfes ist die dauernd gewährleistete Erhaltung eines ehrenvollen Friedens. die Freisprechung -er Zrau Eaillaux. Wie wir schon im grössten Teil unserer heutigen Morgenausgabe melden konnten, wurde Frau Eaillaux nach Verneinung der Schuldfragen durch die Geschworenen freigesprochen. Bei Verkündigung des Wahrspruches brach ein Teil des Publikums in lau ten Beifall aus, ein anderer Teil in stürmische Protest rufe. Labori schloss seine Verteidigungs rede mit den Worten: Sprechen Sie Frau Eaillaux frei. Sparen wir unseren Zorn siir unsere äusseren Feinde aus. Verlassen wir alle diesen Saal mit dem Entschlutz, uns einträchtig gegen die Gefahr zu wen den, die uns bedroht. (Lauter Beifall.) lieber den Verlaus der gestrigen Schlutz- verhandlung wird uns aus Paris noch folgen des gedrahtet: Paris, 28. Juli. Zu der heutigen Verhandlung des Eaillauxprozesses herrschte ein ungeheurer Die Andrang. Der Advokat des „Figaro", Selig mann, fetzte den Ursprung des Vermögen, Lal- mette» auseinander und erklärte, Frau Eaillaux habe Ealmette getötet, um den Gatten von den Kritiken des „Figaro" gegen fein« politischen Maßnahmen zu befreien. Seligmann forderte schließlich Gerechtig keit jür die Kiiider Lalmette». Der Advokat Ehenu erklärte, Frau Eaillaux. eine Fran von klarem Kops und kaltem Blut, hab« keine wirkliche Erregung ge zeigt. Eaillaux und seine G-attin seien im Glück und in ihren Hoffnungen und selbst in dem Plane zum Morde verbunden gewesen. Lhenu wies dann aus den ungezügelten und grenzenlosen Ehrgeiz Eaillaux' hin und hob nachdrücklich die Tatsache hervor, datz Eaillaux am Tage des Dramas es unter lassen habe, seiner Frau von seinem beruhigenden Besuche beim Präsidenten Poincarä zu erzählen, e ll n t e r l a s s u n g k ö n n e n i ch t u n f r e i- wil ig sein. Das Ehepaar Eaillaux habe di« Verö fentlichuna nicht der intimen Brüste, sondern des Berichtes Fabres gefürchtet. Ehenu hob sodann die Ruhe hervor, d,e Frau Eaillaux dem Drama gegenüber bewiesen habe, und gab eine genaue Dar stellung des Dramas. Frau Eaillaux, auf die die Anklagerede Ehenus grotzen Eindruck gemacht hatte, fiel in Ohnmacht und wurde aus dem «aale getragen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung tadelte Ehenu Frau Eaillaux. die jo ost ohnmächtig würde, aber beim Anblick der Leiche leinen einzigen Schwächeanfall hatte. Ehenu versicherte, ootz es sich um Mord mit Vorbedacht handle, der ohne Schwächeanfall vor, während und nach der Tat aus geführt wurde. Der Anwalt polemisierte dann ironisch gegen das V e r t e i d i g u n g s s y st e m, das darauf beruhe, die Verantwortung lür Len Tod Ealmcttes auf die Äerzte abzuwälzen. Lhenu führte den Grund für die Ermordung Lalmeires auf die Furcht vor der Veröffentlichung des Berinstes Fabres hin und kritisierte die lebhafte Rolle, die Eaillaux in dieser Ange legen lreit gc hielt habe. Paris, 29. Juli. Gestern abend herrschte auf den Boulevards eine grotze Erregung. Neugierige sammelten sich vor den Bureaus der Zeilungen. Das Urteil im Eaillaux Prozetz wurde mit G e g e n k u n d g e b u n g c n ausgenommen. Auch die äutzere Lage war Gegenstand lebhaftester Ei orte rungen. Vor d-en Türen des Justizpalastes in der Nähe der Polizeipräfcktur kam es zu Kundgebungen siir und wider Frau Eaillaux. Es kam zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Polizei beamten uns Manifestanten, die zerstreut wurden, sich aber wieder sammelten, worauf cs zu neuen Zusammenstößen in der Näh« der Rue Riche Neu kam. Die Polizei hatte Mühe, die Unruhestifter zu zerstreuen. Mehrere Polizeibeamte und Demon stranten wurden verletzt, verschiedene Verhaftungen vorgenomm-en. Die Kundgebungen dauerten noch den ganzen Ab nü an, ohne datz es aber ,zn bed.u- tenderen Zwischenfällen kam. Deutsche und französische Prenstimmeu über die »Freisprechung. Berlin, 29. Juli. Zur Freisprechung der Fran Eaillaux durch die Pariser Geschworenen jagt das „Verl. Ta geb!.": Man rechnete ziemlich allge mein darauf, datz die Angeklagte wegen Tötung ohne Vorbedacht zu zwei oder drei Jahren Gefängnis mit dem auf Grund der Lois Bercnger üblichen Straf aufschub verurteilt werden würde. Diese Löfung war besonders durch die Aussagen des Chirurgen Prof. Dopen ermöglicht worden. Paris, 29. Juli. Der „Figaro" erörtert den Freispruch der Frau Eaillaux in einem überaus deftigen Leitartikel, in dem cs u. a. heisst: Durch diesen ungeheuerlichsten Skandal unserer Zeit hat sich die radikale Republik mit Kot und Blut beschmutzt. Die Richter, die sich zu dieser abscheulichen Parodie der Gerechtigkeit herge geben haben, bedecken sich mit unauslösch licher Schmach. Eaillaux hat diesen Freispruch den angsterfüllten Geschworenen einer vor Furcht zit ternden Regierung und bestochenen Richtern ent rissen. Von heute ab müssen wir uns auf die Rache Eaillaux' und seiner Anhänger gefatzt machen. Alle diejenigen, di- ihm den Weg versperren wollten, werden nunmehr an ihrem Leben und ihrem Eigentum bedroht werden. Eaillaux ist das Oberhaupt einer neuen Schreckens herrschaft und gerade im Augenblick, wo Frankreich so sehr der Gerechtigkeit und des Rechts bedarf, nm stark zu sein, hat die radikale Partei ihrem Führer einen schmachvollen Triumph bereitet. — In den übrigen Blättern finden sich nur spärliche Kommen tare. — Der „Petit Parisicn" sagt: Alle guten Bür ger, die die Rechtspflege achten, müssen sich vor die sem Wahrspruche beugen. Die Angelegenheit der Frau Eaillaux ist erledigt. politische Ueberlicht Vie Störte -er Parteien im -rutschen Neichstag. In der Presse siird die Zahlen Uber die Stärke der Konservativen, Nationalliberalen und Frei sinnigen in letzter Zeit verschieden angegeben wor den. Auf Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt di« fortschrittliche Volkspartu mit 16 Mitgliedern (Januar 1912: 11 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt die national liberale Fraktion mit 10 Mitgliedern und 5 Hospi tanten (es ist der gleiche Stand wie 1912). Die kon servative Fraktion zählt 39 Mitglieder und 2 Hospi tanten (Januar 1912: 13 Mitglieder und 2 Hospi- taiueu). Während die Nationallibcralen keine Ein butze erlitten, verloren die Konservativen vier Man date, die Freisinnigen gewannen vier Mandate. Die fortjchristiick-e Polkspartci gewann von den Kon servativen Hagcnow-Grevesmiihlen und Labiau- Wehlau, von den Nationallibcralen Waldeck und Koburg, die ihre Verluste durch den Gewinn der kon- scroativcv Mandate in S-alzwedel-Gardelegcn und Stendal Ossenburg wettmachten. Der austretcnde Hospitant der Nationalliberalen Hestermann wurde durch den neuen Hospitanten Schröder (Elbing) er seht. Der Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion als Mitglied beigetreten. so ooo Mann Zahnenflüchtige in Zrankreich. Nach neuen französischen Angaben beträgt die Zahl der Wehrpflichtigen in Frankreich, die sich ent weder der Gestellungspflicht entzogen haben oder jahnenflüchtig geworden sind, tatsächlich 80600 Mann. Hierdurch wird die Antwort Les Kriegsministers in der Kammer, die vor kurzem gegeben wurde und dahin lautete, datz ca. 7OVM Mann als Deserteure anzusehen seien, noch nach oben hm korrigiert. Die Preste weist dar aus hin, datz die Zahl nur deshalb eine so gewaltige Höhe erreichen tonnte, da man ausserordentlich nach lästig bei dem Ermitltuugsnerfahren vorgehe und die Verfolgung der Mannschaften sehr zu wünschen übrig lasse 1l. a. wird ein allerdings bezeichnender Fall ermahnt, wonach in einem Platz an der Ost. grenze ein Zeichner beschäftigt wurde, den man all gemein im Verdacht hatte, Spionagedienste kür eine fremde Macht zu leisten, da sein Name fremdländisch klang. Endlich stellte sich heraus, datz der Mann Franzose war und sich bereits seit einer ganzen Reihe von Jahren den Nachforschungen der Behörden auf diese Weise entzogen hatte. Aus diesem Beispiel geht wohl am deutlichsten hervor, was die französischen Behörden in dieser Hinsicht leisten. Man tritt daher für die Einführung eines strenger zu handhabenden Erkennungsdienstes und für eine eifrige Verfolgung der Fahnenflüchtigen ein. Die Zahl der Leute, die direkt vom aktiven Dienst aus entlaufen, ist in Frank reich in letzter Zeit auch bedeutend gestiegen. 2m 2ahre 1903 wurden rund 1900 Fahnenflüchtige fest gestellt. 2m Jahre 1909 waren es bereits fast 12 0<i0 und im 2ahre 1910 sogar über 17000. Man kann annehmvn, datz die Zahl sich weiter auf ca. 20ti00 erhöht hat. Die Maßnahmen, die sich nament lich gegen das Halten sozialistischer Zeitungen und gegen dis anarchistische oder sozialistische Pro paganda wenden, haben anscheinend nicht allzu stark gewirkt. Ein besonderes Kapitel in der fran zösischen Armee betrifft auch sogenannte „Drücke berger", deren Zahl von-Jahr zu 2ahr im Wachsen begriffen ist. Die Selbstverstümmelung ist dabei weit verbreitet, und in den letzten Jahren wurden über 60 Fälle festgestellt. Erfreulicherweise steht unsere Armee hinsichtlich der Fahnenflüchtigen be deutend besser da. Anfang 1900 wurden noch mehr als 700 gezählt, und diese Zahl ist dann auf im Durchschnitt 500 Fahnenflüchtige zurückgegangen. Heer un- Zlotte. * Zeppeline, die geräuschlos fliegen. Der Jubi läums Lnsttreuzcr der Friedrichshafener Luftschiff werft, der „L Z. 25", hat sich den Blättermeldungen zufolge bei seiner ersten Fahrt durch die völlige Ge räuschlosigkeit seines Fluges ausgezeichnet. Es wird daher, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" aus Luftschifferkreisen geschrieben wird, von allge meinem Interesse jein, die Mittel kennen zu lernen, durch die die erstaunlich geräuschlose Arbeit der Mo toren und des Fluges überhaupt bei dem neuesten SotilldvrrslldLllL Lpsn.r I*r»iuvi»»ikvii8vkiidv. Tel. 11189. Ler Vas sIMr Leuchten. 5) Roman von Pauk Erabein. Gupxlitckn bx Melltlsm c», u. m. >. II., I.oip^i«.» 3. Lin lärmendes Gewimmel umer den alten Bäumen des Gartens und im steingepflasterten Hof des Gasthauses; die Menschen eng zusam mengepfercht, zum Teil auf höchst primitiven Sitzen, wie Brettern, Bierfässern und Kisten, umweht vvn beizendem Zigarrcnqualm und Speiscgeriichen, aber doch alle urvergniigt, jeder, Mann, Weib und Kind, die „Mast" vor sich; ein lautes, frohes Geschwätz, dazu Teller- und Gläsertlappern vvm Ausschank her, und drvben ans den Fenstern des Tanzbodens, an denen man sich die rotglühenden Paare vorbeidrehen sah, die abgehackten, quietschenden Töne der Dorfmusik — siirwahr ein echtes Volksfest! Hollen stand still und spähte suchend über die Menge hi», die hier im Wirtshaus zu II- sank vereint war, um das Sommerfest des Ver- fchönerungSvereins vvn Berchtesgaden zu feiern. Der Ingenieur Stadler war als Mitglied des Vorstandes mit seiner Familie auch mit hin- ausgegangen, unv Holten hatte seinen beiden neuen Bekannten versprechen müsse», mit von der Partie zu sein; er sollte heute Franzis Ellern vorgestellt werden. Noch irrte .sollens Blick vergeblich über das dichte Gewühl von -ivpsen hin, da sah er plötzlich ein lveistes Tuch schwenken, hinten ans einer schattigen Ecke des sonnendnrchglühten Hofes, und schon eilte ihm auch Fränzl entgegen, an der Hand ein wacker mitspnngendes krausköpfiges Büblein. „Grüß Gott! Grüß Gott!" rief sie ihm noch im Laufen zn. „Das ist aber lieb, das, Sie doch nvch kommen!" lind dann stei-cn- bleibend, zu ihrem kleinen Begleiter: „Schau, Büblc — das ist nun der Onkel, auf den du so neugierig bist, der dem Fränzl und Lante Muth über das Wasser geholfen hat. 1-77 Mr fragt nämlich schon immerzu uach Ihnen, der kleine Fratz." Holten bückte sich freundlich zu dem kleinen Mann, der ihn nun ans grostcn braunen Augen — Fränzls Augen — frei ansah und ihm zu traulich die Hand hinstreckte. „Ja, mein Kerlchen, das ist der Onkel! Du hast wohl ordentlich Angst ausgestanden um Schwester Fränzl'?" Und er tätschelte den klei nen blonden Kranskopf. „Ach nein," erwiderte das Bürschchen ge lassen. „Fränzl schwimmt ja so fein." „Sv!" lachte Holten. „Na, das würde ihr in der Ache ja viel geholfen Haven." Er reichte nun Fränzl zum Grus; seine Rechte. Das junge Mädchen drückte sie herzhaft, während ihn zugleich ihre Augen in Heller Freude grüßten. „Ich hatte schon geglaubt, Sic würden nicht Wort halten." Auch in Hottens Mienen leuchtete es auf; wie wohl tat solch herzlicher Empfang. Er hielt ihre Hand fest. „Halten Sic mich für so wenig zuverlässig?" „Tas nicht! AVer ick fürchtete, cs würde Ihnen am Ende doch nicht behagen," sic setzte es leiser mit einem Blick auf das Menschen, gewühl rings umher zu. „So was würden Sic in Berlin doch wohl nicht mitmachen'?" „Allerdings nicht," lächxlte Holten. „AVer hier ist das ganz was anderes. Im Gegenteil, mir macht das Freude — das ist mir ein neues, reizvolles Schauspiel. Ich danke Ihnen, dnst ich so etwas einmal kennen lerne. — AVer wo sitzen Sie?" „Da!" Sic wies nach der Ecke, woher sie gekommen, und lie schritten nun dorthin, zwi- schon ihnen das Bübchen, das Holten wie selbst- verständlich seine andere freie Hand dargebvten hatte. „El» lieber, kleiner Kerl!" Hollen drückte das warme Kinderpatschchcn freundlich an sich. _ „Ja, er ist auch mein Allerbester, gelt, Küble?" beugte sich Fränzl mit strahlenden Angen zn dem Kleinen nieder. Wie reizend ihrer mädchenhaften Erscheinung diese mütterliche Zärtlichkeit stand! Tie waren nun zu dem Platz in der Ecke gekommen. „Aber, es ist mehr als simpel hier," lachte Fränzl, auf die Bretter deutend, die über ein paar Waschtröge gelegt, die Bänke für den klei nen Familienkreis hier bildeten. „O, das ist ja reizend — ein wirkliches Idvll!" scherzte Holten, indem er sich vor den ausstehenden Angehörigen Fränzls artig ver- beugte. „Hier, unser Lebensretter, Herr Doktor Holten!" stellte Fränzl ihn laclwnd vor. „Mein Papa — meine Mama — zwei Schwesterchen, die Irmel und die Trudl, und uns andre ken nen Sie ja schon!" auf Ruth, das Brüderchen und sich selbst deutend. „Freut uns sehr, Herr Doktor, Ihre »verte Bekanntschaft zn machen." Der Ingenieur, ein sonnenverbrannter, starker Mann von gutmüti gem Aussel-en im blonden Vollbart, schüttelte Holten bieder die Rechte. „Wir schulden Ihnen wirklich herzlichen Dank. Wer weist, wo die Mädel da heut wär'n, wenn Sie nit gekommen wären," ergänzte Fränzls Mutter, eine rundliche Dame mit lack-en- dcn Augen nnd frischen Farven, gleichfalls mit herzhaftem Händedruck. „AVer, bitt' schön, Herr Doktor, wolt'n's sich nit bequem machen'?" Sie wies einladend, mit scherzender Gebärde ans das Brett gegenüber. „Danke vielmals, mit Vergnügen!" Holten setzte sich, nachdem er noch Ruth herzlich bc- grüßt hatte, nieder, diese zur Linken, zur Rech ten das Bübchen mit Schwester Fränzl. „Ich finde es überhaupt allerliebst hier. Diese be häbige, harmlose Lebensfreude wirkt wohltuend auf uns Großstadt Menschen." „Sie find Berliner, .Herr Doktor?" fragte Frau Stadler. „Ja, meine gnädige Frau." Er hatte erst geschwankt, ob er so sagen sollte in Dieser ge mütlichen, anspruchslosen Umgebung. Aber Frau Stadler war in großer Toilette, sie trug ein ganz modernes Foulardkleid und einen gewal tigen Straußenfederhut. Er musterte nun übri gens Fränzl. Er hatte vorhin nur in ihre lachenden Augen gesehen. Aber wahrhaftig, auch sie war ja heut, ebenso Ruth, ganz große Dame in ihrer duftigen Seidenbluse von zartem Blau, und dem silberbeschlagencn Ledergürtcl um die zierliche Taille. Sie war also heute eigentlich gar nicht das „Fränzl", zu dem ihm das ein fache graue Bergkostttin ganz selbstverständlich zu gehören schien. „Schau, Ruth, da bist du ja eine Lands männin von dem Herrn Doktor. Aber ihr habt euch wohl noch nimmer da g'sehn, gelt'?" forschte Frau Stadler. Ruth schüttelte lächelnd den Kopf. „Was denkst du dir nur, Tante Emma. Da lebt man ein Menschenleben lang nebeneinander, ohne daß einer vom anderen weist." „Wie, Sie sind Berlinerin, gnädiges Fräu lein?" Holten fragte es interessiert. „Ihre Eltern wohnen dort?" „Ich bin Waise." „Ah — bitte vielmals um Verzeihung," bat Holten ernst. „Ich ahnte ja nicht —" „Aber bitte — wie sollten Sie denn auch, Herr Doktor." „Tie leben dort bei Verwandten, wenn ich fragen darf." Ruth schüttelte den Kopf. „Ich stehe ganz für mich allein. Ich bin Lehrerin — an einer städtischen Schule." „Lehrerin ? Sie, mein gnädiges Fräulein? Wie ist cs möglich! Sie sehen aber doch so gar nicht danack ans!" Er musterte sie ungläubig. Ruth nulstte lächeln. „Must man denn da zu immer notwendig gedrehte Locken, Hornbrille und eine Leichenbittermiene haben?" / (Fortsetzung in der Morgenausgabe ? ? Rückkeh Ber in ihr« Nordseesi Haven, Sächflj (Ei Dre brücke, bewaffn« bei Jock Netzjchlai worden. r Berti Der ins auf di«r < auch g«i größten vorocte l Angaben die Depi Zahlung« P> -an Zeitung' dem Pri Prinz ei enalis Aufs«! Begeister Di« Kri. Das Boi wirtjchas würde, bleiheu 1 zwif Stui demotrat gart t» Zwischen K.'st,! schaff»»'.
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