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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140731014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914073101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914073101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-31
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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» i Lenr2. Nl. S84. Uiorgrn-Nusllvvr krip-l-rr Tageblatt. /rettag, 31. 3utt l914. Minden bildeten sich an verschiedenen Stellen große Menschenansammlungen. Die vor der russischen Bot- ichast stehenden Schutzleute hatten keinerlei Grund, cinzuschreiten, weil dort wie überall taktvollste Ruhe l>eobachtet wurde. Ebenso zeigte sich in der Um gebung des Schlosses eine gewisse Gr» griffcnheit des Publikums, die sich in der Bil dung von Gruppen kundtat. Der Krundzug der all gemeinen Stimmung ist Zuversicht und Vertrauen in die weitere Entwickelung. Uebrigens heißt es, daß die britischen Bemühungen, eine Annäherung zwischen Oesterreich und Rußland herbeizusiihren, auch setzt noch nicht ausgegeben worden seien und noch lange nicht all« Hoffnung geschwunden sei. Ein unrichtige» Extrablatt eines Berliner Blattes über eine Mobi lisation Deutschlands rief eine gewiße Auf regung hervor, die sich aber legte, als das Blatt selbst die Meldung zuriicknahm. Rückkehr der sächsischen Prinzen nach Dresden. Dresden, 30. Juli. Der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian sind vom Truppen übungsplatz Jüterbog heute früh hierher zu- rückgekchrt. Der österreichisch-ungarische Gesandte in Dresden zurückgckehrt. Dresden, 30. Juli. Der östcrreichisch-ungarisck>c Gesandte Irhr. von Braun ist vom Urlaub hier. l)«r z u r ü ck g e k e h r t und hat die Leitung der Ge sandtschaft wieder übernommen. liegen den Petzenomittelwiichcr. München, 30. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Wie die „Abendzeitung" erfährt, ist von zahlreichen Händlern der Lcdenomittelbranche beschlossen wor den, zur Erhöhung der Verdien st mög- lichleiten Lebensmittel nur noch in kleinen Mengen abzugeben. Gegen diese Preistreibereien, für dir in den augenblicklichen Engrospreisen »och absolut keinerlei Berechtigung liegt, haben die Behörden Maßnahmen ein geleitet, um wucherische Ausbeutung hintanzuhalten. Die liberale „Abendzeitung", das Blatt der rechts stehenden Liberalen, fordert die beschleunigte Ein bringung eines Ceparatgesetzes an den noch versam melten Landtag, um durch Gesetz Bestrafungen für die Händler festzusetzen, die in Zeiten nationaler Gefahr Brotwucher treiben wollen. Bewilligung von si Millionen Mark für VcbcM'Mittel im ^alle einer Mobilmachung. Breslau, 30. Juli. Um die Bevölkerung Bres laus für den Fall einer Mobilmachung mit Lebens- nnd Gcbrauchsmitteln zu versorgen, hat der Magistrat eine außerordentliche Stadtverordnetenversammlung einbcrusen, in der er die Bewilligung eines Kredits von 3 Millionen beantragt. Nachdem der Sderbiirgermcister erklärt hatte, daß die Vorlage lediglich eine Borsorgemaßnahme darstclle und kei nerlei Anlaß zu Beunruhigungen biet«, wurde der Magistratsantrag einstimmig angenommen. Der Sturm auf die Berliner Sparkassen. Berlin, 30. Juli. lEig. Drahtmcld.) Der An drang zu den städtischen Sparkassen war heute wieder sehr groß. Alle Erklärungen, daß das Geld auf der städtischen Sparkasse sicher sei, sind wir kungslos geblieben. Viele Hunderte hatten sich wie der am Mühldamm und in der Linckestraße angssam- inclt und verlangten ihr Geld zurück. Der Magistrat ließ Tafeln anbringen mit der Aufschrift: „Für die Verpflichtungen hastet die Stadt, gemeinde." Das half aber nur wenig, immer neue Scharen strömten heran. In den Nach- mittagstunden ließ der Andrang nach. Kaiser Franz Joseph in Wien. Wien, 3V. Juli. Der K a i s e r und der Thron folger sind heute mittag in Wien eingetrof- sen und haben sich nach Schönbrunn begeben. Die Begrüßung des greisen Monarchen durch die seit dem frühen Morgen des Kaisers harrende Wiener Bevölkerung, von der sich Hunderttaufende in der Einfahrtsstraße eingesunden hatten, gestaltete sich zu einer einzigartigen überwältigenden Kundgebung der Herrscher- und Vaterlandsliebe. Fünf serbische Schisse durch die Oestcrreicher genommen. Risch, 27. Znli. Serbisches Pressebureau. fBer. spätet eingetrosfen.) Die österreichisch-ungarischen Militär- und Zivilbehördcn ließen am 28. Juli gegen serbische Schisse auf der Donau das Feuer eröffnen und nahmen sie daraus in Besitz, vier Schiss« sielen den Oester, reichern in die Hände. Ein fünftes ser, disches Schiff wurde bei Lrchaoa von einem öfter, reichischen Fluhkanonenboot angehalten. Das Kanonenboot holte die serbische Flagge nieder und ersetzte sie durch die ungarische. Am folgenden Morgen feuerten Finonzwachen aus zwei ander« serbische Schisse, die sich sogleich ohne Bedeckung serbischer Truppen aus der serbischen Seite ausstellten. Der Schaden ist erheblich, dagegen sind keine Verluste an Menschenleben zu verzeichnen. Von österreichischer Seite wird da» Fener aus das Fort Amont Smoderevo an der Donau fortgesetzt. Ministerkonsercnzen in London. London, 3V. Juli. Marineminister Chur chill besuchte heute früh und mittag das Auswärtige Amt. Ainanzininister Lloyd Georg« hat dauernd Unterredungen mit dem Premier, Minister Asquith. keine Nachtsitzung -er französischen Minister. Paris, 30. Juli. („Agcnce Havas") Ein Mittagsblatt vcrösfcntlicht heute vollkommen un richtig« Angaben über Entschlüsse mili tärischer Art. die von der Regierung gefaßt worven seien. Es hat diese Nacht kein Minifterrat im Elysee stattgefunden, und eine Einberufung der Resernisten ist keineswegs in» Auge gefaßt. Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um eine Weiteroerbreitung dieser Gerüchte zu verhindern. Konferenzen in Paris. Paris, 30. Juli. Die heutige Vormittagssitzung de» Ministerrates unter dem Vorsitz des Präsidenten PoincarS war vollständig einer Besprechung der auswärtigen Lage gewidmet. Wegen der gegenwärtigen Umstände wurde beschlossen, daß die Minister täglich im Elys.e eine Besprechung abhalten sollen. Paris, :w. Juli. Der russische Botschafter Iswolski besuchte heute vormittag den Minister präsidenten Viviani. Russische Dampfer ohne Fracht abgegangen. Lübeck. 30. Juli. Russische Dampfer verließen den Lübecker Hasen, ohne Ladung zu über nehmen. Wiederaufnahme der Arbeit in den Petersburger Fabriken. Petersburg, 80. Juli. Heute haben die Fabriken, die während des letzten Ausstandes von den Fabrikanten geschloßen worden waren, die Arbeit wieder ausgenommen. In den Putilow-Werkcn und anderen großen Fabriken ist der Streik ebenfalls beendet. Einberufungsorder an Italiener in Genf. G « n f, 30. Juli. Wie mit Bestimmtheit verlautet, haben die hier weilenden Italiener die Ein berufungsorder erhalten. In Lyon sollen große Truppenbewegungen stattsinden. Zn der letzten Nacht wurden 12 Sonderzüge mit Truppen und Material abgelassen. Neutralität der Pforte. Konstantinopel, 30. Juli. In Uebereinstim- mung mit dem Komitee für Einheit und Fortschritt beschloß diePforte, den beteiligten Negierungen ihre Neutralität im österreichisch serbischen Kriege mitzuteilen. Die Erklärung wird vermeiden, sich über die Haltung der Türkei im Falle, daß die Lokalisierung des Krieges mißlingen sollte, auszusprechcn. — Aus türkischen Kreisen hört man, Marschall Liman habe sein Verbleiben in der M i I i t ä r m i s s i o n auch bei Ausbruch eines großen europäischen Krieges zugesagt. — Heute fand ein Ansturm von Sparern aus die hiesige Filiale des Wiener Bankvereins statt, wobei etwa 6000 Pfund von kleinen Sparern zurückgezogen wur den. Die Abreise der zu den großen deutschen Manö ver» eingeladcncn türkischen Offiziere wurde ver schoben. Vie allgemeine militärische Lage. Der englische Vorschlag, daß die krieg führenden Parteien ihre Operationen ein stellen sollten, damit unterdessen die Diplomatie Zeit zur Vermittelung hätte, ist von Oesterreich glatt abgelehnt morden. Dies Ivar vom mili tärischen Standpunkt auch nicht anders zu er warten. Jeder Aufschub in den kriegerischen Maßnahmen könnte Oesterreich nur ' schaden, fernen Gegnern nur nützen. Zunächst kann die einmal befohlene und eingelcücte Mobilmachung und ebenso der Aufmarsch gar nicht umerbrochen werden. Es wäre also nur deutbar gewesen, das; die mobilen, an der Grenze befindlichen Armeekorps untätig dort stehen geblieben wären, mn das Ergebnis der diplomatischen Verhand lungen abznwarten. Diese Zeit hätte Serbien benutzt, um in aller Ruhe seine Krieqsvorberei-- lungen zu ergänzen und das noch fehlende Ma terial zu beschaff». Rußland hätte seine süd lichen Korps ans Kriegsfuß gesetzt und damit den Nachteil seiner langsameren Mobilmachung ausgeglichen. Oesterreich hätte den Vorsprung, den es jetzt nr»ch besitzt, vollkommen verloren. Und inenn schließlich die diplomatischen Ver handlungen ergebnislos verliefen und cs doch zur Wafsencmfcheidung kam, so staud es zwei fertig .gerüstete« und versammelten Gegnern gegenüber. Außerdem wuchsen die Kosten für die Unterhaltung des Heeres von Tag zu Tag, die schweren wirtschaftlichen Schäden machten sich immer mehr bemerkbar. Und wer soll dann fchücßtich diese Kriegskosten tragen? Serbien ist iiiclu in der Lage, sic aufzubringcn, und da für Oesterreich ein territorialer Gewinn ausgeschlos sen erscheint, ist nicht recht zu erkennen, in wel cher Weise Oesterreich einen Ausgleich für seine Ausgaben finden soll. In beiden Ländern geht die Mobil- iii a cb u n g und der A u f m a r s ch glatt vor sich. In Oesterreich treten dabei die Rationalitäten- gegeiisäpe vollkommen zurück. Auch die Tsche chen haben sich ausnahmslos gestellt und sind zu den Fahnen geeilt. Nirgends haben bis jetzt Ausschreitungen stattgefnnden. Ueber die Kriegs- gliedernng und die Kräfteverteilung der öster reichischen Truppen ist bisher noch nichts be kannt geworden. Die Serben haben im Norden an der Donau und Save, im 2Sestcu und an der Drina nur schwächere Kräfte stehen lassen. Neben klei- ncrcn aktiven Abteilungen findet hier haupt sächlich der Landsturm Verwendung. Die Hauptmasse des Heeres versammelt sich in dem Raume K'r a g n j e >v a P-K r u s e r a tz in einem von der Morawa gebildeten Winkel, die dort ihr« Nord-Süd-Richtung verläßt und sich nach Westen wendet. Diese Gegend l egt etwa 100 Kilometer südlich von Belgrad. Hierher sind die früher in Belgrad und an der Donau befmd- liclMl Teile zurückgegangen, und die im süd lichen Serbien gestandenen Truppen sind von Jstip her mit der Bahn dorthin befördert worden. Eine zweite Gruppe wird der bosnische n Grenze gegenüber versammelt, etwa m der Linie Valicvo-Uzicc. Sic soll die aus Bosnien vorgehendcn österreichischen Truppen aufhalten. Eine Division, die bisher bei Novi- basar gestanden hatte, soll nach dem Lim ab marschiert sein. Das ist ein rechter Nebenfluß der Drina, der durch das ehemalige Sandschak Novibasar fließt. Sie soll sich anscheinend mit montenegrinischen Truppen vereinigen. Zum Oberbefehlshaber der serbischen Armeen ist der Kronprinz - Thronfolger Alexander er nannt worden, dem der bisherige Chef des Generalstabes, der General Putnik, als mili- tärlsct)«r Berater beigegebcn ist. Die Monte negriner scheinen sich defensiv verhalten zu wol len, worauf die Ausführung von Befestigungs arbeiten an der Grenze schließen läßt. Zwischen den beiderseitigen Grenztruppcn ist es an mehreren Stellen zu Zusammenstößen ge kommen, eine unvermeidliche Sache, wenn sich die feindlichen Linien so nahe gegenüberstehen. Bon entscheidender Bedeutung sind diese Vor- postengefcchte nicht. Man kann auch aus ihnen noch keinen Schluß auf den beabsichtigten Vor marsch des österreichischen Heeres schließen. Die Serben versuchen in Bosnien den Volkskrieg zu entfachen. Mehrere Komita- tschis sollen nach Bosnien abgegangen sein. Sie hoffen an der serbischen Bevölkerung einen Rück halt zu finden. Sie sotten den Keinen Krieg organisieren, die österreichischen Unterkünftsorte überfallen, die Kolonnen und Trains aufhcben, den Nachschub an Munition und Verpflegung unterbinden. Ihr Unternehmen wird durch den s^birgigen Charakter des Landes unterstützt. Solche Unternehmungen sind zwar nicht ent scheidend für die Operationen, tonnen aber doch der österreichischen Heeresleitung sehr unbequem werden. Jedenfalls zwingen sic diese zur Ent sendung zahlreicher Decknngstruppcn für den Schutz der Etappenstraßen. Dadurch wird die in vorderster Linie befindliche Feldarmee erheb lich geschwächt. Sollte sich die Bevölkerung an diesen Unternehmungen beteiligen, so würde die österreichische Heeresleitung .zu strengen Maß nahmen gezwungen werden, durch die' die ganze Kriegführung unwillkürlich einen harten, ja so gar grausamen Charakter erhalten könnte. Da sich noch gar nicht absehen läßt, wie weit dieser österreichisch serbische Konflikt die anderen Mächte berühren wird, ist es begreif lich, datz diese für alle Fälle ihre Vorbereitun gen treffen, in erster Linie Rußland. Der kriegerische wert -errujsijchen, österrekchksthen un- serbischen Heeresmacht. L u. Zn sehr bemerkenswerter Weise ur teilt das „Militär-Wochenblatt" über den krie gerischen Wert der verschiedenen Heere, die bei dem jetzigen Konflikt in Betracht kommen. Wenn das „Mlitär-Wochenblatt" auch keine offizielle Zeitung ist, so verdienen seine Artikel doch bei den engen Beziehungen dieses Blattes zu den leitenden Stellen besondere Beachtung. Ueber Rußland schreib), dieses Blatt folgendes.:, Kampfart der russischen Armee wnd meistens überschätzt. Dstjr die. russische Armee der Zahl nach von mißr'MdenMcher Stärke'- ist," kassn nie mand bestreiten, die Zahl entscheidet aber, wie nns die Kriege Friedrichs des Großen lehren, im Kriege glücklicherweise nicht; als wichtigere Faktoren treten hier noch hinzu die Moral des Heeres, höhere Führung, Bewaffnung, Aus rüstung, Lage und Ausdehnung des Staats gebietes, dessen Eisenbahnnetz, Gesinnung der Bevölkerung und dergleichen mehr. Es scheint nicht unangebracht, jetzt daran zu erinnern, daß in neuester Zeit Rußland allein noch niemals über eine ebenbürtige Armee den Sieg errungen hat; 1877 wäre ihm ohne die Hilfe des Fürsten Carol von Rumänien nicht einmal die Nieder werfung der Türken gelungen; der modernen japanischen Armee gegenüber im mandschurischen Kriege erlitt Rußland eine empfindliche Nieder lage. Hier sei eingeschaltet, daß die kürzlich in der Presse oft aufgetauchte Nachricht der Auf stellung von ü neuen russischen Armeekorps un richtig ist; diese Armeekorps existieren nicht. Die österreichische Armee ist dagegen vielfach unterschätzt worden. Sie ist aber in den Händen ihres Kriegsherrn ein Instrument ersten Ranges und selbstverständlich Serbien allein weit überlegen. Alle Waffengattungen der öster reichisch-ungarischen Armee stehen bezüglich ihrer kriegsmäßigen Ausbildung ans sehr hoher Stufe. Es sei lster daran erinnert, daß in der neuesten Zeit die österreichisch-ungarische Armee sich, wo auch immer, mit außerordentlicher Bravour ge schlagen hat; wir denken daran, daß es in der Entscheidungsschlacht von 1806 bei Königgrätz großer Anstrengungen vrenßischcrseits bedurft hat, um den Sieg zn erringen. Die serbische Armee hat erst vor ganz kurzer Zeit (1912/19) zwei Feldzüge überstanden, die ihre Kraft so wohl bezüglich Personal als Material in hohem Grade in Ansvruch genommen haben. Daß Ser bien augenblicklich zn einer gleichen Kraft anstrengung wie zu Beginn des ersten Balkan- krieges 1912 fähig ist, ist ausgeschlossen. Ob aus den nenserbischen Gebiercn ein crheblictier Mannschaftsznfluß jetzt schon eintretcn wird, bleibt abzuwarten. Ein genügender Ersatz des in den beiden Balkantriegen verbrauchten Ma terials ist zurzeit bei der geringen Finanztraft Serbiens kaum anznnehmen. Die serbische Ar mee hat sich in den lehten Feldzügen als wider Erwarten tüchtig erwiesen, wobei aber in An satz zn bringen ist, daß im ersten Balk.mtriegc das damalige Türkenheer nicht als vollwertig anzusehen ivar, im zweiten Balkankriege gegen Bulgarien die griechische Armee die Serben stark entlastete. Zum Schluß sagt das „Militär-Wochenblatt" noch: Es kann ohne Ueberhebung ausgesprochen werden, daß die deutsche Wehrmacht seit dem großen Kriege 1870/71 unablässig, mit größter Intensität und andauerndem Fleiß an sich ge arbeitet hat. Alle militärischen Vorvereitungen rum Kriege, ivelcher Art sie auch seien, sind mit bekannter deutscher Gründlichkeit und Ordnung getroffen: man wird daher ohne Ueberhebung lagen dürfen, das; Deutschland dem Eintritt ernster Ereignisse mit voller Ruhe im Vertrauen auf Gott und seine eigene Stärke entgegensehen kann. Mlt -em ersten Militärzug nach Semlln. Von Paul Schmeder. (Nachdruck verboten) 8. L 8. Semlin, 29. Juli. Zwischen Nacht und Morgen hat per Budapester Ostbahnhof sein Gesicht vollkommen verändert. Die weite Halle gleicht einem brausenden Meer. Zu Taufenden wogt eine überaus bunte Menschenwelle hin und her, und an den Wänden bricht sich donnernd ein Stimmenchaos. Mehrere Züge stehen zur Ab fahrt bereit, aber es verrinnt eine geraum« Zeit, ehe sie in Bewegung kommen, denn sie sind gefüllt — nein, vollgepreßt mit unruhigem Reisepublikum, da» nach Wien und darüber hinaus möchte, und das ja mit diesen letzten Zügen fort muß, weil vom Abend ab alle Strecken für die Militärtransporte frei gehalten werden müssen. — Auf der Strecke Bu dapest-Belgrad aber ist bereits gestern um Mitter nacht der Verkehr eingestellt worden, und zwar un mittelbar, nachdem der von Wien kommende und nach Konstantinopel bestimmte Orientexpreß in Budapest eingetrosfen war. Die Passagiere mußten wohl oder übel hinaus und in Budapest übernachten, unter ihnen auch — ein kaum minder pikantes Ereignis als der Putnikzwischenfall — der englische Gesandte für Serbien, ein naher Verwandter Sir Edward Greys, der sehr erregt wurde und immer wieder be tonte, daß er unbedingt nach Belgrad müsse. Erst heute mittag konnte seine Weiterreise erfolgen, aber er mußte den Umweg über Bukarest machen und wird somit voraussichtlich erst in Belgrad eintresfen, wenn von der anderen Seite schon die Oesterreicher einmarschiert sind. — Also auf fröhliches Wieder sehen Auf dem Orientbahngleis steht heute der erste Militärzug, dazu bestimmt, die Offiziere und Mann schaften für Maria-Theresiapol, Peterwardein und Semlin dorthin zu befördern. Weil aber inzwischen der von Berlin am gestrigen Abend über Breslau— Oderberg—Galant« abgcgangene fahrplanmäßige Konstantinopeler Zug eingelaufen ist, wird er an den unserigen angekoppelt und von den Offizieren und Mannschaften, die dicht gepfercht in den anderen Wagen gesessen hatten, im Sturm genommen. Zu sammen mit dem Vertreter der „Daily Mail", mit dem ich noch erst vor sechs Wochen fröhlich im Hotel Cecil in London beim deutsch-englischen Journalisten besuch zusammengescssen hatte, fand ich im Schlaf wagen der Internationalen Expretzzesellschaft Platz, der gar keine Passagiere aufwies, und beobachtete von hier aus das bunte Leben und Treiben in der Bahnhofshalle. In Abständen von kaum 19 Minuten liefen drüben auf den Ankunftsgleisen endlose Züge aus Mittel- und Südungarn ein, die, mit Laub und Blumen geschmückt, die Reservisten und Landwehr leute heranbrachten. Aus Güter- und Viehwagen zusammcngekoppelt, die innen mit losen Bänken be stellt waren, brachte jeder dieser Züge ganze Kom panien auf einmal in die Landeshauptstadt, wo qls- bald die Einreihung und Ausrüstung der Mann schaften vor sich ging. Bunt genug sahen ja die braunen Putztasöhne im Zivil aus. Neben den Handwerkern und Bauern, die den charakteristischen runden schwarzen Hut, schöne buntgestickte Sammet- westVN" und lkber ebensolchen Hasen weite schwaSW! seidene Franenschürzen trugen, dominierten die zahl losen Hirten aller Art. Denn sie bilden ja in dvH weiten, öden Putzten Mittelnngarns eine Kaste für sich. Auf der tiefsten Stufe steht der Schweinehirt, dann kommt der Hornviehhirt, dem die mit ge. wattigen Hörnern ausgestatteten ort ganz prächtigen Dllffelherden unterstehen, dann der Schafhirt und schließlich der Natzhirt, der, sofern er gleichzeitig auch ein kühner Tschikosch (Rotzdieb) ist, den Stolz der Tschnrda (der einsamen Putztaschenke) bildet. Die überaus malerischen Trachten der verschiede nen Hirten fesselten noch unsere Aufmerksamkeit, als der Stationschef das Zeichen zur Abfahrt gab. Es wurde ein überaus schwerer Abschied in all den Wagen nebenan. Freilich, die Offiziere und Mann schaften nahmen sich zusammen. Aber die armen Mütter, die Frauen, die Schwestern und die Bräute. Ach, wie viele Tränen sind nun doch geflossen, trotz aller Standhaftigkeit und des guten Willens der ele ganten Offiziersdamcn wie der armen Handwerker- nnd Arbeiterfrauen. Sie alle waren in diesem schweren Augenblick ihres Lebens in der gleichen Lage, und niemand konnte ihnen helfen. Zum ersten Male kam nach den begeisterungsvollen Vortagen der ganze Ernst zum Durchbruch. Aber schließlich, wie heißt es doch in dem schönen Liede von Friede- ricns Rex: Na adje denn Lowise — wisch ab dein Gesicht — eine jede Kugel — na die trifft ja doch nicht! Unter Heil- und Eljenrnfen fuhren wir hin aus in den sonnigen Tag. Rechts und links der Eisenbahn grüßten und winkten Hunderte von Män nern, Frauen und Kindern hoffnungsfroh und freudig dem ersten Militärtransport zu. Auch die Kohlen lader, die Arbeiter der Vorstadtfabriken, die Hand langer auf den Neubauten schwenkten die Mützen in der schwieligen Faust und schickten ihr begeistertes „Eljen" zum Zuge hinüber. Und noch weiter draußen, als wir in die fast 100 000 Quadratkilometer große ungarische Tiefebene mit ihren weiten baumlosen Viehtriften und Heidestrecken eingetreten waren, gab es kaum eine Meierei, Vorwerk oder Tscharda, von der aus nicht dem dahineilenden Zrige ein freund licher Gruß zuteil geworden märe. In Kiscörös, der ersten größeren Station, standen Tausende von Landleuten in Erwartung der für Pest bestimmten Transportzügc. Braune Zigeuner fiedel- ten, und die Flasche mit dem guten billigen Land wein kreiste. Abcr auch hier Tränen in den Augen der am Pcrronzaun stehenden Frauen und Mädchen, und schon hier der Gendarmen- und Militärkordon um das Bahnhofsgebäude. Und je weiter wir kamen, desto düsterer die Stimmung. An allen Brückenüber gängen stehen Posten mit geladenem Gewehr und aufgestecktem Bajonett und in Maria-Theresiapol, dein ungarischen Szaosdka. die ganze Garnison in Bereitschaft, die ankommenden Kameraden zu emp fangen. Auch hier steht wieder ein langer, langer Truppcntransportzug, oollgefüllt mit Putztasöhnen, die teilweise die Trittbretter und sogar die Waggon- dächer besetzt hatten. Vergeblich mahnen die in ihrer neuen hellblauen Felduniform sehr fesch ausfehenden Offiziere zur Vorsicht, und schließlich läßt man di« fröhlichen Burschen gewähren. Und immer weiter rollt unser Zug. Schon werden die Aufenthalte immer länger, und der Abenddämmcr bricht herein. Stiller und stiller wird's im Zuge. Hier und da schlummert, lang im Korridor oder droben im Gepäcknetz aus gestreckt, ein Müder und träumt von künftigen Kämpfen und Siegen. Da plötzlich bremst der Zug mit einem furchtbaren Ruck und steht gleich darauf still. Was ist geschehen? Wir stehen unmittelbar vor einer Brücke, und rote Lichter flammen auf, während der Helm eines Gendarmen sichtbar wird. Mr sind jetzt bereit» inmitten einer serbischen Bevölkerung unter daher der Bi gründ! Ich bi Wehrs! diese r Heuer, nacht, Doppe! Ufern aufbau derum schaftei „ungar 10 000 her bei 1716 ü murdsli Wi. von de Donau witz zu, zen Ka in di« weiten serbisch die Fr Sliwor Um ungarü grad, 1 Krieg» stand, wohl r gesperr den let Zug, d nehmen Götter, nicht. Viertel soll auf Pulver ich ja b östl D r i Ernst sind um Hauptb« sich ein Ttzgcistia ferner i Bahnho angesan, Begei lE D r« Russe nagei Ei Berl! will au« daß Del befristet, die mi landg diese M Blatte i Berli ausgabei t e n" un Unfugs Nachrichl 17. Arm S, ML, lehr i st a r k e wurden brache Schlie, Eydtl Zollai russischen Allen meldet, sandter ( Die Linz rührte d, dem Bal dinanl einqesunl spalier a! sehr gef« zum Absi gen Wo, Au,da Armee sagte «i halten kann ke Verl Kreisen i lsr in, hab«, R»
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