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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191407196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140719
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-19
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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sonnrss. IS. JuU ISl^. Leip-kger Tageblatt. Nr. L62. oanms-s-rlusssoe. seile r. KLKNZW Kunst unct U)issenseliaft WNNVwW! * Amtliche Nachrichten der Universität Leidig. Der neuernannte außeretatmäßige außerordentliche Professor Dr. phil. Otto Klemm. Assistent und Abteilungsvorstand für Psychologie und Sinne»- wahrnehmung des Instituts für experimentelle Psy chologie hielt am Sonnabend, den 18. Juli, seine Antrittsvorlesung über das Thema: „Die Hete rogenie der Zwecke". Er führte dabei fol gendes aus: So sehr die Psychologie einst an dem Verbilde, ja unter dem Einflüsse der Naturwissen schaften erstarkt ist, wäre es doch verfehlt, ibren Gegenstand nach den Prinzipien der Naturwissen, jchast meistern zu wollen. Im Bewußtsein herrscht nicht die gewöhnliche Aequivalen, von Wirkung und Ursache, sondern eine eigentümliche Steigerung: das Ganze ist nicht die Summe seiner Teile, sondern es ist reicher an Eigenschaften. Dies ist von Wundt als das Prinzip der schöpferischen Synthese bezeichnet worden. Am folgereichsten bewährt es sich in der Anwendung auf die Willensvorgänge. Die Erfolge einer Willenshandlung reichen über die ursprüng lichen Zweckvorstellungen hinaus und wirken verän- dernd auf die Motive zurück. 2n dieser Bedeutung fit es von Wundt als das Prinzip der Hete rogenie der Zwecke bezeichnet worden. Aller orten bestätigt dies die experimentelle Psycho logie bei den Sinneswahrnehmungen und den Gefühlen, ebenso bei den Willenshandlungen, deren Entwicklung uns in die Völkerpsychologie hinübersührt. Da wandeln sich bald die realen Nebenwirkungen einer Tätigkeit in neue Zwecke: so wenn das Feuer als eine Nebenfrucht der Be arbeitung von Holz gefunden wird: bald wandeln sich die Gefühlsbestandteile der Motive, so in der Entstehung wirtschaftlicher Einrichtungen aus dem Spiel oder aus primitiven Kulthandlungen. Ebenso kann die Hoterogenie von den psychologischen Neben- wirlungen ausgehen, z. B. in den frühesten Gebilden der Zrerkunst, deren ästhetischer Reiz anfänglich eine bloße Nebenwirkung ist. Am reichsten entfaltet sie sich in der Sitte, deren unendlich mannig faltige Erscheinungsformen überall das Netzwerk einer unabänderlichen Verknüpfung von Sitte und Motiv durchbrechen. Hierbei schwächen sich entweder die ursprünglichen Motive ab oder bleiben nur zum Schein erhalten: etwa in den Scheinkämpfen beim Eingehen der Ehe, die an den Raub der Frau als ihr rauheres Motiv erinnern. Oder aber sie steigern sich zu einer Erfassung jener allgemeineren Lebens gebiete, in denen eine Bewertung nach sittlichen Zwecken herrscht. Wo immer die Ethik die Tatsachen des sittlichen Lebens auf ihre Ursprünge zurück, verfolgt, da siebt sie, wie sich an den vorsittlichen Bindungen des Wollen» sittliche Zwecke empor ranken. Parallel mit einer Erstarkung sitt licher Zwecke an den äußeren Lebensformen läuft eine Entwicklung der sittlichen Motive selbst. Aber auch den Ausblicken der Ethik auf die allge meinen sittlichen Zwecke gewährt das Prinzip der Heterogenie seine Hilfe. Die beschränkten sittlichen Aufgaben, denen sich der einzelne widmet, sind durch ihre Nebenwirkungen mit jenen allgemeinen Zwecken verknüpft. Wenn die Ethik diese und schließlich einen höchsten sittlichen Zweck bestimmt, so schöpft sie aus dem ihr erreichbaren sittlichen Bewußtsein und schließt die Möglichkeit nicht aus, daß das sittliche Streben auch über diese Stufe hinausscbreitet. Denn die Heterogenie der Zwecke läßt eine unbegrenzte Steigerung möglich erscheinen und verwehrt cs, ernen Endzweck zu fixieren, in dem der Wandel der Einzelzwecke zur Ruhe käme. " Aus den städtischen Theatern. Zn der Vor stellung „Cavalleria rusticana" beute Sonn tag im Neuen Theater singt Gertrud Bartsch erst- malig die Santuzza, Hans Lißmann den Turiddu. Morgen, Montag, beschließt die Oper im Alten Theater mit Lortzings „Wildschütz" ihre Tätig keit, um am Dienstag die Sommerserien anzutreten. Elly Gladitsch singt im „Wildschütz" zum erstenmal die Partie der Baronin, Eugen Albert den Baron. Die Vorstellung findet zu halben Preisen statt und beginnt, wie im Alten Theater üblich, um 8 Uhr. Das Neue Theater bleibt sodann vom 21. Juli bis mir 24. August geschlossen, doch haben die Abonnen ten Gelegenheit, während dieser Zeit vermittels der Gutscheine das Alle sowie das Operettentheater zu besuchen. — Das Schauspiel dringt anläßlich des 5U. Geburtstages Frank Wedekinds am Freitag, den 24. Juli, im Alten Theater den „Marquis von Keith", der bekanntlich im vorigen Jahre mit großem Erfolg auf dem Spielplan stand Als nächste Neuheit geht im Alten Theater am Sonntag, den 28. Juli, die Komödie „Schneider Widbel" von Hans Müller-Schlösser in Szene. — Das Ope rettentheater wird am Dienstag mit „Polenblut" wieder eröffnet. — In der Neuinszenierung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt", die am Sonnabend, den 25. Juli, erstmalig angesetzt ist, sind beschäftigt die Damen Rößner, Navarra, Marbach, Seubert, Miet, die Herren Habit, Grave, Gfaller, Plöhn, Wedlich usw. Die Inszenierung leitet Ober- regiiseur Groß, dirigieren wird Kapellmeister Find eisen. - Chinesische Altertümer im Leipziger Museum für Völkerkunde. Im astatischen Saal des Museums für Völkerkunde hat soeben die Sammlung alter chinesischer Tonfiguren Aufstellung gefunden, die Her: W. Jessel aus Schanghai in lOjähriger Sammeltätigkeit zusammengebracht hat. Die Sammlung ist beionders in ethnographischer Hinsicht dadurch interessant, daß die Figuren, die wohl meist aus der Zeit der Tang-Dynastie l7. bis 10. Jahrhundert stammen, die verschiedensten Typen asiatischer Völker repräsentieren,die damals den Chine sen untertan oder wenigstens durch Handelsbeziehungen nahegerückt waren. Die körperlichen Kennzeichen der fremden Nationen sind mit überraschender Treue wiedergegeben, ebenso die charakteristischen Einzel heiten der Gewandung. Unschwer erkennt man unter den Typen Türken. Perser, Juden und andere Völker Zentral- und Westasiens wieder. Sogar mehrere Vertreter eines Zwergvolkes finden sich darunter. Auffällig sind auch in Kleidung und Hal tung die vielen Frauengestalten, deren Tracht teilweise stark an moderne Damenkostüme gemahnt. Die Prachtstücke der Sammlung sind die große Figur eines hohen Beamten in der Hoftracht der Tangzeit, die in der heutigen japanischen National tracht sortlebt, und 2 groteske mythische Tier gestalten. Bemerkenswert sind endlich eine Reihe äußerst lebenswahr ausgeführter Tierfiguren. Nach allgemeiner Ansicht sind die Figuren Grabbeigaben gewesen, die an stelle lebender Personen den Toten milgegeben wurden, doch ist es wohl nicht ausge schlossen, daß wenigstens ein Teil von ihnen auch zu anderen Zwecken, etwa als Zierfiguren, gedient haben kann. * Jahresbericht der Dresdner Gemäldegalerie. Wie uns aus Dresden geschrieben wird, erstattet der Direktor der Gemäldegalerie Dr. Fosse soeben den Jahresbericht über die ihm unterstellte Sammlung. Darnach wurden aus Staatsmitteln erworben das Hauptwerk des sächsischen Malers Ferdinand von Rayski, ein Bildnis des Domherrn von Schröder, weiter mit namhafter Unterstützung dreier Dresdner Kunstfreunde das berühmte Gemälde Max Lieber manns „Sommerabend an der Alster in Hamburg". Liebermann ist damit zum erstenmal mit einem größeren vollwertigen Werke in die Galerie gelangt. Als Gegenstück zu der Büste Woer- manns, des früheren Direktors der Galerie, wurde eine Bronzebüste seines Vorgängers Julius Schnorr von Larolsseld ausgestellt. Dem Restau rationsatelier wurden 21 Gemälde der Galerie und 2 große Altargemälde aus der Marienkirche von Zwickau überwiesen. Der Besuch der Ausstellung gestaltete sich, jedenfalls als Folge der Baufach- Ausstellung und des Deutschen Turnfestes in Leipzig günstiger als im Jahre 1912. An Eintritts geldern wurden 27 098,50 .6 eingenommen gegen 23 877,50 ./z im Jahre 1912 und gegen 38 393,50 Mark iin Jahre 1911, in dem bekanntlich in Dresden die Hygiene-Ausstellung war. — Ein an die Akademie der bildenden Künste in Dresden verliehenes „Bildnis einer alten Frau", angeblich van der Heist, wurde gestohlen und konnte bisher nicht wieder entdeckt werden. Die innere Umgestal- tung der Galerie ist weiter fortgesetzt worden. In Angriff genommen wurde der östliche von Pöppel- mann erbaute Zwingerpavillon, der von den häß lichen späteren Einbauten befreit und wieder in leine ursprüngliche Form gesetzt werden soll. Die Umgestaltung oer Galerie dürfte mit der Herstellung und Neuaufstellung dieser Räume vorläufig abge- schlossen werden, zumal binnen kurzem mit dem Neu bau einer Galerie, die die modernen Werke auf nehmen soll, begonnen werben wird. * Neuerwerbungen des Berliner Kupferstich- Kabinett». Der graphischen Sammlung der Ber liner Museen sind im letzten Monat eine Anzahl wertvoller Geschenke zugegangen. Bis auf eine ge tuschte Federzeichnung Albert Cuijps, des großen holländischen Landschafters und Tiermalers, ein Blatt mit Kühen, sind es Werke der neueren Kunst. Die Verbindung für historische Kunst schenkte dem Kabinett das große Bildnis des Kaisers, das Ferdinand Schmutzer, der Wiener Meister, jüngst schuf. Von den Meistern von Barbizon wurde durch' Geschenke die Sammlung von Gtasklischees vervollständigt, einer interessanten, jetzt wieder verschollenen Technik, mit der Corot und Daudigny, Mittet und Rousseau, Delacroix und Jacque experimentierten. Von ihnen allen wurden Glasklifchees geschenkt. Von Robin wurde seine Radierung der Seelen aus dem Fegefeuer, von Begas steingedruckte Frauenköpfe, von Liebermann ein Steindruck aus Nordwijk erworben. Die größte Reihe bilden die neugeschenkten Steindrucke von Toulouse-Lautrec. Es sind Blätter vom Turf, von der Bühne, aus dem Theater. Endlich schenkte ein Gönner dem Kabinett die schöne alte Ausgabe oes Don Quixote mit den Holzichnitten von Johannot. * Die Gesellschaft für deutsche Kunst im Auslande teilt mit, daß sic sich mit einer auserlesenen deutschen Kunstabteilung an der am 3. Oktober d. I. zu eröff nenden internationalen K u n st a u s st e l - lung in der Walker Art Gallery zu Liverpool beteiligen wird. Auch hat sie die große und für die deutsche Kunst überaus wichtige Ausgabe auf sich genommen, die Weltausstellung von San Francisco 1915 mit einer deutschen K u n sta bte i l u ng zu beschicken. Die Vorarbeiten hierfür find, wie wiederholt erwähnt, bereits in vollem Gange. * Internationale Tagung für Kriminalauthro- pologie. Vom 14. bis 20. »eptemder tagt in der ungarischen Hauptstadt der 8. internationale Kongreß für Kriminalanthropologie. Ein Ausschuß, an dessen Spitze Staatssekretär von Kickcl steht, hat alle zeitgemäßen Fragen der Krimi- nalanthropologie und der neuen strafrechtlichen Rich tungen auf die Tagesordnung gesetzt. Von deutschen Rechtslehrern werden sprechen: Prof. Aschaffenburg. Köln über die Gemeingefährlichkeit vom ärztlichen und juristischen Standpunkt; Prof. Sommer-Gießen über „die senilen Veränderungen der Psyche"; Land gerichtsdirektor Aschrott-Berlin über Schutzaufsicht; Prof. Heimberger-Bonn über Ausbildung der Jugendrichter und Jugendstaatsanwälte. * Eine neue Schrift. Auf der kleinen Insel Oleai, einer der westlichsten in der Gruppe der Karolinen, ist eine bisher völlig unbekannte Schrift entdeckt worden. Der Häuptling dieser Insel hat dem englischen Sprachforscher Professor Brown eine Liste von 51 Schriftzeichen zusammengestellt. deren jedes eine Silbe bedeutet. Wahrscheinlich handelt es sich hier uni einen ehrwürdigen Rest von sehr hohem Älter. Heute gibt es überhaupt nur fünf Leuie auf dem Eiland, denen die Schrift vertraut ist, aber früher hatte sie vielleicht eine weite Verbreitung in diesem Jnselmeer. Erne ähnliche wurde auf der Insel Jap gebraucht. Die Oleaischrift hat nicht die geringste Verwandtschaft mit irgendeinem bekannten Alphabet, auch nicht mit der berühmten Bilderschrift auf den Steiudenkmälern der Osterinsel. * Glückliche Rückkehr einer Forschungsgesellschaft aus China. Wie aus Samarkand gemeldet wird, ist die Forschungsgesellschaft des Grafen Var de Vara aus China durch die Mongolei glücklich in Ost - Turke stan angelangt. Alle Teilnehmer be finden sich wohl. * Das Universitätsstudium in Deutschland im Sommer 1814. Die Zahl der an den Universitäten des Reichs eingeschriebenen Studierenden, die seit 1896 derart wächst, daß seitdem eine Verdoppelung cintrat, ist auch in diesem Sommer weiter in die Höhe gegangen und beläuft sich nun auf 60 943. Gegenüber dem Vorjahre mit <>0 348 Studierenden beträgt die Steigerung 597 gegen 784 im Vorjahr und 3900 vor vier Jahren. Binnen der letzten zehn Jahre ist die Steigerung so groß gewesen, wie der Gesamtbesuch der deutschen Universitäten vor fünf zehn Jahren. Da die neueste Jahreszunahme aber erheblich geringer ist als die der Vorjahre, ist anzu nehmen, daß der Höhepunkt des Zudranges vorläufig überschritten ist, was bei der Ueberfüllung vieler ge lehrten Berufe jetzt allgemein als wünschenswert oe- zeichnet wird. Zählt man der Studentenziffer nach die der sogenannten „Hörer" dieses Halbjahres hin zu, nämlich 3112 Männer und 974 Frauen, so ergibt sich, daß zurzeit 65 029 Personen am deutschen Uni- versitätsuntcrricht teilnehmen. Von den Studieren den sind 56 826 männlichen und 4117 weiblichen Ge schlechts gegen 56 910 und 3436 im Vorjahr, die Jahressteigerung beruht daher ausschließlich auf einer Zunahme der Zahl der Studentinnen. Was die neueste Entwicklung des Besuchs der einzel nen Fakultäten bzw. Studienfächer be trifft, so ist die jüngste Zunahme zu einem wesent lichen Teil zwar einem Studienzweig zugeflossen, bei dem wirklich ein Bedürfnis nach einen» Zuzug weiterer Kräfte besteht, nämlich der evange lischen Theologie, der sich jetzt 4345 Studie rende widmen gegen 3882 im Vorjahre; aber über, wiegend entfällt der Zuwachs wieder auf das M e d i z i n st u d i u m, dem die akademische Jugend nun schon einige Jahre in einem Maße zuströmt, daß jetzt ein Stillstand dringend wünschenswert erscheint. Die medizinisä-en Fakultäten zählen heute 15 92» Studierende gegen 14 750 im Vorjahr und erst 8200 vor fünf Jahren. Die nächstgrößte absolute Zunahme weisen die Kameralisten und Landwirte auf, die gegenüber dem Vorjahr ihre Zahl von 3405 auf 3876 erhöhen; die Zahnärzte stiegen von 655 auf 980, die katholischen Theologen von 1965 auf 2058, die Pharmazeuten von 1073 auf 1098 und die Forstwirte (nur in München, Tü bingen und Gießens von 190 auf 211. Zurück gegangen sind zufolge der Ueberfüllung der be treffenden Berufe die Juristen von 10 396 auf 9824, die Philologen von 15471 auf 14321 und endlich die Mathematiker und Natur wissenschaftler von 8346 auf 8086. Von Inter esse ist noch die Feststellung, wie snh die deutsche aka demische Jugend aus die einzelnen Universitäten ver teilt und welche Aenderungen neuestens hierin ein getreten sind. An der Spitze der Hochschulen steht Berlin mit 8538 Studierenden siegen 8383 im Dor jahre, in München sind 6626 eingeschrieben (6655 s, Leipzig zählt 5359 (5171), Bonn 4524 (4460), Frei- burq 3178 (3163), Halle 2855 ?2765), Göttingen 2834 (2853), Breslau 2813 (27t»0), Heidelberg 2668 (2617 s, Marburg 2522 (2406), Kiel 2330 (2266), Münster 2169 (2209), Straßburg 1959 (2037), Tübingen 2219 (2234s, Jena 2007 (2033), Königsberg 1543 (1646), Würzburg 1605 (1456), Gießen 1432 (1436), Greifs wald 1451 (1443), Erlangen 1302 (1291), Rostock 1009 (1005). Geringeren Besuch haben demnach München, Jena, Göttingen, Münster, Königsberg, Gießen, Straßburg; am stärksten zugenommen da gegen haben Leipzig, Marburg und Würz burg- In der Reihenfolge der Universitäten nach der Besucherzahl ist Halle unter Ueberholuna von Göttingen von der 8. auf die 6. Stelle gerückt; Würz burg verdrängte Königsberg aus der 16. Stufe. * 2n der Angelegenheit der Berliner Handels hochschule wird jetzt ein Brief des derzeitigen Rektors Professor Eltzbacher veröffentlicht, aus dem sich ergibt, daß der Rektor den Aeltestcn vorschlug, die Stellungen der Lektoren zu verbessern und in feste Lehrstühle umzuwandeln, wobei allerdings eine Verminderung der Zahl dieser Lektoren hätte ein treten müssen. Die Aeltesten aber nahmen die An regung des Rektors zum Anlaß, eine Verschlechterung in der Stellung der Lektoren durchzuführcn, die diesen jede sichere Grundlage entziehen würde. u Nie Liede Ser örei MW«. 49) Roman von E. Stieler-Marshall. eirslU eiu c!o.. >->. m d. 11. l-sipris.) Als der erste Sonnabend nach Frau Alix' Abreise kam, empfing Frauchen mittags den Bruder mit strahlenden Augen. „Wern, ich habe eine himmlische Idee für heute nachmittag," sagte sie. „Weißt du, was wir tun'? Wir gehen hinüber in den Dark und spielen noch einmal wieder Indianer. Mach kein >o dummes Gesicht, Mensch, sondern sag Ja." Werner lachte. „Du kindisches Ding!" sagte er — „Ich glaube, du spielst noch als Großmutter In dianer." „Natürlich, mit meinen Enkeln," erwiderte Tilla vergnügt. „Tann tue ich einen ganz gro ßen Schal um mich her, das graue Haar hängt in wirren Strähnen um mein rotes, faltiges Ge sicht, und da hocke ich am Feuer, die Stummel- ffcife zwischen den Hähnen, ernst und schweig sam, als uralter Häuptling — ich segne den Jungen die Waffen, wenn sie auf den Krregsvfad ziehen. Manchmal — in ganz schwierigen Fällen, fragen sie mich um Rat, und ich gebe ein Orakel ab. Ich habe gesprochen, kugk!" Sie lachte hell auf, und Werner stimmte etwas maßvoller mit ein. Seit er seinen ersten Rauscfi erlebt, seit ein reifer Mann mit ihm über die Weiber gesprochen hatte, kam er sich ganz väterlich gegen die Schwester vor, ganz er haben und werfe. „Wenn uns der Gärtner Grote sieht, was soll der von uns denken." „Das ist mir entsetzlich Wurscht —" ent gegnete Frauchen derb. „Komm, du alter, lang weiliger Peter, es wird himmlisch. Wir wollen mal wieder laufen und kämpfen und uns aus loben. Das Blut stockt einem ja in den Adern vor lauter Erwachsensein." Und wirklich, » sie waren wieder wilde, lustige Kinder, ganz dem Spiel hingegeben — die schöne, heitere Kinderspiel-Phantasie kam noch einmal zu ihnen und gav ihnen ihren Zaubermantel, der das Kind im Augenblick da- hrnträgt, wohin es sich wünscht, der ein kleines Mädchen in einen wilden, bärtigen Krieger ver wandelt, und einen lustigen Gassenbuben in einen alten, lebensmüden König. Der Red rivcr war wieder da, der so viel Gold unter seinen Wellen verbarg. Im Felsen gebirge zwischen den Koniferen hauste der ge fährliche Grizzlibär. Es störte sie niemand, kein Mensch >var weit und breit im Park. Erst gegen Abend er schien Grote, angelockt von ihren gellenden Schlachtrufen. Er setzte sich in einiger Ent fernung von ihnen nieder und sah ihnen zu, ein getreuer Eckart. Und als es dunkelte, liefen sie müde heim. „Es war wirklich fein," gab Werner ehr lich zu, als sie erhitzt und richtig „ausgetobt" beim Abendbrot sahen. „Morgen machen wir das wieder." „Siehst du, siehst du!" jubelte Frauchen. Aber am anderen Morgen kam in aller Frühe ein Bote und brachte ein Brieschen von Herrn Baum, an Fräulein Tilla Kirchlein adressiert. Herr Baum schrieb: Herr Merkel hätte ihm für die Dauer seiner und der gnädigen Frau Abwesenheit das Automobil zur Verfügung ge stellt — und er wollte sich erlauben, das gnädige Fräulein und seinen Freund Werner an diesem prächtigen Herbstsonntag zu einer schönen Fahrt in das Gebirge abzuholen. Da war nun gar keine Zeit zu längerer Ueberlegung, denn draußen stand der Bote, trat ungeduldig von einem Fuß aus den andern und drehte seine Mütze in oen Händen. „Nein!" sagte Frauchen — „auf keinen Fall." „Doch!" entschied Werner — „du, das wird wundervoll — der herrliche Tag." „Frau Alix hat mich gewarnt — — und ich selbst kann ihn nicht leiden, und es schickt sich überhaupt gar nicht für mich." „Ach, wenn ich dabei bin! Und du bist doch auch gar nicht so — — ich fahre mit." Werner zog das Huzelchen mit in den Rat, und ihre Stimme gav dann schließlich als die des Unparteiischen den Ausschlag. Sie war durchaus dafür, daß die Kinder den schönen Tag draußen genießen und die Einladung annehmen Werner triumphierte, und Frauchen ergab sich darein. Um neun Uhr fuhr das Auto vor, Herr Baum hatte einen großen Strauß frischer roter Rosen für Frauchen, war in strahlender Laune, und so fuhren sic in den goldenen Mor gen hinein. Minna lebte zuerst einen ruhigen Sonntag, wie sie es liebte. Ordnete und stöberte in ihrem bescheidenen Eigentum herum, aß ein Käsebrot zu Mittag, zog dann ihr Bestes an und begab sich in der Kasfeestunde zu Wendts hinunter. Im Ladenstübchen war es behaglich — Mut ter Wendt hatte Berge von Küchen. Pappchcn aber schien nicht ganz so vergnügt wie sonst zu sein, und das Marthakind, fein geputzt im frisckj- gcbügelten weißen Batisttleid, mit einer hell blauen Scidenschleife über der blonden Flechten krone, sah ein ganz klein bißchen blaß aus, ihre Vergißmeinnichtaugcn blickten ein ivenig trübe, und über dem kecken Näschen stand ein winziges, scharfes Sorgenfältchen. „Gucken Sie, Minna," sagte Pappchen und stippte seinen Sträußelkucheu in den Kaffee, „das glauben Sie wahrscheinlich nicht, wie einer, der von früh bis spät sich nicht aus seinem Lehnstuhl rührt, mehr von der Welt sieht als einer, der sich munter darin herumtreiot. Aber es ist so. Ei, wenn ich Ihnen sagen wollte, was i ch alles weiß — Sie würden staunen. Man denkt so viel, wenn man so still fitzen muß —" „Ach jemineh, deine Gedanken. Denen ihre Wege möchte ich nicht wissen —" sagte Mutter Liese — „gäre doch nicht, Alter." „Na, Mutter. Du zum Beispiel siehst nur, was du mit Händen greifen kannst. Nimmst alles hin und denkst nicht nach, warum es so kommt und was darauf folgen muß. Siehst auch nichts vorher. Unserem Marthakind merkst du jetzt auch mchts an, nicht wahr? Und auf der ihrem Gesicht kann man doch deutlich lesen — — —" Martha hob rasch das Köpfchen und sah den Vater ganz ängstlich an. „Da, siehst du wohl, tvie sie erschrickt? Tas war doch früher nicht. Da hätte sie einen Witz gemacht und mich ausgelacht. Und so ist jetzt manches nnt ihr. Sie hat Nerven gekriegt, da drüben in der Villa, wie eine gnädige Fran. Woher kommt das und was wird daraus sol-- gen?" „Ach Pappchen, nun schwatzest du aber wirk lich Unsinn —" sagte Martha ein wenig unge duldig. „Und wo bleibt Grote heute? Der war doch sonst am Sonntage immer so pünktlich?" „Herrgott, Pappchen, der wird schon kom men, sein Liebling." Als Marthakind ihr Pappchen also anae- ahren hatte, tat eS ihr sofort leid, und sie land auf, kiißte den Alten, zog ihn am Ohr- äppchen, gab ihm drollige Kosenamen. Aber sein Gesicht wollte sich nicht erhellen. Es war wie eine Erlösung, als Grote end lich kam. Sie begrüßten ihn lebhaft, besonders der Alte. „Nun setz dich zu mir, mein Junge, und erzähle mir ein bißchen was —" sagte er eifrig und drückte des Gärtners mächtige, harte Ar beitshand. Und Mutter Liese schenkte ihm die Tasse zum Ueberlaufen voll und häufte Kuchen auf seinen Teller. . „Zu erzählen ist weiter nicht viel, Herr Wendt. Und danke, Mutter, ich kann nicht so viel essen. Ich wollte mir nur die Martha holen, es ist draußen so schön." Aber Martha machte ein abweisendes Ge sicht. Das Fältchen über ihrer Nase vertiefte sich. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) 1sppiek-Kvinigung untt -kankvi'sl l-Läsn: r «ssoksi-sr untt Aunsissnkei-sii "" UNK
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