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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191407196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140719
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-19
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Sonntags-Ausgabe für LeipKa «n» Vorort, Surch unser, LrLaer Vkzugsprriskr UN» «pe-lteure »mal »»glich in» yau, gedracht: «onatUcht.ttM., vlrrteljührUchS.7SM. Sei »er «-esch«ft»ftrU«, unfern zUtalen un» M»gadest«U«n adgeholt: monatlich IM., vierteljährlich SM. vurch -t, postr innerhald veutschian»» »n» »er »«utfchea tlolonl«» monatlich 1.S» M., vierteljährlich 4.S0 M., auoschllrtzllch poftbeftellgel». Va» Leipziger Lageblatt erscheint Werktag» »mal. Sonn» u. Zelertogotmal. Sa Leipzig, -en Nachbarorten un- -en «vrtrn mlt rlgenen Filialen wir- -te Mdenüausgade noch am Albend -es Erscheine«» ms tzaus geliefert, »erllner «eüaktion: Sa -enZelten 17. Zerasprech-flnschluSr Moadit Nr.«7. /strrtsblockt des Rates und des pollzeünntes der Stadt Leunrg NeSaktlon «n- S»schSft»st,U»r Fodannlogass« Nr.«. . Lernsprech-Natchlug Nr. I---S un» 14--4. ISS. Jahrgang I LS—sür Snserat» au» Lelpzlg un» Umgebung «l, ispaltigeprtltz»il«2Spf.,»ieKeklam«z«>l«t M-. von ouowart» so Pf., Neklamen l.LS M., Klein« Knzelgen »ieprtitzril« nur ropf.b.w>«»«rhol.Nad., Inserat« vonSehorSen im amtiichrnLeil »t, Petit» zell» -0 Pf. ch»schüsr«anz»ig«n mit plaNvorscbrift im Preis« erhöht. Nabatt nach Laris. SetlagenrSesamtaufl.SM.-aoLausen»auoschl Postgebühr. sinzeigen-slnaahme: Fohannlogasse», bei sämtlichen Malen Seo Leipzig», Lag«blottr» uni allen stnnoncrn-Lxpc-itionrn -r« Sn» un- stuolaaäe». Seschäftostell« für Serlln u. Sie pr. Sran-enburg: virektionWalterFUegel. Serltn S.l», dr«»Srner StraS«»7. Zernsprech-Mnschlust: Moritzplatz l»rn. M. 362. Sannisg, Len IS. lull. 1914. Das wichtigste. * Die Aussperrung der Arbeiter und Ar beiterinnen der Lausitzer Textilindustrie hat am Sonnabend begonnen. (S. Letzte Dep.) * Nach einer Mitteilung aus Berliner unter richteten Kreisen hat die österreichische Regierung noch keine Beschlüsse über die in Belgrad zu ergreifenden Schritte gefaßt. (S. bes. Art.) * Der Prozeß gegen Frau Eaillaux nimmt om Montag seinen Anfang. (S. bes. Art.) * Der neue mexikanische Präsident Carbajal wurde durch den spanischen Gesandten im Namen des gesamten diplomatischen Korps in Mexiko feierlich begrüßt. (S. Ausl.) * Der „Prophet" Rasputin soll außer Lebens gefahr sein, (S Nachr. v. T.) * Das Ergebnis des Roten-Kreuz- Tages 1914 wird in Sachsen auf 400 000 geschätzt. lS. Leipzig.) Umschau. Leipzig, 18. Juli. R e i ch s t a g s w a h l e n im Hoch sommer! Das kostet Schmeiß. Koburg und Labiau-Wehlau — heißumstritten. Solche .'lach- oder Ersatzwahlen pflegen mit Aufmerk samkeit verfolgt zu werden, nnd sie haben oben- orein den Borzug, das; ihre Ergebnisse mit ganz besonderem Eifer gebucht uud politisch ausge- deutet werden. Nur ist es ein eigen Ding mit dieser Deuterei. Tenn man weist doch, wie ge rade in den umstrittenen Wahlkreisen die Stim mungen schwanken. Wir haben Wahlkreise, die jo ziemlich alle Farben, die es überhaupt gibt, nacheinander getragen haben. Solange die Mehrzahl der Wähler sich von den jeweiligen Umständen — die Persönlichkeit des Kandidaten steht in erster Linie — bestimmen läßt, werden auch die Lieger wechseln. Jede Partei weiß, wieviel vom Wetter abhäugt — von dem Wetter brausten, aber mehr noch von der politischen Witterung. Und da lausen leicht Täuschungen unter. So glaubte die konservative Presse dies mal bestimmt auf oen vielbesprochenen „Ruck nach rechts" rechnen zu können, aber in dem Wahlkreis, den sie viele Fahre zum gesicherten Besitz zählte, in dem ostpreußischen Labiau- Wehlau, kam der Mann von links in die Stich wahl, und es war diesmal nicht eine Ueber- rumpelung, wie es vor vier Fahren heißen konnte. Was sie konservative Partei aufbieten konnte, um einen glatten Sieg im ersten Wahl zange zu erzwingen, hat sie geleistet, und man weiß, daß sic in den östlichen, ihr so vertrauten Gefilden nicht gerade zimperlich vorzugehen pflegt. Sicher war auch in Koburg der den füh renden Leuten der Nationalliberalen, als sie sich nach vergeblichen Verhandlungen entschlossen, ben Kamps mit der Fortschrittlichen Bolkspartei anfznnehmen, die Meinung die, daß nun ein mal dem Druck nach rechts Rechnung getragen werden müsse, und cs war doch anders. 'Her Fug ging nach links. Wie gesagt, solche Auf lassungen sind immer etwas Gefühlssache. Die Reichstagswahlen, die jene Meinung rechtfer- iigen konnten und der konservativen Partei zu gute kamen, liegen nicht weit zurück. Es ist also, was die Zukunft angeht, der Borsicht halber gut, nicht zuviel auf die augenblickliche Er fahrung zu geben. Bon der nationalliberalen Partei im besonderen kann man nach dem Ber ätst des Wahlkreises Koburg keine Jubel- nimmung verlangen. Es muß ihr sehr daran liegen, im Reichstage nicht von der Nachbar partei überflügelt zu weroen. Daraus folgt aber nach Lage ver Dinge nicht, daß sie nach dem Beispiel in Koburg ihre Kräfte gegen eine „lästige Konkurrenz" wenden muß, sondern es ergibt sich handgreiflich die Notwendigkeit der Berständigung für die Hauptwahlen. Das lvar ja auch der leitende Gedanke bei dem Wahl abkommen in Sachsen. Auch die „Köln. Ztg." wirbt zur Genug tuung^ der „Hamb. Nachr." mit einem Male zur Sammlung aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie. Ja, aller bür gerlichen Parteien. Das heißt doch wohl: mit Einschluß der Fortschrittlichen Bolkspartei. Marke: Bülow-Block! Aber das heißt doch auch: bie konservative Partei must gewillt sein, die äußerste bürgerliche Linke im Block zu er tragen. Ja, hat sie denn im Bülow-Block die Linke ertragen?! Man frage den ehemaligen Reichskanzler; man blättere in der Geschichte lener Tage, da sein Sturz vorbereitet wurde! Sein Zeugnis muß doch wohl gelten. Das war ja gerade die Besorgnis der Konservativen, sein Versuch, den liberalen Einschlag zu prak- Uscher Geltung kommen zu lassen, könnte Er folg haben. Das, und nur das schreckte sie. Und jetzt in Sachsen? Alle die guten Leute, die zur grenzenlosen Genugtuung der Sozial demokratie ihre ganze Politik freiwillig unter den roten Scheinwerfer stellen und die Samm lung aller bürgerlichen Parteien verlangen, sind in einem Irrtum, wenn sie glau ben, es sei doch wohl selbstverständ lich, daß die konservative Partei — eben der von ihr selbst tagtäglich ge forderten Sammlung wegen — Zugeständnisse an die liberalen Parteien machen werde. Wir schlagen vor: der konservativen Parteileitung, Herren Mehnert, Opitz usw. werben im Namen der Sammlung nur zwei Fragen gestellt: Ist die konservative Partei — eben der Sammlung wegen — bereit, von ihrer Haltung zur Re form der Ersten Kammer abzugehen und den liberalen (überdies von der Regierung im Grunde längst anerkannten) Forderungen zum guten Ende zn verhelfen? Weiter: Ist sie be reit — eben besagter Sammlung wegen —, von ihrem Widerspruch gegen ein Böltsschulgesetz im bescheiden-liberalen Sinne abzulassen und am Kardinalpunkte — Religionsunterricht — ein irgendwie annehmbares Zugeständnis zn machen? Ja, man tue das! Wohlgemerkt: nicht die radikalen, radikaleren und radikalsten For derungen soll sie unterschreiben; nein, nur die gelindesten, die bescheidensten, die rücksichtsvoll sten, die zahmsten, die — nationalliberalen. Und nicht mit einem Tropfen Blutes! Nur sagen: des großen Gedankens der Sammlung wegen, werden auch wir ein Opfer bringen, werden zwei Steine hinzutragen zu dem Friedensbau. Klingt das nicht wie ein bitterer Scherz, und wäre doch eigentlich eine Probe aufs Exempel und wäre doch — vorausgesetzt die konservative Partei spräche ein freudiges Ja statt des sicher zu erwartenden Neins — ein Beweis für das erwachende Verständnis, daß der Kamps gegen die Sozialdemokratie — wie oft haben wir's gesagt! — nie und nimmer durch eine noch so stramme A b w e h r Politik erfolgreich werden kann, sondern nur durch die Tat, durch die Er füllung der herandrängenden staatlichen Not wendigkeiten. Das ist das, was einst, als es s)ch in Sachsen um den Ruf nach einer. Ver fassung handelte, der hochbefähigte und ge feierte Bernhard v. Lin den ach ein Mann konservativer Gesinnung, in allerkritischster Zeit als das Heil erkannte: Zerstörendes beseitigen, indem man den Forderungen der Zeit, sei es so maßvoll wie möglich, Rechnung trägt. Deshalb trat er für den Erlast einer Verfassung ein, obwohl der Adel und die Beamtenkrcise den Ülner- gang von Thron und Land verkündeten. Wir suchen heute vergebens in den streitbaren Aus lassungen der konservativen Partei nach glei cher Erkenntnis, sie aber, diese Erkenntnis, wäre die Voraussetzung der Verständigung, der „Sammlung", die so manchem schlechthin die Lösung aller Rätsel dünkt. . . Aus dem Bedürfnis nach Ruhe allein pflegen keine überwindenden Taten hervorzugehen. Jever Blick in die Zeitung zeigt, daß nun einmal die Welt auf Kampf gestellt ist. Heute mehr als je. Wie im kleinen, so im großen. Es voll ziehen sich Tagesereignisse, die zunächst nur als augenblickliche leichtfertige .Störungen des Welt ganges empfunden werden, und sind doch das Ergebnis langwährender wühlender Kräfte. So erkennt man jetzt zu spät in Oesterreich, mit welchen Zuständen man in den Grenzlanden zu tun hat. Nun möchte man mit einem Griff alle Brutnester ausnehmen. Man stehl vor der Wahl: entweder durchdringen mit dem Verlan gen, daß alle Schuldigen belangt werden, oder — des lieben Friedens halber die wahrhaft Schuldigen geflissentlich übersehen, die Anstifter ungeschoren lassen und nur die herein gefallenen Mordgesellen aburteilen. Noch zö gert man in Wien mit dem seit drei Wochen angekündigten Schritt. Fast täglich heißt es, die Regierung sei im Begriff, in Belgrad ihre Forderungen zu überreichen, und es geschieht nicht. Offenbar will man in Wien wieder ein mal „ganz sicher" gehen. Man will der Zu stimmung des Zaren, des großen Schützers der Serben, gewiß sein, aber es wurde ja schon mit aller Bestimmtheit gemeldet, Rußland sei mit einer Hilfeleistung der serbischen Regierung bei der Verfolgung der Schuldigen einverstan den und stelle nur die eine Bedingung, daß nichts gegen die Selbständigkeit dös serbischen Staates geschehe^ Was zögert man? Inzwischen regt sich in Serbien natürlich die Sucht, durch Kriegs vorbereitungen das Szenenspiel zu beleben. Die Einberufung von Truppen wird heute gemeldet, morgen widerrufen, wieder behauptet, von neuem bestritten. Das eine wird zutrefsen: Oesterreich wird eine .Abweisung seiner Forderung nicht er tragen — nicht ertragen können. Das weiß alle Welt, und darum sieht man in diesen Tagen unruhig auf diese „Wolke am Horizont". Der dieser 4mge in Belgrad plötzlich verstorbene rus sische Gesandte v. Hartwig soll bei der Nach richt von der Ermordung des Erzherzogs aus- gerufen haben: „Um Gottes willen! wenn der Mörder nur kein Serbe ist, das wäre ein namen loses Unglück für Serbien!" . .. Wolke am Horizont! Ein beliebtes Bild. Wie sagte gestern Lloyd George in seiner ge dankenvollen Tischrede ^cim Feste des Lord- Mayors: Der Himmel ist nie ganz blau. Diese Bemerkung ist gerade jetzt allgemeinster Zu stimmung sicher. Der beklagenswerte Fürst von Albanien hat wohl den meisten Grund, nach einem Lichtblick auszuspähen. Er hält Aus schau nach der Ualienisclum Hilfe, nach Schiffen und Truppen. Wie jetzt bestimmter behauptet wird, ist die Einberufung von 120 000 Mann von der italienischen Regierung allerdings im Hinblick auf ein Eingreifen in Albanien ge schehen. — Präsident Poincar 6 ist auf der Fahrt nach Rußland begriffen, aber auch ihm hat der Neid der Götter in letzter Stunde mitgespielt und die Reiselaune verdorben. Die Anklagen des Senators Humbert über die Mängel der Kriegsbereitschaft Frankreichs — wahrhaftig kein erbaulicher Stoff zu den bevorstehenden Unter haltungen mit dem Zaren Nikolaus! Einen Glücklichen gab es vielleicht in diesen Tagen: Herrn Wilson in Washington. Er ist 'mit Huerta, seinem Widersacher, fertig geworden. Und doch noch keine ganz ungetrübte Freude. Der neue Präsident Earbajal wird weichen müssen vor dem anrückenden Earranza. Wird dieser endlich das Werkzeug sein, das die Ver einigten Staaten zur Erfüllung ihrer letzten Pläne wünschen? Er kommt als Lieger, und niemand weiß genau, was seines Ehrgeizes wah res Ziel sein wird. veutsth-sthwe-isther Kultur austausch. Bon Di. pliil. cksd. Johannes Paul, Leipzig. Den Spuren unseres Kaisers folgend, wallt all jährlich ein ständig wachsender Strom deutscher Rei sender nach dem standinavischen Norden. Zunächst lockten die düsteren Fjorde Norwegens, deren hehre Einsamkeit und wuchtige Größe den deutschen Be suchern den Schlüssel zum Berständnis der Krasr- gestalten Ibsens gab, und die lange als typisch nor disch schlechthin angesehen wurdan. Bald entdeckte man jedoch auch die andere Hälfte der skandinavi schen Halbinsel, deren lieblichere Natur einen wirk samen Gegensatz zu der norwegischen Rauheit bil det, und die doch mit dielet die unberührte nordische Frische und Reinheit gemein hat. Die sturmumtosten Klippen des.Göteborger und die mit dunklem Wal desgrün bekleideten Felseninseln des Stockholmer Skärgards, Wisby, die Stadt der Rosen und Nuinm und schließlich das nordische Venedig selbst, das sind Perlen landschaftlicher Schönheit, deren Reizen sich kein Besucher entziehen kann. Dazu kommt, was für den tief angelegten Deut schen kaum minder wichtig ist als Naturgenuß: der Verkehr mit dem Volke. Mag zugegeben werden, daß die gewaltige Wucht des norwegischen Gebirges die schwedische Landschaft an Großartigkeit ibsrtrifft, an freier Offenheit und liebenswürdiger Zugäng lichkeit kann sich der finster verschlossene Norweger nicht mit dem heiteren lebensfrohen Sclyveden messen. Es ist kein Zufall, daß die Norweger mehr zu England neigen, während Schweden das einzige Land der Erde ist, wo man für Deutschland ^wirkliche Sympathien hegt. Ein jeder, der nach Schweden kommt, und sich nur ein wenig Mühe gibt, das Volk kennen zu lernen, wird sich binnen kurzem heimisch fühlen, und wem es vergönnt ist, schwedische Gast freiheit länger zu genießen und sich mit den Schätzen schwedischer Kunst und Literatur vertraut zu machen, der wird die grundsätzliche Uebereinstimmung schwe discher und deutscher Denk- und Lebensweise immer deutlicher begreifen. Doch wie gering ist in unserem Volke die Zahl derer, die beim Klange schwedischer Volksweisen dem Zauber einer Mittsommernacht erlebt haben, im Vergleich zu den tausenden, die alljährlich über den xrranäo fahren, Tiroler und Schweizer Gipfel erklettern, oder in Belaggio und Tremezzo fauler Ruhe pflegen! Gewiß sind wir über die Zeiten hinaus, da in den Begriffen der schwedischen Platte, der schwedischen Streichhölzer und allenfalls noch des Schwedenpunsches sich die Kenntnisse unse rer Landsleute von ihrem nordischen Brudervolks erschöpften, aber wenn man heute etwa nach der Lage von Stockholm oder der Nationalität Strind- bergs oder Ellen Keys fragt, kann man selbst in ge bildeten Kreisen noch auf wunderliche Vorstellungen treffen. Wir können es deshalb nur auf das lebhafteste begrüßen, wenn man sich in letzter Zeit bemüht, dir deutsch-schwedischen Beziehungen systematisch auszu bauen. Durch Pfleg« des Touristenwesens und Ver anstaltung von Gesellschaftsreisen sucht der Deutsch- Nordische Touristenverband diesem Ziele näher zu kommen; er gibt gleichzeitig eine Jahresschrift her aus, worin uns keineswegs lediglich die landschaft lichen Reize vor Augen gehalten, sondern wir auch von berufener Seite in schwedische Kunst und Lite ratur, sowie in die Probleme des modernen schwe dischen Wirtschaftslebens eingeführt werden. Aehnliche Ziele verfolgt die im vorigen Jahre gegründete Deutsch-Schwedisch eDerei n i, gung. In ihr haben sich aus beiden Ländern Män ner zusamm«ngefunden, die in geistiger oder kom merzieller Hinsicht an der Spitze ihrer Völker stehen. Auf deutscher Seite stehen u. a. Namen wie o. Har- nack, Dietrich Schäfer, v. Wilamowitz-Möllendorf, Bassermann, Ballin, auf schwedischer Hjärne, Mon- telius, Werner v. Heidenstam, General Balck. Ihr Ziel ist, wie es in dem jüngsten Aufruf der deutschen Abteilung heißt: „Verständnis für und Vertrauen zu einander vor allem durch Anbahnung persönlicher Fühlungnahme und aus dem Wege beiderseitigen Lernens und Kennenlernens zu fördern." Dies will man erreichen durch Veranstaltung von aufklärendcn Vorträgen und Konzerten; Werke der bildenden und redenden Künste sollen durch Ausstellungen und Uebersetzunge r weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. Besonders will man versuchen, die Presse beider Länder miteinander in Fühlung zu bringen, und das wäre vor allem für unsere deutsche sehr zu wünschen. In den schwedischen Zeitungen spielt Deutsch land naturgemäß schon eine ziemlich große Rolle, aber die Deutschen pflegen das kleine Brudervolk nur zu oft zu vergessen. Hat doch von der großarti gen nationalen Erweckung, die Schweden in unserer Zeit durchmacht, höchstens der Zug der schwedischen Bauern nach Stockholm einen gebührenden Wider hall in der deutschen Presse gefunden. Ein großes Arbeitsfeld ist also noch zu beackern. Immerhin müssen wir zugeben, daß gegen früher schon manches besser geworden ist. Wissenschaftliche Kreise stehen ja schon lange in regem Verkehr mit einander. Dann zeitigte das sinkende 19. Jahr hundert in Skandinavien eine Litcraturblüte, die in Norwegen in Ibsen und Bjürnson ihren Höhepunkt erreichte, aber auch in Schweden durch klangvolle Namen wie Strindberg, Werner v. Heidenstam. Selma Lagerlöf u. a. vertreten ist, und die bei uns um so größeren Einfluß gewinnen konnte, als wir aus der jüngsten Vergangenheit nur wenig gleich wertiges aufzuweisen haben. Aus der anderen Seite hat die Kenntnis der deutschen Sprache in Schweden eine ungeheure Ausdehnung erlangt, und zwar auf Kosten der französischen, die noch vor 50 Jahren den Unterricht durchaus beherrschte. Veranlaßt ist dieser Umschwung zum Teil durch die gewaltige Ausdeh nung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Län dern. Doch seien wir aus der Hut! Frankreich hat die Hoffnung, den verlorenen Einslun wiederzuge- winnen, keineswegs aufgegeben. Die Alliance Fran- <-aise in Stockholm arbeitet zielbewußt und rührig. Erst vor kurzem ist sie mit der Forderung hervor getreten, dem Französischen wieder die alte „gebüh rende" Stellung im Jugendunterrichte zu verleihen. Und selbst auf wirtschaftlichem Gebiete versucht man uns den Rang abzulaufen. An den großen norü- jchwedijchen Erzlagern haben sich nicht nur Krupp, fondern auch Schneider-Creuzot Anteile gesichert. Wenn auch gegenwärtig noch keine Gefahr vorliegt, so wird es doch empfehlenswert sein, die Vorstoge französischen Geistes und Geldes auch hier genau zu verfolgen. Einen Markstein in der Geschichte der Beziehun gen Deutschlands zu Skandinavien bildet sicher die gegenwärtige Baltische Ausstellung in Malmö, die größte, die der Norden jemals gesehen, und auf der Deutschland in hervorragendem Maße vertreten ist. Durch sie wird eine Saat gelegt, deren Früchte so wohl auf wirtschaftlichem als auch auf allgemein kulturellem Gebiete wir schon in den nächsten Jahren ernten werden. Besonders weit ist die Annäherung auf dem Ge biete gediehen, auf dem Schweden noch heute eine Großmachtsstellung einnimmt, dem des Sportes. Bedenken wir nur, was allein in diesem Sommer für Wettkämpfe zwischen beiden Völkern stattgcsun- den und noch zu erwarten sind. Sollen doch in diesem Jahre Schweden sogar an dem deutschen Armee gepäckmarsch teilnehmen. Das größte sportliche Er eignis des Sommers werden zweifellos die Balti schen Spiele in Malmö. Von allen Seiten sind um fassende Vorbereitungen getroffen und hoffentlich können wir zeigen, daß wir seit dem Stockholmer Olympia gelernt haben. Der freundschaftliche Geist, der zwischen deutschen und schwedischen Sportsleuten herrscht, sand dieser Tage einen warmen Ausdruck, als General Balck gelegentlich einer schwedischen Turn- und Sänger fahrt nach Berlin dem militärischen Institut für Gymnastik einen Erinncrungsbccher überreichte. „Wir Schweden sind froh darüber", äußerte er dabei, „daß die Deutschen unsere nächsten Verwandten sind, froh und stolz. Deutschland und Schweden haben, wie man bei uns sagt, Blut gemischt und Brüderschaft geschlossen. Oft haben sie gegen ein ander gekämpft, öfter aber noch zusammen, und wir hoffen, daß wir auch in Zukunft neben einander kämpfen dürfen, denn wir haben stets gemeinsame Lebcnsintercssen zu verteidigen. Was uns ver eint, das ist Las warme Blut, das durch unsere Herzen strömt, was uns trennt, ist nur das Wasser" Oesterreich un- Serbien. Wie in den letzten Tagen, so lvar auch am Sonnabend die Berliner Börse durch aller lei unkontrollierbare Gerüchte in Unruhe ver setzt worden, die einen ungünstigen Rück schluß auf einige Werte übte. Insbesondere waren es Alarmmeloungen, die angeblich aus Wien in Berlin eingetroffen waren und von einer Wendung in der österreichisch-serbischen Streitfrage zu berichten wußten. An Berline r unterrichteten Stellen lagen keinerlei Nachrichten vor, die irgend geeignet sein könn ten, Beunruhigung auszulösen. In Wien sind danach Beschlüsse über die in Belgrad zu er greifenden Schritte noch nicht gefaßt. Man erwartet auch noch nicht für die nächsten Tage die Ueberrcichung der Note an Serbien. Aus Wie» wird gemeldet, daß der Mörder Prine ip sich im Gefängnis vollkommen apathisch verhalte. Princip trotze an bei den Füßen schwere Ketten. Sein Gesicht verrate iveder Erregung noch Bedauern über die Tat, sondern nur Trotz. „Hrvatsk Pokrct" meldet, die Untersuchung habe ergeben, daß als Zentrum der revo lutionären Propaganda in Bosnien Dolnja- tuzla anzuschcn sei, wo eine geheime S ch ü l c r o r g a n i sa t i o n bestand. Uebcr !40 Schüler und mehrere Lehrer wur den in Ketten nach Serajewo gebracht. Die T r a p p i st c n - N iede r la s s u n g von Banjaluka in Bosnien soll wegen der Un sicherheit der Verhältnisse nach Tirol verlegt
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