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Seite 2. Nr. 2SS. Ndrnü-Nusgavr. Leipziger TogrblaU. MoMSg, IS. Zunt IS14. Vie Trinksprüche in Tonstanza. Aus Anlaß der Anwesenheit der Zarenfamilie sand im Scklosie zu Constanza ein Galadiner statt. Dabei wurden zwischen dem König Carol und dem Zaren Trinkspruche gewechselt. König Earok brachte folgenden Trinkspruch aus: Mit aufrichtigster Freude begrübe Ich die An kunft Euerer Majestäten und Familie auf rumäni schem Boden. Wir erblicken in diesem glücklichen Ereignis einen neuen Beweis der Gefühle der Freundschaft, welche Euere Majestät Mir seit langen Jahren in so rührender Weise bewiesen haben. Die Erinnerung an die Huld und Herzlichkeit Euerer Majestät gelegentlich Meiner Reise auf russischem Boden bleibt unauslöschlich für Mich. Ebenso werde Ich den Besuch der kaiserlichen Flotte im Hasen von Constanza und den Besuch des Grogfürsten 'Nikolaus Michajlowitsch nicht vergessen, aus dessen Händen Ich den Marschallstab der russischen Armee empfing als ein Zeichen des Ge denkens der Waffenbrüderschaft auf den Schlachtfeldern Bulgariens unter der ruhmreichen Regierung Ew. Majestät erhabenen unvergeßlichen Großvaters. Diese kogbaren Pfänder des Interesses und der Sympathie für Uns können in allen rumänischen Herzen nur erhöhte Freude wecken und in dem Meinigen besonders erhöhte Dank barkeit, und nur dazu beitragen, die ausgezeich neten Beziehungen, die zwisckzen Rußland und Meinem Lande so glücklich angeknüpft sind, noch fester zu gestalten. Ew. Majestät edle und hochherzige Initiative zur Errichtung der Haager Friedenskonferenz ist ein sicheres Unterpfand dafür, daß Ew. Majestät die Dienste würdigen, die Rumänien in der Lache des europäischen Friedens während der Ereignisse leisten konnte, welche sich im Jahre 1913 auf der Balkanhalbinsel abspielten. Das be ständige, unverrückbare Ziel Rumäniens ist es, durch ein stabiles Gleichgewicht und herzliche Beziehungen zwischen allen Balkan, floaten zur Erhaltung eines wohltätigen Friedens bcizutragen, der allein diesen Staaten gestatten kann, die Wohlfahrt zu verwirklichen, wonach sic streben. Aus innerstem Herzen heiße Ich Ew. Majestäten willkommen und danke dem Kaiser für alle huldvollen Aufmerksamkeiten gegenüber Meinem Lande, welches sich vollkommen den heißen Wünschen anschlicßen wird, d-ie Ich für Ew. Majestät persönliches Glück und das Ew. Majestät erhabener Familie, für die Wohlfahrt Ihres großen Reiches und für die tapfere Kaiserliche Armee, mit der Mich so viele teure Er innerungen verbinden, hege. Es leben Ihre Majestä ten Kaiser Nikolaus und Kaiserin Alexandra Feodorowna! Der Zar antwortete folgendes: Die herzlichen Worte, mit denen Ew. Majestät uns soeben auf rumänischem Boden willkommen hießen, haben mich tief gerührt. Dank der freund schaftlichen Traditionen, welche unsere beiden Länder immer vereinigt haben, wurden die Bande, welche uns verbinden, Lurch die ruhmreichen, gemeinsamen Erinnerungen und aufrichtige per sönliche Freundschaft noch fester ge knüpft. Ich bin glücklich, heute den Wunsch verwirk licht zu sehen, den ich lange Zeit hegte, Ew. Majestät in Ihrem eigenen Lande mündlich meine herzlick-en Gefühle ausdrücken zu können, die ich für Ew. Majestät empfinde. Unter der Aegide Ew. Majestät hat R u - mänien einen bemerkenswerten Aufschwung genommen und eine hohe Entwicklungsstufe erreicht. 'Nirgends konnten die erlangten Erfolge aufrichtigerer Genugtuung begegnen als in Rußland, wo man von jeher gewohnt ist, an den Geschicken der 'Nachbar länder gleichen Bekenntnisses lebhaften Anteil zu nehmen. Bon diesem S Y m p a t h i e st r o m, der in ganz natürlicher Weise die russischen Herzen unserem rumänischen Freunde zuführt, Haden sich der Prinz und die Prinzessinnen von Rumänien persönlich ge legentlich ihres Besuches vergewissern können, den sie uns abstatteten und der uns so grosze Freude be reitete. Sich stützend auf gegenseitige Symzxithie der beiden Böller, entspricht di« Freundschaft zwischen Rumänien und Rußland gleichzeitig den historischen Traditionen und Interessen der beiden benachbarten Länder. Ich sehe zu meiner großen Freude in der Solidarität dieser Interessen «in Unterpfand für eine glücklich« Ent- Vas 8IüÄr der anürren. 32) Roman von Fritz Stüber-Gunther. NN4 llrotkloin L Co. U. m. d. H. tUprissl Im hochrädrigen Korbwagen an ihrer Seite schlief mit geröteten Wangen und geballten Fäustchen der jüngere ihrer beiden Knaben, der kleine Miclicl. Und auf Teppich und Polster neben dein Wägelchen schluminerte auch, zwischen .Holzpferden und Bleisoldaten und 'Pappdeckel häusern, ermüdet von der eifrigen Beschäftigung nut diesen Spielsachen, ihr älterer Sohn, der kleine Hans. Augen und Mäulchen waren nun geschlossen, und im Zimmer herrschte liefe Stille, durch die nur leise, leise die flinke, spitze Nadel klang und der feine, weiße Zwirnsfaden schwirrte. Seitdem die Kinder zu plauder» und zu plappern, zu lachen und zu jauchzen aufgehort hatten, >var die srohbeglückte Stinnnung aus dem Busen der jungen Ämter gewichen. Cinsam fing sie sich zu fühle«: au, bitter einsam. Und die tiefe Stille rings um sie, die das ferne, tjehcimnisvoll vcrschwiinmcnde Summen des Ltraßcnlärms fast noch deutlicher machte, emp fand sie nicht als Beruhigung, nein, als immer «chwercr drückende Last. Das winterabendliche Dämmern erfüllte allmählich die Stube, grauer und dichter wurden die Flocken da draußen, und düsterer der rote Schein des verglimmenden Feuers im Ofen. Und die Nadel stach nicht nrehr so oft und geschwind in die Leinwand, und das Garn straffte sich nicht mehr so kräf tig, und endlich ließ auch die junge Frau die Hände sinken, und dann den Kopf, und dann die Lider. Aber nicht um zu schlafen, schloß sie sie, sondern um nachzusiunen, ganz ungestört und abgeschlossen von der Außenwelt zu sinnen über das, was gewesen, uud das, ivas jetzt war, und das, was noch werden sollte. An ihren Gatten, ihren Hans dachte sie vor allem. Um seiner Familie Unterl-alt mühte sich Wicklung der Beziehungen der Freundschaft und guten Nachbarschaft. Ew Majestät geruhten auf die heilsamen Wirkungen einer friedlichen Politik hinzuwcisen. Es ist mir besonders angenehm, bei dieser Gelegenheit öem wohltätigen Einfluß An erkennung zu zollen, der letzthin von Rumänien unter der weisen Leitung seines Königs ausgeübt worden ist. Das von Ew. Majestät vollenvete Werk des Friedens bat di« Anerkennung der Völker er worben und das Prestige des Landes noch erhöht. In der Hoffnung, daß nichts die friedliche Ent wicklung Ihres Reiches stört, «rhebe ich mein Glas auf das Wohl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der ganzen königlichen Familie und auf das der tapferen rumänisch.'«: Armee, deren schöne Regimenter ich soeben mit aufrichtigem Vergnügen bewundert habe und deren 5. Rosioriregiment ich angehöre: Es leben der König und di« Königin! Vie griechisch-türkische Spannung. In dem griechisch-türkischen Streit ist noch keine Entscheidung gefallen. Sie wird von dem Ton und dem Inhalt der türkischen Antwortnote abhängen. Inzwischen besänftigt Talaat Bey die aufgeregten Gemüter in Kleinasien und sucht den angerichteten Schaden zu heilen. Nach Ansicht der türkischen Negierung wird damit die ganze Angelegenheit erledigt sein. Beide Regierungen treffen aber trotzdem Vorbereitungen für eine immerhin noch mögliche ernsthafte Aus einandersetzung. Die Pforte beruft eine große An zahl Militärpflichtiger ein. und Griechenland tut dasselbe mit seinen im Ausland weilenden Offizieren. Von Amerika kommt der neuerworbene griechische Kremer „Helli" herüber. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Die Ansicht der türkischen Presse. * Konstantinopel, t5. Juni. Die türkische Presse bespricht die Erklärungen des griechischen Ministerpräsidenten Venizelos ziemlich ruhig. „Tanin" findet sie unzeitig und hält sie für ein parlamentarisches Manöver zu dem Zwecke, die Ein stellung der Auswanderung der Griechen, die der Reise Talaat Beis zu verdanken sei, als eigenen Erfolg darzustellen. Das Blatt sagt: Niemand in der Türkei sei für den Krieg: aber keine Regierung sei so schwach, vor Griechenland zu kapitulieren. Die jungtürkiiche Negierung, die den vier Balkan verbündeten die Spitze geboten habe, nehme die Er klärungen mit Lachen auf. Tas wir i Efliar greift Griechenland wegen der Verfolgungen der Muselmannen an. Die türkischen Blätter drucken das Dekret über die Annexion von Chios und Myti- lene ohne Kommentar ab. Noch keine Antwort der Türkei. Athen, 15. Juni. (Meldung der Agcnce d'Athönes.j Die Regierung hat von einer Antwort der Pforte auf die griechische Note noch keine Meldung. (Ob gleich bis zur Erteilung einer Antwort noch eine gewisse Zeit verstreichen dürfte, sind die griechischen amtlichen Kreise auf Grund der offiziösen Mit teilungen der Pforte und der Erklärungen des Eroßwesirs gegenüber den Botschaftern über zeugt, daß die Pforte ihre bekannte Taktik beobachten wird, die in vagen Versprechungen von Pazifierungsmaßnahmen in Kleinasien besieht. Die öffentliche Meinung verlangt jedoch laut die so fortige Wiedereinsetzung der flüchtigen griechischen Familien in ihre Besitzungen und unverzüglichen Ersatz für die verursachten Schäden. — Das Blatt „Hestia" schreibt, die Negierung werde auch genügende Bürgschaften dafür verlangen, daß ähnliche Ereig nisse sich nicht wiederholen. Einberufung von Rekruten. Konstantinopel, 15 Juni. Eine amtliche Kund machung des Kriegsministeriums beruft in Durch führung des neuen 'Militärgesetzes die Rekruten der Jahrgänge 1887 bis 1893, welche noch nicht gedient haben, unter die Fahnen. Griechische Vorbereitungen. München, 15. Iuni. Mehrere hier aufhältliche, aus Urlaub befindliche griechische Offiziere wur den telegraphisch zu ihren Korps zurückberufen. New Park, 15. Juni Der kürzlich in Amerika angekaufte griechische Kreuzer „Helli" hat die Reise nach Griechenland angetreten, k>Milckie Ueberlicki Der Vertretertag -er nationalliberalen Partei -er Nheinprovinz hat am Sonnabend und Sonntag in Neuwied unter dem Vorsitz von Professor Mold en Hauer- Köln getagt und nach vorhergehender Besprechung eine Entschließung angenommen, in der es heißt: „Der Vertrrtertag der nationalliberalen Partei der Rheinprovinz begrüßt die auf Beschluß des Zen tralvorstandes eingeleiteten Verhandlungen mit den Reichsverbänden der Altno.tionalliberalen und der imuonalliberalen Jugend, ,ur Herbei führung der dringend notwendigen inne re n G e s ch l o s s e n h e i t der Partei. Er erkennt die Verdienste der nationalliberalcn Jugend vereine um die Partei an und hofft, daß ihre weitere ersprießliche Betätigung in der Partei organisation gesichert bleibt? Von verschiedenen Seiten war gefordert worden, es solle in der Resolution ausdrücklich die Auf lösung der beiden Reichsverbände ge fordert werden, ein entsprechender Zusatzuntrag wurde aber abgelehnt. Ein Vertreter des Reichsverbandes der Junyliberalen wandte sich gegen die Entschließung, mit der der Parteitag dem geschäftssührendcn Ausschuß der Gesamtpartei wenig Freude bereite. Seiner An sicht nach denken die Altnationalliberalen nicht daran, ihren Verband aufzulösen, da sie zu sehr von der Notwendigkeit der Erhaltung des Verbandes überzeugt sind. Generalsekretär Breithaupt mahnte unter großem Beifall der Versammlung zum Frieden in der Partei und appellierte an die Einsicht der Herren auf der rechten und linken Seite, das vaterländische Interesse höher zu stellen als Soudcr- bündclei. In der am Sonntag abgehaltcnen öffentlichen Versammlung sprachen Basscrmann, Wam- hoff und Dr. Ltrcsemann. Heer und Zlotte. * Der Senior der deutschen Generalität General major Ringler ist im Alter von 97 Jahren in Stutt gart gestorben. Ringler führte im Jahre 187» als Oberst das 2. miirttcmbergische Infanterieregi ment. Im September 1913 feierte er sein achtzig jähriges Militärjubiläum. * Das Kaiser-Wilhelm-Soldatenhrim auf dem Truppenübungsplatz« Döbcritzist am Sonntag mit einer schlichten aber eindrucksvollen Einweihungsfcier seiner Bestimmung übergeben worden. * UmfanMeiche Neubelegungen elsässischer Vo gesenorte mit Garnisonen melden die Blätter. Wie die „Straßb. Bürg«rzeitung" erfährt, sind u. a. auch in dem am Eingai^ des Leber- und des Mar- kirchener Vogesentals gelegenen Markirch umfang reich« Terrains für neue Kasernenbauten erworben worden. Deutsches Reich. * Das Programm für den Besuch des Königs in Petersburg steht nunmehr fest. Der König trifft am 19. Juni 4 Uhr nachmittags für vier Tage in Zarskoje Sselo ein Vom Bahnhof begibt sich der König in Begleitung des Zaren, der am Tage vorher aus Odessa cintrisft, nach dem Großen Palais, wo der König in den gleichen Gemächern Aufenthalt nimmt, die Präsident Loubet während seines Be suches bewohnte. Abends findet dann ein Gala- oiner beim Zaren statt. Am 20. Juni folgt eine Truppenparade in Zarskoje Sselo, dann ein Galafrühstück. Abends ist ein Besuch beim Groß fürsten Konstantin in Pawlowsk, 1 Kilometer von Zarskoje Sselo entfernt, vorgesehen. Am 21. Juni wird Petersburg besucht. Es ist eine Besichti gung der Peter-Pauls-Kathcdrale, des Wintcrpalais und der Eremitage vorgesehen. Dann folgt ein Früh stück im Wintcrpalais, ein Empfang des diploma rischen Korps und einer Deputation der städtische» Verwaltung, ein Besuch beim Premierminister und eine Galatafel in der deutschen Bot schaft. Am 22. Juni werden Truppen übungen in Zarskoje Sselo abgehalten, an die sich ein Frühstück beim Zaren anschließt. Abends reist der König dann nach Dresden ab. * Das liberale Wahlabkommen in Sachsen. Zu der Meldung, daß der Landespartcitag der Fort schrittlichen Volkspartei das liberale Wahlabkommen nach den Kommissionsvorschlägen genehmigt hat, wird uns von unterrichteter Seite mitgeteilt: „Da diese Kommissionsvorschläge einige Abweichungen von der Fassung enthielten, in der die leitenden Instanzen der nationalliberalen Partei das Ab kommen genehmigt hatten, so ist dasselbe mit den: Beschlüsse der ForUchrtttliäien Volkspartei noch kcineswvgs perfekt geworden." — In dem Bericht des „Berl. Tgbl." über die Verhandlungen der Fort schrittler ist übrigens ein Satz enthalten, der nicht unwidersprochen bleiben darf. Es heißt da: „An dem Wahlabkommen haben gerade die National liberalen das allergrößte Interesse, und sie werden es sich wahrscheinlich sehr überlegen, wegen dieses Kreises (cs handelt sich darum, welcher Partei der 0. ländliche Wahlkreis zugeteilt werden soll. D- Red.) die geschlossene liberale Front in Lachsen wieder auseinander zu reißen." Wir be dauern, daß hier «ine Art Pression versucht wird und möchten nur darauf Hinweisen, daß das Inter esse Der Fortschrittler an dem Abschluß des Abkommens doch wohl mindeste ns ebenso groß ist, selbst wenn nur di« Behauptung der gegen wärtig fortschrittlich vertretenen Wahlkreis« in Frag« käme. * Der Landesverband gewerblicher Gs.'.osscn- schaste» im Königreich Sachsen hielt am Sonntag und Montag in Plauen i. P. seinen 10. Verbands- t a g unter dem Vorsitz des Direktors K nappe - Leipzig in der Zentralhalle ab, und gleichzeitig fand auch die 9. Generalversammlung der Zcntralkassen statt. Zu den Konferenzen und Vorversammlungen am Sonntag nachmittag hatten sich 70—80 Abgeordnete aus allen größeren Städten des Königreichs eingesunden. Abends wurde im Anschluß an die internen Verhandlungen den Gästen ein Konzert im Großen Saale geboten, zu dessen Be ginn Herr Graser vom Vorstand der Gewerbebank die Begrüßungsrede hielt und auf den Wert des Zusammenschlusses hinwies. Die Zahl der dem Ver bände angeschlossenen Genossenschaften ist im Jahre 1913 von 60 mit 6295 Mitgliedern auf 71 mit 777 t Mitgliedern gestiegen. Bei den 71 Genossenschaften betrugen 1913 das Geschäftsguthaben 2 091 958 (1912: 1 686 364) .11, die gesetzlichen Reserven 210 361 (124 367) .11, die freiwilligen Reserven 191661 (97 861) M, die Gesamthaftsumme 2 753 455 (2 156 825> Mark, der Reingewinn 366 443 AI. Die gesamten 22 gewerblichen Kreditgenossenschaften hatten im Be richtsjahre einen Geldumsatz von 131 296 683 .11, und verfügten über 2 412 681 .K Spareinlagen. — Die 33 Rohstofsgenossenschaften vermittelten ihren Mit gliedern 1913 Rohstoffe im Werte von 6 668 10t il. Die 12 Betricbsgenossenschaftcn erzielten im Be richtsjahre einen Umsatz von 2 053133 .ü, und bei den Magazingenossenschaften stellte sich der Warenumsatz auf 623 106 Auch die sonstigen Bilanzergebnisse zeigten in allen Teilen eine gesunde Aufwärts entwicklung der organisierten gewerblichen Genossen schaften Sachsens. Die Bilanz 1913 schließt mit 1 098 797 .ll ab. * * Fürst von Wedel Ehrenpräsident des reichslän- dischen Kriegerverbandes. Die am Sonntag in M e tz tagend« 24. Verbandsversammlung des Krieger landesverbandes von Elsaß-Lotbringen hat mit Be geisterung einstimmig den Vorschlag des Präsidenten angenommen, den früheren Statthalter von Elsaß- Lothringen, Fürsten von Wedel, zum Ehrenpräsiden ten des Verbandes zu ernennen. * Zur Bekämpfung des Mädchenhandels. Die Aus lieferung wegen des in Artikel 1 und 2 des inter nationalen Uebereinkommcns zur Bekämpfung des Mädchenhandels vorgesehenen strafbaren Handlungen (Verschleppung zu unsittlichen Zwecken, um der Un zucht eines anderen Vorschub zu leisten) findet jetzt auch im Verkehr mit Kanada, der Südafrikanischen Union, Neuseeland und Neufundland statt. * Die deutschfeindliche Kundgebung in Luxem burg. Die luxemburgische Regierung hat den: preußischen Gesandten ihr Bedauern über die letzten Demonstrationen ausgesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen neun Teilnehmer der Straßenkundgebungen das Strafverfahren eröffnet. * Strafverfahren gegen Rosa Luxemburg. Wie der „Vorwärts" mittcilt, hat das Reichsgericht die Re oijio nsver Handlung über da- Frankfurter Urteil, das aus ein Jahr Gc- Spezialität: — t'crv^pr. 11189. No' der, eine» Tag wie den andern, nachmittags nnn so wie vormittags, bis zum Abend von der Frühe an mühte er sich, und nachmittags in einer dnmpsercn, engeren Stube, in einem Neben dienste, der sich noch karger lohnte, als sein Hauptberuf, für einen Herrn, der seine Ange stellten rücksichtsloser ansnützte. Seine Fran und seine Kinder ließ er notgedrungen allein. Und die Nachmittage und die Abende, sonst die schönste Zeit für Gatten und Gattin, waren nnn schier ihre schwerste. Behagliches Ansichten verdienter Erholung, zufriedene Freude am festgegründeten eigenen Herd, gemeinsames Genießen natürlicher Schön heiten und künstlerischer Schätze, erquickende Spaziergänge im Freien, solange das Wetter schon, erhebendes Lesen und Vorlescn im Zim mer, wenn cs kalt und trübe war wie heut — wie weit dies alles zurück! Wie gänzlich dahin und vorbei! Schmerzlich erkannte sic Bedeutung und Wert dessen, was sic nnn für immer entbehren sollte. Für immer? Sicher für unabsehbar lange Zeil. Denn die Kinder, an die zuerst doch ihr Gatte sorgend gedacht halte, da er feine freie Zeit dem Gelderwerbe opferte, die Kinder wuch sen gar rasch heran, und was sic zum Fort kommen brauchten, wurde nicht weniger mit den Jahren, sondern mehr, lind auf die geringe und allmählicüc. fteis weit hinter den gesteigerten Bedürfnis»?» lahm enlherhintende Verbesserung des amtlichen (Einkommens konnte man — daß Gott erbarm'! — wahrlich keine Schlösser bauen. So hatten beide, er und sie, wennschon freilich nicht ihr ganzes Lebensglück, doch ein gutes Stück dessen, was sie bisher für ihr Glück ge halten, zum Opfer bringen müssen für — für das kleine Wesen dort, das in den Kissen jaust und nnbetümmert schlummerte . . . Wenn cs nicht eingedrnngcn wäre in ihr Hans, wenn es geblieben wäre in jenen ewig dunklen Ur- retzioncn, wenn . . . Um Christi Willen, nein, nein, nur keinen solchen Gedanken, der entsetz licher, verbrecherischer Frevel war! Und mit einem Schritt eilte sie zu dem Bettchcn hin und beugte sich ungehaltenen Atems, feuchten Blickes darüber und hauchte heiße Küsse auf des schlafenden Knaben Stirn und Händchen und rief ihn unhörbar mit den zärtlichsten Kosenamen und schalt sich selbst mit den härtesten Worten: Undankbare, die ich bin! Himmelsengel, der du bist! Horch ans mein Herz, das unablässig für dich schlägt! Und wiederum, als hätte sie ein neuerliches Unrecht abznbitten, wendete sie sich dem älteren Knaben zu, der, die Mitternähc fühlend, als bald sich zu strecken begann und verwundert die Wimpern hob und mit lächelnder Verwir rung die Aermchen um ihren Hals schlang: „Jst's schon finster, Mutter'?" Und dann: „Ist der Vater schon zu Hanse'?" „Der Vater ist noch nicht da, mein Kind, aber gar zu lang wird's nicht mehr dauern, so kommt er heim. Warle ein bißchen mit dem Spielen, sonst tust du dir weh im Dunkeln, gleich, gleich mach' ich Licht . . ." Und da die Lampe ihren milden, gclbwar- mcn Schein über den Tisch ergoß, und da der kleine Hans nun eilig mit allen seinen Spiel sachen näherrücktc, da faßte Frau Martha wie der frischen Mut und vergaß Verzagtheit und Verlassenheit. Behutsam schob sie das Wägelchen in den Schauen, damit des Kleinen Sclilas nn- gestörr bleibe. Und dann traf sie mit Hilfe der Magd, eines blutjungen, tolpatschigen, an spruchslosen Geschöpfes aus ibrer eigenen Hei mat, die Vorbereitungen zum 'Abendmahl?. Und als der Abendtisch nett und sauber gedeckt war, setzte sic sich neuerdings zu ihrer Handarbeit, erfüllt nun von dem Behagen des schützenden Daches, der Hauswirtschaft und Familie. 'Abermals wanderten ihre Gedanken zurück, aber freundlicher waren jetzt die Bilder, die sie ihr vorsührtcn. Der schone, schöne letzte Som mer trat vor ihre Augen, der herrliche Sommer am heimatlichen Gebirgssee, der Sommer mit seinen sonnengolddnrchslutctcn Tagen und seinen lauen, stcrnenfunkclnden, roscnduftcndcn Näch ten. Und viele Stunden voll innigster Liebe und schrankenlos zärtlicher Hingabe durchlebte sie nochmals, so einzig und unvergeßlich schön, wie sie ihr selbst jene ersten süßen Wochen ihres snngen Ehestandes nicht schöner beschert hatten. Hans, Hans! Daß er doch bald wieder bei ihr wäre, ihr Lieber, Teurer Plötzlich wurden ihre Augen starr und groß, und aus ihren Wangen, die eben noch geleuchtet hatten in freundlichem Not, wich jeder Tropfen Blutes. Und ein nnbrichrciblicher Schauer dnrcü- zitterte ihre Glieder. Alles kreiste nm sic, vnr- purne Nebel trübten ihren Blick. Und ihr Herz pochte in sonderbar lauten, harten und schnel len Schlägen. Ihr Herz? . . . Ihr Herz allein ? . . . Das ihrige nur allein? . . . Oder — —'? Sich sest an die Tischplatte klammernd, die Zähne anfeinanderbeißend, all ihre Kraft zn- sammennehmend, überwand Martha Nock Schwindel und Schwäche. 'Aber was sie nicbt. überwinden tonnte, das war ein würgendes, lähmendes Angstempsinden. Am liebsten hätte sie grell heransgcschricn, heransgeweint. Ihr Gesicht mußte wohl den furchtbaren Kampf ihres Innern widerspiegeln, denn nicht nur das Dienstmädchen, das eben für einen Augenblick hcreinkam, fragte sie erstaunt, was ihr denn fehle, sogar der "kleine Hans betrach tete sie erschrocken und streichelte sic tröstend. Da zwang sie sich gewaltsam zur Fassung, da sprach sie sich selber Mut zu, da schalt sie sich wegen ihrer Torheit. Hätte sie nur noch jemanden auf der Welt gehabt, dem sie ihre Pein und Furcht hätte an- vcrtranen können, der sie gescholten und weid lich verlacht und mit Schelten und Lachen ge stärkt und getröstet hätte — eine Mutter, eine Schwester, eine Freundin! Aber sie hatte nie manden, niemanden, als ihren Hans! Daß er doch nicht so lange gesäumt hätte! Daß er doch schon heimgekommekl wäre! (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)