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Vom KeMgen Reich Vortragsabend -es katholischen Iugendrings - Dresdner Iugendfonntag am 2S. Juni Der diesjährige katholische Iugendsonn- tag siir Dresden findet, wie Kaplan Dr. Tilmann in der letzten Sitzung des Iugendringcs Dresden mitteilte, am 2 5. Juni in Hellerau statt. Das Programm sicht vor läufig folgende Veranstaltungen vor: -^8 Uhr Stellen auf dem Aiistaltsplotz, 8 Uhr Festgottesdienst, anschlietzend Frühstück, gegen 10 Uhr Beginn der Arbeitskreise, in denen Fragen die das Gebiet „D e u t s ch 1 u m n n d Ka - tholizismu s" berühren, behandelt werden sollen. Ge gen 12 Uhr werden die Arbeitskreise ihre Tätigkeit ab- schliehen; in einer gemeinsamen Versammlung nierden kurze Berichte gegeben und in einer zusammensassenden Rede das Ergebnis dieser Schulungsarbeit gewürdigt. Es folgt das Mittagessen und Freizeit. Der Nachmittag ist dann im ivesentlichen sportlichen Veranstaltungen gewid met. Am Abend wird das ..Beowulf-Spiel" ausgesührt und der Fugendsonntag mit einem Abendgebet geschlossen. Das genaue Programm mit allen Einzelheiten wird noch bekanntgegelen. Fm letzten Jahre waren cs 700 katho lische Jugendliche in Hellerau. Wir hoffen bestimmt, datz es diesmal 1000 werden! Nach diesen Mitteilungen über den kommenden Iu- gendsonntag setzte der Iugendring am Freitag seine V o r- tragsreihc über Deutschtum und Katholi zismus fort. Stadtbivliothekar Bultmann sprach über „Das heilige Nei ch" des Mittelalters. Er ging aus von der Tatsache, das; der Charakter der deutschen Nation ein anderer ist als der der westlichen Nationen. Während in England, Frankreich, Spanien und Italien eine Einheit der Nation schon vom Boden her gegeben ist, ist das in Deutschland in diesem Matze nicht der Fall. Auch vom Blute her wäre die Bildung einer einheitlichen deut schen Nation nicht naturgegeben gewesen. Zeigt doch die historische Entwickelung zunächst die Bildi-ng scharf von einander getrennter Stämme, die an sich alle Voraus setzungen in sich trugen, um selbständige Nationen zu wer den: Sachsen, Schwaben, Franken, Bauern usf. Diese Stämme sind geeint worden durch die Idee des Neiches, die hervonvächst aus der Weltanschaung des mittelalter lichen Katholizismus. Herr Bultmann schilderte dann kurz die wichtigsten Entwickelungsstufeu dieses Neiches, dessen entscheidende Gestallnng unter Otto dem Grossen erfolgt ist. Dann wurde die Wesensart dieses Neiches im einzelnen darge legt. lins Modernen will es seltsam erscheinen, datz dieses Neich keine Verfassung kannte, kein geschriebenes Gesetz buch, kein T'eamtentum. Alles ist in diesem Neiebe dem Boden verhaftet, nur der Grundbesitz kann Träger staat licher Gewalt sein und auch die Kirche mutz als'Voraus setzung ihrer Arbeit Grundbesitz haben. Zweck dieses Neiches ist nicht, eine neue Ordnung zu sckzaffen. sondern die natürliche gottgesctzte Ordnung zu erhalten, vor allen den Frieden zu verteidigen. Der Kaiser als Krönung des Ausbaues der irdischen Ordnung ist das Sinnbild siir die Krönung der Weltordnung durch Gott. Es ist also nicht irgend ein Reich, sondern das Neich. das diese deutschen Stämme eint. Die deutsche Nation würde nicht existieren, wenn nicht der universale Gedanke dieses Neiches die aus- einanderstrcbenden deutschen Stämme zusammengeschlos- sen hätte. Vis zum 17. Jahrhundert ist dank der Kraft dieses Reiches kein irgendwie nennenswerter feindlicher Einfall in die deutschen Grenzen erfolgt. Mit dem Zerfall des Neiches beginnt dann die Austeilung deutschen Bodens an fremde Mächte und der Zerfall der eigentümlichen deut schen Bildung. Im 17. und 18. Jahrhundert überwuchern romanisch Einflüsse, bis am Ende des 18. Jahrhunderts führende Männer des deutschen Geistes sich bei der Be trachtung der Baudenkmäler und Dichtungen des Mittel alters der deutscl-en Eigenart wieder bewusst werden. Die vrescten uncl Umgebung Das 6nde einer Eittbrecherkolonne Seit Monaten machten Einbrcc!-cr das Stadtinnere unsicher. Fast keine Nacht verging, in der nicht irgend ein Einbruch in eine Kanzlei, ein Büro oder Geschäft verübt wurde. Bei ihrer „Tätigkeit" gingen die Einbreck)er, die es hauptsächlich auf Geld und Werlsaelxm abgesehen hat ten. meist in rohester Weise vor. Alle Versuche, ihrer habhaft zu werden, scheiterten zunächst. Am Mittwoch gelang cs der Kriminalpolizei nach einer umfassenden Aktion, die gesamte Bande s8 Personen im Alter von 30 bis 38 Jahren) zu ermitteln uno festzunehmen. Bei der Festnahme stellte sich heraus, datz einzelne Täter gerade von einem Beutezug heimgckchrt waren. Ein grotzer Teil des Diebesgutes wurde siclzargcstellt. Nach dem gesam melten Bcweismaterial kommen aus das Konto der Ein- brechcrbande zirka 50 Einbrüche, die hiermit ihre Auf klärung finden. k^rtv tz/lomlrst.!-. I ^'-'>°-".->bnn,.,°n -r n. Idee von einem künftigen neuen strotzen Reiche der Deut, sehen ist nur möglich, weil dieses alte grotzc Neich einmal existiert hat. Wenn man daher die Fundamente für einen solchen grotzen Bau der Zukunft recht ordnen will, dann darf man sich nicht nur auf Weimar und Potsdam berusen, oder auf das Germanentum einer grauen Vorzeit, son dern mutz sich auch besinnen auf das heilige Neich des Mi! telalters, in dessen Bannkreis die deutsche Nation über haupt erst geworden ist. Die sehr zahlreiche Zuhörerschaft nahm den Vortrag mit lebhaftem Beifalle auf. Eine kurze Aussprache folgte. Es ist zu wünschen, datz die Abende des Iugendringe, künftig weiter so gut besucht iverdsn wie bisher, vor allen Dingen auch von Seiten der männlichen Iugendvereiiie y : Stofsdiebe auf frischer Tat ertappt. Ein Geschäft inhaber in der Ncitbahnstratze. bei dem gestern zwei Män ner vors"rachen und Stoff kaufen wollten, bemerkte, da der eine Käufer einen Coupon Stoff unter seine Kleidung verschwinden lies;. Der Kaufmann nahm den Stoff dem Täter wieder ab. d-'r mit seinem Komplizen fluchtartig da- Geschäft verlies;. Bei der Verfolgung gelang es dem Ge sckästsmann, einen der Täter einznholen und der Polizei zu übergeben. Der andere Tater wurde kurze Zeit später von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommcn. Oie Neustadt im Inbiläumssommer Zahlreiche festliche Veranstaltungen in der dritten Iuniwoche. Der Verband zur Förderung der Reu st a d t hielt am Freitagabend im Neustädter Ratskeller eine öffentliche Vcrsam m lung ab, in der die be sonderen Veranstaltungen, die die Dresdner Neustadt für den Iubiläumssommer plant, besprochen wurden. Schrift steller C. G u r a 1; s 6;, der als Vorsitzender die Verl-cmd- lungen leitete, legte einleitend dar, datz die Neustadt so wohl aus wirtschaftlici^n Gründen als auch deswegen, weil dieser Stadteil ganz besonders eng mit August dem Starken als dem Wiedererbauer der Neustadt verbunden sei, die stärkste Verpflichtung in sich fühlen müsse, im Iubi- lüumssommer mit eigenen Veranstaltungen hervorzu treten. Der Vorsitzende Guratzsch gab dann einen Ueberblick über das, was der Verband zur Förderung der Neustadt für den Iubiläumssommer plant Am 18. Juni begii nen die rierschiedenen festlichen Veranstaltungen der Neu stadt, und zwar mit einem Wecken, an das sich rn Morgen singen im Palaisgorten. geboten vom Eid gausängerbund, Gruppe Neustadt, anschlietzt. Am Nach mittag wird sich eine historische Wacht para de vom Wackerbarthschcu Palais aus durch die Neustadt be wegen, dargestellt von hundert Soldaten in Uniformen aus der Zeit Augusts des Starken. Eine berittene Jäger truppe wird dann vor dem Iazmnischen Palais eine OuadrilIe und andere Reiterspiele vorsühren. Gegen Abend wird unter dem Motto: „V orabend zur Hoch zeit des Kurprinzen" eine Pantomime ein Bild vom höfischen Lelxui im Zeitalter des Barocks geben August der Starke und der sächsische Kurprinz werden dabei austrcten: autzerdem werden Tänze aus der da maligen Zeit gezeigt werden. In der Dunkelheit werden das Japanische Palais und das Denkmal Au- Steine und Schicksale Roman von Otsrtd von Kanstein (Nachdruck vcrbolen) ,2t. ToiVe'-nnO Es ist Sonntag. August hat sich abgesondert, mag nicht zur Jagd gehen, scheut die gleichgültigen Gespräche der der anderen. Schützt Müdigkeit vor, dann steht er auf, nimmt das Gewehr und geht dem Walde entgegen. Eine Pikade nimmt ihn auf, wundervoll ist das Schweigen des Urwaldes um ihn herum. Herrlich prangen bis hoch a» den Bäumen hinauf bunte Blumen, ost an demselben Stamm von verschiedenster Art und Fmbe, je nachdem, wie die Schmarotzerpflanzen sich auf den Bäu men ansiedelten. Er ist unzufrieden mit sich selbst, schilt sich undankbar und kann doch nichts gegen seine Gefühle. Hier, in der Märchenpracht des blühenden Urwaldes darf er wandern, durfte in diesen Monaten Unendliches erleben, aber seine Gedanken sind bitter. Heimweh hatte ihn erfasst, Heim weh nach seiner Mutter, nach dem stillen Arbeitsplatz zu den Fügen des Professors, der seinen träumenden Geist erst erschlog —. Sehnsucht nach der kleinen Johanna. Er hat keine Antwort bekommen auf seinen Brief, ob gleich Wochen vergangen sind, Monate sogar. Wochen sind es ja schon her, seit sie aus Solidade sortgeritten, liegt vielleicht dort ein Brief? — Wie wäre cs möglich, datz sie nicht antworten sollte? Liebe, liebe kleine Johanna! Ein Donner lägt ihn ausschrecken. Ganz plötzlich wird es vollständig finster um ihn her. In der Enge der Pi kade hat er das Herankommen des Unwetters gar nicht bemerkt. August rennt vorwärts. Weitz, das; nicht allzu weit entfernt ein Felssturz den Wald unterbricht, das; dort eine kleine Höhle sich öffnet. Er erreicht sie, als eben das Urwaldgewitter mit voller Wucht herniederbricht. Ein Heulen ist in der Luft, ein Sausen bricht in die Kronen der Bäume, Blitze zucken auf in unablässiger Folge, als fei das ganze Weltall in weitze Lohe getaucht. Hundertfach rollen die Donnerschläge im Echo der Berge. Ein Wolkenbruch schüttet nieder, giesst wie eine geschlossene Wassermenge vom LüuiZiel herab, wunderbar ist das Schauspiel, das August lm Innern der Grone ge niesst, es ist. als ob ein Wasserfall sich über den Eingang der Höhle herabstiirzte, und die grellen Blitze rasseln in diesem Wasservorhang unzählige Regenbogen, die wie eine toll durcheinanderwirbelnde Farbenorgie glitzern und gleigen. Bisweilen ist es durch die Blitze ganz hell. Dor ihm liegt zuiammengerollt, mit de» Augen blinzelnd, eine ge fleckte Schlange. Sie ist nngistig, und August hat keinen Grund, sie zu töten. Dicht am Eingang der Grotte hockt mit verängstigten Blicken ein Hase, den das Unwetter hineingescheucht. Selbst die Schlange, sein natürlicher Feind, bedroht ihn nicht und ist selbst voller Schrecken, und beide scheinen keine Angst vor dem Menschen zu haben. Ter kleine, in der Sommerzeit fast versiegte Bach ist zum reihenden Strom geworden. Bisweilen ertönt ein lauter Knall, dann ist im Sturm eine der Lianen geplatzt, die von den Gipfeln wie Taue zur Erde gespannt er scheinen. Don dem sicheren Ort der Höhle aus wird die elemen tare Urkrast des Unwetters zu einem erhabenen Schau spiel, über dem Angust seins trüben Gedanken vergisst. Das Wetter verebbt ebenso schnell, wie es gekommen, nun glitzert die Sonne auf den blanken, festen Blättern der Bäume, in glitzernden Tautropfen hängt der Regen noch in den Blüten, und schon wieder huschen die grotzen, bunten Schmetterlinge umher. Tausend Stimmen leben im Walds auf, blaubrüstige, zartgliedrige Vögel Hüpfen von Zweig zu Zweig. Schnell verrieselt auch der Bergbach, aber rings um her glänzt alles Geröll, und aus schwarzen unscheinbaren Kieseln waren für Minuten herrliche Diamanten ge- wordcn. August sitzt und schaut, dann weiten sich seins Augen. Nicht allzu weit entfernt, mitten zwischen dem schwarzen Gestein, steht aufrecht ein wundervolles, tau klares Gebilde aus Bergkristall. Ein seltener Fund in dieser Gegend, wahrscheinlich hat es das Unwetter aus gewaschen und hier heruntcrgetragen. Seine Augen sind wie gebannt, und er-glaubt sich selbst nicht zu trauen, in diesem Vergkristall, klar, deutlich und schwarz, zeichnet sich die Figur eines Kreuzes hervor. Er kann den Blick nicht abwendcn, unendlich feierlich, überirdisch erscheint das Sinnbild des Erlösers in diesem von oer «sonne vepruhtten Kttpan, aus vegen ounyprgng ! mattem Inneren ein eigenes Licht zu leuchten scheint. Wie August stumm dasiht und sein Herz voller Weihe über dieses Naturwunder erfüllt ist, kommt ihm ein Ge danke. Wie herrlich, wie schön mützte es sein wenn es mög- , lich wäre, die Gestalt des Heilandes aus solchem Kristall zu j bilden. Er sieht sie wachsen vor seinen inneren Augen, sieht mehr und mehr von dem Gestein abbröckeln, bis sich die einzelnen Glieder, das schmerzerfüllte Gesicht des Er lösers der Welt, die ausgebreiteten Arme am Querholz des Kreuzes herausheben. Ein Ebenbild des Heilands, aber anders als alle, die er je gesehen. Ein Bild aus diesem edelsten Material, diesem reinen, aus sich selbst leuchtenden Kristall. , Er wischt sich mit der Hand über die Stirn, dann steht er auf und geht langsam hinüber, um das Wunder aus der Nähe zu betrachten. Für ihn, für August ist es ein Wunder, ist es ein Wink der Vorsehung, denn es hat ihn verwandelt. Der Künstler ist wieder erwacht, ein Ziel steht vor seinen Augen: Er will ihn schaffen, den Christus, aus dem Hellen, leuchtenden Vergkristall. Er hebt den schweren Block mühsam auf seine Schultern. Mittag ist es und in der Pikade stickend heiß, wenn auch die Sonnenstrahlen nicht durch die Bäume dringen, so legt sich der Dampf des verdunsteten Wassers schwer auf die Lungen. Immer wieder mutz er absetzen, mutz ruhen, und immer wieder keucht er weiter mit seiner kostbaren Last, freut sich fast, um dieses Kristalls wegen Leiden zu erdulden: es ist ia heiliger Kristall. Er erreicht die Siedlung, noch ehe die anderen zurück sind, ist froh über die Einsamkeit, stellt den Block neben sein Lager, streckt sich lang aus und beginnt zu zeichnen. Ein schwarzes Holzkreuz, aus einem trüben, zackigen, unreinen Kristallblock hervorwachsend, an ihm aber, hell schimmernd und leuchtend, den Erlöserausdruck in dem schmerzerfüllten Gesicht der Heiland. Er hat alles um sich herum vergessen, fühlt, datz ihm nie in seinem Leben eine Zeichnung so gut gelungen wie diese, datz es wirklich ein Kunstwerk ist, das allerdings vorläufig nur in der Zeichnung unter seinen Händen ent steht. ' - lFortsetzung folgt.)