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'lamme' 122 Sächsische Voiks^erknn^ 28 Mai >"3Z Der Bekennerbischos Sloskan Als Zwangsarbeiter am Weiften Meer und au? den Solowiehky-Lnseln K V. kr. Nom, 18. Mal. Die letzte Ausgabe der angesehenen römischen kulturellen Zeitschrist „La Civiltä Caltoliea" beschert ihren Lesern unter der Ueberschrist „Ein Bekennerbischos unter der bolschewistischen Verfolgung" Eindrücke, die ?. Barbera 8. 3 in einer Unter redung mit Bischof Sloskan gewann, und die dessen hcl- denhastes Verhalten, aber auch seine Leide» in den bolfck-e- wistischen Kerkern beleuchten. Der geistliche Besucher schreibt mit plastischer Deutlichkeit u. a.: „Ich suchte ihn In seinem kleinen und bescheidenen Zimmer im Päpstlichen Kolleg „Nusssi'um" ins. Bei „einem Eintritt kniete ich nieder und bat um seinen Segen, wobei ich in diesem Augenblick an die Sitte der Urchristen dachte, die in Nom die Ketten der Märtyrer und der christlichen Bekenner küßten und sich ihren Gebeten anempsahlen. Der Bischof erhob sich von seinem Schreibtisch und segnete mich. Seine kaum über mittel große, mager« und schmächtige Gestalt stand vor mir und flößte mir den Eindruck großen Friedens und der Milde ein, die in seinem klaren Blick und aus seiner bescheidenen Haltung erkenn, bar waren. Ich dachte mit einer Art frommen Spannung dar an, was er mir wohl über die fünf im Kerker und der Ver bannung unter dem bolschewistischen Joch zugebrachten Jahre erzählen würde, aber diese Neugierde sollte nicht aus Kosten kommen. Von meinem Stuhl aus hatte ich Muße, sein jugend liches Aussehen zu betrachten, — man würde ihm nicht mehr als 30 Jahre geben, während er am 8. August d. I. vierzig Jahre alt wird. Seine blonden, kurzen Haare kamen unter dem violetten Bischosstüppchen hervor Eindrucksvoll sind seine blaugrauen Augen, die einen Schimmer von Wehmut aus- strämen, aber doch klar und friedvoll sind Der Oberhirle erklärte mir sofort, daß er niemals jemandem irgendeine Mitteilung oder ein Interview über seine bischöf liche Anitsjiihrung oder über seine Gesangenschast, noch über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse Ruß lands seit dem Kriege bis jetzt gemacht habe und je machen werde. Ein Einwand war da unmöglich. Ich erbat daher von ihm nur die Daten und hauptsächlchen Tatsachen seines Lcbensgeschicks im letzten Jahrfünft. Er stimmte zu. Bischof d'Herbigny weihte ihn im Mai 1920 in Moskau zum Bischof. Bis dahin war er Pfarrstellvcrtrctcr an der Kaiha- rinentirche des lateinischen Ritus in Petersburg. Am 11. Sep tember 1920 nahm er von der Apostolischen Aominütratur der Bistümer Minsk, Mohilcw (östlicher Teil) Besitz. Am 1 Dezember des gleichen Jahres las er >n Witebsk sein erstes Pontifiialamt und erließ im selben Monat seinen ersten Hirtenbrief. Dann erwähnte er. daß er sich wohl bewußt sei, daß mit seiner Konsekricrung zum Bischis sich gegen ihn Wider licher uad Feinde erhoben hätten, denen er stets mit christlicher Nächstenliebe begegnet sei. — Ein Jahr über tonnte er sein Bischofsamt ausüben und mit großem Erfolg in der Seelsorge Ue Pfarreien visitieren, wenn er auch bereits von dem Haß der /feinde verfolgt wurde. Ich forderte von ihm einige Einzel heiten über seine seelsorgerische Arbeit und über die ihm von den Gegnern bereiteten Schwierigkeiten Er gab keine Antwort. Da fragte ich ihm, wie er seinen Lebensunterhalt bestritten habe. Er entgegnete, daß ihm das Notwendige von den Bischöfen und den Gläubigen gebracht worden sei, und fügte still hinzu: „Wenn einer zehn Kartoffeln hatte, so gab er mir vier." Am 27 September 1927 wurde er von der russischen politi schen Geheimpolizei sestgenommcn und, ohne daß dieselbe ihm je einen Grund oder eine Beschuldigung bekanntgab. nach Mos kau in Einzelhaft übergeführt, wo er bis Januar 1928 blieb. Im Februar 1928 wurde er zu Zwangsarbeiten ver ¬ urteilt und zunächst nach Kem, einen Hafen am Weißen Meer, wo sich ein Konzentrationslager siir Gefangene befindet, transportiert und einige Monat« später nach den Solo- w i e t s k y - I n s c l n im Akißcn Meer. Der Leser kann sich meine Neugierde nach den Erlebnissen und dem Urteil des Bischofs über die Zwangsarbeiten noritellen. kennt man doch die ilirchtbaren Grausamkeiten dieser Sträslingsarbciten aus den Berichten einiger, die dieser Eishölle aus den Solowietsty- Inseln entronnen sind, wo unter den Peitschenhieben der Sklavcnwächtcr, unter Drohungen mit dem Tode und unter den Bedrängnissen des Hungers und der Kälte, so viele mensch liche Wesen, unter ihnen so manckzen Priester, mit dem Tode ringen. Aber ich konnte von diesem so ruhigen und wcltüber- legenen Bekenner nicht einmal eine Andeutung erfühlen. Ich war tiefbewegt von seinem demutsvollen und standhaften Schweigen, das mich innerlich mehr überwältigte als etwa eine Beschreibung seiner Leiden. Von diesen Lippen kam während der ganzen Unterredung keine Klage, nicht einmal ein Wort oder die geringste Anspielung aus sein Dulden oder seine Ver folger. 3e8»z autem «acebat . . . (Jesus aber schwieg). Ich begriff sofort, daß dieses Schweigen aus seiner Demut hervor ging, die seinem Martyrium keine Wichtigkeit beimaß. aber auch aus der besorgten Nächstenliebe, die niemandem schaden wollte. P. Barbera führt dann in einer Fußnote seines Artikels etwas von der Kenntnis einer znvcrlüssigen Persönlichkeit über die gualvollen Monate bei, die der Bischof in Kem durchwachen mußte. Man ließ ihn schwere Lasten, wie Steine, Warenballcn und Säcke mit Schnee tragen, die seine Kleider durch näßten, ohne daß er sie wechseln durste. Es mar mitleidsvollen Menschen verboten, ihm Kleider hierfür zu geben. Während 2t Stunden war ihm häufig kein Augenblick der Nuhe gewährt. Entweder mußte er die Warenfäcke tragen oder sie unter Todes strafe bewachen Der an solche schwere Strapazen nicht gewohnte Mann zog sich zunächst eine Lähmung der Beine zu. Im Lazarett gewinn er langsam wieder ihren Gebrauch, aber verlor vollständig des Gehör aus einem Ohr. Nach alledem kann man sich einen Begriff von den Zwangsarbeiten aus de» Solowietzty- Juseln machen! Am 1 November 19:10 wurde er nach Mohilew gebracht und ircigclasjc». Aber wenig später, nm 8. November, von neuem sestgenommen, wiederum ohne Bekanntgabe von Grün den 'Nach einer viermonatlichen Fahrt von einem Gefängnis ins andere wurde er nach Ostfibirieu deportiert, und zwar zu nächst nach Jenisseisk, wo er nm 7. März 1931 eintraf. Dort wurde er freigelasien, aber siir etwas mehr wie zweiein halb Monate unter Bewachung gestellt Am 20. Mai 1931 wurde er ohne Angabe von Gründen dort verhaftet und bis zum 10 Juni ins Gefängnis geworfen. Danach wurde er nach dem weiter nördlich gelegenen S t a r o - T u r u ch a n i k ver bannt, wo er als Deportierter bis zum 17. November v. I. in Freiheit leben durfte. Ans eine Anfrage des Barbera nach seiner Beschäftigung gab der Bischof lurz den Fischfang an. Am 17. November des gleichen Jahres wurde er in Staro-Turuchansk ins Gefängnis geseßt und am 28 November ohne Angabe eines Bestimmungsortes nach Krasnojarsk an der Transsibiri schen Bahn während 3.» Tagen täglicher und nächtlicher Schlittenfahrten gebracht und von dort mit der Eisenbahn nach Moskau Am 21 Januar 1933 wurde er aus dem Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht, wo in (Hegenwart der russischen geheimen politischen Polizei (G. P. Ü.) eine Begegnung civischen ihm und dem Gesandten von Lettland ftaiisand. Die er tündigte ihm an, daß er am folgenden Tage mit ihm auf Be- 'ebl des Papstes n a ch Riga abreise n müsse Im Beisein :er bolschewistischen Geheimpolizei konnte er an den Gesandten Wichtige KabinettsbbWMsie Beschlagnahme -es KPO.-Vermögens — Föl -erung -er Seeschiffahrt - Ablösung -er Krastfahrzeugstener In. der Freitagsitzung des Reichskabinetts erstattete zu nächst Reichsbankpräsident Dr Schacht einen Bericht über seine Reise nach Amerika und England und über die mit dec» Präsidenten Roosevelt sowie mit amerikanischen und eng lischen Bankkreisen gepflogenen Verhandlungen. Beschlagnahme des WD-Vermögens Das Kabinett beschlaf; ein Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens. Bei diesem Enleigmmgsgcictz gegen die Kommunisten ist man von dem H 10 des Slras- gesehbuä-es ausgegangen, wonach Gegenstände eiugezogen werden können, die durch Verbrechen oder Vergehen hervor, gebracht oder zur Begehung eines Verbrechens oder ver geben» gebraucht oder bestimmt sind. Diese Bestimmungen gelten für jedes verbrechen, also auch für den Hochverrat. Da die kommunistische Tätigkeit durchweg als Hochverrat zu betrachten ist, erfolgt auch die Generalbeschlagnahme des ge- pmleu kommunistischen Vermögens. Auch alte Kranwagen steuersrel Das vom Kabinett verabschiedete Gesek über die Ablösung der Kraftfahrzeugsteuer ist insbesondere dazu bestimmt, der Wertminderung der Altwagen in gewisser Weise Einhalt zu gebieten, da durch den 8 2 a des Kraftfahrzeugsteuergdsctzes vom 11. April ds. Is. alle nach dem 25. März zugelassenen Personenkraftwagen und Personenmotorräder von der Steuer befreit sind. Der Altwagenhandel ist dadurch natur gemäß beeinträchtigt worden, da niemand mehr einen alten steuerpflichtigen Wagen kaufen wollte. Das neue Gesetz sieht nun vor, daß auch Altwagen gegen Zahlung einer Ablösungssume von der Krastsahrzeugsleuer ganz befreit werden können. Das würde vraktisch dazu füh ren, daß die Altwagenhändler die Ablösungssumme selbst zahlen und die Wagen dann steuerfrei verkaufen. Rach dem Gesetz kann jeder am 1. April in Betrieb ge wesene Versouenkraslwagen be;w. jedes Vcrsonentraslrad dergestalt befreit werden, das; vor dem 1. April 1013 zuge- lassene Fahrzeuge das Dreifache der lahressicuer als Ablä- sung bezahlen, in der Zeit vom 1. April 1931 bis zum 1. Avril 1932 zugelassene Fahrzeuge das Zweieintzal.bfache^ iz, der Zeit vom 1. April 1930 vis zum i. Aprn I9ii zugeiaz- jene Fahrzeuge das Doppelte und in dec Zeit vom 1. April 1929 bis zum 1. April 1910 zugelassene Fahrzeuge das Ein einhalb,ache des Jahresb'lrages der Krastfayrzcug-Ieucc ent- richleu. Die Anträge müssen bis zum 1. Oktober 1933 beim zuständigen Finanzamt gestellt sein. Der Betrag lann in zwei Hälften entrichtet werden, und zwar dis halste bei An- tragslellung, die zweite Hälfte ein Vierteljahr später. 20 Millionen zur Förderung der SeellWMt Der Beschluß, 20 Millionen BM zur Förderung der Seeschissa.-rt zur Verfügung zu stellen, ist in erster Linie ms Arbeilsbeschaffungaktion gedacht. Die Beträge sollen zur Belebung der Seeschiffahrt und zur Beschallung von Arbeits möglichkeiten in der Zeit bis zum 1. Ilooembcr verwendet werden. Landwirtschaftlicher Vollftreckmigsschuh Es ist als Miszsiaud empfunden, caz me Borsc n isten, wonach zur Wahrung des Aon' mges von Ansprüchen sür den Fall von Zwangsversteigerungen die Beschlagnahme des Grundstückes binnen einer bestimmten Frist zu erfolgen hat, oder der Antrag auf Zwo.n,zsverhe,g".i!ng oder Zwangs verwaltung binnen b.'iiinnnier Zeit nach Aushebung des Sicherungsverfahrens gestellt werden muß, den Gläubiger zwingen, zur Wahrung seines Vorranges den Antrag auf Zwangsversteigerung za stellen. Durch die vierte Ausführnngsverordnm g über den land wirtschaftlichen Vo'ls»rcck»ngrzchuh ist nun bestimmt worben, daß derartige Baiigeecisie auch dann gewahrt bieiben, wenn der Antrag aus Zwanüsver.'ieigsrunx. Zwangsvcrwaitnni usw. binnen drei Monaten nach dem Zeitpunkt des Außer- lrasitcetcns t er R, tc.'rord > >ng über den V.cklslreckungssNutz (31. Olt. 19(3) gepellt wird. Lwow'! das Ban (Vorrecht zur Zeit des Inkrafttretens d r Gerten '-'ns üh.u ^svc.ori.nu»g bereits erloschen wur, bleibt e» erGi-':-^ Die Erneuerung -es Ienlrnms Die Arbeiten zur sachlichen und personellen Reor ganisation der Zcntrumspartei gehen sehr günstig voran. Der neue Parteiführer Brüning hat be- iranntlich ,ur die einzelnen Provinzen und Länder Bevoll- machtigte ernannt, die die Aufgabe haben, ihm entspre- chende '2 oischlage zu machen. Auf Grund dieser Vor schläge werden dann die Landessührer von dem Partei vorsitzenden ernannt, die wiederum ihrerseits die Vor sitzenden der Kreis- und Drlsvereine bestimmen. Im all gemeinen gilt das Prinzip der Ernennung. Eine Wahl ist zwar nicht ausgeschlossen, bedarf aber der Bestätigung der übergeordneten Instanzen. Bei der personellen Er neuerung wird besonderes Gewicht darauf gelegt, das; in Führerstellungen nur Persönlichkeiten Hammen, die nach ihrer Vergangenheit und ihrem Charakter in der Lage sind, den großen Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Selbstverständlich wird jeder auszuicheiden haben, dem irgend ein persönlicher Makel anhaftet Allerdings wird der Grundsatz nicht verleugnet werden können, daß Anklagen oder Vorwürfe noch keine Schnldbeweise sind. Ein besonderes von der Partei eingesetztes Ehren gericht wird die gegen einzelne Parteifreunde erhobe nen Anklagen sehr gewisse! hast prüfen Dieses Ehren gericht steht unter dem Vorsitz des früheren Iustizministers Paperle. Ihm gehören weiter an die Herren Schetter, Loenartz. Koriuthsnlrerg und Wehrhahn Die Reichs- und Landtagssraktion des Zentrums ver sammeln sich, wie berichtet, am Mittwoch nächster Woche zu einer gemeinsamen Sitzung, in deren Mittelpunkt das Thema' Der R echtsftaat fleht. Das einleitende Refe rat hält der Landtagsabgcordueie Professor Peters^ Spä ter tagen dann die Fraktionen noch getrennt zur Erörte rung der politischen Lage. Auch die Verhandlungen zwischen der Parteiführung und dem Reich s k anzI e r gehen Anfang der nächsten Woche weiter. u-Iues Landes keine Fragen richten und glaubte au desicn Aeußerunq von der Anorouuug des Papstes. I» Airklichleit wurde er im Austausch gegen einen von der lelta.yen Regierung entlaßene» bolschewistischen Gefangene» 'rewelanew 1' Barbeia schließt den Bericht über ie.ne >u>an. mn . t mit den eindruäsvolleu Worten: „Hinter der mwerten Gestalt dieses Bekenners des Heilandes und ,c»ultv Ä-I- vc. "ß s»,mwüi°° n-eruc cker rum Ae/c'rr/ /ür cko,. reck,-ck, rmiseckR'"- -Mrus em«» m,/ //.re /m/>ackm, re/renck ouye- dk/ür/.-/, - -/«- ttr/ck - /.rrmc/w" </oc/. E -u ^-L/.-rn — /„I <-^-r uc-r-.S W //