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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140522026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914052202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914052202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-22
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Seile 2. Nr. 2S7. Nbenü-Nusgsbe. Ver Redefluß im Landtage. Nach einer reichlich 6 Monate langen Tagung ist der Landtag 1913/14 am 20. d. M. geschlossen worden. Für die Zweite Kammer handelte es sich um die letzte Tagung vor den Neuwahlen. Sie brauchte zur Erledigung ihrer Arbeiten 92 Sitzungstage. Wiederholt wogte die Redeschlacht erregt hin und her, sehr oft wollten die mehr oder minder wichtigen und mit dem jeweiligen Beratungsgegenstand in engerem oder loserem Zusammenhänge stehenden Neben säst kein Ende nehmen, so daß mehrmals die Sitzungen über 12 Stunden hinaus sich aus- dehnren. In welchem Matze sich die 91 Mitglieder der Zweiten Kammer an Beratungen im Plenum rednerisch beteiligten, das möge nachfolgende Aufstellung über die Nedetätigkeit der Abgeordneten der II. Kammer veranschaulichen: Obenan steht der Aba. Günther (Freis.), der 109 mal das Wort ergrifr. Ihm folgt der Abg. Dr. Schanz lKons. — 1. Sekretär) mit 72 Wortmel dungen. Weiter folgen Abg. Ni tz s ch k e-Leutzsch «NU.) mit 69, Hcttner mit 67. Brodaus «Freis.) mit 66, Opitz lKons.) mit 57, Nentsch lKons.) mit 55, Dr. Hähnel lKons.) mit 53, Dr. Böhme lKons.) mit 51, Fleitzner lSoz.) mit 47, Fraßdorf lSoz) und Sindermann lSoz.) mit je 46, Koch lrireis.) mit 43, Dr. Noth lFreis.) und Dr. Zöphel lNtl.) mit je 36, Gleisberg (Natl.) mit 35, Anders lNtl.) mit .33, Hofmann lKons.), Kleinhempel 'Ntl.) und Dr. Spietz lKons.) mit je 32, Heymann lKons.) mit 28, Dr. Löhner lNtl.) 27, Biener lNef.- Hosp. d. Kons.) und Singer lNtl.) je 26, Lastan lSoz.) 25, Schmidt-Freiberg (Kon).), Schwager (Freis.) und Wittig ,Kons.) je 24, Döbler lNtl.), Schreiber lKons.) und Dr. Segfert lNtl.) je 23, Göpfert lNtl.) und Dr. N i e 1 h a m m e r lNtl.) je 22, Bär lFreis.) und Träber lKons.) je 21, Dr. Steche lNtl) 20, Braun lNtl.) 18. Blcyer lNtl.) und Illge lSoz.) je 17, Friedrich lKons ), Harter «Kons.), Lange l«oz.) und Mebnert lSoz.) je 16. Dr. Distel lFreis.) Müller lSoz.) und Schönfeld (Kons.) je 15, Barth lKons ), Merkel lLib ) und Uhlig lSoz.) je 14, Frenzel lKons.) 13. Elnutz «Natl), Hartmann lNatl.), Hausse (Kons.), P o s e r n lNatl.) und Schnabel «Natl.) je 12, Donath lKons.), Dr. Mangler lKons.) und Wappler «Natl.) je 11, Bauer «Natl.), Däberitz «Kons.), Krautze lSoz ), Langbammer lLib.» und Nitsche-Dresden lSoz.) je 10, Drescher lSoz.), Greulich (Kons.), Dr. Kaiser <Natl.), Keimling lSoz.), Knobloch «Kons.), Kockel (Kons.) und Schulze (Soz.) je 9, Richter <Soz.), Schiebler «Natl.) und Wirth lSoz.) je 7, Beda lNationalliberal), Heldt lSoz.), Kuntze «Natl.), Linke l-oz) und Wilde «Soz.) je 6, Noch lFreis.), Schade lKons.) und Winkler «Soz.) je 5, Möller-Schönefeld lSoz.), Zimmer lSoz ) und Nücker lNatl.), der erst am !). März als Nachfolger des verstorbenen Abg. Riem in die Kammer eintrat, mit je 4, Deinmler lSoz.) und Sammler lKons.» je 3, Riem lSoz.). der bald nach Beginn der Saison verstarb, und Schmidt- Ehemnitz lSoz.) mit je 2 Wortmeldungen. Die Abgg. Horst (Kons ), der sich wegen Krankheit beurlauben lassen mutzte, und Wunderli ch lKons.) haben nicht gesprochen Bei den Zahlen der Abgg. Dr. Schanz, Anders, Hartmann und Nentsch ist zu be achten. das; diese auch vielfach in Ausübung ihrer Funktionen als Sekretäre das Wort ergriffen. Die Parteien waren folgendermaßen beteiligt: Fraktion Zahl der Mitglieder Wal insgesamt ilmeldunacn auf ein Mitglied Konserv. 29* 652 22,4 Natlib. 27** 572 22,7») Soziald. 25 349 13,!»-) Freisinn. 8 319 39,9 Die Regicrungs Vertreter mutzten 292mal das Wort ergreifen, und zwar der Finanzminister Dr. v. Seydewitz 98mal, der Minister des Innern Graf Vitzthum v. Eckstädt 69mal, der Kultus minister Dr. Beck 28mal, der Iustizminister Dr. Nagel 12mal, der Kriegsminister Frhr. v. Hausen 3mal und die Negicrungskommiffare 71mal. Von letzteren war am meisten — 30 Wortmeldungen — Geh. Rat El ter ich vom Finanzministerium beteiligt. Zn der Ersten Kammer, die ihre Arbeiten in 46 Sitzungen erledigte, bewegte sich die Nedetätigkeit der Mitglieder auch in entsprechend engerem Nahmen. Hier sind aus- zusühren: Wirk!.Geh. RatDr. M eh n e rt, Kammer- *) einschl. des Hospitanten Biener (Ref.), **) einschl. des Hospitanten Dr. Löbner. ') Hier sind die Abgg. Dr. Vogel (Präsident) und Rückert lneugewählt) nicht eingerechnet. 0 Hier ist der verstorbene Abg. Riem nicht ein gerechnet. Lrlpzi-er Tageblatt. Herr Sahrer v. Sahr-Dahlen und Kommerzienrat Dr. Reinecker mit je 38, Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler mit35, Kammerherr v. Schönberg und Ritter- autsbesttzer Dr. Becker mit je 34. Oberbürgermeister Keil mit 30, Geh. Kommerzienrat Waentig mit 25, Sahrer v. Sahr-Ehrrnberg mit 23, Graf zu Castell- Tastell mit 23, Oberbürgermeister Dehne mit 20, Oberbürgermeister Dr. Dittrich und Dr.v.Frege- Weltzien mit je 17, Oberbürgermeister Dr. Sturm und Domdechant v. Kirchbach mit je 15, Ritterguts besitzer Dr. v. Hübel mit 12, Wirkt. Geh. Rat Prof. Dr. Wach, Graf v. Schönburg-Glauchau, Bürger meister Wilisch mit je 11, Graf v. Könneritz und Graf zur Lippe-Biesterfeld-Weitzenfeld mit je 9, Prinz Johann Georg mit 7, Oberbürgermeister Dr. Ay, Standesherr Dr. Naumann, Staatsminister a. D. v. Metzsch und Rittergutsbesitzer v. Hüttner mit je 6, Wirkt. Geh. Rat Dr. Waentig und Generalmajor v. Kospott) mit je 5, Rittergutsbesitzer v. Sanders leben, Kammerherr v. Earlowitz, Kommerzienrat v. Hoesch, Geh. Oekonomierat Steiner-Leutewitz und Oberhofprediger Dr. Dibelius mit je 4, Oberbürger meister Dr. Käubler und Geb. Kommerzienrat Erhärt mit je 3, Rittergutsbesier v. Oppel, Geh. Oekonomie- Rat Steiger-Kleinbautzen und Graf Brühl mit je 2 und Rittergutsbesitzer v. Trebra-Lindenau und Super intendent u. Cordes mit 1 Wortmeldung. — Von der Regierung sprachen hier: der Fi n a n z m i n i st e r 29 mal, der Minister des Innern und der Kultusminister je 14 mal, der Iustiz minister 3mal, der K r i c g s m i n i st e r Imal und die Regierungskommissare 16 mal. politische Ueberlietit was man in Sachsen nicht mehr sagen üarf. Unter dieser Ueberschrist lesen wir in den ..Deutsch- Evangelischen Nachrichten aus dem Königreich Sachsen": „Crimmitschau begeht am 13., 14. und 15. Juni dieses Jahres das 500jährige Ltadtjubiläum. Flugs ist auch die nltramontane „Sachs. Volksztg." au, dem Plan, uni die Stadt vor einer „Taktlosigkeit" zu warnen. Die zum Jubiläum von einer bekannten Leipziger Kunstsirma ausgcacbencn Ansichtskarten zeigen nämlich unter den „Bildern aus der 50«)jähri- gen Stadtgeschichte" auch den „Laurentius- Jahrmarkt" von 1170', auf dem zwei Mönche Ablaßbriefe anpreisen, während andere Mönche das entlaufende Geld in Kisten und Kästen sammeln. Das Zentcumsblatt (1!). Mai) fährt gröbstes Geschütz gegen diese Ansichtskarte auf. Der Fcstausichuß möge es sich überlegen, ob er „Vorurteile" verbreiten wolle; wie die religiösen Uebarzcugungen der Katho liken in Crimmitschau beanspruche auch die katho lische Vergangenheit der Stadt Achtung. Und so weiter. Selbstverständlich fehlt bei diesen Einschüchtcrungsocrsuchen nicht der taktlose Hinweis auf den Glauben des Landesherr«. Ob das wirklich Erfolg hat? Wir sind im protestantischen Sachsen! Da wird doch wohl noch die geschichtliche Wahrheit, daß Ablaßhandel getrieben worden ist, bildlich dar gestellt werden dürfen, zumal, wenn es sich um das 500-Iahrfest einer Stadt handelt. Es ist eine Dreistigkeit, nichts weiter, wenn ein Zentrumsblatt in dieser Weise die Stadt Crimmitschau ausdrücklich verwarnt. Und da unterstützen kurzsichtige Protestan ten die Forderung Noms: der Evangelische Bund solle abrüstcn." Lärmenöe Kunögebungen im englischen Unterhause. Im Untcdhausc teilte Premierminister Asquith mit, daß die Zusatzbill zur H o m e r u l e b i l l dem Oberhause zugehen werde, gab aber keinen Zeit punkt für ihre Einbringung an und lehnt« es auch ab, über ihren augenblicklichen Standt zu berichten. Diese Mitteilungen riefen bei der Opposition die größte Mißstimmung hervor, und als der Antrag auf Beginn der dritten Lesung der Bill gestellt wurde beantragte Robert Cecil so fortige Vertagung der Beratung. Der Antrag wurde mit 286 gegen 176 Stimmen abgelohnt und die Debatte über die Homerulebill sollte beginnen. Als der Spreck-er dem Unionisten Campbell das Wort erteilt hatte, begann die ganze Opposition un ausgesetzt leise vor sich hinzumurmeln: Vertagen! vertagen! Schließlich mußte die Sitzung mit Rück sicht auf die herrschende Unordnung unter außer ordentlicher Erregung und lebhaftem Beifall der Opposition auf heute vertagt werden. — Ueber die Lärmszenen wird weiter berichtet: Nachdem die Rufe: „Vertagen!" mehrere Minuten lang angedaucrt hatten, erhob sich der Sprecher und erklärte: „Wenn die Opposition Campbell nicht anhören will, so will ich Bonar Law fragen, ob es mit seiner Zustimmung geschieht, daß dies« Kundgebung hier stattfindet.' (Lauter Beifall bei den Ministeriellen.) Die Oppo sition ruft: „Was für ein Recht haben Sie, danach zu fragen?" und zu Bonar Law gewendet: „Ant worten Sie nicht darauf!" Bonar Law erhebt sich und antwortet dem Sprecher: „Ich will nicht kritisieren, was Sie, Herr Sprecher, als Ihre Pflicht betrachten; aber ich kenn« die meinige. Diese ist, nicht zu antworten." (Lauter Beifäll bei der Oppo sition.) Darauf erhob sich der Sprecher und erklärte: „Ich habe Bonar Law aufgefordert, mich bei der Aufrechterhaltung der Ordnung zu unterstützen. Wenn er dies nicht tun will, so bleibt mir nichts anderes übrig, als di« Sitzung bis morgen zu ver tagen." Der Sprecher verließ dann unter ohren« staubendem Lärm der Opposition das Haus. As- quith und die Ministeriellen blieben noch einige Zeit im Hause, während die Mitglieder der Oppo sition sie mit höhnenden Zurufen bedachten. Sodann stand Asquith auf und verließ das Haus, während die Ministeriellen sich von ihren Plätzen erhoben, in stürmischen Beifall ausbrachen und mit den Taschen tüchern winkten. Zrie-ensverhan-lungen in Niagara ZaUs. Die Friedcnsvcrhandlungen haben am Mittwoch begonnen, natürlich vorläufig in vollkommen unver bindlicher Weise. In Tampico bemühen sich die Re bellen, die Ordnung völlig herzustcllen und den Ge schäftsverkehr wieder in geregelte Bahnen zu bringen. Wer verzeichnen folgende Meldungen: Der Beginn der Verhandlungen. New Pork, 22. Mai. In Niagara Falls haben am Mittwoch die Verhandlungen mit den mexikanischen Delegierten bego n n e n. Die ersten Besprechungen. Niagara Falls, 22. Mai. Die südamerika- n ische n Vermittler hatten am Mittwoch abend u n- formelle Besprechungen mit den amerika nischen und gestern abend mit den mexikani schen Delegierten für sich. Sie haben bisher noch keine bestimmten Vorschläge gemacht. Die Oeffnnng des Hafens von Tampico. Washington, 22. Mai. Ein Telegramm des Generals Carranza an den hiesigen Agenten der Konstitutionalisten besagt, daß die Häfen von Tampico und M atamoros, die sich in der Ge walt der Konstitutionalisten befinden, dem inter nationalen Verkehr offen stehen. Tampico, 22. Mai. Das Zollhaus hat den Betrieb mit der Erhebung van Einfuhrzöllen wieder aufgenommcn. Die Banken sind jedoch noch geschlossen, so daß an Umlaufmitteln Mangel herrscht. Die Ausländer können auf den O e l l ä n d e r c i e n unter den nötigen Vorsichtsmaßregeln ihren Geschäf ten wieder nachgehcn. Dem Bcrnchmen nach haben sich England und die Niederlande mit den Ver einigten Staaten ins Einvernehmen gesetzt, um die Interessen der Oelqucllcirbefitzer zu schützen, deren Eigentumsrechte und Konzessionen während ihrer Abwesenheit widerrechtlich an Dritte übertragen waren. Deutsches Reich. * König Friedrich August von Sachsen wird am 26. d. M. zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Si bylle n o r t eintrcffen. * Prinz Johann Georg von Sachsen traf am Don nerstagabend zum Besuch des Großherzoglichcn Hofes in Darmstadt ein und wurde vom Großherzog am Bahnhof empfangen und nach dem Palais ge leitet. Prinz Johann Georg begibt sich heute abend von dort nach Leipzig. * Die Ortsgruppe Leipzig des Hansabundes ver anstaltet am 25. Mai, abends "st) Uhr im Panorama «Kolonnadenzimmer) eine Mitgliederversammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn W. Larlsoyn - Leipzig über „Die moderne Bank beamtenbewegung". Aussprache. 2. Sächsischer Hansa- tag. 3. Verschiedenes. * * Aufrechterhaltenes Verbot. Der kommandierende General in Straßburg hat die von den Interessenten nachaesuchte Aufhebung seines Verbots der Auslegung von ausländischen Zeitungen und Zeitschriften, die anläßlich der Zaberner Affäre be leidigende Bilder und Artikel gegen das deutsche Militär gebracht hatten, für die Kasernen und Offizierskasinos des elsässischen Korps abgelehnt. /reUsg, 22. Mal 1914. * Rückgang der freien tztewerkschasten in V-yern. Nach dem Jahresbericht der sozialistischen Gewerk, schäften ist m München die Mitglieder,ahl der sozial demokratischen Gewerkschaften im letzten Jahre um 5600 , urückgeganaen. Für ganz Bayern betragt der Rückgang über 21000. Ausland. Zrankrelch * Rücktrittsgedanken de» sranzösischen Minister präsidenten. Aus Paris meldet der Telegraph: Gegenüber der Behauptung mehrerer radikaler Blätter, daß Doumergue sich weder zum Prä. sidentcn der Republik noch zu sonst jemandem über seine angeblichen Nücktrittsgedanken geäußert habe, wird von konservativer und gemäßigt-republikanischer Seite die Meldung a u f r e ch t e r h a l te n, daß der Ministerpräsident in der Tat die Absicht habe, seine Demission zu geben. — Das „Echo de Paris" veröffentlicht eine Unterredung mit einem Freunde Doumergues, der u. a. folgendes ge sagt habe: Der Ministerpräsident fühle sich seit einigen Wochen müde und es sei möglich, daß er sich aus Gesundheitsrücksichten zurückziehe. In diesem Falle könnte Präsident Poincaro, welcher angesichts des der Rcgierungspolitik günstigen Ergebnisses der Kammerwa-Hlen die Bildung des neuen Kabinetts selbstverständlich Herrn Doumergue anvertraut hätte, nicht darauf beharren, daß dieser an der Spitze der Regierung bl«ibe. Bei dem Rücktrittsplane des Mi nisterpräsidenten spielt auch das Dreijahres gesetz eine große Rolle. Doumergue hat, seitdem er Minister des Aeußern ist, die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der dreijährigen Dienstzeit er kannt. Seit den Wahlen sind aber im Schoße des Kabinetts bezüglich dieser Frage ernste Meinungs verschiedenheiten entstanden. Man kann sich die Schwierigkeiten vorstellen, mit denen der Minister präsident zu kämpfen haben wird, sobald die ge einigten Sozialisten und die geeinigten Radikalen die Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit verlangen werden. Doumergue will sich nicht ausnlltzen lassen; er will nicht, daß man ihm aus Dankbarkeit für den Ausfall der Wahlen noch zwei oder drei Monate Kredit gewähre, während er im Innern davon über zeugt ist, daß seine Ministertage gezählt sind. Mehrere Minister bemühen sich, Doumergue von seinen Nücktrittsgedanken abzubringen, es ist aber fraglich, ob ihnen dies gelingen wird. * Protestoersammlung der Pariser Künstler gegen die Verhaftung Hansis. Die Protestversammlung der Pariser Künstler gegen die Verhaftung des Karikaturenzeichners Hansi alias Waltz ist so ziemlich wie das Hornberger Schießen verlaufen. Die Künstler, die eine große Agitation in die Wege leiten wollten, haben vorerst beschlossen, an den Vater des Herrn Waltz einen Brief zu schreiben, in dem sie ihre vollste Sympathie zum Ausdruck bringen. * Die Dauer der Untersuchungshaft. Der General rat des Var- Departements hat unter Hinweis auf die monate lange Inhaftbehaltung des der Er- mordung des Fabrikanten Cadiou verdächtigen In genieurs Vierre einen Beschlußantraa gefaßt, in dem der Wunsch ausgesprochen wird, daß das dem Untersuchungsrichter zustehende Recht der Verhaf tung und Inhaftbehaltung in einem ver persönlichen Freiheit der Bürger günstigen Sinne abgeändert werden möchte. EnglanS. * Churchill in Kiel. Aus London wird ge drahtet: Die „Daliy Mail" veröffentlicht eine In formation, wonach der englische Marine minister Churchill als East des General direktors Ballin auf dessen Jacht an der Kieler Kaiserregatta teilnehmen wird. * Besuch eines englischen Geschwaders in Kiel. Wie aus London telegraphiert wird, gibt die Ad miralität bekannt, daß das zweite Schlacht schis fgefch wader, bestehend aus vier Schlacht schiffen und drei Kreuzern, vom 23. bis 30. Juni in Kiel einen Besuch abstatten wird. Das erste Schlachtschisfgeschwader, bestehend aus vier Schlacht kreuzern und zwei leichten Kreuzern, wird Reval am 17. Juni, Kronstadt am 22. Juni und Riga am 30. Juni besuchen. Das zweite Kreuzergeschwa der verweilt in Trandhjem und Bergen vom 15. Juni bis 1. Juli, bas dritte Kreuzergeschwader, bestehend aus drei Schiffen in Christi ania vom SvdubvrroudLus LpcrialitLt: — I'erospr. 1l189. ILrrvi, kva Maria. 31) Von Margarete Richter. (Nachdruck verboten.) Es war eine verzweifelte Arbeit bei dein rcgcnpeitschcndcu Sturm. Dann kehrte er auf seinen Platz zurück: „Geh' in die Kajüte, Eva! Du wirst durch und durch naß!" „Nicht mehr, als ich bin. Der Sturm tat mir wohl. Aber du hast gar nichts!" „Ich brauche nichts, Eva, solange ich dich habe." Und er setzte sich dicht neben sie. Eva letzte ihm ein Stück von dem Mantel auf die Knie. Der Wind trieb sie herein, hafcnwcirts . . . „Ich sehe unsere Boje," sagte Eva nach einer langen Stille. Ja. Nun sah er sic auch. „Das ging noch gnädig," meinte er, „ich hatte Angst . . „Wie spät ist cS?" Er sah nach: „Halb sieben Uhr." „Erst?!" „Bei d e m Wind! . . . Las; m i ch jetzt ans Steuer, damit wir gut ankommcn. Du holst die Kette ein. Aber nimm dich in acht!" Eva kannte das Manöver. Sie fischte mit dem Bootshaken nach der Kette. Es war die gleiche Kette, die ein paar Stunden vorher klat schend ins Wasser gefallen ivar . . . Nun hakte sie die Kette wieder ein . . . „Liegen wir fest?" „Ja." „Hast du noch Zeit, Eva?" „Was soll's?" sragtc sie kurz. „Ich möchte mit dir hcimgchen. — Muß oen Kram noch verstauen. Aber wenn du willst, rudere ich dich schnell hinüber." „Nein, ich kann schon warten. Die Segel müssen ja doch morgen getrocknet werden." „Freilich, ich schicke Freesen morgen in aller Frühe." Eva half ihm beim Aufräumen. Naß war sie nun doch einmal — cs kam nicht mehr dar auf an. — Da war auch noch der Korb. Es hatte keiner an Hunger gedacht. Sie ließ ihn stehen. Vielleicht »and ihn Freesen. Dann ruderte sic Stccnholt an die Brücke, wo er das Beiboot fcstlegtc. Eva stand unten auf der Treppe und wartete. Es regnete noch immer. „Eva — . . . . noch einen Kuß!" bat er. „Da! Holger — cS ist der letzte." Und sie beugte sich von der Treppe herunter zu ihm ins Boot. Es geriet ins Schwanken. Er sprang heraus, umfaßte sie und küßte ihr innig den Mund. Nur ein paar Hafenarbeiter hatten es gc- scheu . . . Schweigend gingen sic nebeneinander her. Jeder dachte au das, was nun werden sollte... An der Gartentür drückte ihr Stcenholt stumm die Hand. Sie erwiderte den Truck. Es war ein gegenseitiges Versprechen. * ch * Geheimrat Dürholz war noch nicht zu Hause. Eva war froh darüber. Am liebsten hätte sic sich nut Kopfschmerzen entschuldigen lassen. Aber das ging nicht. Sie kleidete sich mit Sorgfalt um und war beim Abendbrot bemüht, heiter zu scheinen, wie immer. Das Gewitter wäre für die Tour sehr störend gewesen, aber sie hätten dvch schon um halb sieben Uhr an der Boje gelegen, und der Oclmantel Hütte sic ja genügend geschützt. Dr. Stccnholt freilich sei naß geworden bis auf die Haut; aber jetzt jedenfalls längst wieder trocken. Angst habe sic keinen Augenblick gehabt, er stcurc ja so sicher. Eva sagte das alles so selbstverständlich und natürlich, als wäre nichts weiter geschehen. Und sie schämte sich ihrer VcrstcllnngSkunst. Endlos erschien ihr der Abend, endlos die Licbcswortc Leonardos. — Sic lasen sich vor aus der „Cittä morto". Der Geheimrat übte sich gern in fremden Sprachen. Endlich schlug es zehn Uhr, die er- lösende Stunde. Eva klappte mitten in der «Szene das BuK zu: „Nein, das wird einem ja zuviel l" murmelte sic, und der Geheimrat gab ihr völlig recht. Er hatte beinahe ein bißchen geschlafen. Eva wünschte ihm gute Nacht. „Gute Ruhe, Fräulein Eva!" sagte er nach seiner Gewohnheit. „Gute Ruhe!" dachte Eva bitter, als sich die Tür hinter ihr schloß, „gute Ruhe . . Wie ist das Leben doch so elend! Angcklcidet warf sie sich auf ihr Bett. Nur nichts mehr denken! Nichts mehr denken!! .... Aber sie wußte cs doch. Mußte doch daran deuten, wie süß seine Küsse waren, und wie wonnitz, wenn er sie au sich zog. Und sie rief sich alle Einzelheiten zurück. Mein Gott! Warum konnte das nicht iinmcr so sein! Warum war das in ihr, wozu cs keine Brücke gab, warum schrie das in ihr — schrie so laut, das; es nicht zu übertönen war: Der Andere! . . . der gar nicht an sie dachte ?. . . Und jetzt? Wenn er jetzt käme, daun war es ja dvch zu spät! Abgeschnitttcn — abgc- schillttcn alles. Für immer. Ein dumpfer Schmerz tötete jedes Glücks- gcfühl in ihrer Brust. Nun war es doch so ivcit gekommen mit ihrer Sehnsucht — mit ihrer Leidenschaft: Sie selbst hatte sich den Altar zer trümmert ... das Allerlzeiligste . . . Bereuen? Nein. Niemals!! Sie sprang auf, kleidete sich aus. Die Sünde ist nicht abzuwaschcn . . . Und seine Küsse waren so süß. . . . Schließlich schlief sie ein. Sie träumte von Holger Stcenholt, und als sic ihn küßte, da war cs ein anderer . . . Und sie war unsagbar glücklich. Aber als sic erwachte . . . war alles vorbbci. 10. Und das Härteste kam noch. Auf dem Frühstückstisch lagen zwei Ansichls- karten von Ullas Hand. Eva las: „Süße Taute Eva! Nun sind wir schon 4 Wochen hier. In vierzehn Tagen gehen wir heim, und Papa sagt" — da war die eine zu Ende — „daß wir einen Tag noch bei Dir bleiben und Großmama kommt auch mit. Viele tausend Küsse von Papa und Großmama und von mir." Die Unterschrift hatte keinen Platz mehr. Also auch das noch! „Haben Sie schlechte Nachrichten, Fräulein Eva'?" Sic sammelte sich: „Nein, Herr Geheimrat. Nur von Ulla. Sie läßt Sic grüßen," sagte sic, obgleich davon gar nichts aus der Karte stand. Ter ganze Tag war ihr ein Traum. Wie im Nebel tauchte Burkhard Sebalds Gestalt vor ihr auf: Sein schöner Kops — die gütigen, tief dringenden Angen — seine klaren Augen, die nie etwas anderes sagten, als er meinte! Und neben ihm Ulla, die kleine unschuldige Ulla . . . Wie im Nebel verschwand das Bild. * * * Evas schlechtes Aussehen in diesen Tagen beunruhigte Geheimrat Dürholz. „Fehlt Ihnen etwas?" fragte er beinahe jeden Morgen. Schließlich gestand Eva Kopfschmerzen zu, nur mu einen Grund zu haben, schlecht aussehen zu dürfen. Da kam dem Gcheiiurat ein guter Gedanke. Er war aufgeräumt wie selten, und ab und zu schwebte ein pfiffiges Lächeln über seinen Lippen. Eva lies; sich vvn seiner Stiinmung ins Schlepp tau nehmen. Sic zwang sich dazu, heiter zu sein. Das Leben hatte oft genug von ihr in den schwierigsten Augenblicken eine MaSke ge fordert. Eva hatte ihre Züge und ihr Gemüt in der Gewalt, — wenn sie nicht allein war mit sich. * * * .... Eimuat hatte Stcenholt versucht, sie im Rvingenzimincr zu sprechen: „Wenn du mich lieb l)ast, Holger, dann quäle mich nicht!" hatte sic ihn gebeten. Und er konnte ihren traurigen Augen nicht widerstehen. Seitdem ging er ihr aus dem Wege. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)! * 1>rr ». an. Als vom 24. * Lb Blätter; beend nehmen di« Seel Streik f * Au Blätter, in Po Nokki 8 Perso; * A Reichst« des Fi Gleichze getkomn nach L operativ niaerer lichster! wurde < gebracht es heißt Landes regelreck ches Zie Krsditai erreichbc bank al Duma s der Rei die Ser Hanken wie ein dukten ' planmäs * Ke Amtlich chinesisch lehem eines S( Futsch Regierui Gold ge; Ketz In d Ausstell! 3 Uhr 8 sehr sch noch an. ss<i i. Hol Bürgerst Beck. i. 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