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Men-- Ausgabe k"' r»tp'>0 und Vorort, -urch unser« reilaee V*AUAVpr»I^»< unSSpi-iteureLmaltüglick» in» hau» gebracht» monatlich 1.L5 M., vierteljährlich ».75 M. Sei -er Seschilft-steU«, unser» Zlllaien un- Nu»gab«st«U»n abgebolt: monatlich im.,vt«rt«lj-hrlichrm. Durch -l« poft» lnnerhald deutsch!«»-» un- -er -rutschen Kolonien monatlich ,5» M.. vierteljährlich ».50 M„ ausschließlich pojtbesteUgel». Da» Leipziger Vageblatt erscheint werktags Lmal, Sonn» u. Zetertag» lmal. 2« Leipzig, -en Nachbarorten unü -en ckrten mit eigenen Zilialrn wir- -ie fldeu-auogab« noch am fldrn- -es erscheinen» in» hau» geliefert. Derlluer Neüaktion: In-en.zrlten>7. ?rrniprech» ^ns<bl!!'i' '.Nos'-^ ».-»7. ^rntsbUM des Rates und des pokseuuntes der Stadt Lcipzis Ne-aktion un» «eschäftssleUe: ?ohanni»gass« Nr.». 0 Zernsprrch»Nnsch!uß Nr. t4-»2, I»b»3 unü 14b»». ISS. Jahrgang tiir Inserat« au» Leipzig unü Umgebung Sie /INAeiAeNpreile. ,spalttg»p»t>tzriler5ps.,»i,NekIame»«iir,M., von auswär»» 5- Pf., Nekiamen 1.20 M., lllein, flnzeigen -iepetltzeile nue ropf.b.wirü»rh»l.Nad.,Inserate oon0ebörSen im omtlichenTetl üte Petit» zetl« 50 Pf. Seschäftsanzeigen mit plaNoorschrist im Preis« erhöht. Nadatt nach Laris. Seilagrn: Sesamtausi.5 M.üaa Lausen-au»schl.Postgebühr, slnzeigen-sinnahme: ^obanniogaffe», bei sämtlichen Filialen -»»Leipziger Lagedlattes un- allen stnnoncen-Lxpe-itionen -e» In» un- stusian-r». Seschäftsstelle für Serlin u.-ie pr.Vranüenburg: dircklionwalterZliegel, Verlin w. »S, Mar7arrtkenstrasie «. Zernsprech» Anschluß: Lühow »071. Nr. 288. Viens»»-, »en S. Juni. I9l4. Vas wichtigste. * Nibot hat die K a b i u e l t s b i l d u n g offiziell übernommen. (2. bes. i?lrt.) * In Ilallen ist als Antwort'auf die blutigen Zusammenstöße in Anevna der Ge neralstreik beschlossen worden. z.2. bes. Art.) * Die griechische und serbische Ne gierung sollen sich gegen einen mohamme danischen Fürsten von Albanien erklärt haben. t.2. bes. Art.) * Ans Frankreich und dem Berner Oberland wird starte Kälte und 2chnee- fall gemeldet. (2. Nachr. v. Tage.) * An der Küste von N e n b r a n n s ch w e i g scheiterten in einem heftigen 2 türme 40 2chifferbarken. 20 Personen kamen dabei ums Leben. (2. Nachr. v. Tage.) * Die Huldigungssahrt des Luftschif fes „2achsen" nach Bremen mußte ab gesagt werden. (2. 2p. u. 2p.) Ribots Versuch. Präsident Poinearv hat in Nibvt anscheinend endlich den Mann gefnnden, der ihm ans der Verlegenheit hilft. Obwohl sich Nibot selbst nn- mittelbar nach seiner Berufung wenig zuver sichtlich äußerte, müssen ihn die Berhandlnngen, die er inzwischen geführt hat, mit einigen .dosf- nungeu erfüllt Haven. l5r hat sich enischlesieu, den Bersnch zu machen. Bedeutsam «g, oag Bourgeois sich bereit erklärt ijat, das Ministe rium des Aeußern im Kabinett Nibot zu üver- nehmcn. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Paris, 9. Juni. Die Bemühungen des Senators Ri bot, ein linksrepublikanischcs Mini sterium zu bilden, sind allem Anschein nach trotz der unverhohlenen Gegnerschaft der geeinigten Radi kalen vyn Erfolg begleitet. Ribot erklärte einem Berichterstatter: „Die Unterstützung, die ich gefunden habe, gibt inir gute Hoffnung, meine Aufgabe zu Ende zu führen. Irgendwelche Angaben über die Zusammensetzung meines Ministeriums kann ich noch nicht machen. Das einzige, was ich sagen kann, ist, daß das von mir gebildete Kabinett eine aus gesprochene Richtung nach links haben wird." — Außer den geplanten Besetzungen: Präsidium und Justiz: Ribot, Aeußeres: Bourgeois, Krieg: Noulens, Marine: Delcassä, Finanzen: Clemente!, Inneres: Paul Strauß und Unterricht: Dessoye werden noch genannt: Jean Dupuy, Chautemps, Peytral, Rene Lesnard und Fernand David. Die endgültige Vcic-'ung der ein-einen Portefeuilles dürfte im Lause des heutigen Tages erfolgen. In Parla- mentskreisen verlautet, Viviani, Messimy und Renault hätten mit der Begründung abgelehnt, daß sie nicht imstande wären, einem Kabinett Ribot die Stimmen ihrer Parteigenossen zu sichern. Die Ausnahme in der Presse. Der „Radica l" schreibt: So paradox es klingen mag, so können wir sagen, daß die Versuche Ribots, ein Ministerium zu bilden, uns keineswegs miß fallen. Seine Politik ist klar, und niemand ist besser imstande, unserer Partei die Disziplin und dadurch den Sieg zu sichern: denn wir haben die Mehrheit. Iaurös schreibt in der „HumanitL": Viel leicht erwartet Ribot von seinem kühnen Unter» nehmen einen gewissermassen übernatürlichen Glücks» fall für die Eventualität, daß irgendein Sturmwetter die höchsten Spitzen des Olymp Heimsuchen sollte. Es hängt von Ribot allein ab, ein Ministerium zu sammenzubringen. Wenn man will, findet man immer zwölf Männer und guten Willen, aber Ribot könnte nur von dem Verrat der Radikalen leben. Ich hoffe im Interesse L«r radikalen Partei und Frankreichs sowie Ribots selbst, daß dieser Verrat nicht vorkommen wird. Die Republik würde dies schwer zu büßen haben. Der „F i g a r o" begrüßt das kommende Mini sterium mit lebhafter Freude, indem er schreibt: An d.'r Spitze des Kabinetts wird einer unserer glänzendsten Staatsmänner stehen, dessen bloßer Name eine Bürgschaft für eine ver nünftige patriotische Lösung der beiden großen Fragen des Tages bildet: die Aufrechterhaltung des Dreijahresgesetzes und die Anleihe. Ribot muß sich auf die Zornesausbrüche und die rücksichts losesten Angriffe Les Blocks gefaßt machen: aber man weiß, daß die Mehrheit, deren sich die Radikalen und Sozialisten erfreuen, ein Bluff ist. Wenn Ribot sich nicht einschiichtern läßt, dann wird er in der Kammer eine feste und beständige Mehrheit finden. Die bonapartistische „Autorit e" meint: Selbst wenn es Ribot zuwege bringt, ein Ministerium zu bilden, so glauben wir, daß dessen Tage gezählt sind. Paris, l>. Juni. Ribot hat dem Präsidenten Poincarö mitgeteilt, daß er die Bildung des Ka binetts offiziell übernehme. Ein Leben muß als verloren gelten, dessen Verlauf den Menschen nicht inner lich reicher macht. R u d. Eucke n. Der große Entsatzversuch für Paris?) Der 24. November ließ die Zweifel darüter schwinden, daß die Deutschen bei Orbans eine starte französische Armee in sorgfältig verschanzter Stellung vor sich hätten. Vom Kirchturme von Pithiviers sah man nächtens ausgedehnte Feuerscheine in Ler Richtung dorthin vor sich, deren Anblick die bisher für patriotische Ucbertre.bungen gehaltenen Nach richten bestätigte. Die 44. Armee befand sich un erwartet einer neuen ernsten Aufgabe gegenüber. Man batte von einem leichten fröhlichen Mansch: durch Mutelfrankreich geträumt und stand nun vor abermaligen Waffenentscheidungen. deren Ernst man allmählich zu erkennen begann. Es ist vielleicht die schwierigste Probe, der ein Heer unterworfen werden kann, aus einem ersten glücklichen aber schweren Feldzuge, dem naturgemäß eine Abspannung der Kräfte folgt, unerwartet ohne Ruhepause in einen zweiten einzutreten. Napoleon l. hat dies im De zember 1800 am Bug und Rarem genug erfahren. Prinz Friedrich Karl entschloß sich in dieser Lage zunächst, in seiner ausgedehnten Stelluna dem Walde von Orleans gegenüber stehen zu bleioen, bis der Eroßherzog soweit herangerückt jein würde, daß gemeinsames Handeln möglich war. Dann erst sollte der konzentrische Vormarsch gegen Orleans beginnen. Selbst die höchsten deutschen Annahmen von der Stärke des Feindes, die auf 100 000 bis 150 000 Mann hinausliefen, unterschätzten den Gegner noch be deutend. Gambetta hatte seit Coulmiers in unermüdlicher Tätigkeit die Loirearmec üb?r jedes Erwarten ver stärkt. Wir wißen schon, daß er an ihren rechten Flügel das 20. Korps Crouzat, das nicht weniger als 40 000 Mann .zählte, herangerufcn hatte. Auch das 18. traf ebendort ein. Auf dem linken Flügel war das 17. jetzt in seiner Zusammensetzung vollzählig. Das 15. und 16. bildeten die Mitte. Selbständige Freischaren schlossen sich an. Ueberall am Nordrande des Waldes von Orleans, aber auch weiter rückwärts, gegen die Stadt hin an Stärke zunehmend, wurden Verschanzungen angelegt. Marinegeschütz von Cher bourg herangezogen. In Paris bereitete sich ein großer Ausfall vor. Eine Neucinteilung der Kräfte der Hauptstadt schuf *s Aus dem Werke „Im Zeitalter Kaiser Wil Helms des Siegreichen" vom Feldmarschall Colmar von der Goltz. (Deorg Bondi, Berlin) drei Armeen, von denen die 2. die schlagfertigsten Truppen enthielt und von General Ducrot geführt wurde Dieser faßte den Plan, Ende November einen Durchbruch auf der Südostseite zu versuchen. In der selben Richtung mußte ihm die Entsatzarmee «nt- gcgengehen, um die schwachen deutschen Kräfte zwischen zwei Feuer zu nehmen. Diese Lage beweist, wie sehr Prinz Friedrich Karl recht gehabt'hatte. Nur mit etwa 10 000 Mann wac er e'.ngetroffen, verhältnismäßig stark an Artillerie und Kavallerie. Aber diese Verden Waffen konnten bei einem Angriff in dem bedeckten Gelände von Or leans nur wenig Mitwirken. Die tüchtige, kriegs erprobte Infanterie wiederum war an Zahl zu schwach, um dre Stellungen des Feindes ohne ihre Unterstützung nehmen zu können. Bei dem Versuch hätte sie sich, je tapferer sie vorging, desto schneller verbrauchen müssen. Anders gestalteten sich die Dinge, wenn der Feinv aus dem Walde in das offene Gelände gegen Paris hinaustrat und seinerseits angriff. Dann halten die Deutschen freies Feld für die Verwendung aller drei Waffen, und ihre größere Manövrierfähig leit kam zur Geltung. Einmal aber mußten die Franzosen vorwärts gehen, wenn anders ihre Rüstungen einen Zweck haben sollten. Gambetta drängte längst dazu. Schon nach dem Erfolge von Coulmiers hatte er die allgemeine Offen sive gewünscht, sich aber am 12. November bei einem Besuche der Loirearmee davon überzeugt, daß dieie noch unfähig zu weitgehenden Unternehmungen sei. Jetzt, wo seitdem zehn Tage verflossen und die großen Verstärkungen eingetroffen waren, hielt es ihn nicht länger. Da General d Aurelle de Paladines noch immer einen Aufschub verlangte, um seinen Truppen erst noch mehr Festigkeit zu geben, faßte er den un heilvollen Entschluß, die Leitung der Operationen selbst in die Hand zu nehmen. Wer die Dinge rein äußerlich ansieht, begreift des jungen Diktators Ungeduld. Die Streitkräfte in Paris beliefen sich bereits auf 400 000 Mann: die an der Loire wurden auf 223 000 Mann berechnet, 40 000 Mann waren im Norden verfügbar: an der Eure stand ein in der Bildung begriffenes Korps unter General Briand. Wenn solche Hecresmassen, von französischrm Elan getragen, gemeinsam gegen die Hauptstadt vordrangen schien der Erfolg nicht ausbleiben zu können. Ueoerjchätzte man die numc rische Stärke der deutschen Truppen auf franzö sischer Seite tatsächlich auch noch bei weitem, so hielt man sie doch immerhin für soviel schwächer, daß es leicht schien, sie zu erdrücken. Es fehlte den alten zögernden Generalen aus der Kaiser,zeit nur der Entschluß, um den großen Streit mit einem gewalti gen Schlage zu enden. So steilten sich die Dinge der Phantasie Gam- bettas und seines Beraters de Freycinet dar. Sie übersahen das einfache, nüchterne Hindernis, das Der Generalstreik in Italien. Die blutigen Zusammenstöße in Ancona, die im Anschluß an eine Protestversammlung gegen die Strafkompanien im Heere am Sonnrag stattfanden und bei denen zwei Arbeiter getötet wurden, haben in der italienischen Arbeiterschaft tiefe Erregung heroorgerufen. Der Generalstreik für ganz Italien wurde beschlossen: in Ancona und auch in Rom 1 wurden Proto Versammlungen abgehalten, nach denen es wiederum zu Ausschreitungen kam. Wir i verzeichnen folgende Meldungen: Rom, 9. Juni. Zum Zeichen des Protestes gegen die blutigen Vorgänge in Ancona haben die sozial demokratische Partei und die Arbeitskammer be schlossen, für ganz Italien den General streik zu proklamieren. Der Streik hat bereits gestern begonnen, nachdem in der "Nacht vorher in Ancona bereits dieser Beschluß gefaßt worden war. Die Stadt Ancona gewährte gestern einen trost losen Anblick. Die Geschäfte sind geschlossen und tragen die Aufschrift: „Wegen Nicvermetzeuing oes Proletariats geschlossen." Die Bauern auf dem Markte mußten schleunigst ihre Vorräte räumen, ehe sie von den Demonstranten vertrieben wurden. Die auswärtigen Konsulate mußten auf Veranlassung der Demonstranten ihre Fahnen einziehen. Gegen das russische Konsulat wurden Steine ge schleudert. Man will in Ancona die Arbeit nicht eher wieder aufnehmcn, als bis die Toten begraben sind. Rach Schluß einer Protestversammlung trafen die Demonstranten auf dem Rückwege einen In fanterieleutnant und mißhandelten ihn. Der Offizier erlitt schwere Kopfverletzungen: sein Säbel wurde zerbrochen. Auch ein Offizier der Versaglieri wurde mißhandelt. Gestern nachmittag ist im Krankenhause ein junger Mann gestorben, der bei einem Zusammenstoß am Tage vorher schwere Ver- 'vorn e-litten hatte. Der König!. Kommissar hat einen Ausruf an die Bevölkerung gerichtet, in dem er sein lebhaftes Bedauern der Regierung über die Vorgänge zum Ausdruck bringt. Kundgebungen im Rom. Rom, 9. Juni. Der gestrige Nachmittag ist ruhig verlausen. Ein großer Teil der Arbciterichajr feierte. Die Straßenbahner, Chauffeure und Droschkenkutscher haben sich dem Streik angejchlossen, die Geschäfte aber blieben geöffnet. Abends fand im Voltshause eine große, von der Arbeiterlainmer einberufene Volksversamm lung statt, in der einige sozialistische Deputierte Stellung zu den Ereignissen in Ancona nahmen. Noch Schlei; der Verjammlnnq versuchte die Menge, auf verschiedenen Wegen in das Stadtinnere vorzudringen, wurde aber von Polizei und Militär zurückgedrängt. Bei dieser Gelegenheit wurden einige Personen durch Stein würfe aus der Menge leicht verletzt. Ernstere Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. sich dem kühnen Fluge ihrer Entwürfe entgegen stellte, den Mangel an Mannszucht und Manövrier fähigkeit so zahlreicher, frisch zusammcngeraffter Heeresmasjen. Gefährlich genug war freilich die Lage für die Deutschen. Die große Krisis im Feldzüge gegen die Republik trat früher ein, als es irgeno jemand er wartet hatte. Die Armee vor Paris war durch den Feind, den sie eingeschlossen hielt, gefesselt. Im Nor den kam General v. Manteuffel eben erst heran, aber nur mit dem 8. und einer Division des 1. Armeekorps. Die 75 000 Mann, die die II. Armee, vereint mit den Truppen des Großherzogs, zählte, stellten die Hauptstreitkräfte dar, die verfügbar war, um den Entsatz von Paris fernzuhalten — wenig genug, um zur Vorsicht zu mahnen. Das Land ringsumher war überdies in Aufruhr gegen die Deutschen. In Gambettas Entwürfen scheint die Ansicht eines irislyen Abenteurers, Kapitäns Ogilvie, eine gewisse Rolle gespielt zu haben, der am 24. November bei Ladon-Maiziörcs siel. Deutsche Soldaten fanden der ihm einen Empfehlungsbrief Gambettas an General Crouzat, dem Gien von dem Dlirator als der Schlüs- selpunkt der nächsten Operationen bezeichnet wurde. Die große französische Offensive sollte am Loing ab wärts über Nemours und Malesherbes «ingeleitet werden, der Ausfallarmce von Paris geradeswegs entgegen. Dort konnte man dieser nicht nur am bäl- dcsten die Hand reichen, sondern trennte zugleich die Deutschen von ihren Verbindungen mit der Heimat. Sie sollten nicht bloß geschlagen, sondern vernichtet werden. Am Laing entlang war zudem die Eisen bahn am längsten zu benutzen, und dessen bedurften die noch schwerfälligen Heere. Mitte und linker Flügel der Loirearmee sollten sich der Offensive durch Vormarsch über Pithiviers und Toury anjchließen. Ein napoleonischer Plan, aber ohne napoleonische Truppen und Energie der Führer! „Paris hat Hunger und ruft uns", war Gam bettas Parole. Er zögerte nicht länger. Spannende Tage folgten. General d Aurelle wurde aufgefordert, mit dem 15. Korps von Orleans auf Pithiviers, mit dem 20. auf Beaune-la-Rolande, mit dem 18. rechts daneben vorzugehen — der Weitermarsch habe Fon tainebleau als nächstes Ziel. d'Aurelle machte Ein wendungen gegen das voreilige Heraustreten ins freie Gelände. Prinz Friedrich Karls Name übt« seinen Zauber auf ibn: er konnte sich diesen gefürchte ten Heerführer nickt anders als an d«r Spitze von mindestens 80 000 Mann denken. Gambetta wurde unwillig: niemand wußte, wie lange sich Paris noch halten könne. Ein Sieg nach dem Fall der Haupt stadt hatte keinen Wert mehr. Am 26. November er hielt, über d'Aurelles Kopf hinweg, General Crouzat Reichsverbanöstag Deutscher Städte. öe II. Berlin, 8. Juni. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Saal- m a n n jPleß) trat heute im hiesigen Kricgervereins- hause lCh-iusseestraßes der Reichsverband Deutscher Städte zu seiner 5. ordentlichen Mitgliederversamm lung zusammen. Die Tagung ist von über 300 Bür germeistern, Amts- und Gemeindevorstehern, Ltadt- verordnetenvüisiehern, Stadt äten, Ratsherren, Bei geordneten und Stadtverordneten aus allen Teilen des Reiches besucht. — Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß der Verband im letzten Jahre um luo Mitglieder gewachsen und zurzeit 760 Gemeinden stark ist, die zusammen 4-, Millionen Einwohner haben. An den Kaiser gelangte ein Huldigungstele- gramm zur Absendung. Die Versammlung trat dann in die Tagesordnung ein und nahm unachst ein Referat von Stadtrat Vockrodt jEilenburgs entaeqen über das Thema: „Das Recht der Gemeinden aus ihre 2 p a r k a j s e n ü be r s ch ü s s e nach dem geltenden Recht." Der Redner unterbreitete der Versammlung eine Reihe von Leitsätzen, die besagen: 1. Die Rechtsstellung der Gemeinden zu ihren Sparkassen und ihr Verfügungsrecht Uber deren Ver mögen und Ueberscküsse innerhalb der festgesetzten Grenzen wird durch das Anlegungsgcsetz vom 23. De zember 1912 nicht berührt. 2. Das Anlcgungsgesetz hat den im Sparkassen reglement von 1838 gebrauchten Ausdruck „Ueb«r- schuß" durch den Begriff „bei der Rechnungslegung sich ergebende Iahresüberjchüsse" ersetzt. Den durch ipälere Erlasse umschriebenen Begriff des Ucber- schusses als „Reinertrag" hat die Ausfübrungs- anweisuna zum Anlegungsgcsetz weiter abgeschwächl. Die Inanspruchnahme und Verwendung der Jahres Überschüsse durch die Garanticvcrbänoe ist gegenüber dem bisherigen Rechtszustande im Anlegungsgesetz freier gestaltet. Tie Aushebung der in der Aus- führungsanweiiung zum Anlegungsgesetz den Ga rant.cverbänden auferlcgten cinengendcn Vorschrif ten, namentlich hinsichtlich der Verrechnung dec Kurs verluste und der Hinzurechnung der Zinsen des Re servefonds zu den Iahresüberschiisscn ist zu erwirken. Der von der verstärkten Gemeindekommijsion dem Abgcordnetenhause unterbreitet« Antrag enthält die wesentlichen Wünsche der Sparkassen. 3. Für die VerwendungsaN der Iahresiiberschüsse „zu öffentlichen, dem gemeinen Nutzen dienenden Zwecken" ist den meisten Garantieocrbänden ein gegen früher weiteres Gebiet zur Betätigung in wirt- schaftssozialer und kultureller Hinsicht erschlossen. — Die Sparkassen, die einen bedeutenden Faktor im öffentlichen Wirtschaftsleben bilden, haben Anspruch darauf, nicht durch engherzige staatliche Verwal tung!,- oder Auslegungsvorschristen in ihrer Arbeit beeinträchtigt zu werden. den Befehl, zunächst mit dem 20. und 18. Korps allein vorzugehen. Damit war die Verwirrung in die Füh rung der Armee hineingetragen, der Keim für Li« Niederlage gelegt. Kunst unü Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Am Sonnabend, den 13. Juni, mittags 12 Uhr, wird in der Aula der Universität der neuberufene Professor Dr. Phil. Bruno Keil seine Antrittsvorlesung über das Thema „Ueber die rationelle Be deutung der zweiten griechischen So- pH ist ik" halten. * Uraufführung eines deutschen Werkes in Monte Carlo. „M acboul 6" oder „Die Priesterin der Wahrheit", ein dreiaktiges Schauspiel von Kerim. e H a n o u m, unter welchem Pseudonym sich die GuNin des früher als Instrukteur und Gene- ralinspeltor der türkischen Kavallerie in türkischen Diensten tätigen Generals von Hobe-Pascha verbirgt, wurde von Direktor Raoul Gunzbourg von der Oper in Monte Carlo in die französische Sprache übersetzt und wird in dieser Uebcrtragung als Melodrama in der nächsten Spielzeit in Monte Carlo in Szene gehen. * Theaterchronik. Helene Feh dm er und Friedrich Kay ß ler absolvieren im Juli ge meinsam ein längeres Gastsoiel im Münchner Schau spielhaus. Sie treten in Wedekinds „ Simion ". Sil Varas „Frau von 40 Jahren" und in der Uraufführung von Andrejews „Jekaterina Swanowna" auf. — Alexander Girardi, der bekanntlich seinen dauernden Wohnsitz in Graz genommen hat, beginnt am 20. Oktober eine Reihe von Gastspielen in österreichischen Landeshaupt städten. Für Weihnachten ist ein Gastspiel in der WienerVollsoper geplant, bei dem der Künst ler in der Operette „Klein Dorrit" auftreten wird. — Victor Palsi übernimmt bekanntlich nach einer längeren direktionslosen Zeit zum Herbst die Leitung des seitherigen Hamburger Neuen Operettentheaters. Die Konzessionsertei lung ist nur eine Frage weniger Tage. Das Theater wird unter der neuen Leitung Len Titel Palfis Operettentheater füh ren. Die Eröffnungsvorstellung, für die eine Offenbachsche Operette geplant ist, ist auf den 4. September festgesetzt. * Professor l>». Adolf Lieben, der berühmte Che miker und frühere Ordinarius an der Universität Wien, ist dort, wie gemeldet wird, gestorben. Professor Lieben, der zu Wien im Jahre 1836 ge boren war, lehrte an der Universität seiner Heimat stadt 1875 bis 1906. Im Jahre 1905 erhielt er für seine jvnthetisch-chemischcn Arbeiten von der franzö sischen Akademie die Lavoisier-Medaille.