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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140611024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914061102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914061102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-11
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Art.) * In der italienischen Kammer gab Minister präsident 2 alandra die Erklärung ab, alle Ver antwortung für die Maßnahme n der Negie rung gegen die Streikenden zu übernehmen. (S. bes. Art.) * Die amerikanische Negierung will Bürg schaft für die volle Amnestie Der Anhänger Huertas leisten. iS. Ausl.) * Der in Puris wegen Straßenraubes verhaftete Graf Maximilian Montgelas wurde zu drei Jahren Gefängnis und Ausweisung verurteilt. (2. Nccht und Ger.) * Zn Nordamerika herrscht große Hiße, die bis jetzt über 30 Opfer gefordert hat. (S. Nachr. vom Tage.) * Der preußische Minister des Innern hat an geordnet. daß für alle R u d c r Vereinigungen, die im Dienste der Jugendpflege stehen, Be freiung von den Schiffayrtsabgaben eintritt. iS- Sp. u. Sp.) * Rußland teilt mit, daß es die selbständige Vertretung Finnlands auf den Olym pischen Spielen nicht mehr duldet. (S. Sp. u. Sp.) * Das Militär-Zeppelinluftschiff ..2. VI" landete heute früh in Leipzig, da ihm die Zufahrt zur Dresdner Luftschiffhalle un möglich war. (S. Sv. u. Sp.) Kaiser Wilhelm in Konopischt. Am Freitag trifft Kaiser Wilhel m zum Besuch des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand auf dessen Jagdschloß Konopischt ein. Diese Zusammenkunft stellt eine neue Be kundung und Bekräftigung des innigen herz lichen Freundschaftsverhältnisses zwischen den beiden Männern dar, deren einer seit einem Bierteljahrhundert die deutsche Kaiserkrone trägt, während der andere als Nachfolger des Kaisers Franz Joseph einst an der Spitze der Donaumonarchie stehen wird, die dem Deutschen Reiche seit mehreren Jahrzehnten treu verbunden ist und hoffentlich noch für recht lange Zeit verbunden bleiben wird. Ge rade die starke Pflege der persönlichen Be ziehungen zwischen Kaiser Wilhelm und Erz herzog Franz Ferdinand bildet ja eine bedeut same Gewähr für den Fortbestand des beiden Reichen nützlichen Bündnisses. Der diesmalige Besuch des Kaisers in Konopischt erhält seine besondere Note dadurch, daß gleichzeitig der Schöpfer der neuen deutschen Flotte Groß admiral von Tirpitz als Jagdgast vom Erz herzog-Thronfolger eingeladen ist. Es liegt nahe, aus dieser Anwesenheit des Herrn v. Tirpitz in Konopischt den Schluß zu ziehen, daß nicht nur den Freuden der Jagd gehuldigt, sondern auch sehr ernsthaft über Marinefragen gesprochen wird. Das fadenscheinige Dementi, das diese Vermutung kürzlich entkräften sollte, wird ja auch nirgends tragisch genommen, und spätestens im Winter werden wir wohl über das Ergebnis der marinepolitischen Abmachungen von Kono pischt unterrichtet werden. In der Wiener Presse werden dem Deutschen Kaiser freundliche Willkommensworte gewidmet; in der Pariser Presse macht sich dagegen eine starke Gereiztheit geltend, die ihren Ausdruck in allerhand kühnen politischen Kombinationen findet. Wir ver zeichnen folgende Meldungen: Wiener Prefistrmmen. Das „Wiener Fremdenblatt" schreibt: Der Be such Kaiser Wilhelms auf Konopischt gibt neuerlich die vertrauten, herzlichen Be ziehungen kund, Vie zwischen ihm und dem Erz herzog-Thronfolger bestehen. In ihnen findet das Verhältnis aufrichtiger, treuer Freundschaft, das die beiden Monarchen und die beiden Herrscherfamilien eint, eine Bekräftigung, und das Bündnis, in dem die beiden Reiche unerschütterlich zueinanverstehen, eine harmonische Ergänzung und Vertiefung. Wenn Kaiser Wilhelm beim Erzherzog Franz Ferdinand zum Besuche erscheint, wenn der erlauchte Hausherr von Konopischt und jein Kaiserlicher Gast in freund schaftlichem Beisammensein ihre herzliche Intimität zum Ausdruck bringen, so wird damit der Welt neuerlich der Charakter der Allianz der beiden Kaiserreiche vor Augen geführt, als Bund, an dem ebensosehr Vernunft wie Gefühl An teil haben, Es ist ein wirklicher Freund schaftsbesuch, den der Deutsche Kaiser seinem Freunde, dem Erzherzog Franz Ferdinand, auf dem vom Blütenzauber d-es Frühlings umrauschten Kono pischt abstattet. Aber dieser Freundschastsakt und die gemeinsame Freude an den Wundern der Natur und an Ven Erfolgen schaffender Tätigkeit ist ohne weiteres zugleich eine Bekundung der Be ziehungen, in denen sich Persönlichkeit und Politik zu einem festen Bunde vereinigen. Und wenn Erzherzog Franz Ferdinand seinem hohen Gaste Vic Frcundschaftshand zum Willkommen reichen wird, begrüßen auch die Völker Oesterreich-Ungarns den bewährten Freund und Bundesgenossen freudigen Herzens. Die „Reichspo st" führt aus: Die Zusammen kunft Kaiser Wilhelms mit dem Erzherzog-Thron folger Franz Ferdinanv ist ein neuerliches Zeichen für die herzlichen und innigen Beziehungen, die Deutschland und Oesterreich und ihre Fürsten in un erschütterlicher Stärke verbinden, und von viesem Standpunkt aus kann man den Besuch in Konopischt auch als hocherfreuliche politische Er- scheinung bewerten. Pariser Stimmen. Paris, 11. Juni. Ueber die Zusammenkunft in Konopischt schreibt das „Echo de Paris": „Bei dieser Zusammenkunft wird es sich zweifellos um Marinefragen handeln. Es zeigt sich von neuem, welche Bedeutung die deutsche Regierung dem Problem der germanischen Expedition in das Mit telländische Meer beilegt. Die österreichisch deutschen Verhandlungen sind in doppelter Hinsicht interessant. Erstens dadurch, daß kein Vertreter der italienischen Admiralität ihnen beiwohnen wird. Denn in dem Augenblick, wo die Rivalität zwischen Oesterreich und Italien aufs heftigste im Adriatischen Meer besteht, scheint Deutschland sich nicht mehr zu beeilen, den italienischen Interessen die Aufmerksamkeit zu schenken, die Marquis di San Giuliano durch seine Dreibundpolitik verdient zu haben glaubt. Zweitens macht man merkwürdiger weise Anstrengungen, um den KönigvonSchwe« den zu veranlassen, nach Konopischt zu kommen. Diese Anstrengungen sind allerdings mißglückt, der König wird den Verhandlungen fernbleiben. Aber die deutsche Regierung hält das Projekt trotz dem aufrecht, Schweden und Norwegen zu einer Art Bündnis gegen Rußland zu vereinigen. Auf diese Weise hofft die deutsche Diplomatie den skandi navischen Staaten die Rolle zuzuschieben, die die Türkei und Rumänien spielten, nämlich Rußland gegenüber eine übelwollende Neutralität zu wahren oder als Hinterhalt im Kriegsfälle aufzutreten. „Echo de Paris" schreibt weiter: „Wir hoffen, daß man in Stockholm und Christiania zu viel Würde hat, um sich zu einer solchen Aufgabe herzugeben. Es ist jedoch klar genug, daß das europäische Gleichgewicht nicht in Petersburg, sondern in Berlin bedroht ist." Vas blutige Ende des Generalstreiks. Fast überall ist es in Italien am Mittwoch noch zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Streiken den und dem Militär gekommen, und es war bereits hohe Zeit, den Streik zu beenden, wenn nicht die Führer die Verantwortung sür die schwersten Folgen übernehmen wollten. Die italienische Arbeiterschaft ist, das hat dieser Streik wiederum gelehrt, nicht in Ordnung zu halten, sobald sie einmal zum Protestieren aufgehetzt wird. In großen Kundgebungen ist die Sympathie für das Militär, das wahrlich keinen leichten Stand gehabt hat, zum Ausdruck gebracht worden, während aus der anderen Seite alles versucht worden ist, es zum Ungehorsam zu verleiten. In der italienischen Kammer erklärte Ministerpräsident Salandra, alle Verantwor tung sür die getroffenen Maßnahmen zu übernehmen, da die Kundgebungen in Ancona sich direkt gegen Einrichtungen des Staates gerichtet hätten. Wir ver zeichnen folgende Meldungen: Die Wiederaufnahme der Arbeit. Rom, 11. Juni. Das Zentralkomitee der italie nischen Gewerkschaften hat gestern beschlossen, die Beendigung des Generalstreiks in ganz Italien für Mitternacht festzusetzen. Auch eine am Nach mittag in Mailand von 50 000 Personen besuchte Volksversammlung beschloß die Wiederauf nahme der Arbeit für heute irüh. Ter Betrieb auf den von den Ausständigen stillgclegten Bahnlinien in der Romagna von Bologna bis An cona und von da bis Rom war schon gestern wieder in Ordnung. Von Demonstranten wurden in der Nähe des Kolosseums Sicherheitsmannschalten mit Feuerwaffen angegriffen. Als Gendarmen gegen sie anrückten, wurden diese mit einem Steinhagel über schüttet, >o daß sie nichts ausrichten konnten. Ins gesamt sollen über sechshundert Verhaftungen stattgefunden haben. Gewalttaten der Streikenden. * Neapel, 11. Juni. Bei einem Handgemenge zwischen Manifestanten und Artilleristen wurde einer der Manifestanten getötet. Zahlreiche Artilleristen wurden durch Steinwürfe und Stock schläge verwundet. In zwei Fabriken wurden von Manifestanten die Fenster eingeschlagen und die Telephondrähte zerschnitten. Das Portal einer Tabakfabrik wuroe in Brand gesteckt. Bersaglieri zerstreuten die Manifestanten. Rom, 11. Juni. In Fierenzuola bei Piacenza ist eine Dynamitpatrone an der Ardabrücke explodiert, wodurch ein Brückenpfeiler beschädigt wurde. Ein Eisenbahnzug konnte noch rechtzeitig aufgehalten werden. Die Untersuchung ist eingeleitet. Kundgebungen für die Armee. Rom, 11. Juni. Vor dem Königspalast und dem Kriegsministerium fanden gleichfalls Kund gebungen für die Armee und das Kriegs- ministerium statt. Unter lebhaftem Beifall der versammelten Menge wurde die Nationalflagge gehißt. Mehrere Deputierte hielten Ansprachen. — Die Arbeiterkammer in Genua forderte die Aus ständigen auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. Besprechung des Streiks in der Kammer. Rom, 10. Juni. In der Kammer brachte der Republikaner Mazolani einen Antrag ein in dem die Regierung aufgefordert wird, eine Vorlage einzubringen über die Einsetzung einer Parla ment a r i s ch e n U n t e r s u ch ü n g s k o m m i s j i o n, welche die Verantwortlichkeiten für die Ereignisse am 7. Juni in Ancona feststcllen solle. Der Sozialist 'Calda befürwortete einen Antrag, in dem der inneren Politik der Regierung die Mißbilligung ausgesprochen wird, Mehrere sozialistische Redner kritisierten lebhaft die innere Politik der Regierung. Der Abgeordnete Alessco brachte einen Zusatzantrag ein, in dem er klärt wird, daß die Kammer allein die Achtung vor den verfassungsmäßigen Freiheiten als besten Schutz der öffentlichen Ordnung und als wirksamstes Selig ist, wer alle Leidenschaften unter drückt hat und dann mit seiner Tatkraft olle Angelegenheiten des Lebens, unbesorgt um den Erfolg, verrichtet! Laß den Be weggrund in der Tat und nicht im Aus gang sein! Beethoven. Zur protessszrne in -er „Mirakel"-/lufführung. Herr Dr. Dinier läßt uns eine Erllärung zugeyen, die folgenden Wortlaut har: „Ich habe gegen das „Berliner Tageblatt" Strafantrag gestellt wegen der unwahren Be hauptung, der Verband Deutscher Bühner:f..,rZi steller, dessen Mitgründcr und Borstand.-Mitglied ich bin, habe beschlossen, „eine Untersuchung meines Gesundheitszustandes zu veranlassen". Ferner wegen der unwahren und im Zusammen hänge beleidigenden Behauptung, zwischen Herrn Dr. Karl Bollmoellcr, dem Verfasser des „Mi rakel", und mir schwebe ein Prozeß. Auch gegen mehrere andere Blätter und Personen, die unwahre Behauptungen ähnlichen Inhalts ausgestellt oder verbreitet haben, werde ich Strafantrag stellen. Ich lege Wert darauf, zu betonen, daß ich meine Kundgebung, trotzdem ich zu ihr ans innerster Empörung über die Profanierung christlicher Liturgien zum Zwecke billiger Effekt hascherei und Geldt^rdieiierci ganz spontan ver anlaßt wurde, völlig überlegt getan habe . . . Mit aller Entschiedenheit lehne ich cs ab, die goldene Nnctzugsbrücke zu betreten, die man mir zu bauen sucht durch die Erllärung, ich habe im Affekt oder im Zustande überreizter Nerven gehandelt. Angesichts zahlloser Zustimmungen, die ich aus katholischen Kreisen erhalten habe, fühle ich mich verpflichtet zu erklären, daß ich, ob- wohl üvcrzcugter Christ, schon längst nicht mehr auf tonscssioncllem Standpunkte stchc, da ich im Lanze der Jahre zu der schmerzlichen Er kenntnis gekommen bin, daß der Katholizismus ebenso wie der Protestantismus in seiner ein seitigen Dvgmensiarrc nur eine verzerrte Kari katur der wahreu Lehre Ehristi ist. Aber ge rade darum erreichte während der „Mirakel"- VorsteUuug meine Empörung ihren Höhegrad, als oas Symbol des heiligsten Ideales, das mir und sicherlich Millionen von Christen in unserer Seelennot geblieben ist, nämlich das Marter holz, an dein der Gekreuzigte für seine Ueber- zeugnilg starb, in überlebensgroßer Gestalt vor einem sich belustigenden Publikum durch den gemeinen Staub der Zirkus-Arena getragen wurde. Ich mußte alle meine Energie anfbieten, iim nicht einigen vor mir sitzenden Zuschauern, die aus ihrem Spott über die dargebotenen Vor gänge keinen Hehl machten, ein paar Ohrfeigen zu versetzen. Ich glaube, daß die von mir ge wählte und von vielen beanstandete Form einer Kundgebung immer noch die eines gesitteten Menschen würdigste war . . ." Diese neue Kundgebung beweist, daß der bedauerliche Vorfall in einer gesteigerten Reiz barkeit des religiösen Empfindens erklärt ist. Von diesem Gesichtspunkte aus ist er zu beur teilen. Von einer Einweihung dürfte un übri gen nur dann die Rede sein, wenn die Form, in der hier religiöse Symbole in die Hand lung hcreingezogen werden, den künstlerischen Forderungen nicht genügie oder wenn irgendeine Tendenz vorlägc, sie herabznsetzen. Beides ist in der Reinhardtschen Aufführung nicht der Fall. Im übrigen hat das Theater wie jede andere Kunst das Anrechi, religiöse Dinge in ihr Ge biet ernznbeziehen. Für die Poesie, die Mnsik ivie für die Malerei wird niemand dieses Recht bestreiten. Die Reinhardtsche Aufführung macht auf Normalveranlagte einen gewaltigen Ein druck. Wenn cinrgc Leute hierbei spotten und lachen, so beweist cs nur deren künstlerische Unempfänglichkeit und ihren Mangel an Anstand. Aber dies gibt noch keinen Anlaß zu einem derartigen allgemeinen Protest. Es wird noch weiter zu der Angelegenheit gemelocc: Der Verband deutscher Bühncnschrlft- stetlter betrachtet die vorgestrige Kundgebung des Herrn Dr. Arrur Dinier bei aller Achtung vor seinen Empfindungen sür unvereinbar mit den VerbanoSiniercssen. Da Herr Dr. Dinier nicht, wie irruimlich berichtet woroen, Syndikus des Verbanoes, sondern Tlretior der lsviriebsstellc des Verbandes ist, so hat deren Aufsichisrat über etwaige weilcre Schritte zu entscheiden. Kunst UN- Wissenschaft. * Im Neuen Operettentheater hat wegen Indis position des Herrn Grave der Spielplan eine Um gestaltung dahin erfahren, daß am Sonnabend, anstatt der angezeigten X. Vorstellung im Operetten zyklus „ D e r f i d e 1 e B a u e r ". zu volkstümlichen Preisen „Die ideale Gattin" in Szene geht. Als X. (letzte) Aufführung des Operettenzyklus wird dafür am Montag „Polen blut" gegeben: die auf Sonnabend, den 10. Juni lautenden Zyklusbillete können gegen Tageskarten für Montag umge tauscht werden. * Schrumpf lehnt den Rücktritt ab. Theater direktor Ernst Schrumpf hat nach einer Privat meldung den ihm nahegelegten freiwilligen Rücktritt von der Leitung des Vollstheaters abgelehnt. Dir. Schrumpf wird die ihm angedrohte Konzessionsent ziehung mit Klage erwidern, um in der Konzessions frage die Abwartung der Entzcheidung der Berufungs verhandlung zu erzwingen. Schrumpf beteuert seinen Rechtsanwälten nach wie vor seine Unschuld, und daß er objektiv falschen Beschuldigungen unterlegen sei. * Der Hallesche Theatcrdirektor gewählt. Die städtische Theaterdeputation in Halle wählte ein stimmig unter 05 Bewerbern als 'Nachfolger des Geheimrats Max Richards in der Direktion des Hallescheu Stadttheaters für die Jahre 1015—1020 Leopold Sachse, der bisher Direktor des Stadt theaters in Münster war. * Kleine Kunstchronik. Wie aus Straßburg gemeldet wird, ist dort in einer kleinen Prioatfamm- lung ein Bild entdeckt worden, das man für einen Rubens hält. Das Bild ist 1 Meter hoch und 1,25 Meter breit und stellt die aus Hcrodot bekannte Szene dar, in der die Königin Tomyris den abge schlagenen Kopf des ersten Kyrus in Blut taucht. Das Bild ist anscheinend in der Zeit zwischen 1022 und 1024 entstanden: zwei Pagen aus dem Bilde habrn Aehnlichkeit mit Rubens' beiden Söhnen. — Eine Klei st-Gedenktafel wurde in Königs berg an dem Haufe Löbenichtsche Langgasse Nr. 12, in dem Kleist während seines Königsberger Aufent haltes wohnte, enthüllt. Die Gedenkrede hielt Dr. Ludwig Goldstein, der Vorsitzende des Königsberger Gocthcbundes, dann übernahm im Namen der Stadt Professor Stettiner die Tafel, die ein A^erk Professor Cauers ist. — Das Märkische Muscum er warb drei neue Arbeiten des bekannten Berliner Malers Bruno Bielefeld, die die Motive „Die Pctristraße", „Inselbrücke" und „Potsdamer Stadt schloß" behandeln. — Der bekannte Pariser Kunst freund Ioan ny Peytel hat dem Louvrcmuicum eine größere Anzahl Gemälde und Bildwerke von großen Meistern des 18. und 10. Jahrhunderts zum Geschenk gemacht. Unter den Bildern ist die „Singerie" von Watteau, ferner ein Porträt des Prinzen von Wales, nachmaligen Königs Eduard VII., von Bastien Lapage, Alfons Daudets und dessen Tochter von Larrey, eine herrliche Lend schäft von Sisley u. a. — Professor Konrad Kiesel wurde als neues 'Mitglied in den Senat der Berliner Akademie der Künste für die Zeit vom 1. Oktober 1014 bis Ende September 1017 gewählt. Wiedergewählt für dieselbe Zeit wurden Maler Professor Hildebrand, Bildhauer Professor Schaper, Bildl-auer Professor Ianensch und der Kom ponist Professor Philipp Scharwenka. * Kleine literarische Mitteilungen. „Dichter und Verleger" ist der Titel eines soeben bei Georg Müller in München erschienenen Buches, das, van W a l t e r Hasenclever hcrausgegebcn, den literarisch und buchhändlerisch interessanten Briefwechsel des Verlegers Friedrich mit Det lev von Liliencron nebst einer Anzahl von fast unbekannten Brieffaksimiles und Porträts ent hält. Eine umfassende Einleitung bringt neben den Briefen sehr viel Neues zur zeitgenössischen Literatur und zur Biographie Detlev von Lilicncrons. — „Der Bogen des Philokte t", Karl v. Levetzows bekannte Bühnendichtung, wurde vom Autor einer durchgreifenden Umarbeitung unterzogen und wivd von der Bertriebsstelle des Ver bandes Deutscher Bühncnschriststcller in einer voll ständig neuen Bühnenfassung demnächst den Theatern zugänglich gemacht werden. — Das bekannte Mit glied des Wiener Hofburgtheaters Heinrich Prechtler hat ein unterhaltendes Büchlein „B i s ins Burgtheater" geschrieben. — Karl Iustis spanische Bibliothek ist von seiner Schwester dem kunsthistorischen Institut der Uni versität Bonn als Geschenk überwiesen worden. * Slevogts „Benvenuto Cellini". Max Slevogts neueste illustrative Schöpfung, der „B envenuto Celli ni", erscheint im Verlag von Bruno Cas» sirer in Berlin. Der Künstler hat dieser außer, gewöhnlich umfangreichen Arbeit vier Jahre ge- widmet. Er machte über 300 Originallithographien, die in zwei Ausgaben, erstens ohne Text auf China- papier, zweitens in den Goetheschcn Text gedruckt er- scheinen. Das von Slevogt angewendete litho graphische Verfahren ist für Deutschland neu: es ist die Tuschlithographie, die mit den feinsten Tönen zu arbeiten imstande ist, deren Druck aber große tech nische Schwierigkeiten macht. Die Buchausgabe er scheint in fünf Lieferungen.
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