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Notizen vei» Ossenvakone rum Oemenki Onünings Der „Osservatore Noinano" bringt in seiner Nr. 195 vom 22. August 1933 einen kurzen Auszug aus den Gerüchten, die in der holländischen Presse über Dr. Brü nings angebliches Verhalten gegenüber den Konkordats verhandlungen in Nom verbreitet wurden. Anschließend wird ebenfalls kurz erwähnt, das; Dr. Brüning kate gorisch alle diese Kombinationen um ihn dementiert hat. Der Osservatore fügt als eigene Stellungnahme hin zu, das; ihm „in Wahrheit die Notiz nicht derartig erscheine, das; sie zu Dementis einlade, da sich derartige Demen tierungen nicht verlohnten." Damit dürfte dieser Fall endgültig geklärt sein. Zurück bleibt die Verwunderung darüber, wie man in der ausländischen Presse zu derartigen Fabeln kommen konnte, und wie sich ein holländisches katholisches Blatt ein solches Kuckucksei ins Nest legen lassen konnte. » Die Aenszernng des „Osservatore Nomano" lautet im Originaltext folgendermaßen: „In verita ci sembra ehe la notizia era tale da non meritare inviti a smentire, percho non meritava smentite di sorta." Nina Amerika hat sein neuestes Schlagwort. Jahrelang hies; es Prosperity, womit das Gedeihen und Wohlergehen der Wirtschaft gemeint war. Jetzt heißt es Nira. Es ist wie alle Schlagwörter eine Abkürzung. Nira heißt Na tional Industrial Necovery Act (Nationales Industrie- Wiederaufbaugesetz). Alles steht unter seinem Eindruck: Man fragt, wenn man früh seinen Nachbarn trifft, nicht mehr „Wie haben Sie geschlafen", sondern was macht die Nira? In den Schaufenstern gibt es nur noch Nira- Plakrate; jeder Mann, der etwas auf sich hält, trügt ein Nirabnndchen im Knopfloch. Die Zeitungen hämmern dieses neue Schlagwort den Massen ein. Nira ist in den Vereinigten Staaten der Schlachtruf geworden, unter dem die Arbeitslosigkeit bekämpft und die Prosperity an gekurbelt werden soll. Ein bisher Arbeitsloser hat seiner neugeborenen Tochter den Namen Nira gegeben, weil er seine Wiederanstellung dem Nationalen Industrie-Wieder aufbaugesetz zu verdanken glaubt. Bei der Vorliebe der Amerikaner für solche und ähnliche Sensationen dürfte dieser Name bald Schule machen. Oie „monriLinen" Lpielksnken im l^ieriengsng Das Glücksspiel wird, scheint es, langsam un modern. Es gehört einer zu Ende gehenden Zivilisations epoche an, in welcl)er nur der Reichtum den guten Ton angab; es konnte nur im Gefolge einer Lebensauffas sung zu übergroßer gesellschaftlicher Bedeutung kom men, die rein individualistisch-liberal war und daher dem Einzelnen auch das „Recht" gab, sein Vermögen ohne Rücksicht auf irgendwelche soziale Verantwortlich keit am Spieltisch zu verpulvern^ Heute vollzieht sich unter krisenhaften Erscheinungen und in langsamem Tempo zwar, aber doch unauflmltsam eine Wendung zu anderen Lebensgrundsätzen und zu anderen Idealen; die Zahl der Menschen, die mit irrig ruhigem Gewissen im Glücksspiel Zchntausende sinnlos wegwerfen können, nimmt sicherlich ab. Die moralische Anrüchigkeit des Glücksspiels wird heute mehr empfunden als noch vor 10, 20 Jahren. Dazu kommt noch, das) auch der reichen Leute weniger werden, das) die Wirtsclzaftskrise es selbst früheren Millionären nicht mehr erlaubt, sich den Luxus des Glücksspiels zu gestatten. So weisen denn die Ein- nahmezissern der berühmten französischen Spielkasinos für die Wintersaison 1932 33 gewaltige Verschlechterun gen auf. Das mit ungeheuren Kosten erbaute Mediter- raw'e-Kasino an der Promenade des Anglais in Nizza- z. B. l>at im Winter nur noch knapp 6 Millionen Francs eingenommen gegen 11,2 Millionen Francs in der Vor jahrssaison. Die Einnahmen des Iet-'-e-Promenaden- Kasinos in Nizza gingen von 10,3 Millionen aus 6,73 Mil lionen Francs zurück, die des Eldorado-Kasinos von 2 Millionen auf 1480 000. Das Palmbeach Kasino, das im Jahre 1931 noch 17 Millionen Francs einnahm, konnte in der abgelausenen Saison nur mehr eine Einnahme von 7 570 000 Francs erzielen; das Kasino Municipal von Cannes nahm 1932 nur noch 7,8 Millionen Francs ein gegenüber 21 890 000 Francs im vorigen Jahr. Ta zwei Drittel bis drei Viertel dieser Vrutto-Einahmen vom Staate eingezogen werden, und die fix bleibenden Gene- ralunkosten nutzerordentlich hoch sind, arbeiten diese Spielbanken meist mit Defizit. Unnuke riei» Teil Es ist etwas Seltsames um uns Menschen von heute. Wir haben den Blick für die Ordnung der Dinge verloren. Schon äußerlich tut sich das kund. Wir hasten und eilen und tun dies selbst dann, wenn es gar nicht erforderlich ist. So aus einer Gewohnheit heraus. Alles vollzieht sich in Eile und Hast. Tas Essen oder Zeitunglesen. Auf die Worte des Mitmenschen hören wir oft nur hin. Tempo wurde zur Losung einer Zeit. Sind ivir kaum zu Hause, so wartet draußen schon irgend ein Verein oder eine sportliche Veranstaltung und der gleichen mehr auf uns. Wir müssen richtige Maßstäbe zurückgewinnen. Auch die Zeit soll dem Menschen untertan seins Ter Alen sch braucht besonders nach Stunden anstrengender Arbeit Ruhe. Wo wir »ns selbst und unserer Familie gehören. Wo wir wieder mit unserer Seele Zwiesprache halten. Denn der Mensch ständiger Unruhe droht sein Menscissein zu verlieren. Aus -en Spuren der Jesuiten in Südamerika (Von unserem Sonderberichterstatter.) C. z. Zt. Cordoba (Argentinien), August. Wie alle jungen Nationen, sind auch die südamerikanischen Völker geschichts- und Iradilionssremd. Niemand kümmert sich Iper um die Vergangenheit des eigenen Landes, und es gehört zu den Seltenheiten, daß historische Baudenkmäler gepflegt und erhalten werden. Was stürzen will, das stürze — man trauert ihm nicht nach, sondern setzt etwas „Neues", möglichst „Prak tisches" an seine Stelle. Diesem ungeschriebenen Gesetz, welches das Verhalten aller südamerikanischen Völker bestimmt, sind auch die schönsten Zeugen einer großen Vergangenheit, die Kirchen und Eslancien der Jesuiten, zum Opfer gefallen — und die wenigen heute noch erhaltenen Reste sind, mit geringen Ausnahmen, vom gleichen Schicksal bedroht. Nur mit schmerzlichen Gefühlen kann man den Spuren dieser großen Kultur, die einstmals mutwillig zerstört wurde und die jetzt auch in ihren letzten Ueberbleibseln der Vernichtung geweiht sein soll, folgen. Im Jahre 1608 faßte König Philipp von Spanien den Entschluß, die Indianer des Spanien unter tänigen Südamerika durch die Jesuiten zum Christentum be kehren zu lassen. Damit setzte ein neuer Abschnitt in der Ko lonisation Südamerikas ein. Waren bisher die Indianer von de» überlegenen Europäern militärisch besiegt und unterjocht, vielfach sogar von den „Mamalucas" genannten Sklaven jägern der brasilianischen Provinz Sao Paulo gefangen und verkauft worden, so kamen jetzt weiße Männer über das Meer, die das Herz des Indianers gewannen. Der erste Anfang wurde an den Wasserfällen des oberen Parana gemacht, hier entstanden die ersten Iesuitensiedlungen. Die frommen Priester lehrten die unwissenden Indios die Arbeit lieben. Sie kamen nicht als Fremde, sondern als ihre Brüder zu ihnen, und ver standen es. den Indianer bei seinen eigenen Idee» und Vor stellungen zu lassen. Sie lebte» mit den Indianern in „kom munistischer" Gemeinschaft zusammen, d. h. sie verlangten nichts sür sich, sondern ließen allen Arbeitsertrag der Gemeinschast zugute kommen. Eie zwangen niemanden zur Arbeit, sondern eiferten durch eigenes Beispiel zur Nachahmung an. Mit Spiel und Tanz brachten sie den Rothäuten zugleich den Rhythmus des Tagewerkes bei. Bald entstanden da, wohin sie kamen, große Weizen- und Maisfelder, mächtige Viehherden weideten auf den Wiesen. Mühlen, von den Indianern gebaut, mahlten das Getreide. Straßen wurden gebaut, um die geernteten Produkte wegschasfen zu können. Die Patres lehrten die Indios die Kunst der Bewässerung: Bei jeder Iesuiten-Estaneict wurde ein großer Stausee angelegt, um die umliegenden Lände reien bewässern zu können. Der Mittelpunkt jeder Nieder lassung war die Kirche, zumeist im Stil des spanischen Barocks, vermischt mit Elementen des sogenannten Kolonialstils, gebaut. Sehr ost haben die Indianer, deren Holzschnitzkunst bekannt war, den Hauptaltar mit der Hand geschnitzt und in jahrelanger Arbeit mit wundervollen gedrehten Holzfäulen verziert. Präch tige Gemälde von Schülern der flämischen Schuie oder alt spanischer Meister schmücken die Wände. Als die „Mamalucas" aus Sao Paulo ihre Sklavenraub züge bis an die ersten Missionen am Parana ausdehnten, zogen die Jesuiten mit 12 600 bekehrten Indianern in das heutige Paraguay, zu den sogenannten Südmissionen, alles was sie am Parana besaßen, im Stich lassend. Um jedoch nicht wiederum zu einer derartigen Flucht gezwungen zu werden, brachten sie ihren Indianern einige militärische Kenntnisse zur Selbstver teidigung bei, und wirklich gelang cs diesen dann, neue Ein- sölle der Tklavenjäger erfolgreich znrückzuweisen. Nun begann die Blüte des „Iesuitenreiches". das sich zu einer Art „Staat im Staate" entwickelte, — denn selbstverständlich gehörte die politische Oberhoheit nach wie vor den spanischen Beamten in den meisten Teilen Südamerikas, den portugiesischen in Bra silien. Die IesnUen-Siedlungen oder „Reduktionen", wie man sie hier nennt, dehnten sich über das ganze heutige Paraguay, über Teile der brasilianischen Provinz ljctzt: Staats Rio Grande do Sui. über das nach den Jesuiten „Misiones" ge nannte argentinische Territorium bis in die heutige Provinz Cordoba (Argentinien) aus. Man schätzt, daß säst 175 0U0 Menschen in diesem „Reich" lebten, und daß 14 000 Mann die Reduktionen mit bewaffneter Hand zu schützen bereit waren. Es läßt sich nicht mit Worten ausdrücken, wieviel Gutes die kolonisierenden Priester, die nicht für eigenen Vorteil, son dern für das Seelenheil und das leibliche Wohl ihrer Schutz befohlenen sorgten, sür diese Länder getan haben. Sie ver standen cs wunderbar, die geistig trügen und initiativlosen In dios ohne äußeren Zwang zur Arbeit und zur Regelmäßigkeit zu erziehen, indem sie ein Schema sür das Berufs- und Fa milienleben und alle Verrichtungen des einzelnen nusstcllten und sie durch Glockengeläute regeln ließen. Ans milden Pampa strecken, Urwäldern und Bergwiesen machten sie blühende Gärten, aus einer träge dahinvegetierenden Schar von In dianern, die nur noch das Opfer grausamer Sklavenhalter ge wesen mären, fleißige und fromme Menschen, die ihren Platz im Leben aussüllten. Dennoch ereilte auch die wohltätigen Jesuiten das Schicksal: Nach noch nicht lOOjährigcr Dauer ihrer Arbeit in Südamerika wurde der Orden 1767 in Spanien ver boten (nachdem man ihn 1759 in Portugal und 1761 in Frank reich verboten hatte), und die Regicrungsbeamten im spanischen ivie im portugiesischen Teil Südamerikas, die sich durch die Ar beit des Ordens begreiflicherweise ost in ihrer eigenen, weit weniger uneigennützigen Tätigkeit behindert sahen, ergriffen schleunigst die Gelegenheit, nun auch ihrerseits gegen die Väter der „Campania", der Gesellschaft Jesu, vorzugehen. Ueberall wurden die Jesuiten ans ihren Reduktionen vertrieben, ihre Besitzungen von den Staatsbeamten beschlagnahmt und verkauft. Die Indianer sanken in ihre alte Lethargie zurück, die Ver folgungen begannen miss Neue, und Stück um Stück wurde ihnen das Land genommen. Aehnlich wie in Nordamerika, leben die Indios jetzt auch in den meisten südamerikanischen Republiken als Fremde und Parias aus dem Grund und Bo den. der ihnen früher gehörte. Ihre Beschützer aber, die Jesuiten, haben nirgendwo wieder ihre früheren Besitzungen überneh men dürfen. Die Kirchen und Estancien in Paraguay, Misiones und Ria Grande do Sui sind zum größten Teil zerfallen, viele der unter der Leitung von Jesuiten angesertigtcn Wege vom Urwald wieder überwuchert. Noch heute kommt cs ost vor, daß Foms/r von 6nn/-o// 6. kortsvtrun^ dlscbckruclr verboten 4. Kapitel. Die Mittagspause verbringt Hella auf der Straße. Nach Hause zu gehen wagt sie nicht. Heute abend ist der Vater vielleicht nicht da. Er hat ja nun wieder Geld.. Wie lang ist die Zeit von eins bis drei, wenn man sie mit hungrigem Magen, von Schwäche und Müdigkeit zer stört, auf einer Bank der Allee zubringen muß! Gleichgültig verzehrt Hella den trockenen Rest ihres Butterbrotes. Um diese Zeit ist die Allee belebt. Buntbemiitzte Gymnasiasten gehen in größeren und kleineren Trupps vorüber. Mädel nehmen in langen Ketten die Alleebreite ein und schwenken die Schulmappen. Hella schaut ihnen nach. Wie lustig sie sind! Die gehen jetzt nach Hause und bekommen Suppe zu essen und Fleisch und Gemüse. Ein Herr geht vorüber, ein kleines Mädel an der Hand. Das erzählt mit aufwärts gerichtetem Gesichtchen und hüpft fröhlich dabei auf. Und der Vater schaut es an «nd lacht. Nun überqueren sie die Straße und bleiben vor dem gegenüberliegenden Hause stehen. Es ist ein kleines, vornehmes Haus in Hellem Oel- anstrich, mit breiten, blanken Fenstern. Der Herr drückt auf den Schellenknopf. Die Tür springt auf. Hella beobachtet es mit wachsendem Interesse. Wäre sie dieses kleine Mädel, das einen guten Vater hat und in dem schönen Hause wohnt! Es trug ein rotes Mäntelchen mit einem schwarzen PelMeifen daran. Hella schaut auf die Haustür, wie auf die verschlossene Pforte des Paradieses. Sie kteot auf. Ueberauert ebenfalls de» Labrdamm und blickt zu den Fenstern mit den zarten Tüllvorhängen hinauf. Eine Urne steht auf der einen Fensterbank. Eino Kunstvase auf der anderen. Und im Dämmerlicht der Zimmerflucht hängt das Fenster der Gartenseite wie ein mit dem Silberlicht des Himmels angesüllter Spiegel. Hella 'chleicht zu ihrer Bank zurück, die Augen unver wandt auf das vornehme Haus gerichtet. Langsam verändert sich der Ausdruck ihres Gesichtes. Ihre Lippen teilen sich zu. einem Lächeln. Wohnt nicht sie in dem vornehmen Hause? Ja sicher, sie wohnt darin! Ist nur hinausgegangen, um zu sehen, wie das ist, so allein draußen auf der Bank zu sitzen wie ein armes, hungriges Mädel! Die Mutter wollte es zwar nicht erlauben. Weshalb sott sie denn draußen auf der Bank sitzen, wo sie drinnen einen Polstersluhl hat?! Hellas Schultern bewegen sich im Spiel der Gedanken. Sie mochte nicht drinnen bleiben! Bei Tisch saß sie in dem weichen Sessel, und die Mutter füllte Rotkraut auf ihren Teller, — nein, nicht Rotkraut, — Blumenkohl! Stellte ein Schüsselchen mit Pudding daneben. Mandel pudding . . . „Weshalb denn das?" sagte die Mutter, „du kannst doch hierbleiben und spielen, du hast doch deine Puppen, deine Bücher und all' die anderen schönen Sachen —" „Ich möchte aber so gern nach draußen —" „Dann ziehe den Mantel an, damit du dich nicht er kältest, den roten, der ist warm." Und sie zog den Mantel an, den roten, mit dem schwarzen Pelzstreisen und sitzt nun hier aus der Bank und lächelt. Und wenn sie will, kann sie wieder hineingehen, zu ihren Büchern und Puppen — Mit gezierten Bewegungen räkelt sich Hella auf der Bank. Der Vater steht ja hinter dem Fenster und schaut ihr zu. Sie spielt mit dem blondem Zöpfchen, das auf ihre Schulter herabhängt. Sie streicht an ihrem Mantel her unter. An ihrem Mantel... dem roten, mit dem schwarzen Pelzbesatz — Da fühlt sie einen harten, zerschlissenen Stoff und sieht, daß dieser Mantel blau ist. Verblichen blau Hella zieht frierend die Schultern zusammen, reibt di« kalten Hände. Das Spiel der Phantasie ist jäh zerstört. Sie fühlt sich betrogen. Ein schmerzendes Hungergefühl reißt den bunten Zauber vor ihren Augen entzwei. Zerschlagen steht sie auf. Schlendert weiter. Sieht sich noch einmal'»ach dem hübschen Hause um, mit einem Ge fühl, als habe sie ein Anrecht daran und tritt pünktlich um drei Uhr in den Seiteneingang des Geschäfts Jonas u. Co. 5. Kapitel. „Diese Steilmann gefällt mir nicht", sagt Herr Jonas zu dem Fräulein an der Kasse. „Ich weiß nicht recht, so verschlafen sieht sie aus." Er zieht die Schultern hoch, „und einen unsauberen Eindruck macht sie, — ich kann mir nicht Helsen —" „Komm einmal her", ruft er und schiebt die Unter lippe vor. Hella bleibt mit einem scheuen Blick in den Augen stehen, als Hütte man sie auf verbotenen Wegen ertappt. Herr Jonas faßt mit spitzen Fingern ihren Mäntel ärmel. „Haven Sie sich nicht gewaschen, ehe Sie wieder zum Geschäft gingen?" „Sie" sagt Herr Jonas zu ihr. Hella wird blutrot und nickt. „Unglaublich." Herr Jonas schüttelt sich, „gehen Sie!" Hella steht wieder da, wie angewurzelt. Wiederum hat sie das gleiche Gefühl wie heute morgen, als wären ihre Glieder gelähmt. „Sie sollen gehen, habe ich gejagt!" Herrn Jonas Unterlippe steigt bis unter die Nasenspitze empor. Er wendet sich in halber Drehung dem Fräulein an der Kasse zu. „Dos —" sagt er. „Unglaublich —" Und wieder lächelt das Fräulein pflichtschuldig, ein wenig erhaben, ein wenig geschmeichelt, und schiebt mit kokett gespreizten Fingern eine Haarnadel tiefer in den Nackenknoten hinein. Das Fräulein an der Kasse blitzt vor Sauberkeit Kein Härchen liegt anders, als es liegen muß. Die Manschetten der Acrmel sind friscl-gestärkt. Tie Fingernägel haben Hoch glanz. Und sauber wie ihr Aeußereo ist auch ihre Arbeit Der Bleistift ist spitz wie eine Nadel. Keine Zahl steht schief. Kein Tintenflecken verunziert Bücher und Addier bögen. Und die Kasie stimmt bis auf den lebten Mennia — (Fartjetzung jolgt.)