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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-14
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Sonntags - Ausgabe ISS. Jahrgang lik L«»p,«s un» vororl« durch unser» «riiarr VKAU AAPkkkf k- un» SpeSiteur» rmaitSgitch In» Sau» -»bracht: monatlich 1.« M., oiertrUSHrUch 3.7, M. Sri »er »rlchSft.NeU», unfern ZtUolrn un» s>«»gadrsreU»n abgeboltr monatlich lM.,v>«rt»tl»hrlt<t, 3M. Durch »le Post: innert,ald veutschlan»» un» Ser »«ztschen Kolonien «onatUch i^S M.. vierteliührUch 4.3» M.. auoschtiegUch postbesteU-el». Da» Leipziger kagedlatt erscheint werktags »mal, Sonn» u. Zeiertog» Imat. Su Leipzig, »en Nachbarorten un» Sen chrten mit eigenen Zillaten wir» »i« stben»au»gabe noch am «den» »«» erscheinen» in» Hou» geltesert. Derllner «»»aktionr Sn »en Seiten >7. Zernsprech-stnschluA: Moabit Nr.4»7. /trndsblLtt des Rates und des polrzeuuntes NeSaktion un» SeschLftostelle: )»hanni»gass, Nr.«. » Zernsprech-flnschlu- Nr. 14»«, «»»3 un» >»»»«. für Snserat» au» Leipzig un» Umgebung »i« /IlIAklAkklpkklfk» >spaltig«p«titz»ilrr,ps.,»i»Neklam»z^l»t M.« von au»wärt»3» Vs., Nekiamen 1.SS M., Klein«Anzeigen »iepetitzril« nur rops.d.ivicSerkoi Nab.,3ns«rat« oon0ehSr»en im amtlichrnLell »ie Petit zeil» 3» ps. Seschttstoanzrigen mit plabvorschrist im Preis, erhiht. Nadatt nach Laris. Setlageni S»samtausl.SM.»aoLaus«n» auoschl-postgebühr. stnzeigen-stnaahm«: )okann»»gasse», bei sämtlichen Zilialra «,» Leipzig«» Lagedlalle» un» allen stnnoncen-expeSitioara üe» 3u- un» st«»lan»e». S»schäst»st«lle für Serltn u. Sie pr.VroaSendurg: direMonwalterZUegel. Verlin D. 1», MargarethenstraA« 5. Zernsprech-sinschlugr Llitzow 5»7I. Sonntag, üen 14. 3uni. Nr. 2S7 IS 14. Das wichtigste. * Der frühere Theologieprosessor an der Leipziger Universität, Geh. Kirchcnrat 1). R i e t s ch e l, ist ge storben. * Der Schrebervereindcr Wcstvorstadt zu Leipzig begeht die Feier seines öyjährigen Be stehens. * Der Deutsche Buchdruckerverein ist in Leipzig zu seiner diesjährigen Hauptversamm lung zusammengetreten. * Der Gcsamtausschuß des Hansabundcz trat am Sonnabend in Köln zu seiner Fahreshaupt- sitzung zusammen. (S. Pol. Hebers.) * Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend die erste Lesung des Fidei- kommißgesetzentwurfs beendet. (S. Per.) * Das neue Kabinett Bi viani hat sich gebildet. lS. des. Art. u. Leiste Dcp.) * In NiagaraFalls ist der Entwurf des Friedensplanes zu Papier gebracht worden. (T. bes. Art.) * Die englische Einwanderungsbe hörde hat am Freitag drei deutsche Kauf leute zurückgewiesen, weil sie sich nicht vor ihrer Ankunft in England Stellung gesickert hatten. (S. Ausl.) * Der Bürger m ei st er von Durazzo wurde wegen angeblich revolutionärer Umtriebe verhaf tet. fS. bes. Art. und Letzte Dcp.) Umschau. Leipzig, 13. Juni. Zwei Kaiserbesuche lenken an diesem Wochenwechsel die Aufmerksamkeit von ganz Europa auf sich. Kaiser Wilhelm traf am Freitag als Gast des Erzherzogs Franz Ferdi nand in dem vom Blütenzauber umfangenen böhmischen Schlosse Konopi scht ein, und im rumänischen Hafen von Constanza werden am Sonntag zu Ehren des Zaren Salutschüsse weithin über das Schwarze Meer donnern. Mit bemerkenswerter Beflissenheit sucht die deutsche halbamtliche Presse jede politische Bedeutung der Zusammenkunft zwischen dem Kaiser und dem Erzherzog-Thronfolger m Abrede zu stel len. Aber weshalb dann die überaus zahl reichen Begrüßungsaufsätze mit mehr oder min der deutlichen politischen Anspielungen in der österreichischen .Presse? Weshalb vor allen Din gen die sorgsame Verbreitung dieser Preßstim men durch das Wolffsche Bureau, wenn nicht eben für besondere Zwecke eine besondere Emp fänglichkeit erzeugt werden soll? Zn Deutsch land herrscht ledenfalls Uebereinstimmung dar über, daß Erzherzog Franz Ferdinand sich mit dem Kaiser diesmal recht eingehend über die österreichische Flottenpolitik unterhalten wird, wie er im Herbst vorigen Jahres auf dem selben .Schlosse die Organisation des österreichi schen Heeres mit ihm durchsprach. Für diese Annahme ist nicht nur die Anwesenheit des Großadmirals von Tirpitz in Konopischt, sondern auch die Tatsache ausschlaggebend, daß jüngst die ungarische Delegation eine zweite Di vision von Großkampfschijfen für das Mittel ländische Meer bewilligt hat. Es ist verständ lich, wenn die Oesterreicher über bautechnische Angelegenheiten den Rat des Schöpfers der deutschen Flotte erbitten, und es ist selbstver ständlich, daß dann Herr von Tirpitz seine Er fahrungen dem befreundeten Bundesstaate nicht vorenthält. In den Ländern des Dreiverbands verfolgt man diese politischen Spaziergänge in dem Rosengarten des Schlosses von Konopischt mit unverhohlenem Mißtrauen. Pariser Hetzblätter lassen ihrer ohnehin leichtbeschwingten Phan tasie die Zügel schießen und tischen ihren er staunt aufhorchenden Lesern die seltsamsten Mel dungen von einem geplanten Abkommen des Dreibunds mit den drei nordischen Reichen auf, dessen Zweck natürlich die Bekämpfung Ruß lands sein würde. Törichtes Geschwätz, das kaum die Tinte und die Druckerschwärze verdient, die seiner Widerlegung gewidmet sind. Immerhin ist es im Hinblick auf die Besorgnisse, die dem Dreiverband die Konferenzen von Konopischt einflößen, für diese drei Reiche ein Trost, daß sie fast gleichzeitig sich eines gewissen politischen Erfolges rühmen können. Seit den beiden .Balkankriegen ist Rumänien, nicht zuletzt durch die kluge und geschickte Vermittler tätigkeit seines Königs, im Ansehen ganz Euro pa- riesig gestiegen. Als führender Balkanstaat ist es Gegenstand starker Umwerbung der bei den Verbände der Großstaaten geworden; der eine will es festhalten, der andere für sich ge winnen. Die in Bukarest tätigen Vertreter des Dreiverbands zeigen sich ersichtlich bemüht — und ihr Bemühen begegnet sich mit den Wün schen einflußreicher rumänischeHKreise —, eine Aenderung des Kurses der rumänischen Politik herbeizuführen. Sie hoffen aus eine Abkehr Ru mäniens von dem Dreibund und auf einen An schluß oder wenigstens eine Annäherung an den Dreiverband. Der Besuch des Zaren und seiner Familie in Eonstanza sowie die Besprechungen, die Herr Ssasonow in Bukarest vorhat, sollen eine Erfüllung derartiger Wünsche bringen. Ob das wirklich der Fall sein wird? Warnend und beschwörend hat bereits vor eini gen Tagen die „Wiener Reue Freie Presse" die Hände erhoben und mit Recht an die Trüb seligkeiten der Bulgaren gemahnt. Deren Ge schick zwingt allerdings zu ernster Prüfung der Frage, ob denn Verträge mit Rußland in der Nor wirklich ein zureichender Schutz sind. König Karol, dessen weise Bedachtsamkeit gerade in verwickelten Lagen sich außerordentlich bewährt hat, wird sich wohl auch solche Fragen vorlegen. Daß er kurz vor Ankunft des Zaren in Eon stanza den österreichisch-ungarischen Gesandten Grafen Czernin empfing, deutet darauf hin, wie wenig er geneigt ist, Rumäniens Selbständig keit .auf dem Balkan zugunsten eines, wenn auch nur losen Abhänglgkeitsverhältnisses vom Drei verband preiszugeben. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sowohl in Konopischt als auch in Constanza das Thema Albanien in den Kreis der Erörterungen ge zogen werden. Offenbar hat die Lage des Für sten Wilhelm im Verlauf der letzten Woche eine Besserung erfahren. Die Maßnahmen zur Ver teidigung Turazzos sind vervollständigt und die dem Fürsten ergebenen Streitkräfte sind ver vollkommnet worden, während auf der anderen Seite die Aufständischen des Haders müde zu werden beginnen und sich nach ihren Feldern zurücksehnen. Der Fürst hat den Aufständischen ein Ultimatum gestellt, und es ist anzunehmen, daß sie sich kampflos zurückziehen, wenn die Interessengemeinschaft der Großmächte, die ja in London das Fürstentum Albanien erst in- Leben rief, nicht zersplittert. Konnten schon die von allerdings unmaßgeblicher italienischer Seite unternommenen Versuche, die Stellung des Fürsten zu untergraben, bedenklich stim men, so muß der Vorschlag der „Petersburger Börsenzeitung", eine Aufteilung Albaniens vor zunehmen, gerade bei der Bedeutung dieses Blat tes in viel stärkerem Maße Besorgnisse ein flößen. Ein beruhigendes Wort ans Petersburg oder auch aus Constanza muß bald er folgen, wenn nicht neue Gefahren für Albanien und weiterhin Spannungen zwischen den Groß mächten heraufbeschworen werden sollen. Das scheint um so notwendiger, als sich in den letzten Tagen die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland wieder außerordentlich zugespitzt haben und das Gewitter eines dritten Balkankrieges am Orienthimmel drohend her aufzieht. Die Pforte muß rasch für gründliche Abstellung der Griechenverfolgungen in türkischen Gebieten sorgen, sonst ist die Gefahr des Aus bruchs der nationalistischen Leidenschaften in Athen und damit kriegerischer Verwicklungen nicht von der Hand zu weisen. Ehe man jedoch die Kanonen sprechen lassen will, sollen noch die Großmächte vermittelnd eingreifen. Während draußen um die Welt gewürfelt wird, beschäftigen sich die Deutschen immer noch in der ihnen angeborenen Gründlichkeit mit theoretischen Erörterungen über die möglichen Folgen der wahrhaftig genügend be sprochenen Rüpelei der Sozialdemo kraten im Reichstage beim Kaiserhoch. Wir haben unserer Meinung über jene Takt losigkeit wiederholt in zweifelsfreier Weise Aus druck gegeben. Wir sind überzeugt, daß gerade auch die leidenschaftlichen Preßerörterungen eine Wiederholung jenes Vorfalls im Reichstage unmöglich machen werden, daß der Reichstag aus sich heraus die erforderlichen vorbeugenden Schritte tun wird, und deshalb halten wir es für hochbedenklich, wenn die konservative Presse auf eine Re i ch s t a gs a u f l ö s un q hindrängt. Eine solche Auslösung ist von ihren Befürwortern als eine Art Strafe für einen Teil des Reichs tags gedacht. Sie würde aber alle Reichstags mitglieder aufs empfindlichste treffen. Dafür kann freilich volles Verständnis nur haben, wer das Volk aus reger Teilnahme an Reichstagswahl kämpfen kennt, nicht aber, wer die Dinge vom grünen Tisch aus beurteilt. Der Rat zur Reichs tagsauflösung ist auch noch aus dem Grunde schlecht, weil noch kein Reichstag sich um die Sicherung des Reiches so starke Verdienste er worben hat wie der gegenwärtige. Eine Auf lösung würde einer Mißachtung dieser politischen .Großtat gleichkommen, einer völligen Verken nung der unauslöschlichen Verdienste des Reichs- tags, deren Bedeutung gerade in dieser Stunde im Hinblick auf die Ereignisse in Frank reich erst ins rechte Licht gerückt wird. Dort ist trotz langen Redens und Feilschens noch nicht einmal das Geld aufgebracht zur Deckung der Ausgaben für die neuen militärischen Forde rungen. Ja, nach der jüngsten Abstimmung der Kammer ist sogar das Dreijahrsgesetz selbst aufs schwerste gefährdet. Es droht, wenn der wie- der zur Kabinettsbildung berufene Sozialist Vi- viani kein dauerhaftes Gebilde zustande bringt, eine Präsidentenkrisis. Kurz, Frankreich steht we- gen der Erledigung einer Machtsrage, die seine Weltgeltung sichern sollte, vor den stärksten Er schütterungen. Und damit vergleiche man die entsprechende Entwicklung bei uns! Das Deutsche Reich verdankt bereits seit Jahresfrist dem jetzt so gern gescholtenen Reichstag ein treffliches Wchrgesetz und eine vorzügliche Deckung der neuen Ausgaben für das Heer. In Ruhe können wir uns unsers sicheren Besitzes freuen, weil der Deutsche Reichstag im Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit ganze Ar beit und große Arbeit geleistet hat. Das sollten auch die Leute nicht vergessen, die sich am Nör geln und Schmähen über „diesen" Reichstag nicht genug tun können. Der Kaiser in konopischt. Bei heiterem Wetter wurde am Sonnabend die Besichtigungsfahrt durch das Re vier von Konopischt fortgesetzt. Die Fahrt, an der Kaiser Wilhelm, Erzherzog Franz Ferdinand, die Herzogin von Hohen berg sowie die Gaste und Suiten sich be teiligten, ging vom Schlosse aus durch den Großtiergarten nach Zabrovesk. Dieser Ort, der gleichsam ein Musterdor f vorstellt, ist ein Werk des Erzherzogs. Nach seinen Wei sungen und Plänen haben hier Architekten ein originelles Werk geschaffen, das in seinem Ge samteindruck überaus wirkungsvoll ist. Die einzelnen Häuser bilden mit ihren leuchtenden roten Dächern und Giebeln einen stimmungs vollen Kontrast zu den sie umgebenden Obst gärten. Jedes Häuschen ist genau nach den Entwürfen des Erzherzogs ausgeführt. Ter Kaiser äußerte wiederholt sein lebhaftes Ent zücken über das reizende Dörfchen, das in sei ner Sauberkeit, seiner planmäßigen Anlage und seiner lebhaften Farbenstimmung wie ein Kin derspielzeug anmutet. An Zabrovesk vorbei ging die Fahrt nach dem Meierhof Chwojen. Hier wurden die Automobile bestiegen. Durch das Sofienrevier ging die Fahrt sodann nacy der Kirche in Chwojen. Die höchsten Herrschaften und die übrigen Teilnehmer an der Fahrt begaben sich in die Kirche. Dieser alte Ban stellt, auf dem Plateau eines Hügels stehend, einen markanten Punkt dar, der in einem Umkreise von 20 Kilometer sichtbar ist. Vor zehn Jahren ließ der Erzherzog das Kirch lein vollständig erneuern. Es birgt eine Samm lung schöner, wertvoller gotischer Altäre, Hei ligenfiguren und mehrere Denkmäler. Nach einviertelstündigem Aufenthalt wurde die Chwo- jensche Baumschule besichtigt. Durch den Meier hof, der gleichfalls eine Musterwirtschaft ist, führte der Weg zum Schlosse zurü ck. Die Fahrt verlief in angeregtester Unterhaltung. Zn bester Stimmung kehrte der Kaiser ins Schloß zurück. Mittags trafen Graf und Gräfin Eugen Czernin, Landeshauptmann Graf Larisch mit Gemahlin, Graf und Gräfin Felix Thun und Fürst und Fürstin Weikersheim in Kono- pischt ein. Später fand im großen Speisesaale ein Frühstück zu 27 Gedecken statt, an dem der Kaiser, der Erzherzog-Thronfolger und die Her zogin von Hohenberg mit den Gästen und dem beiderseitigen Gefolge teilnahmen. Die Tafel war mit Orchideen und anderen herrlichen Blumen aufs schönste geschmückt Zum Toüe -es Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz. Die Ankunft der Leiche in Neustrelitz. Bei schönem Wetter traf am Sonnabend vormittag 10.40 Uhr der Sonderzug mit der Leiche des Großherzogs Adolf Friedrich in Neustrelitz ein. Forstbcanne trugen den Sarg nach dem Leichenwagen. Die Glocken sämt licher Kirchen setzten beim Eintreffen des Zuges ein. Die Garnison, Schulen, Innungen, Schützen zunft, Vereine und viele Fremde von nah und fern bildeten Spalier. Dem Tranerznge ritt ein Detachement Gendarmen zu Pferde voran. Es folgten Staatsrat Hausmarschall v. De witz und Geh. Ministerialrat Kammerherr v. Blücher; daran schlossen sich Hosprediger Landessuperintendent Lic. Horn, die Geist lichen der Residenzstadt, der Magistrat, der Stadlverordnetenvorsteher der Stadt Neustrelitz, die Sekretäre und übrigen mittleren Beamten der großherzoglichen Behörden, die Jagd- und Forstschutzbeamten sowie Leib- und Hofjäger an. Vor dem Leichenwagen schritt Hofmärschall von Aorry. Der Leichenwagen war mit acht schwarzbehangenen, von acht Stalldienern ge führten Pferden bespannt. Zur rechten Seite ritt Oberstallmeister v. Bodoien. Zu beiden Seiten des Leichenwagens schritten die Kammer herren und Kammerjunker, auf den äußersten Seiten die großhcrzogliche Livreedienerschaft. Hinter dem Leichenwagen wurde das Leibpferd des Verstorbenen geführt. Dann folgte der nunmehrige Großherzog in Begleitung der übrigen fürstlichen Herren. Diesen schlos sen sich der Flügeladjmant Major von Krell und Ordonnanzoffizier Rittmeister Graf Hahn an. Sodann kamen die Staatsminister und üb rigen Mitglieder des Großherzoglichen Staats ministeriums sowie der Präsident des Groß herzoglichen Landesgerichts. Den Schluß bil deten das Großherzogliche Iagddepartemcnt und die übrigen höheren Forstbeamten, das Militär departement, der Bataillonskommandeur, der Bezirkskommandeur, die Offiziere, Räte und Mitglieder des Gerichts sowie der großherzoq- lirlien Behörden, die Kammerdiener und groß herzoglichen Offizianten. Den Zug beendete wieder ein Detachement Gendarmen. Der Zug nahm seinen Weg am Negierungsgebäude und Alten Palais vorbei zum Schlosse. Hier wurde der Sarg von der Livreedienerschaft vom Leichenwagen gehoben und im Gartensaale auf gebahrt. Am 16. Juni wird die Leiche in der Schlo ß kirch e ausgebahrt werden. Die Ueber- führung nach Mirow erfolgt voraussichtlich am 18. Juni. Ein neues Kabinett Viviani? (Vgl. auch die gestrige Abendnummer.) Noch einmal wird Viviani die schwierige Aufgabe der Kabinettsbildung versuchen, nachdem er sie be reits in der vorigen Woche als zu schwer für sich empfinden mußte Vielleicht macht er sich jetzt mit besseren Aussichten auf ein günstiges Gelingen an die Arbeit. Freilich seine Erklärung über das Dreijahrs gesetz wird er wohl mindestens abschwächen müssen. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Paris, 13. Juni. Präsident Poincare hatte mit Biviani eine halbstündige Unterredung und forderte ihn dabei auf, das neue Kabinett zu bilden. Bioiani hat das Angebot angenom men. Er beabsichtigt, zu Beginn des Nachmittags seine früheren Mitarbeiter aufzusuchen, unv wird um 3 Uhr ins Elnsee zuriickkchren, um den Prä sidenten von seinen Schritten zu unterrichten. Der müde Präsident. Paris, 13. Juni. Präsident Poincare wird dem Bankett, das heule abend zu Ehren des Kon gresses der Handelskammern gegeben wird, nicht beiwohnen. Vie Wirren in Albanien. Ueber den Plan des Fürsten, die Aufständi schen zu umzingeln, und seine Ausführung ver- lauier noch nichts Näheres, dagegen berichtet eine Meldung von einer Verstärkung der Auf ständischen; in Schiak und in Lussinje haben sich erneute Sympathien für die Türkei gezeigt, ja sogar der Bürgermeister von Durazzo scheint bei einer Verschwörung gegen den Fürsten be teiligt zu sein. Wir verzeichnen folgende Mel dungen: Verstärkung der Aufständischen. Durazzo, 13. Juni. Nach hier einlangenden Meldungen haben sich die Rebellen von Bazar Schiak neuerdings zum Kampfe gerüstet. Mehrere 1000 Bewaffnete sollen sich dort be reits gesammelt haben und im Begriffe stehen, gegen die Regierungstruppen zu ziehen. Ausstand der Stadt Lussinje. Vakona, 13. Juni. Die Stadt Lussinje hat »ich erhoben und die türkische Fahne gehißt. In der vergangenen Nacht und heute mittag sind Freiwillige aus Valona mit zwei Kanonen nach Lussinje abmarschiert. Verhaftung des Bürgermeister» der Residenz. Aus Durazzo wird gemeldet: Auf einen anonymen Brief hin wurde der Bürger meister von Durazzo wegen einer revolu tionären, von ihm stammenden Erklärung verhaftet und eine Haussuchung bei ihm vorgenommen. Vie griechisch - türkische Spannung. Die griechische Regierung hat durch ihren Ge sandten in Konjtanunopel nicht nur die Einstellung der Verfolgungen, sondern auch die Sühne des be gangenen Unrechts durch Zurückholuna aller Flücht linge und Rückgabe ihres Eigentums sowie Schaden ersatz fordern lassen. Obwohl diese Forderung nicht in Form eines Ultimatums gestellt ist, wird die Re gierung keine Verschleppungspolitik, wie ne von der Psorre jo oft schon beliebt ward, dulden, sondern im Notfall auch vor einem neuen Waf fengange nicht zurückschrecken, den man sich bei der Unfähigkeit der türkischen Flotte — denn diese kommt vorerst nur in Frage — nickt allzuschwer vor stellt. Ein Seekrieg itcht auch nach Auffassung maßgebender Kreise nicht in Widerspruch zum Bu karester Vertrag. Die öffentliche Meinung verfolgt mit Ruhe, die ein Ausfluß des unbedingten Ver trauens zum König, zu Venizelos und den Streit kräften des Landes ist, die Weiterentwicklung der Dinge. An der kleinasiatischen Küste kreuzten grie chische Torpedoboote sowie Transportschiffe, um bei einer weiteren Bedrohung von Flüchtlingen sofort einzugreifen. Dies ist vorläufig nicht mehr der Fall, dagegen Haden griechische Bewohner türkische Be amte bei der Erfüllung ihrer Pflicht angegriffen, und ein griechisches Torpedoboot har sich einen un erlaubten Eingriff in türkische Rechte zuschulden kom. men lassen Wir verzeichnen folgende Meldungen: Di« Ueberreichung der griechisch«« Not«. Konftantinop«l, 13. Juni. Der griechische Gesandte hat den Botschaftern von seiner De marche oeim Großwcsir Mitteilung gemacht und
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