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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-14
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Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Leipziger Tageblatt. Seue 10. Nr. L97. Sounlags-Nllsgsüe. vonmsg. l4. uuni 1914. * Vom Bau der Bethlehemskirchr und Verlegung de» Srrätehoi» der Schleusenreinigung an der Hocke- strahl. Der Rat und die Stadtverordneten hatten beschlossen, dem Kirchenlehn der Bethlenemskircde für den Bau einer Kirche mit Psarr- und Gemeindehaus an der Ecke der Kronprinz- und Fockefiraße einen Bauplatz von 3282 <>m zu überlassen, der an der Kron- prinzjtraße63 in und an der Fockestraße52n> Seitenlänge erhallen lollte. Bei Ausmessung des Bauplatzes hat sich nun gezeigt, daß, wenn man die angegebenen Seitenlangen an der Kronprinzstraße und oer Focke- stratze sesthält, der Bauplatz der einer Grüne von 3282 qi» schiefwinklig werden müsste, da sich Kronprinz- und Fockestraße nicht im rechten Winkel schneiden. Auf diesem schiefwinkligen Plane würde sich natürlich auch schwer em Pfarr- und Gemeindehaus errichten lassen. Der Kirchenvorstand hat deshalb mit Zustimmung des Verbandes der evangelisch - lutherischen Kirch gemeinden gebeten, ihm nach Süden zu einen weiteren Streifen Landes von 3 m Breite zu über lassen und ausserdem den Platz io zu vergrößern, das; der schiefe Winkel an der Südwestecke fortsällt. Insgesamt bedeutet das eine Vergrösserung von 265 'jn>, mithin würde der Platz 3547 <10, gross werden. Der Rat will dem Wunsche stattgeben und hat beschlossen, die 265 giu zum Preise von 25 ./l für 1 ',m zu vcrkausm unter der Bedingung, dass das Kirchenlehn die auf die e 2ti5 «,,» entfallenden An- liegerleistungen allein übernimmt und die Bethle hemsgemeinde zu den Kosten, die durch die Ver legung des Gerätehofes der städtischen Schleuien- reinigung entstehen werden, iMii) Mark beitrügt. Diese Verlegung des Gerätehofes ist notwendig durch die mit dem Bau der Bethlehems- tirche beginnende Austeilung und bauliche Erschliessung des Geländes an der Hocke- und Kron- prinzitrasse. Ter Rat beabsichtigt den neuen Geräte hof zusammen mit anderen Bau- und Gerätehöfen des Tiesbauamls auf einem teils der Stadlgememde, teils dem Iohannishospitale gehörenden Platze an dem Schnittpunkte der Waisenhaus- und der Meus- dorfer Strasse unterzubringen. Die Verlegung des Gerätehofes wird 12000 ./z kosten, zu welcher Summe die Bethlehemsgemeinde, wie bereits erwähnt. tL!00 beitragen soll. Die restierenden 6000./L werden die Stadtverordneten geveten, zu bewillig?». * Neue Schmerzenskinder der Post. Schmerzens kinder der Post sind belanntlich Orte mit ähnlichen oder gleichlautenden Namen in verschiedenen Gegen den, wie Mülheim uiw. Zu diesen Orten ist jetzt Sooden an der Werra gekommen. Selbst Sen dungen, die auch die Ortsbezeichnung Bad Sooden mit zwei 0 tragen, werden fortgesetzt nach Soden im Taunus fehlgeleitet. Ein drittes Soden befindet sich im Kreis Schlüchtern, Auf dte richtige Leitung dieser Sendungen sind jetzt die Postanstalten beson ders aufmerksam gemacht worden. * Schülerspeisung. An der Bürgerschule in Pössneck sollen in Zukunft schlecht genährte und be- dürstige Schulkind«! auch während des Sommer. Halbjahres warme Milch und Semmeln gereicht er halten. Die Kosten werden aus den Zinsen eines mehr als 10 000 betragenden Kapitals bestritten, das der frühere Schuldirektor Scholz gesammelt hat. Für l-ie Beköstigung armer Schulkinder im Winter halbjahr gibt auch die Stadt einen jährlichen Zuschuh von 400 -ck. — Ein gutes Beispiel, das hoffentlich auch in Leipzig zahlreiche Nachahmungen finden wird. * Wegen der Verbesserung der Eisenbahnpersonen wagen hatte sich der Verband reisender Kaufleute Deutschlands in Leipzig an das (Lisenbahn zentralamt in Berlin in einer Eingabe gewandt. Bor kurzem ist ihm dar auf der Bescheid zugegangen, aus dem zu ersehen ist, daß das Eisenbahnzentralamt einige der Wunsche des Verbandes zu berücksichtigen geneigt ist. Ev soll der angeregten Verbreite rung der Liy Plätze Folge gegeben werden und der Litz in den neuen Abteilwagen entsprechend verbreitert werden. Einer weiteren Verbreite rung alS sie jetzt erfolge, stände die Abmessung der UmgrenzuugSliuien entgegen, die gesetzlich vorgeschriebeu sind und nicht überschritten wer- werdcn dürfen. Ebenso wie die Sitze sollen auch die Gepäcknetze eine größere Ausladung er halten, die auch größeren, sperrigeren Gepäck stücken eine sichere Auflage gewähren. Das Eisenbahuzcnlralamt weist allerdings darauf hiu, daß oft auch Gepäckstücke mit in den Wagen ge nommen werden, die kein Mensch noch als Hand gepäck anscheu kaum Zur Vermeidung von Zugluft sind an den Türen aller Personen wagen, lvic das Eiscubahnzentralamt dem Ver bände schreibt, Schutzvorrichtungen angebracht worden, die dem Andrang von Zugluft be gegnen sollen. Es sind hierzu in den Halten Halzstreifen und im Innern des Abteils mit Plüsch bezogene Lederstreisen angebracht worden. Sollten trotzdem gelegentlich Uudichtungcn sich unangenehm bemcrtbar machen, so sei das nur auf eine ausnahmsweise mangelhafte Abdichtung zurückzusühren, Abhilfe werde die zuständige Eisenbayndirektiou sofort schaffen, wenn ihr die Mängel unter Angabe der Wagennummcr unt erteilt werden. Für die Einführung von ch r e i b m as ch i u e u a b tc i l e n in den D- Zügeu, die der Verband angeregt halte, hat sich das Eiscnbahiizeulralamt nicht erwärmen kön nen, weil nach seiner Ansicht die Unterbringung der Abteile Schwierigkeiten im Betriebe mit sich bringen würde und weil es auch zweifellMt er scheine, ob hierfür wirklich ein dringendes Be dürfnis vorlicge. * Leipzig im Blumenschmuck. Allen denjenigen, die sich an dem Wettbewerb iür die Ausschmückung der Heilster und Ballone mit blühenden Pflanzen beteiligen wollen, aber noch nicht über genügende Erfahrung auf diesem Gebiete verfügen, sei die von dem Verkehrsverein, Handelshof. Naichmarkt, Laden Nr. 27/28, herausgegebene Broschüre „Leipzig im Blumenschmuck" empjohlen, die altes Wissenswerte hierüber enthält und von genanntem Vereine (nebst Anmeldeformular) kostenlos abgegeben wird. * Fraurnwoche Leipzig 1914. Die Maschinen, fabrik Karl Krause und die Frauenhochschule haben die Teilnehmer der „Frauenwoche" zu Führungen eingeladcn. Gemeinsame Führungen durch „Das Haus der Frau" und durch die Haupthallen der Bugra sind gleichfalls für Inhaber von Dauerkarten vorgesehen. Die Kongressteilnehmer werden sich tm Teeraum des ..Hauses der Frau" während der Frauenwoche tätlich von 4—5 Uhr zu einer Tee stunde zusammcnsindcn. Eintrittskarten sind bei Dolich, Linckesche Leihbibliothek, Burgstraße 5/6, Frau Mendclsjohn-Bartholdn. Elsterstraße 40, und im Bureau des „Hauses der Frau" erhältlich. * Zusammenkunft des Rudelsburger Kartellver bands in Leipzig. Am gestrigen Sonnabend veran staltete der Rudelsburger Kartellver band (R. K. V), dem von Leipzig der U. S- V. zu St. Pauli angehört, seine diesjährige Zusammen kunft. Anlaß dazu gab ihm die Ausstellung des R. K. V. auf der Bugra. Gegen 11 Uhr trafen die auswärtigen Teilnehmer (Sängerschaft Frivderi- ciana-Halle, Sängerschaft zu St. Pauli-Jena, U. G. V. Barden-Prag) auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein. Ein Taxenbummel durch die Stadt Leipzig begann die Reihe der Veranstaltungen, die mit einem Früh schoppen in der Sonderausstellung „Der Student" ihre Fortsetzung fand. Gar bald entwickelte sich dort ein recht studentisches Treiben. Gegen r/„2 Uhr ging cs dann zu gemeinsamem Essen, worauf die Aus stellung besichtigt wurde, bis um 6 Uhr der Kom mers im Ero^'n Saal« des Couleurhauses begann. Zahlreiche alte Herren und Freunde der beteiligten Sängerschaften hatten sich eingefunden. Manch treff liches Wort wurde da gesprochen, manch herrliches Lied gesungon. Lange wahrte dies fröhliche Treiben, gern wären aber die Musensöhne noch länger ge blieben, doch ließ die Ausstellungsleitung sich nicht erweichen, die festgesetzte Zeit zu verlängern. So trennten sich di« Teilnehmer gegen 12 Uhr, um sich am heutigen Tage beim Frühschoppen auf dem Paulincrhaus wiederzutreffen. * Ein deutscher Verein zur Förderung des Obst konsums ist in Köln gegründet worden. Wir haben schon vor einiger Zeit mitgctcilt, daß, angeregt durch eine gleichnamige Schrift von Professor Kamp, Be strebungen im Gange seien, eine deutsche Obst- Einfuhrgesellschaft zu errichten. Diese Be strebungen haben nun zu der Gründung des Vereins geführt. Er will die zahlreichen Befürworter eines reichlicheren Obstgenusscs zusammcnschließen und auch sonst in jeder Weise für den Obstgenuß werben. In kürzester Frist soll dann eine G. m. b. H. mit gemein nützigem Charakter (ähnlich den bestehenden Milch ausschankgesellschaften) gebildet werden, die praktisch arbeiten, Verkaufsstellen errichten und die für einen vermehrten Verbrauch erforderlichen Obstmcngen, auch auf dem Wege der Einfuhr beschaffen wird. Als Sitz des Vereins und der Gesellschaft ist Köln vor gesehen. In den Vorstand des Vereins wurden ge wählt: Vcrbandsgeschäftsführer I. Arnolds in Köln, Dr. O. Bischof in Niederbreisig, Stabsarzt Dr. Had- lich, Professor Kamp in Bonn, Direktor der Preu ßischen Treuhandgescllschaft W. Kleinmann in Köln, A. Lehmann in Bonn und Costarica und Dr. Nclte, Rechtsanwalt beim Obcrlandesgericht in Köln. Das starke Bedürfnis aller Volksschichten nach Obst — frisch und gedörrt — kann nur dann ausgiebig be friedigt werden, wenn zunächst möglichst deutsches Obst, allerdings in wohlfeiler Preislage, dann die Er zeugnisse unserer deutschen, in dieser Hinsicht ver heißungsvollen Kolonie» und endlich ausländische Zufuhren verwendet werden. Als Vereins- und Gc- sellschaftsorgan ist die von Prof. Kamp jetzt im fünf ten Jahrgang herausgegebene Monatsschrift „Der Milchausschank" auscrsehen. Sie wird schon von der nächsten Nummer an unter dem Namen „Milch undOb st" bei Karl Georgi in Bonn erscheinen. * Das Sommerfest der Maschinenfabrik Karl Krause erhielt gestern nachmittag zu seinem Beginn die Ouvertüre des Himmels, in dessen Donnerkrachen die dicken Regentropfen prasselten. Da aber nach einem alten Volkswort gestreng« Herren nicht lange regieren, wich Les Wetters Unbill bald wieder der siegenden Sonne. So konnte das Fest, dem Herr Karl Biag 0 schals Vertreter der Firma K. Kraus« beiwohnte, sich froh entfalten. Während unter den Bäumen des „Albertgartens" die Kapelle des 107. Regiments unter Leitung von Musikdirektor Karl Ei lisch konzertierte, fanden für die Jugend Untcrhaltungsspiele statt. Don Abend leitete der Lampionzug der Kinder ein und dann riefen heitere Tanzklänge die Erwachsenen in Terpsichores Reich. I>. Wieder ein Einbruch durch die Decke. In der Nacht zum Sonnabend drangen Einbrecher von dem unbewohnten ersten Stockwerk aus durch die Decke hindurch in ein Lederwarengeschäft des Grundstücks Peters st raße 28 ein und er brachen dort einen Geldschrank. Was sie in diesem erbeutet haben, hat sich noch nicht feststellen lassen, da sich der Inhaber des Geschäftes augen blicklich auf Reisen befindet. Die Täter haben wieder in der bekannten Weise die Dielung an gebohrt, aus dieser ein Stück herausgenommen und sich dann durch die so geschaffene Oeffnung an einem Seile in die Geschäftsräume hinuntergelassen. Hier sind sie dem Eeldschrank mit Bohrern und Schrank eisen zu Leibe gegangen und haben ihn, da er älteren Systems war, auch zu öffnen vermocht. Aus der Ladenkasse haben sie etwa 600 Bargeld mit genommen. Die Erörterungen sind noch im Gange. Ob die gefundenen Fingerabdrücke verwendbar sind, kann zurzeit noch nicht gesagt werden. " Radlerpech. Als gestern mittag auf dem Augustusplatz ein etwa 16 Jahre alter Depeschen bote einem Manne ausweichen wollte, kam er mit dem Rade zu Hall und trug eine Verstauchung des rechten Beines davon. Er wurde von hilfreichen Leuten nach der Hauptpost getragen, wo ihm durch Anlegen eines Notverbandes die erste Hilfe zuteil wurde * Böhlitz-Ehrenbrrg, 13. Juni. Der Vater ländische Verein zu Böhlitz-Ehrenberg und Umgegend veranstaltete jetzt wieder einen Vortrags abend. Als Redner war der hiesige Lehrer Pinther gewonnen worden. Der Vortragende schilderte Er lebnisse über eine Reise nach Konstantinopel unter dem Thema: Selbsterlebtes und Selbstgeschautes auf den österreichischen Eildampsern von Triest nach Konstantinopel. In ausführlicher und fesselnder Weise besprach Herr Pinther alle Einzelheiten dieser Reise, die er erst vor kurzer Zeit ausgeführt hat. Allgemeiner Beifall belohnte den Redner. * Liebertwolkwitz, 13. Juni. Beim Stabh 0 ch - springen brach der Stellmacher M. Riedel in folge Ausgleitens des Stabes den linken Unterarm. Sächsische Nachrichten * Naundorf bei Deuben, 11. Juni. Heute abend kurz nach seiner Einfahrt in den Schachr auf Grube Kamerad verunglückte der Bergarbeiter Otto Her de g e n von hier. Er kam der elektrischen Leitung zu nahe und war sofort tot Der Bedauernswerte war erst seit einigen Wochen verheiratet. »xl Zwickau, 13 Juni. Da die Fleischpreise besonders die Schweinefleischpreise, von den hiesigen Fleischern im Veroältnrs zu den Viehpreisen über Gebühr hochgehalten werden, hat der Rat die Fleischerinnung zur Herabsetzung der Preise aufgefordert, außerdem ist die Ernchlung einer städtischen Fleischerei in Erwägung gezogen worden. " Riesa, 13. Juni. Der Leichensund unter halb der Moritzer Fähre auf Riesaer Flur bat noch immer keine Aufklärung erfahren. Die polizeilichen Nachforschungen stehen aber in sofern vor einem Ergebnis, als es gelingen wird, die Personalien des Toten festzustellen Die An nahme des Gastwirts und Fleischers Herwig aus Hetzwalde bei Neugersdorf, der, auswärtigen Blätter meldungen zufolge, in dem Toten mit ziemlicher Sicherheit seinen 10 Jahre alten Sohn erkannt haben will, wird sich aber kaum als richtig erweisen. Die Polizei ersucht jetzt um Mitteilung darüber, ob in hiesiger Stadt von einem Unbekannten ein brauner, faltiger Lederkoffer zur Einstellung gelangt ist. Darüber, ob Mord oder Selbstmord vorliegt, haben die Nachforschungen noch keinerlei bestimmte Anhalts punkte ergeben. * Olbernhau, 13. Juni. Den Ausstellern der Gastwirts-Ausstellung winken eine Anzahl schöner Ehrenpreise und Medaillen. Wie wir hören, können ca. 40 goldene und silberne Medaillen , zur Verteilung kommen, u. a. von der Stadt' Olbernhau. dem deutschen Eastwirtsverband, dem sächsischen Eastwirtsverband, einigen Ge meinden der Umgebung sowie von der Ausstellungsleitung. Außerdem stehen zirta 50 sehr wertvolle Ehrenpreise zur Verfügung. Darunter befinden sich solche von der Eewerbetammer in Chemnitz, verschiedenen Brudervereinen, dem hie sigen Eastwirtsvereins, verschiedenen Firmen, Liefe ranten und Ausstellern, Bürgern unserer Stadt, hiesigen Vereinen, einigen Brauereien und sonstigen Gönnern der Veranstaltung. Zur freien Verfügung sind dem hiesigen Eastwirtsverein ferner Geldbeträge zu Ehrengaben überwiesen worden. Thüringen und Provinz Sachsen. * Zeitz, 13. Jun:. Umfangreiche Betrügereien durch Angestellte find in den letzten Tagen in der be kannten Kinderwagen- und Holzwarenfabrik von Opel L Kühne festgeslellt worden. Der Vorsteher des Versandtgeschäfts Delß und der Materialienverwalter Martin, die schon lang« bei der Firma beschäftigt sind und das Vertrauen Ser Inhaber in ausgedehntem Maße genossen, haben in der unerhörtesten Weiie seit Jahren Betrügereien verübt, indem sie fertige Waren und Material unterschlugen und durch den Berliner Reisenden der Firma, Jahn, verkaufen ließen. Die Frechheit ging so weit, daß Delß die gestohlenen Waren, hauptsächlich Wagen und Klubseffel, direkt durch das Geschirr der Firma mit den übrigen Waren von der Fabrik an die Bahn brinaen und auf ge fälschte Frachtbriefe, die mit dem Namen eines Ar beiters unterzeichnet waren, an den Reisenden, der direkt bei Delß bestellte, abfchickte. Der Reisende Jahn, der in Berlin ein sog. Etagengeschäft unter hielt, verkaufte sie dann. Wie weit die Frechheit der Betrüger ging, geht daraus hervor, daß sie Manchester stoffe, die hauptsächlich zum Beziehen der Kinositze gebraucht werden, stahlen und sie, um sie unkenntlich zu machen, in einer hiesigen Färberei färben ließen. Bis jetzt wurden Unterfchleifc in Höhe von 3000 festgestellt. Delß und Martin wurden verhaftet, ebenso auf telegraphische Anordnung der Reisende Jahn in Berlin. Wie bekannt, wurde dieselbe Firma in letzter Zeit auch durch einen Angestellten der Wach- und Schlicßgescllfchaft, Gleißner, erheblich bestohlen, doch hat Gleißner auf eigene Faust gestohlen und stand mit Delß und Genossen nicht in Verbindung. * Eisenberg, 13. Juni. Wegen umfangreicher Diebereien wurde der in der Porzellanfabrik von Kurt Hcinecke feit 16 Jahren tätige Porzellan maler Robert Menz verhaftet. Eine Haussuchung förderte ein ganzes Lager von Porzellanen aller Art, Bestecken und dergl. zutage. Menz hatte mit den gestohlenen Sachen einen schwungvollen Handel ge trieben. * Bad Kösen, 13. Juni. Dreihundert Mark Be lohnung setzt das Königl. Eisenbahnbetriebsamt zu Weimar aus auf die Ermittlung des Täters, der in der Nacht zum 9. Juni einen frevelhaften An schlag auf den Personenzug 864 dadurch ausführte, daß er auf das Gleis der Strecke Kösen—Groß heringen eine Schiebekarre gefahren hat, die dann von der Lokomotive zertrümmert wurde. DiÄVeÜaussteüung fükDuÄMVerbe Graphik * Das Johannisfest auf der Bugra. Das große Johannisfest auf der Bugra ist auf Sonntag, den 28. Juni, festgesetzt worden. Das Fest wird den ganzen Tag von vormittags 11 Uhr bis in die Nacht dauern und soll zu einer festlichen Kundgebung der Buchgewerbestadt Leipzig werden, an der jeder einzelne teilnimmt. Das Programm beginnt am Vormittag mit einer Gedächtnisfeier für die großen Toten des Buchgewerbes, bei der Sängervereini- gungcn und Orchester mitwirken. Um 4 Uhr nach mittags beginnt dann ein großer Festzug, der durch das ganze Gelände zieht und alle Einzelheiten des Buchgewerbes von seiner Geschichte an bis zur Darstellung der einzelnen Gewerbe und Industrien in prächtigen Gruppen und Festwagen vorführen wird. Hierauf folgt die Enthüllung des Gutenberg- denkmals auf dem Gutenbergplatz der Ausstellung und Niederlegung von Kränzen durch Vertreter der einzelnen Fachgruppen. Für den Abend sind be sonders großartige Tänze und Zunftspiel«, ebenso großes Brillantfeuerwekk und andere hervorragende Veranstaltungen vorgesehen. Den Schluß bildet ein großer Trachtenball, an dem jeder teil nehmen kann. Alle weiteren Einzelheiten des über reichen Programms werden noch bekanntgegeben. * Saal der Musikoerleger. Heute Sonntag, vormittags 11 Uhr, findet im Vortragssaale „Halle Deutsches Buchgewerbe" (Konzertsaal) eine Gesangs matinee von Schülerinnen von Frau Professor Marie Hedm 0 ndt statt. Zur Aufführung gelangen drei Terzette für Frauenstimmen von Paul Klengel, die der Komponist selbst am Klavier begleiten wird» „Frühlingsfeier" von Hans Erisch, sowie Lieder von Liszt, Dvorak, Hugo Wolf, Grieg, Tbuille, Humper dinck, Strauß, d Albert. Die Klavierbegleitung liegt in den Händen des Herrn Amadeus Nestler. — Nachmittags 5 Uhr singt Frau Margarete Steche- Schütz, von Albert Scharf am Klavier begleitet, Lieder von Richard Strauß (zu seinem 50. Geburts tage), Max Schillings und Felix Weingartner. — Montag, den 18. Juni, abend» ^7 Uhr, findet ein Kompositionsabend des jungen Leipzigers Hanns Ludwig Kor mann statt. Mitwirkende sind Fräulein Elsa Alves (Sopran), Fräulein Rosa Kaufmann (Klavier) und Karl Tränkner (Bariton). * Sesellschaftsfahrten zur Bugra. Heute Sonn tag, früh um 10,10 Uhr, trifft auf dem Hauptbahnhof ein Sonderzug aus Berlin ein, der auf Veranlassung des Verbandes der Buch- und Stein druckerei-Hilfsarbeiter Berlin abge lassen wird, und die Mitglieder dieses Vereins nach Leipzig zur Buchgowerbeausstellung bringt. * Männerchor auf der Bugra. Heute Sonntag nachmittag 5 Uhr, wird in der Bugra auf der großen Freitreppe im Zuge der „Straße des 18. Oktober" ein Männerchorkonzert stattfinden. Die Han noversche Liedertafel „Alauda" (Thor- meister Arnold Dedekind) und der Leip ziger Männerchor (Ehrenchormeister Königl. Musikdirektor Gustav Wohlgemut h) werden unter abwechselnder Leitung ihrer beiden Dirigenten eine Anzahl Lieder zum Vortrag bringen. Das Pro gramm des Konzertes ist in den Tagesnachrichten der Ausstellung.enthalten. Di« stimmgewaltige han noversche „Alauda" wird sich mit dem „Leipziger Mänuerchor", der kürzlich in Wien so große Triumphe feierte, zu einem glänzenden Tonkörper vereinigen, so daß allen Freunden des Männergesanges ein ganz besonderer Genuß beoorsteht. * Literarische Veranstaltung des Verlages A. R. Meyer auf der Bugra. Die literarischen Vorträge aus der Buara haben den Zweck, in unmittelbarer Weise jüngste Erzeugnisse unserer nur allzu produk tiven Zeit in weitere Kreise zu tragen. Das ist sicher lehr löblich. Daß das Dargebotene von recht ver schiedenem Werte ist, ist eine selbstverständliche Be gleiterscheinung. Man darf deshalb der guten Sache nicht zürnen. Es gibt eine Literatur, die sich darin gefällt, Purzelbäume zu schlagen und die Welt auf den Kopf zu stellen. Sie sucht ihre sogenannte Originalität in krummen Linien; und dabei ist sie oft bedeutend weniger originell als es scheint. Die literarische Stunde gewann durch Reii Langers Vortrag; er hatte eine seine Einfühlung dort, wo wirklich Lyrik sprach. Er versagte nur da, wo nichts zu retten war. Ich weiß nicht, ob es geschmackvoll war, Alfred Lichtensteins barbarische Trunkenboldphantasie von einer Dame vortragen zu taffen. Immerhin erfreute Lautensacks Fähig keit Stimmungen zu fassen, trösteten Rudolf Leonhards psychologische Feinheiten; Sophie Höch st etter bewies seine gewisse Intensität lyrischer Empfindung und vor allem eine Fähigkeit zur Form; ' und Ilse von Stachs Verse haben kristall klares Gefühl. Auch Else Lasker-Schülers anschauliche Kraft siegte. Daneben trat anspruchs volle Mittelmäßigkeit und Unreife. 2m übrigen ent zückte Reste Langer durch einen famosen Vortrag der unverwüstlichen Satire Peter Schers. Was Alfred Richard Meyer mit seinen eigenen Erzeug nissen bezweckt, wurde nicht recht klar. Eine durch Kultur hervorgerufene Reizbarkeit für Eindrücke und Empfindungen macht noch keine Dichter. Es ist ihm unmöglich irgend etwas wirklich aufzufassen; alles fließt auseinander in ein breites Chaos von Worten, ein Tohuwabohu von Empfindung und glattester Trivialität, dabei fehlt jede satirische Kraft. Aber immerhin: Die Stunde im Konzertsaal des Buch gewerbehauses war trotzdem nicht verloren. * Hilda Gards zweiter Gastspiel in der Ausstel. lung. Am Dienstag, den 16. Juni, abends 8^ Uhr, wird Hilda Gard, die junge, bildschöne Prima Ballerina vom Teatro San Carlo in Neapel, deren erstes Gastspiel in der Ausstellung einen vollen Er folg bedeutete, zum zweiten Male im Großen Vorführungssaale ihre glänzende Tanzkunst zeigen. In Hilda Gard vereinigen sich holdeste Jugend und Schönheit mit hohem Können und voll ständigem Aufgehen in ihrer Kunst, so daß man ihrem zweiten Auftreten rn der Ausstellung mit Spannung entgegensehen kann. ElrrgrsanSt. (Für den Inhalt der Eiiileiidunac» unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion außer der vreßgeietzlichen keine Verantwortung.) „Ach, wenn das der Schreber wüßte ... Der Schreberverein der West Vorstadt feiert alljährlich ein Kinderfest, wie schon der Name sagt, ein Fest für die Kinder. Der Festredner hat das bisher auch immer in seiner Festrede betont, daß dieses Fest ausschließlich „für euch, liebe Kinder", gefeiert wird getreu der Schrebergärtnerdevise: Laßt uns unfern Kindern leben! Selbstverständlich fehlte an diesem Kinderfeste zur Belustigung der Kleinen das Karussell nicht. Es war mir immer ein besonderes Vergnügen, den um das Karussell stehen den Kindern wenig bemittelter Eltern, die sehnsüchtig nach den fahrenden Kindern aufblickten, Fahrkarten zu schenken, damit auch sie die feurigen Rosse be steigen konnten. Wie viele arme Kinder konnte man da sür wenige Mark glücklich machen. Auch in diesem Jahre ist wieder Kinderfest, und zwar am heutigen Sonntage. Aber heute ist kein gewöhnliches Kinder fest, heute ist Jubiläumsfest, das 50. Kinderfest. Ei, wie ist beute für die Belustigung der Kleinen gesorgt. Der Festausschuß Hai aus Anlaß des Jubiläums heute zwei Karussells aufstellen kaffen. Für arme Kinder sollen aus freiwilligen Spenden Karuffellfahrkarten «„geschafft werden. So dachte i ch, lieber Leser, aber nicht der Festausschuß. Der Festausschuß hat sich jedenfalls gesagt: Die Kinder haben 49 Jahre lang ein Karussell gehabt und sich darüber 49 mal außer ordentlich gefreut. Heute zum Jubiläumskinderfest kann das Karussell wegbleiben. Heute wird ein Tanzplatz gebaut, damt sich die Erwachsenen, die ja in Leipzig sonst keine Gelegenheit zum Tanz haben, mal ordentlich austanzen können. Warum soll das Kinderfest, und gerade dos 50., immer nur für die Kinder gefeiert werden! „Ach, wenn das der Schreber wüßte, Wie der sich da wundern müßte, Wenn die lieben Kindelein Sich am Tanz der Großen freun. Und wenn das der Hauschild wüßte, Wie sich der erst wundern müßte; Staunend rief' er Schiebern zu: Na, was sagst denn du dazu? Ein Gartenbesitzer. Sriefkasten. * Livingstone Manow. Wenden Sie sich an einen Regimentsarzt oder Stabsarzt der Reserve. Die Heeresordnung enthält nur die Zeichen X—L. * „Eingesandt" E. W. Anonyme Beiträge für die Rubrik „Eingesandt" haben in beliebiger Menge Platz im Papierkorbe. PUNK I^sppivk-Kvinigung unrl E»- iw- k». H ZVieäeikvlt prämiiert, ruleiat mit äer golä. Xo«tcvkro>e >dko uva unck /ustelluua auob cles Irleio8tev ^ultrages 8ebaoil«t« Tiekeruog ttvlflLljj'üUu ft» vlt Tel 4?3?, 14798,14121. Aeclsillo aut cker lat. llaukscbauWt. l-e prig. Hotleutötuox. Leltkeckei-vreinixavg. Kuoststopkerel. Lllligste kreiedereeknuog. ILcksn: N.rllt 6 Slickstr. 49 8»^er»«do8tr.48 Aarsoüaerstr. 9 Lvkigartenstr.29 Lirj«kderg«tr. 66 Llloadetliotr. t9» VittvaderrerStr.I
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