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Sächsische Volkszeitung : 29.07.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193307295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19330729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19330729
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-07
- Tag 1933-07-29
-
Monat
1933-07
-
Jahr
1933
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.07.1933
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Die Steuerfreiheit für Ersatzbeschaffungen Kunden ist, dem Begriff der Erlatzbeschalfung nicht entgegen, soweit nicht der Unterschied zu einer Minderbeschäsligung von Arbeitnehmern im Betrieb des Sleucrpslichtigen führt. Der neue Gegenstand muh «inen bisher dem Betrieb die- In dem Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 2t Juni IUM ist ein« Steucrfreilzeit für Ersatzbeschaffungen vorgesehen, Nach den nunmehr vom Ncichssinan,Ministerium herausgegebenen Erläuterungen erstreckt sich die Steuerfreilzeit auf die Einkommensteuer, die Körperschaft!)- steuer, die Gewerbesteuer und die Zuschläge zur Gewerbe st euer. Die wichtigsten Bestimmungen sind nun folgende: Die Steuerfreiheit kommt allen unmittelbar zugute, die „Ausivendungen für die Anfchassung oder Herstellung von Ma- fchinen, Geräten und ähnlich» Gegenständen des geiverblichen oder landwirtschaftlichen Anlagekapitals machen". Als gewerb liches Anlagekapital in diesem Sinne gilt auch das Anlage kapital der Angehörigen der freien Berufe. Es kommen also In Betracht: Gcwerbelreibend«, Handwerker. Industrielle, Acrzte, Anwälte und sonstige Angehörige eines freien 21erufes, Land- wirte, Forstwirte und Gärtner, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sie buchsührende Steuerpflichtige sind oder nicht. Gewcrbe- treibende, Handwerker, Industrielle usw in diesem Sinne sind nicht nur Ein.zelpersonen. sondern selbstverständlich auch Gesell schaften. Die Steuerfreiheit erstreckt sich dein Gesek gemäh auf „Maschinen. Geräte und ähnliche Gegenstände des geiverblichen od«r landwirtschaftlichen Anlagekapitals" Unter ..ähnlichen" Gegenständen in diesem Sinne sind „sonstige" Gegenstände des gewerblichen oder landwirtschaftlichen Anlagekapitals gemeint. Die Steuerfreiheit erstreckt sich aus alle beweglichen körperlichen Gegenstände lMobiliens des Anlagekapitals, einerlei, ob sie selb ständige Gegenstände oder Teile von selbständigen Gegenständen sind Ausgenommen von der Steuerfreiheit für Ersahbeschassun- gen sind: alle unbcweglick)«» Gegenstände des Anlagekapitals, also Gebäude, bauliclze Anlagen sz. B. Maschinenhallen) und Grundstücke lImmobstien), von den beweglichen Gegenständen des Anlagekapitals die Tiere liebendes Inventar), alle Rechte lPatente usw). Als bewegliäie Gegenstände im Sinne des Gesekes gelten auch alle Maschinen, Geräte usw., die mit dein Grund und Boden oder mit dein Gebäude so fest verbunden sind, dah sie nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts als wesenl- licl)« Bestandteile des Grundstücks oder des Gebäudes anzusehcn sind. Als Gegenstände im Sinne des Gesekes kommen zum Bei spiel die folgenden in Betracht: Maschinen Kessel. Apparate, Werkzeuge und mechanische Vorrichtungen jeglicher Art, ohne Rücksicht darauf ob sie der Erzeugung, der Bearbeitung oder der Verwaltung dienen. Zu den Gegenständen, die der Erzeu gung oder der Bearbeitung dienen, gehören nicht nur Fabri kationsmaschinen usw.. sondern selbstverständlich auch landwirt schaftliche Maschinen und Vorrichtungen, wie z. B. Düngema schinen, Sämaschinen, Erntemaschinen, Dreschmaschinen, Milch entrahmungsmaschinen n dgl Zu den Maschinen und mecha nischen Vorrichtungen, die der Verwaltung dienen, gehören bei spielsweise Schreibmaschinen, Rechenmaschinen, Registrierkassen usw Beim Truckereigewerbe auch Vuchdrucklettern, Messing linien u. dgl: Zugmaschinen Traktoren einschliehlich Anhängewagen: Fahrzeuge aller Art. zum Fahren aus Schienen oder nicht, ln Verbindung mit Antriebsmaschinen oder nicht, zum Beispiel Lastkraftwagen P rsonenwagen, Krafträder, Fahrräder u. dgl.: Röntgcnapparate. Diathermieapparate, Sauerstoffapparate, Anlagen für medizinische Bäder u. dgl.: Fernsprechanlagen, Nundsunkapparate. Klaviere u. Spiel werke: alle Einrichtungsgegenständc in Büroräumen, Verkaufs räumen, Lagerräume» und Ausstellunasräumen. zum Beispiel: Schränke. Tische, Stühle und illegale aller Art, Teppiche, Fusz- bodenbelag, Einrichtungsgegenständc für Unterkünfte- und Er- holungsräum« von Angestellten und Arbeitern: aste In ein Schiff eingebauten Maschinen. Geräte usw. und alles auf dem Schiff dienende Inventar. Das Schiff als solches gilt nicht als lwmeglickzes Anlagekapital im Sinne des Gesetzes: es steht den Gebäuden und baulichen Anlagen gleich: Backöfen. Röstöfen. Heizungsanlagen, Enllüftungsanlagen und ähnlics>e Anlagen: Feuerlöschapparate und ähnliche Einrichtungen. Die Aligrenzung der Maschinen, Geräte und ähnlichen Ge genständen des beweglichen Anlagekapitals von den (Kebänden und baulickwn Anlagen, die nicht gks Ersghaegenstände im Sinne des Gesekes in Betracht kommen, wird nicht immer leicht sein. Astes, was das Eraebnis von Hochbnuarbeiten und Tiefbau arbeiten ist. wird arundsäklich nicht als lxnveglicher ((Gegenstand des AnlmzekapUalo anzusehen sein. Hier ist insbesondere an Maschinengebäude, Bürogebäude, Drainageanlagen, Wegeanla- gen u. dgl. gedacht. Alle diel« sind nicht Anlagegegenstände im Sinne des Gesekes. Oft wird ein Gegenstand des Anlage kapitals zum Teil das Ergebnis von Hochbau und Tiefbau, zum Teil das Ergebnis der Maschinenindustri« oder dergleichen sein, so zum Beispiel bei ortsfesten Maschinen. lDampfkesseln u. dgl.). bei Personenaufzüge» und lwi Lastaufzügcn, die mit dem Ge bäude so fest verbunden sind, dak sic als wes«ntlicl>e Bestand teile des Grundstücks anzusehen sind. Hier erstreckt sich die Steuerfreiheit nur auf die eigentlichen Maschinen einschliehlich etwaiger Montagekosten. Soweit darüber hinaus Hochbauten oder Tiesbauten für die Ausstellung erforderlich geworden sind, finden die Vorschriften des Gesekes über Steuerfreiheit für Er- satzbeschassungen nicht Amvendung. Die dafür entstandenen Kosten müssen soweit sie nicht als laufende Betriebsausgaben voll abgesetzt werden können, aktiviert und im Abschreibungs verfahren auf die Jahre der Nuhung verteilt iverden Bei der Gelegenheit sei allerdings auf Paragraph 1 des Gesetzes ülwr Steuererleichterungen vom 15. Juli 1933 sSteuerermästigung für Instandsetzungen und Ergänzungen an Betriebsgebäuden) hinge wiesen. wonach auch Instandsckungen und Ergänzungen an Be triebsgebäuden steuerlich begünstigt sind. Zur Frage, was Ersaszbeschassung ist, wird erklärt, dah bei der Auslegung unter keine» Umständen kleinlich verfahren werden dürfte. Je grofzzügiger verfahren würde, um so durchgreifender würde der Erfolg sein. Der Begriff „Ersatzbeschaffungen" im Sinne des Olesetzes Ist so zu verstehen, dah ein (Gegenstand aus dem Betrieb aus scheidet und durch einen neuen Gegenstand erseht wird, und dah der neue Gegenstand bestimmt ist, im wesentliclzen die gleiclze Aufgabe zu erfüllen, wie der bisher verwendete Gegenstand Es kommt also beispielsweise darauf an, dah eine Metallbear beitungsmaschine durch eine Metallbearbeitungsmaschine sz. V. Fräsmaschine durch Schleifmaschine), eine Landmaschine durch eine Lanümalcinne ersetzt wird usw. Unterschiede in Art, Tech nik, Güte. Preis. Gröhe und Leistungsfähigkeit stelwn. auch wenn damit eine Pcrgröszerung der Produktionsmöglichkeit ver- nenden gleichartigen (Gegenstand ersehen Das Wort „gleich artig" ist hier nicht eng, sondern weil auszulegen Es ist nicht ein Gegenstand des gleickxn Typs, der gleichen Technik usw ge meint, sondern ein Gegenstand, der bestimmt ist. die gleiche Auf gabe, den gl«ici>en Zweck, zu erfüllen. Unter einem gleich artigen Gegenstand im Sinne des Gesehes ist also ein Gegenstand gleiclzer Gattung zu verstehen. In der Drrgröheruna des Anlagekapitals ist eine Ersatz beschaffung im Sinne des Gesetzes nicht gegelnm Bon besonderer Bedeutung ist der Zeitpunkt der Anschaffung. Die Steuerfreilzeit im Sinne des Gesehes seht voraus, dah der Steuerpflichtige den neuen Gegenstand nach dem 30. Juni 1933 und vor dem 1. Januar 1935 angesäzalll oder izerge- slclll hat. Erfolgt die Herstellung nicht im eigenen Betrieb des Steuerpflichtigen, sondern wird der Gegenstand anderswoher bezogen, so kann der Lieserer den Gegenstand bereits vor dem 1. Juni 1933 hergcstellt oder als fabrikneu bezogen haben. Es kann sich also bei dem fabrikneuen Gegenstand um einen sol chen handeln, der anderswo auf Lager stand Als Anschaffung gilt nicht die Bestellung, sondern die Lie ferung des Gegenstandes. Steuerfrei sind infolgedessen die Auf wendungen für Ersatzbeschaffungen nur insoweit, als die Liefe rung der Ersatzgegenstände in der Zeit nach dem 30. Juni 1933 und vor dem 1. Januar 1935 erfolgt. Es empfiehlt sich demnach das folgende: für Unternehmer, ln deren ivetrieb neue Maschinen ge braucht werden: den Auftrag auf Lieferung der neuen Maschinen sofort zu erteilen: für Maschinenfabriken u. dgl.: nicht bis zu Eingang von Aufträgen zu warten, sondern mit der .Herstellung von Maschi nen u. dgl. sofort zu beginnen Die meisten Besteller werden sich nicht mit einer langen Lieferfrist abfinden wollen und kön nen: denn erstens werden sie die Steuerfreiheit in das am 31. Dezember 1933 zu Ende gehende Geschäftsjahr verseaen wollen, und zweitens werden die in ihren Betrieb cingegangenen Aus träge einen langen Aufschub der Inbetriebnahme des neuen Ge genstandes nicht dulden. Vom 15. Deulfchen Turnfest in Stuttgart l Krötzsch Hwölslampfmeifter Die Kron« aster Wettbewerbe des IS. Deutschen Turnfestes, der Zwötskamps, hat nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der sriil^re deutsche Kunstturnmeister, Emil Krötzfch-Neurösien, gewonnen, der den Westdeutschen Sandrock noch um einen Punkt übertras und 226 Punkte erreichte. Sandrock steht mit 22.» Punk ten bisher als zweiter fest, muh sich aber die Ehre mit Ernst Winter-Franksurt teile», der cs aus die gleiche Zahl brachte. An vierter Stelle steht der Schweizer Olympiasieger Marx-Basel. Der Höhepunkt des 15. Deutschen Turnfestes war die Feier stunde auf der Hauptkampsbahn, wo weit über 20 009 Menschen begeistert den Darbietungen einer Militärkapelle und des Schwäbischen Sängerbundes lauschten. Am Donnerstag herrschte aus der Festwiese ein Riesenbe trieb. Alle aktiven Turner und Turnerinnen waren bei den Vor- kämpsen beschäftigt. Tausende von Zuschauern versolgten die zahlreichen Kämpfe aus dem Nasen, in den Zelten und aus dem Neckar. Auch das Fcchtseld wies einen äugelst starken Besuch aus. Unter den Zuschauern besand sich auch der ehemalige König von Spanien. Jin Endkampf war der Ulmer Eeiwitz Sieger. Zu den beiden Veranstaltungen nm Donnerstagabend hatten sich fast 130 000 Zuschauer eingesunden. Zum erstenmal in Deutschland wurde eine 100 mal 100-Meter-Stassel gelausen, zu der aus technischen Gründen nur sechs Mannschaften zugelassen werden konnten. Vom Start weg hielt der MTV 1879 München die Führung, die er auch bis zum Schiech nicht abgab. Die Strecke wurde von seinen Mannschaften in 18,5t Minuten durch laufen j es wurde damit ein Durchschnitt von 11,3 Sekunden von dem einzelnen Läufer erreicht, was eine grostartige Leistung darstellt. Es folgten Turngemcinde Stuttgart, ATV 18l5 Leip zig und ATV Dresden. Im Frauen-Vicrkamps gab es einen westdeutschen Sieg, den sich Hilde Niederhoss Velbert mit 297 Punkten knapp vor Grete Mauermeyer-MUnchen mit 296 Punkten Holle. Die Reichswehr kam im volkstümlichen Fünskampj durch Lochum-Stettin mit 119 Punkten vor Stock-Universität Greifswald, der im Hochsprnng 1 90 Meter erzielte und nur mit 3 Punkten unterlag, zum Sieg. Noch nicht offiziell herausgegeben ist das Ergebnis im Sieben- kamvs der Turnerinnen: In den ersten Plag dürsten sich Frf. Schmitt-München und Frk. 140 Punkten teilem Eschorn-Iranlenverg z,va.) mir ,r Meisterschaften des Reichsheeres Vom 3.-6 August finden in Kassel die diesjährigen Mei sterschaften des Reichsheeres statt Auszer den leichlathletisäzen Wettkämpfen, einem Fuszballwettspiel und der Hecresineister- schast im Handball sind noch einige sehr interessante wehrsport liche Wettbewerbe zu sehen. Ter schwierigste von diesen ist wohl zivcisellos der G r u p pc n f U n f k a m p s. An diesem müssen von einer Kompagnie, 2killerie oder Schwadron 1 Führer und 12 Mann leilnehmen. Ter Gruppensünfkamps umfn'zl folgende Einzeldisziplinen: 1 7 km Gepäckmarsch mit anschlieszendem Schiesten lleichtes Maschinengen>ehr. (keivehr oder Pistole), 2. 300 Bieler Hindernislaus. 3. 1500 Bieter Bieidekelte lbei dieser stellen sich die Teilnehmer der Mannschaft in bestimmten Abständen aus der 1500 Bieter langen Strecke aus. Es wird ein Befehl durchgegeben. Tiejenige Mannschaft, die den Befehl in der kür zeslen Zeit vom 1 bis zum letzten Mann bringt, ist in diesem Wettbewerb Sieger), 1 Handgranatenzielivurf, 5. llebermindung eines Fluhlaufes ldie Mannschaft musz feldmarschmähig mit allem Gerät — darunter auch ein Maschinengewehr — Uber einen Fluszlaus kommen. Tie Mannschaft mit der kürzesten Uebersetzzeit ist S-eger). Bei allen diesen Wettbeiverl'en wird die Punktzahl zusammengezählt. Die Mannschaft mit den mei sten Punkten wird Heeresmeister. Ter 25 Kilometer Patrouillen (Gepäckmarsch hat sich gegen über den Heeresmeislcrschaiten 1931 insofern geändert, als auf der 25 Kilometer langen Strecke noch verschiedene Einzeln'elt- bewerbe, wie llcbersetzen ül'er einen Bach unter' Zuhilfenahme eines in der Nähe des Backzes liegenden schweren Balkens. Ent sernungsschälzen und Schicken. eingcflochten sind, die diesen 03«- päckmarsch natürlich sehr erschweren Tie bei den Ausschcidunaskämpsen des Wehrkreises 1 an- läfzlich des Reichswehrsporlfestes vom 6 8 Juli sestaestelllen kiesten Leichtathleten und Mannschaften nehmen an den End kämpfen teil. Die drei Waaemuligen Sin Abenleurerroman / Don Sri Weyla (7opvrlttki Kv Horn L Lo. O.m.d. II., kerUn ZS Lle^Mrer 8tr. 36 <20. Korlkekuny) Stepan Saloptschtn war der Sekretär und Freund des Polizeipräsidenten Ljamschinsky. Er durchschritt, von Gregor dicht gefolgt, eilig das Wartezimmer, klopfte kurz und trat un angemeldet ein. Bei ihrem Eintritt stand Lfamschinsky, rin robuster, unge pflegter, etwa fünfzigjähriger Mann, aus. Vor ihm fasten zwei Personen, die — schon beim ersten Anblick erkenntlich — keine Russen waren, ei» junger Mann von elegantem, dandyartigem Aussehen, und eine junge Frau mit kastanienbraunem Haar, dunklen Augen und bliihendroten Lippen. Stepan und Gregor waren wie angewachsen stchengeblicben. Der ungebärdige Ljamschinsky, der trotz seines vorgeschrittenen Alters schöne Frauen gerne sah, weidete sich einen Augenblick lang an ihrem Staunen und stellte dann vor: .Mist Mary Perth und Mister Jim Hold aus Can Fran cisco. Herr Gregor Stanowitsch, Regierungskommissar, Herr Stepan Saloptschtn, mein Sekretär!" Jim Hold nahm von den Ankommenden kaum Notiz. Er war zu sehr mit seinen Angelegenheiten beschäftigt. „Mist Perth und Mister Hold haben eigens wegen einer recht heiklen Angelegenheit den Weg von San Franzisko nach Moskau gemacht." — Ljamschinsky sprach fliestcnd englisch, und Stepan wie Gregor verstanden genug, um einer Konversation folgen zu können. Sie kommen in der noch immer unaufge klärten Sache des Ozcanfluges, der hier ein solch tragisches End« nahm." Stepan und Gregor blickten dem Polizeidirektor auf den Mund, als wollten sie ihm die Worte von den Lippen ab lesen. Wenn zwei Personen eigens deswegen die lange, kost spielige Reife machten, so mustten sie ihre schwerwiegenden Gründe dazu haben. Dann wandten sie sich, als Ljamschinsky Jim Hold zuwinkt«, gespannt zu diesem hin. Hold erzählt», was «r wustte. unter anderem, dast dl« drei ln Frage kommenden Flieger geläufig russisch sprächen, wahr scheinlich auch Nüssen seien, die wegen eines Schatzes den Flug unternommen hätten. Interessiert hörten die Beamten zu. Auf des Präsidenten Frage, ob er keine Namen vernommen habe, konnte Jim nur mit den amerikanischen Namen der drei dienen. An Stelle weiterer Worte überreichte Jim dem Präsidenten dann ein zusammcugesaltetes Stück Papier, das nichts anderes war, als die Landkarte, die er in jener Nacht, als die Flieger ihm und dem Polizeibeamtrn vor der Nase wcggcslogen waren, unbemerkt in seiner Tasche hatte verschwinden lassen. Ljamschinsky entfaltete oas Papier und breitete cs auf dem Tische aus. Es war eine tadellos detaillierte, übersichtliche Karte. Eine feste Route war mit rotem Stifte eingczcichnct. „Hm, hm," brummte der Präsident. „Moskau, hm. Jaro slawl, Wologda, — er fuhr mit dem Fingernagel die rote Linie entlang, — Wussillewskaja, Kodcmskij . . ." „Kodemskij, hm, hm, Kodcmskij? Cie sagten etwas von einem Schatz, nicht wahr?", wandte er sich erneut an Hold, der zustimmend nickte. „Kodcmskij? In Kodemskij wurde seinerzeit nach einem Schatz geforscht, von dem man bisher keine Spur mehr finden konnte. — Sagte Sie nicht, die Leute sprächen russisch? Doch? Donnerwetter," er schlug mit der Hand auf de» schwere» Schreibtisch — ich glaube, das gäbe einen Fang! Ich möchte meine Hand ins Feuer stecken, dasz das Russen sind, Weistrussen, Fahnenflüchtige, die das ivatcrlnnd vernieten. Die wären für die entsetzlichste Marter noch zu schlecht!" Sein Gesicht hatte einen teuslischcn, fanatischen Ausdruck, als er so-sprach, oder vielmehr schrie. Dann sastte er sich plötzlich, und war wieder ganz Herr seiner selbst. Gregor Stanowitsch konnte sich nicht mehr länger beherrschen. „Hast du nicht auch Wassilicwskaj genannt, Ljamschinsky?" „Wassiliewskaja?", wiederholte Ljamschinsky und fuhr wieder mit dem Fingernagel den roten Strich entlang. „Was- siliewskaja? Ja?" Fragend klang es zurück. Nun berichtete Gregor abermals von der Begegnung, die er In Wassiliewskaja gehabt hatte. Er erzählte von dem angeblichen Generalsekretär des „Dom-Ougol", Wassilij Sarkow und dessen beiden Begleitern. Und ferner erzählte er, wie er hier den rich tigen Lvassilij Sarkow kennengelernt hatte, und Feststellungen über den Diebstahl der Papiere treffen könnt«. „Dieser angebliche AZassilij Sarkow erzählt« mir austerdcm, dast er die Absicht habe, seine Eltern in Kodemskij zu besuchen. Ich glaube, dast ohne Zweifel meine drei Bekannten mit den Gesuchten identisch sind." „Die Sache beginnt Format anzunchmen", warf Ljamschinsky ein. „Je eher wir hier vorgehen, desto besser!" Während aller Blicke an ihm hingen, drückte der Präsident auf einen Knops. Dem aus das Klingelzeichen herbeieilenden Beamten befahl er, sofort ein Auto für eine längere Reise be- reirstcllen zu lassen. Dann wandte er sich an Jim und Mary. „Ich danke Ihnen bereits jetzt für Ihre Bemühungen, trotz dem ich nicht einsehcn kann, ob Sie aus eigenem Interesse han deln oder Rustlaud einen Dienst erweisen wollen. Ich wäre Ihnen fernerhin sehr verbunden, wenn Sie uns aus der Stell« nach Kodemskij begleiten würden. Gregor Stanowitsch und Stepan Saloptschin werden ebenfalls mitkommen." Das klang alles eher wie ein Befehl als eine Bitte Jim Hold wäre gerne zurückgeblieben. Er versuchte groste Er müdung vorzuschützen. Aber Ljamschinsky schnitt ihm das Wort ab: „Eine Angelegenheit, an die man skrupellos hcraugcgangcn ist, must mau unter allen Umständen zu Ende führen." Jim fühlte den Hieb. Er wagte nicht, zu widersprechen. Es war ihm, als ob diese Russen, die er sich als ungebildet und grob klotzig vorgestcllt hatte, ihn verachteten. Hatten sic sein« ivahrcn Motive erkannt? Auch Mary Perth sühlte sich nicht wohl. Ihr wurde es immer unangenehmer, je länger Ljamschinjkys Blicke aus ihr ruhten. Eine Viertelstunde szüiter — es war genau sechseinhalb — meldete der Beamte des Vorzimmers, dast das Auto bercitstand. Nach kurzen Vorbereitungen startete die prächtige Sechs zylinder-Limousine „Pfeil". Rasch durchfuhren sie die Stadt. Als sie die Häuser hinter sich hatten, schlug der Chausscur, aus Ljamschinskys Befehl, ein wahnsinniges Tempo ein. Pfeifend fauste die kalte Luft um sie, obwohl das Auto hermetisch geschlossen schien, und durchschauert» di« Glieder. (Lortsehung folgt.)
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