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Zum Inhalt -es Konkor-als In sranzöstfcher Bekrachtung von unser«« Pariser Korrespondenten. Paris. 26. Juli. Die Unterzeichnung des Reichskonkordats ist von den fran zösischen politischen Kreisen stark beachtet worden. Die meisten Blätter brachten lange Auszüge aus dem Vertragstext, einig« gaben den Wortlaut sogar säst wörtlich wieder. Die größte katboliscl>e Zeitung Frankreichs „La Croix" würdigt in einem längeren Artikel, der die Ueberschrift trägt „Das größte religiöse Ereignis seit der Reformation", die Bedeutung des Reichskonkordats für die katholische Kirche. Dies« Würdigung beginnt mit folgenden Sähen: „Bei aufmerksamer Betrachtung stellt sich heraus, daß das Reichskonkordat gegen über den bisherigen einen bedeutenden Fortschritt aufwcist. Es wird den Rechten der katholischen Kirche und den Forderun gen des katholischen Bewußtseins gerecht. Auch unter dem juristischen Gesichtspunkt betrachtet ist das Konkordat eine be merkenswerte Etappe. „La Croix" unterzieht dann die einzelnen Artikel des Ver trages einer eingehenden Prüfung Sie kommt dabei zu der Uebcrzeugnng, daß das Konkordat von den wichtigsten bis herigen Kirchenverträgcn mit Bayern, Polen, Italien und Preußen inspiriert ist. Es addiere sie gewissermaßen und über treffe sie. In Deutschland werde nunmehr die religiöse Lehre nirgends mehr beeinträchtigt. Man messe den Fortschritt in der Tiefe und in der Weite. Der Heilige Stuhl habe sich seiner seits verpflichtet, keine Einzelkonkordate mehr abzuschließen als nur in llebercinstimmung mit der Reichsregierung. Das sei ein Ausdrmk des anerkannten „einigen und unteilbaren" Reiches. „La Croix" kommt dann weiter zu dem Ergebnis, daß das Reichskonkordat die Reihe der großen deutschen Kon kordate sortsehe. das von Worms im Jahre 1122, das von Wien im Jahre 1418 daß es nicht weniger bedeutsam sei als das zwischen Franz I. und Leo X im Jahre 1615 abgeschlossene, daß es an das napoleonische und an das italienische Mussolinis in seiner Bedeutung heranrciche „L'Echo de Paris" ist der Auffassung, daß Hitler nicht in den Fehler Bismarcks verfallen ist. Non Anbeginn des Antritts seiner Macht habe Hitler immer seine Achtung vor der katholischen Kirche Ausdruck gegeben. Es sei seine Sorge gewesen, die Rechte der Kirche zu wahren. In Berlin habe sich am 16 Juni die Fronleichuamsprozession in voller Freiheit entfalten können. Am 25. Jun> seien 45 006 Katho liken im Grunewaldstadion versammelt gewesen. Das Konkor dat sei auch ein außenpolitischer Erfolg, vergleich bar mit dem Mussolinis. Die Kirck-e sehe in Deutschland zwei Parteien verschwinden, die sich stets den Direktiven der kirch lichen Autoritäten unterworfen hätten. Sie hätte einwilligen müssen in die Aushebung einer Reihe von katholischen Organi sationen, andere seien von nun an nationalsozialistischer Füh rung unterstellt. Die Kirche werde nicht daran zweifeln, daß die Erziehung der Kinder und der Jugendlichen gemäß den pädagogischen Borstellungcn der Nationalsozialisten erfolgen wird Ihre Priester sind angewiesen, sich jeder Einmischung in politische und soziale Bereiche zu enthalten. In den französischen linksstehenden Kreisen sicht man dem Reichskonkordat mit offenbarem Unbehagen gegenüber. Man sieht in ihm In erster Linie eine Stärkung des National sozialismus. Es fehlt daher an hämischen Bemerkungen dem Heiligen Stuhl gegenüber nicht. Im ganzen gesehen ist die große Bedeutung des Reichskonkordats in Frankreich wohl oder übel anerkannt worden. öl. k. Neue Erläuterungen des Osservatore Romano Bereits vor einigen Tagen hatte der „Osservatore Ro mano" zu einigen Artikeln des Konkordates wichtige erläu ternde Ausführungen gemacht In Ergänzung seines ersten Kom mentars hält cs der „Osservatore Romano" in seiner Ausgabe vom 27. Juli für seine Pflicht, „einige andere irrige Aus legungen anderer Blätter herauszugreisen". So schreibe «in deutsches Blatt, das Deutsche Reich „behalte das Recht, gegen die Ernennung von politisch nicht annehmbaren Bischöfen das Veto einzulegen". Das Gegenteil, so führt der „Osservatore Romano" aus, sei richtig, da ja das Schlußprotokoll zu Ar tikel 14, Abs. 2, Nr. 2, in dem von der Mitteilung des für den Bischofssitz Ausersehcnen an den Reichsstatthaltcr die Rede ist, wörtlich besage: „Dieser Absatz bedeutet nicht ein Vetorecht des Staates." (In der amtlichen deutschen Fassung des Kon kordats heißt der Passus wörtlich: „Ein staatliches Vetorecht soll nicht begründet werden") Ferner tauche in einigen Zeitungskommentaren die Auf fassung auf, der Abschluß des Konkordats bedeute den Verzicht des Heiligen Stuhles auf seine gegenüber den verschiedenen Regierungssormen stets eingenommene Haltung und wolle eine Zustimmung oder Anerkennung einer bestimmten Strömung politischer Lehren und Gesichtspunkte sein. Diese Angabe be dürfe einer sofortigen Klärung. Der Heilige Stuhl verhandle mit den Staaten als solche, um die Rechte und die Freiheit der Kirche zu gewährleisten und sehe dabei von jeder Erwägung oder Bewerbung anderer Art ab. Die verschiedenen Staats verfassungen seien innere Angelegenheiten der einzelnen Natio nen und gingen, wenn die Rechte Gottes und der Kirche ge wahrt seien, nur die einzelnen Völker an, die frei seien im Rahmen eines rechtschaffenen staatsbürgerlichen Daseins, die Szegierungsform zu wählen, die der Wohlfahrt und dem Ge deihen des Landes am besten entsprächen. Die Kirche nehme also mit den Staaten als solche Fühlung für eine gerechte Regelung der Beziehungen der beiden Gewalten. Das gereiche immer zum Vorteil des religiösen Friedens und der Wohlfahrt der Völker. Was schließlich Artikel 19 über die katholisch-theologischen Fakultäten angehe, so dürfe man nicht glauben, die Bestim mungen zur Regelung dieser Frage seien nur jene, die zur Zeit des Abkommens des Konkordats galten. Der Text de, Artikels 19 sei allgemein gehalten und betreffe daher nicht nur die gegenwärtigen kirchlichen Bestimmungen, sondern auch sen«, die der Heilige Stuhl eventuell in der Zukunft erjasien za müssen glaube. ' Hindenburg'polal für das Reitturnier in Aachen Dieser monumentale Pokal wurde von dem Aachener Dom- Goldschmied Bernhard Witte sertiggestellt und vom Reichs präsidenten für den Kamps der Nationen im Aachener Reit turnier gestiftet. Der 57 Zentimeter hohe Pokal ist damit ein Gegenstück zu der „Coppa Mussolini" geworden, die in diesem Jahr endgültig von den deutschen Ossiziersreitern gewonnen wurde. Oie belgische Königin in Trier Trier, 28. Juli. Königin Elisabeth von Belgien weilte am Donners tag inkognito in Trier, wo sie oen Heiligen Nock aus suchte. Nach Verlassen des Tomes begab sich die Köni gin mit Gefolge im Auto nach Belgien zurück. Ein Tag gegen das Fluchen in Italien Nom, 28. Juli. (E. M.) In ganz Italien gewinnt die gegen das Fluchen gerichtete Bewegung immer mehr an Boden. Die Aktion ging von Venedig aus und er streckte sich bald auf sämtliche Kirchengemeinden des Pa triarchats. Alljährlich wird dort im Mai ein Tag im be sonderen der allerseligsten Jungfrau zugeeignet mit dem Gelöbnis, an diesem Tage nicht zu fluchen. Die Bischöfe Italiens haben nun die Abhaltung dieses Marien-Tages zur Bekämpfung des Fluchens für ganz Italien als obli gatorisch erklärt und hierfür den dritten Sonntag des Mai festgelegt. Schlußsitzung -er Weltwirtschastskonferenz Kampf dem Kitsch in der Kirchenkunft! Ein Erlaß des Bischofs von Linz Linz (Donau), 28. Juli. (E. M.) Aus Grund der Verordnung des Generalvikars von Rom, wonach alle unkünstlerischen und Pseudowerte aus den Kirclzen zu ent fernen sind, hat der Bischof von Linz entsprechende Ver fügungen erlassen. Er verbot zunächst den Gebrauch von Wachsfiguren, Gipsstatuetten, papierenen und sonstigen Kunstblumen in den Kirchen und beschränkte auch die Spende von Kerzen auf ein Mindestmas;. In Zukunst dürfen weder vor den Marien-Statuen, noch vor dem Standbild des heiligen Antonius von den Gläubigen selbst Kerz-'n angezündet werden; die für die Opferzwecke bestimmten Lichter sind vielmehr in der Sakristei abzu- gelum. Auch die Spenden für Wallsahrts- und Gnaden stätten wurden geregelt. Diese dürfen von nun an nicht mehr um den Hauptaltar herum nntergebracht werden. Schließlich ordnete der Bischof an, daß die Andächtigen Kirchenschmuck nicht von Massenerzeugern, sondern von Künstlern erwerben. Diese Anordnungen werden von allen Freunden wirklicher Kirchenkunst aufrichtig begrüßt werden. Der „Temps" Uber Prälat Kaas Der römische Korrespondent des „Temps" verweist tn einem längeren Telegramm auf die Rolle, die bei der Beratung vor Abschluß des Reichskonkordates Prälat Kaas gespielt hat. Sie sei ein Beweis dafür, daß dieser politische Führer „sehr zeitig" sich aus die Wirklichkeiten der Stunde umzustellen wußte, früher als das andere ge tan hätten. Man dürfe annehmen, daß Prälat Kaas auch ln Zukunft kanonischer Berater der Reichs regierung mit diplomatischem Rang bleibe, weil er sich in dieser Rolle sehr bewährt hab«. In diplo matischen Kreisen aller Staaten werde das in so kurzer Frist erfolgreich zum Ziele geführte Bertragswerk als ein großer persönlicher Erfolg des Prälaten angesehen, aber auch als Beweis für die objektive Auswahl, die der Reichs kanzler bezüglich seiner Berater trifft. Der Weg des Prä laten führe in absehbarer Zeit ins Kollegium der Kardi nale. Es ist zur Zeit noch unmöglich, genauer nachzuprü fen, inwieweit die hier wiedergegebenen Mitteilungen de» „Temps" bezüglich der Zukunst de, Herr« Prälaten Kaas auf verläßliche Quellen zurückgehen. Feststeht lediglich, ivas auch von dem Vizekanzler von Popen in Trier ausdrücklich unterstrichen wurde, daß Herr Prälat Kaas einen hohen Anteil an dem glücklichen Zustande kommen des Neichskonkordates trägt. Kaufbeuren feiert wieder das Tänzelfest Mädchen in Kostümen aus dem 13. und 10. Jahrhundert ziehen am Rathaus vorüber. — Das Ulte bayerische Städtchen Kauf beuren feiert jetzt wiederum sein traditionelles Tänzelsest, bei dem die Jugend in Kostümen aus vergangenen Jahrhunderten für einen Tag lang völlig das Stadtbild beherrscht. Die erste Aufzeichnung über dieses schöne Bolkssest stammt aus dem Jahre 1497. London. 28. Juli. Wir tragen in, Folgenden das Ende der Schlußsitzung dec Londoner Konferenz nach, lieber den Anfang und namentlich die Rede des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht ist gestern aus führlich berichtet worden Großes Interesse erweckte die Rede des russischen Botschafter» Maisky. Dieser drückte in der Hauptsache sein Bedauern darüber aus, daß beide aus der Konferenz vorgebrachten russi schen Vorschläge, des wirtschaftlichen Nichtangriffspaktes und einer Ausdehnung der Einfuhrmöglichkeiten wenig Sympathie gesunden hätten und aus ein totes Gleis geschoben wurden. Die Hauptaufgaben der Konferenz seien vertagt worden. Maisky führte die Schwierigkeiten der Konferenz in propagandistifä>er Weise auf den Kapitalismus zurück. Während die Abrüstungs konferenz, so erklärte er ferner, im Juli 1932 noch einen strate gischen Rückzug habe durchführen können, habe die Weltwirt schaftskonferenz ihre Arbeit mit einer wilden Flucht ab geschlossen. Man könne kaum bezweifeln, daß die Weltwirtschafts konferenz der Ausgangspunkt für einen neuen und noch stärkeren wirtschaftlichen Nationalismus lein werde der scbließlicb »"ter der Devise „Rette sich, wer kann" zu einem Wirtschaftskrieg aller gegen alle führen würde. Maisky ging sogar so weit, daß er einen neuen Weltkrieg voraussagte. Die rujsisck)« Regierung habe ihren Friedenswille» klar zum Ausdruck gebracht durch die Beseitigung des englisch-russischen Streites und den Abschluß von Pakten zur Angrijjsbestimmung. Maiskys Rede klang in ein bolschewistisch gefärbtes Bekenntnis zum Weltfrieden au«. Nach einer Rede eines argentinischen Vertreters wurde ein Telegramm des Präsidenten Roosevelt vor gelesen. In diesem erklärt Roosevelt u. a.: Ergebnisse dürsten nicht immer mit dem Maße formeller Abkommen gemessen werden, j Sie könnten ebenso offen aus der freien Darlegung der i Schwierigkeiten einer Nation und deren Methoden, ihren indi- ! viducllen Bedürfnissen gerecht zu werden, entstehen. DteVer - l einigten Staaten verständen die Probleme der f anderen Nationen heute besser als vordem Zu sammentritt der Konferenz, und sie vertranten darauf, daß die anderen Nationen in dcinsclben Geiste des guten Willens die amerikanische Politik betrachteten, die aus die Ucberwindung einer bisher noch nie dagcwescnen wirtsämstliären Loge im Innern hinzielt. In Ser 'N a ch ui i l i a gss > tz u » g Ser Wellwirijchastskon- serenz hob Staatssekretär Hutt, der Führer der amerikani schen Delegation, mit besonderem Nachdruck hervor, daß es sich nur um eine Unterbrechung der Arbeit der Konferenz bandele, nicht aber um ihre Beendigung Hutt bekundete seinen Glauben an die Zweckmäßigkeit von Konserenzen Seiner Ansicht nach könnten gerade gegenwärtig die Staatsmänner der Welt nicht ost und lange genug in Konferenzen sitzen Nach Cordalt Hüll ergriff der Franzose Bo nnet das Wort. Nachdem Bonnet seine Rede beendet hatte erklärte Mac Donald die allgemeine Erörterung für beendet und unter breitete die Berichte der wirtschaftlichen und der finanziellen Kommission zur Abstimmung, die sämtlich einstimmig angenom men wurden. 'Mac Donald erklärte hieraus, die Konferenz er hebe sich zu eiuer Pause und nicht zu einer Beendigung. Frühere Hoffnungen seien nicht zerstört sondern nur verschoben worden. Es beständen Anzeichen eines Wiederauflebens des Welthandels, aber die Hindernisse für die Rückkehr der Wohlfahrt seien wei terhin vorhanden.