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Jahrgang 24ps.b.wlr-erdol Nad.,Inserat« von Seh-r-en im amtlichenVeii Sie Petit» zetl« »0 Pf. chrschaft-anzrigen mit plabvorschrist im Preise erbebt. Nabatt nach Laris. Seilagen: iv»samtausl.rm. Sa» Lausen-auoschi. Postgebühr. 42—kür Snserat, au» Leipzig un- Umgebung Sl« lspait>grp«titz«il«2-pf.,-ieNrklome«eii«I M., von auowürt»ro Vs-, Keklamen 1.20 M„ Klein« flnzeigen Siepetitzrile nu» — ' >l.Nad.,Inserat« von Srh-r-en im amriichenLeii Sir Petit» Nnzrigen-stnnahm«: ^ohanniogasseS, bei sämtlichen Filialen -«» Leipzig«» Lageblatt«» unü allen stnnoncen-Sxpe-itionen -es In» un- stuolanSr». Geschäftsstelle für Verlin u. -l« pr. SronSendurg: virektionwalterZltegel, Serlin w. 1-, Margarethenstraste 8. Zernsprech-flnschlust, Lüyow »471. Nr. 286 Monts-, Sen 8. Juni. 1Sl4. Das wichtigste. * Die französischen Radikalen verlangen ein Ministerium Eombes. (S. des. Art.) * Die F l o t t e n d e m o n st r a t i o u an der albanischen Küste wird in der nächsten Zeit vor sich gehen. (S. des. Art.) * In Kleinasien kam es zn heftigen G r i e ch e n v erfo l g u n g en. (S. des. Art.) * In Sezanne bei Epernah explo dierte ein Ballon beim Ansteigen und ver letzte 60 Personen. (S. Nachr. v. Tage.) * In Kopenhagen wurde ein großer Muster-Sportpark eingcweiht. (S. Sp. u. Sp.) Der Kirchturmschütze vonGeüenburg. Berbrechen oder Wahnsinn? Der slowakische Bauernbursche To in fies an Dorfe Großhöflen bei Oedcnburg, der wegen verschmähter Liebe die Eltern seiner Geliebten erschoß, das Mädchen selbst schwer verletzte und sich dann in der Dorfkirche verbarrikadierte, aus der er ein regelrechtes Feuergefecht er öffnete und noch eine große Zahl von Personen verwundete, ist endlich unschädlich gemacht. Aber an seine Geistesgestörtheit will man nicht recht glauben. Einmal, und dies ist jedenfalls ein unhaltbarer Einwand: weil er nicht den Ein druck eines Geisteskranken macht. Er ist mit verblüffender Planmäßigkeit vorgcgangen. Er hat Tage vorher alle im Orte aufzutreibcnden Patronen aufgckauft und durch Diebstähle eine Menge Munition in seinen Besitz gebracht. Er versah sich mit Speise und Trank so vorsorg lich, als habe er den Verlauf seines gräßlichen Abenteuers genau vorausberechnet. Auch die Verteidigung seines „Forts Chabrol" hat er in auffallend kluger und geschickter Weise durch geführt. Aber diese einseitige Intelligenz und Gewandtheit ist für Wahnsinnige charakteristisch und für die Fälle solcher „Amokläufer" »ge radezu typisch. Die Verteidiger einer strafrecht lichen Zurechnungsfähigkeit dieses Kirchturm schützen von Oedcnbnrg muß cs doch stutzig machen, wenn sic bedenken, wie Tomsics seine mörderische Tätigkeit mit Orgclspicl und Glocken- gelärtte, mit Liedern geistlichen Inhalts und mit Ausrufen begleitete, wie: „Ich bin Essad Pascha, ihr werdet noch Ucberraschungcn er leben", wie er frohlockend von seiner „Festung" spricht, die er zu einem bestimmten Termin über geben wolle, wie er nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Hunde und Schweine schießt, usw. So sehr also die Entrüstung über die Greueltaten dieses Menschen Sühne und Be strafung zu heischen scheint, so wenig darf man sich durch solche Empfindungen verleiten lassen, einem Strafprozeß gegen solche Kranke das Wort zu sprechen. Die Schreckenstaten des Tomsics bieten doch in Wahrheit dasselbe traurige Bild, wie die beiden furchtbaren Fülle des vorigen Jahres: Am 20. Juni 1913 richtete der geistes kranke Lehramtskandidat Schmidt in der Ma- rienschule zu Bremen ein entsetzliches Blutbad unter den Schülerinnen an. Am 5. September erschoß in dem schwäbischen Dorfe Mühlhausen ein anderer Verrückter, ein Lehrer Wagner, eine ganze Anzahl harmloser Mitbürger, nachdem er vorher seine Familie, Frau und Kinder, erstochen hatte; hinzu kam bei diesem Verrückten eine mehrfache Brandstiftung. Wir sprechen hier aus drücklich von „Verrückten". Der Begriff „Wahn sinn" ist etwas zu allgemein und unklar. Tom sics bietet wie jener Schmidt und jener Wagner das Bild der sog. Mordmanie auf Grund einer Entartungsstörung, die von der psychiatrischen Wissenschaft als echte Verrücktheit bezeichnet wird. Die beiden Lehrer im vorigen Jahre haben ihre Mvrdmanie, ihre geistige Erkrankung bereits deutlicher vorher gezeigt. Hat man auch bei den» Tomsics wieder gar nichts vorher ge merkt? Die Vorzeichen der Mordmanie sind fast immer sehr auffallend, sie bestehen in großer Unruhe, in lebhaftem Bewegungsdrange, in Schwatzhaftigkeit und sog. Jdeenflucbt. Der Kranke putzt sich auffällig, trügt sich mit großen Plänen, macht sich in spielerischem Bewegungs drange mit alleni zu schaffen, was ihm in die Hände kommt, zerstört Gegenstände, behängt sich in absonderlicher Weise mit Kleidung, Bett wäsche. Er vermag dabei, wenn man ihn zur Rede stellt, stets klar erscheinende Auskünfte zu geben uud läßt, wie schon angedcutet, eine Ein buße seiner Berstandeskräftc meist nicht er kennen. Aber seine Stimmung schlägt immer wieder in zornige Erregung um, die zur aus geprägten Tobsucht wird, oft lange bevor die Tobsuchtsanfülle sich zn dem entsetzlichen Grad des „Amvklausens" versteigen. Hat man der dem Unglückseligen von Oedcnburg solche An fälle vorher wirklich nicht beobachtet? Bei dieser Art von Verrücktheit treten die Wahngedanken nie plötzlich, sondern nach und nach auf. Zu erst zeigen die Leute scheues Wesen, Mißtrauen, gesteigerte Reizbarkeit. Sie sehen sich im Mit telpunkte eines Netzes von Feindseligkeiten und Nachstellungen, gegen die sie sich zur Abwehr berechtigt glauben. In diesem Zustand belästi gen, bedrohen und attackieren sie bereits Per sonen, die sie grundlos für ihre Gegner halten. Da diese gewöhnlich nicht den geringsten Anlaß gegeben haben, so erscheinen die Gewalttaten eines solchen Verrückten überaus auffallend. Und d»r wäre der Augenblick gegeben, die auf keimende Geisteskrankheit in ihrer Gefährlichkeit zu erkennen. Die Vorläufer der Mordmanic Freund! Du hast recht, wenn du glaubst, daß ich viel arbeite. Ich tue es, um zu leben, denn nichts hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang. Friedrich der Große. Zu Charlotte Kieses öS. Geburtstag. Am gestrigen Tage vollendete Eharlotte Niese ihr 60. Lebensjahr. Sie wurde am 7. Juni 1854 als Kind eines Lehrers, das ein zige Mädchen unter acht Geschwistern, in dem Städtchen Burg auf Fehmarn geboren, verlebte ihre Jugend in Ricscbpe und Eckernförde, war einige Jahre in Ortschaften des Rheinlandcs als Lehrerin tätig und siedelte später nach Altona über, wo sie noch jetzt ihrem schrift stellerischen Berufe lebt. Sic ist als Roman schriftstellerin erst verhältnismäßig spät zu all gemeiner Anerkennung gelangt. Aber die Schar ihrer Anhänger wurde von Jahr zu Jahr größer. Eharlotte Niese ist Heimatskünstlerin im wahr sten Sinne des Wortes. Wie Luise Schenk und zahlreiche müunliche Dichter des meerumbran- deten Schleswig-Holstein verwendet sie mit Vor liebe in ihren kleineren Erzählungen und später auch in ihren großen Romanen Motive aus ihrer Heimat. Mag sic sicy derb-humoristisch geben, mag sie ernste Töne anschlagcn, aus allen ihren Werken spricht starker Heimatsstolz, alle ihre Bücher durchweht eine heiße Heimatliebc, und wer ihre „Geschichten aus Holstein", ihre Bilder und Skizzen „Aus dänischer Zeit" und vor allen Dingen ihre Romane „Minette von Sölcnthal" und „Vergangenheit" kennt, die beide das alte Altona vor unserem geistigen Auge lebendig werden lassen, der wird Eharlotte Niese als echte unü kräftig bodenständige Dichterin schätzen. Aber auch der Aufenthalt in den rheinischen (Gefilden hat auf die empfängliche Künstlerscele befruchtend gewirkt. Davon zeugen Werke wie „Menschcnfrühling", „Sommerszeit" und der jüngste Roman, den die Sechzigjährigc gleich ¬ sam als Gevnrtstagsgabe hat erscheinen lassen: „Die Hexe von Mayen". In diesem Roman (den wie alle übrigen Werke der Niese der rüh rige Verlag von Friede. Will). Grünow, Leipzig, heransgcgeben hat) offenbart fick) Eharlotte Niese erneut als eine Kraft, die auch kultur geschichtliche Probleme eindrucksvoll zu meistern weiß. Die düstere Verbohrtheit der Einwohner des rheinischen Städtchens Mayen, die in der jungen Protestantin Heilberg beinahe eine Hexe zu erkennen glauben, das frisch-fröhliche Lager, und Reitcrlcben der Gefolgsleute des Herzogs Hans Adolf von Plön und die Gewissensnöte des zum Geistlichen bestimmten Junkers von Wildberg sind mit prächtiger Anschaulichkeit ge schildert, so daß tvir dieses jüugste Werk der Niese wohl dem Besten, das sic bisher geschrie ben, getrost zur Seite stellen können. Ja, die Frische der Darstellung, die die Lektion dieses Romans so anziehend macht, läßt die Hoffnung lebendig werden, daß Eharlotte Niese uns auch im siebenten Jahrzehnt ihres Lebens noch man ches schenken wird, was ihren Ruf als Heimats künstlerin rechtfertigt und erhöht. (lieber Ehar lotte Niese ist übrigens eine sehr freundlich ge schriebene literarische Studie von Dr. Friedrich Eastelle erschienen, die gleichfalls von Fr. Will). Grünow verlegt wird. In diesem Heftchen wird der Geburtstag der Niese fälschlicherweise auf den 17. Juni verlegt.) ä. 6. Kunst UN- Wissenschaft. * Aus der Theaterchronik. Das neue Lustspiel von Oskar Blumenthal und Mar Bernstein „Die große Pause" ist vom König!. Schau spielhaus in Berlin zur Aufführung ange» nommen worden —Der neue Scheidemantelsche „Don-2uan"-Text dürste inBerlin voraus sichtlich zum erstenmal im Nahmen einer privaten Opernaufführuna zu Gehör gebracht werden. Am Dresdner Hoftheater wird der neue „Don Juan" noch im Juni gegeben. * Sin deutsches Wandertheater für den Balkan. Der in Konstantinopel neu gegründete D e u t sch e Dürerbund will seine aanze Kraft dasür einsetzen, em gutes deutsches Wandertheater für das Schau spiel und Lustipiel zu schaffen, das dem Deutschen Theater in Südamerika aachAattttM werden lassen sich oft über Monate znrückversolgen nnd stellen warnende Signale dar. Beinahe regel mäßig aber läßt sich in der Umgebung solcher Kranken eine leichtsinnige, fahrlässige Hand lungsweise, ein gedankenloses Hängenlassen oder ein bewußtes Vertuscheuwolleu Nachweise«. Zu spät kommt dauu das Erwache« aus der Gleich gültigkeit, wcuu durch den letzten furchtbaren Ausbruch der Krankheit gänzlich Unschuldige ins Verderben gezogen werden. Solche Fülle wie der von Oedcnburg sollten endlich eine Mah nung zn schärferer Beobachtung von „angehen den Geisteskranken" sein, sowohl für die Polizei behörden der Städte und die Gemeindeverwal tungen auf dem Lande, als auch für jeden ein zelnen. Ein Kabinett Ribot l Die Ministerkrisis hat noch keine Lösung gefunden, die Antwort Nibots steht noch aus. Allem Anschein nach verspürt er aber nur geringe Neigung, den schwierigen Posten des Ministerpräsidenten zu über nehmen. Zn der Presse findet seine Berufung, je nach -er Parteistellung, günstige oder abfällige Be urteilung. Die Radikalen weisen auf ein Ministe rium Combes als einzig mögliche Lösung hin. Mir verzeichnen folgende Meldungen: Das Kabinett Ribot. Paris, 8. Juni. Nibot beabsichtigt, ein Kabinett der Linke n zu bilden, und in dieses mehrere Mi nister aus dem früheren Kabinett, vor allem Nou- lens und V i v i a n i, aufzunehmen. Ribot ist der Ansicht, die militärische Frage sei nicht gestellt. Das Kabinett müsse dieses Gesetz ebenso loval anwenden, wie das Kabinett Dcumergne. Ribots geringe Neigung. Paris, 8. Juni Nibot hat sich gestern abend über die Möglichkeit, daß ihm die Bildung des Ministe riums gelingen werde, sehr pessimistisch geäußert. „Ich habe", so erklärte er, „den Auftrag aus Ehr erbietung für Len Präsidenten der Republik über nommen; aber ich glaube nichr, ihn durchführen, zu können. Mein Gesundheitszustand legt mir Scho nung auf, und ich fühle nicht den Mut, mich mit der Kammer herumzuichlagen." Man glaubt übrigens, daß Rlbot von Poincarä vornehmlich mit der Mission betraut wurde, eine andere politische Persönlichkeit, vermutlich Delcassi', zur Uebernahme der Kabinetts bildung zu bewegen. Die Möglichkeit, daß man aus Viviani zurüctkommt, erscheint nicht ansge chlesstn. Das Urteil der Presse. Paris, 8. Juni. Der Entschluß des Präsidenten Poincarö, den Senator Ribot mit der Bildung des Kabinetts zu betrauen, wird von der gemäßigt republikanischen und konservativen Presse sowie den Briand nahestehenden Blättern mit lebhafter Befriedigung ausgenommen.. — Die „Action" hofft, daß es Ribot gelingen möge, die ihm ausgetrag>enc Aufgabe.zu lösen. Der „Figaro" meint, Nibot eignet sich dank und als E. m. b. H. sicher gegründet sein soll. Da die Absicht des Dürerbundes, die deutsche Kultur arbeit in der Türkei besser als es bislang geschah, zu pflegen, auch von den deutschen Instituten und Gesellschaften in Konstantinopel mit Freude begrüßt worden ist, so d ürfte das neue Unternehmen die nölige tatkräftige Unterstützung finden und schon bald verwirklicht werden können. * Kupferstiche alter Meister. Am 8. Juni und folgende Tage findet in der Galerie Helbing in Berlin eine Versteigerung alter graphischer Arbeiten und Handzcichnungen statt, weiche u a. Bestände aus dem Nachlaß der Gräfin Quadt- 2snt) (Tegernsee), aus dem Bentz Baron Sieg, sried v. Neuß' (Garnnsch) und Professor Dr. W. Suldas lGraz) umfaßt. Den ersten Teil des Katalogs, welcher 20 Abbildungen aus fünf Licht- drucktaseln ausweist, füllen Kupierstiche. Radierungen, Farbstiche und Schwarztunstblätter aller Zeiten und «schulen. * Kleine Kunstchronik. Das Kuratorium der Eduard v. B a u e r n s e l d s ch e n Stiftung in Wien für gute literarische Arbeiten mit besonderer Berücksichtigung von Bahnenwerlen hat einstimmig beschloßen, an Rlccaroa Huch, Arno Holz und Paul Ernst Ehrengaben von je 20o0 Kronen und an Alfons Petz old und Mar Mell Ehren gaben von je löOO Kronen u verleihen. — Albert Werkenthin, der sich seinerzeit als Musikschriftsteller, Pianist und Komponist von Klavierwerten, Liedern und Quartetten berechtlgcr Wertschätzung erfreute, ist, 73 Jahre alt, gestorben. Er war Schüler von Julius Stern, Weißmann und Hans von Bülow. Ein mehrbändiges Werk von ihm behandelt Lehrstoff und Methode des Klavier spiels. — Für das Ende d. M. in Malmö stattfin- dende Baltische Mujikfest iß lür die Leitung der Deutschen Festkonzerte auf Veranlassung des schwe dischen Gouverneurs Grasen de la Gardie Musildirekior Heinrich Schulz aus Rostock als Festdirigent verpflichtet worden. — Die von einem Komponisten Popescu gegenLchar erhobene Plagiats- deschuldigung ist vom Oberlanvesgericht in Wien mangels jeglichen Tatbestandes adgcwiesen worden — Einen Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Thomas Ko schal erläßt ein Komitee. Das Denkmal soll seinen Platz m Pör schach am Wörther See Haden, den Koschat jo oft besungen hat. " Professor Earl Hugo Kronecker gestorben. Auf der Rückreise vom Berliner Physiologen-Kongceß ist in Nauheim, wie uns von dort telegraphisch gemeldet wird, der Professor der Physiologie an der Univer sität Bern, Kron ecke r, einem Schlaganfall er- seines hervorragenden moralischen Ansehens, seines Nedncrtalcnts und seiner gründlichen Kennt nis der finanziellen, der auswärtigen und der mili- täriscyen Fragen am besten zu dem ihm angebotenen Amt. Niemand kann besser als er die ernste Frag« der Anleihe erledigen. Er kenn gleichzeitig deck öffentlichen Kredit beruhigen und eine Steuerreform durchführen. Alle guten Bürger müßten wünschen, daß Ribot den erforderlichen Beistand finde. Die Organe der geeinigten Radikalen sprechen sich in entschiedener Weise dagegen aus, daß Ribot an die Spitze der Regierung trete. Die „L an ter ne" meint: Es wäre doch seltsam, wenn der Nachfolger des Radikalen Doumerguc, der trotz der republikanischen Mehrheit freiwillig zurückgetreten ist, der Gemüßigte Nibot würde. Gewiß, der Präsident der Republik könnte ein Ministerium Ribot bilden und die Unantastbarkeit des Dreijahresgesetzes verkünden lassen; aber er müßte dann die Radikalen ausschließen und dürfte sich nur auf eine die Rechte umfassende Mehrheit stützen. Wenn Präsident Poincar»- aber davor zu rückschreckt, dann gibt cs nur einen einzigen mög lichen Ministerpräsidenten: Combes. Der „Radicäl" schreibt: Wir halten uns ebenso sorgsam wie irgend jemand die Sicherheit Frankreichs und die auswärtigen Umstände vor Augen, und wir wollen eine zugleich patriotische und reformatorische Politik, eine Politik, wie sie der Ehrenpräsident der radikalen Partei, Combes, vertritt. Jaur^s schreibt in der „H um a n i t 6": Hinter diesen Versuchen, ein Ministerium zu bilden, ver birgt sich das Beto des Präsidenten Poincar» gegen die einzig wahre und verfassungsmäßige Lösung der Krise, und gerade deshalb verschärft sich die Krise von Tag zu Tag. Das „Petit Journal" schlägt vor, man möge die Deputierten schleunigst zusommcnberufcn, um durch eine öffentliche Abstimmung zu er fahren, ob sie das Dreijayrcsgesctz wollen oder nicht. Dann möge man aus der sich ergebenden Mehrheit der Kammer ein Ministerium bilden. Die bonapartistichc „A utoritund die natio nalistische „Libre Parole" greifen Caillaux überaus heftig an und beschuldiaen ihn. -aß er durch seine Ränke die Lösung -er Ministerkrise zu ver hindern suche. Drlcass s Krankheit. Paris, 8. Juni. Dclcass-z der an einem Karbunkel leitet, ist gestern operiert worden. Er hat leichtes Fieber und hustet stark, da er er kältet ist. Sein Zustand gibt zu Besorgnissen keinen Anlaß. Die internationale Zlotten- -emonssration. Es ist hohe Zeit, daß jür das Ansehen des Fürsten Wilhelm etwas getan wird; denn die leisten Er eignisse, insbesondere die Verhaftung der beiden Italiener und die anschließende Entschuldigung der Regierung, haben nicht dazu beigetragen, seine Stel lung zu verbessern. So erweist sich die seit langem geplante internationale Flottendemonstration immer leeen. 1839 in Liegnitz geboren, studierte er in Berlin und Heidelberg Medizin; hier wurde er Schüler von W undt und Helmholtz 'Nach dem er bei verschiedenen Autoritäten als Assistent gewirkt und an den Kriegen gegen Frankreich und Oesterreich als freiwilliger Arzt teilgenommen hatte, wurde er 187k Assistent am physiologischen Institut in Leipzig und drei Jahre ipäter ebenda zum außerordentlichen Professor ernannt. Nachdem er in gleicher Eigenschaft in Berlin wirk sam gewesen war, erhielt er 1884 die ordentliche Professur in Bern Er hat verschiedene inter nationale Physiologenkongresse als Präsident ge leitet. Seine wissenschaftliche Bedeutung ergibt sich aus zahlreichen wisjenichaftlichen Arbeiten über At mungsmechanik und -Innervation. Reflexbewegungen, über Herzernährung und -Innervation usw. Kronecker wurde durch verschiedene hohe Ehrungen ausgezeichnet. * Hochschulnachrichten. Geheimer Medizi» nalrat Professor Weber, Ehrenbürgerder Stadt Halle, feierte dort am 1t) Juni sein Mjähriges Dottorjubiläu in. Aus dieiem Anlaß sind von der Universität und der Stadtverwaltung Halle umfangreiche Ehrungen geplant. — Professor Dr. Alfred Maaß hat der Universität Frei bürg 20 000 ./L zur Errichtung einer Alfred- Maaß-Stiftung überwiesen. Aus dieser Stiftung sollen Dozenten. Assistenten, Doktoranden und Studierenden der Geographie an der Universität Freiburg für wissenschaftliche Arbeiten finanzielle Unterstützungen gewährt werden. * Barthou als Akademiker-Kandidat. Die frühere Ministerpräsident B a r t h o u, Veriasjer einer Bio graphie Miraveaus, bewirbt sich, wie uns gemeldet wird, um den durch Roujons Ableben erledigten Sitz in der Acadcmie fram aije. * Max Kretzer ersucht uns um Ausnahme folgender Mitteilu ig: „1. Ich bin nicht am 3. Juni 1854 ge boren, sondern am 7. Juni. 2. Ich bin nicht aus dem Arbeiterstande hervorgegangen (obwohl bas ja keine Schande wäre), sondern 'stamme aus guter, bürgerlicher Familie, denn mein Vater war Besitzer einer „Tabagie mit Iheaterbetrieb" in Posen, wie man damals ein derartiges großes Etablissement zu benennen pflegte, und der ipäter in Berlin berühmt gewordene Franz Wallner hatte zuerst sein Sommerthealer bei ihm aufgeschlagen. 3. Ich gehörte nicht zu jenen, die sich Mitte der 1880er Jahre um die Brüder Hark scharten, sondern bin vielmehr schon damals meinen eigenen Weg allein gegangen. Hochachtungsvoll Max Kretzer." — Wir folgten hierin den Angaben der Literatur geschichte von A. Biese und hallen es für empfehlens wert, erst dort einmal die „Irrtümer" zu berichtigen.