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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140612011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914061201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914061201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-12
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morsen - Ausgabe für Leipzig UN» Vorort» »urch unser» 4raa«r VkHUASVrklf» - und Spestteur» »mal täglich in» Hau» gebracht r monatlich 1.4S UI-, viertelführllch I.7» M. Sei Ser Geschäftsstelle, unfern Zilialea unä siuogadestellen adgeholt: monatlich i m.,v>ert«llährlich r m. vur» Sie vost: innerhald drutschlanb» unä -er Seutfchen Kolonien monatlich 1.S0 M., »lerteliährlich 4.50 M., ouofchlieftllch postdestellgel». Vas LeipzigerLagedlott erscheint werktags »mal. Sonn-u.Zeiertagstmal. In Leip.ig, den Nachbarorten unä äcn Grten mit eigenen Ziilalrn wirä »i« ftdenäausgadr noch am ftdenä Se» Grscheinen» in» hau» geliefert. verUnee Neäaktion: In »»„Leiten >7. Zernfprech-flnschluft: Moabit Nr.4»7. Nr. 2S3. horrdelsSeiturrs /trntsblcUt des Rates und des pokzeinrntes der Stadt Lcipzrg Ne-aktlon an» GeschSstssteller lohannisgaff« Nr.». » Zernsprech-stnschlug Nr. >4ö42, I4b4Z unä l4S44. ISS. Jahrgang . fUr Inserate au» Leipzig unä Umgebung bi, "»Akigenpreife. >spalt>g«p»t>t,»il»25ps.,si»n»kiame,»>l»,m., von auswärts 30 Pf., Neklamen I.4SM., Klein» Anzeigen Siepetitzeil» m» rs pf.b.wieärrbol.Nab., Inserate von Seböräen im amtlichen Teil »i« Petit zeil, »ä ps. S,schäst»an,eigen mit plaNvorschrtst im Preis» erhöbt. Nadatt nach Laris. Seilagen: Geiamtaufi.rm.äosLausenS ausschl-postgedühe. stnzeigen-ftnnabme: )»banni»gasteS, bet sämtlichen Zilialen -es Leipziger Lagediatte» unä allen stnnonren-Lxpeäitionen är» In- unä stuolonbe». Geschäftsstelle für oerlin u.äie pr.Sranäenburg: Vircktionwalter Zliegel, Vertin w. IS, Margarcthenstraß, ». Zernsprech-finschluft: Ltibow »»71. Mit»-, äen 12. Juni. 1914. Das wichtigste. * Großherzog Adolf Friedrich von Meckkenburg-Strelitz ift am Donnerstag abend 8,17 Uhr in einem Berliner Sanatorium ge storben. (Siehe des. Art.) * Der Provinzialbureauassistent Rosenfeld aus Königsberg wurde vom Reichsgericht wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu 15 Jahren Zuchthaus und 10000 .» Geld strafe verurteilt. (S. Recht u. Ger.) * Zum O b e r p r ä s i d e n t e n von Posen wurde der klnterstaatssekretär im preußischen Staats- ministcrium v. Eisenhart - Rothe ernannt. (S. Pol. Uebers.) * Der Vizepräfekt von Ancona, der ohne Erlaubnis die Unterdrückung der Kundgebungen dem Militär übertragen hatte, wurde seines Amtes entsetzt, (5. bcs. Art.) * Pasitsch !;at sich bei der Kabincttsiibcrnahme verpflichtet, die Verordnung, wonach die Zivil- behörden dem Militär vor angehen, zu rückzunehmen. (2. Ausl.) * Die Zahl der A u f st ü n di j chc n von Schiak und Tirana Hat sich sehr vermindert. (Liehe bes. Art.) * Die Truppen Carranzas haben den Angriff auf Zacatecas begonnen. (L. Ausl.) „Die Zukunft -er nationaUiberalen Partei." -) Berlin, tl. Juni. In einem Berliner Blatt ist am Tage nach Pfingsten Mieder jemand anfgestande», der unter Berufung auf die Zustände in der preußischen Landtagsfraktivil das Ende der naiioualliberaleu Partei weissagte. Die Fraktion hat sich in einer etwas erregten Erklärung gegen diese Weis- saguugen gewandt, und die Erregung war am Ende zu begreifen. Aber vielleicht war cs nicht einmal vonnöten, das schwere Dementiergeschütz aufzufahren. Es wird immer Leute geben, die sich und andere damit zu unterhalten glauben, wenn sie von Zeit zu Zcir von der Uneinigkeit in der nationaUiberalen Partei berichten, und bis zu einem gewissen Grade werden sie auch immer damit recht haben. Nur daß sie auf dem Holz wege sind nnd wenig historischen Lmn ver raten, wenn sie aus gelegentlichen Meinungsver schiedenheiten notwendig das Auseinanderfallen der Partei folgern zn müssen glauben. Die Nationalliberalen sind ja nie eine völlig einheitliche Partei gewesen, sind immer mehr durch gewisse allgemeine Stimmungen znsam- mengchalten worden, und schon an ihren ersten Anfängen steht das Wort, das Gustav Frey tag an den Kvburger Herzog Ernst schrieb: „Wir haben eine Linke und eine Rechte, Bennigsen hält die Mitte." Was damals so den Weg der jungen Parteibildnng beschattete, hat sich seither nicht geändert und auch gar nicht ändern kön nen. Immer hat die Partei das ganze Reich umfaßt und darum allerlei ungleichartige Elemente, auch wirtschaftlich verschieden orien tierte, zusammenzwängen müssen. Sie hat ur sprünglich Männer dec alten Fortschrittspartei und vom linken Zentrum, Alttiberale von der Schattierung des Grasen Schwerin nnd Han noveraner vereinigt, in denen die Tendenzen des Nationalvereins fortlebtcn. Und sie hat später, nachdem die alte liberale „Reich-.-vartei" sich aufgelöst hatte, Süddeutsche von noch ganz anderer Färbung hinzugenommen: Bayern und Württemberger von gar nicht nnitarischcm Ge präge und anderen wirtschaftlichen Ueberzcugnn- gen, als die damals vorzugsweise freihäüdlc- risch gerichteten Norddeutschen. Hinterher gesell ten sich, von dec Größe dec Partei angezogen, auch noch die Reste dec Altliberalcn hinzu und einzelne fas! Gouvernemcntalc, die ebensogut unter den Freikonservytiven hätten sitzen können. Die sind dann freilich nicht immer zusammcngeblie- ben; aber auch nach der Sezession wird ans den Nationalliberalen noch kein durchweg einheit licher Organismus, der auf Grund eines „lücken losen" Programms sich von dem jeweiligen Oberbefehlshaber Hütte automatisch lenken las sen. Beweis für diese innere Konstitution der Partei ist cs, daß schon sehr früh der Wider stand gegen die Führung sich zu regen beginnt nnd auch schon zu dcu Zeiten Bennigsens es nicht selten verkommt, das; die Gefolgschaft der Leitung den Gehorsam aufsagt. Wer die Auf gabe des Politikers in oem Austeilen von Tadel- und Lobsprüchcn sieht, wird sich darüber auf halten mögen; wer die Dinge, die nun einmal sind, zu begreifen sich müht, wird weit eher geneigt sein, zu untersuchen, ob diese Ersckieinung nicht mit der Naturanlagc solcher Mittel parteien verknüpft ist, die notwendig bald nach rechts und bald nach links halten müssen. Und er wird in solchen Auffassungen um so mehr sich bestärkt finden, wenn er wahrnimmt, daß auch die Borgänger der heutigen Nationallibe ralen, die Erbkaifcriichen nnd der Nacionalver- ein, unter den nämlichen Friktionen litten nnd deshalb auch von den gleichen Vorwürfen ver folgt wurden. Inzwischen aber hat die Ver einheitlichung der Partei doch allerlei ansehn liche Fortschritte gemacht: insbesondere schon da durch, das; der Streit, ob Schutzzoll oder Frei handel längst anfgehvrt hat, ein Streit zu sein. Immer aber wird es ein Lebensbedürfnis für die nationallibcrale Partei bleiben, eine gewisse Weitherzigleit walten zu lassen und im einzelnen voneinander abweichenden Individualitäten und Bekenntnissen Raum zu gewähren. Das, möchten wir annehmen, wird den eigentlichen Inhalt der Kämpfe auf dcmkölner Dclegiertentag ansmachcn. Tie breite Masse der Wählerschaften — dar über ist gar kein Zweifel — ist des ermüden den Gezänks zwischen Alten nnd Jungen herz lich überdrüssig nnd wird darauf dringen, daß im Sinne der Zentralvorstandsbeschlüsse Schluß gemacht wird. Aber gewisse Gegensätze werden auch dann bleiben, und wer nicht mit dem Kopf durch die Wand will, wird sich bescheiden und im Gedenken an Bennigsens schönes Wort, daß Menschliches menschlich überwunden werden müsse, sich mit ihnen abzufinden suchen . . . Sicherlich, es hat auch schon früher Sezes sionen in der nationalliberalen Parlei gegeben. Aber die Gründe waren damals doch wesentlich ernsthafter. Das Sozialistengesetz war ein Bruch mit dem Ideal des Rechtsstaates, auch Schutzzoll und Freihandel konnten die Leute auseinanserreißcn, die Persönlichkeit Eugen Richters übte auf den einen oder anderen einen starken Anreiz nnd zur Not mochte es auch eine Gruppierung geben: für oder gegen Bis marck. Wenn man sich heute trennen würde, würde man sich wegen Stimmungen tren nen. Es müßte denn sein, daß die oder jene Gruppe an dem liberalen Ideal kein Interesse mehr hätte und den konservativen Gang der StaatSmaschine nicht geändert, daneben aber den Sozialismus auf grob mechanische Weise bekämpft sehen möchte. Daß solche Tendenzen vorhanden sind, wollen wir nicht bestreiten; nur bezweifeln, daß sie stark genug sind, um heute, da wir dem 50jährigen Jubiläum uns nähern, die Partei aufzulöscn. Nebenbei: auch eine Ab splitterung würde den Bestand der national liberalen Partei nicht wesentlich erschüttern, und wir meinen: auch wer für seine Person noch so entschieden liberal gesinnt ist, hätte keinen An laß, das anders zn wünschen . . . Grostherzog Adolf Zrie-rich von MeÄlenburg-Strelitz P. Berlin. 11. Juni. Der Eroßherzog von Mecklcnbnrg-Strelitz ist heute abend 8,17 Uhr gestorben. Croßherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, der in einem Berliner Sanatorium seinen Leiben er legen ist, hat ein Alter von 00 Jahren erreicht. Er hatte mit dem Thronerben manches mächtigeren Reiches das Schicksal teilen müssen, erst spät an die Negierung zu gelangen, vielleicht zn spät, um sich so zu betätigen, wie cs seinen Neigungen entsprochen hätte. Sein Vater, der Eroßherzog Friedrich Wil helm, war blind gewesen. Aber diese bekannte Tat sache ward offiziell nicht zugegeben, was zu mancher lei Unannehmlichkeiten führte. Als dann aber Adolf Friedrich — von der Mutter her ein naher Ver wandter des cnglijchen Hofes — zur Regierung kam, die er nach dem reichlich verzwickten mecklenburgi schen Staatsrecht mit dem Schweriner Vetter zu teilen hatte, bemühte er sich ehrlich, Ordnung zu schaffen, und hat auch sehr ernsthaft dem Obotriten- lande eine einigermaßen zeitgemäße und lebens fähige Verfassung zu g-eben versucht. Daß dieser Ver such an der engherzigen Eigensucht der mecklen burgischen Ritterschaft scheiterte, war nicht seine Schuld und hindert in keinem Belang sein Verdienst. Mit seiner Familie hatte der Verstorbene manches schwere Leid erfahren. Sein 32jähriger Erbe trägt dieselben Vornamen, wie er, und wird, zunächst wenigstens, die nämlichen Kämpfe weiterzuführen haben. Eroßherzog Adolf Friedrich wurde am 22. Juli 1848 in Neustrelitz als Sohn des Eroßhcrzogs Friedrich Wilhelm geboren und übernahm nach dessen Tobe am 30. Mai 1904 die Regierung des Landes. Er war preußischer General der Kavallerie und seit 17. April 1877 mit Prinzessin Elisabeth von Anhalt vermählt. Ihrer Ehe entstammen vier Kinder, und zwar: Herzogin Marie, geboren am 8. Mai 1878, deren Ehe mit dem päpstlichen Grasen Georges d: Jametel 1W8 wieder geschieden wurde, Herzogin Jutta, geboren 24. Januar 1880, ver mählt 189!« mit dm Erbprinzen Danilo von Monte negro, Erbgroßherzog Adolf Friedrich, ge boren 17. Juni 1882 und Herzog Karl Borwin. geboren 10. Oktober 1888, gestorben 21. August 1908. Vas Kabinett Ribot vor -er Ent scheidung. Unser Pariser (..-Mitarbeiter schreibt uns: In ihrer etwas verfrühten Begeisterung, einen Mann ganz nach ihren Herzen am Ruder zu sehen, nennen die reaktionären Organe das Ministerium Ribot ein „großes Ministeriu m" — es ist vielleicht so groß, daß es alsbald das Gleichgewicht verlieren wiro. Noulens wie alle anderen geeinigten Radikalen sagten dem alten Feinde Eambettas, Ferrys, Waldeck-Rousseaus und Eombes' ab. Trotz dem behauptet er, daß er ein Linksministerium be gründet hat und eine Linkspolitik betreiben wird — ohne die Linke. Der „Nadical" stellt folgende Tabelle auf: 183 ge einigte Radikale, 101 geeinigte Sozialisten, 21 sozia listische Republikaner, zusammen 308 von den 000 Deputierten der Kammer, haben keinen Vertreter im Kabinett Ribot. Wenn also die Disziplin streng gewahrt wird, wenn sich den gestrigen Beschlüssen der Rue de Valois und dec republikanisch sozialistischen Partei entsprechend die Blockparteien Ribot wider setzen werden, erlangt er gleich am ersten Tage keine Mehrheit. Allerdings ist es nicht Brauch, ein n eues M inisterium sofort beim Debüt zu stürzen. Es genügt, daß sich etwa 20 geeinigte Radikale und republikanische Sozialisten der Ab stimmung enthalten, und Ribot hat dank der un zweifelhaften Mitwirkung der gesamten Rechten eine Mehrheit, die seinem Kabinett eine kurze Lebcnsfrist gewährt. Viviani, Noulens und andere, denen Ribot Portefeuilles anbot, werden aus Höflichkeit nicht gleich gegen ihn stimmen. Aber wenn nach dem ersten Votum die Rechte in den fiskalischen Fragen fi".die Einkommensteuer nicht stimmen will, hat die Linke schon eine Gelegenheit zum Sturze. Die m i n l st e r i e l le Erklärung soll sich nur in einem Punkte von dem radikalen Programm entfernen: in der M i l i t ä r f r a g e; hier wird Ribot energisch verkünden, daß c-as Gesetz unent wegt durchgeführl werden muß, weil sich seit seinem Votum nichts geändert hat. Eine große Rede des von seinem Furunkel geheilten Delcassö soll die Kammer in die richtige militärische Stimmung versetzen. Im zweiten Punkt, her fiskalischen Frage, wird Ribot die Anleihe ankündigen, um die auch ein radikales Ministerium nicht mehr herumkönnte, dann vom Senat die von der Kammer innerhalb des Budgets votierte Einkommensteuer fordern und die Kapitalsteuer innerhalb des Budgets von 1915 vorbereiten. Sogar einige von Caillaux gewünschte und vom Senat abgelehnte Mooalitätcn der Einkommensteuer will Ribot vertreten — von den Abschwächungen, die er sicher im Schilde führt, redet er nicht. Drittens die Wahlreform — die Regierung wird einen Vermittlungsvorschlag zwi schen beiden Häusern machen, aber nicht die Ver trauensfrage auf die Verhältniswahl stellen. Die auswärtige Politik soll d-em Frieden dienen und das Bündnis mit Rußland sowie die Freundschaft mit England verstärken. Das Elaborat soll mit einem heißen Appell an die sozialistischen Radikalen zu gemeinsamem Werk für den Fortschritt enden. Dieser Appell wird natürlich ungehört verhallen. Seit 20 Jahren gab es kein reaktionäreres Ministe rium in der Republik, noch nie eines, dem auch nicht ein einziger sozialistischer Radikaler um den Preis eines schönen Portefeuilles die Mitarbeit schenken wollte. Zwar hat Ribot nicht weniger als sieben Minister aus der Partei Delcassös, der radikalen Linken, genommen. Aber diese Partei zählt nur 65 Mitglieder, ist heute schon mehr eine Zentrums partei und kann keinen Anspruch auf so hohe poli tische Bewertung machen. Obendrein brachte Ribot in seinem Kabinett fünf Senatoren unter, während meist nur drei den neun Deputierten gegenüber stehen. Aber es lag dem greisen Herrn daran, schnell abzuschließen, gleichgültig, ob Delcasßt wegen des zögernden und endlich abschwcnkenden Noulens Kriegs- oder Marineminister wäre. Nun, jedenfalls wird sich ja schon bald zeigen, wie groß d-ie Fertig keit des Kabinette Ribot ist. * Paris, 11. Juni. Die Geeinigten Sozia listen beschlossen, bei der Abstimmung über die Tagesordnung, die im Anschluß an die Interpellation über die allgemeine Politik der Negierung der Kam mer vorgelegt werden soll, gegen die Regie rung zu stimmen. Die Geeinigten Sozialisten wol len jedoch bei der Debatte keine systematische Obstruk tion treiben. Der Generalstreik in Italien. Obgleich der Allgemeine Arbeiterverband die Einstellung des Ausstandes beschlossen hat, wollen di« Arbciberkammer und die Union Sindicale in Mailand im Ausstand verharren. Ebenso dauert in Neapel und einigen weiteren Orten der Streik noch an. Doch ist im allgemeinen ein starkes Abflauen des Streikes zu verzeichnen. Die Zeitungen erscheinen wieder, die Geschäfte sind geöffnet, und der Eisen bahnbetrieb ist wieder vollständig regelmäßig. Der Vizepräfckt Cossu, der in Ancona ohne Erlaubnis die Unterdrückung der Unruhen der Militärbehörde übertrug und dadurch die Lage verschärfte, ist von der Regierung seines Amtes enthoben worden. Wir ver zeichnen folgende Meldungen: Fortdauer des Streiks. Mailand, 11. Juni. Die Zeitungssctzer Haden die Arbeit wieder ausgenommen, und die Zeitungen sind wieder erschienen. Der Eisenbahnbetrieb vollzieht sich ordnungsmäßig. A u s st ä n d ig sind nur noch die Arbeiter der Straßenbahnen, der Gas- anstatt und der industriellen Unternehmun gen. Die Gasversorgung ist gesichert Die Stadt ist ruhig; alle Läden sind geöffnet. Neapel, 11. Juni. Der Streik dauert hier an. Die Stadt ist ruhig; die Hälfte der Läden ist ge öffnet. Die Leitung der Straßenbahn hat den Be trieb heute noch nicht ausgenommen, um Zwischen fälle zu vermeiden. Tic Werftarbeiter bei Armstrong wurden durch Ausständige an c-er Arbeit verhindert. Genua, 1l. Juni. Der Eisenbahnbetrieb ist außer einigen Zugverfpätungen regelmäßig. Die Zeitun gen sind wieder erschienen. In den Nachbarorten s a m p i e r d a r e n a und Sestri Lauert der Streik noch an. Der Anschlag aus die Eisenbahnbrücke. Piacenza, 11. Juni Der gemeldete Anschlag auf die Eijenbahnbrücke über die Arda sollte offenbar die Verbinc-ung Bologna— Mailand unter brechen. Die Explosion war mehrere Kilometer weit zu hören. Die Beschädigungen der Brücke sind jedoch leicht und sofort ausgebessert worden. Die Züge ver kehren regelmäßig. Die Bestrafung des Lchuldiqen. Rom, 11. Juni. Der Minister des Innern hat den V i z e p r ä f e k t e n von Ancona, Cossu, vom Amte suspendiert nnd ihn vor den Disziplinar- rat gestellt, weil ex am S. Juni nachmittags die Oberleitung der Maßnahmen zur Aufrecht erhaltung der öffentlichen Ordnung ohne Ermäch tigung durch seine» Vorgesetzten der Militär behörde übertrug. Seine Amtsgcschäste werden, wie schon gemeldet, durch den Präfekten von Perugia wahrgeuommcn. Kein Belagerungszustand. Rem, 11. Juni. „Agenzia Stefani" meldet: Die Nachricht, das; in Forli oder anderen Orten im Zu- sammenim'lge mit dem Generalstreik der Belage rungszustand verhängt worden sei, ist unbe gründet. Die Wirren in Albanien. Der geringe Zusammenhalt unter den Aufständi schen zeigc sich, ie länger di« Entscheidung hinaus gezögert wird, um ;o L«utlich«r. Die meisten von ihnen sind Bau-ern, die es wieder an den heimatlichen Herd zieht. Auf diese Weise vermindert sich di« Zahl Lcr Lein Fürsten gegenüberstehend«» Gegner immer mehr, und seine vielgetudelt« Passivität verhilft ihm zu einem gewissen Erfolge. Das „B. T." läßt sich von russischer Seite melden, daß die Frage, ob es zu einem internationale» Schritt in Atbanieil kommen werd«, noch immer völlig in der Schwebe sei, da bisher unter den Groß mächten teinerlei positive Entscheioung gefalle» wäre. Jnfolgecessen sei es auch noch eine offene Frage, ob die Entzeiidung )« eines Kriegsschiffes durch jede Großmacht »aa; der albanische» Küste erfolge» werde. Diese Angabe» enthalten eine politisch nicht gleich gültige Irreführung. Den» es besteht kei» Zweifel darüber, das; di« Großmächte (darunter auch Ruß land) bereit sind, je ei» Kriegsschiff nach der alba nische» Küste zu schicken. Inzwischen ist es aber über haupt zweifelhaft geworden, ob eine internationale Kunogebung noch erforderlich sei» wird, da die Ver- hältiiiss« für die al'oanijche Regierung ja ein« aus- reich-eno günstige Wendung genommen haben. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Dos Abflauen der Ausstandsbewegung. Durozzo, 11. Juni. Im Lager der Aufständischen von Schrak befinden sich gegenwärtig nur Ban den nut ihren Mährern, die in Erwartung künftiger Ereignisse gegen Enitohnung unter Len Waffen ge blieben sind. Die übrige Bevölkerung ist größtenteils in die Dörfer zur Feldarbeit zurück gelehrt. Jit Tirana befinde» sich nur etwa dreihundert Mann unter den Waffen, mit denen die übrig« Vevöltervitg, die gleichfalls ihre Feldarbeiten wieder ausgenommen har, nicht gemeinsame Sache macht. Die unter Len Aufstänoischen ausgebrochcne kl n e i n i g k« i t tritt auch dort zutage; Hoffnung auf eine Verständigung zwischen de» Aufständischen und der Regierung ist somit noch immer vorhanden. Dem im Kampfe gegen di« Rebell«» durch einen Schenkelschuß verwundeten albanejischen Oberleut- nanr Meld Bei ift vom Fürsten der Orden des Weißen Sterns Skanderbegs verliehen worden. Der oermittlungseifrige amerikanische Gesandte. Athen, 11. Juni. Ter Gesandte der Vereinigte» Staaten, Williams, ist nach dem autonomen Epirus «bgereist. Er wird vielleicht später nach Albanien gehen. Vor seiner Abreise richtete er an die Ver treter der Großmächte ein Rundschreiben des In halts. der Zweck seiner Reise sei, sich durch eigene Beobachtung über die Lage in jenen Gebieten zu unterrichten. Gleichzeitig betont er, er würde glück lich jein, wenn er ohne Verbindlichkeit für seine Re gierung die Verständigung zwischen den strei tenden Elementen erleichtern könnte. Williams wurde außeroem von seiner Regierung ermächtigt, sich mit der internationalen Kommission für Alba nien ins Einvernehmen zu setzen, falls diese von feiner Vermittlung als der einer durchaus un interessierten P«rson Gebrauch machen wolle, um irgendwelche Schwierigkeit zu ebnen und Ordnung und Frieden zu sichern. Die Regierung des Präsi denten Wilson bezeige den lebhaftesten Wunsch, zum Frieden und zu einem guten Einvernehmen in der ganzen Welt beizutragcn. Williams hat auch der
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