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Ausgabe k und v Nummer 184 — 32. Jahrgang s mal wöchentlich mlt dee Illustriert«» Grati«. b-llag« »Der Feuecretler' und mehreren lerlbella««» vl-n-tl. v«t»»»l>e«t,: Ausg. « mlt El. vennobloit M. 7 7» Ausg. B ohne Li Bennoblatt M .7 7» «lnjelnummer 10 Psst., Sonnabend.». Sonntag-Re. 70 Ps«. Freitag, den 28. IuU 1833 ««rt-reort »'«'»«» «nielgenpretl«: die llpalt «0 mm breite Pettljetle 1» Plg. — silr Famlltenanrelgen und Stellengesuch« 70 Psg. — 8ür Platzoorlchrlsle« können wie kein« Lewöhr leisten SülMche volksMuns Redaktion: Dresden-A., Pollerstr. 17, Ferne. 70711 u. 71017 Eelchiillestell«, Druck und «erlag: Germania «uchdruckerel n. «erlag Ih. u. G. Winkel, Polterstr. 17, Fernr. 71017, Postscheck: Nr. 107S, Bank: Stadtbank Dresden Nr. V47S7 UnsKKänglgV 1^Sg«SL«lG»INg Gül» vki»Hs1ürrkv u. KuIGui» Im Falle von höherer Gewalt, Verbot, Streit «der Betriebsstörungen hat der «ezieher oder Inserent kein« Ansprüche, fall, die Zeitung In beschranktem Umsang«. verspätet oder nicht erscheint. — Ersllllungsort Dresden Der Abschluß in London Nach ii-wöchentlichen Verhandlungen -er Wellwirlschaslskronferenz gehen die Berlreler von 84 Möchten ergebnislos auseinander Die Schlußsitzung Reichsbankpräsident Schacht zeigt die Ursache des Fehlschlagens der Konserenzarbeiten auf Ein Staatsmann Zum 5V. Geburtstag Benito Mussolinis am 29. Juli „Es bedurfte eines solchen Mannes". Papst Pius XI. über Mussolini. Der Führer des neuen Italiens beendet am 29. Juli das fünfte Lebensjahrzehnt. Vollendung und Reife bedeutet dieser Zeitpunkt in jedem menschliclien Leben. Wenn das Ausland an diesem Tage, den Italien feiert, starken Anteil nimmt, so ein fach deshalb, iveil der Führer Italiens iveit über die Grenzen seines Landes hinaus Bedeutung gewonnen trat. Mussolini ist der erste grosse Staatsmann, der nach der vernichtenden Kata strophe des Weltkrieges in Europa erstanden ist. Nach der Ver zweiflung dieses Niederbruchs hat er als erster den Völkern unseres Erdteils einen Weg der Hoffnung gewiesen. Was ein Staatsmann sei, das hatte man in Europa ja schon lange vergessen. Was waren das für „Staatsmänner", die Asquith, Poincarö, Iswolski, Belhinann-Hollweg und Verchtold, di« In den schicksalhaften Tagen von 1914 die Verantwortung Krügen! Der grösste lebende Dichter Deutschlands, Stefan Ge- cuorge, hat in seinem gewaltigen Gedicht „Der Krieg" diese Art clion Verantwortlichen gezeichnet: „Spotthaft« Könige mit Bühnenkronen, Sachwalter, Händler, Schreiber — Pfiff und Zahl..." Versailles — das war der Weislreit letzter Schluss für solckse „Staatsmänner" gewesen. Die Raclie der Greise vom Schlage Llemenceaus sollt« das neue Grundgesess Europas sein. Elend hat dieser „heilig" gehalten« Vertrag Uber die Völker gebracht, Uber die Besiegten wie die Sieger. Die alten Wege sollten siir alle Ewigkeit als die gültigen festczelegt werden. Da erscheint auf der BUHne Europas, die eben noch von den Clemenceau und Lloyd Georg« bel)«rrscht war. ein Staatsmann, der neue Weg« gel>en will, dem nicht die Ver träge heilig sind, sondern das Leben seines Volkes. Der mil der im Kriege gewonnenen Entschlossenheit den Frieden meistern will. Der einen neuen Weg aus den Trümmern in eine frucht bare Zukunft weist. Zunächst für Italien, vielleicht für Europa. Das Leben Mussolinis ist in Dufsenden von Viicksern be schrieben worden. Sehr bunt ist dieses Schicksal, phantastischer ^.als jeder Roman. Sohn eines Schmiedes und einer Dorfleh- ^>rerin in der Romagna, Zögling der Salesianer-Patres, anar- *7—chistisclier Student, Volksschullehrer, sozialistischer Redakteur... 1914 glühender Befürworter des Eingreifens in den Krieg, 1915 Kriegsfreiwilliger... Welck,« Wandlung! Bei all diesen scl-einbaren Wandlungen ist der politische Charakter des Staatsmannes Mussolini im Grunde um»erän- dert geblieben. Er will von Anfang nicht Republik oder Monarchie — er will die Macht. Und er will sie. um sein lieissgeliebtes Italien gross und glücklich zu machen. Seine Wandlungen, das ist die Fähigkeit, aus neugewonnenen Er kenntnissen Uber -io für Erreichung seines Ziels brauchbaren Mittel entschlossene Folgerungen zu ziehen Der Staatsmann Mussolini hat sich niemals grösser gezeigt als dann, wenn es galt, Frieden zu schliessen mit Gegnern von gestern, die ihm als Bundesgenossen für morgen unentbehrlich waren. Da ist das Königin m, das Haus Savoyen, unter dem Italien zur Einheit gekommen ivar. Das bedeutet eine Tradition italienischen Wiederaufstiegs, die, nicht unterbrochen werden darf. So führt der Marsch nach Rom 1922 nicht zu einem Sturz des Königtums durch eine — von vielen Schwarz hemden erträumte — faschistisclie Republik, sondern zu einem Friedensschluss mit -cm Königshaus«. Und da ist dis Kirche, die Weltkirck)«. deren Wort und Segen über den ganzen Erdkreis reicht, und deren Oberhaupt seit Jahrhunderten in der ewigen Stadt residiert. Höchster Ruhm Italiens In der Welt, das erkannte Mussolini klar, ist dieses Recht. Wolmltalt kür den Niachfolger Petri zu sein. Höchste „Der Fehler liegt im System" London, 27. Juli. Die Wondelgänge der Wcliwirtschgftskonfcrcuz, in denen während der letzten Tage Stille geherrscht hatte, baten heute morgen dasselbe Schauspiel, wie nm Eröff nungstage der Konferenz vor nahezu zwei Monaten. Während jedoch damals alle Teilnehmenden mit großen Hoffnungen erfüllt waren, lag über ihren Gesichtern heute eine ausgesprochene Resignation, allerdings mit der Freude gemischt, nach Wochen mehr oder weniger frucht loser Arbeit das augenblicklich von einer Hitzewelle heim gesuchte London verlassen zu können. Um 10.01 Uhr dröhnte der Hammer des Präsidenten der Konferenz, des Premierministers Macdonald, auf den Tisch. Macdonald drückte die Hoffnung aus, daß es möglich sein werde, die Sitzung bis nachmittag 5.30 Uhr zu Ende zu führen. Als erster Redner legte der Finanz berichterstatter Bonnet die Schwierigkeiten dar, mit denen die Konferenz zu Kämpfen gehabt habe. Darauf ergriff der amerikanische Delegierte Cox das Wort. Er führte aus, die Konferenz Hobe Ergebnisse gezeitigt, die die Mühe gelohnt Hütten. (!) Die erste Hilfe zur Lösung der Wirtschoftsnöie würde eine Besserung der Warenpreise sein. Tatsächlich hüllen einige wichtige Schuldnernationen keinen Zweifel gelassen, dass sie zahlen könnten, wenn normale Verhältnisse wiederkehrten. Um die konstruktiven Bemühungen in den Schuldnerläudern zu unterstützen, sei die BIZ. eine grosse Hilfe. Wenn die natio nalen Industrien wieder hergestellt seien, dünn werde der Handel beginnen, über die Grenzen zu fliessen, und nach Er ledigung der nationalen Ausgaben seien die Probleme zu be handeln, die die Nationen vereinigt lösen müssten. Der Präsident des britischen .Handelsamtes R u n c i m a n erstattete daraus in derselben Kürze wie Bonnet seinen Be richt über die Wirtschastsverhaudlungen der Konferenz. Er hob die Notwendigkeit einer Herabsetzung der Handelsschranken hervor. Den ersten kalten Wasserstrahl gab der Konferenz der holländische Vertreter C o l i j n, der seine Rede mit der Fest stellung eröffnete, die Weltwirlschaslskonserenz habe keinen Grund, sich zu den Ergebnissen ihrer Arbeit zu beglückwünsche» Nicht ein einziges Mitglied der Konferenz sei bereit, bejahend die Frage zu beantworten, ob irgendwelche praktischen Mass nahmen vereinbart worden seien. Einer weniger pessimistischen Ansicht gab der Italienische Delegierte Jung Ausdruck, der die Auffassung vertrat, dass die letzten Wochen wichtige Ergebnisse zu Tage gefördert hätten Schmach, dass die Staatsmänner der liberalislischen Epockx' diesen Ruhm und Vorteil Italiens nicht erkannt hatten. Fast sechs Jahrzehnte hat die freiwillige Gefangenschaft des Papstes im Vatikan gedauert. Sechs Jahre faschistischer Herrschaft genügen, um den Gegensatz Vatikan — Ouirinal in eine Zusammenarbeit zu verwandeln. „Es l»edurfte eines solclu'» Mannes" hat Papst Pius XI. l>ei dieser Gelegenheit geurteilt, „um eine solcix' Frage zu lösen" Spätere Zeiten werden vielleicht einmal urteilen, dass ganz Eu ropa eines solchen Staatsmannes bedurfte, um den rechten Weg zur Ueberwindung einer solchen Krise zu finden. O Denn di« Krise Italiens, die zu der Erlu'bung der „faschii" führt, das ist die Krise ganz Europas: Im Kriege ist das Aeusserste geleistet worden, und nun sind alle Hossnungen ent- und Aussichten auf einen schliesslichen Fortschritt in Richtung internationaler Zusammenarbeit böten. « Der belgische Vertreter Hymans schloss sich im wesent lichen den Ausführungen Jungs an und betonte den festen Willen seiner Regierung, nicht vom Goldstandard abzuweichen. Nach ihm sprach Schatz-anzler Neville Chamberlain, der keineswegs seine grosse Enttäuschung verbarg, dass so wenige Fortschritte üus das Ziel hin gemacht worden sind. Er be tonte, dass eine Anzahl der wichtigsten und dringendsten Fra gen, die grundlegend die Welterhölung berühren, nur skizziert worden seien. R e i ch s b a n k p r ä s i d e » t D r. Schacht, der nach Chamberlain sprach, erntete gleich zu Beginn seiner Red« grossen Beifall, der sich im Verlause seiner Rede und am Schluss zu äusserst herzlichen Kundgebungen steigerte. Neichsbankpräsidenl Schacht sagte in seiner Rede u. a. folgendes: Als vor einem Jahre in Lausanne die Einberufung dieser Konferenz beschlossen wurde, lag das Programm in den Hauptzügen bereits fest, nämlich die Währun gen wiederauf eine gesunde Grundlage zu stellen, die Devisen- und Transserschwie- rigkeiten zu beseitigen und die Wieder belebung des internationalen Handels zu förder.n. Im weiteren Verlaufe der Vorbereitungen einigte man sich darüber, keine blosse Sachverständigen. Konferenz sondern eine Z u s a m in e n k u n f t v o n R e » g i e r u n g s v e r t r e t e r n zu berufen, die in der Lage seien, verbindliche Abmachungen zu treffen. Rach mehr als 0 Wochen anstrengender Arbeit ist leider festzustellen, dass kaum ein Punkt des Programmes zu Abmachungen geführt hat. Tie Resolutionen, die schliesslich aus den Ausschüssen her« vorgegangen sind, stellen lediglich allgemeine Ansichten und Empfehlungen dar. Auf dem Gebiete der T^ekämpfung des ungerech ten Protektionismus sollte die Konferenz, nach der Auffassung des vorbereitenden Ausschusses, „aste zweckmässig erscheinenden Massnahmen ergreifen, damit diese verschiedenen Fragen so schnell wie möglich einer vernünftigen Lösung zugesührt werden". Die Konferenz (Fortsetzung auf Seite 2 ) täuscht. Arbeitslosigkeit demoralisiert die Massen Unzusrie- denhcit wühlt im Volke, und der rote Terror des Kommunismus erhebt sein Haupt. Das Bürgertum, stumpf und ratlos, sieht keinen Ausweg. Al»er Mussolini sieht den Ausweg. Den faulen Frieden wird nur der meistern, der dem harten Kriege gewachsen war: der Soldat. Einen Kampsbund s„fascia di combatlinicnlo"s gründet er, der dem roten Terror entgegentritt. Terror gegen Terror, so wird der Staat erobert. Mussolini bleibt siegreich gegenüber dem Sozialismus, der im August 1922 zum General streik aufrust. Das Bürgertum, halb gewonnen, wird Beute dessen, der Mut hat Diesen soldatisäien Geist der ganzen Nation einzuimpsen ist das Ziel des siegreichen Faschismus. Das ganze Volk soll