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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140604014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-04
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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vonnerstay, 4. Juni 1914. Leipziger Tageblatt. Nr. 27S. Morgen»Nusgalre. Sette 3. Invaliden« und Hinterbliebenenbeiträgen gediehen seien. Die Antwort sollte schriftlich erfolgen. Da sie bis heute ausgeblieben ist, scheint die Regierung die Meinung Lu vertreten, daß durch den Reichstags- jctzlub die Anfrage nicht mehr besteht, also auch nicht mehr zu beantworten ist. Seit Einführung der Einrichtung sind 183 Anfragen gestellt worden, hiervon sind fünf nicht beantwortet worden. * Ein llnterstaatsselretär fürs Reichsmarineamt. Der Kaiser hat am 30. Mat folgende Kabinettsorder an Reichskanzler und Reichsmarineamt gerichtet: Ich beauftrage den Admiral von Capelle unter Belassung in »einer jetzigen Dienststellung gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Geschärte eines Unterstaatssekretärs im Reichsmartneamt. Die Dienstregelung überlasse ick Ihnen. Wie wir bereits in der gestrigen Abendnummer bemerkten, bedeutet die Schaffung dieses Postens den Abschluß einer teilweisen Reuorganisation im Reichs« marineamt. Admiral von Capelle steht tm »9. Lebensjahre. * Die Delegiertenverkammlung der Evangelischen Arbeitervereine ist mit Begrüßungen der staatlichen, kirchlichen und kommunalen Behörden am Mittwoch in Saarbrücken eröffnet worden. Es wurden Referate über den Geburtenrückgang und das preu ßische Wohnungsgesetz erstattet. * Zeitungsjubiläum. Eines der angesehensten liberalen Blätter Badens, das „Badener Tag- blatt", begeht in diesen Tagen das Fest seines 100jährigen Bestehens. Eine Festnummer, die aus diesem Anlaß herausgegeben wurde, bildet ein schönes Erzeugnis moderner Drucktechnik, aber auch einen hochinteressanten Beitrag zur Geschichte der Entwicklung des Druckerei- und Zeitungswesens in Baden. Seit dem Jahre 1881 ist das Blatt im Besitze der Familie Koelblin. Von den jetzigen Be sitzern, Hermann und Max Koelblin, hat Hermann Koelblin durch seine aktive Beteiligung an der badischen Politik, seine Mitgliedschaft im badischen Landtag und in der Leitung der Rationalliberalen Partei seinem Organe neue Bedeutung gegeben. * Liebknechts neue Enthüllungen. Der Geschäfts ausschuß der Berliner ärztlichen Standesvereine hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die durch den Abgeordneten Liebknecht im „Vorwärts" veröffent lichten Briefe über die käufliche Erwerbung des Professorentitels dem ärztlichen Ehrengericht zur weiteren Veranlassung zu übergeben. — Wie ferner die Braunschw. Landes-Ztg. erfährt, ist gegen die letzten Veröffentlichungen des „Vorwärts" über einen angeblichen Ordensichacher von Beamten des Kaiserlichen Hofhaltes von der Staats anwaltschaft desLandgerichts IBerlin Sonnabend das Ermittelungsverfahren eingeleitet worden. Das Verfahren richtet sich gegen den verantwortlichen Redakteur des „Vorwärts" und den Urheber der Beschuldigungen, den sozial- demokratijchen Reichstagsabgeordnetcn Dr. Lieb knecht. Ausland. Gefterreich-Ungarn. * Der Staatsvoranschlag sür 1914, IS. Die Re gierung hat dem Abgeordnetenhaus«: durch das Präsidium den Staatsvoranfchlag für 1914,15 zugehen lassen, von der Erwägung geleitet, daß die gedeihliche Entwicklung der auf Anregung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses Sylvester eingeleiteten Aktion zur Wiederherstellung eines nor malen Zustandes in der Lanoesverwaltung in Böhmen und der Arbeitsfähigkeit des Abgeordnetenhauses den Wiederzusammentritt des Reichsrats inabiehbarer<jeit ermöglichen werde. Nach dem Voranschlag betrugen die Ausgaben 3 460 726156, die Einnahmen 3 460 987 902 Kronen und der ll eberschuß 261 746 Kronen. Die Einnahmen aus der abgeänderten Ein kommensteuer sind um 36',, Millionen höher ver anschlagt. Aus den Erhöhungen der Branntwein steuer sind 36 Millionen, aus der neuen Tantieme abgabe l'/z Millionen und aus der neuen Schaumweinsteuer 800 000 Kronen zu gewärtigen. Zur Deckung werden die Gebarungsüberjchüsse von 1913 in Hohe von 20 Millionen und der Münz- zur Sehsinnsubstanz oder, goethisch zu sprechen, bis zum Auge des Geistes fort, so geschieht auf diesen inneren Reiz hin dasselbe, was auf einen äußeren Reiz geschieht: wir sehen. Was wir bei geschlossenen Augen sehen, Strahlen, Nebel, Flecken, feurige Kugeln, farbige Streifen, sie „sind nichts anderes als die Reflexe von Zuständen anderer Organe auf ein Organ, das in jedem Zustand sie entweder licht, dunkel oder farbig empfindet". Um Erscheinungen, Gesichte, Visionen oder wie man es nenne, zu haben, müssen wir also bloß etwas so stark in uns oorstcllen oder einbilden, daß es uns bis in die Sehsinn- jubstanz durchdringt. Sobald die Wellen unseres inneren Lebens bis an das Auge schlagen, sehen wir unser inneres Leben, wie wir es Höven, wenn feine Wellen an das Ohr schlagen. Worauf beruht denn all« Wirkung der Musik? Dem Tonkünstler kommen die Töne nicht von außen zu. Er hört nicht die Welt, er hört sich selbst, seine Seele wird in ihm tönend. Der Ton, den sein Ohr hervorbringt, sobald es die innere Bewegung empfängt, wird vom Künstler auf bewahrt, um dann, von außen her, auch an unser Ohr und durch dieses wieder in unsere Seele ge leitet zu werden. Aus dem Inneren des Künstlers an sein Ohr, dann der Ton, der hier entsteht, in Zeichen fixiert, diese Zeichen nun von Instrumenten wieder in Schwingungen umgesetzt, diese darauf im Ohr des Hörers ertönend und die Töne die Seele des Hörers ergreifend — das ist der Weg der Musik, von Seele zu Seele. Was die Maler der neuesten Richtung wollen, ist sozusagen Augenmusik. Sie haben nicht vor, die Natur nachzubilden, und so tut man ihnen unrecht, wenn man ihre Bilder an der Natur mißt. Wo sie denn derlei jemals in der Natur gesehen hätten, darf man sie so wenig fragen, wie man den Tonkünftler fragen wird, wann er dieses Motiv in der Welt ge hört habe. Er hat es aus sich gehört, sie haben es in sich erblickt. Jüm ist die geheim« Kraft tönend ge- worden, ihnen leuchtend. Beides bleibt für unseren armen Menschenverstand gleich unbegreiflich, doch ist das eine nicht geheimnisvoller als da» andere. Und wenn wir zuweilen zweifeln müssen, ob denn der neueste Maler da», wa» er malt, wirklich inner- lich erblickt hat, so fft es ja doch auch nicht immer völlig ausgemacht, daß der Tonkünftler selbst gehört hat, was er uns hören läßt. Doch pflegt dies mit der Zeit ja dann aufzukommen, wenn auch kein Mensch eigentlich zu sagen weiß, wie. So werden auch die witzigen Betniger, die bloß expressionistisch tun, bald ertappt werden. Wer aber die Gesichte wirklich hat, die er malt, dem wird auch die Kraft nicht schien, uns daran glauben zu machen. In der Kunst stellt sich nach dem ersten Schrecken alles immer wieder her, und so still oi« Gerechtigbeit in ihr waltet, so mächtig ist st«. gewinn in Höhe von 9 Millionen herangezogen. Die Erhöhung bes Voranschlags beim Staatsbaynbetriev beträgt 22,3 Millionen, die gesamten Erhöhungen der Voranschläge einschließlich der Mehreinnahmen aus ben neuen Steuern »nsaesamt 250 Millionen. Es sind Kreditopera Nonen im Gesamt betrag« von 222800 000 Kronen vorgesehen, davon 120 Millionen für Eisenbahninoestitionen und 102,8 Millionen für die von den Delegationen bewilligten Speftalkredite für Heer und Marine. Die Til gungen der Staatsschulden werden au» den laufenden Einnahmen bestritten. Hierfür sind 75 Millionen eingestellt. Zrankrelch. * Die Kabinettskrise. Präsident Poincarü empfing am Mittwoch vormittag Ldon Bourgeois unb den bisherigen Unlerrichtsminister Bi viani. Nachmittag verhandelte der Präsident mit dem radi kalen Senator Peytral. Spanlen. * Polnisches Duell. Zwischen dem Abgeordneten Soriano und Antonio Maura, dem Sohne des ehemaligen Ministerpräsidenten, fand am Diens tag ein Säbelduell statt. Beide Duellanten wurden an der Stirn leicht verwundet. Das Duell war wahrscheinlich durch den bekannten Zwisck)«nfall in den Wandelgangen der Kammer am 27. Mai ver- anlafjt worden. Rumänien. k. Bukarest, 1. Juni. Die heutigen Wahlen des ersten Wahlkörpers zur Konstituante haben unter sehr großer Beteiligung der Wähler stattgefun- den. Die Konservativen, di« entschiedene Gegner der der Konstituante oorzulegenden Verfassungsände rungen (behufs Landexpropriierung zugunsten der Kleinbauern sowie der Wahlreform) sino, haben es auf die für ein« Oppositionspartei hierzulande statt liche Anzahl von 19 Mandaten gebracht, wooei aller dings zu berücksichtigen ist, daß rm ersten Wahl kollegium der größere Teil der Großgrundbesitzer wähtt, die durch die Landreform in Mitleidenschaft gezogen werden. Die mit der liberalen Regierungs partei koalierten Konjervatio-Demokraten erfoch ten 9, die Liberalen 45 Sitze' daneben wurden noch 2 Unabhängige gewählt. Als Ergebnis des Besuches des türkischen Ministersdes Innern Talaat Bei in Bukarest ist zu inelden, daß Talaat Bei dem KönigeCarol die Schiedsgerichtsrolle in der Streitfrage zwischen der Türkei und Griechenland über die Inseln angetragen hat. König Carol hat sich bereiterklärt, die»e Rolle anzunehmen, vorausgesetzt, daß die Mächte damit einverstanden seien. Der russische Minister des Aeußern, Ssasonow, wird bereits in den nächsten Tagen über llnghent nach Rumänien kommen. Ssasonow wird sich einen Tag in Bukarest aufhalten und dann nach Con- stantza fahren, um dort die Ankunft der Zarenfamilre abzuwarten. Viel bemerkt wird hier eine Aeußerung, die der französische Gesandte Blondel einem Zeitungsmanns gegenüber bezüglich des Zarenbesuches getan hat: „Unter allen Um- ständen bezweckt Rußland nicht eine Abkühlung zwi schen Rumänien und Oesterreich. Eine derartige Be deutung darf und kann dem Besuche des Zaren in Rumänien nicht beigelegt werden." Diese Bemerkung Blondels ist um so charakteristischer, als gerade Blon del die größten Anstrengungen gemacht hat, um das Verhältnis Rumäniens zum Dreibund zu lockern. Man kann daraus schließen, daß ihm auch die neuen liberalen Minister Rumäniens deutlich zu verstehen gegeben haben, daß sie eine Aenderung der Auslandspolitik nicht beabsichtigen. Sulgariea. * Ein Zwischenfall wegen Hiffung der griechischen Fahne. Die „Ägence Bulgare" meldet aus Sofia: Am Mittwoch vormittag wurde auf der hiesigen griechischen Kirche eine griechischeFahne gehißt, was unter der Bevölkerung lebhafte Bewegung heroorrief. Vor der Kirche sammelte sich eine Menschenmenge an. die die Fahne ge waltsam zu entfernen drohte. Die Polizei griff rechtzeitig ein und beugte Zwischen fällen vor. Serbien. * Zum Rücktritt de» Kabinetts. Der König hat die Demission des Kabinetts Paschitsch angenom men. — Der Präsident der Skupschtina, Nrkolitsch, ist zur Beratung der parlamentarischen Situation ins Palais berufen worden. K Belgrad, 1. Juni. Der lange nur von einem Geschäftsträger geführte Berliner Gesandtenposten hat jetzt eine Neubesetzung erfahren, indem zum Ge sandten in Berlin der bisherige Kabinettssekretär des Königs, Jankowitsch, ernannt worden ist. — Die griechische Regierung hat den Bau einer Eisen bahn (Pappapuli-Ghtda) begonnen, welche von der Linie Belgrad—Saloniki bei Topstn kurz vor Saloniki abzweigen und nach dem Piräus führen soll. Salo niki wird durch dreie neue Bahn eine große Einbuße erleiden, da auf ihr der Personenverkehr von Mittel europa nach den Küsten Kleinasiens und nach Aegypten von Saloniki abgelenkt werden wird. — Die Frage der Orientbahnen steht unmittelbar vor ihrer Lösung. Die Orientbahngesellschaft bat bereits im Prinzip ihre Zustimmung zur Ab tretung der Bahn an Serbien gegeben, man nennt auch schon die Kaufiumme, auf der die Einigung zustande kommen wird (42 Millionen Kronen). Türkei. * Die Teilstrecke der Bagdadbahn Bagdad — Sumike, 62 Kilometer lang, ist am Dienstag ab- genommen und dem Betrieb übergeben worden. Verein für -as Deutschtum im fiuslan-e. ii. Leipzig, 4. Juni. Am Mittwoch fand im Kleinen Kongreßsaale die Sitzung des Vertretertages statt, nach deren Schluß sich die Abgeordneten zu einem zwanglosen Mittagsmahl im Hauptrestourant zusammcnfanden. Ter Abend brachte den auswärtigen wie ein heimischen Teilnehmern der Tagung eine rechte Weihestundc. Im Bölkcrschlachtdentmal gab der Domchor unter Meister Wohlgemuths Lei tung ein Konzert, dem eine überaus stattliche Hörer schar andächtig lauscht«. Die Bortragsfolg« war ganz auf die stille Abendstunde abgestimmt: dem ooll- akkordiacn „Adoramus" von Roielli folgte Mendels sohns „Heilig" mit seinen so trefflich verteilten Solo partien, die von den Damen Frl. Wilma Tamme, Frl. Johanna Krauße, Frau Helene Zeumer und Frl. Olga Pannewitz klangrein und fein abgetönt ge sungen wurden. Eine treffliche Liedergabe war auch da» von Frl. Charlotte Mäder mit schmiegsamem Sopran oorgetragcne Hillersche ..Gebet". „Schon ziehen leis die Sterne", hallte als Schlußgesang Rodert Schumanns herrliche „Gute Nacht" durch die hohen Bogen hinaus in die stille Nacht. Lange noch zitterten di« hehren Klänge in den Herzen wieder, öü» -«tm Sternenschein die Hörer heimwärt» schritten. Iahressefi -er Ev.-luth. MWon zu Leipzig. Zur Feier des Jahrcsfestre der Eo.-luth. Mission zu Leipzig am Mittwoch waren wieder wie in frühe ren Jahren zahlreiche Vertreter von Vereinen aus allen Gegenden Deutschlands und auch aus dem Aus lande nach Leipzig gekommen. Der Festaottes- dienst am. Vormittag in der St. Nikolaiktrche war sehr gut besucht. Die Festpredigt hielt Hofprediger Liz. Schmidt. In liebenswürdiger Weise schil derte der Redner seine reichen Erfahrungen auf seinen Reisen in China und Ostafrika. Stach dem alsdann durch Missionsdirektor Prof. O. Paul erstatteten Jahresbericht stellt das inländische Arbeits gebiet im Lamulenland einen harten Boden dar; die Missionare stehen dort auf einem der schwierigsten Posten der gegenwärtigen Heidenmission. Ein stär kerer Drang zur christlichen Kirche ist dort nur bet den primitiven Völkern zu finden, die teilweise noch dem rohen Götzendienst huldigen. In 316 Schulen wurden im vergangenen Jahre 14 064 Schüler unter richtet. Nur 3649 waren Christen. Die dringendste Forderung im indischen Gebiet ist der Ausbau der Niederlassung in Madras, der Hauptstadt Indiens. Hier gelte es vor allein, großen Besitz zu erwerben. Starken Widerspruch erfahre die Mission durch den Islam. Die Leipziger Mission konnte am Jahresfest wieder einen Missionar hinaussenden, und zwar den Missionskandidaten Hugo Stclzner nach Deutsch- Ostafrika, dessen Abordnung durch Pastor Liz. Priegel vorgenommen wurde. Chorgesang und Liturgie umrahmten die Feier. Am Abend fand im großen Fcstsaale des Zentraltheaters die Hauptversamm lung statt, die wiederum außerordentlich stark be sucht war. Nach einem gemeinsamen Gesang hielt Geh. Kirchcnrat Superintendent v. Hartung die Eröffnungsrede, in der er das Thema: Die Bibel als Buch der Menschheit behandelte. In einem lesselnden Dori rag schilderte hierauf Missionar H. Fokken aus Aruscha (Deutsch-Ostafrika), wie eine afrikanische Sprache gelernt und zur Schriftsprache erhoben wird. Die Missionare könnten dort, wie er ausführte, ihre Mission bet den Heiden nur dadurch erfüllen, daß sie ihnen das Evangelium in deren Sprache übermitteln. Der Missionar muffe für seine jungen Christen mit der Zett auch eine christliche Literatur schaffen. In längeren Ausführungen schilderte der Redner auf Grund seiner langjährigen Missionstätigkeit die großen Schwierigkeiten, die dabei zu überwinden sind. Es sei eine jahrelange, mühsame Forschung unerläßlich, um zunächst nur die Orthographie für die neue Schriftsprache feststellen zu können. Einen dritten Vortrag hielt Missionar M. Ellwein aus Kumbakonam (Indiens über die Frage: Wieblingen wir dem Hindu Christum nahe? In Beantwortung dieser Frage schilderte Redner, welche Mittel und Wege dem Missionar dort zur Verfügung stehen, um die Indier im christlichen Glau- ben zu unterrichten. In der Schule, auf freien Plätzen und Straßen, auf der Eisenbahn usw. müsse der Missionar jede Gelegenheit dazu wahrnehmen, und die Predigt müsse in die Umgangssprache des Volkes gekleidet werden. Zum Schluffe richtete der neue Missionar H. Stelzner aus Langenreinsdvrf herzliche Abschiedsworte an die Versammlung, in denen er den Lehrern im Missionsseminar sowie den Mitgliedern der Leipziger Mission, die es ihm er- möglicht, nach Ostafrika zu gehen, dankte und damit die Bitte verband, ihn auch fernerhin in seiner schwierigen Arbeit zu unterstützen. Gemeinsamer lsiesanq bildete den Schluß des eindrucksvollen Feste». Die Kollekte am Vormittag in der Kirche hatte 680,29 und am Abend im Zcntraltheater 901,21 ^k, zusammen also 1581,50 ergeben. Letzte Depeschen und Fernsprechweldunge«. Der Besuch des Kaisers in Kanopischt. (Eigener Drahtbericht.) Prag, 3. Juni. Die „Union" meldet, Kaiser Wilhelm treffe am 12. Juni vormittags 9 Uhr als Jagdgast des Erzherzogthronsolgers in Kano pischt ein. Der Deutsche Kaiser wird seinen ur- sprünglich au? zwei Tage anberaumten Aufenthalt um einen Tag verlängern und am 14. Ium, llll Uhr nachmittags abreisen. Es verlautet auch in dem Thronfolger nahestehenden Kreisen, daß Kaiser Wilhelm im Herbst dieses Jahres in Kano pischt einen neuen Besuch abstatten wird, um an einer Fasancnjagd teilzunehmen. Auch König Georg von England wird tm September Gast auf Kanopischt sein, um den letzten Besuch des Thronsouers in London zu erwidern. Fürst Lichnowsty Ehrendoktor der Universität Oxford. London, 3. Juni. Der Ehrendoktorgrad des bürgerlichen Rechtes wurde heute nach mittag dem deutschen Botschafter Fürsten Lich- nowsky in Gegenwart der Fürstin Lichuowjky und einer angesehenen akademischen Versammlung von der Universität Oxford verliehen. Der öffentliche Redner sprach von der hervorragen den Stellung des Fürsten und seinen vorzüglichen öffentlichen Verdiensten und erwähnt« das In teresse, das Fürst Lichnowsky stets für die englische so wohl als auch für die deutsche Philosophie ge zeigt habe. Dies habe unzweifelhaft dazu beigetra gen, ihn in den lobenswerten und heilsamen Be mühungen in der Sache der internationalen Freund schaft anzuspornen, Bemühungen, di« durch seine Stellung als Botschafter gefördert würden. Es würde ein glücklicher Tag für Oxford sein, wenn die Universität durch die Verleihung der wohlverdienten Ehre die Bande der Freundschaft zwischen Deutschland und England fester schmieden könnte. — Der Fürst wurde darauf von dem Vizekanzler herz lich begrüßt, der den Vorsitz führte, und nahm sodann auf den Doktorbänken Platz. Später wurde zu Ehren des Fürsten Lichnowsky von dem deutschen Professor Fiedler ein Frühstück gegeben, an dem u. a. der deutsche Botschaftsrat o. Kuehlmann und Ge mahlin teilnahmen. Abends wird von der Universi tät Oxford, der Deutschen Literarischen Gesellschaft und dem Englisch-Deutschen Klub zu Ehren des Fürsten «in Diner gegeben. Orford, Z. Juni. Bei dem Diner zu Ehren des Fürsten waren über 150 Personen anwesend. Fürst Lichnowsky und die Professoren waren im aka demischen Ornate erschienen. Nach Ansprachen Prof. Dr. Fiedlers und Dr. Macams ergriff Fürst Lich nowsky ?klbst pas Wort. Er dankte für die ihm er wiesene, nur selten einem Diplomaten widerfahrene Ehrung. Er sprach di« Hoffnung au», daß deutsche Kunst und Wissenschaft in England und englische Kunst unb Wissenschaft in Deutschland immer mehr kennen gelernt würde. Seine Worte wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Biviani mit der Kabinettsbildung betraut. Pari», S. Juni. Di« „Agence Havas" meldet, daß d«r Präpdent der Republik heute abend vtoiani auf gefordert habe, da» Kabinett zu bilden. Vioiani wird morgen antworten. DeleassS als Führer der radikalen Linken. Pari», 3. Juni. Unter Vorsitz DeleassSs fand eine Sitzung des Ausschusses der radikalen Linken statt, der beauftragt wurde, ein Programm der Vereinigung auszuarbelten. Delcass« gab «ine eingehende Darlegung der äußeren Lage und ge langte zu der Schlußfolgerung, daß das Dreijahrs gesetz aufrechterhalten werden müsse. Del- cassö, der als Obmann der Gruppe ausersehen ist und bei ihrem Zusammentritt die Eröffnungsrede halten wird, wurde ersucht, in der Rede seine Schlußfolgerung über die militärischen Fragen zu prüfen. Die Gültigkeit der französischen Wahlen. Paris, 3. Juni. Di« Kammer hat heute nachmit tag 520 Wahlen, die unbestritten waren, für gültig erklärt. Grofte russische Herbstmanöver. (Eigener Drahtberich t.j Berlin, 3. Juni. Wie die „National-Ztg." mit zuteilen weiß, wird Anfang des kommenden Herb stes ein russisches Manöver in großem Umfange stattsinden, und zwar sollen Landheer und Flotte gemeinschaftlich operieren. Dis Opera tionsbasis soll der Hafen von Reval sein. Zu den Manävern sollen etwa 200 000 Mann aufgeboten werden, wofür der Petersburger Militärbezirk, ferner die Truppen der Gouvernements War schau, Kiew und Wilna in Betracht kommen. Mit Nachdruck wird erklärt, daß den Manövern keineswegs eine feindliche Absicht innewohnt, deren Programm seinerzeit bei den Krtegsspielen festgelegt wurde. Die Manöver unter Leitung des Kriegs ministers Suchomlinow sollen lediglich eine Proae ,ür schnelle und glatte Abwicklung der Mobi- lisierungsvorschriften und der Schlagfertigkeit der Truppen vorstellen. Es ist mit Rücksicht auf die gegenwärtig zwischen Rußland, Deutschland ynd Oesterreich herrschende Spannung nur natürlich, daß ein Rianöoer in dem geplanten Umfange Mißtrauen und Argwohn erregen muß. Präsidentschaftswahlen in der Duma. Petersburg, 3. Juni. Ter Oktobrist Rod- szanko wurde mit 217 gegen 9 Stimmen zum Präsidenten und der Oktobrist Verunsekret mit 205 gegen 21 Stimmen zum Vizepräsiden ten der Reichsbuma wiedergewählt. Die aus Fortschrittlern, Kadetten, Arbeiterparteien und So zialisten sich zusammensetzende Opposition enthielt sich der Abstimmung. Als Rodszanto den Sessel des Präsidenten einnahm, wurde er vom Zentrum und der Rechten mit lebhaftem Be ifall begrüßt. Er dankte der Duma für das ihm von neuem bewiesene Vertrauen, woraus er die Zusicherung der Duma schöpfe, ihren Präsidenten unterstützen zu wollen, um die in der gegenwärtigen Session vorliegenden gesetz- gedcrisä^n Arbeiten zu einem glücklichen Ende zu führen. Der Präsident forderte sie auf, darin gegen über anders gerichteten Meinungen Duldsamkeit zu zeigen und die traurigen Umstände zu vermeiden, die die glänzende Tätigkeit der Duma verdunkeln. (Wiederholter Beifall, Bravorufe aus dem Zentrum und der Rechten.) Da der gestern zum Vizepräsiden ten gewählte Oktobrist Protopopow zugunsten Darunsekrets auf die Ernennung zum ersten Vize präsidenten verzichtete, wurde dieser zum ersten Vizepräsidenten proklamiert. Keine italienischen Truppen in Abessinien. Rom, 3. Juni. Wie die „Agenzia Stefani" mel det, sind die Nachrichten von einer Entsendung ita lienischer Truppen von Erythrea nach Abessinien unbegründet. Mrstentreue Albanier. Durazzo, 3. Juni. Die Besatzung Krujas, die von den Aufständischen durch Absperrung der Wasser- und Proviantzufuhr zum Verlassen der Festung ge zwungen worden war, marschiert«, ohne behelligt zu werden, über Kalmetie nach Alessio und ist zu Schiff in Durazzo eingetroffen. Finanzmrnister Noga ist aus Alessio zurückgekehrt, wohin er entsandt wor den war, um Verstärkungen zu holen. Die aus Alessio eingotroffenen Verstärkungen bestehen aus Mohammedanern unter Husni, einem Neffen des Bairam Zuris und Talif, einem Neffen Issa Boletins, ferner aus Mirdiwn mit einigen Malissoren unter Marko Eion sowie Simon Doda. Di« Ausschiffung erfolgte durch Boote der öster reichisch-ungarischen und italienischen Kriegsschiffe. Skutari, 3. Juni. Der Mudir von Luma hielt eine zahlreich besuchte Volksversammlung ab, die be schloß, unentwegt treu zum Fürsten zu stehen und für ihn zu kämpfen. Meuterei der am Landen verhinderten Hindus. Vancouver, 3. Juni. Die auf dem Dampfer Komagata Marum vor Vancouver oefindlichen H i n- dus, denen di« Landung verboten worden ist, meuterten. Die an Bord gesandten Polizisten wurden auf Drängen des Führers der Hindus zu rückgezogen, da eine Ermordung wahrscheinlich gewesen wäre. Die Erbitterung der Hindus wurde durch die am Sonnabend erfolate Landung von 600 Chinesen, die keine britischen Untertanen sind, verursacht. Für die Hinterbliebenen des „Empretz »f Jreland". London, 3. Juni. Die Kanadische Paztftkbahn hat zu den von dem Londoner und Liverpooler Lordmayor für die Hinterbliebenen der Opfer des Dampfers „Empreß of Jreland" eingeleitctcn Sammlungen je 100 000 »ik beigesteuert. Der Beihilfe zum Mord MrdSchtig. (Eigener Drahtbericht.) Darmstadt, 3. Juni. Die Gattin des ermorde ten Privatgelehrten Heydrich ist unter der Be schuldigung der Beihilfe zum Mord und der Brandstiftung verhaftet worden.. UM* Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, di« vorliegende Morgennummer 14 Seiten, zusammen ÄL Leiten. tzauvlschrislleiier: Tr. Geruh. Wettender»«». Verantwortliche Schriftleiter: für Volitrk Hr. Arn» Günther: für die -andeläzeilun, Wnlther Gchtutzler: fltr Leimiger uns säch'isch« Angele endeiten Arnold güute: für Kunst und Wissen- schäft i. V Gr. Boni Gtohlmann: für Musik Nutzen Oesnitz: Sport und Spiel Alfred Verl«; (yericht G. choorfeld: für di« Reis»., Bäder- und Berkebr§rei:nn, LnVnei« Metzer. — Zitc den Anzeigenteil Heinr Vnlför. Verlag: L«ttzzi»«r Tapedlatt. Äescllschalt mit beschränktet Häftling. Druck: Fisch« ch dürste». »»«ckich in Leip^p.
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