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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140604014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-04
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe liir Letpzlg uo» Vorort» »urch unser» Teäaer » und Sp«i>t»ur» LmoltagUOin« kau» -»drachtr moaatUch t.U M., »lertryThrUch I.75 M. Sri 0«r SefitzSftostrll», uns»rn Mol«» und stuogadestellen adgeholt: monatlich »M.,v>«r1«liahrUchZM. Durch Slepost: innerhalb vrutschlan-o un- Ser »rutschen Kolonien monatlich 1.S» M„ vlerteljührllch ».ro M„ auoschlieKllch postdestrUsel». va» Leipziger Tageblatt erscheint «erktag» rmal, Sonn- u.Z«i«rtag»1mal. 2n Leipzig, 0«a Nachbarorten und »en Orten mit eigenen Ziliolen wirb tie flbenüouogab« noch am sidenb 0,o Erscheinen« in» Hau» geliesert. Serlinee N»0akti»nr In S«n2«lt»n ll.Zrrnsprech-Knlchiu-: Moabit Nr.447. ^cmdelsFeiturrg /trntsblrM des Rates und des pollzeuuutes der Stadt Leipzrs NeSoktion unb Oeschäst»strlle: )»hanni»gaff« Nr.«, » Zernsprech-AnschluZ Nr. I4S42, i4b4Z unL >4044. ISS. Jahrgang lür Inserate au» Leipzig un» Umgebung bi« /inAeigenpreis e. 1 spamge p»tlt,«tt»u bf.,»le Neklamrzette' m.. von ou»wärt»ZS ps., Npklomen 1.74 M., Klein« stnzeigen -iepetitzeil»»« rsps.b.wie-erbol.Nab.,Inserate vonSebSrüen im amtlichrnTell Sie Petit zeile ro ps. OesOSftsanzeigen mit planvorstkrlst im Preise erhöbt. Nadatt nach Taris. Seilagen: iSeiamtausl.SM.üa»Taus«nS auoschl postgedühr. Anzeigen.flnnohme: ?ohanai»gaffe», bei sämtlichen Filialen äe» Leipzig» Tageblatte« unä allen Knnoneen-Expräitionen de» In- und fiuolanSe». Sescbäft»si»lle fürSrrlln u.öiepr.SranSendurg: virektionwaitrrZliegel, Srrlin w. io, MargarcthenstraKe ». Zernsprech-NnsOluK: Liitzow »47t. M. 278. vonnersisz, üen 4. Juni. 1S14. Vas wichtigste. * Der Hauptaus schuf; der Deut schen Turuerschuft ist gestern zu seiner diesjährigen Tagung unter dein Vorsitze des Geh. Lan.-Nats Dr. Goetz in Leipzig zu- jainniengetrcten. (S. Ber.) " Der deutsche Botschafter in London, Fürst Lichno >vsky, ivnrde zuiil G hr e n d o k t o r der tliliversität Oxford ernannt. (T. Letzte Nachr.) * Admiral v. Capelle ist zum Unter staatssekretär des Rei.asmarineamts er nannt worden. (S. Dtschs. Reich.) * Der Deutsche Lehrerverein nahm am Mittwoch in kiel nach einem Bortrage des Landtagsadg. Leminardirektor Dr. Seyfert- Zschopau eine Entschließung an, worin die Anerkennung der Pädagogik als selbstän dige Wissenschaft gefordert wird. Nach einem weiteren Bortrage Bruno ttes über die Ge fahr der Veräußerlichung der Schularbeit wurde die Tagung geschlossen. (S. Ber.) * Dem österreichischen Ab geord neten Hails ist der Staatsvoran schlag für 1914/15 zugegangen. (S. Ausl.) * In D nrazzo sind alle B orke h r n n - geil gegen einen Angriff der Aufstän dischen getroffen. (S. Pol. Uebers.) * Der bekannte Verlagsbnchhändler Kom merzienrat F. Schreiber starb am Mitt woch in Eßlingen im Alter von 79 Zähren. <S. Nachr. v. Tage.) * Der Drcieckflug brachte gestern die dritte Tagesstrecke L e i p z i g — D r es d e n — Berlin. (L. Sp. u. Sp.) * Der O f s i z i er S f ii n f k a m p f des deut schen Heeres wurde gestern mit dem Pistolen schießen begonnen. (S. Sp. n. Sp.) * Der preußische Kultusminister hat einen Erlaß herausgcgeben, die körper liche Leistungsfähigkeit der Schüler böherer Lehranstalten systematisch zu messen. tS. Sv. n. Sp.) Das preußische Herrenhaus. Unser Berliner OMitarbeiter schreibt: Es ist Mode geworden — nicht erst seit heute ooer gestern, schon seit manchem Jahr —, für das Herrenhaus zu schwärmen. DaS mag mit den neuromantischen Anwandlungen zu- sammenhüngen, die auch sonst unsere Zeit durch strömen. Aus dem erkältenden Materialismus flüchten wir uns in das mystische Halbdunkel hoher Dome, ans dem Arme-Lcute-Spicl in «manchmal doch recht verstiegene) Versdramen des Artuskreiscs, aus der geschwätzigen Bielge- schäfligkeir unserer gewählten Parlamente in die Dämmerluft der preußischen Herrenkurie. Ohne Frage: im Herrenhaus gibt cs allerhand Männer, die etwas zu sagen haben; auch unter den Vertretern der Familienverbände; des alten und befestigten Grundbesitzes. Und gar kein Zweifel, daß es dem gemeinen Wesen frommte, wenn diese Männer sich öfters vernehmen ließen. Das ändert nichts an der melancholischen Tat sache, daß auch in Preußens erster Kammer mit Wasser gekocht wird. Daß in ihr sogar aus schließlich mit Wasser gekocht wird, wenn nicht gerade Fragen erster Ordnung zur Verhandlung stehen. Das Herrenhaus hat letzthin in vier Tagen die Beratung des preußischen Etats "be endet. Wir sagen nichts gegen die-' Kürze der Frist; die liegt in der KompetenzverteUung zwi schen den beiden Häusern begründet, die in der Hauptsache der ersten Kammer nur die Nachlese übrig läßt. Aber was haben wir in diesen vier Tagen, da zumeist die Langeweile sichtbarlich über die immer kleiner werdende Schar der Pflichtbeslissenen hinkroch, im krausen Gewirr zu hören bekommen! Da meldet sich einer, dcm's zu Herzen geht, daß man auch dkn gro ßen Grundbesitz zu deu Steuern heranziche, und er prophezei!, nicht eher würde der Sozialdemo kratie der Garaus zu machen sein, als bis man die Steuer- und die sozialpolitischen Gesetze revi dierte, zu deutsch also: sic abschafftc. Und ein anderes Original steigt auf in seiner Pracht und verrät, indes weiche weiße Locken mild ihm vom Haupt herabhängrn: unser Verhältnis zu Ruß land sei besser geworben, und dankt in seiner er quickenden Weltentrücktheit der Regierung, die eben erst durch Herrn v. Jagows Mund, neben bei mit Recbt, den kalten Wasserstrahl nach Osten hinübcrgcsandt hat, für den Erfolg ihrer diplo matischen Friedcnsarbeit. Ein dritter gar pre digt frei nach Hieronymus Jobs über die Zei chen dieser böscu Zeit; aller Herzen aber schla gen höher, da ein vierter und fünfter sich er heben und in einem krausen Allerlei, das uns die Sinne zu verwirren droht, die Vorboten des Verfalls und der unaufhaltsam immer näher rückenden Revolution uns weisen: die kurzen Anfragen im Reichstage und die Verfassung in Elsaß-Lothringeu, die Reichstags-Diäten und vor allem, ja vor allem die Reichsvermögens- zuwachSstener! Und kein einziger löst sich aus der Korona, um das Durcheinander zu zer pflücken. Wohl hört man gelegentlich in der Spezialbcralung noch ein kluges und nachdenk liches Wort; aber dergleichen findet in diesem hohen Hause, für das wir neuromantisch zu schwärmen ansangen, keinen Widerhall. Ein Einzelner, ein verschneiter Sproß aus einer an deren Welt, redet in fremden Zungen; zwei, drei spenden ihm verschüchtert Beifall, die an deren verstehen ihn überhaupt nicht und »vollen ihn nicht verstehen. Nur wenn man auf Kö- rungs- und andere landwirtschaftliche Zucht fragen kommt, wächst die Lust am Debattieren. Da wird der Meinungsaustausch -zur ernsten Mänuerangelcgenhcit, der man mit Sachkunde und natürlicher Lebhaftigkeit sich hingibt . . . Nein, auch im Herrenhaus wird mit Wasser gekocht, sogar mit verschwenderisch viel Wasser, und das Kampfspiel, zu dem Herr v. Gwinner dieser Tage den preußischen Herrn Finanz her ausforderte, bestätigte im Grunde nur die trüb selige Regel. Immerhin, möchte uns scheinen, hat dieser Zwischenfall doch gezeigt, wie die Herr^nkuric zu modernisieren, wie sie zu einem fruchtbringenden Faktor — wenn nicht der Gesetz gebung, so doch unseres öffentlichen Lebens — auszugestalten wäre. Treitschke hat in sei ner Heidelberger Zeit einmal den Satz geschrie ben: es könnte nur eine Frage der kürzesten Zeit sein, daß das preußische Herrenhaus in seiner alten Gestalt verschwändet So überschweng lichen Hoffnungen haben wir längst entsagen ge lernt. „Hei lewet noch" und wird vermutlich bei dem konservativen Charakter dieses Staats wesens uns alle überleben. Aber ein frischerer Hauch ließe sich in die Dämmerluft der Kitzing und Buch-Carmzow und Jesko von Puttkamer unschwer hineintragen, wenn auf dem Wege fort geschritten würde, der, ein wenig spröde und zaghaft, schon in den letzten Jahren betreten worden ist. Wenn des Königs Majestät fort führe, aus besonderem Vertrauen prominente Männer aus alle» Gebieten des öffentlichen Lebens in das Herrenhaus zu berufen. Be sonders auch solche, die keine Aussicht haben, in die gewühlten Parlamente Hineinzugelaugen; auch keine Neigung, der Unrast der Agitation und dem Wählerexamcn, die für feiner organi sierte Naturen nachgerade zur Tortur werden, sich auszusetzeu. Daun könnte das alte preu ßische Herrenhaus am Ende noch eine Lücke aus füllen. Sogar eine wirkliche und schmerzlich empfundene Lücke. . . Deutscher Lehrertag. 8. L II. Kiel, 3. Juni. Neben der Hauptversammlung des Deutschen Lehreroereins tagte auch eine Reihe von Nebenversammlungen. Die Militärkommission des Deutschen Lehrerver eins trat unter dem Vorsitz des Rektors E. Höhne «Berlin, zusammen. — Ferner vereinigten sich die Vertreter der Jugendfürsorgeoereinigungen, die Csperantoanhänger und die Vereinigung Deutscher Pcstalozzivereine zu eingehendem Gedankenaus tausch. Besonders ausführlich präzisierten die semi- narisch gebildeten Lehrer an deutlchen Auslands schulen ihre Forderungen in einer Sitzung, die unter der Leitung des Oberrealschullehrers I. Tem ming (Antwerpen) abgehalten wurde. Hier sprach Lehrer O. H. Michel «Herne i. W., früher in Poko- hama) über „Der deutsche Auslandslchrer und sein Verhältnis zum Reich" und stellte folgende Leitsätze auf, nach denen die Auslandslehrer die volle Anrechnung der an deutschen Auslandsschulen ver brachten Dienstjahre verlangen und weiter fordern, daß eine Wicderanstellung im heimischen Schul dienste ihnen nur dann verweigert werden dürfe, wenn Disziplinarbestimmungen es bedingten. Der Verband Deutscher Lehrervereinigungen für Schulgesundheitspflege, der unter dem Vorsitz des Rektors Hertel (Berlin) tagte, beschäf tigte sich mit der wichtigen Frage, ob es angebracht wäre, im Interesse der Gesundheit der Schulkinder den Beginn der Schulpflicht herabzusetzen. Der Refe rent I. H. Meyer (Bremen-Horn) führte aus, daß die Unterrichtsstunden dem zu jugendlichen Körper gesundheitliche Schädigungen zusügen müssen, und daß diese «chäden durch zu frühzeitige Erreichung von Unterrichtsergebnissen, für dre in einem Alter von sechs bis sieben Jahren keine Verwertung vorhanden sei, nicht ausgeAichen würden. Daraus ergebe sich mit Folgerichtigkeit die Hinaufsetzung der Schulpflicht auf das vollendete siebente Lebensjahr. Die sozialen Einwände, die gegen eine Hinaufsetzung des schul pflichtigen Alters gemacht werden, können dadurch be seitigt werden, daß nach vollendetem Schulbesuch die Berufsfortbildungsschule allgemein erweitert und die vorschulpflichtigen Kinder besonderen Fürsorgunos- anstalten überwiesen werden. Sollte trotz aller dieser Gründe die staatliche Schulgcsetzgcbung sich nicht in di.sem Sinne entwickeln, jo müsse man im Interesse der Nationalcrzichung Mindestforderungen aufstcllcn, die den Beginn der Schulpflicht für das vollendete sechste Jahr zur Folge haben. Einen breiten Raum nahm auch die Frage em, ob die Hygiene in dem Lehrplan der Schule und der Lehrerbildungsanstalten in größerem Mrße als bisher berücksichtigt werden müsse. Der Referent Lehrer F. Lorentz (Berlin) forderte aus vedaoo- gischcn und nationalökonomischen Gründen eine stär kere Berücksichtigung in den Lehrplänen aller Schu len, vor allem wünschte er, daß die Schüler auch in diesem wichtigen Fache geprüft werden sollten. Sozialhygicnische Betrachtungen, z. B. über Alkehol- mißbrauch, Seuchenbekämpfung, Zahn- und Mund Hygiene müßten eingehend angcstellt werden. An den Mädchenschulen könne mit der Hygiene der haus wirtschaftliche Unterricht verbunden werden. In den Fach- und Fortbildungsschulen sei auch die ltzewerdc- tätigkeit vom Standpunkt der Hygiene zu betrachten. Die zweite Hauptverfammlunq des Deutschen Lehrervereins hatte sich mit dem Thema zu beschäftigen: „Der Deutsche Lehrerverein und die pädagogische Wissenschaft." 'Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen des Ge schäftsführers Günther (Berlin) ergriff das Wort der Referent Seminardirektor Dr. Scyfert (Zscho pau i. Sa.): Die Pädagogik ist als geistige Wissen schaft noch nicht vollgültig anerkannt, trotzdem sie zweifellos das innere Anrecht auf Einreihung in den Kreis der Wissenschaften hat. Die Pädagogik hat ihr eigenes Problem, das in der Bildsam keit des Kindes begründet ist. Ihre Hilfswissen schaften, die Psychologie und tue normativen Wißen schäften können dieses Problem nicht lösen, trotzdem sie ihr von vornherein einen Anspruch auf die ihr gebührende Stelle geben. Hier kann also der Deutsche Lehrerverein der Wissenschaft dienen. Eine von den Vereinsinstanzen abgestempelte pädaglo gische Wissenschaft gibt es nicht. Die pädagogische Forschung, die schöpferische Arbeit ist Vorrecht und Aufgabe einzelner. Die Vereinsorgani sation kann weder jemanden beauftragen, noch kann sie inhaltliche Einschränkung der Forschung wollen. Der Lehreroerenl kann materiell und ideell die For schung unterstützen. Materiell dadurch, daß er Mittel bereitstem und dadurch die Forschung unterstützt, ideell dadurch, daß er durch »eine Organisationen hilfsbereit Vermittlungen leitet, vor allem aber da durch, daß er die Ergebnisse der Forschung der Lehrer schaft zugänglich macht. In weitem Umfange rann der Verein weitere wissenschaftliche Arbeit anlegen und organisieren. Der Redner geht im einzelnen auf die Art der Organisation ein. Der Redner fährt dann fort: Der Deutsche Lehrerverein hat stets Fühlung mit der pädagogischen Wissenschaft gel>alten. Wenn auch schon viel getan wurde, so bleibt doch immer noch dem einzelnen das Wesentliche zu tun übrig. Der einzelne wird von den Organisationen des Verbandes immer angemessen unterstützt werden. Deshalb heißt es für die deutschen Lehrer: Organi sieren und arbeiten! In der Diskussion kam vielfach zum Ausdruck, daß das Streben der deutschen Lehrerschaft von jeher aus wissenschaftliche Arbeit gerichtet war. Dr. Br ahn (Leipzig) betonte, daß der Lehrer- stand der einzige sei, der mitten in der wissenschaft lichen Arbeit stehe, daß aber der Staat gerade dieser wissenschaftlichen Arbeit nicht die nötige Förderung angedeihen lasse. Schulrat Scherer (Offenbach a. M.) führt aus: Es ist unerhört, daß Seminardirektoren und Leute in leitenden Stetten sind, die keine Ahnung von der Höhe ihrer Aufgabe Haden. (Lebhafter Beifall und Sehr richtig!) Ein solcher Zustand muß unbedingt aus der Welt geschafft werden. Nur die wissenschaft liche Befähigung darf bei Besetzung solcher Stellen maßgebend sein, nicht aber Protektion, politische Ge sinnung und ähnliches. (Lcbh. Beifall.) Der Referent Ceminardirektor Dr. Seyfert wendet sich in seinem Schlußwort gegen die Aus- führungen des Schulrats Scherer, nicht etwa, wie er sagt, weil er selbst Seminardirektor sei, sondern weil sich die Zustände tatsächlich gebessert hätten. (Widerspruch.) Im übrigen giot es auch Schulräte, jährt der Redner fort . . . (stürmische Heiterkeit), die übrigen Worte des Redners gehen in d«em Ee- lächter verloren. Es gelangt darauf folgender Antrag des Re ferenten zur einstimmigen Annahme: „Die Deutsche Lchrerversammlung hält cs für notwendig, daß die pädagogische Wissen- schäft im Mittelpunkt aller Lehrer bildung stehe. Sie erhebt daher die Forderung, daß die Pädagogik an den Universitäten als selbständige Wissenschaft anerkannt und vollgültig vertreten werde, und daß das pädago gische Studium k<en Lehrern aller Schulgattungcn zugänglich gemacht werde. Als Aufgabe des Deutschen Lehrervereins muß die Unter- stützung der pädagogischen Forschung und die Verbreitung ihrer Ergebnisse in der Lehrerschaft angesehen werden. Ferner muß die* Anregung zur Organisation und wissenschaftlichen Arbeit innerhalb der Lehreroereine gegeben werden." Sodann sprach Lehrer Brunotte über das Thema: „Droht unserer Schularbeit die Gefahr der Veräußerlichung und wie ist ihr zu begegnend Der Referent führt aus, daß der Schularbeit unserer Tage die Gefahr der Veräußerlichung in schwerem Maße drohe. Die Stof füll« verhin dere Lehrer und Schüler, tief in das Wesen des Lehr stoffes cinzudringen. Dabei sei den Lehrern eine so große Menge von Einzelvorschriftcn für die Art des Unterrichts gegeben, daß eine bequeme und zweck mäßige Handhabung der Lebrvläne zur Unmöglich keit werde Die burcaukratischen Maßnah men der Schulverwaltungen also engten überall di« Selbstt-tigkcit der Kinder und die Freiheit der Lehrer, sich eine Methode zu wählen, ein. Die Aus stellungen und Aufführungen, die heute den Kindern fo oft geboten werden, könnten mit gewisser Beschrän kung sehr wohl ihr Gutes haben, aber offensichtlich wirb ein zu großes Gewicht auf derartige Acußerlich- keiten gelegt und die Anschauung nicht so gefördert, wie man es von diesen Darbietungen erwartet. Eino Verinnerlichung der Schularbeit ist dringend er wünscht, und es wäre ratsam, wenn der Deutsche Lehrertag in dieser Richtung Forderungen erhebt. Die S e l b st t ä t i g k e i t der Schüler muß als Grund satz der Erziehung praktisch durchgeführt werden. Nur dort könnten wirklich brauchbare Menschen, die für den Kampf um das Dasein in ihrer Bildung später gerüstet sind, erzogen werden, wo man von vornherein auf die selbständige Geistesarbeit Wert legt. Keine unnützen Vorschriften dürften der freien Entfaltung der Lehrerpersönlichkeit Schranken setzen. Nur der Erziehungszweck darf dem Lehrer Richtschnur sein. Die Verwaltung und Be aufsichtigung der Schule muß im Sinne der Schul pflege umgestaltet werden, vor allein aber muß der Lehrer an der Verwaltung durch selbstgewählte Ver treter beteiligt sein. Die Bildung der Lehrer ver langt gebieterisch eine Vertiefung. Lebhafter Beifall lohnte die Ausführungen des Referenten. Darauf teilte der Vorsitzende G. Röhl mit, daß auf das gestrig« Huldigungstelegramm an den Kaiser aus dem Zivilkabinett des Kaisers ein vom Chef des Geheimen Zivilkabinetts v. Valen- tini unterzeichnetes Telegramm eingegangen ist. in dem der Kaiser für die Huldigungsgrüße seinen Dank ausspricht. Nach lebhafter Aussprache über den Vortrag Brunottes schließt der Vorsitzende Röhl die diesjährige Deutsche Lehrerversammlung in der üblichen Weise. — Wie bereits gemeldet, findet die Deutsche Lehrerversammlung 1915 in Breslau statt. Sitzung -es Aussihufles -er deutschen Turnerschaft. 1. -nb- Leipzig, 4. Juni Wieder einmal tagte der Ausschuß der Deutschen Turnerschaft in Leipzig. Anfangs war die Sitzung für Dortmund geplant, aber mit Rücksicht auf Ge heimrat Dr. Goetz, den Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, kam man auf Leipzig zu. Drei Tage wird voraussichtlich die Sitzung beanspruchen. Zum ersten Male vereinte man sich am gestrigen Mittwoch vormittags t/^10 Uhr im Hotel „Deutsches Haus" am Königsplatz zur ernsten Beratung. Es hatten sich von den 25 Mitgliedern des Ausschusses 24 eingefundcn. Einer fehlte wegen Krankheit. Der Vorsitzende Geheimrat Dr. Goetz leitete die Sitzung mit bewundernswerter Frische und geistiger Regsam keit und brachte dann und wann seine Helle Begeiste rung für seine liebe Turnsache überzeugungswahr zum Ausdruck. Der 88jährige treue Führer der Turner schaft begrüßte die Anwesenden herzlich und brachte zunächst verschiedene Eingänge zur Kenntnis, so u. a. auch Begrüßungsschreiben des durch dienstliche An gelegenheiten am Erscheinen verhinderten Bürger meisters Roth-Leipzig und des Ehrenmitgliedes der Deutschen Turuerschaft, Eeneralfeldmarschalls v. d. Goltz. Ferner gedachte er der 40jährigen Zu gehörigkeit des Stadtschulrats a. D. Prof. Dr. Röhls- Stettin zum Ausschuß der Deutschen Turnerschaft, dem zu Ehren noch eine besondere Feier stattnnden wird. Weiter machte er bekannt, daß dem verdienst vollen Gründer der „Internationalen Olympischen Spiele", Baron de Coubertin-Paris, aus An laß 20fährigen Bestehens des Olympischen Ausschusses die Ehrenurkunde der Deutschen Turnerschaft dem nächst überreicht werden sott. Allseitige Zustimmung fand Kreisvertreter Schimpf -- Osthofen a. Rh., als er seiner Freude darüber Ausdruck gab. daß Ge heimrat Dr. Goetz so frisch in der Sitzung erscheinen kann. Ferner kamen Einladungen zur Teilnahme an verschiedenen Kongressen zur Kenntnis. Als außer ordentliche Mitglieder nahmen an den Beratungen teil: die Kreisturnwarte Kunath-Bremen und Schröter-Bonn. Punkt 2 der Tagesordnung brachte die einstimmige Annahme folgendes Paragraphen der Satzungen: Der unter dem Namen Ausschuß der Deutschen Turnerschaft bestehende Verein hat den Zweck, die deutsche Turnsache im allgemeinen und besonders die Deutsche Turnerschast zu fördern und deren Rechte und Ehre im Geiste deutschen Dolksbewußtseins und vaterländischer Gesinnung gerichtlich un außergerichtlich zu vertreten. Durch den Vorsitzenden erfolgte dann die Verlesung des Jahresberichtes 1913—1914, der mit einigen Aenderunaen Annah,»« fand. Der Bericht geht «in: auf die 100jährige Wiederkehr der denkwürdigen Erhebung 1813 gegen die eiserne Faust Napoleons, auf die in Erinnerung an sie erfolgte Weihe des Völkerschlacht-Denkmal» und dir stattgefundenrn großartigen Eilbotenläuf« der Deutschen Turnerschaft am Tage der Denkmals weihe. Auch der Weihe des Berliner Stadions wid met der Bericht herzliche Worte, wie natürlicher weise auch dem unvergeßlichen 12. Deutschen Turn fest und dem Besuche des Deutschen Kaisers und des Königs von Bayern an einem Turnabend des Männer-Turnvereins München. Die Entwickelung der Deutschen Turnerschaft zeigt ein fortwährendes gesundes Wachstum. Die Zahl ihrer Vereine war Anfang 1914 auf rund 11 400, die der männlichen Mitglieder auf rund 1 188 000 gcstiegen, die Zahl aller Angehörigen. Frauen und Kinder eingerechnet, auf rund 1380 000. Der Zuwachs seit 1913 beträgt >50 Vereine und 05 000 Vereinsangchörige. Der Betrieb des Spielens und Schwimknens entwickelt sich mehr und mehr. Das Verhältnis zum
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