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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140605016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-05
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Sette 8. Nr. 280. Morgen.Nussavr. Leipziger Tageblatt. /reUsg. S. Juni lSli. ^us üäüri'n unU Kurorten. Bad Liebenstein, S.-M. Der Prinz Georg von Griechenland und die Prinzessin Marie von Griechenland ged. Prinzessin Bonaparte sind in Bad Liebenftein eingetrofscn. 8 Ostseedad Zingst. Zu den beliebtesten Familien bädern im schönsten Sinne des Wortes gehörr un streitig Zingst. Richt wenig trügt hierzu seine von der Natur bevorzugte landschaftlich schön« Lage bei. Inmitten seiner Gärten, Bäume, Wiesen und Aecker, die von grünen Herten umrahmt sind, liegen die Wohnhäuser, zumeist Einfamilienhäuser. Diese ge statten ein ruhiges, ungestörtes Familienleben. Für die eigene Wirtschaftsführung ist bestens gesorgt. Kaufleute, Bääer und Schlächter sind im Orte. Es gibt täglich frische Fische und die schönsten Räucher waren, ferner Milch, Eier, Geflügel, junges Gemüse usw. Der Strand mit seinen Bädern ist sehr nahe, nur durch das Dünenmüldchen getrennt. Bon den entferntesten Wohnungen ist er in 10 Minuten zu erreirl>en. Zingst ist mit den Borbereitungen zur Aufnahme seiner Gäste fertig. 8 Bad Salzschlirf erfreut sich unter den bewährten Kurorten einer angesehenen Stellung und eines un bestrittenen Rufes. Langjährige Erfahrung und kri tische Wissenschaft l>abcn den Beweis dafür erbracht, daß Salzschlirf ein heilkräftiger Kurort ist, der zu gleich einen angenehmen Aufenthalt bietet. Bei weitgehender Fürsorge für einen behaglichen Kom fort unter Vermeidung eines joden überflüssigen Luxus und Zwanges findet der Kranke hier die Ruhe und Pflege, deren er bedarf. Die anerkannten Heilmittel von Salzschlirf, sein Bonisaciusbrunnen, der in der Behandlung der Gicht einen Weltruf ge nießt, seine Sprudclbädcr, die Lurch ihren günstigen Salzgehalt und ihren Reichtum an natürlicher Kohlensäure auf das Herz kräftigend einwirkcn, sein mild aus den Darm wirkendes Hessisches Bitterwasser und sein erfrischendes Klima haben das Bad populär gemacht. In diesem Winter sind zwei neue Quellen im Kurpark von Salzschlirf erschlossen worden, die ganz neuen Mineralwasseradern ent stammen und als neue Lebensadern für das heil kräftige Bad anzusehen sind. 8 Ahlbeck (Ostseebad). Das Pfingstwetter hat unsere ersten Badegäste nicht enttäuscht, die beiden großen Festkonzerte, mit denen die Kurzeit 1914 er öffnet wurde, hatten schon eine zahlreiche Zuhörer schaft von Ausflügler» und Stammgästen unseres Bades vereint. Der neue geräumige Musikpavillon mit seiner vorzüglichen Akustik fand allgemeinen Bei fall. Auch sonst hört man nur Stimmen des Lobes über die Verbesserungen, die getroffen sind. Die Schäden der verderblichen Wintersturmfluten sind be seitigt, die Neubauten stärker und haltbarer auf geführt. Neue Ruder- und Scgelbootbrückcn sind an gelegt, die Anlagen verschönt; die Strandstraße ist init reichem Blumenschmuck versehen. Das um gebaute Warmbad entspricht jetzt allen Anforde rungen der Neuzeit. Ein reichhaltiges Sommer programm der rührigen Badedirektion weist erlesene musikalische Genüsse und viele andere Veranstal tungen zur Unterhaltung der Kurgäste auf, so Laß sie sicher den Aufenthalt in Ahlbeck lange als eine schöne Erinnerung behalten werden. .8. Meran. (Saisonschluß. > Die heurige Saison schließt mit einer Bcsuchsziffer von über 10 000 Per sonen gegen 90 000 der vergangenen Saison (Sep tember bis Juni). Der Touristenbesuch mehrt sich von Jahr zu Jahr auffallend, seit die Iaufenstraße und die Vigiljochbahn eröffnet wurden. Meran gibt daher auch einen Sommerprospekt heraus, und Tou risten, Reisende und Autofahrer werden darauf auf merksam gemacht, daß derselbe kostenlos von der Kurkanzlei Meran zu beziehen ist. 8 Einweihung des Städtischen Kurfaales in Trave münde. Der mit einem Kostenaufwand von einer halben Million erbaute Städtische Kur,aal wurde durch eine besondere Feier dem öffentlichen Verkehr übergeben; dies war zugleich die Eröffnung der diesjährigen Saison. Das Konversationshaus ist ein Monumentenbau, der den vornehmen Mittel punkt im Badelebcn Travemündes bildet. Nichts Ueberladenes, Prächtiges und Aufdringliches, sondern schlicht, aber würdig und eindrucksvoll, ein Werk, das seinen Meister lobt. Diesen Eindruck empfingen die zur Eröffnungsfeier geladenen Festgästc, als sie unter Leitung des Herrn Kurdirektors Heyl die neuen Räume besichtigten. Das Haus enthält einen prachtvollen Saal, in dem Thcateraufsührungcn ver anstaltet werden können, daran anschließend kleinere Säle für intimere Festlichkeiten, ei» sehr vornehm gehaltenes Weinrestaurant, geräumige Veranden und großangclcgte Terrassen. Alles mit dem Blick aufs Meer. Im Obergeschoß: Lese-, Musik-, Spicl- und Damenzimmer und sehr geschmackvoll im eng lischen Stil gehaltene behagliche Klubräumc. So ist den Travemünder Kurgästen ein Heim geschaffen morden, das sic auch die trüben, regnerischen Tage, die in keiner Saison fehlen, weniger empfinden lassen wird. Reiseverkehr. —Deutsch-Englischer Personen- und Gepäck verkehr über Hamburg: Die deutschen Bahnen und die englische Große Zentralciscn bahn Gesellschaft Haden vom 1. M a i d. I. ab eine direkte Beförderung von Personen und Reisegepäck zwischen Deutschland und England über Hamburg eingerichtet. Der Tarif ist am 1. Mai in Kraft getreten. Er enthält Fahrgcldsätze für einfache und Hin- und Rückfahrten 1.—!1. Wagenklassc und Gepäckfrachtsätze zwischen Grimsby (Docks) und Berlin, Dresden, Leipzig usw., aus der Dampserstrecke Hamburg—Grimsby gelten die Fahr karten sämtlich für die 4. Kajüte. Die einfachen Karten gellen 15, die Rückfahrkarten 00 Tage. Frei gepäck wird nicht gewährt. Das direkt eingeschriebene Gepäck wird in Hamburg zwischen dem Hauptbahnhof und dem Dampfer vcrwaltungsseitig überführt. Die Postdampscr gehören der kroßen Englischen Zentral bahn. Ti« besitzen einen Raumgehalt von 1400 bis 2000 Tonnen und können durchschnittlich 40 bis ->0 Reisende in I. Kajüte befördern. Sic verkehren täglich, ausgenommen an Sonn- und Feiertagen, in beiden Richtungen. 8. Ziemers billige Gesellschaftsreisen haben sich in verhältnismäßig kurzer Zeit viele Freunde er worben, denn trotz der billigen Preise ist überall für gute Hotelwohnung, Verpflegung und beste Füh rung gesorgt. Die nächsten Reisen führen auf die Balkanhalbinscl, nach Bosnien-Herzegowina, in die dalmatinischen Küstengebiete bis Cattaro mit Ab stecher nach Cctinje, an die blaue Adria mit Besuch von Venedig, Nordtirol und Dolomiten, in die bay rischen Alpen und Königsschlösser. Donausahrt bis Passau, Linz. Wien und Pest, an die deutsche Wasser kante, nach Paris und Belgien, an die obcritalieni- schcn Seen, an die Riviera sowie nach Italien bis Neapel und Capri. Interessenten verlangen den illustrierten Prospekt des Relsebureau» Sie- mcr L Co., München, Bayerstr. 12, Eingang Zwcigstraße. NaÄiricMrn vom rage. * Verlobung eines Freundes de» Kronprinzen. D-cr 32jährige Regierungsastessor Thilo von Trotha aus Szopau, cin Freund des deutschen Kronprinzen, hat sich mit der 29jährigcn Prinzessin Ida v. P sen - bürg und Hütt in gen verlobt. * Ehedrama. Aus Berlin wird gemeldet: Ein Ehedrama spielte sich am Mittwoch früh 6 Uhr in der Bozener Straße ab. Der 42 Jahre alte Töpfer Hermann Schmidt gab dort auf feine Ehefrau dreiRevolverfchüffe ab und verletzte sie schwer. Darauf schoß er sich selbst zwei Kugeln in den Kopf und wurde sterbend ins Krankenhaus gebracht. Die Frau hatte die Absicht, sich von ihrem Manne zu trennen, worüber dieser 'n derartige Aufregung geriet, daß er zur Waffe griff. * Beim Spielen mit dem Revolver erschossen. Der 21jährige Arbeitsburfche Willy Krause wurde am Mittwoch in Berlin in der Küche der elter lichen Wohnung mit einer Schußwunde in der Magengegend aufgefunden und starb, bevor ein Arzt zur Stelle sein konnte. Zu einem Selbstmord fehlt der Anhaltspunkt, und nach dem Befunde ist wahr scheinlich, daß K. mit der Waffe gespielt und dabei der Schuß losgegangen ist. * Erstochen aufgefunden. Aus Te plitz meldet ein eigener Drahtbericht: Der Agent Doudeck wurde am Donnerstag erstochen aufgefunden. Als der Mordtat verdächtig wurden die dreißig jährige Klara Schäfer und» zwei Burschen verhaftet. * Gefährdung eines englischen Prinzen durch die Wahlweiber. Aus London wird gemeldet: Die „Daily Mail" will erfahren haben, daß dem Lon doner Polizeipräsidium Mitteilungen zugegangen sind, wonach die Suffragetten einen Anschlag auf den dritten Cohn des Königs, den Prinzen Henry, beabsichtigen, der sich jetzt im Eton-Kollege befindet. Nach einer längeren Beratung im Präsi dium wurden sofort zwei Geheimpolizisten nach Eton entsendet, die über die Sicherheit des Prinzen zu wachen haben werden. * Vermiedener Schissszufammenftoß. Aus Le Havre wird gemeldet; Die Rückreise Les großen französischen Paketdampfers „La France" aus New Park hätte beinahe zu einer ähnlichen Kata strophe geführt wie die der „Empreß of Jreland" auf dem St. Lorcnzstrom. Sonntag abend herrschte dich ter Nebel. Um »49 Uhr abends hörten die Deck wachen drei Sirenensignale kurz vor dem Schiff. Dennoch war nicht genau festzustellen, woher die Signale kamen. Man ließ daher abstoppcn. Plötzlich erschien eine dunkle Masse vor dem Schiff, die sich entgegengesetzt der Fahrtrichtung der „La France" vorwärts bewegte und sich als ein großer Passagier- dampjer herausftellte. Im letzten Augenblick noch gelang cs, den Zusammenstoß zu vermeiden, trotz dem das fremde Schiff nur wenige Meter vor der „La Fronce,, dahinfuhr. Der Name des Schiffes konnte nicht festgestellt werden. Die Passagiere des französischen Dampfers hatten keine Ahnung von der Gefahr, in der sic geschwebt hatten. Thüringen und Provinz Sachsen. * Rasephas, 4. Juni. Unverhofftes Iagdgiück hatten die Herren des Rasephajcr Iagdklubs. Nach dem wiederholt festgestellt worden war, daß sich in den Fuchsbauen des Knauschen Holzes augenblicklich Füchse aufhalten müßten, wurde schon vor etlichen Tagen ein Nachgraben veranstaltet, allerdings ohne Erfolg. Am Montag wurd« Herr Herold-Kauern- d-orf durch seinen Dackel aufmerksam gemacht, der in einen Kunstbau lief und Laut gab. Gleich darauf sah man aus einer Röhre 2 junge Füchse flüchten, und in die gegenüberliegende Röhre wieder ein fahre». Schnell wurden beide Ausgänge verrammelt. Am Dienstag wurd-e der große Schlag geführt. Der eingelassene Dackel gab auch »ach kurzer Zeit Laut und dann wurde gegraben. Das Ergebnis war die alte Fähe, welche sich in eine abzweigende Kaninchen höhle gedrückt hatte. Der wieder angcsetzte Dackel gab dann wieder Laut, und bald wurden noch durst, mehrere Einschläge 5 junge Füchse in Katzen- größe zutage gefördert. In der Kaninchenhöhle, wo die alte Fähe zuerst ausgegraben wurde, befanden sich noch 5 junge Kaninchen, die ein Jagdhund hcrausfcharrtc. Diese muntere Gesellschaft war schnell in bas anstehende Gras verschwunden. Die gefange nen Füchse wurden in einem Sacke im Triumphzug in den Plischkescben (Oasthof nach Rasephas trans portiert, wo die Tiere als Gefangene öffentlich zu sehen find. Weidmannsheil! * Gerstungen. 4. Juni. Mit Rücksicht auf die vielen Klagen über die zunehmende Versalzung der Werra durch die Einleitung der Kalient- laugungen aus den Kalibergwerke» des Werratales werden jetzt durch die Weserstrombauverwaltung an verschiedenen Stellen Apparate errichtet, die selbst tätig den Salzgehalt des Flußwassers registrieren. Auf Grund dieser Feststellungen sollen dann Maß nahmen gegen die zunehmende Versalzung des Flusses eiugclcitet werden. * Pritschöna, 4. Juni. Die erheblichen Nieder schläge der letzten Zeit, verbunden mit den kalten Nächten, haben verderblich auf die zarten Gurken pflanzen eingewirkt; die Wurzeln der letzteren sind in Fäulnis übergcgangen, und der größte Teil der Pflanzen ist verkümmert. Ganze Flächen werden daher umgekrimmert und nachbestellt; da hier und da Pflanzen erhalten sind, werden auch künstlich an- gekeimte Gurkenkerne in die leeren Zwischenräume nachgesteckt. Gleiche Hiobsposten über den Verlust der Gurkenpslanzen werden auch aus anderen Gegen den gemeldet. Man befürchtet allgemein, daß nun bei der vorgeschrittenen Jahreszeit es überhaupt nicht mehr etwas Ersprießliches aus der Gurkenernte werden wird. ' Lochau Am Dienstag sande» hier und in ver schiedenen anderen Orten der Umgebung die von alters her bestehenden Flunüge statt. Mittags ver sammelten sich sämtliche Gemeindemitglieder und zogen gemeinsam nach den Feldmarken und dem Auengelände, um Erenzstreitigkeiten, Ver stöße gegen die Grenzen zu regulieren und andere die Gemeinde betreffende Verhält nisse zu beraten und zu ordnen. Hieran reihten sich die Verpachtungen von Erasnutzungen, Obstanhang, Fischerei usw. Im Gasthaus folgte aus den geschäft lichen Teil noch noch ein geselliges Beisammensein. Kecttl unil öericvt. königliches Lanögericht. Leipzig, 4. Juni. k Vergehen gegen das Totalisatorgesetz. Zu den jenigen Leuten, die auf unlautere Art auf den Renn plätzen Geld zu verdienen juchen, gehören die Tipster oder Tipsjungen, die mit Vorliebe in einer Weise auftreten, die die Vermutung auskommen läßt, als ob sie zum Rennbetricbc in Beziehungen ständen und daher über die Aussichten der einzelnen Ställe und ihrer Insassen ganz genau orientiert feien. Häufig sind diese Turfschmarotzer auch Leute, die früher an Ställen beschäftigt gewesen sind, meistens Stall leute oder Reitburschen, die man aus irgendeinem Grunde hinausgetan hat und die dann kein anderes Unterkommen haben finden können. Unsere Gerichte haben sich in der letzten Zeit mit den Machenschaften solcher Tipster wiederholt zu beschäftigen gehabt. Jetzt hatte sich vor der siebenten Strafkammer des Landgerichts der Jockei Stefan Bertha, aus Ungarn gebürtig, wegen Vergehens gegen die Be stimmungen der 8H 3 und 6 des Totalisatorgesetzes zu verantworten. Am 26. April trat Bertha auf dem Leipziger Rennplätze an einen Eutsinspektor von auswärts heran, bot ihm zu ermäßigtem Preise eine Eintrittskarte an und meinte dann geheimnisvoll: „Wenn Sie wegen der Pferde etwas wissen wollen, ich bin gut unterrichtet." Auf dem Wege nach den Stallungen schloß Bertha sich dem Inspektor dann an und gab ihm einen Wink, auf welches Pferd er im ersten Rennen setzen solle; er selbst beanspruche dann einen Teil des Gewinnes. Der Inspektor folgte dem Rate und verlor! Vor dem dritten Rennen kam Bertha wieder zu dem Inspektor und tuschelte ihm zu, für dieses Rennen habe er „eine große Sache". Der Inspektor ging zum Totalisator, wo ihn ein Kriminalbeamter, dem das Gebaren des Bertha aus gefallen war, fragte, was der Mann von ihm ge wollt habe, ein zweiter Beamter hatte den Tipster inzwischen festgenommen. In der Verhandlung wurde festgestellt, daß Bertha auch in Berlin bereits selbst oder durch Beauftragte Tips gegen Entgelt an geboten hat. Das Urteil lautete auf eine Gefäng nisstrafe von zwei Monaten, wovon ein Monat als durch die Untersuchungshaft verbüßt gelten soll. * Berlin, 4. Juni. (Drahtnachricht.) Meineidsprozeß. In den: Meineidsprozeß gegen den flüchtig gewordenen Leutnant a. D. Theobald Brumm-Seldeneck, welcher seit mehreren Wochen das Berliner Schwurgericht I be schäftigt hat, wurde heute nachmittag das Urteil gefällt. Der Angeklagte Brumm wurde in Ab wesenheit wegen wissentlichen Meineides und Ab gabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung zu einem Jahr und neun Monaten Ge fängnis sowie drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Der Angeklagte Weide wurde wegen fahrlässigen Falsch- und wissentlichen Meineides zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Klemke wurde freigesprochen. Emge/anSt. (Für dnr Inhalt dcr Oiuiciiounaci» umcr dieser Rubrik übernimmt die Redaklion autzer der pretzgesetzliche» keine Verantwortung.) Hundewirtschast und Hundefreiheit. Der mit „U." unterzeichnete Herr Einsender seines Beitrages zu Lein obenbezelchneten Artikel vom 31. Mai scheint ebensowenig Menschen- wie Tierfreund zu sein, denn sonst müßte er sich Loch sagen, Laß er mit seinem unerhörten Steuervorschlag nicht den Hund, sondern seinen Besitzer und am Ende sich selbst trifft. Mit einer Erhöhung der Steuer — wozu übrigens nicht der allergeringste Grund vor liegt — münde wohl «ine Verminderung der Hunde eintreten, aber die von Dem Herrn erwartete Ver besserung der von ihm als Nußstand bezeichneten Zu stande wird er nicht erleben. Er versteigt sich sogar zu der kühnen Behauptung, daß die Hunde Lie Luft verpesten. Ueder eine solche Ansicht werden die Automobil« lachen. Für die gesamte Verunreini- gung der Straßen macht der Herr die Hunde verant wortlich. Das ist unerhört! Kann mir der Herr Einsender wohl sagen, für wen der Rat der Stadt Lie vielen Täfelchen hat anbringen lassen, mit dem vielsagenden Text: „Die Verunreinigung dieses Platzes usw." — etwa für die Hunde?! Und in welcher Weise wird dieses Ratsoerbot von den Men schen respektiert') Leipzig würde in punkto Sauber keit erst dann gewinnen, wenn die Straßen von den Menschen nicht als Adlagerungsstätte von Papier, Obstrestcn usw. benutzt würden. Diese Unsitte wird die Leipzig besuchenden Fremden weit mehr un angenehm berühren, als das Vorhandensein der Hunde. Ein Fetzen Papier, Ausgespucktes auf dem Trottoir, «ine Bananenschale können mein ästhetisches Gefühl weit mehr verletzen als ein Hundedr . . ., denn jene sind von „Geschöpfen der Vernunft" weg geworfen! Hier also hätte der Herr Einsender ein dankbares Feld für die Anbringung seines Tadels sowie seiner Wünsch« gefunden. — Daß schließlich der Hund meist nicht als Spielzeug gehalten wird, müßte auch dem Herrn Einsender klar jein, und so lange die Polizei nicht Las Einbrechergewerbe voll und ganz beseitigen kann, müssen wir Hunde haben, die aber nicht in so fanatischer Weise gestraft werden dürfen, wie das der Herr Ik. so gern möchte. 1'. Ein Wunsch für das Bölkerschlachtdenkmal. Im Völkerjchlachtdenlmal werden seit längerer Zeit Gesangsau fführungcn veranstaltet, die von großer Wirkung sein sollen. Man konnte ja anfangs meinen, das Denkmal, das uns in seiner rauhen Größe zunächst den Kanonendonner der Völkerschlacht vergegenwärtigen soll, passe nicht zum Konzertraum und verliere, wenn man cs von Zeit zu Zeit dazu ver wendet sehe, in seiner Gcsamtwirkung die künstlerische Einheit, aber nach allem was man über die Auf führungen vernimmt, müssen sie ja wirken, als flögen über Chor und Zuhörer ungesehen die Genien der Völker, so daß also die Einheit der dem Bau innewohnenden Idee nicht beeinträchtigt, sondern nur mehr ins Gedankliche interpretiert wird. Um aber dem Denkmal auch für den Alltag zu einer Sprache zu verhelfen, sei hier eine Anregung gegeben, von der ich allerdings nicht beurteilen kann, ob für ihre Ausführungen die technischen Möglichkeiten vor handen sind. Es ist diese: man hänge im Völker schlachtdenkmal eine gigantische Glocke auf, die alle Stunden den Deutschen sagen möge, was es an der Uhr der Weltgeschichte an der Zeit sei oder, wie man cs gewöhnlich ausdrückt, was cs auf der Warte der Zeit geschlagen habe. Ich weiß allerdings nicht, ob das Denkmal geeignet wäre, die Glockentönc mit gc- nügcndcr Kraft nach außen dringen zu lassen; aber auch wenn cs sie mehr nur grollend in sich hinein brummte, es müßte doch eine große, gewaltige Musik geben, die auch mit dem Ernste unb dem Zwecke des Baues im vollsten Einklang stünde; man würde die Helden der Krypta reden hören. Allerdings die Glocke würde Geld kosten; aber die Konzerte bringen ja welches. Verwende man das für die Glocke! Tb. H. vermischtes. Ver unmusikalische ver-i. (Merkwürdige Enthüllungen Verdis über sich selbst.) Man schreibt uns aus musikalischen Kreisen: Auch wenn Meister Giuseppe Verdi in allem Ernst die Behauptung aufstellt, er sei in musikalischen Dingen durchaus unwissend, wird kein Mensch ihm das glauben. Dennoch aber hatte der geniale Musiker diese Meinung von sich, wie cin Brief aus dem Jahre 1862 an «inen Kritiker seiner Oper „La Forza del L«ftino" beweist. Verdi behauptet, er sei in musik-lisch«n Dingen ein rechter Ignorant und fährt wörtlicb fort: „Glauben Sie nicht, daß ich das sage, um einen Witz zu machen. Nein, es ist die reine Wahrbeit. Ich habe fast kein Notenstück in meinem .^ause unid bin fast nie zu einem Ver leger gegangen, um mir neue Erscheinungen auf musikalischem Gebiet anzuschauen. Ueber Theater ding« weiß ich nur dadurch Bescheid, daß ich sic mir im Theater anhöre, nie dadurch, daß ich sie studier«; gefallen sie mir, so höre ich sie mir von der ersten bis zur letzten Not« an; machen sie auf mich aber gar keinen Eindruck, so gehe ich fort, ohne je wieder das Bedürfnis zu fühlen, sie anzuhören. Ich muß also noch einmal sagen, daß ich unter allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Komponisten der un gebildetste bin. Nur müssen wir uns recht verstehen: ich meine musikalische „Bildung", nicht musikalisches „Wissen". Ich würde lügen, wenn ich sagte, daß ich in meiner Jugend nicht lange und ernst« musika lische Studien getrieben habe. Und darum habe ich auch «ine reichlich sichere Technik beim Modulieren und beim Verteilen der Rollen; ich erziele immer mit ziemlicher Sicherheit das, was ich im Sinne habe, und wenn ich einmal etwas Unregelmäßiges oder Regelwidriges schreibe, so geschieht es, weil die eng«, st enge Regel mir nicht die erstrebte Wirkung zu geben scheint, und weil ich alle Regeln, ine jetzt im Schwange sind, nicht einmal für gut halt«. . . Wurstplastik. Von einer Firma in Aichach ist den „M. N. N." mit der Bitte um Veröffentlichung fol gende Mitteilung zugegangen: „Der Firma . . ., Fleisch- und Wurstwarengeschäft in Aichach, wurde die Auszeichnung zuteil, Seiner Majestät dem König bei seiner Anwesenheit in Aichach gelegentlich der 800- Jahrfeicr der Burg Wittelsbach Erzeugnisse ihres Geschäftes vorlegen zu dürfen. Di« Gegenstände, nämlich ein aus Aichacher Knackwürsten wir kungsvoll zusammengestelltes L mit Krone, sowie eine große Form-Sülze mit dem bayrischen Wappen reliefartig aus Wurst gefertigt, waren bei der Früh- stückstafel aufgestellt und durften bei der Abreise in Len Salonwagen des Königs verbracht werden. Die Majestäten waren sichtlich erfreut und ließen ihre Anerkennung durch denGcneraladjutanten v. Walther in folgendem Schreiben zum Ausdrück bringen: „Ihre Majestäten der König und die Königin haben sie von Ihnen hergestellten und aus Anlaß der 800-Jahr- feier der Burg Wittvlsbach überreichten trefflichen Erzeugnisse Ihres Gewerbes gerne entgcgengenom- mcn und sich über die vorzüglich ausgeführtc Fleisch pastete anerkennend geäußert. Ihre Majestäten lassen Ihnen für die bekundete Aufmerksamkeit bestens dan ken " — Wer hätte der Bitte um Veröffentlichung dieser Mitteilung widerstehen können? Nur der Name der Firma mußte durch Punkte ersetzt werden. Der politische Esel. In der Stadt Nuoro auf Sardinien ist es kürzlich anläßlich einer Wahl zu Un ruhen gekommen, bei denen, wie der „Corriere della Sera" berichtet, ein Esel eine Rolle gespielt hat. Die Gegner des Kandidaten Menotti Eallisai brach ten während einer Rede einen Esel auf den Ver sammlungsplatz, der durch sein beständiges J-A- Schreien die Heiterkeit der Zuhörer erregte. Natür lich machte infolgedessen die Red-e nicht den gewünsch ten Eindruck, und die Versammlung mußte vorzeitig durch die Polizei aufgelöst werden. Zwei Tage darauf fand man das arme Tier, das an dem Scherze, den man sich mit seiner Hilfe erlaubt hatte, doch gewiß so unschuldig wie irgend möglich war, tot in seinen: Stalle vor. Es war von nicht weniger als 30 Dolch stößen durchbohrt worden, und man schiebt diese Missetat natürlich den Gegnern des Herrn Eallisai in die Schuhe. Vom lustigen John Bull. Diebewundernde Freundin: Jack: „Ich bewunderte eben Mabels Haar. Es ist entzückend!" Mabels Rivalin: „Ach, sie hat noch viel schöneres." — Moderne Hygiene. Der Professor für Hygiene: „Warum müssen wir stets unser Heim rein und sauber halten?" Schülerin: „Wlcil jeden Augenblick Besuch kommen kann." — Begründete Gewissensbisse. Jung-Teddy: „Ach, ich wollte, ich hätte Jimmy Brown heute morgen nicht so verbläut!" Die Mut ter: „Siehst-du endlich ein, wie unartig du gewesen bist!" Iunß-Teddy: „Ja, aber ich wußte doch auch noch nicht, daß Jimmys Mutter morgen cin Kinder fest gibt." — Feinfühliger Lachs. Der Fisch händler, den Lachs zeigend: „Prachtvolle Farbe, wie?" Die 'Hausfrau: „Kein Wunder, bei Ihren Preisen muß er ja erröten." — Vorsorglich. Nervöse Dam«: „Und, Kutscher, fahren Sie vorsichtig über das Pflaster. Und vergessen Sie nicht die Hausnummer. Und passen Sie auf die Automobile auf." Der Kutscher: „Ja. und in welches Kranken haus möchten Sie, wenn etwas passiert?" In der „Bosfischen Zeitung" lesen wir folgendes Geschichtchen: Ehrfurcht vor der Intendanz. In einem Gespräch von Schauspielern kam dieser Tage auch auf den Re spekt die Rede, den man den Intendanzen schuldet und — mitunter weigert. „Ich", warf ein Mitglied eines großstädtischen Hoftheaters dazwischen, „gehe nie anders als mit dem Hut in der Hand an dem Hause der Intendanz vorbei." „Das heißt doch die Reverenz bis zum äußersten treiben", meinte erstaunt ein Kollege. „Weit gefehlt", lautete die Erwiderung. „Ehr furcht ist das nicht; aber es wird da soviel Geld zum Fenster hinausgeworfen, daß ich gelegentlich auch einen Teil erwischen möchte." -»» korckera 8lo Icostealo» ^-leltuox rar Herstol lang rorrllrl. »0^1«» uack ?ret»ttckto V.
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