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uricl issen 8Lcti8l8c.tie Vulk8reitunE .. ... , , ,. dir. 145 — 5. ckik 1933 zeigen. Mit gen Himmel gerichtetem Schnabel beginnt sie sich flügelschlagend von einem Bein auf das andere zu schwingen und ist ziemlich verdutzt, als Herbeieilende ihr mit einem unsanften Klaps klarzumnchen versuchen, das; das ein hierorts ganz unangebrachtes Benehmen sei. Mit der Zeit entwickelt sich Thekla zu einem rich tigen Spielkamerad der Kinder, beim Bersteckenspielen verschwindet auch sie ganz programmätzig hinter einem Strauch oder einer Astgabel, kommt aber dann eines der Kinder in ihrer Nahe vorbei, so kann sie es doch nie lassen, sich krächzend und flügelschlagend bemerkbar zu machen. Und neugierig ist siel Kaum stehen die drei beisammen, um sich gegenseitig etwas zu zeigen oder einander etwas zu erzählen, schon ist Thekla da, fliegt ungeniert aus die nächstbeste Schulter und lauscht mit vorgeneigtem Kopfe. Als dann Klein-Annie die ersten Gehversuche machte, war das für den Bogel eine neue Quelle des Vergnügens. Ernsthaft verfolgte er vom Rasenrand neben dem Wege das etwas wackelige Hin und Her, hüpfte wohl auch auf munternd ein paar Schritte voraus und krächzte dazu in sonderbaren Tönen. Die ersten roten Strümpfchen der Kleinen erregten aber derart sein Entzücken, das; er, sich ihr vorsichtig von rückwärts nähernd mit dem Schnabel zu Thekla, -ie Krähe / »-«« M Die Wanderburschen, die eines Abends das kleine, , schwarzgefiederte Lebewesen dahertrugen, tauschten es f froh und dankbar gegen ein Ende Wurst und ein Stück Brot ein. Das noch etwas struppige Federknäuel machte sich nicht viel daraus, sozusagen von einer Hand in die andere zu gehen. Ohne besondern Protest nahm es Besitz von einer Ecke des früheren Hundezwingers unter der Küchentreppe. Unsere Kinder waren etwas enttäuscht über das wenig einnehmende Wesen des neuen Ankömm lings, der jeden ihm vorgehaltenen Leckerbessen ablehnte und ich selber glaubte an meinem Schulwissen über die Ge frässigkeit der „Krähvögel", so pflegt man diese Art Ge tier in meiner Heimat zu nennen, zweifeln zu müssen. Aber kaum war es am nächsten Morgen Tag gewor den, lies; mich ein durchdringendes Gezeter von draussen nicht mehr zur Ruhe kommen. Ich dachte an die Staren nester unter dem Dach, au das Amselnest im Garten, nein, das waren mir bisher unbekannte Töne, und mir siel unser neuer Mitbewohner von gestern Abend ein. Es blieb mir nichts übrig, als seinem geradezu gebieterischen Fordern nachzugeben und hinunterzugehen. Da fotz er nun am Gitter, den Nachen, denn der rote Schlund, den er mir nahrungheischend entgegenhielt, war schon kein Schnabel mehr zu nennen, bis in seine hinter sten Tiefen geöffnet und, obzwar er mich doch eigentlich kaum kennen konnte, schien es ihm selbstverständlich, das; ich gekommen war, um für ihn zu sorgen. Der erste Wurm, die erste Raupe, die ich ihm brachte, waren nur neuer Anreiz seiner Fressgier. Mir wurde warm trotz aller Morgenfrühe. — Was so Kräheneltern doch eigent lich für betriebsame Wesen sein müssen, um gleich drei, vier solch gefrässiger Nachkömmlinge durchbringen zu können? Ein Rest gekochtes Fleisch, den ich in der Küche sand, schien ihm zu behagen; ich atmete auf. Als dann später die Kinder erschienen, war mir um die Leibesnotdurft des kleinen Fresssacks nicht mehr bange und wie die Jüngste begeistert konstatierte: „Sieh doch, Peter, er geht genau wie Fräulein Thekla!" womit sie ein älteres Fräulein aus der Nachbarschaft meinte, die sich, vielleicht weil sie es so besonders schön fand, einen etivas hüpfenden Gang «»gewöhnt hatte, war auch die Namengebung vollzogen. Es war ein Glück, dass die Ferien noch nicht begonnen hatten und dass auch die Stun den der Nacht dem unbändige» Eifer der Kinder ein Ziel setzten, sonst, daran zweifle ich nicht, wäre Theklas jun gen; hoffnungsvollem Dasein bald ein Ziel gesetzt gewesen, denn sie frass, frass einfach alles, was man ihr hinhielt und auf die Dauer hätte ihre gewiss rege Verdauung damit wohl kaum Schritt halten können. Als der Vogel schon fast ausgewachsen war, wurde eines Tages übersehen, die Tür seines Käfigs fest zu schliess?» und so fanden ihn die Kinder nach geraumer Weile frei im Garten herumspazierend; statt aber bei ihrem Erscheinen das Weite zu suchen, kam er höchst eil fertig, flügelscklagend und kräch'end ans sie zugestürzt und verlangte hier genau so wie im Käfig die gewohnte Atzung. Hielt man ihm den Finger vor, so hatte er bald heraus, das; das eine prächtige Sitzgelegenheit war und , liess sich ohne Widerspruch Herumtragen und auch wieder t in sein vertrautes Heim zurückversetzen. — Zwar hat Thekla auch ein Futternäpfchen, aber daraus zu fressen, scheint sie unter ihrer Würde zu halten und tut es nur im äussersten Notfall. Vald fühlt sie sich in ihrer neuen Uin- gebimg ganz zu Hause und suchte durch drolliges Wesen, grosse Zutraulichkeit und Frechheit aller Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. — Seit ab»r täglich um die Mittagszeit ein kleiner Wagen in den Garten geschoben wird, aus dessen Innerem ab nnd zu ein feines Stimmchen ertönt, gelingt ihr das nicht mehr so recht. Und neugierig, wie Thekla ist, macht sie nun unab lässig Versuche zu ergründen, was sich denn da wohl eigentlich in dem Wagen verbirgt. Mit schiefgeneigtem Kopf umschreitet sie das Gefährt und als gerade niemand zur Aussicht in der Nähe ist, schwingt sic sich kühn aus den Wagenrand und äugt hinein. Dem kleinen Menschlein da drinnen erscheint der schwarze Vogel jedenfalls ziemlich bedrohlich, laut ertönt sein Wehgeschrei. Thekla aber hält das offenbar für eine Aufforderung, ihre Künste zu / Lustige Studenten-Anekdoten Ei» Student lxsindct sich in grosser Gcldcxrlcgenl,cit und schreibt datier: „Lieber Papa! Da ich Gelegenheit bnbe. mir eine Münzensammlung anzuschassen, so schicke mir bitte zu diesem Zivecke 2t>l> Mark. Dein dich liebender Paul." Er erhielt diese Antwort: „Lielxr Sohn Paul! Das Geld kann ich dir nicht schicken und zweitens kommt mir das gerade so vor, als wenn sich ein Hund eine Wurstsammlung anlegen wollte. Dein treuer Vater." Als der später in Berlin als Obermcdizinalral wirkende Professor Dr Riess von der Universität Jena aus an seinen Vater die Rechnung der Promolionskoslen sandte, darunter eine Ehampagnerrechnung von achtzig Talern für den sogenannt?» Doklorschmaus, schrieb der Vater, ein Hamburger Bäckermeister, sofort an den jungen Doktor und Sohn zurück: „Hochedelgebo rener. hochgeehrter Herr Doktor, hochgeehrter Herr Sohn! Meinst du, vermaledeites Chamvagncrgesicht, dass mir das Geld vom Baume fällt? Ich und deine Mutter trinken Dünnbier bei Tische und abends trink ich den Wein nicht höher als zu t l Schillingen, und du Gelbschnalx'l säufst Champagner? Wenn du Bursche in den vier Wochen, die du zur Einrichtung deiner Angelegenbeite» noch dort bleilxm willst, noch einen solchen Schmaus gibst, dreh ich dir den Hals um. wenn du nach Hause kommst. Uebrigens verbleibe ich mit schuldiger Hochachtung Euer Hochwohlgeboren, meines hochgeehrten Herrn Sohnes und Doktors gehorsamster Diener und Vater." Der Student Hennig war von seinem Professor zu einem Tässchen Kaffee einaeladen. Sich der hohen Ehre, die ihm da durch widerfahr vollauf bewusst, ging er stolzen Schrittes nach der Villa des Gestrengen. Er hatte noch nicht sein Ziel er reicht, als plötzlich ziemlich unsanft ein grosser Ball gegen seinen Kops flog. Wütend sah er sich um. aber der ihm schon aus den Lippen schnxlrende Fluch wurde unterdrückt, denn hinter einem Fliederbusch kam die Ballwerferin zum Vorschein, eine junge Dame, wie sie Hennig nie schöner gesehen hatte. Ein paar verbindliche Worte stammelnd, überreichte er ihr den „Ent sprungenen" und bald war er in so angenehmer Unterhaltung, dass er nicht einmal das Rahen des ans seinem Hause kommen den Professors lxmerkte „Ah. junger Freund", rief ihn der Ge lehrte an, „da sind Sie ja schon!" Erschreckt und verlegen, von seinem Professor in Damengesellschast getroffen zu werden, ent fuhren dem jungen Mann die gänzlich unüberlegten Worte: „Ich habe die Ehre. Herr Professor. Ihnen hier meine Schwe ster vorzustellen!" — „So?" sagte der alte Herr mit pfiffigem Gesicht. „Na. dann komm in meine Arme, lieber Sohn, denn deine Schwester dort — ist meine Tochter!" Der Schuldner, der schon seit Monaten die wiederholt ge sandten Rechnungen unlxachtet gelassen hatte, zahlte endlich. „Ihr letzter Mahnbrief", sagte er. „liess mir keine Ruhe mehr Der musste ja einen Stein erweiclzen. Wie haben Sic den bloss zusammenqebracht?" Der Kaufmann lächelte: „Ich habe die schlagkräftigsten Stellen aus den Briefen ausgewählt, die mir mein Sohn von der Universität schickt". Ein Gutsbesitzer vom Lande besucht seinen Sohn In der Universitätsstadt, und der nimmt ihn in das Haus seiner Ver bindung zum Essen mit Als der Kaffee gereicht wird, giesst der altmodisctze -Herr das heisse Getränk auf die Untertasse. „Was machst du denn da. Vater?" fragte der junge Mann et was geniert Der alte sieht ihn erstaunt an: „Was, du besuchst die Unirxrsitat und iveiszt das nicht? Damit Kühle ich den Kaffee ab!" Der alte Herr fasst den Entschluss, sich auf allgemeinen Familienwunsch photographieren zu lassen Der Photograph sagt, dass er sehr erfreut sei. jetzt auch den Herrn Vater be- griiszen zu dürfen, nachdem er erst vorgestern den Herrn Sohn, de» Studenten, vor der Linse gehabt halx. Der Vater lässt sich das Porträt seines Sohnes zeigen und lobt: „Das sieht ihm sehr ähnlich". Dan» fragt er: „Wieviel Abzüge hat er davon bekommen?" „Ein Dutzend", sagt der Photograph. „Hat er sie schon lx-zahlt?" fragte der Vater. „Roch nicht", antwortet der Mann des Objektivs. ..Das sieht ihm noch ähn- licher". sggt der Vater nnd zieht seufzend die Börse, um dies« fatale Aehnlichkeit aus der Welt zu schaffen. Die drei Wagemuligen Sin Abenleurerroman / Don Erl Weyla dv klorn L do. 6. m. d. tt.» verlln 3Z, 8lr. 36 <1 Es war, als hörre Eddy nicht. Sein Gesicht schien steinern. Kurzerhand und mit entschlossener Bewegung schaltete er das Reserve-Höhenstcuer ein. Das Flugzeug machte einen scharsen Ruck nach vorn und begann wieder höher zu steige». „Wie weit? Genau weiss ich es nicht", erwiderte er dar auf. „Etwa 5 Kilometer, vielleicht auch fünfzehn, würden wir nur die Lage des Flugplatzes kennen, dann wäre uns um vieles geholfen. Hast du die Karte von Russland noch nicht wieder gesunden? — Nein?" Sie schwiegen. Eben erschien John Lewis wieder auf der Bildfläche. Nur «in scharfes und geübtes Auge hätte ihn unter der Maske eines Muschiks erkannt. Tiefer Ernst lag aus den bärtigen Gesichtern, die nun so fremd anmuteten. »Also, Jungens", mahnte Eddy Perth, während kein Mus kel seiner Züge verriet, was in ihm vorging. „Also Jungens, von nun ab wird nurmehr russisch gesprochen! Verstanden? Ihr wisst, was auf dem Spiele steht. Liegt jetzt nichts mehr in dem Flugzeug, was uns verraten könnte?" „Nein, alles ist in Abständen abgeworsen." „Die Funkeinrichtung, die Karten?" „Längst weg!" „Die Kleider?" „Auch." Gilbert nickte zustimmend. „Gut!" Unter thnen tauchten Häusermassen auf. „Moskau?" rief John wie erlöst. „Ja, Moskau", gab Eddy brummend zurück. „Aber wo Ist d«, Flugfeld?" „Oder Irgend ein anständiger Platz, «» man niedergehen könnte?" warf Gilbert «in. Plötzlich schlugen die Gasturbinen einen eigenen, rasseln den Ton an. Die Tourenzahl ging scharf zurück. Nur allzu deutlich verlangsamte die Maschine die Fahrt, ohne dass jemand einen Hebel berührt hätte Sie fiel. Eddy riss an Hebeln und Steuern — umsonst. Wie ver zweifelt schoss es aus seinem Munde: „John! Gilbert! Wo landen?" „Unmöglich! Nur Häuser!" „Dann lieber ans der Strasse, als auf Häusern!" Jetzt sackte die Maschine haltlos ab. Ein Gefühl überkam sie, als ziehe sich ihnen die Kehle zu. Dann war das Unglück geschehen . . . II. Kapitel. Am frühen Morgen jenes 25. Mai war es gewesen, als ein schneeweisses Auto, Typ Torpedo, die Strasse von Sa» Jose nach San Francisco entlangsauste. Der Kilometerzähler mochte die hundcrtzwanzig erreick-en, wenn er sie nicht sogar überschritt. Davon lehnten sich deren siebzig gegen das Gesetz aus. Bereits stoben zwei Eesetzcswächtcr aus Motorräder» her an. Sie holten langsam auf. Es war «ine wilde Jagd. Erst, als die Policemen aus gleicher Höhe waren, verlangsamte das Auto die Fahrt. Dann stoppte der übereilige Ehaufseur und sprang behende heraus. Er war von mittelgrosser Gestalt und bewundernswürdig schlank. Weiter konnte man nicht schätzen. Den» der ölige Arbeitsanzug mitsamt einer ungeheuren Autobrille verhüllte die ganze Person. „6oo<I Kisters", sagte der Autolcnkcr, als die Po licemen an ihn herangekommen waren Das war eine sanfte, wohlklingende Altstimme, wie sie nur eine Frau habe» konnte. Während der eine der Polizisten einen unverständlichen Gcgcngruss brummte, zog der andere fein Notizbuch hervor und fragte scharf: „Ihren Namen, bitte?" „Joan Sternson!" Da lief es wie ein Leuchten über die Züge des Mannes: „Ach so, dann wissen wir ja Bescheid, Miss Sternson. Also wieder etwa» Neue» auf Ihr Konto!" Di« Angrsprochen« zog di« fchwcr« lederne Autokappe ab und schob die ungeheure Brille aus die Stirn. Da stand, was niemand unter dem schmierigen Zeug vermutet hätte, ein hüb sches, kaum zwanzigjähriges Mädchen da, mit dunklem Eton- Kops und tiesjchwarzcn, ausdrucksvollen Augen. Eine etwas unregelmässige Linie gab dem Gesicht einen beinahe jungcnhast zu nennenden Zug, den die kleine Nase, und die roten, verächt lich aufgeschürzten Lippen vorteilhaft ergänzten. Sie lachte hellklingend auf und zeigte dabei zwei Reihe» blendend weisser Zähne von wundervoller Vollendung. Auch die Policemen fühlten ein kitzelndes Jucken an den Lach muskeln. und es gelang Ihnen nur mit Mühe, das Lachen zu verbeissen. „Papa macht sich nichts daraus, wissen Eie, und ich noch weniger!" Miss Joan Sternson sagte das in einem leichten Tone. Dann griff sie aus der ansckzeinend bodenlosen Hosentasche ein grosses, blau und weiss gewürfeltes Taschentuch heraus, indem das niedliche Gesichtchen buchstäblich verschwand. „Werde wohl bald da» erste Hundert voll haben?" fragte sie daraus und schnitt eine Grimasse, als dränge sie nur mit Mühe einen ironischen Eesühlsausbruch zurück. .Dtvasc?" meinten die Polizisten, als hätten sie nicht recht gehört. „Das erst« Hundert voll? No. noch nicht. Aber wcgn Sie in diesem Tempo weitcrfahrcn, wikds schon bald sein." „Tja, und dann werde ich die gesamte Polizei von San Francisco zur Jubiläumsfeier einladcn. Soll ein fideler Abend werden, 't'ccko zou savv, Kisters." Sprach's, fass mit einem Rekordsprung im Auto, drückt« auf den Anlasser und war weg. „Ein Teuselsmädel, das", schüttelten die ehrsame» Gejetzes« Wächter die Köpfe, während sie ihr nachblickten „Ich bedauere nur de» Mann, der die einmal lenken soll!" stellte der eine von beiden nachdenklich fest. Jnzmifck>cn hatte Joan Sternson ihren Wagen wieder auf Höchstgeschwindigkeit lanzicrt. Wie ein Schatten fegte sie durch Ncdwood und Sa» Males und nähert« sich rasch den Bororten von San Francisco. . (Fortsetzung folgt.)