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Ausgabe kundv SächMe oolrsseuuna Nummer 14« — 32. Jahrgang Srlchrlnt ü mal wSchrntlich mit der tNuftllert«» Tratte bellage ^ver gcurneiter" und m«hc«r«n Ttktb«Il-g«n »lonatl. ««zuz-piti»; Auvg A mit Et. vrnnoblatt M. r.70 Au«g. B ahn« LI B«nnoblaU M .1 «> Einzelnummer 10 Pss, Eunnabend-u. Ssnntag-Nr. N> Ps«. Freitag, den 7. Juli 1933 v«et<>-«ort De«»»«« Unj<I,<npr«Ile: die lipait tv mm breit« PelUzelle ZN Psg, — I>ik Famllienanzetgen und Stellengesuch« w Pf«. — All, Platzv-rschrii»«» U»»r« »tr Ui»« <b««r^r leist«» Redaltian: Dresden-«., Pollerstr. 17, Fern». 2071t u. kI0l> Eelchiillostell», Druck »nd Verla«: tSermania Buchdruckerei » Berla« Th. u. G Svinkel, Pollerstr. 17, gernr. 2IVI2, Postscheck: Nr. W25, Bank: Ciadtbanl Dresden Nr. l>»7«7 UnsdksngUgs Gün u. Kullui* Im Falle von höherer Gewalt, Berboi, Ctreik oder Belriebsstürunqen hat der Bezieher oder Inserent leine Anspruch«, falls die Zeitung in beschränktem Umsange verspätet oder nicht erscheint. — Erfüllungsort Dresden Freilag Vertagung der Londoner Konferenz Der Auslösungsbeschlutz -es Zentrums der Oeffenllichbei» übergeben — 4 Todesslrasen im BDG.-Prozeh Freigabe -es Vermögens -es Iungmännerverban-es Sekretariat der Wirtschafts konferenz nach Genf verlegt London, 6. Juli. Reuter erfährt, das; das Sekretariat der W e l t w i r t sch as t s k o n f e re n z sich am 8. Juli nach Genf begeben wird. Diese Nachricht bestätigt, das; die W e l t w i r t s ch a f t s k o n f e r e n z sozusagen beendet ist. Das Büro der Konserenz wird in anderer Form bestehen bleiben, um gegebenenfalls eine Wieder aufnahme der Konferenz zu erleichtern. Vertagung noch nicht erfolgt Meldungen über eine bereits erfolgte Vertagung der Weltwirtschaftskonferenz eilen den Tatsachen voraus. Im Augenblick sind die Räume und Wandelgänge des Kon- serenzgebäudes mit Hunderten von Politikern, Delegier ten, Sachverständigen und Presse-Vertretern gefüllt, die sich lebhaft darüber unterhalten, was in der S i s; u n g d e s n o ch t a g e n d e n B ü r o s vor sich geht. Es ist mög lich, das; Klarheit über das Schicksal der Konferenz erst im Laufe des Nachmittags geschaffen werden wird. Vor läufig herrscht noch die Auffassung vor, das; die Konfe renz morgen in einer Plenarsitzung vertagt wer den wird auf Grund einer endgültigen Formel, die den >>Wiederzusammentritt der Konferenz innerhalb einiger tvMonate, möglicherweise im Oktober in Viens vorsieht. Die neue Erklärung des Präsidenten Roosevelt über die Stabilisierungsfrage ist eine In terpretation seiner am Montag in London bekaantge- gebenen sehr kategorischen Ablehnung der Forderungen der Goldländer. Die neue Erklärung Hal den unverkenn baren Zweck, den ungünstigen Eindruck zu verwischen, den Roosevelts Antwort an die Goldländer schon wegen ihres selbstbewussten Tones gemacht hat. Roosevelt be tont deshalb, das; er auf den Erfolg der Konferenz und ihre freundschaftliche Zusammenarl»eit nach wie vor glüh ten Wert legt. Auch kommt es ihm darauf an, die weit gehende llebereinstimmung seiner Ansichten mit denen der britischen Negierung hcrvorzuheben und dadurch den Anschein einer moralischen Isolierung der Vereinigten Staaten entgcgenzuwirken. Wenn Roosevelt sich der englisch« Erklärung anschlieht, das; die Rückkehr zum Goldstandard das Endziel sei, das; sich aber jede Regie rung hinsichtlich des Zeitpunktes und des Kurses volle '' Freiheit Vorbehalten müsse, so fragt man sich, worin der ? tatsächliche Unterschied zwischen dieser und der ganz ähn lichen Formulierung der Goidblocklünder besteht und warum Roosevelt die eine billigt und die andere ablehnt. Tatsächlich ergibt sich aus diesem Hin und Her von Erklä rungen, dah die Konferenz auf dem falschen Wege ist, ivenn sie tiefgehende Gegensätze der Auffassun gen und der Interessen durch Kompromihformeln über brücken will. Indem Amerika keinen Zweifel darüber lässt, in welchem Sinne es die vorgeschlagene Kompro- mihformel auslegen würde, hat es das Verdienst der Auf richtigkeit für sich. Roosevelt gibt in seiner neuen Erklä rung der Konferenz einen letzten Hoffnungsschimmer, in dem er sich immer nur gegen die zeitweilige Stabilisie rung ausspricht. In Frankreich, wo man seit Wo chen mit grosser Gereiztheit den amerikanischen Stand punkt bekämpft und für die Bedürfnisse der innerameri- kanischen Wirtscl-aftspolitik keinerlei Verständnis auf bringt, ist man freilich schon jetzt im Begriff, dem ameri kanischen Präsidenten die Schuld für das rasche Ende der Konferenz, das man für unabwendbar hält, zuzuschieben. Lo-esslrasen im BVG.-Prozetz Oas Llrteil gegen die BVG-Räuber und seine Begründung Berlin, 6. Juli. > Die Angeklagten Hildebrandt, Hoheisel, Willi Krebs und A chtenHagen wurden wegen g e - m e i n s cha s t l i ch e n Mordes, begangen in Tatein heit mit gemeinschaftlichem schweren Raube mit Todes erfolg mit dem Tode bestraft: auherdem wurde auf schwere Zucht h ausstrafe n erkannt. Der Angeklagte Wienke erhielt lebenslängliches Zuchthaus, Höhne sieben Jahre Gefängnis und Max Krebs zehn Jahre Zuchthaus. Der Angeklagte Klann wurde wegen Hehlerei zu vier Jahren Gefängnis und Stach wegen Hehlerei zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Arkeilsbegriiridung Var dem Gerichtssaal, in dem das Urteil geaen die BVG - Räuber gefällt wurde, batte ein starkes Polizeiaufaebsi Auf stellung genommen. Es !>estand strenge Anordnung, keine weib- licl>en Zuhörer in den Saal ,u> lassen. Diese Massnahme ist daraus zurückzusichren, das; am letzten Dienstag, als der An ¬ klagevertreter seine Strafanträge stellte, einige weibliäie Per sonen zusammenbraclx'n und laut aufschrieen. In seiner Begründung führte der Vorsitzende, Laud- gerichlsdirektor Schmidt, aus: Rian mutz schon lange zurück greifen, um auf einen Fall zu stützen, bei dem die Angeklagten sich so verbreä>erisch ^tätigt halxm Auch Personen mit langer Erfahrung in den Gerichtssälen haben erklärt, das; die Aus führung der Talen der Angeklagten autzerordentlich frech ist Das Tun der Angeklagten ist gewachsen aus dem kommunisli- sclien Sumgf der letzten Jahre und es ist kein Iwei sei, datz die kommunistisciie Weltanschauung, die sie in ihrer Jugend ausge nommen haben, die Quelle ihres Vergehens gewesen ist. Wenn die üterteidigung angeführt hat. es müsse beriichsichtigt nxrdeu. datz die Angeklagten in dem Lokal, in dem sie verkehrten, in eine Art Heldenverehruna hineingewachsen sind, so hat der lx'u- tige Staat gar keine 'Veranlassung, eine derartige He Iden Ver ehrung Irgendwie zu lrerücksichtigen Ein weiteres Moment zum Verständnis der Taten liegt vielleicht in der Lektüre der Ieitungsvrgane, die die Angeklagten gelesen haben. Aber auch hierin liegt keine Ursache für das Gericht. Milde wallen zu lassen Während die Angeklagten zunächst das Urteil gesatzt aus genommen hatten, verfiel gegen Schlus; der Urteiisi>egrunduug der Angeklagte Wienk« in Schreikrämpse. während der Ange klagte Achtenhagen einen Ohnmachlsansaü erlitt. ' Seelsorge und Politik Ein Erlast des Bischofs Matthias Ehrenfried von Würzburg Würzburg, ü. Juli. Der Bischof von Würzburg. Matthias Ehrem'ried. hat an den Klerus in Untersranken folgenden Erlas; hcrausgegcl>en: Die kalholisclx' Kirche hat sich von jeher aus innerer Gei- stesülx-rzeugung ans Seilen der rechtmätzigen Obrigkeit und staatliäx'n Autorität gestellt. Daher werden jederzeit die ka tholischen Priester und das kalholiscl>e Volk die rechtmätzige nationale Regierung anerkennen und sich in llebereinstimmung mit den göttlichen und kirchliclien Gesetzen gehorsam unter ordnen. Bei den noch neuen Verhältnissen der Gegenwart mögen von Seiten untergeordneter Stellen Jehl- und llebergrifse vor kommen, welche das Einordnen und Einsühlen in die nationale 2K'weauug erschweren und lriil-en Es ist aber nicht die Aus gal»e des einzelnen Priesters, solche Vorkommnisse zu beurlcileu und abzustellen. Soweit Veranlassung dazu gegeben ist. wird die kirchliäie O!x>rl>ehörde selbst solclx' Angelegenheit-u behan- Deutschland gehört weder dein einen nach dein ande ren Währungsblock an und l)at schon aus diesen» Grunde kein Interesse, sich an dieser Stiinniungsinache zu be teiligen. Im Geologischen Museum wurden gestern die Versuch. Mittel und Wege zur Fortsetzung der Weltwirtschaftskonferenz zu finden, eifrig betrieben. Mehrere Abordnungen waren an gestrengt bemüht, zu verhindern, datz die Ergebnisse der drei wöchigen Arbeiten der Ausschüsse durch eine Vertagung verloren- gel-en. Die amerikaniscix' Abordnung hat gestern früh aus Washington neue Mitteilungen erhalten, die ursprünglich als neue Anweisungen gedeutet wurden, die alxr, wie sich jetzt er gibt, lediglich Erläuterungen zu der letzthin vom Staatssekretär Hüll veröffentlichten Rote darstellen. Staatssekretär Hüll hatte ein« längere Tiesprechung mit dem Konferenzpräsidenlen Mac Donald geführt. Schlietzlich wurde ein Kalxl nach Washington geschickt, um zu gewissen Punkten der Washingtoner Botschaft weitere Aufklärung einzuholen. Am Nachmittag lmike daun Staatssekretär Hüll ein längeres Ferngespräch mit Roosecx'lt. Im Anschlutz daran lx-gab er sich in 'Vealeiiuua von Prof. Molen in das Geologiscii« Museum zu einer Unterredung mit Mac Donald. dein. — Wir richten daher an die hochwiirdigen Herren die An- ordnung. im Gotteshause jede parteipoäüiche >Ie,.tz.ruaa zu unterlassen. frei ollen seeliorgerisclx'N Amlsh wPomva de Kri tik der neuen 'Verhältnisse zu vermeiden, le' es oirekt oder auch nur indirekt durch 'Vergleiclx oder -Ausp elungeo Auch im privaten Verkehr und im ösieut licken Leben müssen die Priester in der gegenwärtig noch gärenden Feit sich gr ätzte Zurückhaltung auserlegen, das fordert sowohl ihr« geistliclie Stellung wie die christliche Klugä 'i und Ltz-'x' Um gegen etwaige Anklagen gedeckt zu sein, empsehleu wir den Geistlichen genaue Vorbereitung ihrer Predigten und deren schriftliche Festlegung Auch im Religionsunterricht und der Ehrifleulehre ist gleiche Sorgfalt geboten. Sind Strafen und Tadel an Schülern notwendig, so ist jederzeit sicherzustelleu, datz diese nichts mit der Zugehörigkeit der Schüler zu einer nationale» Organisation zu tun halx-n. Ost wird sich vorherige Rücksprache mit den Eltern empfehlen. Schöpsen wir bei unseren Predigten und im Unterricht, in unserer ganzen seelsorgerischen Tätigkeit aus dem unversiegba ren Reichtum des Glaubens und der Gnade, des Kreuzes und des Opfers. Diese übernatürlichen Werte und Kräfte werden uns selber trösten und auch unserem gläubige» Volke die Treue und Liebe zu Gott und Kirche erhallen und vertieseu. Mir aber werden unsererseits für die Rechte und Freiheiten der Priester eintreten und ihre Ehre und segensreiche Tätigkeit mit allem Rachdurck wahren.- Oas Vermögen des Iunamännerverbandes freigegeben Berlin, «. Juli. sE. M.) Die gegen verschiedene Hilfvverbände des Zentrums getroffenen Massnahmen sind, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, soweit sie den Katholischen Jung« m ä n n e r v e r b a n d betreffen, insoweit rückgängig ge macht morden, alo das bei dem Vorgehen beschlagnahmte und sichergestellte Material und das Vermögen zu rück gegeben wurde, soweit es zur ordnungsmässigen Durchführung des Geschäftsverkehrs erforderlich ist. Diese Mastnahme ist erfolgt mit Rücksicht auf das bisherige Er gebnis der angestellten Ermittlungen.