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Ausgabe stst Sächsische ÄEsseiluns Nummer 147 — 32. Jahrgang 1'lchelnk 0 mal wüchenlllch mit der lkusteleele» Trails bellog« »Der FeuereeUer" und mehreren rextbellanen M«»«tl. B«l»-»l>r«I»! Ausg. A mit Et. Bennoblatt M 2 70 Ausg. B ohne Lt. BennoblaU M .2 20 Ttihelnummer lOPsg., Eonnabend-». Lannta-.Rr. 20 PI,. Sonnabend, den 8. Juli 1833 Verlag»«rt Dresden Unzetgenprell»! dl« Ispalt <0 mm brell« PelUzelle 4» VlS. — lür FamMenanzelgen und Etellengeluch« 20 Pfg. — Für Platzoorlchrlste« kSnnen wir leln« Gewöhe leiste» Mednttl»»: Dreoden-A., Pollerstr. 17, Ferne. 20711 ». 2I0U «oschtlltoftell«, »enck nnd »erlog: Germania Buchdrucker«! «. Verla, Ih. «. G Winkel, Pollerstr. 17, Fernr. 21012, Postscheck: Nr. 1025, Bank: Eladlbank Dresden Nr. O17V7 Unsbksngüg« Fün vknisKIivk« Kuttui' Im Falle oon höherer Gewalt, verbot, Streit «der Betriebsstörungen Hal der Bezieher »der Inserent lein« Ansprüche, sali» die Zeitung in beschränktem Umlang«, verspätet oder nicht erscheint. — Ersiillungsort Dresden Killer vor -en Statthaltern Eine Formel rellel -le Londoner Konserenz vor -em erwarlelen sosorligen Ende — Verhandlungen zur Beseiligung Polnisch-Danziger Meinungsverschiedenheiten — Anklage im Thealerskandal Roller erhoben Staat und Wirtschaft Grundlegende Ausführungen des Reichskanzlers auf der Konferenz der Reichsstatthalter Berlin, 7. Juli. Auf der Konferenz der Reichsstatthalter am 6. 7. über deren Berlnuf auf Seite 3 dieser Ausgabe näher berichtet ist, machte Reichskanzler Adolf Hitler grund- legende Ausführungen über die Einstellung der na tionalsozialistischen Staatspolitik zur Wirtschaft. Der Reichskanzler ging daoon aus, das; die politischen Parteien seht endgültig beseitigt seien. Dies sei ein geschichtlicher Vorgang, dessen Bedeutung und Tragweite man sich vielfach noch gar nicht bemüht geworden wäre. Wir müssen jetzt die letzten Ueberreste der Demokratie beseitigen, insbesondere auch die Methoden der Abstimmung und der Mehr heitsbeschlüsse, wie sie heute noch vielfach bei den Kommunen, in wirtschaftlichen Organisationen und Ar beitsausschüssen vorkommen, und die Verantwor tung der Einzelpersönlichkeit überall zur Gel tung bringen. Der Erringung der äuheren Macht muh die innere Erziehung der Menschen folgen. Man müsse sich davor hüten, rein formale Entscheidungen von heute auf mor gen zu fällen, und davon eine endgültige Lösung erwar ten. Die Menschen vermögen leicht die äuhere Form in Paris, 7. Juli. Unter obiger tlelx'rschrist bringt die füh rende lmtl>olisci»e Tageszeitung Frankreichs „La Crai x" eiuen beachtenswerten Leitartikel aus der lieber ihres Cbefredakteurs Merklen. Der Artikel ist unmittelbar vor der Auflösung der Zentrumspartei geschrieben und wendet sich gegen die „un wissende Selbstgefälligkeit", mit der gewisse Publizisten glaub ten, die gegenwärtige Haltung des Vatikans gegenüber Hitler und den Repräsentanten des Zentrums erklären zu können. „Gewohnt, alles unter politischen Gesichtspunkten des Ta ges zu betrachten, — so schreibt Merklen von diesen Publizisten — vergessen sie, dah die vatikanische „Politik" — wie immer im übrigen auch manche ihre Konsequenzen sein mögen — aus schliesslich von religiösen Zielsetzungen geleitet ist. So ist es auch leicht, die Schlussfolgerungen in ihrer Gesamtheit vor- auszwselien, zu denen der Heilige Stuhl gegenwärtig gekommen ist. Zwei religiöse Grundsätze, die oberflächliche Betrachter als widerspruchsvoll anscl-en, bel>errsck)en das, was man m einem liesonderen Sinne des Wortes als „Politik" des Vatikans an sehen kann: die Kirch« muh auherhalb und über al len politischen Parteien stek-cn: sic muh das öffrntliche wie das private Leben der Menschen durchdringen mit den Lehren und Wohltaten des Evangeliums. Die Kirch« muh ausserhalb und über den Parteien stehen: in Konsequenz dessen hat der Heilige Stuhl wenig Sympathien für „katholisclp:" sstarteicn, selbst wenn er ihren Führern und Mitgliedern Vertrauen und Dankbarkeit erweist. Manchmal sind diese Parteien — die übrigens, wie das Zentrum, nicht konfessionelle Parteien sein wollen — das Er gebnis gcschichtliklier Entwicklung. Sie stellen politische Grup pierungen dar, die die Rechte einer verfolgten Mindcrl-eit ver teidigen. Unter diesem Gesichtspunkt« haben ff« grosse Per« ihre eigene geistige Ausprägung umzubiegen. Alan dürfe erst umscl-alten, wenn man die geeigneten Personen sür die Umscl)altung l-ot. Tie Revolution ist kein permanenter Zustand. Sie darf sich nicht zu einem Dauerzustand aus bilden. Man mutz den frei gewordenen Strom der Revolu tion in das sichere Bett der Evolution hiniiberleiten. Die Erziehung der Menschen ist dabei das wichtigste. Der heutige Zustand mutz verbessert und die Menschen, die ihn verkörpern, müssen zur nationalsozialistiscl-en Staatsaus fassung erzogen iverden. Man darf daher nicht einen Wirtschaftler absetzen, wenn er ein guter Wirtschaftler, aber noch kein Nationalsozialist ist: zumal dann nicht, wenn der Nationalsozialist, den inan an seine Stelle setzt, von der Wirtschaft nichts versteht! In der Wirtschaft darf nur das Können ausschlag gebend sein. Die Ausgabe des Nationalsozialismus ist die Sicher stellung der Entwicklung unseres Volkes. Man soll aber nicht Herumsuchen, ob noch etwas zu revolutionieren ist, sondern wir haben die Ausgabe, Position um Position zu (Fortsetzung auf Seite 2.) dienst« um die katholische Sache gehabt oder haben sie noch. Zn dem Augenblick, wo sie in Opposition gegen die Negierung geraten, riskieren sie aber, die Kirclie zu kompromit tieren und politisch, soziale und rein menschliche Meinungen mit der Religion zu identifizieren. Der Heilige Stuhl ermutigt in unseren Tagen — vor allem in den katholischen Ländern, aber auch in den anderen — immer n»eniger zur Gründung derartiger Parteien Er zieht es vor. die Katholiken unter politischem Gesichtspunkt in den verschiedenen parlamentarischen Fraktionen verteilt zu sehen, ausgenommen, wohlgemerkt, jene Parteien, die gegen das allgemeine.Wohl des Landes arbeiten oder dem katholischen Glauben, dem christlicl-en Leben, der über kommenen Autorität feindlich sind. Die Kirche mutz das öffentliche wie das private Leben mit den Lehren und Wohltaten des Evangeliums durchdringen: in Konsequenz des sen fordert der Heilige Stuhl überall die Organisierung der Ka tholischen Aktion und das Recht der Kircl)«. an der pknüsäxm. intellektuellen, moralischen und bcrufliclien Erziehung all ihrer Kinder zu arbeiten. Die Kircl)« — so wird in dem Artikel wei ter ausgeführt — betrachte die Ereignisse des Tmzes stets unter dem Gesichtspunkt langer Zeiträume und bestehe auf der offi ziellen Anerkennung ihrer geistigen 2Betätigung aus allen Ge bieten, die ihr nach dem Willen Christi zugewiesen sind. „Wenn", so schlicht der Artikel „der Heilhze Stuhl den katholisä-cn deutsclien Priestern jede politische Tätigkeit unter sagt und sic ebenso wie die eifrigsten lies plus militantsf der Gläubigen hinlenkt zu einer Katholischen Aktion mit rein reli giösen Zielen, so liegt in diesem Entschlich keine irgendwelche „Absage" sabdication), sondern eine erneute Mkrähiqung der traditionellen „Politik" des Heiligen Stuhles" Langsames Sterben Das Schicksal der Weltwirtschastskonserenz wurde mit dem gestrigen Tag besiegelt, auch wenn ein formeller Rettungsverttch nochmals gelang. In Wahrheit mutzte das Gremiuin so vieler Staatsmänner und Wirtschafts sachverständiger in London zur Erkenntnis kommen, das; die letzten, umfassenden Versuche, den internationalen Handels- und Wirtschaftsschwierigkeiten mit Hilfe von Konferenzplänen und -beschlüssen beizukommen, geschei tert sind. Das eine hat die WcUwirtscl)asIskonferenz ganz deutlich offenbart: Das gegenwärtige kapitalistiscl)« Welt- wirIschafts-Sl)ftem verfügt weder über die Einsicht noch den Willen und die Kraft, sich aus den verderblichen Schlingen seines wirtschaftlichen Egoismus und Indivi dualismus zu losen, wenn es gilt, gemeinsame In teressen zu fördern und ge ine infame Schwierigkei ten aus dem Wege zu räumen. Die Erkenntnis, die wir in diesen Tagen aus dem Gebiete der Weltwirtschaft gewonnen haben, mutzten wir jüngst durch das grosse Fiasko der Genfer Ab rüstungskonferenz in dein Bereich zwischenstaat licher Abmachungen andrer Art machen. Diese beiden grossen Enttäuschungen der letzten Wochen mutzten bei allen Denkenden den Glauben an die Möglichkeit solch zwischenstaatlicher Vereinbarungen erschüttern, lind man mutz sich heute sagen: Entweder die Welt ist in ihrem gegenwärtigen Stadium der Entwicklung noch nicht reif für die Lösung solcher Fragen auf breitester Grundlage oder es ist überhaupt nicht möglich, aus diese Weise posi tive Ergebnisse zu erzielen. Die WeUwirtschastskonserenz, die vor allem von England mit so grossem Optimismus eingelcitet und be gleitet wurde, war schon kurz nach ihrem Zusammentritt so verfahren, das; man künstliche Mül)e aufwenden mutzte, die Delegierten mit neuem Mut und Zuversicht zu erfül len. Die erste Enttäuschung bereitete Amerika der Kon ferenz mit der Erklärung, das; zwischen der Schulden frage, die man ursprünglich vor den rein wirtschaftlichen Fragen der Konferenz behandelt wissen wollte, und der Weltwirtschastskonserenz kein Zusammenhang bestehe. Blieb darauf nichts anderes übrig, da inan die Behand lung der Finanz- und Kreditsragen vor den handelspoli tischen Fragen für notwendig hielt, als sich aus die Lösung der Stabiiisierung der Währungen als div nächstwichlige zu klärende Vorfrage zu werfen. Nur zu bald zeigte er sich, dass auch hier kein Fortkommen war Es bildeten sich aus der Konferenz 2 Fronten, die sich mit ihren gegen teiligen Ansichten unnacl-giebig gegenüberslanden, und die die übrigen Konferenzteilnehmer in die passive Rolle dcs nicht unmittelbar beteiligten Zuscl;auers drängten. Auf der einen Seite formierte sich unter der Aegiüe Frankreichs der Block der europäischen Goldländer, die von der Stabilisierung der Währungen nicht al^zingen und ultimativ drohten, dass im Falle der ablehnenden Haltung Amerikas und Eng lands ihren Beschlüssen gegenüber sie sich an dem weiteren Verlaus der Verhandlungen desinteressiert zeigen würden, auf der andern Seite die angelsächsischen Mächte, das entschiedene Amerika Roosevelts und das weniger eindeutige England Mac Donalds, das sich aber im niesenllichen Amerika anschiofs. die den Beschlüssen der Goldlönder dinchano ablehnend gegenübcrstanden. Ame rika Uetz immer wieder erkennen, das; es dos einpge Ziel dieser Konferen; in der Erzielung einer Erhöhung des Preisniveaus lebe und das; es vor Erreichung dieses Ziels Vatikan und Katholizismus in Deutschland Ein beachtenswerter Leitartikel der franz, kath. Zeitung „La croix" gegen „unwtffende Selbstgefälligkeit" gewisier Publizisten