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Ausqavr H SächsWe Sonnabend, den 1. April lSZ3 'verIaasorI, Dresden Sln,<ig«npreN«: Die Iqclpaltene pkNIjelle N«t 4, gamilie». miz»>n<» u.SIkNe»n«I»che UN Z Dir pelidrrllamejelle. SS mm, brril, 1 ^c. gnr Sln^eiaen aulirrhalb de» Berbreiliina-geb eie; 4N diepeittrettame,eile I.NNFi. Pr«e'«eb.M> Z. Im gatte HSHerer McwaN iZireii.Berbol uIw.» erliichi ,ed« »««- Plttchttmq am Vieierinia mw>c SriNllimq von «lnzelgen - «uf- triigeii und veiltung tm, Lchadenerlatz. Nummer 77 — 32. Jahrgang ilrlchemi sma! wechtt. mi! ttlupi. S kaiidde,,»»»» .Seanai und Weil' und der Mudeidettaae »gtir uuire «eine,, Veuic', wwie ve» Üertbeiiage» .Uitterhattiaia ulid Millen' .DicvrattttrdcHau»- ,ra»'. »Das „nie r„ch' Monattillier BeznnSpretS iluSqade N mil Sl.-Peuno-Vlall ^ce,7» , iliirgabe l> ohne St.-Benno<BlaN ' SÄ> ' eittzelinunmer IN - Sonnabend- n. Eonntagnummer «0 4 GelckiästSftellr, Druit und >ve»laai Germania, Buchdrnckcrei >lnd «erlag Vrerden-A. 1, potlerlir. 17. gernnn 21012. posilcherttonto Dresden 1026. Band iolito Stadibank DreSden Nr. S17S7. Für christliche Politik und Kultur Stedaktiou der Sachiilchen VoikSretinnn OreSden-Nttliadl 1 Polierllratze >7. gernne 2MN und 21012. Die Bayrische Dolksparlei zur Iudensrage Eine bedeutsame Beröfsenttichuug -er Bayrischen Bolirsparlel-Korrespon-enz — Die Durch- sührung -es Boykotts gegen -ie jüdischen Geschiisle — Der Wortlaut -es Mussolini-Palttes Für -en ^Numerus clausus" München, 31. März. Das offizielle Organ der Baye rischen Bolkspartci, die Bayerische Volkspartei-Korrefpon- denz, äußert sich hente in einem Artikel, überschrieben „Zur Iudensrage" u. a., die Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte solle dem gesamten Judentum innerhalb und außerhalb Deutschlands zum Bewußtsein bringen, das; Deutschland nicht ruhig Zusehen könne, wenn die Iudensrage, die eine innerdeutsche Angelegen heit sei, in den Dienst einer internationalen deutsch feindlichen Propaganda gestellt werden solle. Handle cs sich beim Boykott um eine Abwehrinaß- nahme, so gehe der Punkt 9 der getroffenen Anordnungen in einem wichtigen Punkte generell an die Iudensrage überhaupt heran. In diesem Punkte sei nämlich das Pro- "Wrn äufgegrisfen für die Beschäftigung der Juden in ^len'Berufen entsprechend ihrer Beteiligung an der deutschen Volks- zahl eine relative Zahl einzusiihren, den sogenannten „Numerus clausus". Diese For derung habe mit einem radikalen Antisemitismus nichts zu tun. Sie sei nicht ungerecht, und sie müsse von jedem unterstützt werden, der es für notwendig halte, das, einer ohne Zweifel vorhandenen Berjuduug gerade unse res geistigen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens in Deutschland Einhalt getan werde. Eine Entjudung gerade in den geistigen Gebieten tue dem deutschen Bolte wirklich not. Man denke nur an die Theater-Verhältnisse. an die Er scheinungen in der Literatur usw. Es gebe eine bestimmte Art jüdischer Geistigkeit, die gerade bei der Vermengung mit dem deutschen Element zersetzend und auslösend wirke. Sich dagegen zu wenden und die Forderung nach einer gründlichen Reinigung des deutschen Geistes von einer ileberwucherung jüdischer Art zu erheben, sei ein durchaus gesunder Affekt eines Volkes, das um seine nationale und geistige Erneuerung ringe. Allerdings dürfe cs sich hier bei nicht wiederum um eine rein kritische Abwehrbewe- gnng handeln, sondern es komme auch hier darauf an, das; sich das deutsche Volk, das in einer Umformung von jüku- lärem Ansmasze begriffen sei, sich zu wirklichen schöpferischen L e i st u n g e n aujjchwinge. Ist -as Mussolinis Vorschlag? Matln veröffentlicht den angeblichen Wortlaut -es Vtermächtepakts Paris, 31. März. Der „Matln" erklärt, in der Lage zu sein, heute den ungekürzten Wortlaut des politischen Pakt vorschlages für eine Zusammenarbeit Deutschlands, Englands. Frankreichs und Italiens zu veröffentlichen, den Mussolini in Rom am 18. März Macdonald unterbreitet habe. Er soll lauten: Artikel 1. Die vier Weltmächte Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien verpflichten sich untereinander, «ine effektive Politik der Zusammenarbeit zwecks Aus- rechterhaltung des Friedens sonach dem Geiste des Kelloggpaktes und des Paktes der Richt- ^nnwendung der Gewalt zu verwirklichen. Sie verpflichten sich, auf dem Gebiete der europäischen Beziehungen so zu handeln, daß diese Friedenspolitik nötigenfalls auch von den anderen Staaten angenommen wird. Artikel 2. Die vier Mächte bestätigen den Grundsatz der Revision der Friedensverträge gemäß den Klauseln des Völker- bundesstcttutcs in dem Falle, daß sich Situationen Herausstellen, die dazu angetan sind, einen Konflikt zwischen den Staaten herbeizusiihren. Sie erklären zu gleicher Zeit, daß dieser Grundsatz der Revision nur im Rahmen des Völkerbundes und in einem Geiste wechselseitiger V e r st ä n d i g u n g und Solidarität der gegenseitigen Interessen angewendet wer den kann, Artikel 3. Frankreich, Großbritannien und Italien er klären, daß in dem Falle, daß die Abrüstungskonferenz nur zu Teilergebnissen führen wird, -i« Gleichberechtigung, dl« Deutschland zuerkannt worden ist, eine effektive Bedeutung haben muh. Deutschland verpflichtet sich, diese Gleichberechtigung in Etappen zu verwirklichen, die durch aufeinanderfolgende Abmachungen festgesetzt werden sollen, die die vier Mächte auf gewöhnlichem diplomatischen Wege nbzuschließen haben. Die vier Mächte verpflichten sich, in demselben Sinne bezüglich Oesterreichs, Un garns und Bulgariens sich zu verständigen. Artikel In allen politischen und nichtpolitischen euro päischen und außereuropäischen Fragen sowie aus kolonialem Gebiete verpflichten sich die vier 'Mächte, soweit wie möglich eine gemeinsame Verhallnngslinie anzunehmen. Artikel !>. Dieses politische Abkommen der Verständigung und der Zusammenarbeit, das, wenn nötig, der Billigung der Parlamente innerhalb von drei Monaten unterbreitet wird, gilt aus dl« Dauer von zehn Jahren und gilt als um die gleiche Zeit verlängert, wenn es nicht von einem der vertragsschließenden Teile ein Jahr vor Ablnns ge kündigt wird. Artikel V. Der vorstehende Pakt wird beim Völkerbunds sekretariat eingetragen. Diese Meldung des Malin bedarf selbstverständlich noch der Bestätigung von zuständiger Stelle. In Paris ist man bekanntlich nicht sehr entzückt von dem Vorschlag Mussolinis, und die Veröffentlichung des „Matin" könnte in erster Linie bestimmt dazu sein, den ganzen Plan zu sabotieren. Anderseits klingt der Text, den der „Matin" veröffentlicht, einigermassen wahrscheinlich. Das; die Ver wirklichung eines Planes, wie er in diesem Text ange geben ist, für Deutschland einen großen Vorteil bedeuten würde, steht außer Frage. Beamte und Zentrum Eine erfreuliche Stellungnahme des Ministers Göring. Berlin, 31. März. Am Donnerstag fand eine Besprechung zwischen dem Kommissar des Reiches für das preußische Ministerium des Innern Reichsminister G ö - ring und einem Vertreter des Zentrums statt, in der die Stellungnahme der Regierung der nationalen Erhebung zu der Beamtenfrage erörtert wurde, Reichsminister Gö ring erklärte. daß die Tatsache der Zugehörigkeit zum Zentrum allein für keinen Be, amten Nachteile haben werde. Andererseits werde ein Konjunkturiibertritt zu den Re gierungsparteien keinerlei Vorteile bringen. Diese Stellungnahme des Neichsministers Göring iß außerordentlich erfreulich. Sic zeigt, daß der Reick,sregie rung eine gewaltsame Unterdrückung der Zentrumsbewe gung gänzlich fern liegt. Angesichts der Tatsache, daß die Neichsregierung aus die „Gleichschaltung" aller Länder mit dem Kurse im Reich größten Mert legt, darf man an nehmen, daß die Stellungnahme Görings auch sür das Verfahren in anderen deutschen Ländern maßgebend ' sein wird. Der Boykott Auf Samstag vormittag 10 Uhr hat die Rational sozialistische Partei den Beginn des von ihr angeord neten Vor,Kott gegen das Judentum festgesetzt. Daß es notwendig war, diese Abwehrbewegung gegen die Greu- elpropagauda des Auslandes einheitlich zu gestal ten und zu kontrollieren, beweisen die spontan entstan denen Boykottmaßnahmen in einzelnen Städten. Daß der Boykott in Kraft treten wird, daran ist nach den Aus lassungen der maßgebenden Stellen nicht zu zweifeln. Alan möchte alwr wünschen, daß die Rückwirkung .m Ausland, die ja schon während der letzten zwei Tage sest- ,zustellen war. so rasch Fortschritte macht, daß der Boykott in kurzer Frist sein Ziel erreicht und wieder aufge hoben werden kann. Denn daran kann ja kein Zweifel sein, daß dieser Boykott einen außerordentlich weitgehenden und folgen schweren Eingriff in das Wirtschaftsleben bedeutet. Bei der Stärke der nationalistischen Bewegung wird man als sicher erwarten dürfen, daß der Boykott wirken wird. Die Folge wird die Schließung der Mehrzahl der betrof fenen Geschäfte sein. Daß die nichtjüdischcn Ange stellten dieser Geschäfte, die ja nach Zehntausenden zählen, die wirtschaftlichen Folgen des Voykotts nicht zu spüren bekommen, ist eine der ersten Sorgen der Boy kottleitung gewesen. Bei längerer Dauer des Boyk'otts aber könnte niemand r-erhindern. daß die wirtschaftlichen Folgen auch die Angestellten treffen. Wenn die Gehälter am 31. März noch ausgezahlt werden können, so darf man doch als sicher annchmcn. daß am 30. April bei Fort dauer des Boykotts das Gleiche nicht mehr der Fall märe Alan mag cinwenden, daß der Ruin der jüdischen Ge schäfte ja anderen Geschäften zugute kommen würde Diese Umstellung des kaufenden Publikums dürfte aber keinesfalls so rasch erfolgen, daß eine längere Dauer des Boykotts -nicht zunächst viele Tausende neuer Ar beitslosen schassen würde. Auch in gewissen Kreisen des Mittelstandes selbst wird mau gegen eine längere Dauer des Boykotts starke Bedenken haben. Wir wissen das von der Aktion her, die der Vertreter des Zentrums im Dresdner Stadt parlament gegen die Eröffnung eines neuen Einheits preisgeschäftes in Dresden unternommen hatte. Damals erhielten wir gerade ans Kreisen des gewerblichen Mit teiftandcs Zuschriften, in denen gesagt wurde, daß die Geschäfte dieser Art als Auftraggeber eine große Bedeutung für de» gewerblichen Mittelstand hätten. Der Fortfall von Aufträgen wird sich selbstver ständlich bei Beginn der Boykottaktion noch nicht be merkbar machen: er würde aber bei längerer Dauer des Boykotts ganz automatisch eintreten. — Zum dritten wird man sich darüber klar sein, daß die G e l d ve r - l u st e, die der Boykott sür die jüdischen Geschäfte bringt, nicht nur jüdisches Kapital trisft. Gerade an den großen Unternehmungen, die von jüdisckzen Geschäftsleuten ge leitet werden, ist n i ch t j ii d i s ch es Kapital in starkem Blaße beteiligt. lieber diese Bedenken wird sich selbstverständlich auch die Leitung der Boykottbewegung im klaren sein Wenn nur die Absicht der nationalsozialistischen Partei ricluig verstehen, dann ist es das Ziel der ganzen Be wegung. durch eine imposante Aktion ganz großen Stils r a s ch einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen. Ge lingt das. dann können die wirtschaftlichen Folgen, die wir andeuteten. und deren Ausmaß sich heute noch nicht a'oseben, iäßt, wohl vermieden werden. Das; die Mehrzahl der deutschen Juden, die von dem Boykoll getroffen werden, an der im Ausland l>etrie- benen Propaganda gegen Deutschland gänzlich unlietei ligl sind, ist selbstverständlich Das erkennt man auch in den führenden Kreisen der NSDAP. Man begründet den Boykoll dort moralisch mit dem Recht der 'Ration