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wenn es wähnt,'die mitteleuropäische Wirtschaftskrise mit der Ratifizierung des Lausanner Abkommens auch nur leise zum Besseren gewendet zu haben. Mr den Augen blick sind gewisse Weiterungen hinangehalten, mehr nicht. Man darf also die A n l e i h e n t ch t il b e r schä tz e n. Weder was ihre tatsächliche Bedeutung für die österreichi schen Finanzen anlangt, noch die Ausdehnung französischen Einflusses. Die Kammerdebatte zu Paris war aber recht aufschlußreich. Flandin und auch Schumann er klärten, „infolge des Vertrages von St. Germain sei Frankreich zum großen Teil an der Not Oesterreichs mit schuldig", Flandin b «stri 1 t — das ist ganz besonders zu beachten und sestzuhalten — überhaupt die Lebensfähigkeit Oesterreichs! Die Debatte um die österreichische Anleihe ist besonders wertvoll aus folgenden Gründen gewesen: sie enthüllte in seltener Offen heit Wesen und Sinn französischer Mitteleuropapolitik, die Anrvendung wirtschaftlicher Mittel für politische Zwecke, dast man sich keinesfalls bei der politischen Taktir eines französisch-englischen Gegensatzes stützend bedienen könne, daß man auch in Frankreich allmählich Oesterreich als deutsches Land erkennt, und von der Güte und Dauer- Hastigkeit der Friedensverträge durchaus nicht mehr so un bedingt überzeugt ist. Reichspräsident und Reichstaaspräsidkum cnb. Berlin, 2. Januar. fE. M s In den Berichten über die Uebermittlung der Neujahrsglückwünsche des Reichsrates und Reichstages beim Reichspräsidenten sind verschiedentlich Unrichtigkeiten und Entstellungen ent halten. Was die Glückwünsche des Neichstagspräsidiums an belangt, so hat Neichstagspräsident Göring folgendes Schreiben an den Reichspräsidenten gesandt: Berlin, 1. Januar 1933. Hochverehrter Herr Reichspräsident! Euer Exzellenz bitte ich im Namen des Reichstages und seines Präsidiums ergebcnst, Ihnen zum Anlatz des Jahreswechsels aus diesem Wege unsere ehrerbietigsten, aufrichtigsten Glückwünsche aussprechen zu dürfen. Möge Gottes Gnade auch fernerhin über Ihnen walten, damit Euer Exzellenz im neuen Jahre Ihre Kräfte so wie bisher dem Dienste an Volk und Vaterland widmen können. In aus gezeichnetster Hochachtung und aufrichtiger Verehrung habe ich die Ehre zu sein Ihr sehr ergebener gez. Hermann Göring." Der Reichspräsident hat darauf unter dem gleichen Datum erwidert: „Sehr geehrter Herr Reichstagspräsident! Haben Sie herzlichen Dank für die freundlichen Glückwünsche, die Sie mir anlatzlich des Jahreswechsels im Namen des Reichstages und seines Präsidiums übermittelt haben. Ich erwidere Ihre Glück wünsche mit den besten Wünschen sür Ihr persönliches Wohl ergehen wie sür eine gute Arbeit des Reichstages. Mit freund lichen Grützen gez. von Hindenburg." Die in einigen Zeitungen enthaltene Behauptung, Retchstagspräsident Göring habe dem Reichspräsidenten be reits vor Weihnachten milgeteilt, daß die Mitglieder des Reichstagspräsidiums am Neujahrstage nicht in Berlin feien, trifft, wie von zuständiger Stelle dazu erklärt wird, nicht zu. ^933 - ein heiliges Iahr der Deutschen Eine Kundgebung des Erzbischofs von Wien. Wien, 2. Januar. In einem in der „Reichspost" veröffentlichten Neu- fahrsartikel ladet der Erzbischof von Wien, Dr. Theodor Jnnitzer, alle katholischen deutschen Brüder in Oester reich, dem Deutschen Reiche und in vielen Staaten Euro pas und in Uebersee, weiter die Repräsentanten jener Völ ker, die mit dem kaiserlichen Heere im Jahre 1683 vor Wien kämpften, Tschechen, Polen und Ukrainer und jene, deren Befreiung damals eingcleitet wurde, Magyaren und Kroaten, zum allgemeinen deutschen Katho likentag ein, der vom 7. bis 12. September 1933 in Wien stattfindct. Das Jahr 1933, ein heiliges Jahr der Deutschen, laste drei große Gedächtnisse auferstehen: 1133, das Jahr der Vollendung des Stcphansdoms, 1683, den Sieg des universalen katholischen Gedankens über den Is lam, und 1853, den deutschen Katholikentag mit seiner Deutlichmachung der katholischen Restauration. Aber nicht nur rückschauend« Feier solle der Katholikentag werden. Er müsse vielmehr aus der gewaltigen Vergangenheit Schlüsse für die Gegenwart ziehen und die religiösen Aufgaben der deutschen Katholiken ihrem Volk und dem christlichen Mit teleuropa gegenüber klar und zielbewußt herausarbeiten. Oeutfch'franzSsische Entspannung Francois Poncet zum Jahreswechsel. Berlin, 2. Januar. Der französische Botschafter in Berlin, Francois Poncet, hielt bei dem Neujahrsempfang der französischen Kolonie von Berlin eine Ansprache, in der er über die deutsch-französischen Beziehungen u. a. ausführte: Wir können mit Genugtuung feststellen, daß die deutsch-französischen Beziehungen gegenwärtig fn einer entspannter«» und ruhigeren Atmosphäre verlausen. Dor einigen Tagen haben wir bemerkens, werte Wirtschaftsabkommen mit Deutschland abgeschlos sen. Diese Abkommen sind wichtig wegen ihres Inhal tes, noch viel mehr aber wegen der Methode und des Geistes, die bei den Verhandlungen obwalteten. Man hätte versucht sein können, den deutsch-sranzösisck-en Han- delsvertrag von 1927 einfach zu kündigen, sofort einen Zollkrieg zu beginnen und zu einem Kompromiß erst nach einer Machtprobe zu gelangen. Beiderseits aber hat man es vorgezogen, Ueberzeugungskunst, Rücksicht, nähme und guten Willen walten zu lassen, die Reibungs- flächen zu verringern und für den Fall, daß eine Zoll erhöhung nötig werden sollte, dies vorl)er anzukündigen, sowie sich gegenseitig zu beraten, kurz, den Weg freizu halten für den Tag, an dem ein regelmäßiger Wirt schaftsverkehr wieder hergestellt sein wird. Hat dieses Provisorium etwa nur den Wert eines vorübergehenden Waffenstillstandes? Ich erblicke in dem Abkommen die, Ankündigung einer Zeit besseren gegenseitigen Ver stehens und positiver Zusammenarbeit. Preußen spart weiter Vor Erlaß einer neuen Verordnung zur Verbilligung -er Gemeinde,Verwaltung Berlin, 2 Januar. In unterrichteten Kreisen hört das Nachrichten, büro des vdz., daß in Preußen der Erlaß einer neuen Verordnung über die Vereinfachung und Verbilligung der Mrwaltung bevorstehe. Nachdem durch solche Ver ordnungen bisher die Neueinteilung der Landkreise, die Zusammenlegung von Ober- und Regierungspräsidien, die Auslösung von Provinzialschulkollegien, die Auf lösung des Wohlfahrtsministeriums usw. geregelt wurde, sollte die neue Verordnung Resormmaßnahmen bei den bestehenden Städte-, Kreis- und Gemeindeordnungen bringen. Ter Umfang der Regierungsbehörden und der Verwaltungsgerichtsbarkeit solle vereinfacht werden, insbesondere auch durch einfachere Gestaltung des Ver waltungsstreits- und Beschlußverfahrens. Inwieweit da mit Interessengebiete der kommunalen Selbstverwaltung lu-rührt werden, war bisher authentisch noch nicht festzu stellen. In Kreisen der Regierung Braun ist über die neue Verordnung noch nichts bekannt. In der kommis sarischen Regierung nahestehenden Kreise verlautet, daß die etwa bevorstehende Verordnung keineswegs um fassend sein werde, sondern lediglich dem Zwecke dienen solle, neben der weiteren Verbilligung und Vereinfachung der Verwaltung die Finanzschwierigkelten bei den Gemeinden zu mildern durch Erleichterung der Umschuldungsaktion und durch Förderung des Zieles, die Arbeitslosigkeit in den Kom munen zu bekämpsen. Neue kommissarischer Landwirtfchastsminister in Preußen vdz. Berlin, 2. Januar. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. meldet, ist mit dem 1. Januar der bisherige Landrat des Kreises Becs- kow, Dr. jur. Ern ft Wiskott, zum Staatssekretär im preußischen Landwirtschaftsministerium ernannt und mit der Wahrnehmung der Geschäfte des kommissarischen Land wirtschaftsministers von der kommissarischen Negierung betragt worden. Dr. Wiskott, der am 20. 4. 1879 in Esten geboren wurde, ist Verwaltungsbeamter von Beruf und war seit 1906 im Staatsdienst tätig. Er war dabei u. a. bei der Regierung in Schleswig und im preußischen Handels ministerium beschäftigt. Schon 1915 wurde er Landrat in Veeskow. Der Staatssekretär im Neichscrnährungsmini- stcrium Musschl, der bisher das preußische Landwirtschafts ministerium kommissarisch mitvcrwaltet hatte, beschränkt sich künftig aus seine Tätigkeit im Reichsernährungsmini, sterium. Neue Schrille im Fall Kenlsch Antrag auf Aufhebung der Immunität Benneckes - Oer deutsche Auslteferungsantrag in Rom gestellt Dresden, 2. Januar. Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz zuver lässig erfährt, hat Generalstaatsanivalt Schlegel heute beim Landtag den Antrag aus Aufhebung der Immuni tät des nationalsozialistischen Abgeordneten Dr. Ben- necke, des Führers der Dresdner SA. gestellt. Dieser Antrag geht geschäftsordnungsmäßig über den Minister präsidenten an den Landtag, der Ende Januar sofort nach seinem Wiederzusammentritt dem Anträge zustimmen dürfte. * Die NSDAP, hat, wie wir weiter hören, den seit längerer Zeit für Dienstag angesetzten Umzug der Dresdner SA. abgesagt. Man darf annehmen, daß dies im Hinblick auf die in Dresden herrschende Erregung über den SA.-Mann Hentsch durch seine Kameraden zu- rückzufiihren ist. cnb. Berlin, 2. Nanuar. sE. M.) Ter Antrag auf Auslieferung der in Italien weilen den drei Dresdner SA.-Leute, die des Mordes an ihrem Kameraden Hentsch verdächtigt sind, ist. wie wir von zustän diger Stelle erfahren, heute dem deutschen Botschafter in Rom zur Ueberreichung an die italienische Regierung zugeleitet worden. Unabhängig von diesem Auslieferungsverfahren hat die sächsische Regierung an den>deutsci-en Generalkonsul in Mail«nd das Ersuchen gerichtet, bei den zu ständigen italienischen Polizeibehörden die Fest nahme der Verdächtigen, die in Bozen weilen sollen, zu beantragen. Prosit Neujahr? 42 Personen in Berlin zu Silvester wegen politischer vergehen zwangsgestellt. cnb. Berlin, 2. Januar. sE. M.) Die Zahl der in der Silvesternacht wegen politischer Vergehen zwangs gestellten Personen beläuft sich auf insgesamt 42. Die Zahl der Toten beträgt 3, die der Schwerver letzten 6, und die der Leichtverletzten 10. 33 ovo Gu'den unterschlagen Veruntreuungen eines Lotterie-Kollekteurs in Zoppot. Danzig, 2. Januar. Der 37 Jahre alte ungarische Konsul Friedrich Schulz aus Zoppot ist nach Unter schlagung von 33 000 Gulden aus Danzig verschwunden. Schulz, der eine angesehene gesellschastlicl-e Stellung in Danzig hatte, war Prokurist einer Lotterie-Einnahme der preußisch-süddeutschen Klassenlotterie in Danzig. Er war seit 30 Jahren bei dieser Firma tätig und genoß be sonderes Vertrauen. Seine Unterschlagungen reichen bis in das Jahr 1930 zurück. Schulz war als hoher Spieler im Zoppoter Kasino bekannt. Ein deutscher Gchritt im ?a'1e Eli"es cnb. Berlin, 2. Januar. sE. M.) Nachdem der deutsck)« Gesandte in Brüssel in der Angelegenheit der Ausweisung des Kaplans Gilles aus Eupen-Malmedy bereits von sich aus mit der belgischen Negie rung in Verbindung getreten ist, ist er jekt auf Anweisung von Berlin erneut bei der belgischen Regie rung vorstellig geworden. Oflpreußische Ländwirfchastskammer fordert Gienzsperre ae e» Hetteinfuhr cnb. Königsberg, 2. Januar. sE. M.) Die ostpreu ßische Landwirtsct-aslskannner hat an den Reichskanzler und den Rcichsernährungsminister ein Telegramm ge ¬ richtet, in dem erneut die Forderung unverzüglicher! Grenzsperre gegen alle überflüssige Fetteinsuhr erhoben wird. Konkurse und Vergleichsverfahren im Dezember wtb. Berlin, 2. Januar. Nach Mitteilung des Stati» tischen Neichsamtes wurden im Monat Dezember 1932 durch den Rcichsanzeiger 521 neue Konkurse ohne die we gen mangels Maste abgelehnten Anträge auf Konkurs eröffnung und 280 eröffnete Vergleichsverfahren bekannt gegeben. — Die entsprechenden Zahlen sür den Vormonat stellen sich auf 449 bzw. 267. Oie Not der Bauernfchast Bemerkenswerte Vorgänge in Oesterreich. wtb. Wien, 2. Januar. In Vorau in der Steiermark! hatten vor einigen Tagen Bauern eine Zwangs» versteigerunggewaltsam zu verhindern ge-i sucht und die eingreifenden Beamten tätlich angegriffen. Neun Personen waren verhaftet worden. Da die Ver hetzung der Bevölkerung seitdem immer größeren Um fang angenommen hatte, entsandte die Regierung eine aus 100 Mann bestehende Kompagnie des Grazer Alpen jägerregimentes sowie 100 Mann Gendarmerie in feld marschmäßiger Ausrüstung mit Maschinengewehren nach Vorau. Der verstärkte <Ä)utz macht auf die Bevölke rung großen Eindruck Trotzdem l-eißt es, daß morgen ein denkdnstrativer Aufmarsch der Bevölke rung von Vorau und Umgebung im Orte geplant ist. Eine Abordnung, die bei der Stantsauwaltsck-aft vor sprach, um die Freilassung der Festgenommenen zu er wirken, erhielt den Bescheid, daß ein Untersuchungs richter nach dem Orte kommen werde, um genaue Er hebungen anstellen zu können. Landeshauptmann Dr. Rintelen will gleichfalls nach Vorau gehen, um persönlich an der Beruhigung der Bevölkerung mitzuwirken. Gescheiterter Strelkversuch in Spanien. Madrid, 2. Januar. Ter Eisenbahnerstreik, den am 1. Januar die Anarchisten in ganz Spanien entfesseln wollten, scheint vollkommen gescheitert zu sein. Auf-allen Eisenbahnlinien herrscht regelmäßiger Betrieb und nur wenige Arbeitseinstellungen sind zu verzeichnen. Nur in Saragossa ist es zu einigen Störungen gekommen. Meh rere Personen wurden festgenommen. Dresdner Börse vom r. Januar Der erste Börsentag im neuen Jahr verlies ruhig. Dte Kursveränderungen waren ost vom Zufall abhängig, die Grund stimmung freundlich. Die Kursgestaltung war sehr uneinheit lich. Landkrafi Kulkwitz setzien ihre Auswärlsbewegung um 6 Prozent fort. Etzünger Brauerei gewannen 4 Prozent. Eomag 2!4 Proz., Spcicherei Riesa -s- 1-t Proz., Polyphon und Chem. Helfenbcrg je 4- 1)4 Proz. Rückgängig waren dagegen Triptis, Miinosa, Waldschl. je 2 Pro-,. Felsenkeller — 2.8, Schub u. Salzer — 2)1 Proz., Vereinigte Photo — 8 Proz. gegen 28. 12. Da gegen gewannen Chemische Heyden 2 Proz. Gewinne und Ver luste gingen «m übrigen über 2 Proz. nicht hinaus. Anleihen und Pfandbriefe wellerhin sreundüch, hier war das Geschäft etwas lebhafter. Zwickauer Siadianieihe 4-5)4 Proz., Leipziger Stadt anleihe 4- 3 Proz. Kursnotierungen: Reichsanleihe Altbesitz 64, Neu besitz Reichsbank 146, Chemische Heyden 57. Polyphon 49, Elektra 127, Felsenkeller 32,9, Landkraft Kulkwitz 96, Mimosa 186,5, Waldschlätzchen SV, Schubert u. Salzer 177. Witte» migsausflchten -er Dresdner Wetterwarte Wltterungsausstchten. Fortbestand des meist trüben Wetters. Nur vorübergehend Bewölkungsrückgang. Geringe Niederschläge. Temperaturen wenig geändert. Schtvache bis müßige Winde aus südlichen Richtungen.