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Sächsische Volkszeitung : 04.01.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193301045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19330104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19330104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-01
- Tag 1933-01-04
-
Monat
1933-01
-
Jahr
1933
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.01.1933
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spräsidenten ung des Ka der Reichs- immer inehr rrationskom- etraut. Sein wiederholte mmsatz „Erst t Cunos An- cherheitspak- lnzösisch - rtastrophalen ir abwenden Aufgabe, den e zahlreichen nisieren. Am und außcn- it Cuno aus ?ichstagsfrak- Seine Erb- mit großem der Wieder- >n der deut« Reparations- ^en. MUS 3. Januar. :r Tagblattes iin gestrigen igensurt eine it der Förde- ndelsverträge einen Fort- t Deutschland ng gelangen, tzgebiet habe re Aufnahme aber würden altet norden üitischein Ge ber strengen de sehr bald rden müssen. ^en? »Ido n. 3. Januar, ndte Djaritsch d der Besorg er die angeb- iir finanzielle chen. »wechseln und onen RM., die Vkillionen RNl. 897.5 Millionen hsschatzmcchsein nunen. inen zusammen ossen, und zwar 2 Millionen aus ankscheinen um t. Dementspre- w Rcntenbank- r gesamte Zah- , von etwa 1496 Millionen RM. M. gegen 6678 »eigen mit 539,9 m RM. > Devisen haben erhöht. Im ein- > aus 806,2 Mil« decliungssähigen RM. abgenom- d und deckungs« zegen 27,2 Proz. lluar ir geringe Aus. ichaupten. Stär- 2.4 einbüßten, — 2.4. Plauener ?s Berliner Kur- . gedrückt. Gas en Gewinn von ! Proz.. Speiche- Neichsbnnk 214 !lm Anleihe- und nlcihen übermie- !48.5, Sächsische rer 57'4, Felsen- z Ostsachsen 79,8, Tpetterwarte wchts hääistcns e. Keine oder ,s s -westliche England an -er Jahreswende OK Wtrischafi korrigiert Politische Utopien Neuentdeckung des Empire Folgen der FauderpoliM kVon unserem Mitarbeiter.) l- 14. London, Ende Dezember. Di« Ausläufer des Kriegs- und Reparationszyklons liegen über Farntreich und England, und noch weih niemand, ob sich nicht das Sturmzentrum auch diesen Ländern noch nähert und sie die ganz« Schwere der politischen und wirtschaftlichen Ueber- sorderungen, Dummheiten und Kurzsichtigkeiten ihrer früheren Regierungen noch fühlen läßt. Di« Schluhliquidation des Welt krieges — sie wird sich ohnedies länger hinziehen, als man all gemein annimmt — zeigt mit all ihren Schwierigkeiten und Verwilklungen wie in einem Reflexspiegel nur di« Fehler der Sieger, di« sich jetzt an ihnen selbst rächen. Es ist kein Zweifel darüber möglich, dah die politische Zir- kunft Englands unklar ist. Um so düsterer, als ja die letzten Wochen zeigten, daß jener Pakt, der seit 1929 den schützenden Hintergrund und den tragenden Unterbau der englischen Politik in Europa bildete, auch nicht gegen die Realitäten der Politik gefeit ist. Wir meinen den Pakt, den 1929 England durch MacDonald mit Amerika, mit Hoover schloh. MacDonald war damals wie ein Triumphator bei seiner Landung in Neu- york empfangen morden und der abgeschlossene Pakt schien eine neu« Epoche der angelsächsischen Weltmächte einzuleiten. Der Text des Pakte» hatte nur einen Fehler: er war zu überschweng lich, um ganz glaubhaft zu sein. Er wäre politischer und nütz licher gewesen, wenn er die verschiedenen Auffassungen Londons und Washingtons über die Stellung zu Japan, zum ganzen ost asiatischen Problemkrcis, zum Völkerbund, zur Abrüstung, zur Reparations- und Schuldensrage auch nur in einem einzigen Punkts einen einzigen Schritt angenähert hätte. Co blieb es nm bei der Begeisterung, bei der überaus freundschaftlichen Atmosphäre; sie hielt wenigstens zwei Jahre vor — bis dann bei dem Mandschureikonflikt der Gegensatz wieder sehr deutlich hervortrat und schließlich bei der Schuldenzahlung am 15. De zember in voller Stärke aufklafft«. Hätte sich England über den dritten Differenzpunkt rasch und entschlossen mit Amerika ge- einigt: über die Abrüstung, dann wäre wohl auch die Schulden, frag« schon vor dem 15. Dezember ins Rollen gekommen; denn mit Abrüstung hätten sich die Schulden kompensieren lassen. Statt dessen war aber die englische Politik ganz in Stagnation geraten — mit einer einzigen Ausnahme, in der Reparations frag«. Fragt man nach den Ursachen dieses Versagens der engli schen Diplomatie aus ihrem ureigensten Interessenseld, so wird man mehrere Gründe dafür anführen können. Ein erster und wichtiger Grund ist die Zusammensetzung der gegenwärtigen Regierung, in der nicht MacDonald, noch weniger die Libe- ralen um Sir John, sondern die konservative Mehr« hritdie Tonangebenden sind. MacDonald und die Liberalen müssen sich anpassen; das macht sich besonders in der Handels- und in der Abrüstungspolitik bemerkbar. Der Außen minister Simon ist zudem noch ein Neuling und ein Lehrling im Foreign Office; er ist unentbehrlich, um die besten juristi schen Formeln zu entwirren oder zu knoten — aber er ist kein politischer Führer, wie England ihn jetzt brauchte. MacDonald ist anfgerieben. DI« persönlichen Kämpfe und Bürden innerhalb «Ines Jahres — Trennung von der Labour Party, die er emporgefllhrt hatte, und von jahrzehntelangen Freunden und Kampfgenossen — die aufreibende Vielzahl und Gleichzeitigkeit der Sorgen und Pro- bleme, feine beiden Augcnoperationen u. a. machten auch den starken Schotten etwas mürbe. Viele seiner konservativen Freunde wünschen ihm einen recht langen Erholungsurlaub In Westindien oder Südafrika, genau wie sie ihn schon vor Jahres frist am liebsten zum Vizekönig von Indien gemacht hätten, wenn er nur selbst cingewilligt hätte. Ein zweiter wichtiger Grund liegt darin, daß die englische Politik seit Kriegsende sich in einem Uebergangsstadium be findet, das noch lange nicht abgeschlossen ist und noch nicht die n«nen Formen und Bahnen gegossen hat, in denen sich dann erst das politisch« Leben voll entfalten kann. Vor dem Kriege war Enaland die Weltmacht — heut« ist es Amerika im näm ¬ lichen Ausmaß, wie England vor 1914 den ersten Platz Inne- hatt«. Diese große Aenderung hat England noch nicht verstan den, noch weniger verwunden, am allerwenigsten aber schon jene politischen Werkzeuge ausgebildet und Energien entfaltet, di« auch d«n zweit«« tn der Weltpolitik die führend« Rotte spi«l«n lassen oder durch den ersten Platzhalter die Ziele des zweiten verfolgen lasten. Diese letzt« Kunst hatte vor dem Weltkrieg« Frankreich in höchster Vollendung ausgebildet, das England und Rußland vor sein« Zwecke und Ziel« spannte. England fällt es schwer, diese Methode der indirekten Politik — sie käme vor allem Amerika gegenüber In Frage — anzuwenden und ihre Notwendigkeit zu begreifen. Noch sehr vielen der älteren Ge neration will es gleich gar nicht in den Kops, daß Englands Flotte der amerikanischen nur gleichsteht, oder daß der Dollar stärker ist als das Pfund. Der Verlust des ersten Platzes in der Weltpolitik rief ein« äußerst interessante Reaktion hervor. Man entdeckte von neuem das Britische Empire. So stolz nun jeder Brite mit Recht auf das Imperium Britannicum sein kann und so unentwickelt und unvollendet es auch heute noch ist — was hätten wir Deutsche schon daraus gemacht! —, so sehr lenkte cs in den letzten bcioen Jahren weite Kreise der Oeffentlichkeit von anderen Fragen der Wellpolitik ab. Um so größer und unwilliger nxir dann die Reaktion, als Amerika seine Rechte und seinen Witten sehr deutlich suhlen ließ, und 29 Millionen Pfund einkafsierte. Ge wiß, das Empire und sein politischer und wirtschaftlicher Auf bau ist eiir lockendes Ziel; aber nachdem die Konferenz von Ottawa allmählich den Glorienschein verliert, und sich zeigt, wie sehr das englische Interrste dem kanadischen, indischen, süd- asrskanischen, australischen Intereste geopfert werden mußte, lernt man auch in den Blättern von Lord Beaverbrook — der «in Kanadier ist — verstehen, daß z. V. Amerika kräftig genug ist, Ottawa und den englischen Schutzzoll nicht ohne wei teres hinzunehmen. Wie sehr die Tatsachen und die Interessen auch den Verstand des im Herzen am stärksten empirebegcisterten Dominienministers regieren, zeigt folgende Tatsache: Der kanadische Ministerpräsident Bennett hatte in Ottawa ge fordert, daß England allen Handel nach Rußland abbreche, da mit der kanadisch« Weizen, das kanadisch« Holz keiner rujsiichen Konkurrenz begegne. Ueber dieser Forderung flog die Kon ferenz beinahe auf. Jetzt stellt es sich heraus, dah der gleiche Bennett mit den geschäftstüchtigen Rusten «inen Vertrag schloß, wonach Kanada russisches Oel im Austausch gegen kanadisch« Aluminiumröhre« einsührt, kurz, die Wirtschaft korrigiert die politisch« Utopie und es ist imr zu hoffen, daß über kurz oder lang England wieder mehr zu den allgemeinen Lveltproblemen zurückfindet und an der gewiesenen Lösung mitarbeitet. Zwei große Erfolge brachte allerdings auch 1932 der eng lischen Politik: Einmal die Lösung des Reparations problems, dann die Beruhigung Indiens. Dis Reparationen waren übersättig. Es kam nun entscheidend dar auf an, das feststehende Ergebnis in die entsprechenden poli tischen und juristischen Formeln zu fassen. Das gelang Mac Donald und Sir John Simon. In Indien hatte die englische Ermiidungstaktik vollen Erfolg. Gandbi ist nicht mürbe durch dl« Gesängnlshast. Aber er verachtet die europäische Methode der Verwaltung, der Politik, des Verhandelns und Diktierens fo sehr, daß er die sehr gute englische Verwaltung in ihrem langsam voranschreitenden Reformwerk nicht mehr stört. Gandhi geht der indischen Heiligkeit entgegen — England begnügt sich mit prosaischen Reformwerken. Aber vielleicht begegnen sich beide doch noch einmal. Vielleicht bricht aus dem Heiligen doch noch einmal der Haß und die Verachtung gegen alles Englische hervor, um «inen letzten Streich gegen England in Indien zu führen. An die Stellen der indischen Sorgen, die sich in langen Beratungen der dritten kleinen Round Table Conserenz in London entladen, sind die irischen Sorgen getreten, wo der harte und dabei lehr gewandte De Valera entschlossen zu sein scheint, den englisch-irischen Handelskrieg bis znm Weiß bluten der irischen Landwirtschaft zu führen. Der Dominien- Minister Thomas hat vor kurzem den Kampszoll auf die meisten irischen Agrarprodukte von 29 auf 40 Prozent erhöht, um für das englische Schatzamt jene fünf Millionen Pfund zu sammeln, deren Zahlung De Valera verweigert hat. Staatssekretär Dr. WIskott, bisher vandrat, ist zum kommissarischen Leiter des preußisch«« Landivirtlchaftsministeriums ernannt worden. Drei offene Fragen aber zeigen den Zwiespalt der en-« lischcn Politik: Mandschurei — Abrüstung — Schulden. Der japanische Freund darf nicht vor den Kopf gestoßen werden. Daher die stete Taktik des Nichtentschetdens von John Simon, sobald di« chinesisch-japanische Frage in Genf drängt. Diese Taktik bringt aber in Gegensatz zu Amerika, das klarer und früher als England erkannt hat, daß die künftigen weltpoli tischen Entscheidungen nicht mehr in der Atlantic, sondern im Pacific fallen. Ebenso kraß ist der Gegensatz in d«r Abrüstungs frage. Wie sehr hätte eine englisch-amerikansche Einheitsfront die Entscheidung in Genf schon längst herbeifllhren können, während sich jetzt hinter dem englischen Widerstand gegen Hoovers Vorschläge nur die französische Diplomatie verschanzen kann. Vor dem Amtsantritt Roosevelts am 4. März ist kamn mehr ein entscheidender Schritt in der Schuldenfrag« -« er warten. Die englischen Staatsmänner find in den verdiente« Weihnachtoserien. Man möchte um de» wirtschaftlichen Wieder aufstieges Europas willen wünschen, daß die englisch« Politik jenen Mut und jene Beharrlichkeit finden »iftpe, d«r nötig ist, um England aus der teuer genug bezahlten Sackgaste heraus« Zufuhren, in die es die Zauderpolitik der letzten Jahre geführt hat. Die englischen Staatsmänner waren wohl kühn, wenn es galt, «ine einzelne Frage anzupacken und zu lösen, aber sie sahen nicht da» Abrüstung»-, Echnldenproblem und die großen «onflitte des Völkerbundes als das einzig« K«e>- Problem der englischen Zukunft an. polnische Methoden Deutscher an» dem Angestellte«»«» der Hohenlohe werk« dnrch „Schiedsspruch" entfernt. Kattowitz, 2. Januar. Der stellvertretende Obmann des Angestrlltenrats de« Hohenlichewerke, Wagner, hatte einem entlasten«» deutschen Angestellten eine Bescheinigung ausgestellt, daß er angeblich aus wirtschaftlichen Gründen tatsächlich aber wegen seiner deutschen Staatsangehörigkeit entlasten worden sei. Die Direktton ver Hohenlohewerke sah darin ein« llebrrschreituna der Befugnisse des Nngestelltenvertreters und erhob beim Cchcedsgericht Klage ans Amtsenthebung. Die Verhandlung gegen Wagner war auf Antrag seines Vertreters bereits einige Mal« vertagt worden, weil Wagner die Begründung des Klageantrages der Hohen lohewerke noch nicht zugestellt worden war. Nach Eingang diese« Schriftsatzes ließ das Schiedsgericht der Partei Wagners je» doch keine Zeit zu einer schriftlichen Entgegnung und lehnte in erneuter Sitzung am Freitag einen weiteren Vertagungsantrag Wagners ab. Nunmehr lehnte Wagner das Gericht wegen Be fangenheit ab da es offensichtlich zugunsten der klagenden Par tei handelt«. Da das Schiedsgericht sich jedoch für nicht befangen erklärte verließen Wagner und sein Vertreter den Sitzungs saal mit der formellen Erklärung, daß sie bei der Landes behörde, dem Mojelvoden, Beschwerde einlegen würden. Rach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen hätte da» Schiedsgericht bis zu einer Entscheidung des Wojewoden nicht oerhandeln dürfen. Darüber setzt« sich aber das Schiedsgericht hinweg und gab dem Antrag der Hohcnlohewerke, Wagner seines Amtes al« stellvertretender Obmann des Angestelltrnrates zu entheben, statt. Wie nicht anders zu erwarten war, ist Wagner noch am gleichen Tage von der Direktion der Hohenlohewerke di« Kün digung zugestellt worden. Ms Ines aus Leningrad kam Roman von Maria RenLe Daumas. lNachdruck verbalen). (24. Iorstet-una) Wenige Wochen später fand dann die Hochzeit in der Art und Welse statt, wie Marianne es sich immer gewünscht und erträumt hattel Viel Aussehen, viel« Leute — eine Feier in einem geschmückten Saal«, welche rin gutes Teil . der mühsam zurückgelegten Ersparnisse der Eltern ver schlang, — und hinterher Tanz bis in die Nachtstunden. Ines Michahelles bewohnte bei ihren Eltern ein rei zendes Zimmer, das ihr« Mutter mit allem Kostbaren und Schönen geschmückt hatte, um der endlich Heimgekchrten ihre ganze Liebe zu bezeigen, die sie solange hatte ent behren müssen. Sie hatte dabei gehandelt wie die meisten Menschen, die das schenken, was sie für schön und richtig halten, ohne auf den Geschmack der Beschenkten Rücksicht zu nehmen. In diesem Fall« macht« sich das doppelt bemerkbar, da Frau Michahelles und ihre Tochter bisher unter ganz ver schiedenen Verhältnissen gelebt hatten, und die Mutter un möglich wissen konnte, wie es um di« Neigungen und Wunsch« der Tochter, die st« ja gar nicht kannte, bestellt sein mochte. Run war Leonie eine Frau von gutem Geschmack, und Ines, die zwar bisher ärmlich gelebt hatte, besag trotzdem einen angeborenen Instinkt für alles Wertvolle' es konnte da also keine allzu breite Kluft -wischen den Meinungen der beiden Frauen entstehen. Das Mädchen war tn den trüben Zeiten der russischen Revolution und tn den armseligen Verhältnissen, unter denen sie gelebt hatte, frühzeitig ernst und innerlich reifer geworden, als es ihren Jahren entsprach; aber sie hatte auch gelernt, bescheiden zu sein, und alles Prunkhafte, da» man für ihre Person aufwandte, schien ihr, gemessen an — dem Elend, das sie ihr Leben lang geschaut hatte, wie eine Hossart, ein Unrecht ihren Mitmenschen gegenüber. Gewiß, sie freute sich der liebenden Fürsorge der Mutter, mit der diese alles auf das schönste für sie her- gerichtet hatte, aber wenn sie sich tn der eleganten Nacht- wLsche unter der seidenen Daunendecke streckte, dann dachte sie-Ä dl« derbe. »irlLeflickt« WLlLe Mütterchen Katias. dachte sie daran,' daß der arme Seleskosf überhaupt nur zwei Hemden besessen hatte, weil die Preise für neu« bei nahe unerschwinglich waren. Dann löschte sie das Licht in ihrem Zimmer, um den Lurus. der sie umgab, nicht mehr zu sehen, und weinte in ihre Kissen; aus Sehnsucht nach den Verlassenen dort in Rußland, aus Einsamkeitsgesühl und aus Trauer . . . und Scham über ihr jetziges Leben. Nichts als Wohlleben, Verwöhntwerden und Müßig gang, das konnte sie aus die Dauer nicht ertragen! Zuerst war es ihr vorgekommen, wie ein Traum, aus dem sie bald zu erwachen wünschte, weil er sie bedrückte. Als sie aber sah, daß alles Wirklichkeit war, und daß ihr ganzes künftiges Leben weiter jo verlaufen sollte, da be gann ihr zu grauen. Keine Pflichten, keine Betätigung! Nichts, was ihr Freud« am eigenen Schaffen geben konnte! Dazu kam, daß sie sich zu ihrer jetzigen Umgebung nur ehr schwer einstellen konnte. Vater und Mutter waren hr immer noch zwei fremd« Menschen, denen sie sich in euer Demut und Ergebenheit fügte, die sie in Rußland >elernt hatte. Aber ihr Herz blieb unentwegt. Diese atten, von Luxus umgebenen Menschen waren nicht von hrer Art. Nie würde sie sich wohl bei ihnen einleben können. Bei den Geschwistern aber, denen sie ja im Alter näher stand, merkte sie eine teile Feindseligkeit; sie wußte, sie hielten, irgendwie gegen sie zusammen, wenn sie auch zu gut erzogen waren, als daß sie ihr unhöflich begegnet wären. Dies Verhalten schmerzte sie ein wenig. In ihrer großen Einsamkeit hätte sie gern gewünscht, diesen beiden jungen Menschen näherzukommen, vielleicht nur, um jemanden zu haben, den sie lieben und um den sie sorgen konnte. Sie wußte, daß di« beiden Geschwister irgendeinen Mangel an Liebe in ihrem Elternhause zu be- klagen hatten, daß sie deshalb so fest zusammenhielten, und daß sie selbst die unschuldige Ursache dazu war, da um ihres, Ines', Andenkens willen die Mutter di« beiden jüngeren Kinder stet« ein wenig zurückgesetzt hatte. Junge Menschen sind nun einmal so eingestellt. Sie sehen nur da» Leid, da» ihnen angetan wird, und mackzcn nun denjenigen Menschen dafür verantwortlich, der ihrer Meinung nach daran schuld ist, ohne zu fragen, ob jener nicht selbst leidet. "' Jedenfalls dachte Ines, daß es nun ihr Bestreben sein wüste, wenirn irgendmöglich die Zuneigung der beiden Kinder zu gewinnen und ihnen in treuer geschwisterlicher Liebe einen Ersatz sür das zu bieten, woran es die Mutter ihnen gegenüber hatte fehlen lassen. Viel dachte sie auch in dieser ersten Zeit, die sie im Elternhause verlebt«, an ibren Restekameraden—er hatte, kurz nachdem er nach B. zurückgekehrt war, an sie ge- schrieben, hatte nach ihrem Ergehen gefragt, und wie sie sich eingelebt habe. Sie batte sich über diesen Brief gefreut, wie ein be- schenktes Kind, aber die Antwort, die sie erst nach vielen Tagen schrieb, weil sie sie immer wieder hinausschob, war doch kühl und förmlich ausgefallen und hatte nichts von den Empfindungen ihres Herzens wiedergegebcn; denn zwischen ihr und Webner stand ja jenes Mädchen, das seine Braut mar, und das wohl bald seine Frau werden würde, das Mädchen, um destentwillen er aus eine Ehe mit ihr, dem reichen Mädchen, verzichtet hatte. Wie mußte er jene andere lieben! Wenn Ine»' reine und fromme Seele, eines Neid gefühls fähig gewesen wäre, hätte sie dieses Mädchen viel leicht um die Lieb« des Mannes beneidet . . . Alfred Webner war, als er Ines' Brief erhielt, recht enttäuscht. Das war nicht die Ines, die er kannte, die aus diesem Brief« sprach Und er glaubte nun. er sei für das in Wohlleben und Reichtum lebende Fräulein Micha helles abgetan; das Reiseidyll war wohl längst von ihr vergessen morden, und da war er zu Nolz, sich auszu- drängen. Co schwieg er und schrieb nicht mehr. Das Schicksal hatte sie wohl «ndgültta getrennt. — Ines hatte vrrsucht, tm Hause der Eltern einen Wir kungskreis zu finden, aber für alles waren Dienstboten da, und Frau Michahelles sah sie erstaunt an und begann darauf zu lachen, als Ines sie fragt», ob sie nicht Wäsche ausbestern dürfe, oder ob nichts an den Sachen de» Pater» oder der Geschwister zu nähen sei. „Wo denkst du hin, Kind?" sagte die Mutter, „Wäsche stopfen! Du willst dir wohl die Augen verderben?" „Aber bei Mütterchen Katja habe ich es doch auch immer getan, Mama, da war es lange nicht so hell in der Wohnung wie hier, und ich habe mir nicht di« Äugen ver» Morrfttzuna »ola^
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