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DieMinislerbesprechung amMllwoch Feststellungen Sitters Berlin, 29. März. (E. M.) In der heutigen Mim- sterbcsprechung, die zu der vorgesehenen Zeit um 12 Uhr mittag begann, erklärte eingangs Reichskanzler Hitler, datz die Vorgänge in Braunschweig vollkommen ge klärt seien, und dass der Zwischenfall im beiderseitigen Einvernehmen beigelegt worden sei. Weiter sprach der Reichskanzler über die A b w e h r m a tz n a h m e n gegen die jüdische Ereuelpropaganda im Auslande. Er betonte, bah diese Abwehr organisiert werden mühte, weil sie aus dein Volke selbst heraus kam, und ohne Organisierung leicht unerwünschte Formen an genommen hätte. Gegenüber dieser Gefahr wies der Kanz ler darauf hin, das; die Abwehr durch die Organisation fest in der Hand massgebender Instanzen, also vor allem der Führung der NSDAP., sei. Es werde verhindert wer ¬ den, dah es zu Belästigungen persönlicher Art und zu Gc- walttätigkeiten komme. Das Judentum müsse aber aner kennen, dah ein jüdischer Krieg gegen Deutschland das Ju dentum in Deutschland selbst mit voller Schärfe treffe. Der Kanzler wies darauf hin, dah auch heute wieder eine Reihe von Nachrichten aus dem Auslande vorliegen, die den Fortgang der Hetze gegen Deutschland beweisen. Gchächtverbot für -as garne Aelch Berlin, 28 März. In den letzten Woäx-n ist in verscho benen Ländern und auch in einzelnen Gemeinden das beläu- bunaslose Schlachten und die Blutentzlehung ohne vorherige Betäubung, (Schächten) verboten worden. Um eine einbeitliche Regelung in dieser Frage zu erreichen, wird die Reichsremc- rung die Art der Schlachtung und das Betäuben der Schlacht tiere durch Reichsgesctz bestimmen. Die Ne»'S'e>»nz wil- wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen erka' i»,, Danach wird dann das betäubungslose Schlachten und das »etäubungs- lose Schächten im ganzen Reichsgebiet verboten lein. Neue Regierungsmatznahmerl Geqerr die Korruptton Die Durchführung der neuen preuhischen Verordnung. Berlin, 29. März. Zu der Verordnung des preusji- schcn Innenministeriums zur Behebung von Mihständen in der gemeindlichen Verwaltung, der sogenannten Anti- ko r r u p t i o n s v e r o r d n u n g, sind jetzt Durchfüh rungsbestimmungen ergangen. Die Haushalts ordnung für die Gemeinden und Ecmcindcverbände hat eine Aenderung erfahren. Rach dem neuen Paragraphen 28 sind Verträge der Gemeinde oder von Unternehmungen, aus deren Führung die Gemeinde mahgebenden Einsluh be sitzt, mit Mitgliedern des Gemcindevorstandcs der Vcr- tretungskörperschast und sonstiger Organe der Gemeinde, mit dem Ehegatten dieser Mitglieder oder mit Personen, mit denen diese Mitglieder in gerader Linie verwandt oder verschwägert oder durch Adoption verbunden oder in der Seitenlinie im 2. oder 3. Grade verwandt oder im 2. Grade verschwägert sind, zur Kenntnis der Vertretungs körperschaft oder eines von ihr bestimmten Ausschusses zu bringen, cs sei denn, dah es sich um ihrer Natur nach regelmässig wiederkehrende Verträge nach feststehenden Ta rifen handelt. Zentralstelle zur Bekämpfung von Schmutz und Schund Berlin, 29. März. Das preuhischc Jnnenininisterinm hat eine umfangreiche Ausführungsverordnung zur Be kämpfung unzüchtiger Schriften, Abbildungen, Darstel lungen usw. herausgcgeben. Einleitend wird festgestcllt, dah die Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild we gen der besonderen daraus erwachsenden Gefahr für die körperliche und sittliche Gesundheit unseres Volkes mit grösstem Nachdruck betrieben werden mühte. Die Einrichtung dieser Zentralstelle wird von der christlich denkenden Bevölkerung lebhaft begriisst werden. Oie Reformmaßuahmen der Krankenkassen Berlin, 29. März. Im Zusammenhang mit den ge stern gemeldeten Mahnahmcn zur Reform des Kranken kassenwesens wurde Ministerialdirektor z. D. Jahn zum Reichskommissar für die allgemeinen Ortskrankenkassen Gotha, Gera, Sonneberg, Gehren (Thüringen) und Wandsbek ernannt. Zum Beauftragten des Neichsarbeits- ministers zur Führung der Geschäfte des Hauptocrbandcs deutscher Krankenkassen wurde Syndikus Brücker ernannt. Oie Neuorganisation -er Gewerkschaften Erklärungen abgegeben, die dem deutschen Episkopat als ausreichende Garanten erschienen, um die Warnung gegen über der NSDAP, zurückzunehmen. Eindeutig und un- mihverjtändlich hat Hiller seine Stellungnahme zur ka tholischen Kirche in seiner grohen Programmrede vor dem Deutschen Reichstag am vergangenen Donnerstag festge legt. Hitler Hal wörtlich folgende Versicherungen abge geben: „Tie nationale Regierung geht In den beiden christlichen Konscstionen die w chtigften Faktoren zur Erla'tunq unsere» Boikstvms. Sie wird die zw'lchen ihnen und den Ländern ab- aelch ostenen Vertraue respektieren. Ihre Rechte sotten nicht n»getastet werden." „Ebenso lept die Reichsregierunq, di« im Christentum die unerschütterlichen Fundament« der Moral und Sittlichkeit des Volker, fleht, «richten Wert auf sr«unds<l»as»Iich« Beziehungen zum Hl. Stuhl und sucht sie ouszugestalten." „Die Recht« der Kirchen werden n'cht geschmälert und ihre Stellunq zum Staat nicht geändert." Den Ernst dieser Worte der offiziellen Erklärung des Reichskanzlers dürfte wohl niemand anzweiseln. Auch das handfeste Zupacken der Regierung Hitler gegenüber dem Kommunismus, dem Todfeind alles Christentums, dürfte die Billigung des Episkopates in hohem Mähe gesunden haben. Die Kundgebung der Bischöfe stellt sich also als die Folgerung ans der in feierlichen Auslassungen und Be teuerungen des nationalsozialistischen Führers zum Aus druck gebrachten revidierten Haltung der 'NSDAP. gegen über der katholischen Kirche dar. Das ist Sinn und Begründung dieser Kundgebung des deutschen Episkopats. Wir möchten wünschen, dah diese auch in der nichtkatholischcn Presse so anfgefasst werde, wie cs den Absichten ihrer Bersasser entspricht. Jedenfalls dürfte eine Auslegung dahin, dah die sorgfältig formulierte Aushebung der Warnung vor dem Beitritt zur NSDAP, einer Empfehlung des Nationalsozialismus von kirchlicher Seite gleichkomme, nicht berechtigt sein. Die Kirche steht der Nationalsozialistischen Partei jetzt genau so gegenüber wie etwa bisher der Deutschnationalen und Deutschen Volkspartei. Bekannt ist ferner, wenn cs hier auch nicht ansrücklich ausgesprochen ist, was die deutschen Bischöfe über die kirchliche Arbeit der Z c n t r u m s p a r t e i denken. Als ein Abrücken vom Zentrum kann also der Aus ruf in keiner Weise ausgelegt werden. Wenn in der Kundgebung der Schutz der Konkordate durch die neue Ne gierung eigens anerkannt wird, so ist man von kirchlicher Seite denen zu ganz besonderem Dank verbunden, die diese Konkordate in langer, zäher Arbeit geschaffen haben. Schlichlich empfehlen wir der besonderen Beachtung der Katholiken die beherzigungswerten Kernworte in der Kundgebung des Episkopates, in denen er klar aufzeigt, wie er sich die lebendige Gestaltung unseres öffentlichen Lebensim Gei stcdesChri st en- t u m s denkt durch die Mitarbeit der Gläubigen für Frie den und soziale Wohlfahrt des Volkes, für Schutz der christlichen Religion und Sitte, für Freiheit und Rechte der katholischen Kirche, und Schutz der konfessionellen Schulen und Jugendorganisationen, durch Eintreten für Ausbreitung und Wirksamkeit der katholischen Vereine, deren segcnsvollc Arbeit ganz besonders unterstrichen wird. Wl. ^Zum To-e der Prinzessin Mathilde Beileid der Staatsregierung. Anlässlich des Ablebens der Prinzessin Mathilde von Sachsen hat der Reichskommissar für das Land Sachsen in einem Beileidsschreiben an das Familienoberhaupt des Hauses Wettin, Prinz Friedrich Christian, die ausrichtige Anteilnahme der sächsischen Staatsregierung ausge sprochen. Aus -em Reiche Volkszählung 1933. Berlin, 29. März. <0° M.) Bon amtlicher Stelle wird seht festaestellt, dah die nächste Volks-. Berufs- und Betriebszählung gesichert ist. Sie soll im Funi dieses Fahres statlsinden. Die letzte Volks-, Berufs- und Betriebszählung wurde 1925 vorge- nommen. Pauk von Goutard wieder verhaftet. Berlin, 29. März. Ter Untersuchungsrichter hat die Vor untersuchung gegen den Generaldirektor Paul von Gonlard wegen Devisenvergehcn und unrichtiger Dermögensdeklarierung eröffnet. Ter Angeschuldigle ist gestern abend wieder verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis eingcliesert wordbn. Ein Kommunist in Notwehr erschossen. Hamburg. 29. März. In der Grajenstrahen wurden am Dienstag Nationalsozialisten von Kommunisten tätlich angegrif fen. Ein Rationalsozialist machte in der Notwehr von der Schuhwasfe Gebrauch und verletzte einen Kommunisten tödlich. Kommunisten mit Stahlhclmabzeichen. Altona, 29. März. In einer Slahlhelmverguslaltung im Altonaer Hotel Kaiserhos wurden am Dienstag mehrere Kom munisten festgenommen, die Stahlhelmabzeichen trugen. Hamburg. Auch hier ist das Verbot der sozialdemokrati schen Presse bis auf weiteres verlängert worden. Nordhausen. Ter Oberförster Schmidt aus Rotheshütte (Südwestharz) erschoh in der vergangenen Nacht seinen acht jährigen Sohn und verüble dann Selbstmord. Tie Frau des Ol'erförstcrs vergiftete sich mit Gas. Die Motive der Tat sind noch ungeklärt. Regierungskrise in Danzig Verhandlungen über die Regierungsumbildung gescheitert. Danzig. 29. März. Die Regierungsparteien hatten gestern abend beschlossen, bei etwaigen Verhandlungen mit der NSDAP, über eine Umbildung der Regierung unter allen Umständen an der Person Dr. Ziehms als Senalspräsidcnten festzuhalten. Ter nationalsozialistische Abgeordnete Greiser erklärte darauf hin, dah die Nationalsozialisten an ihren Forderungen unbedingt fest halten. Di« Erfüllung dieser Forderungen sei die Voraus- fetzuna für weitere Verhandlungen. Die Frage Tr. Ziehms, ob die Verhandlungen als gescheiter« zu lretrachten seien, ivenn die Forderungen der Nationalsozialisten nicht restlos erfüllt wür de», wurde von Greiser bejaht. Aufhüuser zurückgelreten Berlin, 29. März. sE. M.) In der gestrigen erweiterten Vorstandssitzung des Bundesvorstandes des Allgemeinen Freien Anaestelltcnbundes wurden die für den Weiterbestand der Ge- werkfchast erforderliclum Mahnahmen erörtert. Der Vorstand bekannte sich zum Grundsätze des Kollektiv-Vertrages, sowie zur Unabhängigkeit gegenüber allen politischen Parteien und brachte den festen Willen zum Ausdruck, auch für die Zukunft die sozialen und wirtschaftliä)«» Interessen der Angestellten mit unverminderter Kraft wahrzunehmen. Der bisherige, Bundesvorsitzende Reichstagsabgeordnete Aufhäuser ist angesichts der volitische Lage aus eigenen Wunsch von seinem Amt z u r ii ck g «t re ts n. Der Vorstand beschloh ferner, eine organisatorisck>e Neuord nung mit dem Ziele anzuftreben, dah das Schwergewicht in di« einzelnen Berufsverbände verlegt werden soll. Zu diesem Zwecke ist ein Ausschuh aus 3 Vorstandsmitglie der» gebildet worden. Vis zu der von der Reichsregierung ge planten Neuregelung des Gewerkschastsweiens wird der stell vertretende Bundesvorsitzende Wilhelm Stahr die Geschäfte des allgemeinen freien Angeftelltenbundes führen. Vereinze'te Boykott-Aktionen Berlin, 29. März. (E. M.) Am Dienstag ist cs in verschiedenen Teilen des Reiches zu Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte gekommen. In allen Fällen wurden die Inhaber von Warenhäusern, jüdischen Geschäften und Rechtsanwaltsbüros aufgesordcrt, ihre Betriebe zu schlic hen und den Angestellten das Gehalt im Voraus zu zahlen. Zu Zwischenfällen ist cs nirgends gekommen, die Aktionen gingen vielmehr in aller Ruhe vor sich. Wie die NSDAP, dazu mitteilt, sind diese Massnah men noch nicht angcordnet, sondern wohl aus der Erregung heraus geboren, die durch die Verbreitung der Ereucl- meldungen im Auslande in der Bevölkerung entstanden ist. Die o s s i z i e l l e V o y k o t t - A k t i o n der NSDAP, gegen jüdische Geschäfte beginnt, wie aus dem an anderer Stelle mitgcteiltcn Aufruf hervorgcht, e rst a in 1. A p r i l. Von besonderer Seite wird daraus hingcwiesen, das; bei dem Einschlagen von Fensterscheiben jü discher Firmen die wirklich Geschädigten nicht die betref fenden jüdischen Firmen sind, sondern die deutschen Ver sicherungsgesellschaften, und dass dadurch letzten Endes deutsches V o l k s v e r m ö g e n mutwillig ver nichtet wird. Flugzeugkatastrophe bei Vixmuiden IS Tot«. Brüssel, 29. März. In der Näh« des Dorsrs E«ss«n südlich von Dlxmuidcn hat sich Dienstag nachmittag «ine furcht, bare Flugzeugkatastrophe «reignet. Ein gross«, dreimotorlg«. englisches Berkehrsslugzeug der Imperial Airways Ltd., das sich aus dein Flug von Haeren nach London befand, stürzte p'ötz'ich ab und ging beim Ausschlagen aus den Boden sofort in '-eilen .Flammen aus. Sämtlich« fünfzehn Insassen sind ums »eben gekommen. An Bord befanden sich anher dem englischen Pilo ten ein Mechaniker, ein Nadiotelegraphist und zwölf Passagiere. Die Gendarmerie war aus dem benachbarten Ersten sofort zu der Unglücksstelle geeilt, konnte aber aus dem völlig verbrann ten Apparat nur noch die verkohlten Leichen bergen. Fn einem Umkreis von 39 bis 309 Meter» von der Unfallstellc entfernt fand man die völlig zerschmetterten Körper von vier Fahr gästen, dhe offenbar versucht haben, im Augenblick des Absturzes aus dem Flugzeug lierauszuspringen. Wegen Abwehr der Sreuellügen best ast Beschlagnahme des Posener Tageblatts. Posen, 29. März. (E. M.) Das heute nachmittag er scheinende Posener Tageblatt, die führende Zeitung der Deutschen in Posen, ist kurz nach Erscheinen beschlagnahmt worden. Grund zu dieser Beschlagnahme bildet ein Ar tikel, der sich gegen die Ercuelhetze der polnischen Presse wegen der angeblichen Judenverfolgungen in Deutschland wendet. Dresdner Börse vom LS. März Schwach. Ta l>eute das Angebot an der Dresdner Börse überwog, tagen di« Kurse auf alle» Marktgebieten 1—2 Pro zent gedrückt. Es kam weiterhin zu Kursverlusten bis -1 Pro« zent, veleinzelt darüber. Gedrückt lagen vor allem Brauereien. Erste Kulmbacher verloren 314 Prozent, Radeberger 4 Prozent, Schöjserhos 5 Prozent. Dortmunder Ritter 3U Prozent. Felsen keller. Kulmbacher Rizzi und Leipziger Riebeck je 2 Prozent. Wunderlich kamen gegenüber 24. 3. mit 11 Prozent Verlust zur Notiz. Auch Dittersdorser Filztuch l— 7 Prozent), Elektrizitäts werke Riesa s— 5 Prozent). Residenz Vaubank und Gebr. Un ger je — 4 Prozent. Wanderer, Gebler-Werke und Kötitzer Le der sje — 3 Prozent) hatten unter Angebot zu leiden. Auch Papicrmerte gaben überwiegend nach. Dresdner Albumin-Ak tien sowie Genüsse. Dr. Kurz und Photo-Genüsse kamen mit mehrprzentigem Abschlag zur Notiz. Zeift-Ikon verloren 2 Pro zent Von Banken gaben Sachs. Bodenkredit 2,1 Prozent nach Non Gewinnen sind «rwähnensivert Chem Helfender« und Ge raer Strickgarn je -l- 2 Prozent. Anleihen und Pfandbriefe laecn zirka 1 Prozent schwacher. Vereinzelt gingen di« Rück gänge darüber hinaus. Kursnotierungen. Reichsanleilie Altbesitz 77; Reichsanleihe Neubesitz 12,95; Reichsbank 150; Sächh Vodencredit-Anjtalt 102; Chem. Fabr. v. Heyden 6714; Chem. Fabr. Heisenberg 845L; Dresdner Gardinen 26,9; Elektra 133; Erste Kulmbaä>er 5914: Felsenkeller 76; Kulmb. Rizzi 108; Mimosa 219; Peniaer Potentpapier 28; Polyphon 37; Radeberger Exportbicr 15314; Reichelbräu 137; Schubert u. Salzer —: Soc.-Brauerei Waldjchl. 9»; Wanderer 74; Zeih-Ikon 78. Witterungsausstchten der» Vres-ner Wetterwarte Witterungsausflchten. Meist schwache Wind« aus ivechleln- den Richtungen. Vorwiegend heiter, örtlich Nebel, wieder stär kere Tagesschwankung der im Mittel wenig geänderten Tempe ratur, kein« Niederschläge