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Skelett unter den Dieken. Cossa (Kr. Bitterfeld). Bet Ausschachtungsarbciten aus dein Grundstück, des Kaufmanns Rudolph, dessen Hm,s kürzlich ab gebrannt ist, sand man unter den Dielen ei» menschliches Skelett. Notizen Zur Wahlrechtsreform. Aus der Feder einer ..an zentraler Stelle der Reichs politik tätigen Persönlichkeit" bringen di« Leipziger Neuesten Nachrichten lNr. 2b») einen Artikel zur Wahlrechtsreform, der ungefähr die Pläne erkennen läßt, die von selten der jetzigen Ncichsregierung zu dieser Frag« erwogen werden. Der Artikel schreiber polemisiert zunächst gegen die Verhältniswahl und fordert Wiederherstellung des Einerwahlkrciles und des Mehrheits prinzips (eine Regelung aljo, der die Minderheiten in den Ein- zelwahlkreifen, z. V. di« Zcntrumsanhänger in Sachsen, mund tot machen würde). Weiter wird Heraufsetzung des aktive,, und passiven Üstahlaliers gefordert. Neber die Durchführ barkeit solcher Vorschläge sagt der Artikel: .Die Einführung der Mehrheitswahl an Stelle der Ver- hälliiisrvahl ist nur möglich durch verfassungsänderndes (besetz (Zweidrittel-Mehrheit) oder durch verfassungsändernden Volts- «ntfcheid (Mehrheit der Stimmberechtigten, die etwa 22 Mil lionen beträgt). Das gleich« gilt für die Heraufsetzung des aktiven SNahlalters von 2V Jahren. I st die Abänderung der Verfassung nicht zu erreichen, so besteht die Möglichkeit einer weitgehenden Verbesserung unseres Verhältniswahlversahrens auk dem Wege der einfachen Gesetzgebung, des einsachen Volksentscheides, oder gegebenenfalls durch Verordnung auf Grund des Artikels -t8 Abs. 2. Die Durchführung des Verhälinisgrundsatzes könnte auf die einzelnen, wesentlich verkleinerlcn Wahlkreise beschränkt werden. Rcichsliste und Listeilverbindung, ferner die Aköglichkeit mehrfacher Kan didatur könnten beseitigt werden. Der durch den Artikel 22 der Neichsverfassung vorgeschriebene Grundsatz der Verhältniswahl wär« hierbei immer noch als gewahrt zu erachten. Auch das fetzige Wahlverfahren führt die Verhältnisrvahl nicht bis zur restlose» Verwertung der Stimmen durch: auf der Reichsliste können auch nach den gegenwärtigen Bestinnnungen höchstens so viel Mandate erreicht rverden, als bereits in den Wahlkrei sen und Wahlkreisverbänden erzielt worden sind: die übcrschie- tzenden Reststimmen gehen auch jetzt verloren. Eine Verbesse rung, die ebenfalls ohne Verfassungsänderung, lediglich durch Abänderung des Reiclsswahlgefetzes durchgeführt werden konnte, ist die Heraufsetzung des passiven Lvahlalters von A Jahren, da dieses nicht, wie das aktive Wahlalter in der Verfassung, sondern im Wahlgesetz (8 1) festgesetzt ist." Da weder ein« verfassungsändernde Mehrheit noch eine Mehrheit bei einem Volksentscheid für die Pläne der Negierung Papen zu haben sein wird, ist zu erwarten, datz man die ange deuteten Möglichkeiten auf dem Svcge der einfack)en Gesetzgebung anstreben wird. Allerdings erscheint es uns als unwalma-ein- lich, datz die Regierung noch vor dieser üvahl einen Versuch solcher Art machen wird. „Ich schied' den Hirsch . . Das ist ein Lied, das weit und breit gesungen wird, ohne daß jeder der Sänger daran dächte, in der Tat Hirsche zu schie ben. Aber wenn man Reichstagspräsident ist, so mag mau wohl Lust bekommen, auch in der Praxis einmal einen Hir>ch zu schieben. Also dachte Herr Göring und wandte sich an das preu- stischc Landwirtschaftsminifteriuin, um einen Hirsch in den Etaatsforsten zum Abschub zugcwiesen zu erhalten. Wie die Sache aber ausging, darüber berichtet der folgende Brief des preustischen Landtagspräsidenten Kerrl an den Staatssekretär Mussehl, der zur Zeit das preutzische Landwirtschaftsministerium verwaltet: „Zufolge Ihrer freundlichen Anweisung ist meinem Freunde, dem Reichstagspräsidenten Göring, ein Hirsch in der Oberförstevei Neu-Glienicke zugewiesen worden. Herr Göring hat auf telephonische Anfrage festgestellt, datz der Oberförster selbst nur etwa vierzehn Tage brauchte, um einen recht dünnen Hirsch zu schieben. Der ziveite Forstbeamte soll noch immer vergeblich auf ein ähnliches Getier warten. Nun ist Herr Göring, der im übrigen gehört hat, das, Herrn Otto Braun in der Nomintener Heide ein Hirsch zugewiesen ist, poli tisch zu sehr beansprucht, um vierzehn Tage auf Anstand zu sitzen, mn dann doch keinen Hirsch zu schieben. Er hat deshalb, und weil er die gewib nicht unberechtigte Hoffnung hat. datz nächstes Jahr wir selbst die Hirsche in der Schorf heide verteilen werden, darauf verzichtet, von der Zu weisung Gebrauch zu machen, damit nächstes Jahr auch für andere ein Hirsch übrig bleibt." Dab erwachsene Parlamentarier sollte Briese schreiben, ist auch nur in Deutschland möglich Es fehlt nur noch, das; die Nationalsozialisten im Preusstschen Landtag einen Misstrauens antrag gegen Herrn Mussehl wegen dieser Affäre einbringcn. Im übrigen ist es wirklich besser, dab Herr Göring darauf ver zichtet. auf die Jagd zu gehen, er hat in seiner kurzen Amtszeit als Reichstagspräsident schon genug Böcke geschossen. . . . I_eipri<! uncl Umgebung 8» Prozent Urlaubsvergütung. Leipzig. Der Schlichter für Mitteldeutschland Dr. Hauschild fällte am Donnerstag in der Streitfrage der Urlaubsregelung der bei der Mansfeld A.-G. beschäftigten Arbeiter folgenden Schiedsspruch: 1. Der 8 1» des ab 1. Mat 1932 gültigen Tarifvertrages für die Arbeiterschaft der Mansfeld A.-G. für Bergbau und Hüttcnbetrieb in Eisleben wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1932 mit der Abänderung wieder in Kraft gesetzt, datz die Ur laubsvergütung nur 8» Prozent des nach Ziffer 4 zu zahlenden Betrages beträgt. 2. Dieses Abkommen kann mit einmonatiger Frist zum Monalsschlutz, erstmalig zum 30. September 1933, ge kündigt werden. — Die Erklärungssrist läuft am 13. Oktober 1932 ab. ) Gastspiel der Städtischen Theater in den Leunamerken Merseburg. Der Blldungsausschutz der Lcunawerke hat als An- rcchtsvorstellungcn In diesem Winter drei Opern, zwei Sinfo nie-Konzerte, eine Operette und drei Scl>auspicle vorgesehen, die von den Städtischen Theatern in Leipzig und dem Stadt- und Gewandhaus-Orchester ausgcsiihrt werden. Weitere Opern- und Schauspiel-Gastspiele find als Autzer-Anrechts-Borltcllungen geplant. Politischer Anschlag oder Dummersungenstrelch. Grimma. Als in der Nacht zum Mittwoch der Führer einer hiesigen politischen Partei mit Frau und Sohn von einer Ver sammlung helmkehrie, zerknallte auf der Muldcnbrücke kurz vor dem Dornacr Weg ein Sprengkörper dicht bei de» Gehen den. Ob es sich um einen Anschlag handelt oder ob die Täter den Betroffenen nur einen Schrecken einjagen wollten, steht noch nicht fest. Der Vorfall hätte leicht schlimme Folgen habe» Kon nen, da die Frau des Führers Herzleiden!) ist. In Betracht kom men zwei unbekannte Personen, die nach der Explosion »ach dem Stadtwalde zu flüchteten. l-ocien-IVIäiitsI fün ab tz/IK. 29.— Oroscien - stotiannstl-. 12 ^iiemnstr, Iviclesu, Klauen Schwestern-Einsührung. Nachdem am Sonntag, den 23. September, die AZeihe der neuen St. Josephe-kapell« in» Schwesternheiin, Schlotzstratze 1l, durch Erzpriejter Rücker stattgesunden hatte, beging man am vergangene»» Sonntag nachmittag t Uhr ebendaselbst in schlich ter Feier die Einführung der Schwestern aus dem neugegrün- dclen Klösterchen Nazareth in Goppeln bei Dresden. Vor einem kleinen Kreis geladener Gäste, dem katholischen Kirchenvor stand, sowie den Vorständen der katholischen Vereine, bewill kommnet« Erzpriester Rücker in einer Festansprache die Schwe stern sieudig bei ihrem Einzuge in die Stadt Zwickau mit ihren rutzgeschlvärzten Strotzen und Häufern in denen aber auch Men schen wohnen mit lichten, der Caritas zugänglichen Her.zen. Er wünschte ihnen gottgesegnetes Wirken auf allen Gebieten, vor allem auf dem gerade in der gegenwärtigen Zeit weit um fassenden Gebiet« der Wohlfahrts- und Krankenpflege. Engel der Caritas werden da gebraucht. Endlich sei die Gemeinde in der Lage, den Anfragen vom Wohlfahrtsamt und der Aerzte nach einer Schwester für eine dringend notwendige Nachtwache bei Kranken, die wiederholt an das Pfarramt gerichtet wurden, zu entsprechen. Ein frohes Gefühl, das alle Freunde der Kran ken beglückte. Landesverband für werktätige Erziehung. Chemnitz. Der Landesverband Sachsen für werktätige Er ziehung hielt am Donnerstag seine diesjährige Hauptversamm lung in Chemnitz ab. Nach einer Begrützungsansprache des 1. Vorsitzenden, Engelhardt-Dresden, brachte Prof. Dr. Bohn namens des Volksbildungsministeriums dessen Interesse für das Problem der werktätigen Erziehung zum Ausdruck und sicherte dem Verband die weitere Unterstützung seilens des Ministeriums zu. Im Mittelpunkt der Tagung stand eii» Vortrag von Lehrer Fritz Winkler-Chemnitz über „Wie bringen »vir den Werkunter richt über die Notzeit hinweg?" Trotz der gegenwärtigen Not zeit müsse die Schule de» Kindern das schaffende Lernen er möglichen: hierbei sei aber unbedingte Erfordernis, datz die Schule durch Bercilslcllung öffentlicher Mittel unterstützt werde — Mit der Tagung war eine Werkunterricht-Ausstellung in den Räumen der Deutschen Oberschule verbunden. Verurteilte Demonstranten. Chemnitz. Das Schöffengericht verurteilte einen 26 Jahre alten Fleischer wegen Landfriedensbruchs zu vier und zwei weitere Angeklagte zu je drei Monaten Gefängnis. Sie hatten unmittelbar nach dem Erlast des SA.-Verbots am 11. April d. I. an einer Demonstration vor dem Gebäude des sozial demokratischen Organs in Chemnitz teilgenommen, wo cs zu einem Zusammenstost kam. tz. Chemnitz. Ein Siebzigjähriger. Am Freitag begeht der Stadtrat Fabrikdirektor Ernst Burger in geistiger und körperlicher Frische seinen siebzigsten Geburtstag. Der Jubilar ist Mitglied der Industrie- und Handelskammer und Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Metallindustrie: auch gehört er dem Vorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller an. 1,8 Mill. Mark Bezlrkoumlagerückstände, Zwickau, 0. Oktober. In der ain Mittwochnachmittag ab gehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauplmann- schast Zwickau teilte der seit der Versetzung des Amtshaupl- manns Müller nach Chemnitz mit der Führung der Geschäft« beauftragte Amtshauptmann von Nöiner mit, datz die Gemein den im Zwickauer Bezirk zur Zeit mit 1.S Mist. Mark Bezirks umlage im Rückstand seien. Die Umlage sei allerdings mit 13 Mark pro Kopf der Bevölkerung viel zu hoch. — Der Aus schutz beschlotz, das dem Bezirk gehörende Kinderheim^Weitzcn- burg in Thüringen wegen einer dort ausg«broch«nen Scharlach erkrankung vorläufig zu schlichen. 1)4 Millionen Umlagerest. Zwickau. Im Bezirksausschuh der Amtshauptmaunschast Zwickau erklärte der neue Amtshauptmann von Römer, wann und ob die Zusammenlegung der beiden Amtshauptmannschas- Icn Zwickau und Werdau komme, wisse mau noch nicht (nach unserer Kenntnis wird sie Anfang nächste» Jahres durchgeführt werden). Die Finanzverhättnisse des Bezirksverbands seien auherordentlich trübe. Die Bezirlrsumlage seit mit 13 RM. jähr lich auf den Kopf auherordentlich bedenklich. Noch bedenklicher aber sei die Tatsache, dah von den Vezirksgemeindcn noch eia Umlagerest von 1)4 Mill. RM. abzusühren sei. Leider habe der Bezirksvcrband keine Ausrechnungsmöglichkeilen gegenüber den Gemeinden. tz. Zwickau. Ernennung. Amtsgerichtsdirektor Künt- zel ist..zun» Landgcrichtsdirektor und Amlsgerichlsrat Bär zum Vorstand der SIrafabtcilung des Amtsgerichts ernannt ivvkden. keine Winterhilfe für Fürsorgeempfänger Im Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft Annaberg stand u. a. ein Antrag auf Sicherung des Winterbedarfs an Kohlen und Kartoffeln für die Fürsorge empfänger zur Beratung. Der Ausschuß stellte sich dem An trag zwar nicht ablehnend gegenüber, doch wurde einmütig zum Ausdruck gebracht, daß die trostlose Finanzlage der Ge meinden die Durchführung des Antrags keinesfalls zulasse. Amtshauptmann von Wirsing gab einen Ueberblick über die katastrophale Finanzlage des Bezirks und der Bezirksgemein den. Die Schuldenlast oes Bezirks sei b s Ende August auf 333 000 RM angewachsen. Bürgermeister Bauer-Neudors teilte mit, daß in der Gemeinde Neudorf in September allein an Unterstützungen 19 800 RM ausgezahlt werden mußten, während nur 12 000 RM an Steuern eingingen. Schwere Saalschlacht in Berlin Berlin, 7. Oktober. Bei der ersten öffentlichen Wahlver sammlung der DNVP in der „Neuen Welt" kam es zu einer schweren Saalschlacht. Schon zu Beginn der Versammlung bemerkte man eine sehr große Anzahl von Nationalsozia listen, die durch Zwischenrufe zu stören suchte. Nach Beginn der Ausführungen des Vizepräsidenten Graef rief ein Teil nehmer der Kundgebung: Hände aus den Taschen! Als der Leiter der Versammlung den Zwischenrufer feststellen lassen wollte, erhob sich ein allgemeiner Tumult. Es wurden von allen Seiten Stühle, Biergläser und Alchebechcr sowie an deres Inventar in den Saal hineingeschleudert. Sofort ent wickelte sich eine Schlägerei. Ein Teil der Versammlungs teilnehmer verließ fluchtartig den Raum. Von allen Seiten drang Schupo in den Saal und versuchte, unter Zuhilfe nahme des Volizeiknüpples die Störenfriede zu entfernen. Im Saal fiel ein Schuß, der die Verwirrung noch steigerte. Mehrere Personen trugen erhebliche Verletzungen davon. Die Polizei setzte sofort alle verfügbaren Kräfte ein, um die Straße vor der „Neuen Welt" von den abziehenden Natio nalsozialisten zu säubern.