Volltext Seite (XML)
Ausaabe k Nummer 243 — 31. Jahrgang kNcheini Knicn wöchv. mu tlluslr. GtrnvSbeNaii«,i.Hrim<n und LkU' und der NinderdeUnge ,gür imlre Ilelneu Veule', iowic den lexldetlagen .Unlerhnlluug und Willens .Die »rattilche Haud« >ou' .la» qule « uw'. MoimMchcr BeziiftSpretS NuSgabe /I mit St.-Demw-BIoU .«r '.>,70 Nn-Nabe » ohne Ti.-Beiino-Biail 2,20 linzelnummer tü Sonnadend- u. Sonntagnummer t«» Haupllchriltleiter Lr. w. r«-c,t>k. Lre-den. Sonnabend, 15. Oklober 1932 Verlansorl, Dresden " , iW ^8» "" 4>,i,kigt„vrcilk: -k,c IqcwaUenc peNIjietlc NN z. gamiiie«. sD MW fWl MM MW W» MÄ n«<c,,ccuu. ,cvM,>"LN z pcnnet>.ime,ct!e. dv INM. ^W L8M MW WU WD ^W ^W ^M^^ IW W WI die p.,tt».-v,»mc-cec I.un.cc. Brietz,el-.MiZ. ImZ.,11- WW» WW WU WW W WU WW « UN W Wkl IMU», M betzerer^emnu erU-Uu ede 7>erp>Nchi,u,a aul Meter,u,„ >owle W DM WM DM . v. Schodeuerm,. W1 titelch.UMcher r«ii w. Winkel. Dresden, oolkssettuna KeschäftSftelle, Drni» nnd «erla«! Geri^^ - RedakNou »er «ächttschen Voil»,.,,», -i-zLsSLS-L"-- Für chrMUche PoNttk und Kultur °»' Eine neue Konferenz in Genf Das magere Ergebnis -er Minister-Besprechung in London Kerriols Rückreise London, 11. Oktober. Der französische Ministerpräsident Herriot hat seine Ab reise aus Freitag nachmittag festgesetzt. Die Berhandlungen mit dem englischen Ministerpräsidenten Macdonald haben gestern den ganze,, Tag j» Anspruch genommen u„d sind am Freitag uu, llt Uhr fortgesetzt morden. Die beiden Ministerpräsidenten scheinen sich aus den Plan einer Aiermächte-Konscrenz in Neus über die Abrüstungssragr geeinigt zu haben. Der von der Agentur Havas nach London entsandte Son derberichterstatter glaubt Mitteilen zu können, das, Kens als Kenferenzorl pewählt sei. Macdonald habe natürlich versucht, Herriot für London als Ort der Viererkonferenz zu gewinnen. Herriot habe das jedoch abgelchnt, um nicht der Abrüstungs- konfercnz und indirekt dem Völkerbund dieses Problem zu ent ziehen. Um aber ein Entgegenkommen zu beweisen, habe der srunznsifche Ministerpräsident die Möglichkeit von Besprechun gen Zwischen den Vertretern der Hauptmächte zugelassen, vor ausgesetzt, Vag sie in Gens, d. h. im Rahmen des Völkerbundes stattfinden und nur vorbereitende» und offiziösen Charakter trügen. Der Havas Sonderberichterstatter meldet weiter, die fran Mische Regierung bleibe dabei, üatz eine Riistungsherabsetzung vo„ zusätzlichen Sicherheitsgarantien abhängig gemacht werden müsse, die sie durch Konsultativpakte und Regional ablommen zu erzielen gedenke. Englischerseits sei man gegen jede neue internationale Verpflichtung und rege n. a. als Lösung an 1. einen politischen Waffenstill st and für 10 Jahre, durch den Deutschland sich aus den gegen wärtige» kerriioriale» status guo verpflichten solle, 2. Freiheit üir Deutschland, alle Rüstungskategorien zu besitzen, wenn auch in beschränktem Umfang«, I. eine progressive Rüstuiigsherab setznng -er übrigen Mächte. Ein belgischer Gicherheiisplan London, N. Oblober. Der diplomatische Korrespondent des „Dail» Telegraph" glaub! mitteilen zu können, datz der belgische Jurist Professor Bonrguin einen Sichcrheitsplan ausgearbeilel habe, der even tuell den französischen Plan ersetzen könnte. Dieser Plan um fasse eine Welt- und eine regional- oder europäische Konvention. Die erstere sehe eine allgemeine Bcralnn» zwstchen den Signa taren des Kelloggpaktes vor. an der sich, wie angenommen werde, die amerikanische Regierung beteiligen wurde. In der zweiten teuropäischeni Konvention winde Sicherheit gewähr leistet werden hauptsächl'ch durch genaue Feststellung der aggressiven Handlung Sei eine Grenzverletzung erwiesen, so würde der Pölkerbnndsral Vollmacht erhallen, andeie Staa- ten zur Unterstützung des bedrohten Staates auiznrusen. Diese Unterstützung würde aber nicht die Form der Entsendung von Trnppen oder Anwcndnn» von Sankiionen annehmen, sondern in der Entsend» n g v o n K r i e g s m a Ierial bestehen Finanzieller V e i st a n d sei bereits in der zn diesem Zweck abgeschlossenen Konvention vorgesehen. Hicriür solle eine Dreiviertelmehrheit des -Völkeibundsrates genügen. Erpreffer-Meiho-en Paris, l l. Oktober. Die Blätter sind sehr wenig befriedigt über die Zngestänb nisse, die Macdonald anscheinend von Herriot erlangt Hot. Im Zuge der gegen Macdonald gerichteten Kritik versteigt sich das „Echo de Paris" sogar zu einer osscnen Drohung. Es schreibt, das; es Briefe gebe, die Macdonald während des Krieges an be kannte Pazifisten geschrieben habe, und fragt, ob diese Bliese im Falle ihrer BerössenUichung nicht geeignet wären. seine Autorität als englisch«, Ministerpräsident zu beein trächtigen nnd ihn einzuschiichtern. Sulche Erpresser Methoden, die ja in der Innenpolitik der sogenannten zivilisierten Länder häufiger zur Anwendung kom men, auch aus die internationale Politik zu iiberlragcn, ist der französischen Presse Vorbehalten geblieben! Der Wahlkampf gehl an Wie -ie Kommunisten! Schieberei zwischen Rationaljozialisten und Stahlhelmern. Hamburg, tä. Oktober. In der rergangenen Nacht kam es zwisckten Rational- lezüstislen, die von einer LK-rsaminlung heimkchrte», und An gehörigen des Stahlhelms zu Zusammenstötzen. Hierbei ihlen mehrere Revolverschüsje. Zwei Stahlhelmangehörige, der Korvettenkapitän a. D. Lauenstein und der 22jährige Heinz Wolf wurde» durch Messerstiche schwer verletzt ein dritter An gehöriger des Stahlhelms erlitt eine leichtere Rückenstichwunde. Em Natiomilsozialist, bei dem eine Browningpistolc mit leerem Rahme» beschlagnahmt lverden kannte, wurde sestgenommen. O Früher haben di« Herren gesagt, die Kommunisten seien die Angreifer, wenn von politischen Zusammenstötzen berichtet werden mutzte. In sehr vielen Fällen traf das sicher auch zu. An den Zusammenstötzen zwischen Deutschnationalen und Na tionalsozialisten aber, von denen jetzt fast täglich berichtet werden mutz, sind Kommunisten in keinem Falle beteiligt ge wesen. An wem liegt nun die Schuld? Und worin unterschei den sich die Herren im Stehkragen, die mit Messern und Revol vern auseinander losgehen, eigentlich noch von Kommunisten? Er ist gegen -ie Mehrheit Eine Red« Hilgenbergs in Stendal. Stendal, 1l. Oktober. sE. M.) Dr. Hugenberg hielt gestern in einer deutschnationaleu Wahlversammlung eine Rebe, in der er u. a. aussührte: Wir sind nicht Gegner des Parlaments an sich, das als Kontrollorgan der Regierung eine g otze Bedeulnng haben kann: wir sind Gegner des Parla ments als Regierungsorgan. Wir sind auch nicht Gegner der Varteien an sich, sondern nur Gegner der im Parlamentaris mus von Weimar begründeten Parteiherrscktzist. Mehr heit se n t s che i i> u n g e „ in Schicksalsstunden des Volkes sind immer Feigheitsentscheidungen gewesen l!> Der Negierung rusen wir die ernste Mahnung zu. datz sie sich in ihrer Ausräumnngsarbeit' die Voraussetzung sür jeden Wieder aufbau ist. nicht durch das Geschrei derjenigen beirren tätzi. die davon ketrossen sind. Vor allem darf die Regierung ii chi vor den Türen des Zentrums hall mait-en. Wlas die wahre Liebe ist, die bekundet sich bei jeder Ge legenlzeit. So auch Hngenbergs innige Zuneigung zum Zen tiuni. Mehrheilsenljcheidungen in Schicksalsstunden, meinl Hugenberg. seien immer Feigheitsentsllxibunuen gewesen Z. V. die Bewilligung der Kriegskredite im August lüt t durch den Reichstag. Oder meint Hugenberg den „Zersall" der Deuischnalionalen Parte; bei der Dawes-Abstimmung, tun dee die Halste mit „Nein", aber die grötzere Hälfte mii ,.Ja" stimmte und bei der Herr Hugcnbe'g fehlte, weil er als laviere, Mann zufällig an diesem Tage wegen llnpatztichkeii dc> Sitzung fernbleiben mutzte . . . datz Hugenberg gegen die Meb-h.-n ist. ist freilich verständlich. Steht er doch mit senien Abge ordneten allein gegen die überwältigende Mehrheit des d.-ni- jch-n Volkes, die die P a r t e i h e r r s ch a s t der Deutsch nationalen im Reich und in Preutzeu ablehnl. „Keine Naritäien-Higur" Hitler über sein« Stellung zum Kabinett Popen. Nürnberg, t l. Oktober. In einer nalionalso, 'alistischen Persammtung übte hn-r der Führer der NSDAP. A dotf Hiller sehr scharfe Krilik am Wirtschaslsprogramm Papens. Weiler erläuterte er. warum er am Ich August das Angebot des Bizekanzleramtes abgelehnt habe. Er habe sich zu gut dafür gehalten, im Kabinett P apcn eine „R aritätensigu r" darz u st eile n. D>« nächste Aufgabe des Nalionalsozialismus sei. die Regierung Po pen zu stürzen, Fernziel der nationalsozialistischen Bewegung jedoch sei: Ein Polk, ei» Reich. Sorge Von Friedrich Mnckcrmann S. F. Vor einigen Wochen gab es kein treffenderes Wort für den Zustand unseres Volts als „Ratlosigkeit". Henle lrijsl dieses Wort nicht mehr zn. es hat schwärzere Farbe angenommen und mutz „Sorge" heiszen. Am sinn fälligsten tritt das zutage etwa iu einem mittleren Ge schäft. Jin September gingen die Kunden noch ein nnd aus. Der eine oder der andere zeigte sich bestimmt durch die Hoffnung aus die berühmte Wende der Weltwirtjchasts- krise. Aus dem Kraftfeld des Rundsnnks sog er mit gie rigen Zügen den ossjziellen Optimismus in seine verzwei felnde Prust. Heule hat sich das Bild geändert. Die Ge schäfte liegen st i l l. Der Horizont, der sich nach Amerika hin zn lichten schien, zeigt wieder eine gefährliche schwarze Wolkenbant. Die Handelskricgserllärungen rücken von allen Seilen in bedrohliche Röhe, lösen aber den mutigen Humor nicht mehr ans, der ststl unsere Feldgrauen an irgendeinen Eisenbahnwagen schreiben liesz: „Hier werden Kriegserklärungen angenommen." Die Sorgen gehn tiefer als nur bis in die wirtschaft liche Schicht hinein, obwohl auch die wirtschastliche Sorge selber sich verliest hat. Es geht nämlich nm G r u n d s ä lz - liches. Es scheint, das; manche Kreise kein Verständnis dafür haben, wie sehr das Wohlergehen der Landwirtschaft verbunden ist mit Prosperität unserer Jndnstriewirtschajt. Rur langsam begreift der Vauer, das; Geschenke an die Landwirtschaft wenig nützen, wenn Arbeiter und Veanile keine Kaufkraft mehr habe». lGanz abgesehen davon, datz dem kleinen Bauern des Westens noch nicht überall tlar ge worden ist. datz Protektion des Grotzgrnndbesitzes !m Osten noch lange nicht einer wirksamen Hilfe sür notwendige bil lige Futtermittel im Westen gleich ist.) Die Sorge gebt auch wirtschaftlich noch einen Spatenstich tiefer. Jeder Be- triebsinhaber weitz. datz man Umstellungen in der Wirt jchast nur ganz sacht und vorsichtig, leise fortschreitend von Schrill zu Schritt, voruehmeu taun. Es gibt keinen emp- sindlichereu Apparat als die moderne, sein eingespielte Wirtschaft. Drehungen von W Grad, die etwa bei der Er- portindustrie plötzlich erfolgen, können ickon allein wegen ihrer Plötzlichkeit verhängnisvoll werden. Aber wie gesagt, die Sorge dringt schon in uuisas sendere Koinplere, als es die Wirljchast ist. Denlschland ist das Land der grössten Gegensätze nnd der reichsten Dif ferenzierungen. Jeder Stamm hat seine Eigenart nnd seine besonderen Bedürsnisie. Das Parlcileben spaltet die ver schiedensten Schichten nm so stärker voneinander, als es allenthalben weltanschanlich beeststlnszt ist. Nord nnd Süd. West nnd Ost haben ganz charallerislifche Eigenschasten. Dieser Reichtum an Diiierenzierungen ist unser Vorzug, aber auch unsere Schwäche. Die Ausgabe einer Regierung der nationalen Konzentration wäre es. einen gewisse» Ausgleich unter den groszen Verschiedenheiten keiausz»- arbeiten. Gelingt das nicht, so lverden scliiietzlich alle Grup pen. die nickt uitniillelhar in der Herrsckan find, unzufrie den. Der gewaltsam behauptete Primat nur einer Gruppe weckt also die Zwiclrackst unter allen anderen. Die Kräfte der Ration summieren fick nicht mehr, sondern heben sich gegenseitig aus. Nickt Sammlung, sondern Zersetzung ist die nnmiitelbaie Folge Und das in einer Zeit, die mehr als jede andere die Vereinigung aller staalskejakenden Kräne diiiiglich verlanalc. Besonders ist hier zn crwnk neu die Opposition der A r k e i t e r? cki a s l , die sick selbst nach dem Urteil angesehener Ulstern».nner eine Beschnei düng ihrer so schwer errungenen Reckte, wie sie heute drolst. einsack nicht gefallen lassen kann. Das grösste nationale Problem der Gegenwart wird doch immer sein, wie man die Massen der völlig mittellos und darum staatsfeindlich Gewordenen wieder zur freudigen Anerlcnnung von Staat nnd Ration klingen kann. Gegenwältig seben wir nur. nne inan sie okne zwingenden Grund immer steter in die Op"v sitioil treikl. Brüning und Stegeiwald, die auk dem Ge kiele internastonal als Fachleute anc-cionnt werden, haben es eben dock ausdrücklich gesagt, datz eine Belastung der kleinen Rentner und der Arbests'ofen. wie sie zur Zeit be liebt wird, sich durchaus hätte vermeiden lassen. Wo kam-