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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140402023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-02
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Abend - Ausgabe wk Le»p»o oa» Vorvn« »««cd unser, krüner VkAUAvpr»!^« . aa»Speoit«»r» »molta>»ie>ta.tzau»g«bro»t» nionatti» I 2L m.. »i«e«Uiidr»ie> r.7» m Sei See SelchSN.Nell«. uns«, Zitialeo und NuegodeNelleo adgedoU: monatliU» »M. »tertetUtdrUa» I UU Dar» die poft- taa«datd brukschlanü, und See »rutsch« Lotooiro monalUch >^0 M.. oterteliSdrUch «->» M., ousschltetzUch p»Nd«lt«U,»t». vo» leipzigerSagediolt «scheint Werktag, lmat,Span» o. Zetertag,»mal. Za Leipzig, »,a Nachdarorte» an» »en Orten mit eigenen Ziltaie» wir» -ie stdcnüauegad« noch am sidea» »«, Lrschetueu» u, yau, geliefert. Seriln« «e»aN>oa: Za »en Zeilen 17. Zrrusprech.sinIchluL: Moabit Ur. «07. /lrrrtsblockt des Rates rurd des polrreurrntes der Stadt Leivzür «»»aNion an» OeschüstafteUer ZoHanni»,als« Ur.«. 0 Zerusprech-NoschluS Ur. >»»«». ,«»,, un» »»»«». los. Jahrgang *0» Zasera», au» Leipzig un» Umgebung »», » » Ispoitig»Petitteil«2»Pf.,»leUeklomereil»IM., o»n au»wärt» z» ps., Nrkiamen 1.2» M., Klein» sinzeigen »iepetitzetl« nur r»ps.b.wt»»«b«l.Uad.. Znserat« von Veb»r»ea im amtlichen Leit »tr Petit zeil« S» ps. O,schüs«»auz»tgen mit platzooeschrist im Preise «HSbt. Nadatt nach Laris. Seiiogrn r Oetomtausi. S M. »a» Lausra» au»schl. peNgedühr. sinzetgen-Nnaohmr: Johanni,gaise». dei sämtlichen jiliaien »es Leipzig« Lageblatte» ua» allen ftnaoneen-Expegitionrn »«» In- ua» 8o»tuaüe». O»schast»ll«ll» für S«lia u.»lr pr.VronSenburg: virektionwaltrrZiirgri. V«Un w. >«, MargarethenNraii» ». Zernsprr»-sinschlugr Lüyow »07>. ISl4 voanerstsg, ürn 2. klprU. Nr. 168 Das wichtigste. * Die städtische Einkommensteuer in Leipzig wird in diesem Jahre in gleicher Höhe wie 1913 erhoben werden. (Siehe Lpzgr. Angel.) * Die bayrische Abgeordneten kammer lehn re den liberalen Antrag aus Reform der Rcichsrats kämmer gegen die Stimmen der Antragsteller ab. (Siehe Dtsch. Reich.) * Dem früheren Reichskommissar Dr. Pe ters ist aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds eine Pension bewilligt worden. (Siche Kol.) * In der Nähe von Mars-la-Tour ist ein angeblicher deutscher Offizier wegen Spionagcvcrdachtes verhaftet worden. (S. Ausl.) I * Das neue österreichische Marine ¬ programm fordert den Bau von vier Dreadnoughts. (S. Ausl.) * In Haiti ist wieder einmal eine revo lutionäre Bewegung ausgebrochen. (S. Ausl.) „Mißbrauchter Einfluß". :st Jetzt weiß alle Welt, was es um die Rochette-Ängelegenheit für eine Bewandtnis hat und wie das Vorgehen der Herren Monis und Caillaux zu benennen ist. In unserer Morgen ausgabe teilten wir den Drahtbcricht aus Paris mit, wonach der Untersuchungsausschuß der Kammer glücklich fertig geworden ist und seine Schlußfolgerungen zum besten gegeben hat. Die Vergehen der früheren Minister Monis und Caillaux sind, so wird man belehrt, keine unehrenhaften Handlungen gewesen; keine politischen Verderbniscrscheinungen liegen vor; keine Rechtsbeugungen habe,: sich die Herren zuschulden kommen lassen, wohl aber ist ihnen „ein sehr beklagenswerter Mißbrauch ihres Ein flusses" vorzuwersen. Das ist ein sehr mildes Urteil, das im Widerspruch mit den sonstigen „Schlußfolgerungen" steht; wird doch ausdrück lich fcstgestellt, daß sich die Regierung seinerzeit einen Eingriff in die Rechtspflege erlaubte. Wahrhaft groß sein, heißt Nicht ohne großen Gegenstand sich regen, Doch einen Strohhalm selber groß verfechten, Wenn Ehre auf dem Spiel? Shakespeare, „Hamlc t". Aum Tode Ehriflian Morgensterns. Von Walter von Hollander-München. In Meran ist Christian Morgenstern 43 Jahre alt gestorben; ein Dichter scharf geprägter Eigenart, ein Mann von so starker Männlichleit, datz er nur auf Umwegen zu seinem eigentlichen Können kam. In ihm ist der ewige Kampf zwi schen Mannsein und Dichtersein nie ganz aus gekämpft. Manusein ist: Kraft, Verschlossenheit, Ironie, die den eigenen Platz in der Welt un barmherzig umgrenzt, ist Bewußtsein der Un- Wichtigkeit der einzelnen Existenz. Dichter sein ist: allen Eindrücken offen sein, Welt sein, un endlich sein, ist aus Eigenem eine Welt gebären. Mannsein ist Keuschheit, Dichtcrsein ist — tragisch genug — Prostitution, Darbieten des Inner lichsten. Morgenstern hat nie in diesem Sinne Dichter sein können; seine Männlichkeit hinderte ihn, sich ganz zu geben. Seine eigentlichen Dich tungen sind nie ein Letztes, sic sind verschleiert von einem scharfkantigen Stolz, Erlebnisse,- wie von dritten empfangen. So ist er mit seinen Dichtungen — und das war sein tiefster Schmerz — nie bekannt geworden. Berühmt wurde er durch Verse, die man als Parodien zu bezeichnen pflegt — durch den Horatius travestitus, die Galgenliedcr und den Palmström. Ein eigen artiger Weg. Der Horaz ist nicht mehr als eine witzige Parodie. Die Galgenlieder sind mehr Satire, ja — mehr als Satire. Sie ent stammen der Sphäre des absoluten Blödsinns, des leise alkoholisierten Stumpfsinns. Sic geben ein besreieudes Lachen in leichter Luft, sie geben auch eine Art Weltanschauung, geboren aus Distanz zur Wirklichkeit, einer Umkehrung aller Wichtigkeiten und einer Hcrvorkehrung des Mo mentanen. Tie bereiten den Palmström vor. Das Buch Palmström ist eine Sammlung von Gedichten — und eS ist mehr Menschenschildere» darin als in manch dickbändigem Roman Palm als sie durch Vermittlung des Oberstaatsanwalts Fabre einen Aufschub des Prozesses gegen den S-pekulauten und Börsenschwindler Röchelte herbciführte. Wie erinnerlich, ist von den An geklagten das Vorhandensein eines ^Heimen Berichtes des Oberstaatsanwalts Fabre über die sen Eingriff heftig bestritten worden. Der Be richt sollte mit den Worten geschlossen haben: „Es ist die größte Demütigung meines Lebens." Als der frühere Ministerpräsident Barthou den Berichl in der Kammer verlas, bestritt M o - nis seine Richtigkeit auf das entschiedenste, und schon vorher hatte Doumergue, der Mi nisterpräsident, die Angriffe des „Figaro" und des Abg. De la haye für unwürdige Machen schaften erklärt, die nur den Zweck hätten, die Regierung in ein übles Licht zu bringen. Am 16. Mürz fielen die Schüsse dec Frau Caillaux in der Redaktion des „Figaro" und gaben das Zeichen zum Beginn des Stückes, das jetzt mit dem Urteil des von Janres geleiteten Unter suchungsausschusses zu einem Aktschluß ge kommen ist. Und die Fortsetzung? Caillaux und Monis haben als Minister abgewirtschaftet. Sie sind aus dem Ministerium ausgeschieden. Aber muß sich nicht jeder ehrliche Bürger sagen, daß die Leute um Doumergue und dieser selbst mit der Wahrheit schmachvoll umgegangen sind? Ge wiß ist anzunehmen, daß sich die Herren von Röchelte-nichts in die Hand drücken'ließen; sie wollten nur durch den Aufschub des Prozesses diesem Ehrenmann und seinen Helfershelfern die Ordnung gewisser Finanzschiebungen erleichtern. Mit anderen Worten: sie wollte»» dem ange- sammeltcn StickgaS ein Luftloch öffnen. Viel leicht ist früher schon mancher Minister auf ähn liche Hilfsmittel verfallen, ohne sich viel dabei zu denken. Die radikale Presse ist ja auch bereits mit der Entschuldigung bei der Hand, daß sich Monis lediglich zu einer „Unvorsichtigkeit" habe Hinreitzen lassen. . Was mußte auch dieser alt modische Oberstaatsanwalt gleich Herzbeklem mungen bekommen ? Hätte er es nicht bei einem verständnisvollen Augenzwinkern, .bei dem be rühmten Augurenlächcln bervcndeu lassen können, statt den Eingriff der Regierung gleich auf einem Stück Papier zu verewigen und damit eine ge fährliche Urkunde zu schaffen? Das ist, meinen diese Leute, nicht die Gewissenhaftigkeit eines bedrängten Beamten, sondern knabenhafte Welt fremdheit. Sapristi! die Politik ist kein Kinder spiel! Man braucht Leute mit eiserner Stirne und einem Stiernackcn. Am Ende hören wir gar, daß die hochmögcnden Sachwalter des Herrn Röchelte als wahre und tapfere Freunde des Vaterlandes die Bürgcrkronc verdienen. Es sind alles ehrenwerte Männer! Größer wird freilich die Zahl derer sein, die anders denken. Im Lande wird man sich sagen, daß die Gegner Caillaux' ganz gewiß nicht nur aus sittliche»» Bedenken die trübselige Sache ans Tageslicht zerrten. Als Bedränger der kapitalistischen Kreise, als Betreiber der Ein kommensteuer war er weithin verhaßt geworden. Er war für die vielen, die nun einmal nicht gerne zahlen, schlechthin der Feind, dessen Be seitigung sie von ganzen Herzen begrüßen. Aber Ivie mau über diesen Untergrund der Machen schaften denken mag: er ist mit Recht der ver urteilte Mann und »vird wie sein Kollege Monis seinen Makel tragen müssen. Wurden sie in dieser unglückseligen Nochctte-Angelegenheit auch nur des „Mißbrauche» ihres Einflusses" über führt, so »nutz sich doch jeder ehrliche Mann sagen: waren sic dazu fähig, der Gerechtig keit einen kl ein en Streich zu spielen, so waren sie auch fähig, wenn die Stunde danach war, ihr einen großen Streich zu spielen. Dieses Miß trauen haben sie verschuldet, und es wäre ein schlimmes Zeichen für die Zustände Frankreichs, wenn es ihnen gelänge, ihre Schuld auszulöschcn und vergessen zu machen. Heute wird die Kam mer an der Hand der Schlußfolgerungen des Untersuchungsausschusses noch einmal den großen Bilderbogen aufrollen, und dann wer den die Abgeordneten zu ihren braven Wählern eilen, und cs wird viel Staunen und viel Zank und Stank ün ganzen Lande sein. — Die Neu wahlen sind auf den 26. April angcsetzt. Zu den Schlußfolgerungen des Rochette-Ausschusses. Aus Paris meldet der Telegraph: Für die heute beginnende Besprechung der Schlußfolge rungen des Nochette-Ausschusses haben sich bereits zahlreiche Deputierte als Redner e»n- tragen lassen, .darunter Delahaye und 2 embat. Außerdem werden voraussichtlich Jaures, Brian d und Barthou sowie mehrer« persönliche Freunde Cakkaux' das Wort ergreifen, falls dieser der Kam- merjitzung fernbleiben sollte. — Die Schlußfolgerun gen des Ausschußes werden von der gesamten Presse in lebhafter Weise, je nach dem Parteistandpunkt, er örtert. Zaurös bemüht sich in der „Humanttö", die Arbeiten des Ausschusses zu rechtfertigen, indem er schreibt: Denjenigen, die die Schlußfolgerungen zu streng finden, wird man leicht beweisen können, daß es höchste Zeit war, gegen dieses System der Liebe dienerei und Schlappheit angukämpfcn, durch das es dem schlimmsten Einfluß möglich war, sich in die Re gierungsgewalt einzuschleichen, und denjenigen, die die Schlußfolgerungen als zu zaghaft ansehen und nur Maßnahmen gerichtlicher Natur begreifen, wird man leicht beweisen, daß ihre Taktik nicht bloß ungesetzlich, sondern auch zwecklos sein würde. Sie würden den ström ist der erste würdige Bruder E. T. A. Hoff- mannschcr Figuren, er ist der deutscheste Roman tiker unserer Tage. Ein völlig unwirklicher Mensch, hilflos den Wundern der Welt ausgesetzt, er ist das unlogische Prinzip an sich, er ist aus freien Spielereien des Geistes gebildet. Palm ström ist das wahre Kind im Manne, der reine Tor, ein verirrter Träumer, aus Spott gezeugt, aus Güte geboren. Palmström steht am Ende der Entwicklung Morgensterns, an dem Ende, das der Tod setzte, nicht seine Möglichkeiten. Darum ist um ihn zu trauern, Grund genug. Was würde Palmström sagen ? „Palmström etwas schon an Jahren " „Erziehung zur Liebe." Unser Berliner Lchauspielrefcrcn» schreibt: O wehe, wenn der erste Kuß des erblühenden Jünglings eine in de»» Schmutz geworfene Früh lingsblume ist! Dock Änabenaugcn, wachgeküßt von einer reifen, schönen, gütigen Frau, von einer mükterlicki-bräutlichen, behalten einen Glanz fürs Leben. Von solcher Erziehung zur Liebe wußte auch der große Pädagoge Jean Jacquc Rousseau, er hat sic als kaum mann barer Junge selbst erfahren. In dem Schauspiel von Hans Kyser ist der Fall etwas kompliziert. Die schöne Frau, die den armen Jungen, den Oberprimaner Hans, aus Sturm und Drang erlöst, ist unfrei nicht bloß nach dem Gesetze; denn sie liebt ihren Gatten, einen wirklich liebenswerte»» Mann. Verwirrung des Blutes und der Seele, bange Furcht vor den» ihr bald drohenden Herbst treiben die nahezu Vierzigjährige dem Zwanzigjährigen i»» die Arme. ^-rau Helene begeht nach ihrem Gewissen eine Schuld. Da an jeder Liebcsschuld immer zwei zu tragen haben, müßte auch Häns chen unter moralijchcm Druck stehen. Um der Frau willen. Für den Abiturienten gibt es erschwerende Umstände. Einen äußerlichen: aus gerechnet an der Ehe seines Professors und Pfle gers vergeht er sich. Und einen sehr innerlichen: jener Professor ist kein Profoß des Zuchthauses für jugendliche Sträflinge, genannt Gymnasium, ist ein Mensch und wahrhaft des jungen Stu diosus Freund. Indessen: der Föhn braust im Lenze, und sie Natur hat kein Gewissen. Die Pubertätsstürme des Hans (des Dichters Hans Kyser und des Gymnasiasten .Hans Preuß?) sind echt. Der verliebte Junge ist von anderer Art, doch nicht minder aus richtigem Fleisch und Bem wie der Hans in Halbes „Jugend". Kurz ehe er in Frau Helenes Arme sinkt, glaubte sich Hänschen noch verliebt in Büschen Bertha... Taumelt nicht auch Romeo von Befinden zu Julien? Und sogar die papierene»» Blumen, die Kyser zuweilen in seine Sprache flicht: in» Munde des Abiturienten haben sic einen charak teristischen Duft. Den tollen Jungen, den konnte Hans Kyser machen. Die Frau gelang ihm nicht. Sic Hal zwar schöne und tiefe Momente, und bei der Aufführung im Deutschen Künstlertheater siegte sie schon deshalb über die Krittler, weil Elsa GalafrtzS ihr aus dem weichen Melos ihrer Seele eine besondere Gewalt verlieh. Wer aber nicht urteilslos verliebt wurde, wie Hänschen, der vermißte an dieser trag,scheu Hauptgestalt des Dramas die Hauptsache: die psychologische Moti vierung ihres Handelns. Es genügt cinmal nicht, eine Formel hmzusetzen, die lautet: „Frau He lene ist dem besten Gatten im Herzen treu und dennoch zu den» halbreifen Knaben in unbe zähmbarer Liebe entbrannt." Es genügt auch nicht, den Unfug, dei» Karin Michaelis mit dem „gefährlichen Alter" der Frauei» getrieben hat, zu Hilfe zu rufen; nein, wie das seltsame ent stehe»» konnte, wie es entstehen »nutzte und ent stand, das wollen »vir sehen — und das sehen wir nicht! In den letzten Szenen, als die Frau ihr Unglück zu erkennen beginnt, ihr Mitleid mit dem Gatten erwacht, und der Gedanke, »nit einen» Halbreifen in die Welt zu laufen, zum Skorpion des Hohnes wird, in diese»» Szenen allerdings zeigt sich der rührende Torso einer schönen Seele, und die Loslösung von dem Ge liebten flüchtiger Sommcrstunden, dieser Ab schied von Glück und Jugend ist ein Feingewebc. Auch in manchem anderen Zuge soll man des jungen Dichters Anspruch auf eine reickze Zu kunst grüßen. Ta ist eine Mutter im Stück — voll Erfahrenheit und unrichterlichcr Güte. Diese Frau (Mathilde Süss in gibt sic mit stiller Herzenslraft) spricht schlicht den feier- lichen Gedanken der Dichtung aus: Der Mann ist schonungslos in der Liebe wie auf der Hut seines Rechtes, er nimmt und wandert; die Frau gibt, gibt und kann nicht vergessen. Die Mutter fühlt, daß sic der sündigen Geliebten ihres jun gen Sohnes für ein erstes Glück, für ein erstes Licht zu danken hat . . . Mißbräuchen, gegen die sie ankämpfen wollen, nur Vorschub leisten. — Iaures spielt da offenbar auf den nationalistischen Deputierten Barros an, der iin Ausschuß erklärt hatte, daß er gegen die Schlußsätze rungen stimme, weil die Strasmaßnahmcn in einer scheinbaren Unparteilichkeit geradezu einen Freispruch darstellten, und weil er cs als eine Verletzung des nationalistischen Gewissens, als ein Beispiel politi scher Unmoral ansehc. — Der „F i g a r o" führt aus: Die radikalen und fozialistischen Mitglieder Les Aus schusses haben alles getan, um Monis und Eaillaux zu retten. Sie haben die ooi» Jaurc-s vorgeschlagenen Schlußfolgerungen, daß sich Monis und Caillaux wegen ihrer mißbräuchliche»» Einmischung in die Tätigkeit der Justiz nicht bloß dein parteipolitischen, sondern auch dem bürgerlichen Standpunkt widersetzt haben, abgelehnt; aber die Partei ist stärker als sic und wird diesen Satz dem Gewißen aller Bürger ein prägen. — Die radikale „L a n t c r n e" schreibt u. a.: Warum so viel Beunruhigung und Lärm, da es sich im Grunde genommen nur um eine verzeihliche Un vorsichtigkeit eines Ministerpräsidenten und eines Finanzministers handelt. Das Mißverhältnis zwi schen der Beschuldigung und dem ausgesprochene»» Tadel wird jeder vernünftige Franzose cinsehen. Man hätte sich diesen furchtbaren Skandal sparen können. —Die bonapartistische „Autorito" sagt: Es ist nicht erlaubt, die ganze Welt so zu täuschen, wie es bisher der Rochette-Ausschuß getan hat. Die Schlußfolge rungen sind eine wahre Fälschung, eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes. — Der in den Schlußfolgerungen getadelte Chefredakteur Du- mesn »l meint spöttisch, die Unlersuchungskommission gleiche ein wenig der Penelope und einer Klatsch base; denn sie hätte die Klatschereien, die sie am Tage aufgelesen habe, nachts wieder vernichtet. Kundgebungen für und wider Lriand. Aus Paris wird gemeldet: Die Partei der sozialistischen Republikaner veranstaltete gestern abend zu Ehren Briands ein Bankett. Meh rere hundert Anhänger der geeinigten Sozialisten versuchten in den Festsaal zu dringen, wurden jedoch von der Polizei nach kurzem Handgemenge zurück getrieben. Draußen kam es aberinals zu einem Zu sammenstoß mit der Polizei, wobei Pfiffe und Rufe: „Rieder mit Briand!" ertönten. k>oMiIetie UeberlieM „Eine Serichtigung". Die „Sächsische Nationallibcralc Korrespondenz" schreibt: . „Der Konservative Landesverein für das König reich Sachsen schreibt uns unter dem 28. März: „In einer Ihrer Ickten Nummern nehme»» Sie unter der Ucbcrschrisk „Stimmungsfälschung" Bezug Im Deutschen Künstlcrtheater gab es einen starken Erfolg. Von den Schauspielern erwarben ihn neben den schor» genannten: Han§ Mar» der prächtige Vollmann, auch in» tiefen Schmerz ans der Höhe); Hane- Zeise-Gött (der junge Hans mit ,Feuer in den Adern); Theodor Loos »Hansens Altersgenosse von leichteren» Geblüt). llorinann Xienrl. Kunst un- Wissenschaft. * Unioersitätsnachrichten. Der Privatdozcnt für Staats- und Verwaltungsrecht an der Berliner Uni versität, Landesassessor Dr. Karl Kormann, hat einen Ruf als Extraordinarius ai» die Universität Leipzig an Stelle des verstorbenen Geheimen Re gicrungsrats Professors Dr. Häpc erhalten und für das Wintersemester angenommen. Dr. Kormann (ge baren 1881 zu Ober-Mörlen in Hetzens promovierte lW7 in Berlin mit einer Dissertation „Die kirchen rechtlichen Veräußcrungsbcschränklingen beim katho lischen Kirchengut und das bürgerliche Recht". Im Januar llll.1 habilitierte er sich in der Berliner Juristensakultät auf Grund seines „Systems der rechtsgeschäftlichen Staatsakte". Seine zahlreichen Veröffentlichungen bewegen sich auf den verschieden sten Gebieten des öffentlichen Rechts, vornehmlich aber auf dem Gebiet des wissenschaftlich bisher wenig angebauten „Allgemeinen Teils". Er ist einer der entschiedensten Vertreter der konstruktiven Methode für das öffentliche Recht. Vor kurzem veröffentlichte er eine „Einführung in die Praxis des Verwaltungs rechts" ftn Form eines Kolloquiums gehalten), die insofern einen neuen Lchrbuchtyp darstcllt, als sie das Schwergewicht aus die Unterweisung in der juristischen Methode legt. Zurzeit bereitet er eine Darstellung des Sächsischen Verwaltungsrcchts für das „Oeffcnt liche Recht der Gegenwart" vor. * „Die Traumprinzeß", eine komische Oper von Robert Misch, mit Musik von Wilhelm Guttmann, einen, Schüler von Humperdinck, fand bei ihrer Uraufführung >n der Han» bürg er Neuen Oper einen starken äußeren Erfolg. * Da» Befinden Paul Heyse». Die Aerzte. die gestern Paul Heyse besuchten, fanden, wie »»ns aus München telegraphisch gemeldet wird, daß die Lungenentzündung weitere Fortsck.ri te gemacht hatte. Die Atmung ist sehr erichwert und der allge meine Kräitezustand ziemlich schlecht. Die Hoffnung auf Wiederaenesung ist sehr gering. * Der Generaldirektor der Kahlaer Porzellan fabrik Georg Augnit Potzler verstarb nach län- aerem Leiden im Alter von 16 Jahren. Der Ver- storbene hat sich um die Hebung der hiesigen Por zellan-Industrie sehr verdient gemacht
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