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August Baumann Ist zum Welhbischof der Diözese Paderborn ernannt worden. Seilschwebebahn adgeltlirzt Zwei Tote, ein Schwerverletzter Freiburg, 28. November. Aus der nach dem Schau- lnvland führenden Seilschwebebahn ist Sonnabendabend aus der Talfahrt aus noch nicht geklärter Ursache eine Ka bine entgleist und abgestürzt. Von den Insassen wurden der Schassner und ein Tourist getötet, ein zweiter Tourist erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Die Vahn befindet sich im dritten vetriebssahr, Irgendwelche Unfälle waren bisher noch nicht zu verzeichnen. Das Unglück hat sich vermutlich infolge fehlerhafter Bedienung durch den Schassner ereignet. Der schwerverletzte Insasse ist ein in London wohnender Vertreter eines Freiburger chemischen Laboratoriums, der sich seit einigen Tagen in Freiburg geschäftlich aushält. Er ist britischer Staatsangehöriger, heisst Wilhelm Kühlental und stammt aus Tanten am Rhein: sein Zustand ist sehr ernst. Sein Begleiter, der bei dem Unfall getötet wurde, ist «in Freiburger Chemiker. Die llrsackse des Unglücks Nach dem vorläufigen Befund ist das Unglück auf Fahr lässigkeit des tödlich verunglückten Schaffners zu rückzuführen, der den Wagen vor der Fahrt ins Tal nicht auf beide Zugseile kuppelte und auch während der Fahrt bis zur Unsallstelle diesen Fehler nicht rechtzeitig bemerkte. Die Un tersuchung ergab weiter, dass der Schaffner von den verschie denen Möglichkeiten, beim Bolliegen von Fehlern den Bahn betrieb stillzulegen, keinen oder zu spülen Gebrauch gemacht habe. Die Kabine ist etwa drei Meter ziemlich senkrecht abge stürzt. Der schwerverletzte Kiihlental wurde dabei aus der Kabine geschleudert, desgleichen der tödlich verunglückte Frei bürger Chemiker. Technische oder Konstruktionsfehler der Bahn liegen nicht vor. Sturm aus dem Kasuifchen Mer Moskau, 28. November Aus dem Kaspischen Meer ge rieten mehrere Schisse in einen schwere» Sturm und drohten zu kentern. Rur den Anstrengungen der Besatzungen der Schisse „Leutnant Schmidt" und „Marrist" gelang es, die havarierten Schisse „Engels", „Gorki" und „Prahm" vor dem Untergang zu retten. Aus Astrachan ist ein Schiss mit Le- bencmittelu und Kleidungsstücken für die Schiffbrüchigen unterwegs. Das wüten des Sturmes war so he-tig, daß einige niedrig gelegene Ortschaften am Kaspischen Meer von Hochwasser überschwemmt wurden. Konstantinopel, 28. November Der 7000 Tonnen Lx- prcsz-passagierdampfer des Lloyd Triestino „helnnn" ist ans dem Wege von Slambul nach Triest an der europäischen Küste der Dardanellen aus Grund gelaufen. Alle Bemühun gen, das Schiss flott zu machen, waren bisher vergeblich. Der Dampfer „Brasil" derselben Linie wurde an die Stelle entsandt, um die Passagiere zu übernehmen. Eine kaihottsche Morgenfeier Aufführung des Missionsfttms „Ria Rago" im prinzeßtbeater zu Dresden Ansprache des Missionsbtschofs Gotthardt aus Windhoek Die weihe Leinwand lm Prinzess! Heater Dres den, die im raschen Ablauf der Wachen und Monden so man cherlei Bilder und Szenen in den gefüllten Zuschauerrnum re flektiert, war am Sonntagvormiltag für einige Stunden in den edlen Dienst unserer Weltanschauung und ihrer Ausbreitung in den fernen Zonen goltabgewandten Heidentums gestellt. Die Katholische F i l m st e l l e des Polksvereins zu Dresden Halle in den Mittelpunkt einer Morgenfeier den eiiu drucksvollen Missionsfilm „Nia R a g o" gestellt. In diesem Film wurde dem aufnahmefähigen Zuschauer der gewaltige Unterschied zweier Welten deutlich: Er sah eine Welt roher, un gezügelter Instinkte und Triebe, die von dem Hauch eines Hö heren, (geistigen unberührt erscheint, brutaler Gewalt bar jeder edleren Gefühlsregung, der Nacht sinnlosen Aberglaubens und sittenloser Gottentsremdung. In dieses Dunkel immer noch nicht überwundenen Halbmenschentums strahlte die Sonne der christlichen Gottessendung hinein mit ihrer ausopserndcn Hin gabe der ganzen Persönlichkeit mit einem Herzen voll selbst loser Liebe und einem starken Gottesglauben, der letztlich doch den Sieg davonlrägt. Ein Einzelschicksnl steht im Vordergrund: Nia Nago, die junge Christin, die siir den Glauben das Unmenschlichste zu er dulden hat von seilen ihrer in der Nacht des Heidentums noch verstrickten Eltern, die sie wider Gefühl, Sitte und Glauben jür schnödes Geld einem zum Mohammedanismus übertretenden, heidnischen 'Mann als zweite Iran verschachern wollen. Ria Nago aber kämpft ihren Kamps mit Unterstützung der Mis sionare und Missionsschwestern bis zum Ende siegreich durch, eine staunenswerte Heldenhaftigkeit siir dieses schwache Kind. Bor der Ausführung nahm Blschos Gotthardt aus Windhoek von Südwestasrika Gelegenheit, die Anwesenden auf die be drohliche Situation Hinzumeisen, in der sich z. Z. die gesamte Weltmission befinde. Nach einem neuen Misstonssrühling nach Ausgang des Krieges sei — so führte der Bischof aus — in Aus wirkung der ungeheuren Welt- und Wirtschaftskrise die Front der Mission derart bedroht, das; sie. wenn sich das katholische Volk nicht seiner Pflicht gegen die Mission bewnszt werde, zu- sammenzubrechcn drohe. Sowohl die Quellen drautzen wie die in der Heimat seien immer schwächer und schwächer geflossen und man müsse befürchten, das; die Apostel des Unglaubens hin einsteigen in die Schützengräben, die die Missionare würden verlassen müssen, weil ihnen Massen und Brot ausgegangen seien. Bischof Gotthardt forderte die Zuhörer ans, den Missions gedanken hinauszutragen, damit er Gemeingut aller würde. Er schlaf; seinen kurzen Aufruf mit den beherzigenswerten War ten: Betrachten wir es als Ehrensache gegen den Erlöser, der uns aus Nacht und Finsternis znm Licht, der Wahrheit geiührt hat, den Hunderten Millionen zu Helsen, die noch in Finsternis wandeln, damit auch sie einmal einstimmen in das Lied, das wir soeben sbei Borsührung des tönenden Bildberichts vom Ka tholikentags gehört haben: „Jesus Dir leb' ich'. Das walte Golt! Bon dem Rahmenprogramm sei nur kurz aus deu Ufa Filmbericht vom diesjährigen Katholik e n l n g hin gewiesen. Die gezeigten Ausschnitte vervollkommneten und ver tieften den Eindruck, den wir uns von dem Katholikentag aus den Zeitungsberichten der katholischen Presse machten. Er war eine gewaltige Kundgebung katholischen Glaubens, ein Bild fester Verbundenheit nnd Einigkeit der katholischen Menschen aller Schichten und Stände und nicht zuletzt eine prächtige Ent faltung katholischen Kultus. Mit dieser Darbietung der Filmslelle des Volksvereins, die die Anwesenden und vor allem Erzellenz Missionsbischos Golt Hardt durch Herrn Flieget willkommen heihen lieh, könnt' man völlig zufrieden sein. Ein Wunsch blieb nur assen, das; näm lieh die Katholiken von Dresden das nächstem«! an einer der artigen Vorstellung etwas stärkeren Anteil nehmen möchten. Wl. Autonnglilü bei Neumiinlter Zwei Tote, vier Verletzte Tkcumünster, 28. November. Bei dem Dorfe Wilsdorf an der Altonaer Chaussee fuhr infolge Reifenschadens ein mit sechs Personen besetzter Kraftwagen gegen einen Baum. Von den Insassen waren zwei sofort tot; die übrigen wurden verletzt. Ls handelt sich nm eine italienisch« Familie, die in Camburg ansässig sein soll. Kingeboreneli'Mrstnnb Lissabon, 28 November. In Porlngiesisch-Gnnlea lind ein Korporal und sechs eingeborene Soldaten bei der E i n- « reibungvon Steuern von der eingeborenen Bevöl kerung angegriffen worden. Der Korporal nnd drei Mann sollen erschlagen, zwei Mann verletzt worden sein. Trauriger Ausgang eines Scherzes Neuslcttin, 28. November. Mehrere Schüler des Hed wig-Gymnasiums, die von einein Bereinsvergnügen nach Hause kehrten, versuchten vor dem Haus eines Lehrers einen Sprengkörper aus einem Gemisch von übermangansaurem Kali, rotem Phosphor und Chloriat zur Entzündung zu bringen. Die Explosion erfolgte aber vorzeitig in der Hand eines Schülers, des 18jährigen Gymnajiasten Meinrat Mix. Der Schüler wurde furchtbar zugerichtet, die linke Hand wurde abgerissen, ein Teil der Ladung ging ihm ins Gesicht, wodurch die Augen und das Gehör stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. In hoffnungslosem Zustand wurde der Verletzte ins Krankenhaus gebracht. Die anderen Schüler kamen mit dem Schrecken davon — Nach den polizeilichen Ermittelungen war lediglich ein schlechter Scherz der Schüler beabsichtigt: sie hatten ihrem Klassenlehrer einen Schrecken einjagcn wollen. Ein Goethe-Denkmal in New Aork New pork, 28. November. Als Abschluß der in alle» Teilen der vereiniglen Staaten zum 100. Todestag Goethes veranstalteten Gedächtnisfeiern ist im vryant-park eine Goethe-Büste feierlich enthüllt worden. Das Standbild ist ein Geschenk der Goethe Society of Amerika an die Stadt New Bork. Die Bronzebüste ist eine Schöpfung des verstorbenen Wei marer Bildhauers Friedrich Fächer: der Sockel aus schwar zem Granit, der eine Widmungstasel trägt, ist ein Werk des Bildhauers Victor Frisch. Das Standbild befindet sich in einem der belebtesten Viertel New Ports. Seine Enthüllung ging mit großem Gepränge vor sich, ein 800 Köpse starker Kinderchor brachte deutsche Volkslieder zum Vortrag. Bor Uebergabe des Standbildes an die Stadl New Port sand zu Ehren des deutschen Botschafters ein Frühstück im Hotel Astor statt. Dle Erhöhung der Nolariatsgebühreu, von der in Nr. 270 dieses Blattes berichtet wurde, stellt eine Abgabe an den Staat dar. Soweit die Kosten der 'Notare feste Gebühren dari'tellen. waren sie ursprünglich genau die gleichen wie die des Gerichts. Bei Rahmengebichren galt für Gericht-Mosten der gleiche Nah men ivie bei den 'Notariatskosten. 'Nachdem vom I. Oktober llill an ein Zuschlag von 17, Prozent zu den Gerichtskosten in Kraft trat, waren die 'Npla- riatskosten niedriger als die Gerichtsliosten. Mit der neuen Verordnung ist die Angleichung herln geführt worden. Die 17, Prozent Zuschlag zu den Notariats- kosten kommen aber nicht dem Notar zu. Sie sind vielmehr von ihm restlos an die Landgerichtskasse abzusühren. Es handelt sich also nicht eigentlich um eine Erhöhung der 'Notariatskosten als vielmehr um die Einsiihrung einer Abgabe von den Notariatskosten an den Staat, also um eine Beteiligung des Staates am ivirtschastlichen Erfolg der Amtstätigkeit des 'Notars. Hlg. Firnsles Gewandhaus-Konzert in Leipzig Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem. Um keines andern Dichlers Haupt webt treue Liebe so zarte Schleier der Sage, als dies bei unserm Mozart geschieht. Vor allem gilt dies von seinem unsterblichen Requiem. Fest steht, daß ein vermögender Herr dieses letzte Werk des Wiener Meisters heimlich bestellte, um es in seiner Umgebniig als sein Werk auszngetien. Der Tod überraschte den erst Ilijührigen Tondichter. . . . Der unerbittliche Tod. . . . Fertiggestellt waren: Introitus, Kqrie und die Sequenz: Dies irae, dies illa. — Bom Offertorium die Singstimmen mit dem bezifferten Baß sowie die instrumentalen Zwisckzenspiele. Sein begabter Schüler Franz Xaver Süß mayer (17661808) vollen dete im Mozartschen Stil das vorausbezahlte Werk auf Geheiß der mittellos gewordenen Witwe. (Er hatte zu Mozarts Zeiten mehrere Arien für den „Titus" geschrie ben. Also ivar der Meister mit seinem Schüler zufrie den.) Auch hier bildet die Sequenz des „Dies irae" ein Requiem im Requiem. Wen auch sollte diese Klage um Erbarmen aus dem Munde eines Abschiednehmenden nicht erschüttern, bis in die tiefste Seele hinein. . . Diese Musik — sie söhnt mit dem Tode aus. . . . Und wie so einfach die ganze musikalsiche Struktur In der Beschränkung zeigt sich der Meister". Hier und da ein „Vermindert" zum Wechsel von Dur und Moll. — Das ist alles. . . . Der Geist ist's, der lebendig macht. . . . Der Glaube tröstet, wo die Liebe weint. . . . Neuzeitliche Einstellung brachte Heinz Schu bert (geb 1808) in seinem „Hymnus" (»ach dem Persisckzen des Zarathustra). Für Solosopran, Chor, Orcl-ester und Orgel. Der 2-1jährige Komponist, ein Schüler von Kaminsky nnd Joseph Haas, hatte das (glück, dieses sein bedeutsames Werk auf der Musikertagnng in Zürich auf- gesührt zu sehen. Das Ganze macht Anspruch, den Komponisten ernst zn nehmen.. Er geht eigene Wege. Daß er die markanteste Wendung des Textes — am Schluß — im strengsten Pianissimo bringt — warum nicht? — Sein anderer, Einfall: den Singstimmen für Solo nnd Chor erlesene Mclismen zuzuweisen — wunderschön. (Nur sprach der Chor derart undeutlich beim Dingen, daß man zuweilen den Faden verlor an der Hand des Textes.) Der Anfang, wo zum Orchesterklang der mehrhundertstimmige Chor im Spreck-gesang — leise flüsternd — anhcbt — ein sehr glücklicher Einfall. Bei aller Anerkennung aber können wir uns nicht entschließen, dieses Werk etiva als ein „reifes" Kunstwerk zu seiern. Das; ein Werk über- racht, beweist noch nicht, daß es zulangende Innenwerte l»ssitzt. Freuen wir uns mit dem Komponisten des Ge leisteten. lind gestehen wir, daß ivir mit gesteigertem Interesse die weitere künstlerische Entwickelung des zweifellos talentierten jungen Künstlers verfolgen wer den. — Besonderen Dank verdient Karl Straube, daß er uns mit diesem Werk bekannt machte, es meister haft zu Gehör brachte. (Vielleicht erhielten die Fugen sätze im Requiem eine etivas zu große Beschleunigung.) . . . Aber die ganze Ausführung legte wieder Zeugnis ab von dem varbildlickzen Fleiße dieses vielverdienten Chor meisters und erprobten Dirigenten. — Herrlich in Stimme, Schulung und Vortrag diese große Sanges- meislerin Amalie Merz Tunner. Im Requiem machten sich ferner verdient Marta F u ch s Alt, Heinz Marten zTenor) und Alfred Paulus (Baß). Das GeivandHausorchester begleitete elastisch. Auch ihm galt der Beifall des vollen Hauses. Er war lzerzlich und wohl verdient. Dr. Hugo Löbmann. „Jugend marschiert" Träumer hat es zu allen Zeiten gegeben. Warum svllien sie in der Gegenwart ausgestorben sein? Ein solcher Träumer ist der blonde Peter. Er sitzt in einer Ausbauschule. Vielleicht ist es guch eine höhere. Wer's genau wissen will, der befrage sich bei Onkel Rudolf Schröder, der das sinnige Weihnacht» märchen im R e si d e n z l h e a t er erdacht hat. Er ist bekannt lich in Dresden zu Hause. Wer das Schauspielhaus besucht, wird ihn kennen. Also der blonde Peter! Ich will von ihm nicht aus der Schule schwätzen. 'Nur ganz wenig. Sport und Wandern, die Naturgeister, deutsche Berge und Wälder — Handlungsart ist das Riesengebirge — verwandeln den Träumer, den Willens schwächen Jüngling tu einen festen Naturburschen, der dle Au gen ossen hält, der Kraft und Mut gesammelt hat und der durch sein weiteres Erdenlebcn gestählt hindurchwandern wird. Der Märchendichler hat dabei genügend Anhaltspunkte, um gleich zeitig zu schildern, wie durch den Ablauf der Ereignisse auch der übrige Klassengeist, der bei den einzelnen Schulern nicht immer der beste ist, sich zur Kameradschaft, zur gelauterten Freund schaft sestigl. Alles das ist den Kindern verständlich. Die mär- chenhasten Momente freilich — die Schlaugenkönigin mit deu lOO Schlangeneiern, die dann mit dem Papierkorbgeist zum umherziehenden Veltlervolk metaniorphosierl, die Glasbläser episode und die vierfache Gestalt de» Geographieprofessors, de» Schuldiener», des Rasenpflcgers und des Waldhüters als gut,- gen Schutzgeist des blonden Peters (ein Gegenstück zu der vier fachen unheilbringenden Gestalt in „Hossmauns Erzählungen "l — wird aber dein kindlichen Verständnisse Harle Nüsse zum Knacken geben und vielfach rätselhaft bleiben. Als Traum, wo die Geschehnisse bunt und geheimnisvoll ost dincheinander wir beln, könnte das Märchen denkbar sein. 'Nur müßte dann dir Traumlösung wieder in der Schulstube erfolgen. So aber do miniert der Charakter der Legende, lind diese liegt dem kind lichen Fassungskreise zu entfernt. Ueberdenkt man jedoch diese Märchendichlung als geschlossenes Ganzes, so zeugt sie von einem feingeistigen, tiefschürfenden dichterischen Empfinden, das neuen Spuren und neuen Wegen nachdeukt und durch ihren erzieherischen Wert besondere Bedeutung erhall. Zur musikalischen Einkleidung konnte Schroder kaum