Volltext Seite (XML)
kk««m«r Sächsische Volkszeilunq l». I«n««r -3» Neugestaltung -er össentt. Verwaltung Neben praKtfchen Sparvorschlägen etnsetttge Wünsche -er höheren Beamten Sachsens Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz er. fährt, hat der Berivaltunpsresormauoschuh des Landes verbands Sächsischer höherer Beamten Sparvorschläge fiir die öffentliche Berivaltung ausgearbcitet. Kommt diesen Vorschlägen auch dank der Sachkunde der höheren Beamten eine besondere Bedeutung zu, so werden doch zahlreiche Vorschläge auf lebhaften Widerstand stützen. Die Vorschläge sind in 110 Punkten zusammengefaht, von denen nur die wichtigsten mitgeteilt werden können. Danach sollen Reichsausgaben grundsätzlich durch die Länder verwaltet werden — schon eine Forderung, der das Reich nicht nachgeben wird. Eine weitere „Verreicl)- lichung" von Aufgaben der inneren Verwaltung mutz vermieden werden. Die Fondswirtschaft der Reichs ministerien ist auf die reicl-seigenen Aufgaben zu be schränken Kein Antrag darf in einer öffentlichen Ver- tretungskörperschast berate» werden, ivenn er nicht mit dem Antrag aus den „materiellen Ausgleick-sbeschlutz" verbunden ist. Die Beamteneigenschaft ist grundsätzlich nur den Bediensteten der öffentlichen Körperschaften zu zugestehen, die unmittelbar, nicht nur Hilfsweise, an den Matznnhmen der össenUillxn Gewalt oder an den Auf gaben der öffentlichen Verivaltung einschlietzlich der Schule Mitwirken, die von der Privatwirtschaft nicht er füllt werden können. Es dürfen nur fachlich vorgebildete Beamte eingestellt werden. Es soll die Möglichkeit ge schaffen werden, L^omtinnen, die sich verheiraten, zu ent lassen. Es folgt dann eine grotze Anzahl Forderungen zum Fürsorge- und Sozialversicl>erungswesen. Arbeits losen-, Krisen- und Wohlsahrtserwerbslosenunterstützung sind zu vereinheitlichen. Die freie Wohlfahrts pflege soll wieder in stärkerem Matze herangezogen werden. Die Krankenkassen sind, namentlich durch Aenderung des Wahlrechts, zu entpoli tisieren Erst wenn dies geschehen sei, könnten die klei neren Betriebs- und Innungskrankenkassen beseitigt werde». Die Staatsaufsicht über die Krankenkassen ist zu stärke». Die kleinsten Versicherungsämter sollen be seitigt werden. Die Organe der Invalidenversicherung sind in der Weise auszugestalten, datz die Mittelbewilli gung wesentlich stärker als jetzt von der staatlichen Ver waltung bestimmt wird. Zu», B i l d u n gs w e se n sollen noch Vorschläge folgen. In der innere» Verwaltung sollen die Mohmingsfürsorgegesellschasten abgebaut werden. Orga nisation und Verfahren sind in den einzelnen Ländern einander anzugleichen. Die Zuständigkeit der Beschlutz- bebörden soll eingeschränkt werden, besonders so weit es sich um Rechtsmittel in Steuer- und Gebührenfragen und nm ortsaeletzlicbe Aenderungen ohne allgemeinere oder weitreichendere Bedeutung handelt. Die Zahl der Sachen, die kollegial entschieden werden müssen, ist stark einzu schränken. Weiter erlangen die Vorschläge unverständlicher weise, datz das Arbeits- und Wohlfahrts- und das W i r t s ch a f t s m i n i st e r i u in aufzuheben und als Abteilungen dem Ministerium des Innern anzu gliedern sind (nicht nur Personalunion). Die Ministe rien sind von Entschl'etzungen für den Einzelfall noch mehr als bisher zu entlasten, besonders im Wohnungs- l.nd Siedlungswssen. auf dem Gebiet der Schule, der Steuer- und der Justizverwaltung usw. Zu erstreben ist eine stä't'ere Zusammenfassung der Personalabteilungen in den Ministerien. Die Zuständigkeit der G e m e i n d e k a m m e r soll durch verschiedene Matznahinen eingeschränkt werden. Die Stellung des K r e i s h a u p t m a n n s ist wieder als die des ständigen Vertreters der Regierung ausnigestal- ten. Die Kreisbauvtmannschasten sind in weitest mög- lick-em Uinsanq Zuständigkeiten der Ministerien zu über tragen. Sie sind besonders bei der Verteilung von Mit teln einzuschalten. Die untere Instanz, die die Erörterung vornimmt, mutz grundsätzlich auch die Entsci)eidung haben (Ein schränkung der Berichte). Die Zahl der Bezirkstags abgeordneten ist auf 25», die der Bezirksausschutzmitglie der auf 4 zu beschränken: besonderen örtlichen Verhält nissen kann durch Ausnahmebewilligungen Rechnung ge tragen werden. Sämtliche Anstaltsverwaltungen sind unter tunlichster Verselbständigung der Gemeinden zu sammenzulegen. Wahrend der Notjahre mutz der Reu bau von Staatsstratzen völlig eingestellt, ihre Unterhal tung vorübergehend auf das .Allernötigste beschränkt werden. Die staatlichen Landwirtschaftsbe triebe sind nbzustotzen oder in Domänen uinzuwan- deln und zu verpachten. In der I u st i z v e r wa l t u n g sind Vorkehrungen zu treffen, datz eine zu weitgehende Ausstellung von Ar mutszeugnissen unterbleiben. Die Entschlietzung über Gnadengesuche ist weit mehr als bisher unteren Stellen zu überlassen. Die Fürsorge in den Gefangenenanstal- ten ist einzuschränken, und die sachlichen Aufwendungen fiir die Gefangenen sind herabzusetzen. Arbeitsbeloh nungen fiir Gefangene sind in der vorgesehenen Höhe bei der jetzigen Not keinesfalls zu rechtfertigen. Die Zahl der Reichstags- und Landtags abgeordneten und ihre Diäten sind l>erabzusetzen und zeitlich zu begrenzen. Die Bezüge der Landtags beamten sind denen der Beamten der sonstigen Verwal tung anzugleichen. Die E i n k o m m e n st e u e r f r e i g re n z e ist nach den örtlichen Verhältnissen verschieden festzulegen. Die Grenze fiir die Verbrauchsbesteuerung ist herabzusetzen. Es sind eine Filial-, eine Warenhaus- und eine Steuer fiir die Konsumvereine einzuführen. Zum Schluß beschäftigen sich die Vorschläge mit der gemeindlichen Selb st Verwaltung. Die Selbst verantwortung mutz wieder geweckt werden, im wesentlichen durch Aenderung des Gemeindewahlrechts und durch groß zügige Handhabung der Staatsaufsicht. Eingemeindungen in Städte dürfen nur bei zweifelsfreiem Bedürfnis und bei vorheriger Sicherung der Leistungsfähigkeit des Bezirks der unteren Staatsverwaltungsbehörde genehmigt werden. Aus den Abschluß von Verwaltungsgemeinschasten zwischen kleinen Gemeinden ist nachdrücklich hinzuwirken, gegf. ist eine Verbindung auch durch Personalunion herbeizuführen. Die Höchstzahl der Gemeindevcrordnelen ist, landesrecht lich nach Größenklassen abgestuft, wesentlich zu vermindern. Das Eemeindeverordnetenamt ist als reines Ehrenamt wie her herzustellen (was inzwischen in Sachsen zum Teil ge schehen ist). Die Entschädigung für Erwerbseinbuße soll unberührt bleiben. Die Zahl der ehrenamtlichen Ratsmit glieder ist zu beschränken. Schließlich soll geprüft werden, ob die besonderen Wohlfahrtspolizcibehörden in den grö ßeren Gemeinden eingeschränkt werden können. Dazu könne eine llebertragung ihrer Ausgaben (ganz oder teil weise) aus die Ordnungspolizei, auch wo sie staatlich ist, oder aus geringer bezahlte Beamte oder Angestellte des Er» mitllungsdienstes dienen. Wie man sicht, gehen diese Vorschläge höchst eindeu tig aus eine Stärkung der Machtstellung der höheren Büro kratie hin und wollen das bißchen Selbstverwaltung, das sich noch erhalten hat, fast völlig beseitigen. Darin kann man keinen Vorteil erblicken, denn die Bürokratie hat schon zu viel Macht. Ganz abgesehen davon ist es mehr als frag lich, ob die obigen Vorschläge zu wirklichen Ersparnissen führen werden. Wichtiger wären durchgreifende Vorschläge über Verwaltungs a b b a u gewesen: Anregungen aus Be seitigung einiger kleiner Anhängsel der Verwaltung sind durchaus ungenügend. Was Filial- und Warenhaussteuer mit Sparvorschlägen zu tun haben, ist auch nicht ohne wei teres verständlich. Wie wir hören, macht sich denn auch schon in den Kreisen namentlich der mittleren Beamten schaft ein lebhafter Widerstand gegen diese einseitig aus die Interessen der höheren Beamten zugejchnittenen Vorschläge bemerkbar. ch Diese Vorschläge, die wir hier in erster Linie referie rend wiedergegebcn haben, sind natürlich mit großem Vor behalt auszunehmcn. Neben einigen zweifellosen Verbesse rungen gegenüber dem seitherigen Stand der Dinge gehen sie darauf aus, in erster Linie den Einfluß der höheren Beamten aus Kosten anderer Stellen zu bestärken. Nicht immer dürfte Sparsamkeit der Grund für die Vorschläge gewesen sein, sondern wirtschaftliche und politische Zweck überlegungen. So wurde das Keilige Jahr verkündet Tis Verlesung der Bulle „Ouod nuper" im Vorhof d«i 2t. Pauls-Vasilika in Rom Ti« Bulle wurde zuerst im Vorhof der Peterskirche. dann in den Lre' anderen Basiliken Roms verlesen. Eine historische Stritte Mitteleuropas Die Siebenhundertjahrfeier von Sankt Jakob in Prag. Dieser Tage feiern die berühmte Kirche und das Kloster von St. Jakob in Prag das Jubiläum ihres 700jährigen Bestandes. Das altehrwürdige Heiligtum war der Mittelpunkt bedeutsamer Ereignisse, die auf die Geschichte Mitteleuropas Einfluß nahmen. Es wurde um die Jahreswende 1232 33 von Minderbrüüern gegründet, die König Wenzel l. ins Land gerufen lzatte. Das Klo ster wurde Ausgangspunkt christlicher Lehre. Kultur und Bildung für alle Ludetenländer. Sein Einfluß reichte bis nach Sachsen und Polen. 126 Brüder deutscher und tschechischer Nationalität wurden kurze Zeit nach dec Gründung in dein Kloster gezählt, deutsäze und tsche chische Adelskamilien schichten dahin ihre Söhne zur Aus bildung. Unter der mächtigen Förderung der Preings- liden und stxiter der Luxemburger wuchs das Kloster an Ausdehnung und Bedeutung. Kaiser Karl IV. ließ die Kirche im gotischen Stil umbauen und beschenkte sie mit kostbaren Kleinodien. Im 14 und 15. Jahrhundert wurde die alte katho lische Kultstütte der Ausgangspunkt stürmischer Ereig nisse, die von hier aus auf ganz Europa übergrissen. Im I»hre 1303 predigte in der St.-Iakobs-Kiräze der smpst- liche Legat und tadelte dabei den verschwenderischen König Wenzel IV., der beim Volke als ein Freund einer nationalen tschechi'chen Kirche galt, ivegen seiner un würdigen Lebensführung. Der verhetzte Prager Pöbel drang in die Kirche ein und mißhandelte den päpstlichen Abgesandten. Zwanzig Jahre später, am Dikersonnlag des Jahres 1412. drangen drei junge Leute in die Kirche ein und verwundeten den messelesenden Priester. Sie wurden ergriffen und hingerichlel. Das war das erste Signal zu den Hussitenkriegen, die drei Uebeltäter wurden als hussitische Märtprer verehrt. Im Verlaufe Ser Hussitenkriege wurden die Kirclfe und das Kloster arg verwüstet, als Pferdestail und Fou- ragedepot benützt. Die Kirche von 2t. Jakob war -'s aber auch, wo im Jahre 1484 der Bischof von Venedig Johann von Mirandola vor Tausenden von Zuhörern, die den Platz um die Kirche füllten, seine berühmte Pre digt hielt, um die Hussiten wieder mit Ser Kirche auszu söhnen. Von da an verschivanS die Irrlehre, so wie sie ausgetaucht war. Die Kirel^, die durch Brände viel gelitten hatte, wurde 15,96 wieder aufgebaut. Nach Ser Schlacht am Weitzen Berg, in Sen Wirren der Reformation und Ge genreformation ivar sie ein Zentrum und Zufluchtsort kirchlichen Lebens und religiöser Wieüererstarkung im Sinne der katholischen Lehre. Die habsburgischen Kai ser Ferdinand 1. und Ferdinand 11. beschenkten sie reich. Im Jahre 1689 wurde sie in prächtigem 'varock um gebaut und ausgestatlet: sie gilt noch heute als eines der glänzendsten Bauwerke des Hoch» baroärs Line Fülle gewaltiger Erinnerungen ist an St. Jakob in Prag geknüpft. Tas Volk lern! gregorianischen Choral, Neun Frage» zur Volkschoralpraris. von P. Dr. Gregor Schmoke OSV.. Verlag Laumann. Dülmen i. W.. M Seilen, Ganzleinen 2,75, Mark. — Ter durch seine vielen Volkskurse bekannte Benediktinerpater, der ein Hauplverdienst hat an der Verbreitung des Chorals im Volke, stellt in diesem Vuche seine vielen Erfahrungen aus die sen Vorträgen zusammen. Alan muh sich an diesem Vuche rest los freuen, zumal auch die Tendenz ganz im Sinne der Kirch lichen Vorschrislen begründet ist. Tie Sachkenntnis, die Begei sterung sür den kirchlichen Gesang, die vielen guten Ratschläge sind außerordentlich geeignet. Hindernisse aus dem Wege zu raumen und irrige Ansichten zn korrigieren. Wo man den Vor schlägen Pater Schwakes folgt, wird man sehr bald gute Fori- schritte seststellen und damit auch ein Nebliges tun zur Stär kung des liturgischen, des religiösen Gedankens Daher wün schen wir diesem ausgezeichneten Buche weiteste Verbreitung in den Kreisen der Chorleiter, der Kirchensänger und musikbegei sterter Kreise. Es wird überall Freude wecken und Kralle iur den Choral mobilisieren. F. G. Der Literarisch« Verein zu Dresden beriehl die Feier seines 70jährigen Bestehens durch eine Festsißung im kleinen Saal der Kaasmannschast am Mittwoch, 25, Fkinuar, 7.30 Uhr Die gegenwärtigen und früheren Mitglieder des Ver eins sowie Vertretungen Dresdner Korverschasten sind hierzu ge laden. Gäste willkommen.