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Die seslgesahreue Siedlung Lus di« Jnterpelloti»» der Zeutru»i«frakti»n hi« gab dir Reichsregierung Auskunft llber den Umfang der Sied- tung t» Jahr« 1V 32 und die für das Eiedlungsjahr 1933 zur Berfügung stehenden Ciedlungsflächrn. Rach d«r schsttzungs- »eise» Angabe d«r Reichsrrgirrung sind im Jahr« 1932 rund «690 »t» 7099 Stedlungsstellrn angelegt worden, »ährend die Deutsche Sledlungsbank in ihren Veröffentlichun gen rund 9909 Siedlungsstellen angegeben hat. Anfang Februar will die Reichsregierung da« vorläufige Ergebnis bekannt geben. Am 1. Januar befand fich in den Händen der Sied- lungsträger ein Landvorrat von rund <3 009 Hektar, wa» «ach Angabe der Reichsregierung einer Zahl von etwa 3250 Eied- lungsstellrn entfpricht. Die Reichsregierung geht dabei von einer EtellengrLß« von 59 Morgen au», während die Fach leute pro Eiedlerstrlle 109 Morgen rechnen, da naturgemäß von den Flächen an Wald, Ordland, Wege erhebliche Teile ab« fallen und im allgemeinen insbefondere bet leichten Vöden die Siedlungsstellen zwilchen 69 und 89 Morgen liege«. Demnach dürste also der Landvorrat nur mit der Hälfte der von der Reichsregierung angegebenen 8i«dl««gs stellen mit höchstens 2999 Stellen zu stchern sein. Insbesondere wäre auch noch anzugeben, inwieweit sich in dem Landvorrat Moor und Oedland, befindet, das natür» lich für die Umrechnung für die Siedlerstellen ganz anders zu bewerten wär«, da «» erst nach Jahren zur praktischen Auf. teilung kommen kann. Zu Anliegerzwecken steht ei« Landvor rat von »399 Hektar zur Berfiigung. Die Reichsregierung gibt an, daß der »ritergehende Landanfall für Siedlungszwecke dadurch «intrrten wird, daß die entschuldungsfähigen Güter au» dem Sicherung-Verfahren ausscheide« falle», so daß diese» Land noch hinzukommt. Au» dieser Erklärung scheint hervor- z«grhen, daß bisher noch kein einzige» Ent trotz der Ankündigungen des Herrn Reichskkanz. ler, al» nicht entschuldung-fähig au» dem Sicher»««,»erfahren entlasse« ist Schlägerei im Preußen-Landtag Der Preußisch« Landtag trat am Dicnrtag zur ersten Sitzung sein«, gegenwärtigen Tagungsabschnittrs zu sammen. Vor Eintritt in di« Tagesordnung beantragt Abg. Dr. Kortntenberg l3tr) di« Einsetzung «ine« künfzehngliedrigen tlntersuchungsausschus- ses, der u. a. festste«-» so«, welche Zechen seit 1925 ftiilgelegt r»ord«n seien, au» welchen Gründen die Stillegung erfolgt lei und wieviel Arbeiter und Angestellte durch diese Stillegungen pir Entlassung gekommer, seien. — Da die Deutfchnattonalrn widersprachen und der Antrag nicht von dem vorgeschriebenen Fünftel aller Abgeordneten unterstützt ist. kann die sofortige Einsetzung des Untersuchungsausschusses nicht ersolgcn. Ein »eitere» Antrag de» Zentrums, der da» Staats- Ministerium ersucht, sich mit größtem Nachdruck dafür einzu fetzen. daß sed« ««tter« Stillegung und Betriebs. Einschränkung der Zeche Neumühl fDuisbura- Hamborn) verhindert wird, geht an den Handelsausschuß. Zentrums-Anträge über den Vau einer Wasser straße für da« Aachener Wirtschaftsgebiet, über die Verhinderung der weiteren Stillegung von Sckxicht» anlagen des Konzerns Rheinpreußcn, Uber die Aufnahme von Wasserbauprofekten in Oberschlesien und Ostpreußen in das Arbeitsbefchaffnngvprogramm sowie über die Ausnahme der Schiffbarmachung von Mosel und Saar in das Arbeltsbeschaffunpsprogramm «erden ohn« Aussprach« d«n zu- Bei Beratung eine» auf einen natlonalsozlalifttschen Antrag zurückgehenden Antrages des Landwirtschafts-Ausschusses, der 8? A"!?"ss«n der Schwalm-Bauern (im Bezirk Düsseldorf) einsetzt, führt Abg. Franken-Rheydt (Komm.) aus die Nationalsozialisten hätten einen alten kommunistischen Antrag zugunsten der Schwalm-Bauern ab- w°*n U"d hätten dann dafür gesorgt, daß der komm«, nistische Antrag selbst im Ausschuß abgelehnt werde zugunsten de« nationalsozialistischen. Der Redner bringt den Antrag seiner Fraktion wieder ein. der erheblich wcitcrgche als der nationalsozialistisch«. Im weiteren Verlaus seiner Aussuhrun- gen meint der Redner, als nationalsozialistische Zurufe ihn unterbrechen, die Nationalsozialisten wagten es nicht, in die kommunistischen Versammlungen der Schwalm-Bauern zu gehen. Al» er hinzusetzt, „ein feigeres Gesindel, als Ihr seid, gibt es ta nicht mehr!" kommen Entrüstungsrufe von den Nationalsozialisten. Zahlreiche nationalsozialistische Ab- »«rdnrte gehen lau« schreiend gegen da- Redutspult vor. von Mihbrauchle Oslhilse? Der Henirumsvorsioß Im Haushattausschutz -es Reichstags Der Vorstoß der g«ut»u«,,«,««»,, t» Hauohatt,au»fchutz »e, Relchsta», wegen de, Mißbrauch» bei der Zuwendung von Ofthllfemitteku «u einzelne, insbesondere «rotzgrunbbesttzee, Hat die Oeffeutlich. keit rin überwSltigende» Echo gefunden. Der Abge»rdu«t« Erfing teilt« tu, -u«»tzalt«a»»schuh um Dienstag »it, »atz ihm auf Grund der Anfrage vom vergangenen Freitag jetzt stoßweise Zuschriften »»gingen, tn denen gerade,» skau- dalöfe Fäll« au, der Praxi, der Oft hilf« mit geteilt werden. Dabet verlier«« tausend, von Handwerkern und sonstigen steinen Gläubigern den größten Dell ihrer For. derungen. Die Reichsregierung ist darausht« ausgesordert worden, unter Beteiligung de» R«ichsrrnähr»ngsministerium» und des OfthtlsekomMissar» in, Au»schutz Red« und Antwort zn stehen. Es wurde ein Zentrumsantrag ein stimmig angenommen, der Auskunst darüber »erlangt, wie groß die Summen find, dir die privaten Gläubiger bei der Entschuldungsaktion im Osten verloren haben und wie groß ferner die Verluste von Genossenschaften, Sparkassen, Hypo thekenbanken usw. gewesen sind. Ferner ist gesragt worben, in wie vielen Fällen ringln« Gutsbesitzer mit mehreren Güler« in di« Osthilfe genommen morden sind, da bekannt ge worden ist, daß einzeln, Gutsbesitzer mit mehreren Gütern um« grfchuldet und saniert worden find. Ans dir in der srüheren Ausschußsitzung gestellten Anfragen wegen der Umschuldung de» Abg. ». Oldenburg.Januschau ist inzwischen weder van diese« noch von der Regierung «in« Antwort, «och rin« Berichtigung erteilt morde». Da, spricht sicher nicht das»,, datz Herr ». Vldenburg-Jannfchau Werl daraus legst, trotz de« schwer«» gegen tha «rworbru«» vorwürs, d«r Oesfenttichkett Klarheit p, geben. In Verfolg d«r von der Zentrumssraktion «ingebrachte» Interpellation wird die Reichsregierung jetzt eine Ausstellung über die Linzelsälle der Umschuldung geben müssen. Bisher hat sie dem Hauptau-schuß nur eine Ueder sicht über die umgeschuldeten Flächen und für di« einzelnen Be triebsgrößen ausgewandten Geldbeträge dem Ausschuß zuge leitet. Danach entfallen von dem im Osten umgeschuldeten Flächen aus die Großbetriebe über «99 Morgen rund 99 Pro zent, davon allein aus die Flächen über 299» Morgen rund 37,6 Prozent. Auf die Flächen bis «99 Morgen entfalle« rund <9 Prozent. Hierzu wird die Reichsregierung noch angeben müßen, wie viel aus die eigentlichen Bauernbetriebe bi» 199 Morgen entfallen. Von den Entschuldungsdarlchen find den Großbetrieben über «99 Morgen über di« Hälfte der Mittel zugesührt worden, wobei aus die Betriebe zwischen <99 und 2999 Morgen pro Betrieb 53 999 Mark entfallen. Auf die Be triebe über 2099 Morgen entfallen durchschnittlich 169 909 M. Für die Betriebe unter <90 Morgen wurden dagegen tm Durch schnitt nur 6000 M. ausgewandt. Von den von der Ban? sür Industrie-Obligationen bewilligten 12 000 Entschuldungsfälle find bisher <790 Fälle mit rund <0 Millionen M. ausgezahlt und ferner sür 2909 Fälle rund 25 Millionen au die Auszah- lungstnstitut« überwiesen. »er anderen seire rammen eine mnzay, rommnnlstisider Frnktionsmitglieder. Ein Nationalsozialist versetzt dem Abg. Fränken-Rheqdt mehrere Faustschläge aus die Brust. Dann ge lingt es Mitgliedern der NSDAP, und der Kommunisten, di« streitenden Parteien zu trennen. Als Präsident Krrrl, der während der Priigelszene fortgesetzt die Glock« sthmingt, deu Abg. Fränken-Rheydt wegen seiner Bemerkung gegen die Nationalsozialisten aus dem Saal weist »nd writere Geschästs- ordnnngsbemcrknngen daran knüpfen will, stimmen di« Nationalsozialisten das Horst-Wessel-Lied an. Präsident Krrrl verläßt daraus seinen Sitz, womit di« Verhandlung unterbrach«, ist. . Nach Wiederaufnahme der Sitzung werden der Abg. Fränken-Rheydt (Komm ) wegen de» beleidigenden Zu rufes und der Abg. Blei (Nat.-Soz.) wegen Bedrohung de» Redners von der weiteren Teilnahme an der Sitzung ausgeschlossen. Die Verhandlungen werden fortgesetzt. Da auch z» den weiteren noch aus der Tagesordnung stehenden Anträgen da» Wort nicht verlangt wird und die Abstimmungen erst am Mitt woch stattsindcn. vertagt fich das Haus um 17 Uhr auf Mitt woch 12 Uhr' Beginn der Schulaussprack)« »nd Abstimmungen über zahlreiche Ausschußanträge. 6in Sündenbock wird in die Wüste geschickt Nach Hugenbergs vernichtender Wahlniederlage in Lippe. Tie Lippische L a n d« s ze i t u n g schreibt zu de>n..Wahlciu2saIl iListenci.: Rein^sUmn> enmäßin herausgeholt. Bedenkt inan jedoch, daß Hitler in nicht weniger als 16 Orten und nach nationalsozialistischen Angaben vor etwa 90 000 Menschen gesprochen hat, be denkt nian ferner, daß die ganze Rednerelite der NSDAP, aufgeboten wurde, so mühte eigentlich das Ergebnis weit gen>altiger sein: zum mindesten hätte es den National sozialisten gelingen müssen, ihren Höchststand vom 31. Juli mit <2 280 Stimmen wieder zu erreichen. Be zeichnend ist, dah die Nationalsozialisten in erster Linie aus Kosten der Deutschnationalen die Gewinner sind. Tie Niederlage Hugenbergs kommt in diesem Ausmaße völlig unerwartet: sie ist geradezu vernichtend. Wie inzwischen bekannt wird, hat der Vor ¬ sitzende des Landesverbandes Lippe der T e u t s ch n a t i o n a le n Volks pari ei in Lippe, Rechtsanwalt Petri, sein Amt niedergelegt. Auf deutsch: Man hat einen Sündenboclr in die Wüste geschickt. Das kann nicht darüber Hinwegtäuschen, daß der Sch u l d i g e an der deutschnationalen Niederlage in Lippe Herr Hugenberg mit seiner patentiert anti parlamentarischen Politik ist. Oie Mönche vom Gi. Bernhard gehen nach Tibet Umzug eines Klosters. <Don unserm schweizerischen Korrespondenten.) e. Genf, Anfang Januar 1933. Dor mehr als zwei Jahren, tm Jahre 1930. ging zuerst die Nachricht in die Weit, daß die Mönche vom Kloster Si. Bern hard ihren Wohnsitz verlassen und ins tibetanische Hochland übersiedeln würden. Damals bestand das Kloster St. Bernhard, dessen Insassen mit ihren berühmten Hunden schon manchen Verirrten und Erfrierenden gerettet haben, grade neunhundert Jahre lang. Die moderne Technik, die alle schweizerischen Alpen straßen und -passe dem Verkehr erschlossen Hal, mackste die Arbeit der Mönche, die der Rettung Verirrter und Verwehter gilt, an ihrem bisherigen Sitz fast überflüssig, und damals zogen be kanntlich Eckstttsfelbewahrer und Almosenempsänger des Klosters St. Bernhard nach Tibet, um dort einen neuen Wirkungsplatz ste'seiss"aüs Skiern, teils zu Pferd und im Karren, teils auch zu Fuß zurücklegten, entdeckten die beiden Abgesandten, die einmal nur mit knapper Not dem Tod im Schneesturm entrannen, end lich den geeigneten Bauplatz sür das neue Bergkloster und -Hospital auf dem Si-La-Paß im Himalaya Gebiet. Der Si-La- Paß ist einer der bedeutendsten und zugleich gefahrvollsten Paß- Uebergünge des Himalaya, und demnächst soll, wie jetzt milge teilt wird, die erste Mnnchsgruppe mit sünsundzivanzig der besten Bernhardinerhunde das Kloster St. Bernhard verlassen und sich zum Si-La-Paß begeben, um dort den Vau des neuen Hauses, das ganz nach dem Muster des alten errichtet werden wird, in Angriff zu nehmen. Ist der Bau serliggestellt, so wirtz der Nest der Mönche mit den Hunden ans der Schweiz nach Tibet über siedeln. um sich dort der neuen, gefahrvollen und verdienstlichen Aufgabe zu widmen Die innigsten Wünsche und der heißeste Dank der ganzen Schweiz sowie aller, die jemals mit dein Klo ster St. Bernhard und seinen Insas!» Bekanntschaft gemacht haben, ivird die Mönche auf ihren ferneren Wegen begleiten. Ms Ines aus Leningrad kam Roman von Maria RenSe Daumas. (Nachdruck verboten), (37. Fortsetzung) „Na fa, im Grunde waren es aber doch nur Dienst boten, also arme Leute, bei denen Eie lebten, da müssen Cie sich wohl jetzt vorkommen wie im Himmel." Ines grijf nach der Schelle. „Bringen Sie das Eis herein," sagte sie zu dem eintretenden Mädchen und war somit einer Antwort enthoben. Sie hatte nur den einen Wunsch, diese Teestund« möge bald zu Ende sein. Alfred Webner» Frau, so reizend sie aussah, ging ihr auf die Nerven; nie würde sie sich mit diesem oberflächlichen Wellkinde verstehen. Als das Mädchen wiederkam, meldete es, „Herr B«r- kow bittet, seine Austvartung machen zu dürfen." Ines atmet« erleichtert auf. Sie machte fich nichts aus den Besuchen Heinz Berkow», aber jetzt kam er ihr wie gerufen, um ihr Ttzt« Zi T-t« mit Frau Webner zu stören; mochte er fich mit tbr unterhalten. Marianne hatte nickt auf die Worte des Mädchens geachtet, ihre Augen blickten mit Wohlgefallen auf di« appetitliche Nein« Eisbombe, die da auf dem Tisch stand; für so etwa» hatte fi« Verständnis. Nun aber weiteten fich ihr« Blicke, als Heinz Berlow das Zimmer betrat, «nd «tn« Helle Röte flog ihr ln» Gesicht. Was tat denn Heinz hier? Wie kam er von B. hierher, «nd noch dazu zu den Michahelles? Auch Heinz hatte si« sofort erkannt und mußte schnell »ine kleine Verlegenheit Niederkämpfen, wa» er mit welt männischem Geschick tat. Und Marianne, dir ihm, nachdem fie sich ein wenig gefaßt, gerade dte Hand hinstrecken und mit der Grandezza der Weltdame sagen wollte: „Sxh da, Herr Berkow, wir kennen un» doch," — sie hatte das mal irgendwo tn «tneni Roman gelesen — war sehr erstaunt, al» Heinz ihr nur ein« tief« v«rb«ugung macht« und sich ihr wt« ein Fremder von Ine» Michahelles vorstellen ließ. „Ra schön," dacht« Marianne, „wenn wir un» hier nicht kennen sollen, wird er wohl wissen, warum, und benahm sich nun auch ihm gegenüber, al» habe st« ihn nie gesehen. Ine», di« ganz ahn«ng*lo» war. und der r» gar nicht die Mühe verlohnt hätte, die ve'hen zu beobachten, merkte nichts von der kleinen Komtidie, di« ihr hier vorgespielt wurde. Sie war froh, daß Frau Webner jetzt eine Ablenkung für ihr Unterhaltungsbedürsnis gesunden hatte und nicht mehr allein auf sie angewiesen war. Das Gespräch bewegte sich dann auch sogleich, nachdem das erste Erstaunen der beiden sich gelegt hatte, in mun teren Bahnen. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, schwatz ten beide tapfer darauf los. Ines, die sich meist schweigsam verhielt, staunte, wie viele Worte man eigentlich machen könne, um gar nicht« zu sagen. Heinz Berkow brach nach kurzer Zeit wieder auf, er sei nur auf einen Sprung heraufaekommeu, um dem gnädigen Fräulein das neueste Buch über Rußland zu bringen und müsse nun wieder gehen, da «r eine dringende geschäftliche Verabredung mit einem Kunden seines Onkels habe. „Nun bleibe ich wieder mit der Frau allein," dachte Ines seufzend, aber nach zehn Minuten verabschiedete sich auch Frau Webner; ihr war es, al» habe ihr Heinz Berkow, als er ging, ein leises Zeichen gegeben. Da wollt« sie doch lieber sehen, was er von ihr wollte. Sie hatte sich nicht getäuscht, an der nächsten Straßen ecke erwartete er si«. Nun streckte er ihr die Hand entgegen. „Aber das ist sa eine reizend« Uebcrraschung." sagte er und ging an ihrer Seite weiter. „Seit wann bist du denn hier, Marianne?" Sie hatte fich eigentlich beleidigt und unnahbar stellen wollen, weil er nie mehr von fich hakte hören lasten, aber dann dachte sie, daß sich da» kaum lohne. Eie freute sich nicht allzu sehr, ihn wiederzusehen: er war ihr gleichgültig geworden; da war Alfred ihr jetzt doch lieber . . . „Na, wir leben jetzt hier, — mein Mann ist bei Micha- helle» in der Fabrik als Ingenieur unbestellt," sagte sie gedehnt: „ich habe mich mit Fräulein Michahelles schon einigermaßen angefreundet, und wie kommst du in die Familie?" „Ich^gehe seit kurzem auf Freierssiißen, d. h. auf Wunsch >n«ines Onkels." Er hielt es für bester, die Situa tion sofort zu klären. .Ich hoff« die schöne Ines zu er obern." * Marianne blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Sie lab in diesem Augenblicke sogar reichlich törlckt aus „Ach, du sollst die Michahelles heiraten? Mit meinem Manne mar sie doch auch schon mal verheiratet." „'Was heißt das?" Marianne lachte: „Natürlich nicht richtig verheiratet, bloß zum Schein, als El-emann hat er sie aus.Rußland her- iibergrsckpnuggclt; die Ehe war ungültig." ,Ach richtig," sagte er, sich erinnernd. ..Diese romantische Geschichte habe ich schon mal geholt, ich glaube von meinem Onkel. Wie geht es dir übrigens, bist du glücklich?" „Natürlich, ni«in Mann vergöttert mich", schnitt sie ein bißchen auf. Sie wird doch nicht so dumm sein und zugeben, daß «» mit dem Glücke in ihrer Ehe ein wenig haperte: vor ihm, der sie eigentlich verschmäht hatte. Besonders, da er jetzt im Begriffe stand, das reiche Mädel zu heiraten. Etwas spöttisch schürzte sie die Lippen. „Und du willst dich also in das Ehejoch spannen lasten. Sieh' an, mir sagtest du doch immer, du taugtest nicht zur Ehe!" Er gab sich den Anschein, als ob er schwer seufzte „Ja, klein» Marianne, die Zeit, da wir uns liebten, war freilich schöner; aber was nützt es, man muß doch mal vernünftig werden" Eie lächelte. „Wir werden uns nun wohl ösiers sehen", sagte er und sah sie von der Seile an. War sie wirklich sehr glücklich mit ihrem Manne, würde sie Rein sagen; ihm lag auch nicht viel an diesem Wiedersehen, er hatte sie einmal früher lehr gern gehabt, ja, aber nun lieble er Ines Michahelles: daß sie diejenige war, die sein Onicl ihm zur Frau bestimmt hatte, war sein besonderes Glück. Aber er wollte sich mit dieser niedlichen kleinen Frau auch nicht überwerfen und sie unnütz durch Kälte tränken. Wer weiß, ob fie da nicht in verletzter Eitelkeit zu Ine« über ihn schwatzte, denn lein Rus war in B. nicht der beste gewesen; und er glaubte bestimmt, daß Ines in dieser Br- ziehung rein und sehr streng denken mochte. Nein, zur Feindin wollte er fich Mariann, nicht machen. „Ja, vielleicht können wir uns öfters sehen," sagte sie leichthin, „nur zu uns kann ich dich leider nicht einladen, mein Mann ist so eifersüchtig." Er lächelte. „Darf ich dich dann mal zn einer kleinen Autofahrt oitteu," sagt« er, ^ich habe meinen Wagen hier." (Jortletzu.yc folgi).