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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.02.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150223010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915022301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915022301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-23
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
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viensttm. 2S. i»rdrusr 1915. » Leipziger Taaedtatt. Ur. 97. Moryrn»Rusgsve. veltrZ. /lmerikanlsthe Neuttaiität. -» Nach einer New Parker Meldung der Financial News" hat eine amerikanische Pulverfabrik „von den Verbündeten" Aufträge für 50 Millionen Dollar „aus Petersburg" bekommen. Aus dieser Meldung geht zu nächst hervor, daß unsere Feinde nicht in der Lage sind, ihren Pulverbedarf im eigenen Lande zu decken, sondern sich an Amerika wenden müssen. Liegt nach dieser Richtung in jener New Parker Meldung von unserem Standpunkte aus etwas Erfreuliches, so kommt noch ein Umstand hinzu, der uns ge stattet, die fragliche Nachricht mit einem ge wissen Behagen zur Kenntnis zu nehmen: die gemeinsame Bestellung „aus St. Petersburg". Man erinnert sich dabet der Abmachungen, die aus der Pariser Konferenz der Finanzminister des Dreiverbandes betreffs gemeinsamer Bestellungen im Auslande getroffen waren. Mrd dem geldbedürftigen Rußland damit aus der Klemme geholfen, so hat diese Annehmlichkeit für Rußland die den beiden anderen Dreiverbandsmächten weniger will kommene Kehrseite, Frankreich und England für Lieferungen an Rußland mit zu be lasten. Die Folgen hiervon werden die Steuerzahler Großbritanniens und Frankreich» vielleicht nicht sofort, aber um so sicherer in einer nahen Zukunft empfinden. Hiervon abgesehen, kennzeichnet die amerika nische Pulverlieferung an dre Verbündeten von neuem das, was Amerika unter Neutralität versteht. Wie glänzend könnte sich gegenüber dieser gewaltigen Pulverlieferung die Menschen freundlichkeit und Friedensliebe des Präsidenten Wilson bewähren! Es bedürfte nur eines Aus fuhrverbotes für die Pulverlieferung, damit Prä sident Wilson im Sinne seiner Menschlichkeits- und Friedensideale wahrhaft praktische Arbeit leistete, während er damit gleichzeitig eine tatsächliche Neu tralität der Vereinigten Staaten bewirkte. Aber von dem Recht zu einer solchen Maßnahme, die dem Wesen wahrhafter Neutralität und echter Friedensliebe entspräche, werden die Vereinigten Staaten gewiß ebensowenig Gebrauch machen, wie es der allen früheren amerikanischen Kriegs lieferungen der Fall war. Zu einer „neutralen" Haltung solcher Art paßt die Weigerung des amerikanischen Marine ministers Daniels, Kriegsschiffe zur Be- gleitung amerikanischer Handelsschiffe nach den von Deutschland für Kriegsgebiet erklärten Ge wässern zu entsenden. Verstünde sich Amerika dazu, daß seine Kriegsschiffe amerikanische Handelsschiffe im Sperrgebiet begleiteten, so würde den Engländern der Mißbrauch des amerikanischen Sternenbanners unmöglich ge macht sein. Denn jedes unter amerikanischer Flagge fahrende Handelsschiff, das nicht von einem amerikanischen Kriegsschiff begleitet wäre, würde wegen des Fehlens des be gleitenden Kriegsschiffes ohne weiteres als ein das Sternenbanner zu Unrecht führendes,. - englisches Kauffahrteischiff erkennbar sein. Die amerikanische Weigerung, Kriegsfahrzeuge als Begleitschiffe für amerikanische Handels schiffe zu entsenden, erleichtert also den Eng ländern den Diebstahl der amerikanischen Flagge. Formell zu seinem Standpunkt be rechtigt, bezeugt Amerika auch in dieser Be ziehung, wie seine Neutralität der Sache nach bewertet werden muß. Unter solchen Um ständen ist es doppelt wertvoll, daß die deutsche Regierung es ab gelehnt hat, den Ver einigten Staaten die Zusicherung zu geben, es solle auch im Sperrgebiet kein „amerikanisches" Schiff anders als im Wege der Durchsuchung „belästigt" werden. Vie unbelehrbar«» /lmerikaaer. Als sofort nach Kriegsbeginn der planmäßige Lügenfeldzug der auf Reuter und Havas eilige- schworenen Presse in den Ländern des Dreiverband» und — leider auch! — in den neutralen Ländern einsetzte, haben sich deutsche Männer und Frauen von bekanntem Ruf bereitwillig der vaterländischen Pflicht unterzogen, durch ruhig», besonnen« Aufsätze n Blättern des neutralen Auslandes der schänd- uchen Legendenbildung entgegenzuwirken. So hat auch Clara Vtebig, wie sie selbst der „Köln, ^rg." schreibt: „getrieben von der inneren Empörung über das, was die feindliche Presse unser» Braven — diesen Barbaren! — an Schandtaten nachschrie", -.inen Aufsatz in verschiedenen Zeitungen neutraler Zunge erscheinen lassen, in dem sie die bittere, aber - ur zu begründete Klage erhebt: „Wann ist je so gelogen worden? Wann je so betrogen'? — Ich Mage Blatt ..in Blatt der Weltgeschichte um — furchtbare Schlachtenmusik rauscht durch die Seiten, wilde Mären erzählen die Jahrhunderte; vom ersten Mord < n. da Kain den Abel erschlug, bis aus den heutigen Tag ist viel Blut vergossen worden auf Erden. Ts ist viel Unrecht gedacht, gesagt, getan worden, aber so verleumdet ist noch niemals worden. Nein, uiu Deutschen sind keine Barbaren! Wir Mütter aben nicht Söhne erzogen, di« aus Lust am Morden morden; wir lieben keine Männer, die als Mord brenner in fremde Gebiete einfallen. So wahr mir Hott helfe, ich würde meinen Sohn nicht mehr mei« nen Sohn nennen, wenn er auch nur einer der Un taten fähig wäre, die ihm, erfindungsreich und listig, die feindliche Presse andichtet. Ich würde einen Mann anspeien, der Schuldlose an di« Mauer stellt und kommandiert „Feuer". Da, Herz kehrt sich uns um. wenn wir lesen, was dem Ausland an Schauer- mären Uber deutsche Brutalität ausgetischt wird. Und glaubt es das alles wirklich? Hört es denn nicht auch di« deutsche Stimme? Sie er. hebt sich in Ehrlichkeit. Sie kann vorerst nur nicht durchdringen, England hält das Ohr der Völker zu; es beherrscht alle Kabel, es dichtet so flüssig, wie Frankreich und Rußland eigene Erfolge erdichten und von unseren Mißerfolgen berichten. Aber es wird ein Tag kommen, an dem Blinde seben wer- den und Taube hören. Und dieser Tag Nk nicht mebt fern. Deutschland wird seine Hände erheben, durch bohrt von blutigen Malen, denn es hat viel ge litten — Friede sei mit euch! Dann wird manch ungläubiger Thomas in die Knie sinken und er kennen, was er bisher nicht erkannt hat. Hat man uns denn überhaupt je gekannt? Ich glaube «» nicht." Dieser Aufsatz ist auch in der anrerttauischm Wochenschrift „The Fathirlanv" «Achüm«. Daraufhin hat die Schriftstellerin verfchiedfn, Brief» aus Amerika erhalten, di« ihr große Enttäuschung bereitet haben und in der Tat auch bereiten mußten. Sie teilt in der ,.K. Z." einen Brief mit. den sie von einem Herrn Cha». L. Hyde erhielt, der sich berufen zu fühlen scheint, al» Sprecher für Millionen von Amerikanern aufzutreten. Er lautet in wort- getreuer Uebersetzung: „Gnädige Frau! Ich habe Ihren ausführlichen Protest sowie Ihre Kritik die amerikanische Neutralität betreffend (?) gelesen und bedaure Jbre Unfähigkeit, die Tatsachen in einem neutralen Lichte zu sehen. Ich send« Ihnen die erste Seite d«» „Woman» National Weekly", eines neutralen, sehr verbreiteten Blattes. Das amerikanische Volk ist Helle und nicht leicht zu täuschen. Alles, was man auch heute und jemals sagen mag, kann nicht und wird nicht entschuldigen oder rechtfertigen das greuliche Verbrechen, da» Deutschland gegen Belgien begangen hat. Der Be- weis ist so überwältigend, daß Deutschland für den Krieg so wohl gerüstet war, so bereit, ihn vom Zaune zu brechen, so anmrchend war in seinen For- derungen und Drohungen gegenüber den Nationen, daß es in der Tat schwer für ehrliche Neu- trale ist, nicht zu glauben, daß die maßgebenden Persönlichkeiten der deutschen Regierung begierig auf Krieg waren. Dieser Krieg ist das größte Verbrechen der Welt geschichte. und die. welche für ihn verantwortlich find, müssen vor Gott Rechenschaft ablegen und dafür büßen. Von irgendeiner Seite Gott in diesem Kriege für sich in Anspruch zu nehmen ist Lästerung und der ehrliche Neutrale kann solchen Anspruch nur für töricht oder scheinheilig erklären. Ich bin einer der vielen Millionen von Amerikanern, die sehnsüchtig für den Weltfrieden gewirkt haben und für einen Schieds gerichtshof in allen Streitigkeiten der Völker unter einander. Obgleich mein Name in England häufig vorkommt, steht meine Abstammung aus amerika nischem Pankeeblut seit 200 Jahren fest, während ich mutterscits deutsche Vorfahren habe. Und bis ver gangenen Juli war ich ein enthusiastischer Bewun derer Deutschlands und der ausgezeichneten Eigen schaften seiner Bevölkerung. Aber jetzt muß ich, be trübten Herzens, mit ansehen, wie Ehrgeiz und Machtgelllste eine große Nation von liebenswerten, heimatliebenden Menschen zum Untergang führen. Ich habe tiefes Mitleid mit Ihnen, gnädige Frau, und mit allen andern, die so leiden müssen infolge der gegenwärtigen Krise der Weltentwicklung Lassen Sie uns alle dahin streben, es nicht zu dulden, daß unsere Liebe zur Menschlichkeit durch einen gräßlichen Strom von Blut fortgewaschen wird. Mit größter Hochachtung TH-. L. Hyde." Die Antwort, die Clara Liebig dem Herrn persönlich gab, und die sie dar „Fatherland" gebeten hat zu veröffentlichen, lautet: „Geehrter Herr! Sie werfen mir vor in Ihrem Brief vom 9. Ja nuar, den ich heute, am 13. Februar, empfangen habe, ich sei unfähig, einen ehrlichen Neutralen zu ver stehen — nun. wenn der ein ehrlicher Neutraler ist, der für den Frieden betet und für den Krieg liefe rt, so haben Sie recht. Solche Ehr lichkeit und solche Neutralität zu verstehen, bin ich in der Tat unfähig. Das amerikanische Volk ist Helle, sagen Sie, und läßt sich nicht täuschen. — Ihr Brief, der angeblich aus der Seele von Millionen Ameri kanern ist, beweist das Gegenteil. Er zeigt, daß Sie blind sind oder daß Sie getäuscht werden wollen. Wie könnten Sie sonst solch abgeschmackte, hundert mal dokumentarisch widerlegte Behauptungen Uber die Kriegslüsternheit Deutschlands abermals vor bringen? Wie könnten Sie Deutschland ein Ver brechen an Belgien vorwerfen, an Belgien, das hinter unserm Rücken sich mit unsern Feinden verbündet hatte, uns zu erdrosseln? Ist Ihnen das nicht in Ihren Zeitungen mitgeteilt und unumstößllch be wiesen worden? Genuß, dieser Krieg ist das größte Verbrechen an der Weltgeschichte. Gewiß, Gott wird es an den Urhebern rächen. Aber wenn Gott je ein Gebet au» tiefster Menschenbrust erhört, so wird er das aus jeder deutschen Seele täglich und stünd lich zu ihm aufsteigende Flehen erhören: Gott! strafe England! Ja, er wird England strafen, England und seine Helfershelfer, und er wird weiter mit uns sein, wie er es bisher gewesen ist. Ihr Mitleid brauchen wir nicht, wollen wir nicht. Geben Sie sich Mühe, unser Volk und di« es führen mit unbcstochenem Auge an zusehen und zu verstehen, das ist das einzige, was wir wünschen, ja, was wir zu verlangen haben von einem ehrlichen Neutralen. Unsern Feinden eure Kanonen und Granaten — uns euer Mitleid! Für solche Neutralität danke ich. Und ich spreche im Namen des ganzen deutschen Volkes." Kehle Depeschen ««d Fer« sprech m eldrrngeu. Lia« Erklärung -er llriegsgetrei-e-G. m. b. h. Das Wölfische Büro meldet amtlich: Berlin, 22. Februar. Die Kriegsgetreide-Gesell« schäft m. b. H. brachte auf die häufigen Anträge von Kommunalverbänden um Ueber- lassung von Mehl durch W. T. B. zur Kennt nis, daß diesen Anträgen stattzugoben nicht Ausgabe der Kriegsgetreide-Gesellschaft sei. Die Kriegsgetreide-Gefellschaft macht wiederholt darauf aufmerksam, daß noch große Mehl vorräte im Lande vorhanden find. So haben die Mitglieder des Vereins deutscher Handelsmüller nach einer heute gemachten Mitteilung der Geschäftsstelle desselben über 10 000 Tonnen Mehl -ur Verfügung, die an not leidende Kommunalverdände abgegeben werden können. Es wird weiterhin daraus, verwiesen, daß auf Grund d«r Dundesratsverordnung vom 18. Fe bruar die Landeszentrakbehörden oder die von ihnen bossimmten Behörden im Falle eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses gestatten können, daß Mühlen Weizenmehl in anderer Mischung, als bisher vorgeschrieben, abst«-«n dürfen, daß Wcizenbrot aus einer Mischung hergestcllt wird, die weniger als 30 Gewichtsteile Roggenmehl unter 100 Teilen des Gesamtgewicht» enthalt, und daß an Stelle de» Rog-enmshl-usatze» Kartoffeln oder ander« mehl- artige Stoffe verwendet werden. Durch diese Ver ordnung wird dem augenblicklichen Bedarf d«r Kom munalverbände nach Rogaenmehl wohl wirksam ge steuert werden, da auf diese Art und Weis« der Ver wendung des Weizenmehles ein wesentlich weiterer Spielraum gelassen wird. Es wird auch daran er innert, daß nach H 5 Absatz 4 der Bekanntmachung über die Bereitung der Backware vom 5. Januar ISIS brt der Venksihrlst über -le bunüesrättiche« Mrtschastsmaßnahmen für üea Reichstag. O Berlin, 22. Februar. (Eigener Draht bericht.) Für den am 10. März wieder zusammen tretenden Reichstag wird, wie die „Rat.-Zta" er fährt. eine neue Denkschrift vorbereitet, die alle seit der Vertagung ergangenen wirtschaftlichen Maß- nahmen ve» Bundesrat» zusammenfassen und zur Kenntnis des Reichstags bringen wird. Der Haus haltplan für das neue Rechnungsjahr wird dem Reichstag bet seiner Wiedereröffnung ebenfalls vorliegen. Lin Tagesbefehl -es Kommaa-ieren-ea Generals -es 1. Armeekorps. »Lb. Königsberg (Preußen), 22. Februar. Der Kommandierende General des 1. Ar meekorps Kat am 18. Februar folgenden Tage» befehl erlassen: Dem 1. Armeekorps ist es am 13. und 14. Februar vergönnt gewesen, unter den Atlgen seines Kaiserlichen Kriegsherrn zu kämpfen und im weiteren Verlaufe den Gegner siegreich aus unserer östpreußsschen Provinz herauszuwerfen. Bei seiner Anwesenheit inmitten seiner begeisterten Truppen im wieder eroberten Lyck haben Seine Majestät die Gnade gehabt, dem durchziehenden Füsilierregiment N r. 33 feine Anerkennung für die bewiesene Tapfer keit höchstselbst auszusprechen, Mich aber zu beauf tragen geruht, diese Anerkennung auch den übrigen auf dem hiesigen Kriegsschau plätze kämpfenden Truppen des I. Armeekorps und der diesem bisher un gegliederten 11. Landwehrdiviston bekannt, zugeben. Berechtigter Stolz über diesen hohen Gnaden beweis erfüllt uns, verpflichtet uns aber auch, ferner hin unser Bestes daranzusetzen, um das Vertrauen Seiner Majestät zu rechtfertigen und den Gegner so zu Boden zu schlagen, daß er nie mehr wagt, seinen Fuß auf deutsche» Land zu setzen. Darum vorwärts und drauf! Dieser Befehl ist allen Truppen unverzüglich be kanntzugeben. Der kommandierende General gez. Kosch. Sergung -es -eutschen Dampfers,Rusirla" Helsingborg. 22. Februar. Der deutsche Dampfer „Austria", von Göteborg nach Stettin, ist geborgen worden. Er hat etwas Schaden am Schiffs boden erlitten. Ein Schmelzer Urteil über -le Möglichkeit eines französischen vorsioßes. Basel, 22. Februar. Die „Nachrichten" schreiben zur Lage u. a.: Bei den französischen Vorstößen an der Westfront ist es auffällig, daß an so vielen Stellen gekämpft wird, aber nirgends eine wesentliche Ueber- legenheit zutage tritt, die allein zum Siege führen kann. Da nicht anzunehmen ist, daß die franzö sische Heeresleitung gegen die Grundlagen der Kriegskunst handelt, liegt die Vermutung nahe, daß es ihr an Mitteln fehlt, um an einer Stelle so viele Kräfte zu vereinigen, daß die feind liche Linie durchbrochen werden könne. Es sind jüngst viele Nachrichten über französische und englische Truppenansammlungen herumgeboten worden, die, aber alle sehr wenig Glauben verdienen. Roch weniger glaublich ist das abgenutzte Kliichee der Vorbereitung der Unterkunft für die demnächst eintreffenden Trup pen. Ein General, der so etwas bekannt werden ließe, wäre mehr als naiv. In solchen Fällen müssen die zum Vorstoß bestimmten Truppen plötzlich etntreffen und sofort angreifen, damit der Gegner keine Zeit für Gegen maßregeln hat. So wurde es jetzt in Ostpreußen in geistreicher Weise gemacht. Vie englische Zlagge aus -er Nor-see verjchwun-en. Kopenhagen, 22. Februar. Die „Politiken" melden: Heute ist hier der erste Dampfer seit der Blockade aus England eingetroffen. Er war am 18. Februar aus Eoole abgefahren und fuhr die englisch« Küste entlang. Der Kapitän er klärte, die englische Flagge sei von der Nordsee ver schwunden. Er hab« auf lxr ganzen Fahrt von der englischen Küste bis zu den Faröerinseln kein einziges Schiff mit englischer Flagge, und nur Kauf fahrteischiffe mit neutraler Flagge gesehen. Der Dampfer ,,Knuthenborg"-Kopenhagen erhielt ein« neu« Mannschaft und segelt« gestern nach New Castle. Die Schwierigkeiten der andern Dampfer sind noch nicht erledigt. Neue russisch-türkische Zusammenstöße im Kaukasus. I». Amsterdam. 22. Februar. Aus Petersburg wird gemeldet: Der General st ab der Kau kasusarmee teilt mit, daß am Sonnabend zwischen Russen und Türken Zusammenstöße im Ge biet von Transtekorosk (?) stattsanden. warum -ie Rusten nicht ,entschei-en-* siegen. Kopenhagen, 22. Februar. Jetzt liegt das Original der Rede des Führers der Parteien der Rechten, Markow, in der russischen Reichsduma vor. Markow sagte: Unserer Armee darf nicht zum Vorwurf ge macht werden, daß sie nicht einen glänzenden Sieg er ringt. (Hier wurde Markow unterbrochen durch starke Ausrufe: „Wieso erringt sie keine Siege?") „Stört mich nicht, sonst ist es eine Provokation", er widerte Markow. „Unserer Armee darf nicht zum Vorwurf gemacht werden, daß sie keine glänzenden Stege erringt, und daß wir uns nicht so rasch a»fi Berlin bewegen, wie dies von jedem ehrlichen russischen Herzen ge wünscht wird. Wir erringen allerdings Siege, aber keine entscheidenden." Redner fährt fort, indem «r nachzuweisen sucht, daß die Schuld an dem Verfügen d»s Heere» di« Spionage tättgkeit der deutschen Kolonisten in Rußland treffe, die auf seden Fall ihrer Güter verlustig gehen müßten, die ihnen durch die Schwachheit früherer russischer Herrsryer übergeben wurden. Stelgen-e Gsl-not -er russischen Staatsbank. P«1er»burg, 22. Februar. Der Direktor der russischen Reichsbank, Westfal, erklärte einem Mit arbeiter d«r „Birschewiia Äiedomosti", daß das Dar- lehen der Bank von Frankreich an die russische Staatsbank in Wirklichkeit eine Reportoperation fei, da die bargeltehene Summe von 500 Millionen Franken bi» zu einer gewissen Zeit wieder zurück erstattet werden müsse. Mit d«m Darlehen werden die großen Schuldverpflichtungen der russischen Banken an Pensionen, Oblt. aatioaen »nd Trassierung«» auf de» französischen Markt getilgt werde« müssen. E» sei aber zu erwart«», daß die Gesamt- summe der Schuldverpflichtungen die Summe von 500 Millionen Francs weit übersteige, so daß nur «ine prozentuale Repartition de» Darlehens auf die einzelnen Banken möglich sein wervr. Demission -es luxemburgischen Kabinetts. vti> Luxemburg, 22. Februar. Das luxembur gische Ministerium, bestehend aus Staatsminister Eyschen und d«n Generaldirektoren Mongenast, de Waha und Braun, ist heute um ferne Ent lassung eingekommen. Der Erzherzog-Thronfolger auf Schloß Konoplscht. Beneschau, 22. Februar Erzherzog Karl Fran- Joseph ist nachmittags hier eiaaetroffen, um die Kinder des Erzherzogs Franz Ferdi nand zu besuchen. Der Erzherzog wurde von den Kindern und Vertretern der Behörden empfan gen und begab sich mit Letzt Kirrdern nach dem Schloß Konopischt, wo er drei Stunden verblieb. Später reute der Erzherzog unter begeisterten Rufen der Bevölkerung zurück. Zum To-e -es Erzbischofs vr. Litowski. Posen, 22. Februar. Die Ueberfllhrung der Leiche des Erzbischofs Dr. Litowski aus dem erzbischöflichen Palais nach dem Posener Dom wird nicht, wie ursorünglick beabsichtigt war, am Dienstag, son dern erst am Mittwoch nachmittag 4 Uhr stattfinden. Die Beisetzung im Dom wird am Donnerstag, den 25. Februar, vormittags 10A Uhr erfolgen. Die Leiche ist im erzbischöflichen Palais zur Besich. tigung ausgestellt. Der neue Vompropst un- Welhblschof in Posen. Breslau, 22. Februar. Der „Schles. Volksztg." zu folge ernannte der Papst den Seminarregens, Dom herrn und Prälaten Dr. Jedzink-Posen, zum Weihbischof in Posen. Kurz vorher war Prälat Dr. Jedzink durch Allerhöchste Entschließung zum Dompropst in Posen ernannt worden. Wiederholt, weil nur in einem Teile der Abend-Ausgabe enthalten. Tagesbericht -er Obersten Heeresleitung. Das Wölfische Büro meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 22. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz. Westlich Ppern wurde gestern wieder ein feind licher Schützengraben genommen. Feind liche Eegenangrisse auf die gewonnenen Stellungen blieben erfolglos. In der Champagne herrschte auch gestern ver- hältnismäßig« Ruhe. Die Zahl der von un» in den letzten der dortigen Kämpfe gesangengenommenen Franzosen hat sich auf 15 O s s iz i e r e und über 100« Mann erhöht. Die blutigen Verluste des Feindes haben sich als außergewöhnlich hoch herausaejtellt. Segen un»,re Stellungen nördlich Verdun bat der Gegner gestern und heute nacht ohne jeden Er folg angegriffen. In Len Vogesen wurden die Orte Hohrod und Stoßweiler nach Kamps genommen. Sonst nichts Wesentliches. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgung nach der Wintcrschlacht in Ma suren ist beendet. Bei der Säuverung der Wälder nordwestlich von Grodno und bei den in den letzten Tagen gemelde ten Gefechten im Bodr» und Rarem-Gebiet wurden bisher ein Kommandierender General, zwei Divisionskommandeure, vier andere Generale und an- uähernd 40 0U0 Mann gefangen, 75 Geschütze, eine noch nicht fejtgestellte Anzahl von Maschinengewehren nebst viel sonstigem Kriegsgerät erbeutet. Die Eesamtbeute aus der Winterschlacht in Ma sure« steigt damit bis heute aus sieben Generale, llb«r 1VV ÜVV Man«, über 158 Geschütze und noch nicht annäbernd übersehbare» Gerät aller Art, einschließ lich Maschinengewehre. Schwere Geschütze und Munition wurden vom Feind mehrfach vergraben oder in den Seen versenkt. So sind gestern bei Lötz « n und im Widminnen. See acht schwere Geschütze von un» ausgegraben «der an» dem Wasser geholt worden. Di« zehnte russisch« Arm«« des General, Baron Sievers kann hiermit al» völlig vernichtet angesehen werden. Neue Gefecht« beginnen sich bei Grodno nördlich Suchawola zu entwickeln. Die gemeldeten Kämpf« nordwestlich Off«, wiez und Lomza sowie bei Prasznysz nehmen ihren Fortgang. In Polen südlich der Weichsel nicht» Neues. IMV8 SIMImer, Kni^erl. unä Kimlgl. Ilas-klnnvsortokndrltzant, kiÜKSi M »ii ur miu tzktzunulsuflplmu. »Ino Ii ürüssel 1910 mit äom„O rossen kreis" — s»oor Lelprlg 1SI3 (Intern, »»uraeknusstellunq) liönixl. 8»eli8. UtaistMei« Der keiodtuw an ltnocdr-udiltlooäen Lolli,küren wnckt kllüill Id«. Or mit Ki ed irekvekt ru eioem ävr besten ftLfipmiltsI für" Xinüer und SeffAckoffliofiv. In katzeten 2N 15, 30 Ulltl 60 l kg. Udorull rn linden. IlE- Unser« gestrige Abendausgabe umfaßt 4 Seiten, di« oorttegende Ansaat« 12 Seil«», -nfawmen 16 Leite». !b"n!-k'6r1stlrtter: Dr. Y«rrtz. .».U-nvrre-r. «:ranln»ortll-e Echitsttritrr: sdr ValNik D». «rao ttzSatberr slir die tmndetstri,uu, Walther Gchiatzler: sür Leipliger »nd sächsisch« Nnaete,n»d«it-n tzlraot» Attaler dir »uns» und «»Ilen- sch-st Dr. Url«»rlch He»rech«: ,ür Musik San«» -eantr,: ivrricht 4 Haarfel»; für di« «nsa», V»d«r- und Verkehr»,«tung Xntzwt« Metzer. — Für den Anin-entnl H«inr. Valser. Derlaer k«id»t»«r Dagrdlatt, Äcsellschast mü beschränkter Haftung Darf: Mcker D Meßen, Sämtlich ta Lei»»,.
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