Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140406016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-06
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe Sezugsprelstr «oaatUck» i rr M., »»«teyahellch ».75 M. Set der «asee« ZMaleu uoü fluegad,stellen abgehoUr «onatllch 1M., vlerteyahrUch 3 M. Durch -i« Post: innerhalb veutschlanb» und der üenkschen Kolonien moaatllch 1^0 M., oiertetlührUch 4.5» M.. ouefchlieftltch postdestellgelb. va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» rmal. Sonn- u.Zeiertogolmal. 3a Leipzig, »en Nachbarorten uab Sen Drten mit eigenen Filialen wir» Sir stdrn-auogad« noch am sldruü Seo Erscheinen» in» yau» geliefert, »rriiner NeSoktion: 3aSe«Z»tt»n17. §ernsprecb»Nnsa>lust: MoabitUr.447. ISS. Jahrgang /trntsblLtt des Rates und des pollseüuntes der Stadt Leipzrs lkrSaktion unS Seschäftssteller 'fohaaniogastr Nr.». * * Zernfprech-slaschla- Nr. 14»«», I4S43 anS t4S»4. . lbr »oserate au» Leipzig unS Umg»beeng »l, / /»»AriAenprei^e. ,,paut,»p,nt)«ti,r5pf„»t,»«nam»z«»l,im.. ' oo» auawart»3» Vs.. NrNamen I.« m.. lllrto» Anzeigen Sleprtitzeilr nar rops.b.wi«S«rb»l.8ad..3aserate »on SrhSrSea un amtlichenTeil Sie petiL- -eil« 5» Pf. SeschLftsanzeigen mit piahvorschrtft 'n Preis« «rhüht. Nodatt aa<d Tarik »eilagea. Sefamtaufl.SM.Sa»TausrnS oa.schl-postgebühe. sinzeigea-flanakm«: ^ohanniogoste», bet sLmtlichen ZUiolen Seo Leipziger Tageblatt«» ans allen stnnoncen-TepeSltioaea Seo 3n- unS ZuolanSe». S»schLst»st»Ue sür Vertin n. St« pr. Vranü eaburg: direktion Walter Flieget, Seriin -v «» Morgarrtkrnstraft» 5. Zrrnsprr<b»slntt,Ia8> Lllbo« e»7l Nr. 174. Momsli, »en s. April. 1914. Das Wichtigste. * Die Stadt Torreon soll sich noch in den Händen der Regierung strupf pen befinden. (S. Letzte Dop.) * Am Sonntagnachmittag fand auf dem Münchnor Waldfriedhof die Beisetzung von Paul Heyse statt. (S. Letzte D«p.) * Das seit langer Zeit vermißte Fräulein Maria Hill aus Dresden scheint nach Mit teilungen der italienischen Polizeibehörden er- mordet worden zu sein. (S. Aus Sachsen.) * In Leipzig fand der Frühjahrs- waldlauf statt. (S. Sport u. Spiel.) * Die Straßenfernfahrt Osnabrück— Bochum wurde von Ab erger gewonnen. — Auf der Berliner Olympiabahn gewann Saidow den Eröffnungspreis: Rettelbeck wurde Vierter. — Das Goldene Rad von Bus- falo gewann Serss. (S. Sport u. Spiel.) * Der Fußballändcrwcttkampf Deutschland —Holland endete unentschie den 1:4. — Italien—Schweiz spielten 1:1. Im Städtekampf verlor Berlin gegen Wien 3:0. (S. Sport u. Spiel.) * Beim Prager Bergrennen stellte Wörner mit einem 200 ?. 8. Benz einen neuen Weltrekord auf. (S. Sport u. Spiel.) Lebensmittelvorräte für -en Kriegsfall. Non Syndikus Martin Schneider, Leipzig. Bei der Erörterung von Mobilmachungs fragen ist in neuerer Zeit auch auf die SchwieriA - leiten der Lebensmittelversorgung unserer Groß städte hingewiesen und als praktischste Maß nahme die Einlagerung von Lebensmittel vorräten in den Städten empfohlen worden. Wir würden durch solche Vorräte einen Kriegssctzatz erhalten, wie ihn alte Zei len, so der gute „Joseph in Aegyp ten", für Hungersnöte kannten, und wie wir selbst ihn in purem Goldc in den Julius- Heinrich Heine un- fein Verleger. (Neues aus seinem Briefwechsel.) lieber der Veröffentlichung von Heinrich Heines Briefwechsel har von je ein Unstern ge waltet. Unbefugte und selbst Böswillige haben sich herauSgenommcn, in die Texte seiner Briefe einzugreifen, sie nicht allein zu kürzen, sondern selbst geradezu zu verändern und zu entstellen. Das gilt besonders für Maximilian Heine, der die Familienbricfe des Dichters mit unverant wortlicher Willkür zu dem Zwecke frei umredi giert hat, um das Verhalten der Familie gegen über Heinrich Heine in günstigem Lichte er scheinen zu lassen. Aber auch Adolf Strodt- mann hat Heines Briefwechsel mit seinem Ver leger Campe nicht so veröffentlicht, wie er in Wirklichkeit gewesen ist; auch er ist darauf aus gegangen, Campes Verhalten dem Dichter gegen über schön zu färben. Mit unendlicher Mühe hat jetzt Fried rich Hirth alles getan, um endlich den Brief wechsel Heinrich Heines in authentischer Form der Ocffentlichkeit zugänglich zu machen, und es ist ihm nicht nur gelungen, zahlreictfc neue Heinebriefe ans Tageslicht zu ziehen, sondern auch durch die Publikation der echten Texte von .Heines Briefen auf viele seiner Beziehungen ein neues Licht zu werfen. So erfahren »vir bereits in dem soeben bei Georg Müller er scheinenden ersten Bande dieser ausgezeichneten neuen Ausgabe von Heinrich Heines Briefwechsel vielerlei Interessantes und Neues über das Ver hältnis Heines zu seinem Verleger. Hirth er kennt an, daß Campe Heine in literarischen Fragen iinmer ein guter Berater gewesen und besonders mit Recht immer darauf bedacht ge wesen ist, Heine bei der Lyrik zu halten. Aber „aller Verleger Blüte" war er darum doch kei neswegs, und besonders erscheint er in dem Briefwechsel, wie ihn Hirth im Original be kannt macht, als ein allzu genauer Rechner, der sich nie den geringsten Vorteil entgehen ließ und dem Heine durchaus nicht gewachsen war. Wir hören, so bemerkt Hirth, ein einziges Mal von einer größeren Summe, die Heine von ihm bezog, als er ihin den Verlag seiner sämtlichen Schriften um 20 000 Franken ver kaufte — gewiß ein Betrag, der nicht nur nach heutigen Begriffen als lächerlich klein anzuschen ist. Sonst aber lesen wir durchaus beschämend niedrige Ziffern: eine Rente von 1200 Mark Banko, die Heine seit der Zeit des schwersten türm eingesperrt haben. Wir wissen alle, daß dies eine unpraktische und sehr teure Sache ist, daß dieser Kricqsschatz auch nach seiner Er höhung nur wenige Tage vorhalten wird und können daher die Einlag ung von Lebens mitteln erst dann beginnen, wenn ihre Notwendigkeit anerkannt, ivenn es eine Mög lichkeit gibt, Organisationen, die auch im Frie den nötig sind, zu einem Kriegsschatz aus zubauen. Denn das einfachste, Lebensmittel für etwa 8 Tage jetzt zu taufen und in die von den Großstädten zu erbauenden Lagerhäuser einzu lagern bis zu einem Kriege, das ist ein Vor schlag, der schon wegen der Kosten des An kaufs undurchführbar ist, wenn inan bedenkt, daß für etwa 100 Städte Nahrung für 8 Tage zu beschaffen wäre im Betrage von o bis 12 Mil lionen Mark, von den Kosten der Unterhaltung dieser Vorräte und dem ungeheuren Zinsver lust des festgelegten Kapitals noch abgesehen. Soll etwas für unsere Lebensmittel rüstung geschehen, so kann es nur sein eine Friedensorganisation, die dem Handel im Frie den nützt und gleichzeitig Vorräte für den Kriegs fall bereit stellt. Diesem Vorgehen kommen Wünsche der Lebensmittelgewerbe entgegen, die schon jetzt im Frieden laut geworden sind. So verlangt das Mühlengewerbc nach öffent lichen speichern, um das eingelagerte Mehl lom bardieren zu können. In den Großstädten wür den danach große Silos und Speicher zu bauen sein, in denen beispielsweise in Leipzig für 6 Millionen Mark Kartoffeln oder Kartoffelstöcken, Trockenmilch, Konserven, Gefrierfleisch, Mehl, Dörrgemüse usw. cinzulagern wären. Diese Lagerhäuser würden ain besten von privater Seite erbaut, nm die Beschlagnahme im .Kriegsfälle auszuschlicßen, der Staat bzw. die Städte müßten Baugeld und Hypotheken zu mäßigem Zinsfuß dazu geben. Dre Lebens- inittrlgroßhändler können nur zur Ein lagerung veranlaßt werden, wenn die Stadt eine Mietunterstützung jedem Einlagerer zahlt. Diese Unterstützung entspräche etwa der jetzt üblichen Subvention für die Lastkraftwagen. Wie hier, müßten die Einlagerer sich verpflichten, eine Mindestmenge von Lebensmitteln im Speicher zu halten und für den Kriegsfall sich bereit erklären, die Vorräte sofort an die Stadt ab zutreten gegen einen alljährlich ähnlich den orts üblichen Löhnen für die Ortskrankenkassen sest- znsetzendcn Durchschnittspreis. Damit wären erreicht für den Handel moderne, der Eigenart der Lebensmittel ent sprechende Speicher von genügender Größe und der Sicherheit, die zum Lombard von den Banken oder der Stadt verlangt wird, bequeme Verfügungsmöglichkeit über die Vorräte, Aus- nutzungsmöglichkeit der Konjunkturen auf dem Lcbcnsmittelmarkt und billige Mieten durch die Siechtums (und gegen die Abtretung aller Rechte an den Schriften nach dem Tode) bezahlt wurde, Honorare von 1200 Mart Banko für den „Atta Troll", von 1000 Mark für das „Wintermürchen", von 2000 Mark Banko für die „Romantische Schule" und den 8. Salonteil: als Heine für seine „Lutezia" 6000 Mark forderte, geriet Campe in Harnisch. Gerade die von Strodlmann wcggclasjcncn und jetzt erst von Hirth mitgctcilten Stellen des Briefwechsels zwischen Heine und Campe zeigen, daß der Dichter es mit seinem Ver leger keineswegs immer leicht hatte. Es lag in Campes Natur, daß, war ihm ein Brief unbequem, er einfach als nicht eingclaufen be trachtet und die längste Zeit unbeantwortet ge lassen wurde. So schreibt Heine ain 20. Juni 1847: „Das Schreiben wird mir zu sauer, sonst würde ich sür die fast beleidigende Weise, wo mit Sic in bezug auf „Atta Troll" meine drin gendsten Wünsche unberücksichtigt ließen, die bitterste Meinung aussprechen . . . Ihnen ge nügt der Verkauf . . . Unter de»» furchtbarsten Körperleiden arbeitete ich, um Ihren Wunsch zu erfüllen, an dem mir schon entrückten Ge dichte . . . Haben Sie auch nur den Gedanken geäußert, daß mir wenigstens für diese Mühe eine Honorarvcrgütnng gebührte? . . ." Oder ein andermal (26. Juli 183öj: „ . . . Wahrlich trotz aller meiner deutschen Rcnommecn müßte ich vermodern, wenn ich nur Hoffmann und Campe zu Zahlmeistern hätte." Berücksichtigt man, daß die — Vorsicht in der Bewilligung von Geld offenbar zu Campes Eigentümlich leiten gehört hat, so kann inan es verstehen, daß in .Heines Briefen an seinen Verleger un ablässig die häßliche Melodie des Geldforderns klingt. Aber es handelte sich nicht immer nur um das Geld bei den Differenzen zwischen dem Dich ter und seinem Verleger. Campe hat sich Heine gegenüber in bezug auf sein Buch über Börne zweifelsohne nicht freundschaftlich betragen Wie man auch über dies Buch denken mag, hatte sich Campe einmal zuin Verlage entschlossen, so war es seine selbstverständliche Pflicht, sich auch vor den Autor zu stellen nnd ihn zu schützen. Statt dessen schwankte er zwischen Heine und dessen schärfstem Gegner Karl Gutzkow unstet hin und her und Heines (bisher unbekannte) Klage war nur allzu berechtigt: „Sie haken bei diesem Buche nicht freundschaftlich gegen mich gehan delt; lassen Sic wenigstens dabei »neine Geld interessen nicht in so großem Grade verkürzt Subvention der Stadt; sür die Öffent lichkeit die Sicherheit, im Stadtinnern zu jeder Stunde für etwa 8 Tage genügende Vor räte zu besitzen. Schwerer wird es nun sein, die Städte zur Bereitstellung der nötige»! Mittel zu bewegen, und weiter solche Vorschriften für die Einlage rung zu treffen, daß für iinmer das spekulative Einsperren ganzer Ernten, wie es Nordamerika mit Obst, Eiern und Fleisch erlebt hat, verhindert wird. Denn wenn wir auch in Deutschland Trusts oder auch nur Kartelle in» Lebensmittel gewerbe nicht besitzen (von Spiritus und Preß hefe abgesehen), so ist doch unverkennbar, daß überall in diesen Handelszweigen seit etwa zehn Jahren der Großhandel im Forlschreiten ist und die Ansätze zu Preisverabredungen wohl überall schon gemacht find. Es muß also alles getan werden, um nicht durch städtische Unterstützung die Lebensmitteltrusts oder ähnliches uns selbst grvßzuziehen. Dann aber bietet das vorgc- schlagene System, etwa in der Form der neuen „gemischt-wirtsclzaftlichen Unternehmung" (g. w. U.), die Sicherheit, daß bei einem kommenden Kriege nicht, wie es immer geschehen ist, Ar meelieferanten ungcmessenc Reichtümer zusallen. Es ist mancher Adel in Deutschland, dessen Name und Reichtum aus den Etappenstraßen und Vcr- pflegungsdepots des Siebenjährigen Krieges, der Befreiungskriege und des Krieges von 1870 gewachsen ist. Das geschilderte System überzieht dagegen Deutschland mit einem Netz von Speichern, in denen Konkurrenz herrscht, nach denen schon im Frieden Transportorganisationcn und Straßen einlaufcn. Gleichzeitig aber können die Städte als Besitzer von genxrltigen Vorräten im Kriege dem ersten Ansturm der Spekulation, also dem Preistreiben in den nervösesten Tagen, eben während der Mobilmachung, durch Mgabe ihrer Vorräte erfolgreich begegnen. Das Privatkapital wird solche Speicher bauen, wenn durch Meten und Mietsubventionen die übliche Rentabilität gesichert erscheint. Die Lebensnnttelgewerbe werden Einlagerungsmög lichkeit zu billigen Mieten in modernen Räumen bei Lombardierung durch die Stadt lebhaft be grüßen. Allerdings wird all dies nur durch zuführen sein, wenn das Reich oder die Bundes- staaten mit ihrer Autorität oder im Aussichts wege die Städte zur Bereitstellung von Mitteln nöligen. Dem Staate bleiben ja, da diese Vor räte nur einen Teil der Kriegsrüstung bedeuten, genug Ausgaben zu erfüllen übrig, wenn wirk lich ernsthaft die Versorgung unserer Großstädte mit Lebensmitteln sichergestellt werden soll. Wie wir aus nationallibcralen Fraktionskreisen hören, beabsichtigt man nach der Osterpausc beim Militäretat find in der Budgetkommission durch Auflagen festzu stellen, welche Maßnahmen die verbündeten Re gierungen oder das Reichsamt des Innern für die Versorgung unserer Großstädte zu treffen gedenken. Allerdings muß betont werden, daß die Frage der Lebensmittelversorgung schon seit Jahren Gegenstand der Sorge unseres General stabes ist, nur sind bisher von den Städten keinerlei Maßnahmen getroffen worden, und die ganze sehr ernste Frage ist aus dem Zustand der „Erhebungen" noch nicht herausgetreten. Schon diese Erhebungen aber haben ein sehr ungünstiges Bild ergeben, so daß die Oeffent- lichkeit einverstanden sein kann, wenn man es unternimmt, diese große und bedeutende Frage aufzurolleu und zur Erledigung zu bringen. politiseke UeberlieM Ein -eutsches Urteil über Ulster. Larsons Ulster-Aimee erscheint — so schreibt uns ein deutscher militärischer Sachverständiger aus Bel fast — dem preußisäfen Lotdatenauge als besten falls ein guter Bluff, als di« falsche Bor spiegolung kriegerischer Brauchbarkeit. Das be stechendste an den sogenannten Ulster-Regimentern ist noch das M e n s ch e n m a ter ia l, denn selbst di« älteren in Reih und Glied stehenden Leute sind erstaunlich kräftig, anscheinend hartlebensgowöhnt und gehen, wenn ihnen auch manches anhaftet, das an die gute alte Zeit reichsdeutscher Biirgcrwehren erinnert, mit gutem Ernst an die sellistgesetzte Aufgabe. Manche der „Regimenter" sind aber kaum stärker als unsere deutschen Kom panien hohen Etats und erinnern in dieser Hinsicht an die irischen Brigaden der Rache aus den Fenier- Tagen, als das katholische Irland sich mit einem Heere von 100 OOP Mann brüstete. Man erzählte da mals fremden militärischen Besuchern im aufständi schcn Hauptfeldlager große Ding« von der vorzüg lichen Organisation. Disziplin, Bewaffnung jener Hunderttausend und ihrem heiligen Willen, gegen den Unterdrücker England loszuschlagen. Als nun ein Ausländeroffizier fragte: „Ja, warum tuen Sie es denn nicht?" da lautete die erheiternde Antwort: „Die Polizei läßt's nicht zu!" Nicht viel anders liegt der Fall heute in Ulster. Die Londoner Regierungs stellen Haden sich, soweit das von kurzer Hand her an Ort und Stelle beurteilt werden kann, in eine Gefahr hiiieingcK'det, die in Wirklichkeit niemals in dem angenommenen Uknfang bestanden hat. Wahlre-e Asquiths. Der englische Premierminister Asquith hielt am Sonnabend in Ladybank eine mit großer Begeisterung aufgenommcne Wahlrede, in der er sagte, in den letzten Wochen se» ein albernes Märchen in Umlauf gesetzt worden, demzufolge di« Regierung den Augenblick, wo sie Vorschläge zu einer Verstän werden, wie die Interessen meines guten Leu munds. Verleiden Sie mir nicht auf iminer das .Herausgeben von Büchern, wobei ich alles für Sie tue und für mich nur Undank cincrnte. Etwas Liberalität von Ihrer Seite wäre diesmal so gar Klugheit." Worauf .Heines Anklage ging, erhellt aus den folgenden Sätzen seines Briefes vom 27. April 1843: „. . . Mißlicher ist die Sache mit dem Gutzkow. Hier verdanke ich Ihnen die größten Widerwärtigkeiten. Ohne Ihre Ver mittlung hätte der Patron nie an mich heran kommen können. Ich glaubte, Sic würden am Ende von ihm los sich reißen. . . Und siehe! Sic lassen sich aufs Neue mit ihm ein und er neuern Ihre Complicität mit dem Telegraphen. Es ist nämlich ein Faktum, daß meine Werke Ihr einträglichster Verlagsartikel, sowie es ein Faktum, daß der Verleger iinmer bei Gutzkow sein Geld embüßt. . . Soll ich nun Ihre In teressen durch alle möglichen Anstrengungen be fördern, damit Sie reichlicher die Mittel er werben, womit Sic den Mr. Gutzkow in den Stand fetzen, sein schnödes Gewerbe fortzu setzen? Soll ich indirekt die Buben besolden, die Mr. Gutzkow (der ihre Tätigkeit durch Honorar anweisungcn aus den Telegraph belohnt) gegen mich loshetzt? Nein, alter Freund, setzen ^ic sich in meine Lage und würden gewiß derglci chen nicht dulden, wie cs Klugheit und Ehr gefühl verbietet. Ich bitte Sic, Liebster, machen Sie sich endlich los; und sollte es Ihnen auch ein Gcldopfer kosten, so werde ich cs Ihnen ge wiß zehnfach, wo nicht hundertfach wieder zu ersetzen wissen." Die neue Ansicht, die mau durch HirrhS Mitteilungen über das Verhältnis zwischen Heine und seinem Verleger erhält, lassen den ini tiefsten Grimme ausgesprochenen, bis her gleichfalls noch uugcdruckten Satz des Brie fes Heines vom 10. Dezember 1888 verstehen: „Sie (Campe) waren schuld, daß mir die ganze Schriftstellerei verleidet wurde, daß ich lieber gar nichts schrieb, als daß ich meine Kinder in Ihre ungetreuen Hände nach Hamburg schicken wollte." Kunst un- Wissenschaft. * Aus den städtischen Theatern. Der Intendant der städtischen Theater, Geheimrat Marter steig, hat einen vier zehntägigen Erho lungsurlaub angetreten. — Zu den beiden letzten Ausführungen des „Parsifal" am kommenden Mittwoch (Anfang 6 Uhr) und Sonntag, den 12. d. M. (Anfang 5 Uhr), beginnt heute, Montag, von 10 bis 2 Uhr der allgemeine Billettverkauf für alle Plätze- Das Abonnement wird an beiden Abenden aufge hoben. Die Preise der Plätze sind für diese zwei letzten Ausführungen bedeutendermäßigt, sie bewegen sich im Nahmen von 10, 8, 7. 6, 5. 4, 8, 2 bis herab zu 1 für den dritten Rang (Seiten- und Stehplatz), der gleichfalls bereits von heute, Montag, ab zum Verlauf kommt. * „Parsifal" in Weimar. Das Großherzogliche Hoftheater in Weimar gab, wie uns ein eigener Drahtbericht meldet, am Sonntag abend nach überaus sorgfältiger Vorbereitung und nach durchaus eigener Stilisierung durch den Generalintendanten von Schirach zum ersten Male Wagners „Parsifal" in ausgezeichneter Besetzung der Haupt rollen und mit verstärktem Orchester. Benno Haberl als „Parsifal" stand auf der Höhe »einer bedeutenden Künstlerschaft, Franziska Keßler (Hannover) als Kundry und Taver Mang als Gurnemanz boten starke künstlerisch hochstehende Werte. Das verstärkte Orchester unter Peter Raabe stand völlig auf der Höhe seiner gewaltigen Auf gabe Der Eindruck der Vorstellung auf das trotz bedeutend erhöhter Preise ausverlaufte Haus, in dem sich auch das Großherzogpaar nebst dem Hofe befand, war ein tieser und nachhaltiger. * Die Insel-Bücherei, deren Bedeutung an dieser Stelle wiederholt gewürdigt worden ist. hat, wie wir einer Mitteilung des Verlags entnehmen, nach 1'/«jährigem Bestehen den Absatz von einer Million erreicht; ein schönes Zeugnis für den An klang, den die Sammlung gefunden hat. * Arnold Gabor-Glaser, der erste lyrische Bariton der Budapester Volksoper wurde unter glänzenden Bedingungen auf mehrere Jahre dem Hoftheater in München verpflichtet. * Die Vereinigung deutscher Bühnenangehöriber „Künstlerheim" hat nun endlich nach mehr als dreißig jähriger Arbeit bas Ziel erreicht, ihren Mitgliedern eine Erholungsstätte zugänglich zu machen. Das Künstlerheim hat die Villa Wald web en im Riesen gebirge erworben und stellt sich nun ihren Mitgliedern zur Verfügung. Das Haus liegt an einem der reiz vollsten Hänge des Riesengebirges, etwa 650 Meter über dem Meere. Vom Bahnhof Krummchübel aus ist die Villa in 20 dis 25, Minuten zu erreichen. Vor läufig kann das Haus von vier zu vier Wochen nur 20 Gäste beherbergen. Freistellen werden gewährt. Die Preise für zahlende Mitglieder sind sehr mäßig, pro Woche mit voller Verpflegung 20 Marl. * Musikchronik. Der Leipziger Konzertsänger Martin Oberdörffer sang mit großem Erfolg im letzten Abonnementkonzert der Hofkapelle in Altenburg die Vier ernsten Gesänge von Brahms und in einer vom Thorner Singverein veranstalteten konzertmäßigen Aufführung des Wagnerschen „Parsifal" in Thorn die Amfortas-Partie.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite