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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140403024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-03
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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bette 2. Nr. l70. Nvenü-Nusgsvr. abend mit der „Hohenzollern" nach Venedig zurück- fahrt, hat den Auftrag, das kaiserlich« Geschenk unter, ivcgs ab,„liefern. — Damit, so sagt man in diplomatischen Kreisen, find die ersten außerdeutschen Beziehungen zwischen Wilhelm II. und Wilhelm I. hergestellt .... Polltisette Ueberliettl Neisekostenfestsetzung für alle -ffeatttchen Seamten in -en Sun-esftaaten. Zurzeit fehlen in den Bundesstaaten rwch vielfach allgemeine Vorschriften über die Ge währung von Tagegeldern und Reisekosten für Dienstreisen der öffentlichen Beamten. In Preußen ist z. B. eine solche Regelung für Geist liche und Lehrer nicht erfolgt, io das; diese also hinsichtlich der Zeugen- und Sachverständigen gebühren den übrigen öffentlichen Beamten nicht gleichgestellt sind. Wie man uns schreibt, soll daher den obersten Verwaltungsbehörden inner halb der Bundesstaaten die Befugnis gegeben werden, die bestehenden Lücken auszusüllen und besondere Vorschriften zn erlassen, die die Ge währung von Tagegeldern und Reisekosten an die als Zeugen oder Sachverständige vor Gericht ge ladenen öffentlichen Beamten regelt, sofern nicht allgemeine Vorschriften über die Gewährung von Tagegeldern und Reisekosten für Dienstreisen be reits bestehen. Die Beamten der Gemeinden und Gemeindeverbändc sind gleichfalls zu den öffent lichen Beamten zn rechnen; für sic würden dem entsprechend die entsprechenden Tagegelder und Reisekosten nach Maßgabe der für ihre Dienst reisen geltenden Vorschriften in Betracht kom men, wenn nicht besondere Verhältnisse hier ob walten. Das Fehlen einheitlicher Grundsätze, nach denen die vom Staate und von den ein zelnen Gcmcindeverbünden für die verschiedenen Beamten festgesetzten Entschädigungen bemessen sind, macht sich hier besonders geltend. Dies hat in sehr unerwünschter Weise zur Folge ge habt, das; die Beamten einzelner Gemeinden für die Wahrnehmung gerichtlicher Termine auster halb ihres Wohnortes nicht nur höhere Gebühren als die unmittelbaren Reichs- und Staats beamten, sondern auch höhere als die im gleichen Range und gleicher Dienststellung bcfindlicl-en Beamten anderer Gemeinden und Gemeindever bände zu beanspruchen haben. Die obersten Ver- tvaltungsbehörden können daher gleichfalls, um diesen Uebelstäudcn abzuhelsen, Bestimmungen über die Höhe der solchen Beamten zustehcnden Tagegelder und Reisekosten treffen. Heer und Zlotte. Bildung einer „Freiwilligen Motorbootsflotte" auf Wunsch de» Kaiser». Auf Anregung des Kosters wird demnächst eine „Freiwillige M ot o r bo o ts f lott e" ins Leben gerufen werden. Wie wir hören, hat sich be- reits der Kaiserliche Motorjachtklub mit dem Kriegs ministerium und dem Reichsmarineamt in Ver bindung gesetzt, um dem kaiserlichen Wunsche be züglich der Schaffung einer solcl-en Freiwilligen Mo- torbootsflottillc Rechnung zu tragen. Maß gebend für diese sehr bedeutsame Neugründung waren die ausge,zeichneten Erfahrungen, die vom Großen Generalstab in den letzten Kaiser in anövern, so besonders in dem des Jahres 1912, gemacht wurden und den Gedanken, die Motorboote in den Dienst des Heers zu stellen, nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. Folgende acht Motorboote nahmen zur größten Zufriedenheit des General stabes an diesem Manöver teil: „Adsum", „Jmchen", „Havel", „Mariensclde I lk", „Etze HI", ..Lotte II", „Mark II" und „Jolanda". Die ersten vier Boote dienten als Strom bewachungsbootc und waren mit je zwei Maschinengervehren und einem Scheinwerfer ausgerüstet. Die vier letzten Boote wurden von der Manöverleitung für Schieds ri cht e rzwc cke benützt. Bevor die Motorboote in den eigentlichen Dienst der Manöverleitung gestellt wurden, gingen umfangreiche und gründliche Proben auf den Havelgewässcrn voraus. Die kriegsgemäße Ausrüstung der Motorboote war bis in die kleinsten Einzelheiten hinein auf das sorgfältigste durchdacht und praktisch ausgcprobt. Die Strombewachungs- Lekp-itzrr Lagedlatt. boote «rhielten vor dem Motorkasten ein Gestell, auf dem «in Makchinenaewehr montiert wurde, während ein zweite» für Retzeroezweck« mitgenommen wurde. In dem Eitzraum am Heck erhob sich auf einem hoben dreibeinigen Stativ ein weithin leuchtender Azetylenscheimoerfer. Die kriegsgemäße Bemannung der Strombewachungsboote setzte sich zusammen aus einem Oberleutnant von der Gewehrprüfung»- kommifsion als Kommandanten und einem Unter offizier und einem Mann u»r Bedienung des Ma schinengewehrs und des Scheinwerfers. Selbstver ständlich besaßen die Boote auch alle nur möglichen Sicherheits- und Rcttungsvorrichtungen, darunter Leuchtpistolen mit farbiger Munition für Nacht signale. Auf den Schiedsrtchterbooten hatte noch je ein höherer Offizier der Pionierinspeftion Platz ge nommen. Nach dem Schluß der Manöver wurde all seitig festgestellt, daß die Motorboote den an sie ge stellten nicht geringen Anforderungen in weit gehendem Maße Genüge geleistet hatten. Die aus- gezeichneten Erfolge nahm der Generalstab zur Ge legenheit, um sich in mehreren größeren Arbeiten über die Verwendungsmöglichkeiten der Motorboote im Heeresdienst zu verbreiten. In diesen Arbeiten ist sicherlich wohl die Quelle des kaiserlichen Wunsches zu erblicken. Jedenfalls verspricht die Nutzbar machung einer „Freiwilligen Motorbootsflotte" für das Heer von großem Werte zu werden. em Mann zur Bedienung des Ma- und des Scheinwerfers. Selbltver- ! nur möglichen Deutsches Reich. * Der russische Marineminister in Danzig. Der russische Marineminister Murawin besichtigte am Donnerstag, wie aus Danzig telegraphiert wird, die auf der Schichauwerft im Bau befindlichen vier kleinen Kreuzer für die russische Marine. Der erste dieser Kreuzer, der den N.men des Marineministers erhält, wird am 11. April vom Stapel laufen. * Der Gesetzentwurf über die Wiederaufnahme eines Disziplinarverfahren». Auf Grund der Be schlüsse des Reichstages zu dtzr Vorlage über die Wiederaufnahme im Disziplinarverfahren sind die Bundesregierungen soeben zu einer noch maligen Beratung zusammengetreten. Dem Ver nehmen nach wurde mit Einstimmigkeit beschloßen, der Vorlage in der vom Reichstage gegebenen Fassung nicht zuzustimmen, falls der beschloßene Zusatz über d-ie zu gewährende Einsicht in die Personal akten aufrecht erhalten bleibt. * Der Evangelisch-Soziale Kongreß wird dieses Jahr in der Osterwoche vom 15. bis 17. April in Nürnberg tagen. Den Eröffnungsgottesdienst am Abend des 15. April wird Dr. Geyer halten, der auf der vorjährigen Tagung in Hamburg durch seinen Vortrag amf dem Bolksabend aller Herzen gewann. Themen und Redner der Hauptvorträg« sind: Prof. I). Baumgarten (Kiel): „Der Einfluß der so zialen Verhältnisse auf die Entwicklung der Frömmig- keit und Kirchlichkeit , Dr. Paul Rohrbach (Ber lin): „Die Behandlung der Eingeborenen in unseren Kolonien als sittliches und soziales Porblem"; Prof. Dr. W. Zimmermann (Berlin): „Die sittlichen Folgen des Organisationszwanges". Das Programm des Kongreßes wird wohl eine große Zahl Gebildeter aller Stände nach Nürnberg locken. Zudem ist be kanntlich der Nestor der deutschen Volkswirtfchaftler, Geheimrat Wagner, nicht nur Ehrenpräsident, son dern auch ständiger Teilnehmer und Redner des Kon greßes. Und wer ferner Männer wie Ha r n a ck. Fr. Naumann, Traub, Tröltzsch, Rade. Del brück kennen lernen und reden hören will, der ver säume nicht, an dem Kongreß teilzunchmen; denn ge rade diese führenden Persönlichkeiten im deutschen Geistesleben sind regelmäßig anwesend uird pflogen in der Diskussion zu sprechen. 1915 wird der Kongreß voraussichtlich in Dresden tagen. * Wagners „Parsisal" auf dem Index? Das römische Zentralblatt der Jesuiten, die „Tivilta Eattolira" stellt in ihrer Nummer vom 29. März allen Ernstes die Frage, ob die katholische Kirche die Oper 2vagncrs nicht einfach verbieten soll«, da sie Kelch, Kreuz, Kommunion verspotte (!). Pater Chian- dano 8. .1., der vom Papst bestellte Leiter des Blattes, antwortet: „Wenn die Kirche bis jetzt das Werk noch nicht auf den Inder gesetzt habe, so heißt das nicht, daß di« Kirche den Parsisal approbiere. Es bleilst den Katholiken überlassen, einem solchen Atzerk jede Anerkennung und gar jede Bewunderung zu verweigern. Oeffentlichdas Werkzu loben, wäre ganz unangebracht." Also auch dem „Parsisal" droht nun der Index! A«»la«b. Oesterreich. * Zusammentritt der österreichisch - ungarilchrn Delegation. Aus Wien, S. April, wird gemeldet: Die österreichisch-ungarische Del«, gation wird am 28. April in Budapest zusammen treten. Zur Eröffnung wird fick Kaiser Franz Joseph nach der ungarischen Hauptstadt begeben. Zrankreich. * Au» der französischen Kammer. Wie aus Pari telegraphiert wird, erklärte der republikanisch sozialistische Deputierte F rays finet, die Minister l-ätten wohl gewußt, welchen Gefahren der Auf schub des Rochetteprozesse» die französischen Sparer aussetzte. Er war der Meinung, daß die Worte „bedauerlicher Mißbrauch ihres Einflüsse»" unzureichend seien und ersetzt werden müßten durch di« Worte: „verbrecherische Praktiken". Er beklagte das Htneinspielen der Finanz in die Politik, dessen schlimme Folgen seinen vor kurzem etngebrachten An trag rechtfertigten, wonach Stellungen in der Finanz und in der Regierung miteinander unvereinbar sein sollten. Bet den deutsch-französischen Ver handlungen habe eine solche Einmischung der Finanzwelt äußerst beklagenswerte Ergebnisse ge- zeitigt, worüber di« Geschichte eine» Tage» volles Licht verbreiten werde. - Barthou über da, Dreijahrsgesetz. Aus Parts wird telegraphisch berichtet: Auf Veranlassung der republikanisch-demokratischen Allianz hielt der frühere Ministerpräsident Barthou in einer von 2000 Personen besuchten Versammlung eine Rede, in der er das Programm des „Verbandes der Linken" darlegte, tue Politik der geeinigten Radikalen scharf kritisierte und seine bisherige Haltung in der Rochetteangelegenheit rechtfertigte. Er werde, so er klärte Barthou, diese Haltung auch in Zukunft be wahren; denn er hab« das Bewußtsein, daß er seine Pflicht und nur seine Pflicht getan habe. Mit größtem Nachdruck verteidigte Barthou zum Schluß das Dretjahrsgesetz, indem er u. a. sagte: Ich muß da eine Erklärung abgeben, deren ganzen Ernst ich wohl fühle. Ich sage da nur, was ich mit vollster Bestimmtheit weiß. Ich habe die äußere Lage genau geprüft und die Bericht« unserer Bot schafter und die Berichte unseres Eeneralstabes genau gelesen. Ich weiß, daß die Berichte unserer Bot schafter und des Eeneralstabes dessen Aufrecht erhaltung fordern, ich weiß, daß unsere Botschafter, die mit den befreundeten Mächten in enger Fühlung sind, erklären, daß das Dreijahrsgesetz zur Siche rung unserer Freundschaften und Bünd nisse erhalten werden muß, ich weiß, daß unsere Botschafter bei den andern Mächten, die nicht ab rüsten und ihre Streitkräfte vergrößern, sagen, daß es ein Verbrechen wäre, das Gesetz über die nationale Verteidigung anzutasten." — Barthou fügte hinzu, daß keine ernsthafte Regierung di« Abschaffung des Drcijahrsgefetzes vorschlagen könnte, da di«s eine Politik mörderischen Verzichts und verbrecherischer Abdankung wäre. * Der Aufenthalt Röchelte». Aus Paris, 3. April, wird gemeldet: Dem „Journal" wird aus London berichtet, daß Rochette sich noch vor drer Tagen daselbst aufgehalten habe. Einer seiner ehe maligen Angestellten habe ihn auf der Straße ge troffen und sich längere Zeir mit ihm unterhalten. Rochette habe dabei nicht die geringste Beun ruhigung an den Tag gelegt. Rußland. * Mittel zur Ausrüstung einer Expedition. Nach einer Drahtmeldung aus Petersburg bewilligte der Ministerrat auf Vorschlag des Marine ministers außeretatmäßig 575 000 Rubel zur Aus rüstung von Expeditionen zur Rettung der arktischen Expeditionen von Sjedow und von Russanow Brusilow. Zur Rettung von Sjedow werden drei Schiffe ausgerüstet, nämlich der norwegische Handelsdampfer „Kertha", der Handels dampfer „Andromeda" und das Motorschiff „Tat jana". Für die Nachforschungen nach Russanow Bru- silow wird der norwegische Handelsdampfer „Eclipse" angekauft, dessen Kommando dem Polar fahrer Kapitän S o c r d r u p anvertraut werden soll. Türkei. * Der deutsche Botschafter beim Sultan. Aus Konstantinopel, 3. April, wird gemeldet: Der deutsche Botschafter v. Wangenhetm und der Militärattache Major v. Lass er wurden am Donners tag vom Sultan in Audienz empfangen. Der Botschafter überbrachte die Grüße des Deutschen Kaisers. Der Sultan drückte in der folgenden Unter- Freltsy, 3. April 1914. reduug de» Wunsch aus, daß die albanisch« Grenze zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt .»erden möge. Beim Abschied ersucht« er den Botschafter, dem Deutschen Kaiser feinen Dank zu. Übermitteln, daß er so miüe seiner besten Offiziere in fein Land geschickt hab«. Maalea. * Kampf gegen heilig« Bataillon«. Au» Athen wird telegraphisch gemeldet: Hundert Mann der heiligen Bataillone, die bei Teskoviki von 500 Albanesen angegriffen wurden, mußten ihre Stellungen räumen. Al» die Albanesen dann auf griechische Truppen stießen, zogen sie sich ohne Kamps zurück. * Di« Kämpf« im Epiru». Aus Durazzo, 3. April, wrrd gemeldet: Nach eingeganaenen Nach richten erschienen epirotische Ausständifche vor Korrtza und unternahmen mit Geschützen «inen Angriff auf die Stadt Es entspann sich ein blu tiger Kamps, über dessen Verlauf augenblicklich verläßliche Einzelheiten nicht vorliegen. * Zur Lösung der Epirotenfrage. Aus Wien, 3. April, wird gemeldet: Wie die dem Ministerium des Aeußern nahestehende Wiener „Allgemeine Zeitung" erfährt, haben die Dreibunomächte den Entwurf für die Antwort auf die bekannt« griechische Note nunmehr festgesetzt. Man glaubt hier, daß auch die Mächte der Triperentente entweder ebenfalls ihrerseits einen solchen Entwurf aus arbeiten werden oder aber in anderer Form zum Ausdruck dringen, daß sie der Lösung der epirotischen Frage zustimmen, die bisher noch immer nicht ersolgt ist, da die Epiroten Forderungen gestellt haben, die die albanische Regierung nicht annehmcn kann. Die Epiroten sind so weit gegangen, eine Realunion zwischen Albanien und Epirus zu ver langen, eine Forderung, die seitens der albanischen Negierung nicht anertannt werden tonnte. Mexiko. * Der Fall von Torreon. Wie aus Iuarez, 3. April, berichtet wird, meldet General Carranza zu dem Fall von Torreon, daß die Stadt gestern abend 10,20 Uhr vollständig in die Hände der Rebellen gefallen sei. General Villa soll dabei eine große Menge Gefangene ge macht haben. Chile. * Die Reise des Prinzen Heinrich. Aus Santiago de Ehrle, 3. April, wird berichtet: Prinz und Prinzessin Heinrich besuchten am Donnerstag die deutschen Anstalten. Hierauf gab der deutsche Ge sandte Dr. Erckner ein Frühstück. Dann statteten die Fürstlichkeiten mit militärischem Gefolge dem Präsidenten einen Besuch ab, den der Präsident mit Gemahlin erwiderte. Abends fand im Palais des Präsidenten ein Festbankett statt, woran die Minister mit ihren Damen sowie das diplomatische Korps teilnahmen. Hierauf brachte die deutsche Kolonie einen Fackelzug mit Militärmusik dar, dem die Fürstlichkeiten und der Präsident vom Palais aus zusahen. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. 7 3. öffentliche Sitzung. ?. Dresden, 3. April. Präsident Dr. Bogel eröffnet die Sitzung um 91/2 Uhr. Am Regierungstische: Kommissare. Auf der Tagesordnung stehen Petitionen. Abg. Dr. Zöphel (Natl.s beantragt als Bericht erstatter der Beschwerde- und Petitionsdeputation, die Petition der Maschinenfabrik Rock st roh L Schneider in Heidenau um Rückzahlung von 39 400 die diese auf Grund zweier Beschlüsse des Oberlandesgerichts Dresden wegen einer angeblichen Rechtsverletzung im Oktober 1905 und Mai 1906 als Strafe an den Staat bezahlt hat, bis zum Betrage von 38 800 -K der Regierung zur Berücksich tigung zu überweisen. Ohne Debatte wird gegen 3 Stimmen so be schlossen, obwohl die Regierung auf ihrem ab lehnenden Standpunkt beharrt. Eine andere Privatpetition bietet kein allgemeines Interesse. Nächste Sitzung: Montag, den 20. April, 5 Uhr. Tagesordnung: Etatskapitel, Errichtung von Amtshauptmannschaften in Werdau und Aue. södäävärvödääs^^L^ Lpcr: I«I 11189 Lrro» Der gute Name. 62f Roman von Georg Engel. (Ook>vri«I>t 1913 l-x OrvtU'oin k Oo., O. in. I>. II. l,eiprix.) 7. Auf der Holsteinsrhen Werft lagen die beiden Kanonenboote auf ihren Stapeln. Leuchtend weifte Farbe trug das Oberdeck, der Kiel war rot gestrichen, Sclwrnstein, Steuer und Kommandobrücke ebenfalls blendend weiß, nur am schwergepanzerten Bug öffnete sich ein schlvarzcr Kreis, saft wie das drohend funkelnde Auge des ScknffeS, und heraus lugte trotzig ein Geschützrohr gewaltigen Kalibers. Ganz unten au dem gepanzerten Rannnbug ragte ein arnrstarker, hakenartiger Spieß hervor, welcher dazu bestimmt lvar, feindlichen Schiffen beim Anrennen ein Leck zu bohren. Heute aber hing je ein grünes Kränzlein cm den beiden Haken, und davor, auf einem S-tapelklotz, saft der alte Euler und strich mit seiner schwieligen Hand liebkosend über das blanke Eisen. „Das iS dich ein gefährliches Ding," sagte er M dem Steuermann Bars, der neben ihm stand, „im Wasser süht mans gar nich, uu denn sleicht es sich ganz unschullig heran, un hast du nich gesebn, gibt- einen Krach un einen Ruck, un das Wasser gurgelt dich man so in den Kiel raum. Aber doch, ich weift, was ich weift " „Na, was denn?" fragte der Steuermann neugierig. Der alte Euler fuhr sich bedächtig über den runden Kinnbart und spie sein Stückchen Priem- labak genau vor sich hin: „Der Klabautermann mag dich solche Din ger nich leiden," sagte er endlich, auf die Haken deutend. „SS lach schon einmal solch ein smuckeS Schiff auf der Werft zur Reparatur nn hatte auch so nen Spiest vorne, un als wir in bat Ding so herumstieaen, da hören wir alle >vas singen, un mich schien es immer, als ob eine gvwk feine Menschenstimme weine und lamen tiere. Mkf den Hab« aber «or»e stack eine große Muschel, die sah beinah wie ein Herz aus, un als wir ihr nu runter nehmen wollten, da merk ten wir nu alle, daft es aus der zerstoßenen Schale so herausseufzt. Gott bewahr mich, da haben wir ihr rasch wieder ins Meer gesenkt, und das klare Wasser wurde dich ringsum ganz rot, >vie Blut. — Seitdem weiß ich, daft son Spies; nich gut is." Der Steuermann zog die Hände aus den Tasclien und klopfte dem Alten auis Knie. „Du," riet er vorsichtig, „erzähl' die Geschichte nicht etwa meinem Kaptän; der läßt seinen Kopf jetzt ohnehin genug hängen. Ich gäb was drum, wenn ich den Mann wieder lachen hörte, aber seit dem Prozetz, wo sie ihn zu zwei Jahren Festung verurteilt haben, ist er wie verhext." „Zwei Jahre brumme» wegen die verdmnm- tige Schießerei mit dem Oberst, is ein bißchen viel," urteilte Euler kopfnickend, „aber das iS es nich allein, worümmer er so ein wetter- wcndscw's Gesicht züht. Komm her, Bars, ich unll's dich sagen." Damit legte der Werkmeister seinen Arm mn den Nacken des Jüngeren und raunte ihm in die Ohren: „Sühst du, der Pro zeß is es nich, aber mit die beiden Schiffe hier steht eS nich richtig. Die verftuchtigen In- geniühren haben sich zu viel in die Tasch ge steckt, alS der Herr krank lag, un da is nu glles Stückwerk. Un heute mittag komme» all die Herren vonS Marine-Ministrium, un da kann's bereits einen Spektakel geben Pscht!" unterbrach er sich plötzlich »ad hielt dein andern den Mund zu, „halt's Maul und sag kein Wort, da kommt er gerade ans da« Haus." Ehe noch der alte Euler von seinem er höhten Platz herunteripringen konnte, bog die hohe Gestalt des Kapitän» bereits um die LÄiffe herum und näherte sich den beiden Plaudernden. Jetzt stand er vor ihnen, aber obwohl die Männer ehrerbietig ihre Mutzen zogen, vcant »»ortete er den Grüß gar nicht, sondern musterte schrveigend die eiserne Armierung des Bugs Dabet konnten die Werftleule beobachten, wie sstch d4e Aalte zwischen feinen Augen tiefer furchte und er oft sorgenvoll den Kopf schüttelte. Endlich wandte er sich zu seinen Beamten und legte flüchtig die Hand an die Kapitänsmützc: „Schicken Sie in einer Stunde unsere bei den Equipagen zur Bahn," befahl er dem Steuermann kurz, „in der eleganteren fährt der Regicrungsrat, in der anderen seine Marine offiziere. Sämtliche Arbeiter sollen sich unter dessen vor der Schmiede sammeln, und sobald die Exzellenz in den Hof fährt, wird dreimal Hurra gerufen! Verstanden, Bars?" „Befehl, Kaptän." „Sie, Euler, lassen sofort sämtliche Fahnen aufziehcn und schicken noch einmal einen siche ren Mann in die Stadt, damit die Musikkapelle zur Zeit anrückt. — Halt, noch eins. In den« Augenblick, wenn der Regicrungsrat in das erste Schiff hinabsteigt, werden beide Kanonen ge löst. Alles klar, Euler?" „Klar, Herr Baron — „Dann auf eure Posten, Leute!" befahl Hol stein und winkte mit der Hand. „Wenn alles glatt geht, feiern morgen sämtliche Werkstätten. Jeder Arbeiter erhält dann fünf, die Obermeister zehn Taler. Allons!" Die beiden Männer eilten sort. „Es wird glatt gehen," murmelte der Steuermann vor sich hin, „was sich mein Kapi tän so steif vornimmt, das setzt er durch!" „Ich will'S wünschen," keuchte Euler wäh rend des Lausens zur Antwort. „Aber mich is cs schon wieder so, as wenn ich das ver- dammtige Singen ans den Schiffen höre ." Unterdessen war der Kapitän an den Fluß hcrangeschritten, der dicht neben der Werst dem Meere zustrebte, und besichtigte den eisernen Stapel, auf welchem die Schiffe ins Wasser gleiten sollten. Hier war alles in bester Ordnung, und nach dem sich der junge Besitzer davon überzeugt hatte, lehnte er sich wie erschöpft an ein n Pfahl und nahm die Mütze ab. Zu seinen Füßen floß der Strom gurgelnd und murmelnd vorbei, und Holstein schaute zer streut den Hol-stückchen nach, »velche die Flut m tollem Wirbel an ihm vorübertrieb. „Die kleinen Späne," dachte er, „schwimmen jetzt ins Meer, von dort werden sie weiter ver schlagen, wie Wind und Wellen gelaunt sind. Was bin ich besser daran? Werde ich nicht auch hernmgewirbelt ins Planlose hinein?" Er preßte erschreckt die Fäuste zusammen. Ertappte er sich nicht wieder dabei, wie er sehnsüchtig den Fluß aufwärts spähte, als könnte der ihm ein blasses, herrliches Weib mit tiefen, leuchtenden Augen in einem Kahn entgegen-- sühren? — Hatte ihn dieser Gedanke überhaupt in den acht Tagen verlassen, seit er von Marie getrennt war? Jede Sekunde hatte ihn ihr Bild umschwebt, durch alles Gedröhn seiner Schmie den hatte er ihre Stimme gehört. Sie stand neben ihm bei der Arbeit, sic trocknete dem Erschöpften die feuchte Stirn, sie flüsterte ihm Mäßigung zu, wenn er aufbrausen wollte, stand und wandelte mit ihm, begleitete ihn in seine Träume. Hatte er sich jemals in gleichem Aürßc nach Sylvia, der stolzen Aristokratcntochtcr, ge sehnt? — Zähneknirschend gestand sich der Kapitän, daß erst letzt die einzige, große, erhabene Liebe in seine Seele eingebrock)en sei, eine wahnsinnige, aufreibende Liebe, die er niemals befriedigen konnte und die ihn widerstandslos mit sich fort riß» wie dort der gierige Strom die treibenden Späne. Und die tollen Gedanken nahmen kein Ende, höhnten und reizten ihn und wichen selbst jetzt nicht, wo Drciviertel seines Vermögens auf dem Spiele standen. „WaS wird der Schluß sein?" murmelte er trübe vor sich hin. Da schlug ihn jemand leicht auf die Achsel. Hinter ihm stand der Doktor und streckte dem Freunde herzlich die Hand entgegen: „Ich wollte nur einmal kurz bei dir vorsprechen, weil du dich aar nicht mehr bei mir blicken läßt. Du grämst dich doch nicht etwa wegen der pwet Jahre Festung?" Gortsttzimg ft» d« , Frrtt Zn G« nen Gäste, lichen Mi Dr. -ar der Stadt fanden, fa zieh un, Di« Feier und wurd, und einer Oberregiei nachstehend , "ö p sorge fu nach un gewordc Liebest, llon, ! den re staunen) diesem ( Das «esetz führung Kreisha 0 erbä auch die Fürso an die t ten, nac nichtjäch keilen st Anstatt jährt Mitt, Zustimn haben. 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