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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140403024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-03
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Abend - Ausgabe lvr le»»»'» «a» v»r»ltt, »urch uns«« Lr»aer VkAUASP»*!^». mi» SpeSneur« »mal tägltch Ur« -au. gedracht: monatlich 1.4» M-. otertryädrUL 3.7» M. Sei »er SelchaftostoU», aasen, Zllialea na» Nu.-ad«N»Uea ad,eh»U> monatlich IM-.»lrn,lt»drllch 3 M. vnrch di» Post, tnarrhaid deatschian»« an» »er »«eschen Kolonien monatllch ,^» M.. oierteliSdrltch 4^0 M.. auoschlteAUch postdestellgel». va» Leipziger Sägeblatt ^schein» «««tag» Lmol, Sona»u.;«I»rtag»lmal. Sn Leipzig, »en Nachbarorten an» »en ivrtrn mit Baenen Zilialeo wir» di« sidendauogade noch am sidenü »,» «rschetnea» In» -au» gelirsert. Serltner NrSokttoo: Sa »en Zelten >7. Zernspr»ch»stnschluß: Moadlt Ur.4»7. Nr. 170. hmrdelsSeiturrg /lrntsblE des Rates und des potiseüuntes der Stadt Leipzig «»»akttoa na» «eschSst-stell»! lohaanl.gaff» Nr.«, o Zernsprech-staschluA Nr. 1«»«, »»* *3 na» I«»—. ISS. Jahrgang stnzelaenprelse: L von au««art» ro Pf», Nrklamea >.4» m., «lein»Anzeigen ütepetitzeil« nur g»ps.d.wt«»erdol.Nod.,Snsrrat« o»a v«b»r»ea im amtlicheaSeil »t« Petit» zetl« 3» Pf. cheschästaanzetgen mit plaNvorschrist im Preis» erb»l>t. Nadatt nach Lartf. Veilagea, chesamtausl.»M.üa»Lausen» an»schl.Postgebühr. Mnzeigea-stnaahme: 1ohaanl»gofse», bei sämtlichen ZUiolen »,, Leipziger Lagedlatte» und aste» stnnoncen-Lepe»tttonra »e» In» un» staelaa»«». SeschaftosteU« sllr S«lin u.»i« pr.Vranüendurg: direktion Walter Zltrgel, SerUa w. >0. Margaretheastrag« «. Zernsprech» siasthluA: tützow »»71. Irrliag, Len S. klpril. 1914. Vas wichtigste. * deute mittag fand die feierliche Einweihung des Heilerziehungsheims Kleinmeus- dorf statt. (S. Ber.) * Nockcfeller hat eine neue 4 - Millionen- Stiftung dem Institut Rockefeller zur Verfügung ge stellt. (S. Nachr. v. Tg.) * Ueber das Unglück der Robbenfänger flotte werden schreckliche Einzelheiten gemeldet. (S. Nachr. o. Tg.) * In der Nähe von F c od o s i a ist ein e r l os ch e- n e r V ulka n wieder in Tätigkeit getreten. (S. Nachr. v. Tg.) Vr. Seck un- -ie Mo-ernisten. Am katholischen Seminar in Bautzen Unter richten drei Geistliche, die den Antimödernisten- eid geleistet haben. Wer diesen Eid geschworen hat, begibt sich der Freiheit wissenschaftlichen Erkennens, vorbehaltlosen Forschens nach Wahr heit. Er darf nur das lehren, was die Kirche in Rom ausdrücklich gebilligt und anerkannt hat. Er muss also seine eigenen, aus vertiefter wissenschaftlicher Arbeit gewonnenen Erfahrun gen preisgeben, wenn er zn Schlußfolgerungen gelangt, die die Kurie verwirft. Die Wissen schaft und ihre Lehre ist frei. Dieser Grundsatz ist in allen Staatsverfassungen festgelegt, er findet aber keine Gnade vor der römischen Kirche. Für sie gilt mir das als wissenschaftliche Er kenntnis, was der Papst ausdrücklich als solche gebilligt hat. Wer daher sein Gewissen mit dem Antimodernisteneid beschwert, leistet Verzicht auf das Recht freier Forschung, vorurteilslosen Leh rens, selbständigen Denkens. Seine ganze Lehr meinung must eingestellt sein auf das Urteil Roms,-sie darf sich nur innerhalb der Grenzen bewegen, die Rom selbstherrlich gesteckt hat. Soweit sich der Antimodernistencid nur auf die Erteilung katholischen Religionsunterrichts bezieht, wird er durchaus als innere Angelcgen- hett der katholischen Kirche zu betrachten sein. Wenn aber Geistliche, die den Antimodernisten eid geleistet haben, auch Unterricht in welt lichen Fächern erteilen, dann hat der Staat nicht nnr das Recht, sondern anch die ernstliche Pflicht, sich mit der Angelegenheit zu beschäf tigen. Weil nun die drei katholischen Geistlichen am Bautzener Seminar Unterricht in Deutsch und Geschichte erteilen, obwohl sie jenen Eid geschworen hatten, war es von der national liberalen Landtagsfraktion im vorigen Landtage sehr richtig gehandelt, dast sie durch eine Interpellation Aufklärung in dieser Sache zu bringen suchte. KultusministerDr. B e ck glaubte damals die mit Recht beunruhigte Oef- fentlichkeit mit der Bemerkung beschwichtigen zu können, dast ja die Schulverhaltnisse staatsgesetz lich geordnet seien, und dast deshalb zu beson deren Maßnahmen für das sächsische Schulwesen wegen des päpstlichen Erlasses über den Antl- modernisteneid begründeter Anlaß nicht ge geben sei. Diese ausweichende Aeußerung konnte nicht als befriedigende Antwort betrachtet werden. Deshalb kam der nationalliberale Interpellant von damals, Abg. N i tz s ch k e-Leutzsch, am Donnerstag in der Zweiten Kammer erneut auf die Angelegenheit zurück und richtete an den Kultusminister die Frage, wann denn nun endlich eine genügende Antwort erteilt werden solle. Dr. Beck verschanzte sich wie vor zwei Jahren so auch diesmal hinter die staatlichen Lehrpläne, nach denen die drei Geistlichen unterrichteten, und die sie gewissenhaft beachteten. Wir sind also gegen den Zustand vor zwei Jahren um leinen Schritt weiter. Der Kultusminister glaubt genug getan zu haben, wenn er darauf sicht, daß die formalen Be stimmungen der Gesetze erfüllt werden. Das ist der Fall, also ist für ihn die Sache abgetan. Wir sind über die Haltung des Kultusmini sters im höchsten Grade erstaunt. Seine Aeußerungen bekunden eine sehr sonderbare Auffassung des Lehrbetriebs. Es hieße doch der Aufgabe eines Iugcnderziehers nicht in der er forderlichen Weste gerecht zu werden, wenn man seine Leistungen lediglich nach der technischen Vollkommenheit ihrer Ausführung beurteilt. .Mechanistisch soll tue Jugend nicht unterrichtet werden. Dr. Beck hat in anderen Fällen wieder holt selbst betont, daß es vor allen Dingen auf die Persönlichkeit des Lehrers beim Unterricht ankomme. In bezug auf den Bautze ner Fall wird aber dieses Werturteil einfach ausgeschaltet. Es wird auf einmal der Grund satz proklamiert, daß Form und Fertigkeit in der Erfüllung der Lehrpläne das Wesentliche beim Unterricht find, während Geist und Inhalt der Lehre — und die hängen eben von der Per sönlichkeit der Lehrer besonders ab — als etwas Nebensächliches zu gelten scheinen. Warum werden hier andere Maßstäbe der Beur teilung angelegt als sonst? Warum werden die Lehrer gehalten, die sich kirchlichen Vorschriften beugen, durch die staatsgesetzliche Bestimmungen getrübt, wenn nicht ganz ausgeschaltet werden? Warum diese Rücksichtnahme? Herr Dr. Beck ist doch nicht nur Kultusminister, sondern in erster Linie S t a a t s Minister! Ves Kaisers Ankunft in Korfu. Von Fritz Lorch. Korfu, 29. März 1914. Seit acht Tagen regnet und stürmt es fast un unterbrochen. Vorgestern setzte der Maestrale ein, der gefürchtete Nordwest. Er fegte die Wolken über Meer, Insel und Festland dahin und verzögerte die Ankunft des griechischen Königspaares um einen Tag. Aber wenn uns auch hier im „köstlichen Süden" die Zähne klapperten — war nicht die Gewißheit, daß der Maestrale nun endlich schönere Tage, Vogelgesang und Sonnenschein bringen werde? Heute lacht wirklich die vielgepriesene Sonne Griechenlands. Gestern kam das Königspaar von Griechenland an, heute wird der Kaiser kommen. Noch immer rast der Nordwest. Aber sonst: echtes Kaiserwetter. Halb Korfu ist auf den Beinen. Den Landungs platz hinter dem Stadtschloß des Königs hat man schon seit dem frühen Morgen abgesperrt — für Korfu und das demokratische Griechenland ein ungewohnter Akt. Aber die Polizei ist seit dem Mord in Saloniki vorsichtig geworden! — Zehn Uhr vormittags. Seit einer Stunde ist auf dem Kastell die deutsche Flagge aufgezogen; so lange haben die Leuchtturmwächter dort oben die Kaiser liche Flottille erspäht. Uns Fremden, zwei Dutzend an der Zahl, hat die hohe Regierungsgewalt einen be vorzugten Platz eingeräumt. Auch Professor Dörpfeld, der Finder der neuen Ithaka, und der „lange Möller", der frühere preußische Minister, sind zum Empfang erschienen. So schön wie noch nie in diesen Wock-en bietet sich von unserem Standorte aus das landschaftliche Bild. Im Norden der Insel der hohe, kahle Pankrator, vollständig vegetationslos, in seiner seltsamen Form einem riesigen Sargdeckel gleichend. Vor ihm die kleine Insel Vido. In weiter Ferne das albanische Mittelgebirge, ernst und geheimnisvoll; die Höhen des Malakastra und des Pindosgebirges mit Neu schnee bedeckt. Und inmitten dieser Eebirgswelt die blaue Bucht von Korfu, ein großer Alpensee, über flutet von Licht und Luft, überspannt von Griechen lands Himmel. Musik marschiert auf. Das Offizierkorps erscheint. Würdig schreitet, von zwei Popen begleitet, der Erz bischof in violetter Amtstracht zur Landungstreppe hinunter. Und schon werden auch hinter der Insel Vido die ersten Mastspitzen sichtbar: Bewegung geht durch die Menge. Alles drängt nach vorn. Der Kaiser ist ein guter Regisseur. Er hat be fohlen, daß die Anfahrt auf der Innenseite der Bucht erfolgt, während sonst alle Schiffe Korfu von Ost nach West anlaufen. Und wie jetzt die „Hohenzollcrn", leuchtend gleich einer Wasserwolke, hinter der Insel Dido hervorkommt, das ist ein Anblick, der auch den Vielgereisten reizt. Hoch am Hauptmast weht die gelbe Kaiserflagge und davor die des Großadmirals der deutschen Flotte .... Im Schutz gegen Wellen und Wind, neben der „Hohenzollern" läuft die kleine „Sleipner", de» Kaisers Depeschcnboot, einher. Und dann, an ihren riesigen Ausmaßen erkenntlich, die „Gäben", das größte Schiff. In weiterem Abstand die kleinere, vierschornsteiuige „Breslau". Das alles kommt so ruhig herangeschwo nmen, zieht so selbstverständlich vorüber, als sei es ein Kinobild, ein Stückchen Phan tasie, und nicht die Wirklichkeit, das Leben. Gerade uns gegenüber liegt der „Averoff", das griechische Kriegsschiff. Er hat gestern das Königs paar hieryergebracht und ist der Stolz der Hellenen. In Paradeaufstcllnng stehen die Matrosen an Deck. Ihre Hochrufe erwidert der Kaiser durch das Schwen ken seiner Mütze. Folgt der Salut. Der „Averoff" schießt mit kurzem Knall und wenig Rauch, „Köbeu" und „Breslau" lassen langhinrollenden Donner ver nehmen, und bald hüllt sie ein gelber Pulvcrdampf ein. Die „Hohenzollern" legt an ihrer Boje neben dem Königsschlosse an, „Göben" und „Breslau" in Ab ständen vor der Insel. Inzwischen erscheint am Landungssteg das griechische Königspaar, groß und stark der König, klein und zierlich, iu Schwarz ge kleidet, die Königin, des Kaisers Schwester. Und über uns, an den Fenstern der Häuserreihen, hört man die Stimmen der vornehmen Korfiotinnen flüstern, und eine Schöne sagt deutlich: „Ob. ello trös Slsganto, et il uu^si. uötro v:stugueur!" Ja, stolz sind die Griechen auf ihren siegreichen König, und auch die Königin hat an Beliebtheit sehr ge wonnen, seitdem sie — Königin ist. König und Königin gehen an Bord Les Kaiser schiffes. An dem Hauptmast steigt neben der Kaiser standarte das weiße Andreaskreuz auf blauem Grunde empor. Erneuter Salut. Dann erwartungsvolle Stille. Findet an Bord Gottesdienst statt? War die Begrüßung herzlich? Sind Bruder und Schwester nun auch wirklich ausgcsöhnt? Kluge und törichte Fragen schwirren durcheinander. Erst um. 11 Uhr, kurz nach der Rückkehr des Königs und der Königin, findet die Landung des Kaiser, statt. Ernst schreitet der Monarch die Ehren kompanie ab. Kurze Begrüßungen. Dann geht es auf unterirdischem Wege, von der Volksmenge un gesehen, hinauf zum Schloß. War diese frühe Landung unvorhergesehen? Kaum hatten die Souveräne den Rücken gewandt, als — echt griechisch! — mit der Ausschmückung der Straßen begonnen wurde. Der heiteren Momente gab es dabei viele. Doch die Höflichkeit schweigt davon. Nachmittags drei Uhr war dann wirklich die offizielle, letzte Landung des Kaisers. Für uns, die wir seit Wochen oder Monaten im Süden und längst braungebrannt sind, sah der Monarch etwas bleich auch. Aber den Humor hat er nicht verloren. Das beweist folgende Geschichte: Ein Berichterstatter soll aus Albanien geschrieben haben, in Durazzo sei die Tinte ausgegangcn. Dem Kaiser kam der Bericht zu Gesicht, sein Plan war fertig: unter der Ladung der „Gäben" ist eine große Kiste, deren Anbordschaffung der Kräfte mehrerer Männer bedurfte. Die Kiste enthält — Tinte und ist für Durazzo bestimmt. Die „Sleipner", die heute Wenig große Lieder bleiben, Mag ihr Ruhm auch stolzer sein, Doch die kleinen Sprüche schreiben Sich ins Herz des Volkes ein, Schlagen Wurzel, treiben Blüten. Tragen Frucht und wirken fort: Wunder wirkt oft im Gemütc Ein geweihtes Dichterwort. lBodcnsted t.) Alessandro Magnasco in Zrankfurt a. M. (Ausstellung im Kunstsalon M. Schneider.) In aller Stille Hot sich im Laufe der letzten Jahre ein Ereignis vorbereitet, das jetzt mit einem Male fir und fertig vor uns steht: ein fast vergessener Künstler aus alter Zeit ist plötzlich in das hellste Licht des Tages gerückt worden. Sein Name heißt Alessandro Magnasco. Selbst die, denen der Name schon vorher vertraut und lieb zu hören war, stehen vor den 70 Gemälden, die jetzt in Frankfurt vereinigt sind, freudig überrascht; denn der Eindruck ist so hinreißend amüsant, daß man am liebsten zedem, der Gefühl für Malerei hat, die lleberraschung dieser Ausstellung wünschen möchte. Gelegenheit da zu war bereits in Berlin und Köln, wo die Samm lung Anfang dieses Jahres zu sehen war; auch in Paris und München soll die Sammlung später ge zeigt werden. Da nun aber eine Vorführung in Leipzig vorerst nicht vorgesehen ist, jo sei hier wenig stens berichtet, wie cs mit diesem Magnasco gegangen ist. — Man wußte also bisher von diesem Künstler, daß er um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in Mailand und Florenz tätig war und seinerzeit großes Aufsehen erregt hat, bis auch ihn d«r Sieg des Klassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts so gründlich in Vergessenheit brachte. Laß die wenigen, die ihn überhaupt kannten, ihn als bloße Kuriosität Hinnahmen. Man wußte aber auch, daß einzelne Kenner von seinstem Gefühl in den letzten fünf Jah ren plötzlich einer nach dem andern von dem Unbe kannten beunruhigt wurden. Und manch einer, der aus Dresden, aus dem Haag oder gar aus Italien heimkam und Freunden von seinem geheimnisvollen Erlebnis erzählte, der wurde ebenso häufig ganz dumm angesehen, wie lächelnd und aufgeregt. Denn entweder wutzte der Freund von nichts, oder er war selber irgendwo vor einem Magnascoschen Bild ein mal in Entzücken geraten. Ab und zu verließ sogar ein Kunsthistoriker von Beruf die übliche kühle Zu rückhaltung, wenn von Magnasco die Rede war. Allerdings haben bei uns in Deutschland nur Her mann Voß und Wilhelm Valentiner, beide in der „Zeitschrift für Bildende Kunst", von ihrem Interesse für den Verkannten öffentlich Zeugnis abgelegt. Einer jedoch faßte den Mut, sich Magnasco einmal ganz hinzugeben, ein Kenner italienischer Malerei von Fach und zugleich ein dichterisch begabter Freund aller schönen Künste. Er hat sich auf die Suche nach Magnascoschen Bildern gemacht, hat Urkunden auf gespürt und hat Gleichgestimmte zu finden gewußt, mit deren Unterstützung er die Kollektion zusammen, brachte, die jetzt vor bas deutsche Publikum tritt. Ein Katalog der Bilder, in dem zugleich alle erreich baren Urkunden über Magnasco abgedruckt und die Hauptwerke reproduziert sind, ist inzwischen erschienen. Er ist von Benno Geiger, demselben Kenner verfaßt, der die Kollektion zusammengebracht hat, und enthält aller hand für die Wissenschaft neues; so bringt er zum erstenmal die Zahlen von Magnascos Geourts- und Todesjahr richtig (1667—1719), was hier nur neben bei bemerkt sei. Magnasco ist also von nun an nicht mehr bloß die stille Freude von ganz wenigen; der Weg zu ihm steht jetzt allgemein offen. Hier bleibt, da man in Worten über eine unbe kannte Kunst kaum etwas sagen kann, nicht viel mehr übrig, als d«ic Gegenstände zu nennen, die Magnasco in den Bildern behandelt hat, womit übrigens für den, der das italienische frühe Rokoko kennt, schon allerhand gesagt ist. Denn welch eine Welt liegt in den folgenden Titeln umschlossen: Korbflechtende Nonnen, Bußpredigt, Landschaft mit Holzhackern, Messerschleifcnde Mönche, Stürmischer Fischfang, Piraten am Strand, Satyrfest, Harlekin und Köchin, und vor allem wieder „Mönche" und „Nonnen", be sonders diese Nonnen in der Klosterschule, die sticken und Vasen mit Papierblumen schmücken, die heilige Bücher in Händen halten, oder die Augen sinnend geschlossen haben, das Kinn in der Hand, den Kopf mit der Haube zur Seite geneigt. Ueberall ist ein Schweigen zwischen den Personen, jenes große Schwei gen, das da lebt, wo die Herzen reden. Ueberall ist das Dunkel, das erschauern macht, weil man sich in ihm nach Hilfe und Zuspruch sehnt. Und aus dem Dunkel tauchen von Licht überrieselt Kapuzen und Nonnenhäubchcn auf, und langgliedrige durchsichtige Finger und die zackigen Kurven knitternder Mäntel — alles mit huschendem Pinsel spitz und sprühend in das weiche sprechende Dunkel eingetragen. Und bei den Landschasten hebt sich über den erregt spritzen den Wellen beruhigend ein gütig blauer Himmel zur Höhe, den idyllisch sich neigende Bäume seitlich ein fassen, deren Wipfel vor eilenden Wolken stehen. Man glaubt in den Pinselstrichen das Zucken des Pulses zu spüren, so unmittelbar ist diese Malerei aus dem Blut und den Nerven gekommen. — Die Stadt Frankfurt kann stolz darauf sein, daß der Lei ter des Städelschen Kunstinstituts sich dem jetzt noch kleinen Kreise der Verehrer dieses Künstlers ent schlossen zur Seite gestellt hat, indem er vier Arbei ten Magnascos für die ihm unterstellte Galerie zu erwerben wußte, wodurch zusammen mit anderen Er werbungen aus der italienischen Spätzeit die alte be rühmte Frankfurter Sammlung neuerdings nach einer Seite hier ausgebaut wird, die in den anderen deut schen Galerien zum Teil noch kaum nach Gebühr be rücksichtigt ist. Dr. Dnän-ix Aurcksrck. Kunst un- Wissenschaft. * Strindbergs „Nach Damaskus" im Berliner Lessing-Theater. Die nächste Novität des Lessing Theaters ist August Strindbergs Drama „Nach Damaskus", von dem der erste Teil, der schon einen Abend füllt, im ersten Drittel dieses Monats, von Direktor Barnowsky inszeniert, zum erstenmal aufgcführt werden wird. Die Besetzung der beiden Hauptrollen ist folgende: Der Unbekannte — Friedrich Kayßler, die Dame — Lissa Lossen. Die Besetzung der anderen Rollen, die größtenteils nur Episoden find, steht noch nicht sicher fest. * Zwickauer Musik. Man schreibt uns aus Zwickau In der Pauluskirche brachte am «onntag. 29. März, Kantor Maschner die große Festmotette „Osterseier" für Solostimmen, 2 Kinder chöre. Orgel und 4 Trompeten von Paul Ger- Hardt zur 1. Aufführung. Die glänzende Wieder gabe ldie 2 Chöre waren auf über 250 Sänger ver stärkt und die Orgelpartie wurde von dem Kompo- , nisten selbst ausgeführt) hatte einen großen Erfolg, j In demselben Konzert dirigierte Paul Gerhardt , sein „Bald, bald Frühlings Anfang" („Vöglein im kalten Winter" Op. 10, I), das 1913 bis 1914 eine Reihe von Aufführungen in Leipzig, Chemnitz, Cainsdorf bei Zwickau, Schleiz usw. er- leot hat. * Line wertvolle Sammlung voa Mufikmanu- skripte» ist der Bibliothek des Pariser Konser vatoriums von den beiden Töchtern der Pauline Viardot (Frag Chamerot und Frau Duoernoy) überwiesen worden. Es befinden sich darunter Par tituren von Manuel Garcias Hand sowie zahl reich«, zum Teil selbstgeschriebene Werke von Meistern aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Die beiden Spenderinnen find damit dem Beispiele ihrer Mutter gefolgt, die derselben Bibliothek seinerzeit ihren kost ¬ baren Schatz, das Manuskript von Mozarts „Don Iua n", überlassen hat. * Die letzte Arbeit Christian Morgensterns dürfte wohl die Uebertragung poetischer Ar beiten Friedrichs des Großen gewesen jein. Im 10. Band der großen Friedrich-Ausgabe werden die Gedichte Friedrichs vereinigt, an deren Uebersetzung aus dem Französischen unter anderen auch Morgenstern beteiligt ist. Erst vor wenigen Tagen hat Morgenstern Lein Herausgeber der Fried- rich-Ausgabe, Professor Volz, die letzten Kor rekturen zugesandt, an denen er noch mit gewohntem Fleiß und gewohnter Gewissenhaftigkeit gefeilt hatte. * Dr. Wolfgang Ostwald, Privatdozent an der Universität Leipzig sowie Herausgeber der „Kolloid- Zeitschrift" und der „Kolloidchemischcn Beihefte", hat in den ersten 2 st; Monaten dieses Jahres auf Einladung 56 Vorträge über Kolloidchemie und ihre Anwendungen an etwa 16 der größten und be kanntesten Universitäten und wissenschaftlichen In- stitutc in den Vereinigten Staaten und Kanada gehalten. Lveiterc Einladungen, dar unter solche vom Massachusetts Inst, for Technology, Boston, den Staatsuniversitüten von Pennsylvania, California, Indiania, der University of vyracuse usw., hat Dr. Ostwald aus Zeitmangel nicht mehr annchmen können. * Filchner hatte, wie uns telegraphisch aus Kristiania gemeldet wird, eine lange Besprechung mit Roald Amundsen; der Vertrag, betreffend die Expedition mit der „Fram" ist unterzmchnet worden. Filchner nimmt an der Expedition als Topograph und Ozeanograph teil. Am Nachmittage ist Filchner nach Deutschland abgereist, um sich dort als Flieger auszubilden. Dann kehrt er nach Nor wegen zurück und begibt sich wahrscheinlich nach Bergen zwecks Ausbildung als Ozeanograph. * Lin Jubiläum der Kant-Seselljchast. Die all gemeine Mitgliederversammlung der Kant-Gc- sellschaft, die in diesem Jahre von Sonnabend, den 18. bis Montag, den 20. April ' Halle a. S. in d< n Räumen der Universität starisindet, wird zu gleich di« Feier des zehnjährigen Bestehens sein. Professor Dr. Bruno Bauch aus Jena wird „Ueber den Begriff des Naturgesetzes", Professor Dr. Felix Kriiger - Halle „Ueber den Begriff des Wertes" sprechen. Die Vortragenden und ihre Themen ergänzen sich in der glücklichsten Weise, so daß beide Vorträge ein geschlossenes Bild der gegenwärtigen Probleme und Hauptrichtungen der Philosophie bieten werden. Ferner wird im Stadt theater in Halle «ine F e st a u f f ü h r u n g von Mozarts ,Zaub«rflöte" mit vorhergehendem Festp'rolog ftattfiaden. Die Versendung der Ein- ladunaen liegt in der Hand des stellvertretenden Ge schäftsführer» Dr. Arthur Liebert.
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