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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140407018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-07
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Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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* Wohnung»-Zudiläuin. Dem Allgemeinen Laus. besitzer-Verein zu Leipzig wurden nachträglich folgende treue Mieter, die am 1. April 25 Jahre und länger in einem Hause wohnten, belannt. Der Berein widmete jedem ein Ehrendiplom, und zwar: Herrn Bauinspekto^ A. Bärmig, Körnerplatz 3, Bes. Anna nerw. Linke, Herrn Borarbeiter Hermann Kap», L.-Sellerhausen, Bautzmannstraße 13, Bes. Friedrich Müller, Herrn Produktenhändler Max Pietzsch, Weststraße 26, Bes : E. Dtttelbachs Erben, Herrn Invaliden Hermann Wehde, Ü.-Seller- hausen, Bautzmannstraße 13, Bes. Friedrich Müller, Herrn Werkmeister Gustav Wil lecke, 30 Jahre Kaistraste 1. Bei. Fanny Krenkel. * Städtisch« Gewerbeschule. In den Räumen der Städtischen Gewerbeschule (Wächterstraße) sind zurzeit die zahlreichen Schülerarbeiten öffentlich ausgestellt. Der Besucher ist überrascht von der Fülle des Ge botenen. In drei Stockwerken sind die vielen, mit großem Fleiß und technischem Können angejertigten Schülerarbeiten untergebracht, und zwar gliedert sich die Ausstellung in drei große Abteilungen und in die Arbeiten: 1. der Gewerbeschule mit ihrer Fachabteilung, 2. der M a s ch i n e n b a u - (Jn- genieur-)Schule und 3. der Deutschen Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer mit Fachschule für Tischler. In weiten Räumen sind ferner die Arbeiten des K u n st g e w e r be s zur Schau gestellt. Sie alle verdienen insofern erhöhtes Interesse, als cs sich zum großen Teil um ganz vorzügliche Arbeiten handelt, die den bedeutsamen Erfolgdcs Unterrichts der Anstalt in übersichtlicher, klarer Weise vor Zlugen führen. In den vorbereitenden Klasien der Tages schule wird denjenigen Itjährigcn Schülern, die sich einer gewerblichen, technischen oder künstlerischen Tätigkeit widmen wollen, eine zweckentsprechende Vorbereitung für den künftigen Beruf vermittelt. Gegenwärtig bestehe» solche Klasien für die metall verarbeitenden Berufe, wie Schlosser, Maschinen bauer, Mechaniker, Elektrotechniker usw., ferner kür baugewcrbliche Berufe: Maurer, Zimmerer, Tischler, Glaser, Klempner, und schließlich für künftige Zeichner, Lithographen, Lhemigraphen, Dekorations maler, Modelleure, Graveure usw. Es ist von hohem Interesse, auf Grund der ausgestellten Arbeiten die einzelnen Stufen in der Ausoildung der Schüler zu verfolgen. Zahlreiche Modelle aus Ton und Plastilina veranschaulichen das Ornament- wie figürliche Modellieren nach gegebenen oder eigenen Entwürfen, Photographien ufw. In der reich haltigen Ausstellung für das architektonische Kunst gewerbe fesseln den Besucher die Zeichnungen nach Modellen, S-bnitzereien, Pflanzen- und Tierformen, Geräten und Möbeln. Der Lehrplan umfaßt hier außer ornamentalem und figürlichem Zeichnen Schattenkonstruktion und Perspektive, Stil- und Formenlehrer, konstruktives Zeichnen usw. Der Be such der mit liebevollem Fleiß arrangierten umfäng lichen Ausstellung kann allen Angehörigen des Ge werbestandes und des Kunsthandwerkes nicht dringend genug empfohlen werden. Auf die Aus stellungen der Städtischen Maschinenbau schule und der Deutschen Fachschule für Drechsler, Bildschnitzer und Tischler werden wir noch zurückkommen. * Gesangs-Aufführung am Karfreitage im Innern des Völkerschlacht-Denkmals. Der Neue Leip ziger Männergesangverein wird am kom menden Freitag nachmittags 6 Uhr im Innern des Denkmals unter Leitung feines Chormeisters Max Ludwig die Gesänge der für diesen Tag vorgesehenen Aufführung zu Gehör bringen. Als Vorträge sind dem Ernste des Tages entsprechend nur solche geistlichen Inhalts gewählt. Damit die Musikfreunde aller Kreise Gelegenheit haben, die wunderbare Tonwirkung im Dome des Denkmals kennen zu lernen, ist der Preis der im Vorverkauf zu entnehmenden Einlaß karten für diese Aufführung ausnahmsweise auf 1 festgesetzt, die am Karfreitage am Denkmale zu er haltenden kosten je 2 ./'- Die Karten sind in der Hofmusitalienhandlung C. A. Klemm, Neumarkt 28, im Teppichhaus Frank L Co., Rathausring 10, in der Geschäftsstelle des Deutschen Patriotenbundes, Blücherstraße 11, und an der Tageskasse am Völker schlachtdenkmal zu haben. * Jubiläums-Ausstellung der Deutschen Schneider- Lehranstalt zu Leipzig. Die in den Räumen der Schule, Peterssteinweg 10, in den Tagen vom 6. bis 8 April veranstaltete Ausstellung wird sicher für die Leipziger Damenwelt von besonderem Interesse sein. Die Ausstellung umfaßt die Konstruktion von Schnittmustern, Modellentwürfen, Skizzen zeichnungen, dann fertiggestellte Damengarderobe einschließlich Jacken - Kleider in einfachen und eleganten Formen, sowie Wäfchegegenstünde. Sämt liche Arbeiten sind von Schülern der Anstalt angefertigr und zwar nach den neuesten Modellen nach dem System der Schule. Es befindet sich dar unter eine Reihe aparter Neuheiten. Die Arbeiten sind kaum oder überhaupt nicht von den französiichen Modellen zu unterscheiden. Besonders zu erwähnen wäre noch die elegante Linie, die in sämtlichen Mo dellen wiedergegeben ist. Von Pelzsachen liegen einige vornehme Hermelingarnituren, bann einige Jacketts aus Persianer, Brettschwanz und Maulwurf mit Hermelinbesatz aus. Auch die der Direktion der Schule (Direktor C. H. Budde) anläßlich des 25 jährigen Jubiläums gewidmeten Auszeichnungen usw. sind ausgestellt. * Ausstellung von ausländischen Handarbeiten. Ain Mittwoch, den 8. April, nachm. von 7 Uhr, findet nn Aug uste Sch m id t-H aus, Dresdner Str. 7, Auskunjterteilung und Ausstellung onn aus ländischen Handarbeiten statt. Es handelt sich um chinesische Stickereien, Teneriffa-Arbeiten, für Kleider, Blusen, Decken, Kissen ujw Außerdem sino Perlen arbeiten und eine Konfirmandinnen-Ausstattung ausgestellt. Der Verein für neue Frauenklcidung und Frauenkultur ladet im Anzeigenteil der vor liegenden Nummer zur Besichtigung höflichst ein. * Die Schonung und Pflege der Sehkraft. Die Kurzsichtigkeit ist eine Begleiterscheinung des Schulbesuchs, die besonders in Deutschland auffallend häufig auftritt. Sic zu beseitigen, ist natürlich von beute auf morgen nicht möglich, aber wir haben es hier glücklicherweise mit einer unvermeidlichen Wir kung unseres an Wissen und Bildung hohe Anforde rungen stellende Zeitalter zu tun. Der Kampf gegen die Schulkur,zsichtigkcit ist, wie Prof. Dr. K r u s i u s- Berlin im „Zentralblatt für allgemeine Gesundheits- pfleae" ausführt, nur in zwei Richtungen möglich: durch die Schaffung der allergünstigsten Bedingungen für die aus ein Mindestmaß cinzuschränkende Nah arbeit, durch Stählung der Augen in freier Natur. Was an Verbesserung der Schulbänke, Beleuchtung und Naharbeitsbeschränkung von der Schule schon geleistet worden ist, steht wohl schon an der Grenz» des kulturell Möglichen. Sehr viel hat hier noch das Elternhaus zu leisten, worauf Schularzt und Hausarzt hinwirken mögen. Es muß darauf gesehen werden, daß Näharbeiten sowohl als auch Lesen und Schreiben möglichst bei laAeslicht ausaeführt wer den. Niemals wird ein« künstliche Beleuchtung die vielfältige Wirkung des Tageslichtes ersetzen. Zwie licht ist bei genügender Gesamthclligkeit 'war nicht nachweislich schädlich, aber uregen der bestel-enden Färb ingsunterschiede lieber zu meide n. Durch ge eigneten Sport, Freiturnen. Zielübungen und Wan derungen sollen an den Körper, den Geist und die Sinne di« dem Nahseh«n «ntgegrnwrrkrnden Ankor- derungrn gestellt werden, und zwar nicht erst in ven oberen Schulklassen mit schon entwickelten Augen schädigungen, sondern planmäsiig als ständiges Gegen gewicht der stubenarbeit schon von den unteren Klasien an. * Die Werkstätten für Arbeitslose gehören zweifel los zu den gemeinnützigsten Einrichtungen in unserer Stadt. In dem für 1013 erstatteten Berichte weist der Vereln der Wertstätten für Arbeitslose darauf hin, daß die von ihm unterhaltenen Werkplätze in erster Reihe dazu dienen, einheimischen, meist verheirateten Arbeitslosen Verdienst zu verschaffen. Es sind das solche, die eigene Wohnung oder Schlafstelle haben und vorübergehend erwerbslos sind oder wegen Alter, Kränklichkeit oder Gebrechlichkeit bauernde Stellung nicht mehr bekommen. Derartige Personen wollen einen Lohn in bar verdienen, um damit den Unterhalt für sich und ihre Familie nach Möglichkeit zu bestreiten. In wie hohem Maße diese Arbeitsgelegenheit benutzt wird, beweist der Um stand, daß im vergangenen Jahre 28381 an Bar löhnen verausgabt wurden. Ferner wurden an 19 l)00 zu- und durchreisende Gewerbsaehtlfen und Handwerksburschen, die auf den Werk- Plätzen tätig waren, rund 11000 ./U für Verpflegung an die Herbergen ge ahlt. Diese beiden Ziffern zeigen mehr als es Worte zu tun vermögen, daß dieses Wohltätigkeitswert die allgemeinste Unter stützung verdient. Erwähnt sei noch, daß sich im vorigen Jahre der Gesamterlös für gespaltenes Holz und andere Arbeiten auf 84 950 ./« stellte. * Leipziger Bolksbureau (Erimmaischer Stein weg 15). 2m Monat März wurden 1035 Aus künfte an insgesamt 959 Personen erieilt. Von den letzteren waren 54 Arbeitgeber, 531 Arbeit nehmer und 374 in anderweiter Stellung usw. Auf die einzelnen Rechtsgebiete verteilten sich die Aus künfte wie folgt: Bürgerliches Gesetzbuch 808 (davon Miete 165-, Zivilprozeßordnung 49, Strafrecht und Strafprozeß 65, Gewerbe- und Handelsrecht 20, Ardeiterversicherung 45, Gemeinde- und Staatsange legenheiten 20, sonstige Rea.tsgebiete 28. * Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. Dem Be richte für das Schuljahr 1913 14 ist zu entnehmen, daß die Anstalt von 430 Schülern besucht wurde. Von den Schülern stammten 319 aus Sachsen, 102 aus anderen deutschen Bundesstaaten und 9 aus dem Reichsausland. An der Anstalt unter- richieten, einschließlich des Direktors, 20 Lehrer, Die Entlassungsfeier fand am Sonntag unter zahlreicher Beteiligung von Schülern und ihrer Angehörigen cm großen Saale des Buchhändlerhauses statt. Der Feierlichkeit wohnte auch der Inspektor der höheren Handelsschulen Studiendireltor Dr. Adler bei. Vom Direktor der Anstalt, Dr. Frenzel, konnten 111 Schülern Abgangszeugnisse überreicht werden. Der Vorsitzende des Schulausschufses, Ver lagsbuchhändler De gen er, gab den Abgehenden sorgliche Wüniche und Ermahnungen mit auf den serneren Lebensweg. " Die Fleischer-Innung zu Leipzig ladet im An zeigenteil der vorliegenden Nummer zu seiner am 15. April im Großen Saale des Schloßkellers zu L.-Reudnitz stattfindenden außerordentlichen Jnnungsversammlung ein. Auf der Tages ordnung steht u. a. die feierliche Lehrlingslos sprechung. * Der deutsche Bahnhof in Paris. Der Ojt- bahnhof in Paris ist vielen Deutschen wohl be kannt. Er ist der einzige der Hauptstadt, der un mittelbaren Verkehr mit Deutschland vermittelt. Er bedient den lebhaften Verkehr nicht nur mit ganz Süddeutschland, sondern auch mit Mitteldeutschland und einem großen Teile von Norddeutschland, ins besondere mit Frankfurt a. M., Kassel, Magdeburg, Erfurt, Halle, Leipzig, Dresden, Görlitz, Breslau, Oberschlesien und den dazwischen liegenden Orten. Diese Reisenden wird es interessieren, daß der Bahn hof erweitert wird. Der Bahnhof ist zuletzt von 1895 dis 1899 vergrößert worden. Im Ausstellungsjahr 1900 benutzten ihn ab Paris 8 Millionen Reisende. Inzwischen ist dieser Verkehr auf mehr als 13 Mil lionen gestiegen. Die Zahl der Gleise soll demgemäß von 16 auf 28 gebracht werden. Die Kosten sind auf 55 bis 60 Millionen Franken veranschlagt. Der Bau ist von 1915 bis 1920 geplant. * Oesfentliche Sittlichkeitsversammlung. Am Gründonnerstag, 9. April, abends ^9 Uhr, findet im Gasthof zu L.-Neustadt eine öffent liche Sittlichkeitsoersammlung für Männer statt, veranstaltet vom Deutschen S i t t l i ch k c i t s- verband vom Weißen Kreuz. Dr. med. W. Küh n will über „die modernen Bestrebungen für sexuelle Aufklärung der Jugend" sprechen. (Eintritt 10 Pf.) Die Hauptgeschäftsstelle des Weißen Kreuzes befindet sich in Nowawcs bei Potsdam, Heinestr. 1, das Leipziger Sekretariat Täubchenweg 14, Garteng. * Liturgische Passionsfcier. Am Karfreitag nach mittags 4 Uhr wird im Großen Festsaale des Zoolo gischen Gartens eine Passionsseier gehalten. Die Lie der, die zum Vortrag gelangen, werden gesungen von den Mitgliedern des christlichen Sängerbundes deutscher Zunge. Programme, die zum Eintritt be rechtigen, sind im Vorverkauf bei C. A. Klemm, Neu markt 28, zu haben. * lieber Diät und Krankheit hält heute abend in der alten Handclsbörse Dr. R. Hafer land, leitender Arzt der Kuranstalt Jungborn im Harz, einen Vortrag. Näheres in der Anzeige. * Leipziger Fröbelverein. Einen feierlichen Ab schluß des Schuljahres der „Anstalt zur Aus bildung weiblicher Dienstboten" (Lei terin Frl. Angelika Hartmann) bildete die Prüfung und Entlassung der Schülerinnen, die im Angelika-Hartmann-Hause in Gegenwart zahlreicher Mütter und Dienstherrschaften stattfand. Haus- haltungskundc (Frl. Seidel), Deutsch und Rechnen (Herr Lehrer Schwob) waren die Prüfungsgegen stände. Das Geiamtergebnis der erlangten Aus bildung kam in lauter guten und nützlichen Lehren und Erkenntnissen erfreulich zm Ausdruck. Beondere Anerkennung erwarben sich auch Frl. Schilling und Frl. Eyrlich für die von ihnen veranstaltete Ausstellung der Nadelarbeiten ihrer Schülerinnen. Nach der Prüfung hielt Herr Schwob im Namen des Vereinsvorstandes eine für die jungen Mädchen gerade dieses Alters und Standes trefflich berechnete Lntlassungsredc. * Umgerisiener Laternenpfahl. In der Bayri schen Straße, am Schmuckplatz zwischen Stein- Keine Lepra im Chinesenzops. 2m Zusammenhang mit einer Meldung in den Tageszeitungen über Uebertraguna von Lepra durch Thinesenhaar hatten wir eine Notiz gebracht, in der wir auf den wissenschaftlich anerkannten großen Wen der Providol-Seife als Desinfektion», sowie Schön- heitsmtttel htngewiesen haben. Zahlreiche Gutachten von anerkannter Seite liegen über diese durch D. R P. geschützten Eigenschaften vor. Wir haben uns überzeugt, daß diese Lepra-Mel dung eine Erfindung war. und daß es überhaupt nicht möglich ist, Lepra durch falsches Haar zu übertragen. Im Interesse des Friseurgcwerbes wollen wir nicht davon abstehen, das Publikum darauf hin- »uw«is«n, daß «» mit dem Leprag«lp«nst gründ!« beunruhigt worden ist. und Fi Kraf pfähl t * 5 hiesige, der Kr 1883 ir Müll von 30 groß, blasses Augen, kurz g ständig Ulster, Schnür rund ' Stehkr, geregte 500 dieser < Abteil, * E Ehefra ners e Nacht her zu dis na einen L lampe Lichtsch sie die großer ausbli, gelegen Beim die L und ist kuci ein (D< niö sal l krän hatt eine nach düni seiw kanr Soh auch ich i Kur alle maci ohm ein keit, jede meii jünc Gest nur qeqe i»ikS dr dekmue:i Sette 12. Nr. 176. Morgen-Nussavr. Leipziger Tageblatt. sintemalen die Existenz der Gesellschaft, deren Direktor vor ihm steht, dem Minister bekannt ist, Zug um Zug zu erledigen. Indes: Exzellenz zucken die Achseln: der Fall sei noch nicht vovgekommen, das -eilende Simile fehle; der Kasus müsse funditus untersucht werden Dem Geschäftsmann gehen jo kostbare Monate verloren. Wer es bester haben und sich nicht verlieren will, muß eben Geld in seinen Beute! tun. Das ist dann vielleicht keine Bestechung, im schärfsten, technischen Sinne des Wortes, aber Schmiergelder bleibens doch, wie mir das ein russi scher Großunternehmer, als ich ihm fragte, woher eigentlich die Beamten zu den sündhaft teueren Souper» Las Geld nähmen, einmal umschrieb: die Leute lassen sich dafür bezahlen, daß sie tun, was von rechtswegen ihre Pflicht und ihres Amtes wäre. Aber weiter: zwei große Zigarcttenfirmen wollen sich zusammentun und haben zu diesem Zwe.c bereits ein Kapital von einer Million Rubel aufgebracht. Aber eine dritte Firma wittert dahinter — vielleicht nicht zu Unrecht — für sich Gefahren. Und diese Firma !>at es gu: getroffen. Sie erfreut sich, wie man in Rußland sagt, einer „ssiljnaja protelzifa", einer trästige.i Protektion. Die Frau des Begtzers der Fabrik war nämlich in fröhlich» Mädchenjayren die Geliebte eines früheren — auch in Deutschland nicht ganz unbekannten — Handelsministcrs. Zu dem geht oie Dame und nun erweist sich — man kann öavon nicht ohne Rührung sprechen — daß die Treue kein leerer Wahn ist und alte Liebe nicht rostet. Der „gewesene" Minister redet im Neichsrai große Töne, warnt vor den Gefahren einer Vertrustung und Monopolbildung, die für das Reich des weißen Zaren herauszogen und — die beantragte Fusion wird ab- gelehnr. Oder aber: ein großes Hotel in Moskau hat in seinen Parterreraumen «in Casö, das sich, weil es das einzige nach europäischem Muster ist, lebhaften Zu spruchs erfreut. Vor dem Cas6 läuft - gleichfalls eine Seltenheit für Moskau — ein kleiner Vorgarten oder, wenn man so will, eine Terrasse. In den Sommermonaten — Moskau hat ausgeprägt kon tinentales Klima — eine Oase in der heißen, großen Stadt. Die Direktion petitioniert um die Erlaubnis, an den Sommerabenden die übliche „Salonkapellc" in diesem Vorgarten spielen zu lassen. Wird rund weg abgelehnr. Zweites Ersuchen: man möge gütigst erlauben, daß wenigstens die Feustcr geöffnet bleiben, wenn die Kapelle drinnen spielt. Wird gleichfalls abgeschlagen: die lockenden Weisen der Musil könnten leicht einen Bollsauflaus erregen. In den gebildeten Kreisen Rußlands erzählt man sich derlei Gxfchichtchen — jeder Tag bringt ihrer neue -- mit ingrimmigem Lächeln. Wenn man dennoch nicht daran denkt, die Reootutionsjahne in die Hand zu nehmen, jo liegt das daran, daß die Er- werbsmöglicisteiren bei verhältnismäßig geringer Arbeit immer noch gut sind und bei der heutigen aus- steigcnde.i Konjunktur vielleicht besser als je, und dann an der „Freiheit", dieser eigentümlichen russi schen Freiheit, die in Wahrheit in der völligen Frei heit vom Staat besteht. Der verlangt von dem ein zelnen Untertan im Grunde nichts anderes, als daß er sich um ihn, den Staat, nicht kümmere. Er sott kein Revoluzer jein, nicht in den Geruch verdächtiger Ge sinnung kommen. Im übrigen kann er tun und lasse», was ihm beliebt. Der russische Staat ist kein Splitterrichter und die russische Gejcllschast ist es auch nicht. Daher kommt es, daß der einigermaßen mit Gliicksgütern Gesegnete in Rußland lm allgemeinen kein unbelxrgliches Leben führt. Alle paar Jahre muß er sich darauf gefaßt machen, als Geschworener zu fungieren. Sagt man ihm — zu Rcchi oder Un recht — liberale Gesinnungen nach, so bleibt er auch davor verschont. Dennoch ist gar nicht zu verkennen, daß eine tiefe Unzufriedenheit in diesem Lande wühlt. Der Patriotismus ist in Rußland ja amtlich besohlen und wird polizeilich kontrolliert: an den Geburtstagen und, was dem Russen noch höher gilt, den Namens festen des Kaisers, der Kaiserin, des Großfürstcn- Thronfolgers und der Kaiserin-Mutter, also achtmal im Jahre, müssen Fahnen herausgesteckt werden und ist abends zu illuminieren. Ich lmbc mir eine solche Illumination am Geburtstage des kleinen Thron- solgers in Petersburg angesehen: cs war so ziemlich das Kümmerlichste, was es in dem Belang geben iann. Vor den staatlickfen, oder wie man in Ruß land sagt, den Krongebäuden, leuchteten unter einem Adler die Initialen des Geburtstagskindes in der üblichen Flammcnschrift; das war aber auch alles. Die Geschäfte hatten, bis auf ein paar minderwertige Kneipen, die im Schaufenster illuminierten, die Roll läden hcrabgelasien, und nur auf dem Newskij zog sich ein dünner Streif spärlich gesäter bunter Glüh birnen wie eine aufgefranste und geplünderte Gir lande die Häuser entlang. Diese befohlene und trotz dem nur lässig und widerwillig ausgeführte Illumi nation versinnbildlichte nicht übel das Maß von Anhänglichkeit, das man den bestehenden Zuständen entgegenbringt. Es grollt in der Industriearbeiter schaft, es grollt in den Kreisen der „sogenannten „Intellektuellen", deren Grenzen in Rußland weiter gesteckt zu cverdcn pflegen, als sonst irgendwo aus der Welt, und in der dünnen, sehr dünnen Oberschicht der Leute von wirklicher europäischer Bildung ist man ehrlich degouticrt. Aber eine neue Revolution'? Die einen sagen mit Bestimmtheit sic voraus, die anderen leugnen ebenso nachdrücklich, daß ihre Chancen wüchsen. Nur darin stimmen die einen wie die anderen überein, daß ein unglücklicher Krieg genau wie vor acht Jahren Umsturz und Buntschuh entfesseln müßte. Freilich dürfte cs kein Krieg gegen Deutschland sein. Der wäre nämlich bei allen Schichten und in allen Lagern, bei Demokraten wie bei echt russischen Leuten, bei den Intellektuellen wie bei den Massen, ganz ungeheuerlich populär. Nebenbei, scheint mir, geht man in die Irre, wenn man der russischen inncrpolitischen Entwicklung als nächstes Ziel die Erwerbung neuer Volksrechte, die Verbreiterung der Verfassungsbasis zuweist. Im großen ganzen möchte für diese Nation von Analpha beten das Maß der vorhandenen Rechte und Frei heiten schon noch ausreichen Wenn nur die Ver waltung gerechter und reinlicher wär«: wenn man die Bcamtenwillkür einzucngen lernte, zu verhindern wüßte, daß sich die Tücke, die Niedertracht, die Raub tierinstinkte einer in Höhen wie Tiefen vielfach gleich verderbten Tschinownikkaste an dem rührend geduldigen, gutmütigen Volk austobcn. Denn trotz der Verfassung: Rußland ist noch immer t!l» NWINV ul«1 Russin. Das Land, wo man die Kutscher duzt und den Kellner mit „Kerl" an redet, wo der Rubel rollt und mit einer Art Selbst Verständlichkeit die Härten der Besoldungsverbält- nisie ausgletcht, wo man die Juden mit zynischer Grausamkeit quält (man denke an die Aufnahme bedingungen für die russischen Universitäten), und hinterher sich wundert, wenn sie ein Element der Unruhe bleiben; wo man trinkt und liebt und lieben und innten läßt, das alte vergnügte Rußland, aus dessen wilder Lustigkeit für den tiefer Zuschauenden freilich «ine unendliche Tragik und Melancholie brechen. Leipzig imü Umgebung Leipzig, 6. April. -das -ringen-ste Seöürfnis eines Leipzigers." Das Leipziger Tageblatt hat sich in den 108 Jah ren seines Bestehens stets bemüht, seinen Lesern ein lieber Freund, ein angenehmer Gesellschafter und guter Berater zu sein. Es darf sich schmeichln, stets die Liebe und Zuneigung seines Leserkreises besessen zu haben und darf von sich sagen, daß die gegenseitige Fühlungnahme niemals aufgehört hat. Einen rei zenden Beweis hierfür finden wir in einer Leipziger Zeitschrift aus dem Jahre 1843. Die Rosen" nennt sie sich und ist „eine Zeitschrift für die gebildete Welt". Dort heißt es in der Nummer 62 vom 28. März wörtlich: „Das „Leipziger Tageblatt". Leipzigs schönste Zierde ist das „Tageblatt", sagt Oettinger im „Charivari". Es könnte eben so gut und noch rich tiger lauten: Das dringendste Bedürfnis eines Leipzigers ist das „Tageblatt". Nur wer dies Journal, welches die ganze Bevölke rung der Stadt zu Mitarbeitern und was eben so viel sagen will: zu Abonnenten hat, in allen seinen einzelnen Vorzügen längere Zeit hindurch kennen lernte, kann sich unsere beispiellose Liebe für das Blatt erklären. Keine Familie scheidet aus unserer Stadt, ohne Sorge zu tragen, daß ihr das „Tageblatt" nach folgt. Es hat deshalb Abnehmer in allen Theilen der Welt, unter den Ansiedlern am Ohio, in den deutschen Lesezirkeln zu Paris, in den CafVchäusern der City von London, in Petersburg und Rom, in Ü Lyon und am Schwarzen Meer. Es ist das Alpen horn, welches de» Leipzigern den Kuhreigen des Heimwehes ins Herz bläst, die mögen sich auf den Eisfeldern des 'Nordpols oder unter t-em Himmel Siziliens befinden, denn es spiegelt ihnen in jeder Nummer die neueste Geschichte des gesamten Leipziger Lebens ab. Nicht etwa bloß die öffentliche, auch die geheime und geheimste. Anonyme Briese, zärtliche Ergüße, versteckte Verläumdungen werden nur im „Tageblatt" beantwortet. Verlangst Du ein Stell dichein von Deiner Geliebten, und wenn sie von einem Drachen bewacht würde, von Eltern, Großeltern, Tanten und den Augen des eifersüchtigen Bräu tigams; das „Tageblatt" ist die Brieftaube, die sicher zu ihr gelangt. Bist Du von Deinem Freunde be trogen worden, quält Dich ein Mißverständniß, hat Dich Dein Hauswirth übertheuert, ging Dir der Ring mit dem Haare Deiner verstorbenen Mutter verloren, oder verlangst Du zu wissen, ob Deine Nachbarin morgen im Tivoli" erscheinen wird — alles erledigt das „Tageblatt". Dazu jene zahllosen Einladungen zu Schmausen und Trinkgelagen, die Anempfehlungen neuer Biersorten, die Coteletts mit „Allerlei" und die Schweinsknöchelchen samt den Befehlen der hohen Obrigkeit, den Ankündigungen der Theatervorstellun gen, Concertc, Bälle und jeder Art geselligen Ver- gnügcns, umschwärmt von einer Meute vermißter und aufgcgriffcner Hunde, die einen hauptsächlichen Platz in dem Anzeigcraumc cinnehmen. Hierüber die Meldung der einpasiierten Fremden aus den Gast höfen und der Auspasjierten vom Johanniskirchhofe, die Dankbarkeit gegen Aerzte, Juristen und Prediger, die Aufforderungen, Mahnungen, Neckereien und Winke, deren Bedeutung oft kein Censor erräth, wohl aber die ganze Stadt; diese Eigenschaften sind es, die uns das „Tageblatt" zum Lebensbedürfnisse machen. Folgende Regeln sind erprobt: „Ein Leipziger, der früh um 9 Uhr ausgeht, ohne zuvor das „Tageblatt" qelesen zu haben, geht blos aus, um cs zu lesen.' „Ein Arzt, der seinem Kunden das Lesen des „Tageblattes" verbietet, betrachtet ihn bereits als todt. — Untersuchungsrichter wenden bei hart näckigem Leugnen eines Gefangenen das Entziehen des „Tageblattes" als das wirksamste Mittel an, un umwundene Geständnisse zu erlangen." „Nur der jenige Leipziger ist seiner Heimath ganz verloren und als abtrünnig zu betrachten, der in der Fremde nicht mehr nach dem „Tageblatt" begehrt." „'Nach einer ungefähren Berechnung erscheinen in Leipzig, außer dem „Tageblatt", noch etwa 90 bis 100 periodische Schriften. Sic könnten sämmtlich für eine Woche, einen Monat, ein Jahr verboten werden, ohne daß dieser Schritt nothwendig ein ernstes Ereigniß nach sich .zöge. Erschiene aber das „Tageblatt" nur einmal anstatt früh 6 Uhr — erst des Mittags, so hätten wir den Morgen einer Revolution erlebt. Die Folgen seines gänzlichen Verbots hingegen wären unermeßlich." Zum Beweise obiger Behauptungen folgendes: Als vor einiger Zeit beim Graben eines Brunnens zwei Arbeiter verschüttet wurden, wovon der Eine todt gefunden, der Andere zwar unverletzt, aber erst nach siebenzehnstündiger gefahrvoller Anstrengung aus der Tiefe gebracht wurde, umringten eine Menge von Personen den Geretteten und die angesehenste davon richtete die Frage an ihn, was er zunächst wünsche? Es ist erzählt worden, der Verschüttete habe vor Allem eine Prise gefordert. Augenzeugen wissen cs bcsier: Er verlangte das „Tageblatt". Unsere Leser werden voll Vergnügen mit uns den niedlichen Inhalt dieser kleinen Epistel studiert haben. Wir aber werden Sorge dafür zu tragen wissen, daß der Leipziger sein „dringendstes Be dürfnis" auch fürderhin in derselben angenehmen Weise wie im Jahre 1843 befriedigen kann. * Vom Reichsgericht. Der Oberlandesgerichtsrat Westphal aus Hamburg, bisher Hilfsrichter beim Reichsgericht, ift zum Reichsgerichtsrat ernannt worden. Er hat seinen Sitz im zweiten Zivilsenat. * Personalien von der Justiz. Der König hat vom 1. Mai 1914 an den Landgcrichtsrat Dr. Hänel in Leipzig zum Amtsgcrichtsratc bei dem Amts gericht Leipzig und den Amtsgerichtsrat Dr. Reh wagen in Leipzig zum Landgcrichtsrat beim dem Landgericht Leipzig ernannt. * Jubiläum. Am heutigen Tage begeht Herr Pfarrer Flor in L.-Schleuhig sein 25jährige» Amts jubiläum. Er ist am 7. April 1889 in Anger-Crotten- dors als Hilfsgeistlichcr eingewicsen worden, war dann 15 Jahre lang Pfarrer in Taltitz i. V. und seit Hohneujahr 1907 ist er Pfarrer in L. Schleußia. — Aus ein tüjähriges Bestehen kann am heutigen Tage ferner das Hontg-Spezial-Keschäft von Bruno Wohlfahrt, Inhaber Paul Gerber, Querstraße 1, zurückblicken. * EedLcktnisseie« der Leipzig-Dresdner Eisen, bahn. Es sei nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Feier Henle abend um 8 Uhr im Saale des Kaufmännischen Vcreinvhauses, Schulftraße 5, statt- findet und jedermann ohne Eintrittskarte freien Zutritt hat. Festredner ist Herr Dr. G. St re je- mann. Dem Vorträge folgt eine Reihe von etwa 50 Lichtbildern au» der ersten Zeit de» Eisenbahn wesen». fast durchweg nach ältesten Ortginalblättern. Ol
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